Blah Blah Fishcake - Jochen Zuber - E-Book

Blah Blah Fishcake E-Book

Jochen Zuber

4,9

Beschreibung

Die Geschichten dieses kleinen Büchleins bieten dem Leser die Möglichkeit, sich am Leid des Autors zu erfreuen oder ihm nickend zuzustimmen, wenn er über die Tücken des Alltags oder seiner Mitmenschen referiert. Ein Verkaufsgespräch in einem Laden für Heilsteine, ein "kleiner "Spaziergang mit der Familie oder die unvermeidlichen Gespräche, die man mit entfernt bekannten Personen führen muss, nur weil man sie zufällig im Supermarkt trifft. Überall passieren Dinge, die weder die Wissenschaft noch der gesunde Menschenverstand erklären kann. Daran könnte man verzweifeln. Oder einfach darüber lachen. Ersteres sollte unterbleiben, bei Letzterem könnte dieses Buch helfen.

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www.supernature-forum.de

INHALTSVERZEICHNIS

Da bin ich wieder

Katzen

Schade eigentlich

Ursache und Wirkung

Wanderslust

Der See

Fußball

Frisch gestrichen

Auf der Flucht

Der Berg ruft

Der Gärtner

Dummheit

Telefon

Tarnen und Täuschen

Hausaufgaben

Tag der offenen Tür

Sport

Camping

Die lieben Kleinen

2x2

Die armen Hunde

Physik

Vatersorgen

Entspannungsurlaub

Steine

Fitness

Alles Kopfsache

So kann's gehen!

Friede sei mit mir!

Mir stinkt's

Wink des Schicksals?

Nachtschlitteln

Der Anfang

Dr. chmul vs. [SNC]witch

Dr. chmul vs. [SNC]jabberj

Dr. chmul vs. chmul

Dr. chmul vs. Astrominus (2)

Dr. chmul vs. dad1881

Dr.chmul vs. digitaldouchebag

DANKE

Da bin ich wieder

Schön, dass Sie auch wieder da sind. Falls Sie nicht wissen, wovon ich spreche, begrüße ich sie ganz herzlich zum Erstkontakt mit meinen Geschichten. Stammleser, die mein bisheriges Gesamtwerk ("Es hat ja keiner behauptet, das Leben sei einfach") schon gelesen haben, mögen mir verzeihen, dass ich einige Einleitungsworte an die Erstleser verliere.

Die Geschichten meiner Bücher basieren, bis auf sehr wenige Ausnahmen, die an der sprichwörtlichen einen Hand abzuzählen sind, auf wahren Begebenheiten. Manche sind etwas weiter vom tatsächlichen Geschehen entfernt, bei anderen könnte es sich, bei angepasster Wortwahl, um eine unter Eid erstellte Zeugenaussage handeln. Allesamt führen sie uns (also mir nicht mehr, ich weiß ja Bescheid) vor Augen, wie nahe am Abgrund des Wahnsinns die Menschheit schon steht. (Ende der Kurzeinleitung)

Festzulegen, wann genau die Menschheit nun aus purer Dummheit ausstirbt, fällt mir schwer. Aber selbst wenn es überraschend schnell ginge, sollten wir uns mit einem Lächeln aus dem Universum verabschieden.

Und genau darauf ist auch diese zweite Sammlung meiner kurzen Geschichten ausgerichtet. Ich will Sie zu einem Lächeln provozieren. Und ja, das sage ich an dieser Stelle in aller Deutlichkeit, ich nehme dabei auch billigend in Kauf, dass daraus an der einen oder anderen Stelle ein Lachen wird.

Also tun Sie uns beiden einen Gefallen und entspannen Sie Ihr Gesicht, lassen Sie es einfach geschehen. Sollte sich am Ende des Buches noch immer kein Lächeln auf Ihr Gesicht geschlichen haben, dann denken Sie sich bitte eine aufrichtige Entschuldigung meinerseits.

Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung!

Katzen

Ich habe an anderer Stelle bereits einmal erwähnt, dass ich nicht unbedingt ein Tiernarr bin. Gleichzeitig bin ich aber auch kein Tierhasser. Ich denke unsere gefellten, geschuppten oder geflügelten Freunde haben durchaus auch ihre Daseinsberechtigung auf unserem netten kleinen Planeten. Wobei der ja nun wirklich nicht so klein ist und deshalb den Tieren als auch mir so viel Lebensraum bietet, dass wir einigermaßen gut aneinander vorbei kommen.

Unter normalen Umständen. Verliebt man sich allerdings in eine ausgesprochene Tierfreundin und bezieht sich deren Begeisterung vor allem auf Katzen, dann gestaltet sich das mit dem aneinander vorbeikommen schon deutlich diffiziler. Um genau zu sein funktioniert es nicht. Gar nicht. Schließlich dringe ich in deren Revier ein und wie Katzen nun mal so sind, nehmen sie nicht im Geringsten Rücksicht auf einen Eindringling, scheuen sich aber gleichzeitig nicht ihn für ihre Zwecke einzuspannen.

Zwei Katzen hat mein Liebling und es sind spezielle Katzen, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Rückblickend frage ich mich ernsthaft, ob Katzen in Wirklichkeit nicht hochintelligent sind und sich nachts in die Tatze lachen, weil sie die doofen Menschen wieder kräftig an der Nase herumgeführt haben. "Die doofen Menschen" bezieht sich in diesem Fall auf mich.

Aber zunächst einmal ein paar grundlegende Informationen. An einer Seite des Hauses gibt es eine Katzenleiter, über die die Katzen auf die Terrasse und von dort durch eine Katzenklappe in die Küche gelangen. Dort steht im Regelfall ein Napf mit Trockenfutter und allmorgendlich bekommen die Katzen das Frühstück in getrennten Näpfen. Einen speziellen Schlafplatz haben die Katzen nicht, sie legen sich einfach dorthin, wo es ihnen passt.

Die eben erwähnte Katzenleiter wird allerdings nur im äußersten Notfall verwendet. Im Regelfall lauern die Katzen an einem strategisch guten Platz und warten auf einen menschlichen Türöffner. Nähert sich jemand, zum Beispiel ich, springen sie aus ihrem Versteck und rennen auf die Haustüre zu. Dabei entwickeln sie eine fast unheimliche Perfektion darin, das Tempo genauso zu wählen, dass es ihnen spielendleicht gelingt genau dort zu sein, wo man, also ich, den nächsten Schritt vollenden möchte. Und so wird jede Annäherung an die Haustüre zum Hindernislauf mit beweglichen Hindernissen.

Hat man die Türe dann erreicht ohne sich durch plötzliche Ausweichmanöver eine Zerrung zuzuziehen und benötigt dann ein paar Sekunden um zu Atem zu kommen, sieht einen die Katze schon vorwurfsvoll an. Und nicht einfach nur wegen der unnötigen Verzögerung bis man endlich aufgeschlossen hat. Nein, ich meine darin auch den wenig subtilen Vorwurf herauszulesen, dass man überhaupt viel zu spät da sei, weil die Katze schließlich schon lange in die Wohnung wollte. Auf meine diesbezügliche Frage, weshalb sie denn nicht einfach die Katzenleiter nähme, habe ich indes bis heute keine Antwort erhalten.

Ein zwar nicht regelmäßig belegter aber dennoch häufig gewählter Schlafplatz der Katzen ist am Fußende des Bettes. Unseres Bettes. Dafür liegt extra eine Katzendecke dort. Auf der Seite meiner Frau versteht sich, schließlich ist sie ein Stück kleiner als ich wodurch sich automatisch Platz ergibt. Solcherlei logischen überlegungen verweigert sich der Vierbeiner leider. Wie eingangs angesprochen wird behauptet, Katzen seien einfach nicht in der Lage solche Probleme zu verstehen. Ich glaube, sie wollen einfach nicht. Und so liegt der wandelnde Haarausfall weder auf der Katzendecke noch auf der richtigen Seite.

Anfangs versuchte ich es noch im Guten. Ich strich die Katzendecke glatt und klopfte aufmunternd darauf, um der Katze den Stellungswechsel schmackhaft zu machen. Und tatsächlich, nach knapp zehn Minuten erhob sie sich gemächlich, streckte sich, kam herüber, schaute sich die Sache eingehend an und legte sich wieder hin. Aber nicht etwa auf der Katzendecke, sondern am vorherigen Platz. Es blieb mir also nichts anderes übrig als der Katze den Ernst der Lage deutlich zu machen. Ich legte einen drohenden Unterton in die Stimme und erhob warnend den Zeigefinger, während ich erklärte wo der Katze Platz ist.

Und meine Stimme bewirkte wohl auch tatsächlich etwas. Offensichtlich unter großer Anstrengung gelang es der Katze ein Auge zu öffnen und meinen Zeigefinger zu erkennen. Nicht dass das etwas geändert hätte, aber immerhin hatte sie mich bemerkt. So blieb mir also nur die Anwendung körperlicher Gewalt. Vorsichtig nahm ich die Katze und legte sie sanft auf ihren Platz. Und für ein paar Sekunden blieb sie auch liegen. Um dann wieder aufzustehen und das Zimmer zu verlassen. Und ich könnte schwören sie hat dabei die Augen verdreht. Egal, wenigstens war das Bett frei und ich konnte mich entspannt hinlegen und einschlafen. Zumindest bis die Katze einige Minuten später wieder auftauchte und es sich zwischen meinen Füssen bequem machte.

Auch Hauskatzen, ich wusste das übrigens nicht, jagen Mäuse und Vögel. Weniger allerdings um sie zu essen, sondern als Geschenk für Herrchen und Frauchen. Es empfiehlt sich deshalb beim nächtlichen Gang zur Toilette das Licht einzuschalten. Glücklicherweise wurde ich dahingehend vorgewarnt und konnte so unappetitlichen Geschenken ausweichen. Aber liegen lassen kann man die toten Nager ja auch nicht. Solcherlei Aufräumarbeiten haben aber auch ihre guten Seiten. Ich war wieder um ein Argument reicher, das ich anwenden konnte, wenn mein Sohn plötzlich wieder mal auf den Gedanken kam, ein Haustier haben zu wollen.

Wie schon beschrieben gibt’s für die Katzen spezielles Frühstück. Das muss im Vergleich zum Trockenfutter so lecker sein, dass die Tiere morgens schon mit den Krallen trommelnd vor der Schlafzimmertüre sitzen und vorwurfsvoll schauen. Auf dem Weg zur Küche wird dann wieder versucht, den Menschen zu Fall zu bringen, in dem man zu zweit den Weg kreuzt, das Tempo ändert und plötzlich die Spur wechselt. Wenn man dann das Essen nicht schnellstens im Napf hat, kann man die bohrenden Blicke förmlich spüren.

Einige Zeit lang habe ich mich gewundert, dass eine der Katzen morgens trotz aller freudigen Erwartung doch keinen Appetit zu haben schien. Bis ich eines Tages darüber aufgeklärt wurde, dass nur eine der Katzen gerne Fisch, Fleisch oder Hühnchen mag. Die andere indes sei Vegetarier.

Aber das ist längst nicht alles. Bislang dachte ich immer, nur Frauen seien speziell, aber das gilt auch für Katzen. Eine davon trinkt Wasser nämlich nur wenn’s frisch ist. Frisch in den Napf oder gerne auch frisch ins Waschbecken im Badezimmer. Es war ein spezieller Moment für mich als ich erstmalig auf der Toilette saß und die Katze direkt neben mir auf den Waschtisch sprang, die Schnauze nur wenige Zentimeter neben meinem Gesicht. Da ich nicht reagierte wollte sich das Tier einschleimen und mein Gesicht abschlecken, was ich dankend ablehnte.

Und dann war da wieder dieser Blick, der mir unmissverständlich mitteilte, dass jetzt Schluss mit lustig sei und die Katze auch andere Saiten aufziehen könne. Um zu vermeiden, dass mich das Tier in einer Situation angreift, in der ich naturgemäß wehrlos bin, tat ich ihr den Gefallen und ließ etwas Wasser ins Waschbecken. Vielleicht hätte ich es aber riskieren sollen, doch noch ein paar Sekunden zu warten bis ich fertig war. Nachdem ich das Wasser nämlich wieder abgestellt hatte, dreht sich die Katze um und trank. Was dazu führte, dass jetzt die andere Seite der Katze nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war.

Inzwischen habe ich übrigens auch herausgefunden, weshalb die Katzen lieber durch die Haustüre als durch die Katzenklappen hereinkommen. Sie sind einfach zu fett um locker durchzuspringen und nehmen den bequemeren Weg. Und so bleiben sie denn auch konsequenterweise draußen oder drinnen nur Zentimeter von der Katzenklappe entfernt sitzen und warten bis man ihnen die Terrassentüre öffnet. Aber nicht mit mir, wenn man das einreißen lässt, dann macht man sich zum Sklaven der Haustiere. Und das passiert mir sicher nicht.

Ich würde liebend gerne noch weiterplaudern, aber das Waschbecken ist schon wieder leer und ich muss noch Joghurt für die Vegetarierin kaufen.

Schade eigentlich

Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie das Ende der Menschheit aussehen mag, dass es zu Ende geht, scheint indes festzustehen. Die gute Nachricht: Wir werden nicht durch einen Atomkrieg oder eine Seuche sterben. Die Schlechte: Werden wir nicht rechtzeitig durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöscht, sterben wir einfach aus. Wegen Dummheit.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Sonst kämen einem nämlich die Tränen ob der Allgegenwärtigkeit des geistigen Verfalls. Für diese Feststellung bedarf es keinerlei Beweise mehr, ihr Wahrheitsgehalt liegt auf der Hand. Für die These, es gebe kein intelligentes Leben auf der Erde, gibt es allerdings eine derart große Zahl an Belegen, dass es sich durchaus lohnt, den einen oder anderen davon einmal unter die Lupe zu nehmen.

Selbstverständlich ist im Zuge der vollständigen Verdummung die zentrale Rolle den Medien zugedacht. Es wäre allerdings falsch ihnen die alleinige Verantwortung dafür zuzuschreiben. Wer nämlich ein Buch liest oder ein Gesellschaftsspiel spielt, kann der TABD (Television Aided Brain Damage) entrinnen. Viele Vertreter der Gattung Mensch sind dazu aber evolutionsbedingt nicht in der Lage. Sie setzen sich vor den Fernseher und sehen sich an, wie ein Bauer eine Frau sucht, zwei Männer ihre Frauen tauschen oder merkbefreite Kids den Affen machen, um eventuell Superstar zu werden.

Letzteres bezieht sich auf die allseits beliebten Casting-shows. Sie stehen den Nachmittagstalkshows in der Umsetzung des Konzeptes "Freakshow" kaum nach. Nur naive Menschen glauben, es ginge dabei darum, den besten Sänger oder die beste Girlie-Band zu finden. Tatsächlich geht es darum möglichst viele talentfreie Interessenten zu finden, die zur Belustigung des Zuschauers den Freak geben. Und man muss ebenso naiv sein, wenn man glaubt, es ginge bei diesen Sendungen immer mit rechten Dingen zu. Es ist schlicht unwahrscheinlich (im mathematischen Sinne), dass es so viele junge Menschen geben soll, deren Umfeld nicht verhindert, dass sie sich der Lächerlichkeit preisgeben.

Den (Achtung Paradoxon!) geistig intakten Zuschauern dieser Shows fällt auf, dass es zwei Gruppen von Castingmitwirkenden gibt.

Da sind zunächst die Sänger. Sänger bezeichnet in diesem Zusammenhang einfach jemanden der singt. Völlig wertungsfrei und das ist auch gut so. Die Sänger glauben tatsächlich daran singen zu können und sind mit vollem Einsatz bei der Sache. Mehr schlecht als recht, aber sie sind echte Teilnehmer in einem Wettbewerb (man beachte die Stellung des Wortes echt!).

Die andere Gruppe, hier kurz Freaks genannt, nimmt nur pro forma am Casting teil. Sie erfüllen mehrere Funktionen und erhalten dafür, so meine unbewiesene Vermutung, eine angemessene Vergütung.

Der typische Castingshowzuschauer ist scharf auf Freaks. Wo man früher auf Jahrmärkten noch Eintritt in bar entrichten musste, um den Mann mit den zwei Köpfen zu sehen, bezahlt man heute Fernsehgebühren um Menschen mit halbem Gehirn zu sehen.

Im Vordergrund solcherlei Sendezeitverschwendung steht natürlich der Kontrast. Freaks werden sorgfältig ausgesucht und nur genommen, wenn sie neben fragwürdigem Äußeren, absonderlicher Macken oder Wahrnehmungsstörungen auch völlig untalentiert sind. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, damit die Gruppe der Sänger etwas aufgewertet wird. Normalerweise kommen die Freaks nicht sonderlich weit, aber keine Regel ohne Ausnahme. Und so werden von Zeit zu Zeit auch Freaks in die Folgesendungen übernommen. Ein Appell an das Mitleid der Zuschauer, die sich freuen, dass "auch solchen Leuten" eine Chance gegeben wird. Damit muss allerdings rechtzeitig Schluss sein, schließlich muss das Endprodukt ja hochglanzvermarktbar sein. In diesem Zusammenhang dürfte die Annahme schwer zu widerlegen sein, dass gute Sänger, die auf Sandalen und Strickponcho nicht verzichten wollen, schnell rausgeworfen werden.

Die Gruppe der Sänger ist anders. Da wird derart gespachtelt und verputzt, dass nach der Show die Malerfirmen Schlange stehen, weil das die Gelegenheit ist, an junge Fachkräfte zu kommen. Bei aller Professionalität stellt sich allerdings die Frage, ob neben den fachlichen Fähigkeiten der Gesichtsveränderung nicht auch das Material sorgfältiger ausgewählt werden müsste. Mein Verdacht: Die Schminke der weiblichen Mitwirkenden ist minderwertig. Masse statt Klasse. Mehrfach grundiert und lackiert sind die Gesichter zwar, aber wasserfest scheint das Zeug dennoch nicht zu sein. Dabei wäre das dringend nötig, so oft wie in den sorgsam einstudierten Tränenphasen geweint wird; weil man weitergekommen ist, weil man nicht weitergekommen ist, weil jemand anderes weiter gekommen ist oder weil jemand anderes nicht weitergekommen ist. Und wenn man den Mädels dann zuschaut, wie sie beim Wegwischen der Tränen krampfhaft versuchen, die Wimperntusche nicht zu verwischen, dann könnte man sogar richtig Mitleid bekommen.

Nicht mit den Teilnehmern. Die haben es ja so gewollt. Nein, das Mitleid muss jenen gelten, die machtlos vor dem Fernseher sitzen und stundenlang ausharren, nur um sicher zu gehen, dass man "die Entscheidung" auch wirklich mitbekommt. Dieser innere Zwang ist so stark, dass der quälende Schmerz der überfüllten Blase ignoriert und jede noch so peinliche Verzögerungstaktik seitens der Moderatoren einfach akzeptiert wird.

Mitleid aber auch mit den Regisseuren, die dereinst den Traum hatten, den Zuschauer mit raffinierten Einstellungen und rasanten Schnitten vor dem Gerät zu fesseln und nun dazu verdammt sind, minutenlang zwischen dummgespannten Gesichtern der Kandidaten und scheinmitfühlenden Gesichtern der Moderatorendarsteller hin und her zu blenden. Stoff für ein weiteres Dokusoapdrama mit dem Titel "Castingshowregisseur - Ein Mann zerbricht an einem Traumjob". Oder so ähnlich.

Noch schlimmer, und damit auf der Skala der Sinneswahrnehmungen deutlich im Bereich des Unerträglichen, ist die Sendereihe "Frauentausch". Ich habe ein einziges Mal eine komplette Folge dieser Ressourcenvergeudung angeschaut. Danach habe ich mich geschämt. Viel hatte damals nicht mehr gefehlt und ich hätte mich mit einem entsprechenden Schild um den Hals auf den Marktplatz gestellt, um mich wahlweise belächeln oder beschimpfen zu lassen. Ich hätte auch Kinder akzeptiert, die mir aus lauter Spaß an der Freude gegen das Schienbein treten. Ich hätte es verdient gehabt.

Kurz zum Prinzip dieser Abwandlung der Freakshow. Es werden aus einer beliebig großen Zahl von Haushalten diejenigen gewählt, die sich maximal unterscheiden (es geht wie bei den Castingshows wieder um den Kontrast). Die Frauen dieser Haushalte nehmen dann für eine bestimmte Zeit die Position der jeweils anderen ein. Da kommt dann mal eine Emanze zum Extrem-Macho oder die Tunte zum Musikantenstadel-Fan. Gerne mal garniert mit einem deutlichen Gefälle des Einkommens, deutlich unterschiedlicher Kinderzahl oder merklich anderer Auffassung von Sauberkeit und Ordnung. Je geringer die Gemeinsamkeiten, desto besser.

Die Frauen werden dann bei ihrem ersten Rundgang im neuen Zuhause mit der Kamera begleitet. Es finden sich in der Regel dann schon Botschaften auf kleinen Zetteln, die besagen, wo der Gast schlafen kann, wie oft was gefüttert, geputzt oder erledigt werden muss und so weiter. Normalerweise freut sich der Fan solcher Sendungen (hatte ich schon erwähnt, wie ich mich geschämt habe?) natürlich schon bei der Vorstellung der Hauptpersonen auf böse Streits und rührende Hilferufe Richtung eigener Familie. Wenn dann in einer offensichtlich schmuddeligen Küche eine Nachricht hängt, wonach auf jeden Fall sorgfältig (unterstrichen, in Großbuchstaben) geputzt werden soll, kann der Fan kaum noch an sich halten und japst schließlich vor Glück, wenn die Gastfrau dann noch eine sarkastische, wohlformulierte und mit tollem Wortwitz geschmückte Antwort darauf bereithält. Zum Beispiel sowas wie "Ja, das sieht man!".

In den folgenden Minuten sieht man entweder eine starke Frau, die dem Tauschmann derart Feuer unterm Arsch macht, dass der Zuschauer (oder vermutlich eher die Zuschauerin) begeistert aufschreit, in der festen Überzeugung, eine solche Standpauke hätte der eigene Mann auch mal verdient. Oder die schwache Frau, die unter der Last des faulen Tauschmannes und der unter Terrorismusverdacht stehenden Tauschkinder fast zusammenbricht und die Zuschauerin vor dem Fernseher mitleiden kann. Das Schöne an diesen Formaten ist jedoch, dass es nicht nur diese beiden Zuschauergruppen bedient. Die Frau zu Hause könnte sich auch denken, was sie einer Tauschfrau erzählen würde, wenn sie ihrem guten und lieben Mann das Leben so schwer macht. Und andere Frauen könnten sich denken, was das für Weicheier sind, nur weil sie mal was Neues bewältigen müssen.

Wieder andere erröten vor Scham, weil die Sendung von einer Peinlichkeit in die andere abgleitet. So wie ich. Aber habe ich es geschafft, einfach umzuschalten? Nein, die pure Unfassbarkeit dessen, was sich auf dem Bildschirm abspielte, hielt mich gefangen. So wie ein Unfall mit 23 Toten oder die großen Waldbrände, die Los Angeles bedrohen. Und so kommen dann die kaum noch erträglichen Videobotschaften, die die Familien aus der Heimat schicken. Da kamen sogar mir die Tränen. Allerdings nicht wegen der Gefühlsduselei, währenddessen die Frau immer schön auf das antwortet, was die Kinder im Video fragen, sondern viel mehr weil es meine Augen nicht gewöhnt sind, über mehrere Minuten vor Schreck aufgerissen zu verharren.

Ursache und Wirkung

Es war einmal ein Tankstellenbetreiber, dessen Tankstelle nicht nur ganz tolles Benzin anbot, sondern auch Autowäschen von besonderer Güte. Ein Autofahrer, der sich, aufgefordert durch in Staub und Dreck geschriebene Sätze wie "Wasch mich, Du Sau!", dort einfindet, kann vor der lackschonenden Automatikwäsche selbst Hand anlegen und mittels einer Druckwasserpistole sein Vehikel von hartnäckigen Verschmutzungen befreien, die die sanft streichelnden Softlappen der Autowaschanlage möglicherweise nicht zu lösen vermögen.

Nun hat diese Druckwasserreinigungsanlage an besagter Tankstelle ein klitzekleines Problem mit dem klitzekleinen Überdruckventil. Letzteres funktioniert nämlich nicht. Da ein Austausch teuer ist, hilft sich der clevere Tankstellenbesitzer mit einem originellen, ja fast genialen Kniff. Tagsüber spielt das defekte Ventil keine Rolle, da durch intensive Nutzung immer wieder Druck abgebaut wird. Nicht so des Nachts, wenn die Anlage aus Sorge um der Nachbarn Schlaf nicht in Betrieb ist.

Unser cleverer Tankwart hat festgestellt, dass man auch Druck ablassen kann, wenn man den Abzug der Druckwasserpistole durchzieht, ohne zuvor einen Euro in den dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken. Auf diese Weise erlaubte er dem unter Druck stehenden Wasser in geringen Mengen die Anlage zu verlassen und so den Druck nicht weiter ansteigen zu lassen. Einfach und genial. Bereits nach der ersten Nacht überdachte unser Tankwart die Umsetzung seiner Idee aber nochmals, schließlich hätte er lieber den Tatort angesehen und gerne noch ein wenig geschlafen, statt die ganze Nacht nur wegen des defekten Ventils mit der Druckwasserpistole hinter der Tankstelle zu stehen und den Abzug zu betätigen.

Die Lösung war sogar noch etwas genialer als die ursprüngliche Idee. Er steckte die Pistole ins Halfter, das aus einem in einem 45°-Winkel an der Wand angebrachten Kunststoffrohr besteht und klemmte eine zufällig in der Nähe liegende Abdeckkappe unter den Abzug. Auf diese Weise fungierte die Pistole als Druckablassventil und der Tankstellenbetreiber konnte abends wieder in Ruhe seinen Feierabend genießen. Und das ging eine ganze Weile gut.

Und zwar bis zu dem Tag im Spätherbst dieses Jahres, an dem an meinem Auto die Reifen gewechselt werden sollten. Der Termin mit dem Reifenhändler war schon eine Woche zuvor vereinbart worden und die Reifen lagen bereit. Ich hatte den Termin auf einen möglichst frühen Zeitpunkt gelegt, um nicht wesentlich später im Büro anzukommen als sonst üblich. Nun weiß wer mich kennt um mein gutes Herz und meinen unbedingten Willen, meiner Umwelt jegliche Sorgen durch mich und/oder mein Verhalten zu ersparen. Also, dachte ich mir, mit Blick auf meine Felgen, dass es notwendig wäre, diese noch ein wenig zu reinigen, bevor sie mein Reifenwechsler vom Auto entfernt.

Also fuhr ich wohlgemut - ich bin kein Morgenmuffel und außerdem war das Wetter schön - zur Tankstelle, um an der dortigen Druckwasserreiningungsanlage, dem Dreck an den Felgen meines Autos den Garaus zu machen. Es war so etwa 7:15 Uhr, als ich das Euro-Stück aus meinem Geldbeutel fischte und mich anschickte es in den entsprechenden Schlitz zu stecken. Dabei fiel mein Blick noch auf das an der Wand angebrachte Rohr, im dem die Pistole steckte, die ich wenige Sekunden später in der Hand halten würde, um die Felgen zu reinigen.

Das Geldstück fiel, das Wasser kam, die Pistole wurde vom Rückstoß des Wasserdrucks aus dem Rohr nach hinten gerissen und verpasste mir im Fluge eine unerwünschte Morgendusche, weil der Tankstellenbetreiber noch nicht dazu gekommen war, die Blockade des Abzugs zu entfernen und die Pistole dadurch wieder zu entschärfen. Ich fing dann die Pistole wieder ein, reinigte die Felgen und brachte das Auto zum Reifenhändler. Nur meine tiefe innere Ruhe ermöglichte es mir bei der Übergabe des Schlüssels nicht handgreiflich zu werden, nach dem der Reifenhändler ob meiner durchnässten Garderobe fragte: "Regnet's?"

Wanderslust

Das Wandern, behauptet der Titel eines populären deutschen Volksliedes, ist des Müllers Lust. Vielleicht liegt es ja daran, dass mir diese Art der Freizeitbeschäftigung nicht zusagt, ich arbeite nämlich nicht als Müller. Ich heiße noch nicht einmal so. Aber auch wenn man diesen Umstand außer Acht lässt, meine Erlebnisse des letzten Wochenendes lassen in mir Zweifel aufkeimen, dass das Wandern wirklich aller Müller Lust ist.

Der Satz "Ich hätte es wissen müssen" könnte fast so etwas wie mein Lebensmotto sein. Vor ein paar Monaten schlug meine Freundin vor, einen Spaziergang zu machen. Sie kenne da einen netten Weg an einem Bach entlang zu einem Café auf dem Hügel. Den Leser möchte ich an dieser Stelle auf die beiden Schlüsselworte "Spaziergang" und "Hügel" verweisen. Zugegebenermaßen schwante mir schon gewisses Unheil, da wir auf dem Weg zu unserem Spaziergang an einem Schuhdiscounter anhalten mussten, um mein Schuhwerk zu ergänzen. Allerdings war damals Winter und als überzeugter Turnschuhträger hatte ich keinen Zusammenhang zwischen der Jahreszeit und dem potentiellen Vorkommen von Schnee hergestellt.

Nun, dachte ich mir, die alten Winterschuhe haben ihre beste Zeit ohnehin hinter sich und vielleicht bekäme ich keine nassen Füße, falls wir doch irgendwie ein paar Meter über Schnee zurücklegen müssten. Bestens vorbereitet traf ich wenig später mit meiner Liebsten am von ihr gewählten Ausgangspunkt unseres Spaziergangs ein.

An dieser Stelle möchte ich mich kurz der Definition des Wortes (oder Schlüsselwortes, s. o.) "Spaziergang" widmen. Es mag sein, dass die Definition in einem Standardwerk der deutschen Sprache geringfügig von der meinen abweicht, aber ich denke ich liege nicht ganz so weit daneben. Die wesentlichen Punkte, die einen Spaziergang ausmachen sind seine überschaubare Dauer und der geringe Anspruch an die körperliche Fitness. Eine Stunde auf ebener Strecke in gemütlichem Tempo ist für mich ein Spaziergang. Selbst 1,5 Stunden mit ein paar Höhenmetern Unterschied zwischen Start und Ziel würde ich noch unter Spaziergang einordnen. Alles was darüber hinausgeht, sprengt meinen Definitionsrahmen aber.

Sei's drum, wir nahmen damals also unseren Spaziergang auf und der mit festgetretenem Schnee bedeckte Weg (den man durchaus auch mit meinen Turnschuhen hätte bewältigen können, wie mir sofort durch den Kopf ging) führte uns durch das Tal eines Baches, das kaum hätte idyllischer und romantischer wirken können. Zumindest bis wir an einen malerischen, teilweise vereisten Wasserfall gelangten. Der war zwar sehr schön anzusehen, bedeutete aber auch eine dramatische Veränderung der Situation.

Wasserfälle entstehen nämlich aufgrund von Höhendifferenzen. Will man dem Verlauf eines Baches folgen und steht man am Fuße eines solchen Wasserfalls, muss man diese Höhendifferenz wie das Wasser, ebenfalls überwinden, nur eben in die andere Richtung.

Eben diese Notwendigkeit bringt den besagten "Spaziergang" in den Grenzbereich meiner oben ausgeführten Definition. Der weitere Verlauf des Weges indes sprengte sie nicht nur, meine Definition wurde in Fetzen gerissen. Nach vielen Biegungen und Trampelpfaden hatten wir den Wald verlassen und fanden uns am Fuße eines Berges wieder. Gefühlt hatten wir schon etwa 700 Höhenmeter bewältigt und das versprochene Café lag zwar schon in Sicht, aber vermutlich unwesentlich unterhalb von 5000m über NN. Dies ist dann auch der Zeitpunkt, um auf die Definition des Begriffes "Hügel" näher einzugehen.

Für mich ist ein Hügel eine Erhebung, deren Überquerung zwar durchaus auch mit Anstrengung verbunden sein kann, dessen Bewältigung aber auch durchschnittlich übergewichtigen Personen wie der meinen ohne Sauerstoffmaske möglich ist. Wenn ich also eine Stunde bergauf durch den Wald laufe um danach am Fuße einer Erhebung zu stehen, deren Besteigung mich eine weitere Stunde kostet, dann ist das aus meiner Sicht definitiv kein Hügel mehr.

Nach Verlassen des Waldes bewegten wir uns immerhin auf befestigten Straßen ohne Schnee. Und die Aussicht auf eine Stärkung im Café ließ mich den Rest des Weges trotz Wadenkrämpfen, Halluzinationen und akuter Atemnot doch noch durchhalten. Die Aussicht von der Terrasse des Cafes hätte mich eigentlich zumindest teilweise für die vorangegangenen Mühen entschädigen sollen. Allerdings fällt es ziemlich schwer den Blick ins Tal zu genießen, wenn man sich ins Bewusstsein ruft, dass man diesen ganzen Weg wieder zurück "spazieren" muss.

So viel zu meinen persönlichen Erfahrungen bezüglich eines angeblichen Spaziergangs. Lesen Sie demnächst an gleicher Stelle, wie es weitergeht.

Der See

Unter dem Titel "Das tut man nicht!" habe ich bereits vor einiger Zeit einmal eine Geschichte geschrieben. Es ging um Dinge, die manche Menschen tun und bezüglich derer aber die meisten vernünftigen Menschen der Ansicht sind, dass man sie lieber nicht tun solle. Vielleicht nicht ganz die meisten vernünftigen Menschen, aber immerhin ich.

Die Aussage "Das tut man nicht!" ist ungebrochen aktuell. Gerade jüngst ist mir etwas passiert, bei dem dieser Titel die Situation durchaus treffend beschreibt. Es ging um einen Winterspaziergang und wenngleich ein Teil von mir an dieser Stelle schon eingehakt hätte, war das nicht der Anlass meines Unmutes. Nun bin ich tatsächlich kein Freund des Winters, habe mich aber über die Jahre damit abgefunden, dass sich die Klimabedingungen zwar generell durch den Menschen beeinflussen lassen, dass mein Einfluss als Einzelner jedoch nicht ausreicht, meiner Heimat einen immerwährenden Frühling zu bescheren. Und so gelingt es mir durchaus hin und wieder die Schönheit einer verschneiten Winterlandschaft zu akzeptieren. Auch die gedämpfte Geräuschkulisse oder dichtes Schneetreiben aus schweren dicken Schneeflocken empfinde ich durchaus positiv. Wenn ich im warmen Wohnzimmer auf dem Sofa liegen kann, versteht sich.

Und da bin ich dann auch absolut konsequent. Nichts kann mich dazu bewegen aus dem Schutz der eigenen vier Wände in die Kälte hinaus zu gehen. Der Mensch hat Tausende von Jahren benötigt um sich ein gemütliches Heim mit Thermofenstern und isolierten Außenwänden zu schaffen. Es hat vieler Opfer bedurft und viele Generationen gedauert, dem Klima einen geschützten Bereich abzutrotzen, in dem sich der Mensch sogar dann wohlfühlen kann, wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt. Deshalb gibt es niemanden auf dieser Erde, der mich dazu bringen könnte, diese Errungenschaft moderner Bauwirtschaft zu verlassen. Niemanden außer meiner Freundin, versteht sich.