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Das Prequel zu der BOSTON BELLES-Reihe!
Als Sparrow Raynes gezwungen wird Troy Brennan, den brutalen und gefürchteten Big Boss der Bostoner Mafia, zu heiraten, bricht ihre Welt zusammen. All ihre Träume, all die Dinge, die sie schon immer tun wollte, und vor allem ihre Freiheit werden ihr mit einem Mal genommen. Sie weiß nicht, warum der attraktive Troy ausgerechnet sie gewählt hat - er scheint sich nicht mal sonderlich für sie zu interessieren. Doch Sparrow fügt sich keinesfalls so einfach in ihr Schicksal. Wenn Troy sie in einen goldenen Käfig sperren will, wird sie sich mit aller Macht wehren. Und bei ihren hitzigen Auseinandersetzungen spüren sie plötzlich eine so große Leidenschaft, wie sie keiner von beiden je zuvor empfunden hat ...
"Für alle Leser:innen, die Antihelden und starke, schlagfertige Heldinnen lieben. Die eine Prise dunklen Humor und prickelnde Leidenschaft lieben. Die eine brillant geschriebene Geschichte lieben, die absolut süchtig macht." TOTALLYBOOKED BLOG
Die mitreißende Vorgeschichte der erfolgreichen Reihe BOSTON BELLES von SPIEGEL-Bestseller-Autorin L. J. Shen
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Seitenzahl: 502
Titel
Zu diesem Buch
Leser:innenhinweis
Motto
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
Die Autorin
Die Romane von L. J. Shen bei LYX
Impressum
L. J. SHEN
Boston Belles
SPARROW
Roman
Ins Deutsche übertragen von Silvia Gleißner
Als Sparrow Raynes gezwungen wird Troy Brennan, den brutalen und gefürchteten Big Boss der Bostoner Mafia, zu heiraten, bricht ihre Welt zusammen. All ihre Träume, all die Dinge, die sie schon immer tun wollte, und vor allem ihre Freiheit werden ihr mit einem Mal genommen. Sie weiß nicht, warum der attraktive Troy ausgerechnet sie gewählt hat – er scheint sich nicht mal sonderlich für sie zu interessieren. Doch Sparrow fügt sich keinesfalls so einfach in ihr Schicksal. Wenn Troy sie in einen goldenen Käfig sperren will, wird sie sich mit aller Macht wehren. Und bei ihren hitzigen Auseinandersetzungen spüren sie plötzlich eine so große Leidenschaft, wie sie keiner von beiden je zuvor empfunden hat …
Liebe Leser:innen,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.
Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!
Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.
Euer LYX-Verlag
Und ist entsetzlich wild, obschon so klein.
William Shakespeare
Trinity Chapel
South Boston, Massachusetts
Stille. Kein Geräusch der Menschheitsgeschichte ist belastender.
Das einzige hörbare Geräusch war das Klack, Klack meiner Derbys auf dem Mosaikboden. Ich schloss die Augen und spielte ein letztes Mal das Spiel, das ich als Kind immer so gern gespielt hatte. Ich kannte den Weg zum Beichtstuhl auswendig. Seit dem Tag meiner Geburt war ich hier Gemeindemitglied. Hier war ich getauft worden. Hatte jede Woche die Sonntagsmesse besucht. Hatte meinen ersten schlabberigen Kuss auf der Toilette gehabt, genau hier. Wahrscheinlich würde hier auch mein bevorstehendes Begräbnis stattfinden, auch wenn es – bei dem Vermächtnis der Männer in meiner Familie – keins mit offenem Sarg werden würde.
Drei, vier, fünf Schritte am Weihwasserbrunnen vorbei, dann scharf rechts und zählen.
Sechs, sieben, acht, neun. Meine Augen gingen wieder auf. Ich kann es noch.
Da war er, der Holzkasten, in dem einst alle meine Geheimnisse begraben waren. Der Beichtstuhl.
Ich öffnete die quietschende Tür, blinzelte, und der Geruch nach Schimmel und dem sauren Schweiß von Sündern kroch mir in die Nase. Ich hatte zwei Jahre lang keinen Fuß hier herein gesetzt. Nicht seit dem Tod meines Vaters. Aber ich schätze, Beichten ist wie Radfahren – man verlernt es nie.
Obwohl es dieses Mal anders laufen würde.
Es war ein altmodischer Beichtstuhl in einer altmodischen Kirche, ohne bescheuerte Wohnzimmeraufmachung und schicken modernen Müll. Klassisches dunkles Holz in jeder Ecke, ein Gitterfenster trennte den Priester vom Beichtkind, und darüber hing ein Kruzifix.
Mein Hintern traf hörbar auf die zerschrammte hölzerne Kirchenbank, als ich mich setzte. Mit ein Meter zweiundneunzig Körpergröße sah ich aus wie ein Riese, der in eine Barbie Traumvilla zu passen versucht. Erinnerungen, wie ich als Kind hier gesessen hatte und meine Beine in der Luft baumelten, während ich Vater McGregor von meinen kleinen, bedeutungslosen Sünden erzählte, rasten durch meinen Kopf und verhedderten sich zu einem chaotischen Ball aus Nostalgie. McGregor würde speiübel werden, wenn ihm aufging, als wie groß meine Sünden sich erwiesen. Aber meine Wut auf ihn war stärker als meine Moral.
Ich faltete mein Jackett und legte es neben mich auf die Bank. Tut mir leid, alter Mann. Heute wirst du den Schöpfer treffen, von dem du all die Jahre gepredigt hast.
Ich hörte das Quietschen, als er seine Seite des Gitterfensters aufschob, und sein Räuspern. Ich machte das Kreuzzeichen und rezitierte: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
Sein Stuhl knarrte, und sein Körper versteifte sich, als er meine Stimme hörte. Er erkannte mich wieder. Gut. Ich genoss den Gedanken an seinen Tod, und ich nahm an, dass mich das für manche wohl zu einem Psychopathen machte.
Aber es war die Wahrheit.
Ich war freudig erregt. Ich war ein Monster und auf Blut aus. Ich war Rache und Hass, Wut und Zorn.
»Mein Sohn …« Seine Stimme zitterte, aber er hielt sich an das übliche Drehbuch. »Wann war deine letzte Beichte?«
»Lassen Sie den Scheiß. Sie wissen es.« Ich lächelte und starrte vor mich hin. Alles hier war so verdammt hölzern. Nicht dass ich den Einfluss eines Innenarchitekten erwartete, aber das hier war lächerlich. Hier sah es aus wie im Inneren eines Sarges. Und es fühlte sich auf jeden Fall auch so an.
»Können wir weitermachen?« Ich ließ den Hals knacken und krempelte meine Ärmel hoch. »Zeit ist Geld.«
»Sie ist auch eine Heilerin.«
Ich biss die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und öffnete sie wieder.
»Netter Versuch.« Ich blickte kurz auf meine Uhr. Seine Zeit lief ab. Meine auch.
Tick tack, tick tack.
»Segne mich, Vater, denn ich habe gesündigt. Vor zwei Jahren habe ich einen Mann getötet. Sein Name war Billy Crupti. Er hatte meinem Vater eine Kugel direkt in die Stirn gejagt, ihm das Hirn herausgepustet und meiner Familie damit Schmerz und Zerstörung bereitet. Ich habe ihn mit bloßen Händen umgebracht.«
Ich ließ das Gewicht meines Geständnisses einen Moment wirken, ehe ich fortfuhr. »Ich habe ihm in Arme und Beine geschnitten, aber nicht so tief, dass er verblutete, habe ihn dann gefesselt und ihn zusehen lassen, wie ein Rudel Kampfhunde sich um seine Körperteile raufte.« Meine Stimme klang gespenstisch ruhig. »Und als alles getan und erledigt war, band ich ihm ein Gewicht um die Taille und warf ihn von einem Pier im Hafen in die Bay, noch zuckend, damit er einen langsamen und schmerzvollen Erstickungstod starb. Nun sagen Sie mir, Vater, wie viele Ave Maria gibt es für Mord?«
Ich wusste, dass er nicht der Typ war, der ein Handy mit in den Beichtstuhl nahm. McGregor war zu alt und zu eingebildet für moderne Technologie. Und obwohl er gegenüber meinem Vater abtrünnig geworden war, hätte er sich nie vorgestellt, erwischt zu werden. Schon gar nicht von mir. Und am allerwenigsten so. Ich wartete zwei Jahre lang geduldig auf den perfekten Moment. Darauf, dass er ungeschützt, unvorbereitet und allein in der Kirche wäre.
Nun, als ich meine Sünde beichtete, wusste er, dass ich auf der anderen Seite des Beichtstuhls warten und auch sein Leben einfordern würde. Er hatte keinen Ausweg.
Er schwieg, vermutlich überlegte er seinen nächsten Zug. Ich hörte, wie er schluckte und mit dem Fingernagel über seinen Holzstuhl kratzte.
Amüsiert schlug ich die Beine übereinander und legte die Hand auf mein Knie. »Jetzt sind Sie an der Reihe. Wie wäre es, wenn wir von Ihren Sünden erfahren, Vater?«
Er stieß den angehaltenen Atem mit einem scharfen Seufzer aus. »So funktioniert Beichte nicht.«
»Als ob ich das nicht verdammt gut wüsste«, schnaubte ich. »Aber diese hier läuft ein wenig anders. Also …« Ich strich mit meinem Handschuh über das Gitterfenster zwischen uns und sah, wie er auf der anderen Seite zusammenzuckte. »Ich bin ganz Ohr.«
Ich hörte das Klimpern der Perlen, als ihm der Rosenkranz aus der Hand fiel, und das Knarren des Stuhls, als er sich niederkniete, um ihn aufzuheben.
»Ich bin ein Mann Gottes«, versuchte er, an meine Vernunft appellieren.
Ich kochte vor Feindseligkeit. Er war außerdem ein Mann, der Beichtgeheimnisse ausplauderte.
»Keine Seele auf Erden wusste, wo mein Vater sich jeden Dienstag um zehn Uhr abends aufhielt. Keine Seele außer ihm und seiner Mätresse. Und Ihnen«, erklärte ich. »Billy ›Baby Face‹ Crupti konnte meinen Vater aufspüren, ungeschützt und unbewaffnet – durch Sie.«
Er machte den Mund auf, um zu widersprechen, doch im letzten Moment besann er sich eines Besseren und machte den Mund wieder zu. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund, und eine Frau brüllte ihren Mann im Garten ihres Hauses an. Klassische Southie-Erinnerungen an die Menschen, die ich gekannt hatte, bevor ich in einen Wolkenkratzer zog und mich selbst neu erfand.
McGregor schluckte und versuchte Zeit zu schinden. »Troy, mein Sohn …«
Ich stand auf und schob meine Ärmel höher. »Genug. Raus mit ihnen.«
Ein paar Sekunden lang rührte er sich nicht, was mich dazu veranlasste, mein Messer zu ziehen und das Gitterfenster aufzuschlitzen. Ich streckte die Hand in seine Kabine, packte ihn am weißen Kragen und zog seinen Kopf durch das Loch, um ihn mir genau anzusehen. Sein graues Haar stand unordentlich in alle Richtungen ab, feucht von Schweiß. Das Entsetzen in seinen Augen hob meine Stimmung. Sein Mund mit schmalen dünnen Lippen hing offen wie bei einem Fisch am Haken.
»Bitte, bitte. Troy. Bitte. Ich flehe dich an, mein Sohn. Wiederhole nicht die Sünden deines Vaters«, jammerte er und schrie dann schmerzerfüllt auf, als ich ihn näher zu mir zog.
»Öffne. Den. Verdammten. Beichtstuhl.« Ich betonte jedes einzelne Wort, als sei es ein eigener Satz.
Ich hörte ein leises Klick, als er nach der Tür tastete, ließ ihn los, und wir stiegen beide aus dem Beichtstuhl.
McGregor stand vor mir, mehrere Zentimeter kleiner. Ein dicklicher, verschwitzter, korrupter Mann, der sich als ein Bote Gottes ausgab. Ein geschmackloser Witz.
»Du wirst wirklich deinen Priester töten«, stellte er traurig fest.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich war kein Profikiller. Ich zog eine fette rote Linie irgendwo in der Gegend um Mord und Totschlag, aber das hier war etwas Persönliches. Hier ging es um meinen Vater. Um den Mann, der mich aufgezogen hatte, während meine Mutter viel zu betrunken zu Schlussverkäufen bei Bloomingdales und auf Sonntagsbrunch-Cocktailpartys ging. Sie war so abwesend in meiner Kindheit, ganz zu schweigen meinem Erwachsenenleben, dass ich praktisch Halbwaise war. Wenn irgendetwas, dann hatte mein Vater einen Schlussstrich verdient.
»Du bist genau wie sie. Ich dachte, du wärst anders. Besser«, warf McGregor mir vor.
Ich presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Mein Job hatte nichts mit irischen Mafiosi zu tun. Ich hatte kein Interesse daran, dass mir jedes Mal das FBI am Hintern klebte, wenn irgendwer in meine Richtung furzte, und ich hatte ganz bestimmt kein Interesse an der Rahmenordnung von Bandenchefs und Soldaten. Ich war ein einsamer Wolf, der ein paar Leute als Hilfe anheuerte, wenn Hilfe nötig war. Ich hatte keinen Puffer zwischen mir und meinen Klienten, Kollegen und Feinden. Und, das Wichtigste, ich segelte ganz geschmeidig unter dem Radar. Ich musste mich nicht hinter einem Dutzend Soldaten verstecken. Wenn ich jemanden weghaben wollte, kümmerte ich mich selbst darum.
Und Vater McGregor musste für seine Sünden bezahlen. Er hätte schon tot sein sollen – Kollateralschaden. Aber er war nicht dort aufgetaucht, wo er hätte sein sollen, als ich den Typen kaltmachte, an den er meinen Dad verraten hatte. Billy Crupti. Das Arschloch.
Also musste ich das jetzt in einer verdammten Kirche erledigen.
»Tu es schnell«, verlangte er.
Ich nickte grimmig.
»Du warst immer sein Kind. Hattest das irische Mafia-Gen und die Unbarmherzigkeit im Blut. Du hattest keine Angst. Hast immer noch keine.« Er seufzte und hielt mir die Hand hin.
Ich starrte sie an, als sei sie eine tickende Bombe, und schüttelte sie schließlich. Seine Hand fühlte sich klamm und kalt an, und sein Händedruck war schwach. Ich zog ihn an mich in eine Umarmung und umfasste mit einer Hand sein Genick.
»Und es tut mir so leid«, fuhr er fort, schniefte in meine Schulter und zitterte am ganzen Körper, als er sich abmühte, die Tränen zurückzuhalten. »Ein Fehlurteil von mir. Ich wusste, dass er sie töten würde, sie beide. Aber zu der Zeit dachte ich, ich würde allen einen Gefallen tun.«
»Es ging um Geld, nicht wahr?«, flüsterte ich ihm ins Ohr, als wir einander umklammerten und zog ein Messer aus der Scheide an meiner Taille. »Billy hat dich bezahlt?«
Er nickte, immer noch schluchzend, ohne das Messer zu bemerken. Jemand musste ihn bezahlt haben, und das gut, um alles über meinen Dad auszuplaudern. Jemand, der nicht Crupti war, denn der konnte sich nicht einmal das verdammte Spezialgericht des Tages in seinem örtlichen Diner leisten.
»Nicht nur um Geld, Troy. Ich wollte Cillian aus der Gegend weghaben, weg aus Boston. Dieser Ort hat genug unter der Herrschaft deines Vaters gelitten. Unsere Leute haben etwas Frieden verdient.«
»Unsere Leute sind nicht deine verdammten Untertanen.« Ich fuhr mit dem Messer über seinen Nacken, bis ich seine pochende Schlagader fand, schlitzte sie tief auf und stieß sofort darauf seinen Körper rückwärts von mir in den Beichtstuhl, damit das spritzende Blut nicht meinen neuen Maßanzug traf. »Du hättest dich um deinen eigenen Kram kümmern sollen.«
Er würgte, zuckte auf dem Boden des Beichtstuhls wie ein Fisch auf dem Trockenen und verlor eimerweise Blut. Der Geruch – sauer, zinnern und prickelnd – durchdrang die Luft, und ich wusste, er würde mir noch tagelang in der Nase bleiben.
Als sein Zucken aufhörte, ging ich auf ein Knie und starrte in seine braunen Augen, noch immer offen, noch immer voller Entsetzen und Reue. Ich zog ihm die Zunge aus dem Mund und trennte sie ab.
Das war der ganginterne Code für Spitzel. Sollte die Polizei ruhig herauszufinden versuchen, was in aller Welt Vater McGregor getan hatte, um das zu verdienen, und welche der Hunderten Gangs in Boston ihn umgebracht hatte. Es gab zu viele, um sie alle zu zählen, und der Teufel wusste, dass sie in den meisten Fällen irgendwie miteinander verflochten waren. Gangs hatten die Straßen übernommen und füllten die Lücke, die geblieben war, als mein Vater als Boss von Boston entthront worden war, als ich noch ein Kind gewesen war.
Ironischerweise hatte Vater McGregor seine Gemeindemitglieder bei dem Versuch, ihnen Frieden zu bringen, zu einem Leben in Panik und Angst verurteilt.
Die Straßen waren immer noch chaotisch – manche würden sagen, mehr denn je – und die Kriminalitätsrate stieg alarmierend schnell. Ich nahm an, ein Auge auf die irische Mafia zu haben, war wesentlich einfacher, als der Versuch, Dutzende Gangs, die auf den Straßen herumliefen, unter Kontrolle zu bringen.
Ich wusste, dass die Polizei mit diesem Mordfall nie auch nur in meine Nähe kommen würde.
Und ich wusste auch schon, wo ich Vater McGregors Zunge begraben würde. In seinem eigenen Garten.
Lässig wischte ich mein Messer an seinem Hosenbein ab, zog meine Lederhandschuhe aus und steckte sie in meine Tasche. Dann holte ich einen Zahnstocher heraus, schob ihn mir in den Mund, krempelte meine Hemdsärmel wieder herunter und holte mein Jackett. Als ich zur Tür hinaustrat, sah ich mich kurz nach potenziellen Zeugen um, nur für alle Fälle.
Die Gegend hier war toter als der Mann, mit dem ich mich gerade befasst hatte. Spazieren gehen war nicht wirklich unser Ding in South Boston, vor allem nicht um die Mittagszeit. Entweder man arbeitete schwer, kümmerte sich um die Kleinen zu Hause oder pflegte verdammte Katerstimmung. Der einzige Zeuge meines Kirchenbesuchs war ein Vogel, der über mir auf einer hässlichen Stromleitung saß und mich misstrauisch aus dem Augenwinkel beäugte. Es war ein langweilig aussehender Spatz.
Ich überquerte die Straße, stieg in meinen Wagen und schlug die Tür zu. Dann holte ich einen Edding aus dem Handschuhfach und strich einen weiteren Namen auf meiner Liste durch.
1. Billy Crupti
2. Vater McGregor
3. Der Arsch, der Billy angeheuert hat?
Seufzend schaute ich auf Nummer drei und schob das zerknitterte gelbe Papier zurück in meine Tasche.
Ich finde heraus, wer du bist, Hurensohn.
Ich blickte aus dem Fenster. Der Spatz rührte sich nicht, nicht einmal dann, als ein Windstoß die Stromleitung zum Wackeln brachte und ihn die Balance verlieren ließ. Mir entging nicht die Ironie. Ausgerechnet ein Spatz.
Ich kämpfte gegen den Drang an, etwas nach ihm zu werfen, jagte den Motor hoch und spuckte den Zahnstocher, nachdem er komplett durchgekaut war, in den Aschenbecher.
Als ich an einer roten Ampel stehen blieb und in den Seitenspiegel schaute, glaubte ich zu sehen, dass der dämliche Vogel meinem Wagen immer noch mit seinen winzigen Augen folgte. Ich wandte den Blick ab, sah an mir herab und suchte nach Blutspuren. Keine da.
McGregor war tot, aber die Leere in meinem Magen wurde kein bisschen kleiner.
Das war alarmierend, denn um mein Versprechen an meinen Dad zu halten, musste ich mich mit noch einem Namen beschäftigen, der noch nicht einmal auf meiner Liste stand.
Aber es war niemand, den ich töten sollte. Sondern jemand, den ich wiedererwecken sollte.
Ausgerechnet ich musste ihr Retter sein.
Andere Menschen – normale Menschen, schätze ich – hätten nie zugestimmt, diesen Teil ihres Lebens für ihren Vater zu opfern. Aber andere Menschen lebten auch nicht in Cillian Brennans Schatten und fühlten nicht den Drang, ständig immer noch besser zu werden, um mit ihrem verstorbenen legendären alten Herrn auf Augenhöhe zu sein. Nein, ich würde seinen Wünschen folgen. Und ich würde sogar dafür sorgen, dass es funktionierte.
Alles, was ich wusste, als ich von der Kirche meiner Kindheit wegfuhr, waren zwei Dinge:
Mein Vater hatte gesündigt.
Aber ich würde bestraft werden.
Der Spatz wird mit Freiheit assoziiert. Einst ließen sich Seeleute einen Spatz für alle fünftausend Seemeilen stechen, die sie zurückgelegt hatten. Man hielt Spatzen für Glücksbringer. Manchmal ließ sich der Seemann sein Spatzentattoo noch vor dem Ablegen stechen, in der Hoffnung, es würde als Talisman funktionieren und dabei helfen, ihn sicher wieder nach Hause zu bringen.
Drei Jahre später
»Ist es möglich, dass man sein Herz brechen fühlt, obwohl man nie verliebt war?« Ich starrte die Frau im Spiegel an und kaute an meiner Unterlippe, bis die zarte Haut riss. Ich sah wie eine Fremde aus.
Trauer traf mich wie ein Donnerschlag. Trauer um den Mann, dem ich nie begegnen würde, um die erste Liebe, die ich nie erleben würde, um die Romanze, die ich nie haben würde. Um die Schmetterlinge, die nie in meinem Bauch flattern würden. Um Hoffnung, Glück und Vorfreude – Dinge, die ich nie mehr fühlen würde.
»Ich habe nicht drei Stunden mit deinem Make-up verbracht, damit du an deinem Lippenstift kauen kannst, als wäre er eine Tüte Chips, Schätzchen«, regte sich Sherry, die Maskenbildnerin, auf.
In dem Augenblick kam der Hairstylist, schwul, Ende zwanzig, herein. Er hatte eine Flasche Haarspray dabei und besprühte wieder ohne Vorwarnung meinen Haaransatz, sodass die kalte Flüssigkeit voll über meine Augen sprühte. Ich blinzelte und kämpfte gegen das Brennen auf meinem Gesicht und in meinem Körper an.
»Fertig damit, mich zu drangsalieren?«, zischte ich, trat vom Spiegel weg und durchquerte die luxuriöse Präsidentensuite.
Mein erster Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel. Und ich kam mir wie eine bessere Nutte dabei vor.
Ich nahm mir ein Glas Champagner, von dem ich ziemlich sicher war, dass es gar nicht meins war, kippte das ganze Ding in einem Zug, stellte das Glas hörbar auf das schicke Silbertablett ab und kämpfte gegen den Drang an, mir mit dem Handrücken über den Mund zu wischen, damit Sherry mich nicht umbringen würde. Das Glas zerbrach in zwei Teile, und ich verzog das Gesicht und warf einen Blick auf die Mannschaft, die Troy Brennan angeheuert hatte, um mich wie die perfekte kleine Braut aussehen zu lassen.
»Ich bin sicher, Mr Brennan wird kein Problem damit haben, die Rechnung zu begleichen … auch dafür«, meinte Sherry mit einer Handbewegung, und ihr übertrieben platinblondes Haar saß steif wie ein Fels auf ihrem Kopf.
Ihr Ausschnitt war so tief, dass man fast den Bauchnabel sehen konnte. Sie sah aus wie ein Showgirl aus einem der Läden, in denen Pops gearbeitet hatte, nicht wie jemand, von dem ich mir Tipps für Mode und Make-up holen würde. Andererseits hatte ich bei dieser Hochzeit in keiner Hinsicht ein Mitspracherecht.
»So lange du dich nicht verletzt hast«, meinte Joe, der Stylist, und drohte mit dem Zeigefinger. Mit seiner freien Hand löste er den zerbrochenen Stiel des Glases aus meinen Fingern. »Ich möchte nicht, dass du das Kleid vollblutest. Immerhin ist es ein klassischer Valentino.«
Ich versuchte nicht einmal so auszusehen, als wüsste ich, was ein klassischer Valentino sei. Wieso sollte ein Mädchen aus meinem robusten Viertel in South Boston irgendetwas über Couture wissen? Frag mich einer nach Rabattcoupons, oder wie man sich zum Schwarzfahren in die U-Bahn schleicht, und ich könnte alles darüber erzählen. Aber Haute Couture? Oh ja, nichts für mich.
Ich verdrehte die Augen und ging ins Badezimmer, um mir die Hände zu waschen. Falls ich mir in den Finger geschnitten hatte, wollte ich Brennan nicht wütend machen, in dem ich das teure gemietete Kleid beschmutzte. Überall auf dem Tresen standen Mittel für Haare und Make-up, und dazu Cremes, nützliche Pflegeprodukte und mein Handy. Als das Handy mit einer Textnachricht piepte, zuckte ich zusammen.
Mit einem verstohlenen Blick zur Gruppe im Raum nebenan schob ich die Tür fast zu.
Lucy: Schaffst du es heute wieder nicht in den Unterricht? Boris zeigt uns, wie man Bouillon macht. x
Ich: Tut mir leid. Habe mir einen Virus oder so eingefangen. Habe mich die ganze Nacht übergeben. Texte mir das Rezept, wenn die Stunde vorbei ist.
Lucy: Kriegst du, Babe. Hoffe, dir geht es besser.
Ich: Habe das Gefühl, das Schlimmste kommt erst noch. x
Ich legte das Handy weg und betete, zum millionsten Mal heute, dass Lucy zu beschäftigt wäre, um morgen den Lokalteil der Zeitung zu lesen. Troy Brennan war der Art Typ, der aus allen falschen Gründen in den lokalen Nachrichten auftauchte. Er bedeutete Probleme – heiße Probleme, so heiß wie eine Verpuffung auf dem Herd – und ich wusste, sobald ich Ich will sagte, würde diese Hochzeit wahrscheinlich überall in der Lokalpresse auftauchen wie Salmonellen in einem unseriösen Food-Truck.
Und ich? Ich hatte nie allzu viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Mein Gesellschaftsleben war so aktiv wie eine tote Schildkröte. Ich hatte nicht viele Freunde. Und denen, die ich hatte, hatte ich nichts von meiner Zwangsheirat erzählt. Ich hatte ziemliche Angst vor dem Bräutigam und schämte mich vor mir selbst dafür, dass ich überhaupt zugestimmt hatte, da mitzumachen, und ich war zu durcheinander, um mich mit ihren möglichen (und verständlichen) Fragen auseinanderzusetzen.
Trauer bohrte sich in mein Herz, als ich das Wasser aufdrehte. Meine Finger streiften den Verlobungsring unter dem laufenden Wasser. Er hatte einen Diamanten in der Mitte, so groß wie meine Faust, und zwei kleinere links und rechts daneben. Der Ring selbst war schlicht, eine dünne Fessel aus Platin, aber das Gewicht des Klunkers – buchstäblich, metaphorisch und verdammt mental – schrie neureich bis in den Himmel und zurück. Und dazu schrie er nach Geld, Macht und Aufmerksamkeit.
Aber eins gab es, das er nicht einmal flüsterte – meinen Namen.
Ich, Sparrow Raynes. Zweiundzwanzig. Tochter von Abe und Robyn Raynes. Begeisterte Läuferin. Wildfang. Liebhaberin von Blaubeerpancakes, heißer Schokolade, süßer Sommerluft und unverfrorenen Boyfriend Jeans. So eine. Diejenige, die in jeder Klasse in der ersten Reihe saß und in der Pause mit ihrer Lunchbox spielte, weil niemand mit ihr abhängen wollte. Die Frau, die sich nie etwas aus Mode gemacht hatte. Das arme Mädchen, das Geld für überbewertet hielt, der Meinung war, dass schicke Wagen für kleine Schwänze standen und dass Glück aus Irish Stew und Wiederholungen von Cutthroat Kitchen unter der Bettdecke bestand.
Dieser Ring gehörte zu jemand anderem. Zu einer echten Hausfrau in irgendeiner Vorstadt. Zu einer Trophäenbraut mit gewissem Geschmack und Status. Zu einem Mädchen, das wusste, wer Valentino war und wieso seine Kleider so verdammt teuer waren.
Nicht. Mir.
Ich drehte das Wasser ab, holte tief Luft und fuhr mir über das unglaublich steife Haar.
»Komm einfach klar damit«, befahl ich mir leise. Die Heirat mit einem reichen Mann, der als einer der begehrtesten Junggesellen in Boston bekannt war, war kaum als Strafe zu betrachten. »Nicht deine Entscheidung, aber halte dich an den Plan.«
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Luxusproblem oder nicht, das Letzte, was ich brauchte, war, dass er für mich sorgte. Als es leise an der Badezimmertür klopfte, drehte ich den Kopf dorthin. Sherrys Gesicht, zugepflastert mit Make-up und falschem Lächeln, spähte durch den Spalt.
»Mr Brennan ist hier, um Sie zu sehen«, verkündete sie mit ihrer klebrig-süßen, unaufrichtigen Stimme.
»Es bringt Unglück, die Braut vor der Hochzeit zu sehen«, stieß ich hervor und ballte die Fäuste, sodass sich der monströse Ring in meine Haut bohrte. Der Schmerz war eine willkommene Ablenkung.
»Vertrau mir, es bringt noch mehr Pech, seinen künftigen Ehemann sauer zu machen.« Ich hörte seinen Tenor, kalt wie Stahl, vor der Tür.
Ich wich einen Schritt zurück und schlang schützend die Arme um mich. Die Tür schwang auf, und er kam herein und sah so überlebensgroß aus, so viel größer als all die aufmunternden Worte, die ich mir ständig sagte.
Er trug einen förmlichen schwarzen Dreiteiler und Budapester aus Leder. Er nahm das kleine Badezimmer in Besitz und sog sämtliche Luft und meine Präsenz völlig daraus ab. Plötzlich kam ich mir noch kleiner vor, als ich tatsächlich schon war. Sein eisiger Blick ließ meine Schutzwälle einstürzen und entblößte mich als das, was ich wirklich war – ein schmorendes Nervenbündel.
»Öffne die Arme, damit ich dich sehen kann«, befahl Brennan scharf.
Ich gehorchte, nicht aus Respekt, sondern aus Angst. Meine Arme hingen herab und ich schluckte schwer. Er hatte mich zuvor nie groß beachtet. Nicht in den achtzehn Jahren, die wir im gleichen Viertel lebten, noch in den letzten zehn Tagen. Dies war das erste Mal, dass er meine Existenz derart persönlich zur Kenntnis nahm. Am Tag unserer Hochzeit.
»Du siehst wunderschön aus.« Sein Tonfall war gleichgültig.
Ich wusste, dass das Kleid spektakulär war. Phrasen wie »Meerjungfrauensilhouette« und »Queen-Anne-Ausschnitt«, waren in meine Richtung geflogen, als ich es im Brautmodenladen zum ersten Mal anprobierte. Nicht dass ich es selbst ausgesucht hätte. Stylist Joe erhielt seine Befehle direkt von meinem lieben künftigen Ehemann. Ebenso Sherry und der Hairstylist, an dessen Namen ich mich nicht erinnern konnte, und sogar die Frau, die meinen Schmuck für den Anlass aussuchte. Wenn es um diese Hochzeit ging, hatte ich bei gar nichts etwas zu melden. Außerdem war ich nicht gerade Bridezilla. Ich wollte diese Hochzeit ungefähr so sehr wie einen schlimmen Anfall von Tripper.
»Danke«, brachte ich schließlich heraus, und trotz meines schwelenden Zorns fühlte ich mich seltsamerweise genötigt, zu antworten: »Du siehst auch gut aus.«
»Woran willst du das sehen? Seit ich hereingekommen bin, hast du mich nicht ein Mal angesehen.« Brennans Stimme war frostig und unzugänglich, aber es klang nicht so, als würde es ihm etwas auszumachen.
Ich hob vorsichtig das Kinn, ließ den Blick hinauf bis zu seinen Augen gleiten, und jeder Muskel in meinem Gesicht spannte sich an, als ich ihn betrachtete. »Sehr hübsch«, wiederholte ich ohne eine Spur von Aufrichtigkeit in der Stimme.
Ich hörte, wie Sherry nebenan sich über irgendetwas unnötig aufregte, und Joe telefonierte, oder zumindest so tat. Der Hair Stylist und Connor, der Leibwächter, der mir überallhin folgte, waren derweil still, was zufälligerweise lauter klang als jeder von Sherrys und Joes vergeblichen Versuchen, beschäftigt zu wirken. Zwischen meinen Ohren dröhnte das Summen einer Katastrophe.
Er hat eine schwierige Vergangenheit.
Eine katastrophale Zukunft.
Und ich bin dabei, ein Teil seiner Gegenwart zu werden, ob es mir gefällt oder nicht.
»Connor, Sherry und alle anderen – raus mit euch«, befahl mein Bräutigam, während er mich weiter mit schmalen Augen anstarrte.
Ich verschränkte die Finger und spürte, wie mein Mund trocken wurde. Das hier war nicht ich. Diese unsichere kleine Mary-Sue war nicht die Sparrow, die ich über die Jahre aufgebaut hatte. Aber er war gefährlich, und ich bereitete ihm Probleme.
Ich bereitete ihm Probleme, denn vor zehn Tagen, völlig aus heiterem Himmel, hatte er (ein Typ, der nicht mehr als eine entfernte Kindheitserinnerung in einem teuren Anzug und mit zweifelhaftem Ruf war) mich aus meinem Haus gezerrt, in sein luxuriöses Penthouse geschleift und verkündet (zwei Tage, nachdem er mich dort mit nichts und niemandem als einem Leibwächter und der Telefonnummer eines Lieferdienstes zurückgelassen hatte), dass wir heiraten würden.
Ja, Troy Brennan war ein absoluter Soziopath, und er machte sich nicht die Mühe, seine Natur zu verbergen und eine Maske aufzusetzen, wenn er sich der Welt stellte.
Er stand im Badezimmer der Präsidentensuite und sah mich an, als sei ich eine bittere Pille, die er schlucken müsse. Es sah nicht so aus, als sei er auch nur ein wenig an mir interessiert. Er hatte kaum mit mir gesprochen, und wenn doch, troff eine Mischung aus Enttäuschung, Langeweile und Apathie aus seinem Blick.
Sein Verhalten machte mich mehr als unsicher. Ich hatte schon von mächtigen, reichen Männern gehört, die sich einer Frau aufzwangen, aber für gewöhnlich begehrten sie die Frau, die sie verfolgten. Doch bei Troy Brennan war das nicht der Fall. So, wie er sich verhielt, wirkte es beinahe so, als würde er das hier tun, weil er eine Wette verloren hatte.
Ich erwiderte den starren Blick meines künftigen Ehemannes und wartete darauf, dass er etwas tat. Dass er mich schlug, mich anbrüllte oder das ganze Ding absagte.
Ich war nicht sicher, wieso er mich überhaupt wollte. Wir waren im selben Viertel in Boston aufgewachsen, in einem zwielichtigen Arbeiterviertel. Unsere Umgebung der Kindheit bestand aus vernagelten Fenstern, zerrissenen Plakaten, alten Gebäuden, die dringend repariert werden mussten, und leeren Büchsen, die über die Straßen rollten. Doch da endeten die Ähnlichkeiten auch schon.
Während ich ein Kind der Arbeiterklasse und die arme Tochter eines betrunkenen Penners und einer durchgebrannten Mutter war, gehörte Troy Brennan zum Königtum von Boston und wuchs im hübschesten Haus in unserem Postleitzahlengebiet auf. Sein Vater Cillian führte früher die berüchtigte irische Mafia an. Als ich ein Kleinkind war, war Cillian zu legitimeren Unternehmungen übergegangen, und damit meine ich Stripclubs, Massagesalons und andere anrüchige Unterhaltungsmöglichkeiten in South Boston, für Typen, die kaum ihre Miete bezahlen konnten. Mein Dad, einer seiner letzten loyalen Soldaten, hatte in mehr als nur ein paar Läden von Cillian als Rausschmeißer gearbeitet.
Troy war ein Einzelkind, und die Leute sagten, dass Cillians Frau keine Kinder mehr bekommen konnte. Daher war er der Augapfel seines Vaters.
Und auch wenn Troy vielleicht nicht mit allen alten Unternehmungen seines Dads weitergemacht hatte, war er doch kein Chorknabe. Gerüchte über ihn verbreiteten sich wie ein Lauffeuer auf den Straßen unserer Gegend, und es wurde so viel über ihn geredet, dass er fast schon eine Legende war. Es hieß, dass Politiker, Geschäftsleute und reiche Leute überall im Bundesstaat Kontakt zu ihm aufnahmen, wenn sie jemanden brauchten, der die Drecksarbeit für sie erledigte.
Und Drecksarbeit erledigte er – und wurde reichlich dafür bezahlt.
Die Leute nannten Troy den »Problemlöser«. Er brachte Dinge in Ordnung. Nicht im handwerklichen Sinne, wohlgemerkt. Er ließ Menschen schneller verschwinden als Figuren in den Büchern von Dennis Lehane. Er konnte eine Gefängnisstrafe halbieren und einen innerhalb von Stunden mit einem Pass und einer falschen Sozialversicherungsnummer versorgen. In Tagen konnte er sogar die Leute, die hinter einem her waren, davon überzeugen, dass man nicht existierte. Troy Brennan war der Meistermanipulator von Boston und zog Fäden, als wären wir alle seine Marionetten. Er entschied, wer lebte und wer starb, wer verschwand und wer ein Comeback bekam.
Und aus irgendeinem unbekannten Grund hatte Mr Problemlöser beschlossen, mich zu heiraten. Ich hatte keine Möglichkeit, mich zu wehren, zu fliehen oder mich auch nur seiner irrationalen Entscheidung zu widersetzen. Alles, was ich tun konnte, war, um eine plausible Erklärung zu bitten. Also beschloss ich, unsere erste Begegnung allein – ohne Connor, Sherry oder irgendwem aus Troys Personal – genau dafür zu nutzen.
»Wieso ich, Troy? Du hast all die Jahre, die wir in derselben Straße wohnten, nie ein Wort mit mir gesprochen.« Ich klammerte mich an den cremefarbenen Toilettentisch hinter mir, bis meine Knöchel weiß wurden. Wenn ich ihn beim Vornamen nannte, brachte ihn das vielleicht dazu, netter zu mir zu sein.
Er zog eine Augenbraue hoch, und sein Gesichtsausdruck sah aus wie Oh shit. Es kann sprechen. Mit einer Hand knöpfte er sein Jackett, mit der anderen checkte er sein Handy.
Ich war Wind, ich war ein Geist. Ich war ein Nichts.
»Troy?«, fragte ich erneut. Diesmal hob er den Blick, um mir in die Augen zu sehen. Meine Stimme wurde zu einem Flüstern, aber ich wandte den Blick nicht von ihm. »Wieso ich?«
Er runzelte die Stirn, und seine Lippen wurden zu einer dünnen Linie.
Die Frage gefiel ihm nicht, und ich war mit der Antwort nicht zufrieden.
»Wir kennen uns nicht einmal.« Meine Nasenflügel bebten.
»Nun ja …« Er tippte weiter auf seinem Handy und senkte den Blick wieder auf das Display. »Vertrautheit wird überbewertet. Je weniger ich andere kenne, umso mehr mag ich sie für gewöhnlich.«
Das erklärt immer noch nicht, wieso du mit der Finesse eines Armeepanzers in mein Leben einbrichst.
Ich sah ihn finster unter meinen neuen falschen Wimpern an und versuchte herauszufinden, ob er überhaupt gut aussah oder nicht. Troy Brennan war nie auf meinem Radar gewesen, aber auf dem aller anderen. Er war wie die riesigen IKEA-Leinwandposter von London und New York in Junggesellenapartments, wie Fast Food, wie Starbucks, wie ein verdammtes Macbook Air für adrette Studenten – Mainstream und beliebt. Zumindest bei Frauen. An seine Anziehungskraft als Bad Boy und einflussreicher, reicher Mafioso zu glauben, war das genaue Gegenteil von dem, wer ich war.
Und doch, selbst im unbarmherzigen Licht des Badezimmers konnte ich sehen, dass er vielleicht innerlich ein Monster war, aber äußerlich war er alles andere als das.
Sein dichtes schwarzes Haar – so dunkel, dass es einen fast bläulichen Ton hatte – war zu einem teuren Haarschnitt mit weichen und sanften Rändern getrimmt. Er hatte die hellsten und eisigsten blauen Augen und eine leichte Bräune, die sie noch mehr leuchten ließ. Von Weitem war er auf altmodische Art gut aussehend. Hoch aufragend wie ein Wolkenkratzer, breit wie ein Rugbyspieler und mit markanten Wangenknochen, an denen man Diamanten schneiden konnte. Doch wenn er näher kam, weckte der tote Ausdruck hinter diesen babyblauen Augen den Wunsch in einem, in die andere Richtung rennen zu wollen. Seine Augen waren immer träge halb geschlossen und ohne jede Spur von Emotion. Fast so, als würde man all die schrecklichen Dinge, die er seinen Feinden angetan hatte, in Zeitlupe ablaufen sehen, wenn man tief genug hineinblickte.
Und dann das spöttische Grinsen. Dieses herausfordernde Grinsen war ihm rund um die Uhr ins Gesicht geklebt und erinnerte uns alle genau daran, wie unwürdig wir im Vergleich zu ihm waren.
Ich fürchtete und verabscheute Troy Brennan. Er war in Boston praktisch unantastbar. Beliebt bei den Cops und respektiert von den örtlichen Gangs, sodass er auch mit Mord davonkam.
Buchstäblich.
Vor drei Jahren war Troy der Hauptverdächtige in dem Mord an Billy »Baby Face« Crupti gewesen. Es gab nicht genügend Beweise für eine erfolgreiche Anklage, aber auf der Straße hieß es, der Mord sei ein Akt der Vergeltung gewesen. Angeblich war Crupti derjenige gewesen, der Cillian Brennan umgebracht hatte. Niemand wusste, wer den Trottel von Gangster beauftragt hatte, Troys Vater kaltzumachen, noch wieso. Der Zeitpunkt war seltsam. Zu der Zeit waren Cillians illegale Aktivitäten schon ziemlich irrelevant für die Unterwelt von Boston gewesen. Und dann war da die Geschichte, dass Troy auch Vater McGregor getötet hätte, weil der Crupti den Aufenthaltsort von Cillian verraten habe.
Ja, Troy Brennan war niemand, der Gefangene machte.
Ich erinnerte mich noch daran, wie ich als Kind immer gewartet hatte, bis ich an der Reihe war, mit Daisys Fahrrad zu fahren (sie war das einzige Mädchen in der Gegend, das eins hatte, und das auch noch mit Stützrädern), und ehrfürchtig zusah, wenn er auf die Cops traf. Ich schwöre, die Polizisten tasteten den Jungen aus unserer Straße mehr ab als einen neugeborenen Welpen. Sie warteten ungeduldig darauf, dass der Teenager Brennan in die Fußstapfen seines Vaters trat. Er wurde auf die Motorhaube eines jeden Polizeiwagens gedrückt, der hier auf Patrouille vorbeifuhr, und jeder Cop, der hier Streife fuhr, wusste auswendig, wie sein Hintern aussah.
Heute hatten die Cops zu viel Angst, um ihn auch nur anzusehen.
Ich stand im Badezimmer der Hotelsuite, starrte in sein ausdrucksloses Gesicht, und mir wurde klar, dass ich keine Karten hatte, die ich ausspielen konnte. Und selbst wenn ich Karten gehabt hätte, würde ihm der verdammte Tisch gehören.
Ich saß komplett in der Falle, ein Vogel im Käfig mit gestutzten Flügeln.
»Kann ich weiterarbeiten?«, fragte ich mit erstickter Stimme. Mafiafrauen durften das nicht, aber Troy war kein Mafioso. Technisch gesehen. Er trat einen Schritt näher, und sein Atem fiel auf mein Gesicht.
»Du kannst tun, was immer du tun willst. Du hast eine lange Leine.«
Ich fühlte, wie seine Lippen auf wenige Zentimeter an meinen Hals herankamen, und erstarrte. Zum Glück berührte er mich nicht.
»Aber lass uns eine Sache klarstellen – wenn es um Männer geht, bin ich der verdammt Einzige für dich. Stell mich darin nicht auf die Probe, denn die Konsequenzen wären schwerwiegend für dich … und für ihn.«
Er war absichtlich widerlich, aber seine Worte taten dennoch weh. Ich versuchte, mich auf den kleinen Sieg zu konzentrieren, den ich errungen hatte. Ich konnte weiterhin arbeiten. Weiterhin das Haus verlassen und ihm aus dem Weg gehen. Jetzt ging es nur noch darum, einen Job zu finden, um mich dauerhaft zu beschäftigen.
»Wenn meine Leine so lang ist, wieso folgt mir dann Connor überall hin?« Ich hob herausfordernd das Kinn.
»Weil ich immer schütze, was mir gehört.«
»Ich bin nicht dein Eigentum, Brennan.« Ich machte schmale Augen und schäumte vor Wut. Oh ja, ich hatte Angst, aber mehr als alles andere war ich so richtig sauer.
»Die Tatsache, dass du ein Hochzeitskleid trägst und meinen Ring am Finger hast, spricht da aber eine ganz andere Sprache«, antwortete er, und sein Tonfall war ausdruckslos und ruhig. »Aber selbst wenn es nicht so wäre – bei der Menge an Feinden, die ich mir in dieser Stadt gemacht habe, braucht jeder, der mir nahesteht, Schutz. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging hinaus.
Erst als er meine persönliche Distanzzone verlassen hatte, stieß ich die Luft aus, die ein gefühltes Jahrzehnt lang in meinen Lungen gefangen gewesen war. Wieso war er so versessen darauf, mich daran zu erinnern, wie gefährlich er war?
»Du wirst mit dem, was du da mit mir machst, nicht durchkommen, weißt du«, rief ich ihm nach und musterte seinen breiten Rücken.
»Und genau da liegst du falsch, Red. Ich komme mit allem durch. Immer.« Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich zu mir umzudrehen.
Hat er mich gerade Red genannt?
»Oh, dann habe ich jetzt also einen Spitznamen? Diese Hochzeit ist nicht echt, Brennan. Egal, was heute Nachmittag in der Kirche abläuft.«
Das brachte ihn endlich dazu, zu reagieren. Er drehte den Kopf in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich. Seine frostigen blauen Augen bohrten sich in meine grünen und brannten ein imaginäres Loch bis in meinen Hinterkopf.
Dummes Mädchen. Ich fühlte den Puls – wild und manisch – hinter meinen Augen, an meiner Kehle, in meinen Zehen, pumpend, pochend, und mein Herz wollte sich aus meinem Körper befreien und um sein Leben rennen. Wieso provozierst du den Kerl, wenn du nicht einmal mit einem Blickduell klarkommst?
Ein kurzer Herzschlag verging, und dann schenkte Brennan mir ein unangenehmes Lächeln, das sagte: Ich werde dich vernichten.
»Liebe künftige Ehefrau …« Er grinste auf eine Weise, bei der ich am liebsten um Gnade betteln wollte. »Wenn du daran denkst, mir Probleme zu machen, überlege dir das noch einmal. Problem ist mein zweiter Vorname. Ich mache Probleme, ich mische sie, und ich löse sie. Stelle meine Geduld nicht auf die Probe, denn du wirst feststellen, dass ich absolut keine habe.«
Mein Verräter von Vater führte mich in der Sacred Heart Catholic Church zum Altar, die praktischerweise in der Stadtmitte lag. Die Gästeliste war voll mit Leuten, die ich nicht kannte und die mir egal waren. Ein Mischmasch prominenter Geschäftsleute, eine Handvoll Politiker, ein Senator und haufenweise Schickeria.
Ein Konvoi schwarzer Stretch-Limos stand vor der alten Kirche aufgereiht. Elegant gekleidete Matronen stiegen aus den Wagen, assistiert von ihren Ehemännern, Söhnen und Töchtern. Der ganze Aufzug war formell und triefte vor Macht, während die Männer an Zigarren pafften, miteinander lachten und einander jovial auf die Schulter klopften. Auf jeden Fall genossen sie die Feier mehr als ich.
Bei der Menge an Security, die durch den Eingang hereinmarschierte, könnte man meinen, ich würde den Papst heiraten.
Als mein Blick von der Limo aus, in der ich saß, über den Eingang der Kirche glitt, wurde mir klar, dass die Blumendeko an den Türen wahrscheinlich mehr gekostet hatte als ein Jahr Miete für das Apartment, in dem Pops und ich die letzten zweiundzwanzig Jahre miteinander gewohnt hatten. Der bloße Gedanke, jemanden zu heiraten, der so obszön unbekümmert mit Geld umging, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
Ich versuchte noch, die hysterischen Gefühle, die in mir tobten, unter Kontrolle zu bekommen, als Pops meine zitternde Hand in seine warme raue Hand nahm und fest drückte, um mich zu beruhigen.
»Du tust das Richtige, das weißt du, oder?« Hoffnung schimmerte in seinen Augen.
Als hätte man mir eine Wahl gelassen.
Aber ich wusste, was mein Vater mir nicht erzählen musste. Selbst wenn er Brennans Ersuchen, mich zur Frau zu nehmen, nicht akzeptiert hätte (und Troy Brennan war zweifellos einer dieser scheinheiligen, altmodischen Mistkerle, die deinen Dad um deine Hand baten), hätte es Brennan auf die eine oder andere Art wahr gemacht. Das Wort Nein gehörte schlicht nicht zu seinem Wortschatz. Was er wollte, nahm er sich.
Und im Augenblick wollte er meine Wenigkeit.
Das ergab überhaupt keinen Sinn. Ich war keine besondere Schönheit, oder zumindest nicht so, um die Aufmerksamkeit von Männern seines Kalibers auf sich zu ziehen. Meine Lippen, wahrscheinlich mein bestes Merkmal, waren pink, schmal und herzförmig, aber ansonsten war ich bestenfalls durchschnittlich. Ich war klein und dünn gebaut, hatte langes feuerrotes Haar, eine fast kränklich blasse Haut und das ganze runde Gesicht voll mit Sommersprossen. Ich war nicht Troy Brennans Typ.
Das wusste ich mit Sicherheit, nachdem ich hier und da durch die Klatschseiten der lokalen Zeitungen geblättert hatte. Er wurde immer wieder mit glamourösen Frauen gesehen, und die waren groß, kurvig und sahen atemberaubend aus. Nicht unscheinbar, rothaarig und ein bisschen sonderlich. Und so, als ich in der Limo saß, kurz davor, in eine Kirche zu gehen, in der ich noch nie gewesen war, voll mit Leuten, die ich nicht kannte, um einen Fremden zu heiraten, den ich fürchtete, klang mir ein Mantra zwischen den Ohren, dessen Echo in meinem Schädel hin und her prallte.
Wieso ich? Wieso ich? Wieso ich?
»Wir sind die Nächsten«, hörte ich den Fahrer der Limo verkünden, als der Wagen gemächlich vorwärts rollte.
Mein Herz schlug schneller und hämmerte wild gegen meinen Brustkorb. Auf meiner Haut bildete sich ein dünner Schweißfilm.
Ich war nicht bereit.
Ich hatte keine Wahl.
Du lieber Gott.
Mir entging nicht die Ironie. Ich betete darum, dass Gott eingreifen und die Zeremonie verhindern möge, obwohl ich vor seinem heiligen Haus stand.
Eine leise, aber beharrliche Stimme in mir spottete, dass dies meine Strafe dafür sei, dass ich eine schlechte Katholikin war. Weil ich dem Allmächtigen nicht den Respekt gezollt hatte, der ihm gebührte. Ich hatte vor langer Zeit aufgehört, in die Kirche zu gehen, und schon als Kind war ich nicht sehr an Religion interessiert gewesen.
All die Jahre, die ich als Kind während der Sonntagsmesse eingedöst war.
All die Jahre, die ich die Jugendgruppe nur wegen der Plätzchen besucht hatte, und um den jungen, gut aussehenden Mann anzuschmachten, der uns Vorträge über die wundersamen Wege Gottes hielt. Ich glaube, er hieß Tobey.
All die Jahre, und jetzt war Zahltag. Und Karma? War wohlbekannt als triebgesteuerte, tobende Bitch. Gott würde mich strafen. Ich würde ein Monster heiraten.
»Wir sind da«, erklärte der Fahrer und zog seine Mütze etwas nach vorn.
Ich sah, dass er mich neugierig im Rückspiegel beäugte, aber an diesem Punkt war mir das egal geworden. Besser, ich gewöhnte mich daran, denn sobald ich Brennans Ehefrau war, würden die Leute mich anglotzen wie ein Einhorn im magischen Zoo.
»Alle nehmen gerade drinnen Platz. Sollte nur noch ein paar Minuten dauern, Ma’am.«
Ich warf einen Blick zu meinem Vater, als er mir den purpurnen Brautstrauß gab. Er beugte sich vor und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Er roch intensiv nach Alkohol. Aber nicht vom billigen. Brennan musste ihn mit dem guten Zeug verwöhnt haben, nun da wir alle eine einzige große, unglückliche, verkorkste Familie werden sollten.
»Ich wünschte, deine Mom wäre hier, um das mitzuerleben.« Er seufzte, und seine schon runzelige Stirn legte sich in Falten. Seine Augen waren zwei tiefe Löcher aus Kummer.
»Nicht«, fiel ich ihm ausdruckslos ins Wort und war erleichtert zu hören, dass in meiner Stimme keine Spur von Emotion mehr lag. »Wir haben die Frau nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit ich drei Jahre alt war. Egal wohin sie weggerannt ist, sie hat es nicht verdient, hieran teilzuhaben, noch an irgendetwas anderem in meinem Leben. Außerdem hast du es gut hinbekommen, dich allein um mich zu kümmern.« Ich tätschelte ihm verlegen das Bein.
Das stimmte. Robyn Raynes war nicht meine Mutter. Sie war eine Frau, die mich geboren hatte und kurz darauf abgehauen war. Ich nahm an, die meisten Menschen hätten stärkere Gefühle diesbezüglich am Tag ihrer Hochzeit, doch a) war das hier nicht meine Hochzeit, jedenfalls nicht meine echte, und b) wenn man von Eltern verlassen wird, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt sich davon definieren und beherrschen, oder man lässt es hinter sich und sorgt dafür, der Welt zu zeigen, dass einem scheißegal ist, wo die Mutter hin ist.
Ich gab mir Mühe, in Kategorie zwei zu gehören, und ich hatte nur selten mal einen Ausrutscher.
Pops liebte, was er da hörte. Seine Augen glänzten vor Stolz und Überraschung. Natürlich hatte ich die Hölle unserer Vergangenheit beschönigt. Aber irgendwie war mir klar geworden, dass der heutige Tag ebenso schwer für meinen Dad war wie für mich. Schwerer Alkoholiker oder nicht, er hatte immer Distanz gewahrt zwischen mir und seinem Job für die Brennans, und ich wusste, dass er nichts mehr wollte, als mich von diesen Leuten abzuschirmen.
Was seine Vaterqualitäten anging – um die Wahrheit zu sagen, hatte er sich allein um mich gekümmert, seit ich ein Kleinkind gewesen war. Er war nie verletzend oder ungeduldig, auch wenn er ein wenig zu Ratlosigkeit und Unsensibilität neigte. Es gab sogar Frauen, mit denen er eine Zeit lang zusammen gewesen war, die Vater-Mutter-Kind spielten und zeitweilig meine »Mommy« waren, bis ihnen klar wurde, dass die Liebe meines Vaters zum harten Zeug immer sehr viel tiefer gehen würde als seine Liebe zu ihnen. Aber die meiste Zeit gab es nur ihn und mich.
Nun ja, ihn, mich und den Alkohol.
Obwohl ich ihn liebte, war mir klar, dass mein Vater kein guter Mensch war. Als ich größer wurde und er für Cillian Brennan arbeitete, kam er zu oft mit Blutergüssen von Kämpfen nach Hause. Ich lernte mit Überraschungsbesuchen von Cops umzugehen, und ich brachte ihm viele Male frische Sachen und Zigaretten, wenn er in Haft war. Jetzt arbeitete er für Troy und machte wahrscheinlich etwas, das genauso illegal war.
Pops war Alkoholiker und ein schrecklicher Casanova bei den Frauen, aber er war auch der einzige Mensch, der mich liebte, dem ich wichtig war und der sich am Ofen verbrannte, um mir Hühnersuppe zu kochen – nicht die aus der Dose, sondern eine richtige –, als ich mir eine Lungenentzündung einfing.
Er verdiente ein wenig Glück, selbst wenn es auf meine Kosten ging.
»Ich liebe dich, Birdie.« Eine einzelne dicke Träne kullerte über seine runzelige Wange, als er seine beiden Pranken an mein Gesicht presste.
Ich nickte, lehnte mein Gesicht in seine Handfläche und streichelte mit den Fingerkuppen über seine Stirn. »Liebe dich auch, Pops.«
»Okay, okay. Bereit? Da sind wir.« Der fröhliche Fahrer öffnete seine Tür, ging um die Limo herum und öffnete mir die Tür.
Ich stieg vorsichtig aus und registrierte, dass der Bereich vor der Kirche größtenteils leer war, abgesehen von ein paar älteren Männern, die hier und da noch in geschäftliche Gespräche vertieft standen. Pops folgte mir, machte dann aber einen Abstecher nach links, wo er die kleine Gruppe abgewrackter Männer sah.
»Ich muss noch ein Wort mit Benny wechseln. Bin in einer Minute zurück. Lass den Bräutigam ein wenig warten. Bin gleich wieder da, Kleines.« Er zwinkerte und marschierte zu der Horde Anzugträger an der Ecke der Kirche.
Ich runzelte die Stirn und richtete mein Kleid. Es war ein untypisch kalter Junitag, aber ich wusste es besser, als zu glauben, dass meine Gänsehaut von der Kälte kam. Ich beäugte die Öffnung in der hohen Steinmauer neben mir und erspähte dort einen winzigen Garten mit einer Bank. Ich wünschte, ich könnte mich dort verstecken.
Und dann hörte ich ihn.
Einen Mann, der auf der anderen Seite der Mauer leise mit seinem Sohn sprach. Seine Stimme war sanft, aber zugleich kehlig und rau. Ich war nicht sicher, wieso, aber ihr Klang sickerte in meinen Körper wie warme Flüssigkeit in einer Sturmnacht.
»Natürlich war Abraham kein schlechter Mensch, aber er tat, was er dachte, dass er tun müsse, und das war, sein Kind Gott zu opfern.«
Mir lief eine Spur aus kaltem Schweiß über den Rücken, und ich beugte mich auf einem Stöckelschuh vor, den Stimmen zu, und spitzte die Ohren.
»Aber, Daddy, Dads lieben ihre Kinder doch, oder?«
»Das tun sie. Mehr als alles andere auf der Welt, Sam.«
»Und Gott liebt seine Kinder?«
Der Mann zögerte kurz. »Sehr.«
»Wieso hat Gott dann getan, was er mit Isaak gemacht hat?«
»Na ja, Gott wollte Abrahams Glauben auf die Probe stellen. Vergiss nicht, am Ende war für Isaak alles gut, aber Gott hatte den Beweis erhalten, dass Abraham für ihn seinen geliebten Sohn auf dem Altar opfern würde.«
»Meinst du«, sinnierte der kleine Junge, und seiner Stimme nach konnte er nicht viel älter als fünf Jahre sein, »dass Gott nur unseren Abraham testet? Vielleicht heiraten seine Tochter und Mr Troy heute ja gar nicht.«
Der Mann lachte freudlos vor sich hin, und ich spürte, wie mein Herz tiefer rutschte.
»Nein. Das ist kein Test, kleiner Champion. Menschen wollen einander heiraten. Das ist keine Strafe.«
»Wolltest du Mommy heiraten?«, fragte Sam.
Wieder Stille, bevor der Mann antwortete.
»Ja, ich wollte Mommy heiraten. Was mich daran erinnert: Wo ist eigentlich unsere Mommy?«
Genau da kam der Mann durch die Öffnung in der Mauer, und sein fester Körper prallte gegen mich. Ich quiekte auf und wäre fast auf den Hintern gefallen, schaffte es aber noch, mich mit der Hand, die nicht den Brautstrauß umklammerte, an der Mauer festzuhalten.
»Shit, tut mir leid«, sagte er.
Ich richtete mich auf, hob den Kopf – und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, und mein Mund wurde auf der Stelle trocken. Er sah gut aus. Nein, streich gut aussehend. Er war ein Meisterwerk in einem tiefschwarzen Anzug, raubte mir den Atem und holte mich für einen Moment aus meinem mentalen Zusammenbruch.
Er war etwa ein Meter achtundachtzig, also ein bisschen kleiner als Brennan, und genau wie bei meinem künftigen Ehemann verriet mir die Art, wie er seinen maßgeschneiderten Anzug ausfüllte, dass er darauf achtete, mindestens viermal die Woche zu trainieren. Sein nussbraunes Haar, wellig und dicht, unordentlich und weich, stand ein wenig von seinem Kopf ab, trotz seiner besten Bemühungen, es zurückzukämmen. Seine grauen Augen, schmal und intelligent, musterten mich, während er sich über das kräftige Kinn rieb.
»Du hast ein böses Wort gesagt!« Sein Sohn hüpfte förmlich vor Freude und wedelte mit einem kleinen blauen Spielzeuglaster in der Hand. »Du musst einen Dollar ins Glas stecken, wenn wir nach Hause kommen.«
Aber Sams Dad schien gerade in einem Paralleluniversum gelandet zu sein, dem Blick nach zu urteilen, mit dem er mich fixierte. Er wirkte überrascht, mich zu sehen, und ich fragte mich, wie viel er wusste. Ich erstarrte und versuchte, seine seltsame Wirkung auf mich abzuschütteln.
»Ich wollte nicht lauschen«, beeilte ich mich zu erklären und strich mein Kleid glatt. Sein Blick fiel auf meine Hand, die über mein klassisches Valen-irgendwas strich, und ich zog sie sofort weg und fühlte mich verlegen.
»Ich wollte auch keine Vorwürfe aussprechen«, antwortete er heiter. Diese Stimme. Diese Autorität. Er gehörte zu Troys Leuten, das war mir auf der Stelle klar.
»Natürlich nicht.« Ich wurde rot und wandte mich zur Kirchentür. »Das da drin ist meine Hochzeit. Also, Sie wissen schon, ich sollte besser …« Mein dummes Mundwerk gab weiter Unsinn von sich. Ja, Sparrow. Es ist deine Hochzeit. Andernfalls wärst du gerade im unangemessensten Kleid auf diesem Planeten aufgetaucht.
»Stimmt. Und es tut mir leid«, sagte er ernst, und die Bedeutung seiner Worte war offensichtlich.
Noch mehr Emotionen tobten in mir los, und sein kleiner Akt der Freundlichkeit drehte mir den Magen um.
Er war verheiratet und hatte einen Sohn, rief ich mir ins Gedächtnis. Oh, und außerdem würde ich in etwa fünf Minuten mit einem der gefährlichsten Männer in Boston verheiratet werden. Das machte ihn zu einem glasklaren Tabu. Und mich zu einer totalen Idiotin.
Ich rieb mir übers Gesicht und war dankbar dafür, dass Sherry nicht da war und mich anfahren konnte, weil ich all die Schichten Make-up verschmierte, die sie mir ins Gesicht geklatscht hatte.
»Mir auch.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe, Sie und Ihre Familie genießen die Zeremonie.«
Er machte den Mund auf, um zu antworten, aber ich hielt noch mehr Freundlichkeit von ihm nicht aus. Ich traute Männern zurzeit nicht, vor allem nicht denen, die scheinheilig genug waren, Trost anzubieten.
Ich wandte mich ab, legte zwei Finger an die Lippen und pfiff meinem Dad. »Hey, Pops …« Ich winkte ihn mit einer Hand zu mir, während all die Männer vor der Kirche mich perplex anstarrten. Ich mochte wetten, sie hatten gedacht, Brennan würde eine Lady heiraten und nicht einen sonderlichen, rothaarigen Wildfang. »Bringen wir es hinter uns.«
Pops kam den kurzen Weg im Laufschritt zu mir. Keuchend grüßte er den schönen Mann mit einem Nicken. »Brock.«
»Abe«, antwortete Brock ebenfalls mit einem Nicken. »Meinen Glückwunsch zur Hochzeit. Ich vertraue darauf, dass du weißt, dass ich hier bin, falls jemand von euch irgendetwas brauchen sollte.« Brock richtete den Blick wieder auf mich, und mein Herz zog sich noch ein bisschen mehr aus Selbstmitleid zusammen.
Brock und Sam drehten sich um und gingen Hand in Hand in die Kirche.
Pops trat einen Schritt zu mir und legte die Hände an meine Schultern. »Showtime. Bringen wir mein Mädchen unter die Haube.«
Objektiv gesagt, war meine Hochzeit mit Troy Brennan ein wundervolles Event. Unanständig aufwendig und anstößig verschwenderisch. Brennan scheute keine Kosten, wenn es um das ging, was ihm gehörte. Sei es sein Penthouse, seine Autos, seine Frauen oder seine Hochzeit.
Kerzen, Blumendeko, Läufer zum Altar, Solosänger, Organist, Blumenbögen und extravagant dekorierte Kirchenbänke – alles makellos und üppig. Tatsächlich war ich überrascht, dass der Altar nicht ausschließlich aus Blutdiamanten und gerollten Einhundert-Dollar-Noten gebaut war.
Nichtsdestotrotz war das alles für mich so unsinnig wie Henry Cavill im T-Shirt. So viel Genauigkeit und Schönheit sollte nicht an Betrug verschwendet werden. Und genau das waren Brennan und ich – eine Lüge. Eine Scharade. Dem Untergang geweihte Menschen, gefangen in einer Ehe, gebaut auf den Ruinen von Erpressung und Lügen.
Wir sprachen unsere Gelübde vor vierhundert Gästen, alle mit feuchten Augen und voller Freude. Vater O’Leary führte die Zeremonie mit Anmut durch, nahm ich zumindest an, nachdem ich nur verschwommen sah und sich mir der Kopf drehte. Ich versuchte, nicht mein Körpergewicht in Angst auszuschwitzen, und sprach nach, was der Priester vorsagte, wann immer es geboten war.
Brennan genoss die Aufmerksamkeit nicht gerade, aber sie schien ihn auch nicht zu stören. Insgesamt sah er hart aus, unbeeindruckt und ein wenig gereizt wegen der Zeit, die er auf diesen banalen Anlass verschwenden musste.
»Da es eure Absicht ist, den Stand der Ehe einzugehen, nehmt euch bei der rechten Hand und erklärt euer Einverständnis vor Gott und Seiner Kirche«, wies O’Leary uns an, und meine Emotionen gewannen die Oberhand.
Ich schnappte nach Luft, als der Bräutigam meine kleine Hand in seine große nahm und sie festhielt. Während die Leute in der Kirche schmunzelten und es für die reizende, authentische Reaktion einer nervösen Braut hielten, tanzten vor meinen Augen schwarze Punkte, und ich dachte, ich würde gleich ohnmächtig. Er starrte mir Dolche in den Leib, sein Kinn hart wie Stein, und ich zwang mich mit einem schwachen Lächeln, die Scharade fortzuführen.
»Ich, Troy James Brennan, nehme dich, Sparrow Elizabeth Raynes, zu meiner Frau. Ich verspreche dir Treue in guten wie in schlechten Zeiten, in Krankheit und Gesundheit. Ich werde dich lieben und ehren, so lange ich lebe.«
Frauen tupften sich mit Taschentüchern an die schwer getuschten Augenränder, schnieften und nickten anerkennend. Männer tauschten ein zufriedenes Brummen aus und reckten das Kinn, als wäre diese Freakshow tatsächlich echt. Mir wichen komplett Farbe, Blut und Leben aus dem Gesicht.
Ich bin dran.
Der Priester wandte sich mir zu und bat mich, seine Worte zu wiederholen, was ich tat, wenn auch mit zittriger Stimme. »Ich, Sparrow Elizabeth Raynes, nehme dich, Troy James Brennan, zu meinem Mann. Ich verspreche dir Treue in guten wie in schlechten Zeiten, in Krankheit und Gesundheit. Ich werde dich lieben und ehren, so lange ich lebe.«
Der Priester schwafelte noch weiter, aber an der Stelle blendete ich ihn aus und konzentrierte mich nur auf die Tatsache, dass ich nun fast mit diesem Mann verheiratet war. Mit einem Kriminellen. Einem Mörder. Mein Versprechen an Troy Brennan hinterließ einen bitteren Geschmack im Mund.
Ein Teil von mir wollte all die Leute, die vor uns saßen und wie Idioten grinsten, anbrüllen und wütend um sich schlagen. Ich war zweiundzwanzig. Er war zweiunddreißig. Wir hatten nicht ein einziges Date gehabt.
Wir waren nie miteinander ausgegangen.
Hatten kaum miteinander gesprochen.
Das hier war eine Lüge. Wie konnten sie das zulassen?
Meine unsichere Beziehung zur Menschheit fiel einmal mehr auf die Nase, als Brennans Trauzeuge, ein fülliger Mann mit gemeinen Rattenäuglein, ihm meinen Ring gab.
»Nimm diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Brennan steckte den Ring an meinen Finger.
Als ich an der Reihe war, spuckte ich die Worte wie auf Autopilot aus. Ich nahm den Ring meines Mannes von einem Kissen, das mir von einem jungen Mädchen hingehalten wurde – sie und meine drei Brautjungfern, alle vollkommen Fremde für mich und wahrscheinlich angeheuert – und steckte ihn mit zitternden Fingern an seinen Finger.
»Sie dürfen die Braut jetzt küssen«, verkündete der Priester mit einem zufriedenen Lächeln, als es erledigt war.
Brennan wartete nicht darauf, dass ich mich rührte oder meine Emotionen in den Griff bekam. Er setzte sein Wolfsgrinsen auf, drang in meine persönliche Distanzzone, bog meinen Kopf nach hinten und hielt meinen Nacken, als hätte er das schon Hunderte Male zuvor getan.
Und ich mochte wetten, dass es so war, nur eben mit so vielen Frauen, die nicht ich waren.
Sein Aroma explodierte in meinem Mund, als seine Lippen auf meine trafen. Überraschend warm und unbarmherzig maskulin, eroberte er meinen Mund. Eine Mischung aus bitterem Stout – wahrscheinlich Guinness –, dem süßen Aroma einer Zigarre und der Frische eines Minzkaugummis wirbelte auf meiner Zunge. Ich versteifte mich und spitzte instinktiv die Lippen, um ihn nicht tiefer eindringen zu lassen.
Aber mein neuer Ehemann wollte davon nichts wissen. Er umfing mich mit seinen Armen, und seine breiten Schultern schirmten unsere Gesichter vor der Menge ab, die aufstand und jubelte, klatschte, pfiff und lachte – ein Feuerwerk aus Freude. Die Kirche dröhnte mit Begeisterung, während ich hart an dem Versuch arbeitete, mich nicht in seinen Mund zu übergeben. Seine Lippen lösten sich von meinen, wanderten meine Wange hinauf und hinterließen Spuren heißer, knisternder Atemzüge auf meiner Haut, bis er mein Ohr erreichte.
»Tu so, als wärst du glücklich, oder ich gebe dir einen echten Grund, traurig zu sein.«
Sein zischendes Flüstern jagte mir schockartige Panik in den Bauch. Seine Augen waren immer noch halb geschlossen vom Kuss, als er sich zurücklehnte und mich ansah. Ich sah ihn blinzelnd an, trat ihm aber nicht mit meinen unglaublichen Stilettos in die Weichteile, wie ich es so unbedingt tun wollte.
»Klar?« Er senkte das Kinn, und seine Lippen wurden schmal und hart.
Ich schluckte. »Kristallklar.«
»Braves Mädchen. Also, lass uns ein paar Hände schütteln, ein paar Babys küssen und zurück zur Limo gehen. Ich habe eine Überraschung für dich.«