Botaniker der Eingebung - Maximilian Davis - E-Book

Botaniker der Eingebung E-Book

Maximilian Davis

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Beschreibung

Herr Augustin ist aus der Zeit gefallen. Sein Körper existiert nicht mehr. Etwas Anderes, Neues tastet durch den unbekannten Raum. In verstreuten Spuren versucht er, die Fragmente seiner Vergangenheit zu finden, um dadurch wieder zu sich selbst zu finden. Ein Festhalten an zahlreichen Erinnerungen aus unterschiedlichen Zeiten und der Versuch, sich durch die Kraft der Gedanken zurück ins Leben zu kämpfen.

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Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Silbern.

Dort.

Stari Grad.

Cucina.

II

Das schwarze Schloss.

III

September.

D’Artagnan.

Grillhans Silverstermann.

Mittelalter.

IV

Wurstmensch.

Kirke.

Academy.

12.08.1982

November 1943

V

Fahl.

Entschärfung.

Aranciata.

VI

Intern.

Summa cum laude.

Île-de-France

Auf der Höhe.

Schneidung.

Montepulciano

Kastel Stari Hotel Palace.

Postkarte.

Versperrter Mohn.

VII

Zagora

Palazzo d'Aste Sterbini

VII

Grantchester Road

Kashi

Prypjat

An der Thaya

Pluviophil

Selbstbemalung.

Kenotaph

Autogyros

Hydra

#A9E6B0

VIII

Samsara

Zum Autor

ISBN: 9783759207807

Erstauflage MMXXIV

Herstellung und Vertrieb: Tolino Media München

© Cover/Layout Maximilian Davis

© 2024 Graz, Austria Maximilian Davis

www.maximilian-davis.com

Ein Genie verwelkt.

Dunkles Violett.

Wacholderduft.

Inhalt

Herr Augustin ist aus der Zeit gefallen. Sein Körper existiert nicht mehr. Etwas Anderes, Neues tastet durch den unbekannten Raum. In verstreuten Spuren versucht er, die Fragmente seiner Vergangenheit zu finden, um dadurch wieder zu sich selbst zu finden. Ein Festhalten an zahlreichen Erinnerungen aus unterschiedlichen Zeiten und der Versuch, sich durch die Kraft der Gedanken zurück ins Leben zu kämpfen.

Silbern.

Eigentlich war es nur ein kleiner silberner Spalt an der Kante der Stiege. Für einen flüchtigen Moment etwas Ungewöhnliches. Der Blick wanderte langsam über die Kante jener Fuge und ein kühles, ja sogar gedämpftes Blau breitete sich in die Ferne aus. Eine Farbe, die kühl und hell erscheint und sich doch so anders fügt. Eine scheinbar neu ausgedachte Farbe. Dort wo sich einst Hände und Arme in den Weg gestellt haben, wo Atem hörbar, fühlbar war, dort ist Leere. Ein Nichtvorhandensein von gewohntem Selbst. Den Raum abtastend, erschließt sich immer mehr der Eindruck, dass die aktuelle Zukunft, die bekannte Vergangenheit ausgelöscht hat und sich umso mehr ein neuer Zustand ergeben hat. Die Erinnerung war weg, war vollkommen ungreifbar. Jeder Versuch, sich an das zuvor oder an das gerade eben zu erinnern, war vergebens. Eine Schwere und ein tiefer Nachhall machten sich dennoch breit im dichten Nebel dieses neuen Raumes. Wie ein roter Faden, senkt sich der Boden in einer kleinen Krümmung und deutet einen kleinen schmalen Weg an. Wieder eine silber schimmernde Kante. Es ist seltsam, das Auge sieht nicht mehr wie zuvor. Es erkennt viel mehr. Als würde das Auge die Reflexion spüren. Der Körper ist nicht mehr vorhanden und doch ist da ein vertrautes Gefühl von Wärme.

Es benötigt weder Motivation noch ein Zutun und diese neue Einsicht folgt der kleinen silbernen Spur.

Zunächst nur schwer erkennbar, erblicke ich einen kleinen Haufen Asche. Besonders das Weiß in diesem kleinen Haufen zieht mich gar magisch an. Wie unter einem Mikroskop wird dieses Partikel immer größer und größer und ich verschmelze zusehends mit dem vor mir jetzt in ganzer Größe ausgebreiteten Etwas. Da war einst eine ferne Möglichkeit, sich an Dinge zu erinnern. Technik, Speicher und Medien. Es kommt zurück und kaum ist der Gedanke in mir oder um mich entsprungen, erkenne ich Veränderung in dem kühlen weißen Fleckchen. Es zeigt mir jetzt neue Farben und Variablen. Läuft vor mir ab, durchdringt mich und erhellt den dumpfen Nachhall, der auf mir lastet. Ich erkenne, wenn auch nur in einer Andeutung. Es kehrt zurück.

Da tut sich nun etwas Vertrautes auf. Breitet sich auf wie eine Landkarte und dieses nicht definierte Auge, welches nun alles greifbar macht, tastet und tastet im ewigen Sumpf der Erinnerung.

Dort.

Meine Vergangenheit war braun.

Nicht politisch oder fäkal. Eher geprägt vom architektonischen Stil der 70er Jahre. Brauner Untergrund und Platten. Manisches Orange verbindet sich mit kahlem Grau. Depressive Statik resultiert in schlichten Gedanken an vergangene Tage. Der Ruß in der Luft, Zeitungen und Kot auf den Straßen. Randsteine, Dezimeter hoch. Die Suppen, Maggi geschwängert, in den Räumen mit den dicken Holzpanelen. Braun, die Wildsoße, eingelegte Gurken und Preiselbeermarmelade.

Kurze Gedanken. Kaum konkret - eher concrete.

Dort breitet sich eine Masse von Individuen aus. Sie denken und fühlen, als hätten sie mit allem Recht. Sie gehen und haben einen gewissen Ausdruck. Wirken stets

erschrocken - mit starrem aber fernem Blick. Diverse Gedanken führen zu allerlei Metaphern und allfälliger Verzweiflung. Schnell umgestiegen. Sowohl psychisch als auch physisch. Die Frau nagt verkrampft am türkischen, asiatischen Hühnergeschnetzeltem. Zerfleddertes Gebäck und Bauers längst geerntetes Gemüse. Ausdünstungen verwelken nicht und setzen sich fest in Haut und Haar.

Stillstand - die Tür geht nicht auf und so geht keiner seinen Weg.

Was studieren diese ganzen Geschöpfe andauernd? Was wird hier gelehrt? Wohin wandern diese gesammelten Gedanken im nahe gelegenen Café?

"Passt", sagt sie, als er genoss, was sie ihm in freudiger Geste geschenkt oder spendiert hat. Er wandte sich ab und folgte seinem Instinkt in das nahe Örtliche. Verbissen verschlang sie die letzten Krümel des Kuchen und vergaß, warum sie nicht nachgab und denselben Weg einschlug.

Da saß er nun gelangweilt von gelangweilten. Jeder hatte einen Dutt. Ungeschminkt, entsagend gekleidet.

“Ich bin so wach." " Ich bin oft das Antibild.”

Der Tee geht aufs Haus. Sie stand weitere fünf Minuten umher, weil sie es nicht erwarten konnte aufzustehen. Geplagter Rücken und die Einkaufstasche roch nach Zwiebeln und Auberginen. Wohin geht der Weg? Klar definiert nach Hause in die warme Küche. Vollkommen reglementiert und fixiert.

Die Wahrheit eilt ihr voraus. Es gibt gebackenes.

Stari Grad.

Benebelt von Orient und Occident - schabe ich mir noch mehr Sud in meine kleine Kaffeeschale, die in feiste Bronze verankert ist, damit man sich nicht brennt. Man könnte ja sein Leben hinterfragen oder am zu Zweifelnden zweifeln. Es regnet seit Tagen und nicht mal Polyester schützt meinen Körper vor kalten klaren Perlen. Diese tropfen nicht mehr ab, aber das Wasser zu trinken wäre möglich. Ich trank jedoch nicht und trinke viel zu viel türkisches Sud Wasser. Ich bin so wach.

Zwischen Eingang und Haupthalle stehe ich in der Architektur. Informiere mich in Prospekten, wie Koffein in Pflanzen reift. Günstiges Gebäck des Orient verdaut und ich werde müde. Wie bin ich so weit gekommen? Welche Entscheidungen wurden hier getroffen? Sie zieht ihren Warmhalter aus, legt ihn zur Seite.

Es dünstet und riecht nach Schweiß. Sie sitzt auf ihrer Zeichnung.

“Warum ist es schlimm, nahe am Wasser gebaut zu sein?" "Ich liebe das Meer.” flüstert sie in mein müdes Gesicht.

Ich kann gar nicht sagen, wie es früher war, früher war ich noch nicht. Aber ich kann sagen, wie es später wird. Denn später bin ich.

Ich wünschte, ich wäre schon alt. Dann gäbe es nur mehr eine Perspektive. Mich überfordert diese Masse an Perspektiven, die einem zur Auswahl stehen.

Als ich die Straße überquere, ist es Frühling. Kühle Luft sammelt sich im Becken und eine Kerze flackert in der Stille. Der Regen hat aufgehört und so endet auch hier mein Andauern.

Cucina.

Ihre Fingernagel sehen aus wie Naturreis. Dem Gang zur Küche entgegnet mir ein stechender Geruch nach Kot. Drei thailändische Köche schlagen auf das tote Huhn ein. Einer nach dem anderen. Der Blick ist fokussiert und ihr Gewand strahlend grün. Die Paste ist essentiell. Süß, sauer, scharf, Fisch. So ging auch der Abend zu Ende.

Schwarzes Kälbchen nagt an meinen Nerven. Die Knochen ziehen so sehr. Wenn ein Veilchen zu wachsen beginnt, beginne ich zu begreifen.

Die zu begreifende Realität trifft mich wie ein Ast mitten ins Gesicht. Würde ich nur noch einmal meine Kindheit riechen, schmecken. Es dürstet mich nach längst vergangener Tage. Andere Zeit, andere Perspektiven.

Maßlosigkeit kommt mir entgegen und das Meer roch an diesen Tagen besonders gut.

Ich durchschreite diesen Raum und bemerke, wie die Temperatur abnimmt und ich mich maßlos verrannt habe.

Ach du meine tief sitzende Hoffnung. Du quälst mich so, dass ich dich am Leben erhalten muss. Fraglich, ob du eines Tages ausbrechen wirst und die Asche zurücklässt. Wie weit, wie lang? Trist. Kalte Mauern des Schlosses.

II

So sah ich also die Fetzen meiner Vergangenheit, gemeißelt in diesem breiten, undefinierbaren Raum. Manche kaum zu greifen, so abstrakt. In diesem Aschehaufen eine Ansammlung aus quälenden Gedanken und Träumen, welche sich über all die Jahre kumuliert haben. Wie lange wird es am Ende gewesen sein? Dieser Frage gehe ich weiter, indem ich auch der kleinen silbernen Spur folge. Und obwohl mir all Vergangenes entronnen ist, kommt mit jedem erfassten Bild innerlich das Gesamte als Gefüge geschlossen zurück. Wie alt mag ich wohl gewesen sein. Wann bin ich meiner Mutter entsprungen und wer war diese Frau?

Ich taste mich ferner zu einem weiteren Aschehügel, lehne mich so weit wie es geht davor und beginne erneut zu erkennen.

Das schwarze Schloss.

Die Gebeine der Gesteinigten stecken in ungenauer Tiefe im Fundament und ragen empor. Darauf sitzt ein mächtiger Tempel. Schwarzer Fels und eine rote Banderole. Groß schmückt ein güldenes “M” die Zufahrt. Das Wort “Palmöl” kommt mir in den Sinn. Oder war es doch nur ein leeres Gefühl aus dem fernen Westen. Von wo aus ist eigentlich der ferne Westen? Wo hört er auf und wann beginne ich mit dem nächsten Gedanken?

“Anoula, Angela, Angela.

Be alright, up right. Angela.”

,ertönt es aus einer kleinen Box über dem Eingang. Es hat diesen spezifischen indischen Sound. Dieser blecherne, hallende Schall.

Dieser Störenfried pocht in meinem Kopf und lässt mich nicht ziehen. Dort, das Potpourri, der Tee. Zimtstimmung.

Ein schmaler Gang und unzählige alte und gebrechliche Herren ziehen entlang. Batterien pflastern den Weg und ein Ausweichen ist kaum möglich. Immer ist da ein kleiner Vorhang. Bunt geschmückt mit Verzierungen und mir unbekannten Symbolen. Dort lockt und schluchzt eine kleine Stimme. Wie ein güldenes Kehlchen. Ich entsage dem Gang und stoße meinen Kopf durch das weiche Garn.

III

Wieder zurück im Aschehaufen verblasst das Bild zusehends. Ich kann es nicht festhalten, nicht erhalten und stürze bei meinem Versuch immer tiefer in den Raum. Traumfänger. Eine Wand tut sich auf und mein Gefühl breitet sich vertikal der Wand entlang. Die Farben werden von einem dunklen schwarz, zu einem mir unbekannten dunkelgrün.

---ENDE DER LESEPROBE---