Brief an die Ex-Frau meines Mannes - Maria Crianza - E-Book

Brief an die Ex-Frau meines Mannes E-Book

Maria Crianza

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Beschreibung

Der Titel spricht für sich. Wie viele Frauen standen nicht bereits vor der ersten Begegnung mit den Kindern des neuen Partners? Und wie viele Frauen haben sich nicht tausende von Fragen gestellt, jedoch nie laut ausgesprochen? Welche Frau hat nicht schon an sich gezweifelt, wenn sie die Ablehnung der Kinder des neuen Partners spürte? Ich habe dies selbst erlebt, und mir hat diese Situation viele schlaflose Nächte gebracht. Wem sollte ich meine Sorgen erzählen? Wer hätte mir einen Rat geben können? Daher habe ich meine Geschichte aufgeschrieben, um anderen Frauen in vergleichbaren Situationen Mut zu machen.

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Vorwort

Haben auch Sie einen „Second-Hand-Mann“ und vielleicht sogar „Second-Hand-Kinder“?

Willkommen im Club, dann wissen Sie ja, wie ich mich manchmal fühle.

Ich bin ja selbst geschieden, also eine „Gebraucht-Frau“. Trotzdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Männer mehr Altlasten mit in eine neue Beziehung bringen oder sie nicht so gut „verarbeiten“.

Dafür machen wir Frauen uns mehr Gedanken über die Ex des neuen Partners.

Sofort fragt Frau sich: Wie sieht SIE aus? Kann ich neben IHR bestehen? Warum haben sich die Beiden getrennt? Wer hat wen verlassen? Hat er sie betrogen? Sind sie auch wirklich getrennt?

Hat dieser Traummann auch noch Kinder kann man sich über den plötzlichen Familienzuwachs freuen, gleichzeitig kommen Fragen, wie „Ob sie mich akzeptieren? Ob wir Freunde werden?“

Eine ganz wesentliche Frage ist: „Sind die Kinder ein möglicher Grund, dass er zu IHR zurückkehrt?“

Ich selbst habe viele Jahre gebraucht um den notwendigen Frieden für eine ausgewogene Partnerschaft mit meinem Traummann zu finden. Zu oft habe ich gezweifelt und gehadert.

Ich habe mich lächerlich gemacht, ich habe mich ausnutzen lassen, ich habe mich zu oft selbst in Frage gestellt und dann habe ich so richtig rumgezickt. Ich war auch eifersüchtig auf sein altes Leben und habe mich oft gefragt, ob er das nicht vermisst.

Ich kann aber nichts dafür, dass er enttäuscht und verlassen wurde. Ich bin nicht die Frau, die ihn betrogen und verlassen hat.

Ich kann nichts für die Kinder, in dem Fall Töchter, die sich so verhalten, wie sie es nun mal tun.

Das letzte Telefonat zwischen seiner Ex-Frau und mir endete mit dem Satz: „Also das Gespräch mit Dir bringt mir jetzt auch nichts mehr.“

Ich war diejenige, die dann sprachlos mit dem Hörer in der Hand da stand.

Aber diesmal sollte sie nicht das letzte Wort haben. Diesmal kann ich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Das bin ich mir schuldig.

Hallo Petra,

schade dass ich Dich gerade telefonisch nicht erreichen konnte. Aber vielleicht ist es auch besser so. Sicherlich hätte ich mich im Ton vergriffen, denn ich bin so richtig sauer auf Dich und Du hättest wieder das Gespräch beendet und ich hätte mich wieder so richtig dumm und naiv gefühlt.

Aber meine Wut passt halt nicht in drei Sätze und zwei Minuten auf einen Anrufbeantworter.

Also schreibe ich mir meinen Ärger von der Seele, Du kannst es in Ruhe lesen, am besten auch zwei- oder dreimal und dann darfst Du mich anrufen.

Mensch Petra, was ist denn los bei Euch?

Hast Du auch wieder Stress mit den Beiden? Laura und Frederike zicken mich nur noch an oder sprechen überhaupt nicht mit mir, behandeln mich wie Luft und beschäftigen sich nur mit ihren Handys wenn sie bei uns sind.

Die einzige Antwort die ich aus ihr raus gequetscht habe, lautet „Lass mich, Du fängst schon an wie Mama, die nervt auch nur noch. Ich dachte, hier hätte ich mal meine Ruhe. Dann kann ich auch direkt zuhause bleiben.“

Stephan bemüht sich wie ein Weltmeister um eine gute Stimmung, aber einzige erkennbare Reaktion ist ein Hochziehen der Augenbrauen bei Frederike, so nach dem Motto „Ach der schon wieder! Der nervt auch nur noch!“

Laura antwortet erst gar nicht auf unsere Fragen. Das bringt mich noch immer so richtig auf die Palme – dieses Schweigen.

Dann schauen sich die Beiden an und schon gehört die ganze Aufmerksamkeit wieder den Iphones und ein leiser Ton zeigt an, dass eine neue Nachricht eingegangen ist und die ist natürlich viel wichtiger als das Gespräch mit uns.

Wie geht es eigentlich Harald?

Hat Euch das Wellness-Wochenende wieder näher zusammen gebracht?

Da fällt mir ein „Seid Ihr eventuell noch gar nicht zurück.“ Dann ist es ja gut, dass ich nicht auf Deinen Anrufbeantworter gesprochen habe.

Schließe sofort Dein E-Mail-Konto, egal wie schwer Dir das fällt und erhole Dich weiter.

Dieser Brief kann warten bis Ihr zurück seid. Das meine ich sehr ernst.

Meine Gedanken sind nicht so wichtig, dass ich Euren Urlaub torpedieren möchte.

Da muss ich gerade an meinen ersten Urlaub mit Stephan denken. Dabei war es ja gar nicht ein Urlaub nur mit Stephan.

Wir haben uns ja im Oktober kennengelernt und dann in einem Telefonat Mitte November kam die Frage „Was machst Du eigentlich Weihnachten?“ Ich habe mich riesig gefreut. „Weiß ich noch nicht, vielleicht fahre ich zu meinen Eltern oder ich verreise für ein paar Tage.“

Das war natürlich gelogen. Ich hatte gar nichts geplant und war auch schon leicht verzweifelt, da ich definitiv nicht wusste, was ich unternehmen oder erst mal planen sollte. Welche Frau über vierzig fährt schon über Weihnachten und Silvester alleine ein paar Tage weg oder verbringt diese Tage bei ihren Eltern?

„Dann komm doch mit den Mädchen und mir zum Ski laufen. Das wäre doch eine gute Gelegenheit Euch besser kennenzulernen.“

„Du, das mache ich sehr sehr gerne“ war meine spontane Antwort.

Da Stephan noch nichts gebucht hatte, saß ich dann tagelang vor meinem PC um im Internet nach der perfekten Unterkunft unseres ersten gemeinsamen Urlaubs zu suchen. Schnell musste ich feststellen, dass die besten Häuser schon lange ausgebucht waren. Da gab es Reservierungen, die schon im vergangenen Jahr angemeldet worden waren, musste ich mir bei telefonischen Anfragen sagen lasen. Wir hatten noch die Wahl zwischen sehr, sehr teuer oder halt einer einfacheren Unterkunft.

„Du, wir sind eh den ganzen Tag auf der Piste“ meinte Stephan, „schau nach einer Pension in der Nähe vom Lift. Dann passt das schon.“

Da hatte ich schon meine berechtigten Zweifel, ob er seine Töchter da richtig einschätzen konnte. Ich fand Beide sehr verwöhnt und anspruchsvoll und mit einer einfachen Unterkunft Nähe Ski-Lift brauchte ich da erst gar nicht zu kommen. Das war mir auf jeden Fall klar.

Die Messlatte lag war zwar hoch, aber das spornte mich nur an. Es musste doch möglich sein noch ein Hotel zu finden, das mehr als nur eine Besenkammer zu vermieten hatte und das zu einem Preis der mich nicht zwingen würde einen Kleinkredit aufzunehmen. Denn eines war für mich klar, meinen Anteil zahle ich selbst. Ich habe noch nie zu den Frauen gehört, die sich aushalten lassen. Ich vernachlässigte meinen Job und habe über eine Woche täglich mindestens drei bis vier Stunden Hotelangebote geprüft. In den Suchmaschinen ging es mir nach einigen Tagen schon nicht mehr um die beste Ausstattung, einen bezahlbaren Preis, sondern nur noch um die Frage „Sind die Weihnachten und Silvester auch schon ausgebucht.“

Die Mädels fragten auch schon täglich nach der Buchung und ich konnte keinen Erfolg „melden“.

Ich stellte mir sogar die Frage ob ich in meinem ersten Urlaub mit Stephan die Kinder wirklich an unserer Seite haben wollte.

Nach der Woche des Suchens war ich so verzweifelt, dass ich schon nach einem Jugend-Hotel mit Silvester-Party gesucht habe und Stephan vorschlagen wollte, wir Beide bleiben zu Hause und den Prinzessinnen schenken wir eine Reise ohne Eltern und deren Neu-Zugänge.

Ich hatte sogar schon ein richtig gutes Angebot entdeckt und dies mit der Frage

„Vielleicht hilft’s“ an Stephan geschickt.

Es kam die prompte Antwort oder besser gesagt Frage:

„Ist es wirklich schon so schlimm?“

Stephan hat mich aber gebeten weiter zu suchen, denn er blieb bei seiner Wunschvorstellung mit mir und den Kindern gemeinsam die Feiertage im Schnee verbringen zu können.

Ich denke auch, dass Du Dein Okay zu dieser Single-Jugend-Reise über Weihnachten nicht zugestimmt hättest, es wäre ja schließlich mein Vorschlag gewesen.

Ich hatte aber noch Glück und fand in Obertauern ein Hotel, das noch zwei Einzelzimmer und ein Doppelzimmer anbot. Sicherheitshalber habe ich sofort reserviert. Am nächsten Wochenende fragte dann ganz überraschend Frederike ob sie eine Freundin mitnehmen könne.

Kein Problem, schnelle Anfrage im Hotel und es wurde ein Einzelzimmer gegen ein noch vorhandenes Doppelzimmer getauscht.

Dann wollte Laura gar nicht mehr mit, weil sie keine Lust hatte, fünftes Rad am Wagen zu sein. Natürlich haben wir ihr dann angeboten, auch eine Freundin einzuladen. Sicherheitshalber habe ich schon mal bei den Autovermietern nach einem großen Van für die Urlaubszeit gefragt. Vier junge Begleiterinnen mit dem entsprechenden Gepäck würde definitiv die Kapazität unserer Autos sprengen.

In der folgenden Woche wechselten noch mehrfach die Buchungsanfragen. Einmal Laura und Frederike mit jeweils einer Freundin, dann sogar Laura mit zwei Freundinnen und Frederike mit einer.

Der Hotelbetreiber behielt bei all meinen Anrufen und Änderungen die absolute Ruhe. Der muss mindestens einmal geschieden sein und mindestens vier Kinder haben – und das müssen definitiv Töchter sein.

Letztendlich hast Du uns dann einen Strich durch die Rechnung gemacht, Petra. Vielleicht kannst Du Dich aber auch nicht mehr daran erinnern.

Plötzlich kam Laura mit dem Spruch „Ich kann Mama doch nicht über Weihnachten und Silvester alleine lassen. Sie ist dann soooooo traurig.“

Auf der einen Seite rührend, aber der anderen Seite aber eine neue schwierige Situation für uns. Stephan wollte darauf bestehen, dass sie mitfährt. Ich war dagegen, da ich nicht die böse Freundin sein wollte, die Mutter und Tochter trennt.

Aber ob wirklich Du der einzige Grund für ihre Absage warst, bezweifele ich nach wie vor. War sie damals nicht gerade frisch verliebt?

Laura blieb stur und meinte nur, sie wolle Silvester lieber mit ihren Freunden feiern. Aufs Skilaufen habe Sie eh keinen Bock.

Frisch verliebt und eine tolle Silvesterparty vor Augen hätte ich auch alles unternommen um nicht mit meinem Papa und einer mir noch sehr fremden Frau in Urlaub zu fahren, egal wohin. Da hatte ich wirklich vollstes Verständnis.

Letztendlich hatte sich dann Frederike großmütig bereit erklärt, mit uns zu verreisen, aber ohne Freundin oder Freundinnen. Die Eltern hatten sich jeweils gegen die Pläne der jungen Damen entschieden und beschlossen, dass die Kinder das Weihnachtsfest mit ihnen zu verbringen hatten. Kann ich auch gut verstehen.

Laura blieb bei ihrem Nein. Wir brauchten jetzt nur ein Einzel- und ein Doppelzimmer und auch keinen Familien-Van für die Anreise.

Die Nacht vor der Abreise hat Fredi bei uns geschlafen, da wir frühmorgens losfahren wollten. Sie hat mir fleißig beim Packen geholfen und sogar meinen Kosmetikkoffer und zwei kleinere Taschen zum Auto getragen. Könnte ja doch noch was werden, war so mein Gedanke. Trotz Unterhaltungsprogramm für Frederike in Form eines Laptops mit Spielfilmen wurde ihr die Fahrt einfach nur langweilig und öde. Schon nach zwei Stunden ging es los „Wie lange dauert es denn noch? Der Akku ist schon leer! Ich habe Hunger! Ich habe Durst! Ich muss zur Toilette! Ich habe kein Netz und will mit Mama sprechen!“

Aber auch das war irgendwann überstanden und wir erreichten müde und hungrig unser Ziel. Es war schon recht dunkel, das Haus war hell beleuchtet und sah auf den ersten Blick auch sehr einladend aus. Das Gebäude war definitiv kleiner als in meiner Vorstellung und auf den Fotos.

Um gute Laune bemüht wandte ich mich an Frederike „Komm, die Koffer lassen wir später rein holen, wir gehen jetzt erst mal ins Restaurant, dann schauen wir die Zimmer an und dann packen wir in Ruhe aus.“

Soweit meine guten Vorsätze, da war ich ja auch noch der festen Überzeugung das fast perfekte Hotel mit all dem üblichen Service gebucht zu haben.

Kaum das Gebäude betreten war mir eines sofort klar: Dies ist kein Hotel.

Dies ist höchstens eine Pension. Und die war auch schon in die Jahre gekommen. Es gab keinen Empfang, wie man ihn in einem Hotel erwartet, es gab kein Restaurant, es gab keine Bar und es gab auch keinen ansprechenden Aufenthaltsraum. An ein Kaminzimmer oder gar eine Bibliothek war schon gar nicht zu denken.

Und diese Unterkunft hatte ich, die neue Frau an der Seite ihres Papas gebucht. Das fing ja richtig gut an.

Die Betreiber begrüßten uns sehr freundlich und boten an, beim Koffertragen zu helfen.

Es gab ein Appartement im Erdgeschoss für Thomas und mich und ein geräumiges Zimmer im ersten Stock für Frederike. Der Standard der Zimmer war definitiv unterirdisch. Hier war mehr als vierzig Jahre aber auch gar nichts geschehen.

„Wir sind ja die meiste Zeit draußen“ versuchte Stephan mich zu trösten. Aber ein Blick in Richtung Frederike zeigte mir, ich hatte total versagt.

Du kennst doch sicher den Blick Deiner Tochter – so ein bisschen herablassend und diese großen vorwurfsvollen Augen.

„Als wir mit Mama hier waren, haben wir aber in einem richtigen Hotel gewohnt.“

Ja, sie konnte wieder sprechen. Aber offensichtlich nur, um mir zu mitzuteilen, dass ich Mist gebaut hatte. Diese Unterkunft entsprach nicht dem Standard einer Frederike Dreger.

Es gab nur einen Frühstücksraum und das war es dann auch schon. Ich hätte mich auch gerne abends vor einem Kamin gesetzt und ein Glas Rotwein getrunken. Warum diese Herberge sich Hotel nennen durfte, weiß ich nicht und habe ich auch vergessen zu fragen.

Ich habe nur gedacht „Willkommen Albtraum, dies ist genau die Unterkunft, die ich auf gar keinen Fall buchen wollte.“

Stephan hat sich sehr um eine gute Stimmung bemüht, aber jeglicher Versuch prallte an der starren Miene Eurer Tochter ab.

„Lasst uns gerade die Koffer auspacken und dann erkunden wir den Ort.“

„Ich weiß den Weg zu meinem Zimmer nicht mehr. Wenn wir mit Mama verreisen bucht sie immer Zimmer die nebeneinander liegen.“

Okay, auch das war angekommen. Ich, die kinderlose neue Frau in der Familie Dreger, hatte nicht nur die falsche Pension, sondern auch noch die falschen Zimmer gebucht.

Beim Ausräumen fiel mir sofort auf, mein Kosmetikkoffer fehlte. Ich konnte es einfach nicht fassen.

Ich hatte nichts, nicht meine Bodylotion, nicht meine Tages- und Nachtcreme, nicht mein Make-up, keine Wimperntusche, keinen Lippenstift, kein Rasierer, einfach nichts. Ich war sprach- und erst mal ratlos.

„Wo hast Du denn die Tasche abgestellt“ fragte Stephan.

Und dann fiel es mir wieder ein. Ich hatte Frederike gebeten, die Tasche zum Auto zu bringen. Da hat mich die kleine Schlange ja gründlich ausgetrickst, denn dass sie genau diesen Koffer vergessen haben sollte, konnte ich nicht glauben. Sie muss ihn absichtlich stehen gelassen haben, war mein erster Gedanke.

„Du, ich weiß es nicht mehr. In dem ganzen Stress hab ich die Tasche wohl im Bad stehenlassen.“

Erst mal vorsichtig mit solchen Vorwürfen umgehen und abwarten, was so passiert. In der angespannten Situation hätte auch Stephan auf so einen Verdacht angenervt reagiert, schließlich hat er hunderte von Kilometer hinter dem Lenkrad gesessen.

„Ist das ein Problem?“ Stephan schaute mich fragend an.

„Und ob das ein Problem ist!“ Meine Stimme überschlug sich und Tränen traten in meine Augen.

„Nun komm, hier im Ort wird es doch wohl eine Parfümerie geben und wir kaufen halt alles was Du brauchst.“

So kann auch nur ein Mann fragen, der mit einem Stück Seife und Zahnseide die Sahara durchqueren könnte. Zu diesem Personenkreis gehöre ich definitiv nicht.

„Du, vor einigen Kilometern sind wir an einem DM-Markt vorbeigekommen. Da müssen wir jetzt hin.“ Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass ich noch genau dreiundvierzig Minuten zur Verfügung hatte.

„Das ist nicht Dein Ernst. Willst Du den ganzen Weg zurück fahren? Komm, wir suchen hier eine Parfümerie!“ Mich überfiel schon leichte Panik.

„Du, dann muss ich einen Kredit aufnehmen. Wir fahren zu dem Drogeriemarkt. Die haben alles, was ich brauche.

Wenn Du nicht willst, fahre ich auch gerne allein.“

Auch meine Stimmung näherte sich dem Null-Punkt.

Eine nervige Frederike, ein verständlicherweise gestresster Autofahrer und das Fehlen jeglicher Kosmetik waren auch für mich zuviel. Aber da mussten nun alle durch, denn ich musste zu genau diesem DM - um jeden Preis. Ich brauchte meine Tages-, Nacht- und meine Augencreme. Es fehlte die Make-up-Grundierung, der Abdeckstift, das Make-up, die Wimperntusche, der Lippenstift, der Konturenstift, das Rouge, Haarbürsten und einfach alles, alles, alles.

Ich weiß noch, dass mich der notwendige Großeinkauf mehr als einhundertvierzig Euro gekostet hat und Stephan hat nicht schlecht gestaunt.

„Und das brauchst Du alles?“

Jetzt war er doch sprachlos.

Klar, lieber wäre ich alleine durch die Drogerie gegangen. Wer will sich schon von seinem Traummann über die Schulter schauen lassen, wenn Frau Rasierschaum und Rasierer kauft. Aber Stephan blieb in meinem Fahrwasser und dahinter Frederike.

„Ist doch toll, dass ich mich an das Geschäft erinnert habe? “ wandte ich mich um und strahlte sie an.

„Mmmhhhh“ war die mehr als knappe Antwort.

Verständlich, ich hatte ihre Pläne durchkreuzt, sie hätte mich gerne bloßgestellt. Ich sollte morgens ungeschminkt am Frühstückstisch sitzen. Ich sollte ihm – ihrem Papa - einfach nicht gefallen. Das war mir schon klar. Die kleine Frederike war wohl eifersüchtig. Anscheinend bedeutete ihr Papa ihr doch mehr als sie zeigen wollte. Das ließ mich dann doch Hoffen.

Ich griff nach den beiden Einkaufstaschen und für mich waren die Strapazen der Reise erst Mal vergessen. Jetzt hatte ich nur noch Hunger.

In unserer Hotel-Pension bot man uns belegte Brote an.

Frederike fragte erst gar nicht, ob sie auch ein Brot mit Käse hätte bekommen können, sie startete sofort von Null auf Hundert.

„Paaaapaaaa, Du weißt Doch, dass ich Vegetarierin bin.

Ich esse keine toten Tiere!“

Wir verzichteten auf das freundliche Angebot im Hause und besuchten die Pizzeria im Ort.

Nach der Bestellung konnte ich mir den Satz „Ich wusste gar nicht, dass eine Pizza Tonno zu den vegetarischen Gerichten zählt“ nicht verkneifen.

Die Stimmung war eh schon im Keller und konnte nicht noch weiter sinken.

Stephan grinste mich an. Ich glaube er fand es gut, dass ich mich nicht anbiederte, nur um bei Frederike zu punkten.

Die erste Nacht wollte Fredi nicht alleine in ihrem Zimmer verbringen. Kein Problem, wir hatten ja das Appartement im Erdgeschoss mit Gäste-Bett. Das hat dann erst mal die liebe kleine Frederike belegt.

Mir war schon klar, dass sie das bewusst initiiert hat. Sie hatte ein Ziel und das lautete „Papa und Conny den Urlaub vermiesen“.

Um hoffentlich stressfreie Trage verbringen zu können, haben wir dann erst mal am ersten Tag das volle Programm gebucht. Ski-Kurs für Frederike, Snowboard-Kurs für Frederike, Ski-Pass für alle Berge in der Umgebung für Frederike, komplette stylische Ausstattung für Frederike.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir am ersten Tag nach all den Buchungen so ungefähr eintausendfünfhundert Euro ausgegeben hatten. Für mich kaum zu glauben.

Trotzdem hat das alles nicht zur Steigerung ihrer miesen Laune beigetragen. Nach wie vor konnte sie sich nicht mit der Pension anfreunden, auf dem Frühstücksbuffet war zu viel Wurst, der Kakao war angeblich klumpig und die Brötchen waren ihr zu weich, die Jugendlichen im Ski-Kurs waren doof, im Snowboard-Kurs waren nur kleine Kinder und es war sowieso alles Scheiße. Die ganze Welt hatte sich gegen Frederike Dreger verschworen.

Die Schuldigen waren natürlich wir und ich im Besonderen.

Im Urlaub mit Dir, ihrer geliebten Mama, war doch immer alles besser gewesen. Das Mittagessen in den von uns vorgeschlagenen Restaurants hat natürlich nie geschmeckt. Das Abendessen in der Pension war ihr auch nicht recht. Und außerdem war das Hotel in der sie mit Dir vor einigen Jahren einen Urlaub verbracht hat ja soooooo viel schöner und komfortabler. Die hatten sogar eine Kinder-Disco.

Da konnte die von mir gebuchte Unterkunft natürlich nicht mithalten.

Petra, sei mir nicht böse, aber da müssen Deine Gene durchschlagen. Stephan hat die Eigenschaft in allem immer das Gute zu suchen. Einfach an allem herumnörgeln, um auch den Anderen die noch vorhandene letzte gute Laune zu verderben, kann er gar nicht.

Wir haben uns wirklich zum Kasper gemacht, um ihr ab und an ein Lächeln abzuringen.

Also musste Papa ran und ist mit ihr auf die Piste gegangen. Besser gesagt auf den kleinen Hügel hinter der Pension. Großzügigerweise durfte sogar ich mit.

Ich habe mich zwar schon gefragt, warum wir die teuren Ski-Pässe für alle Berge im Umkreis gekauft haben, wollte aber auch keinen Unfrieden stiften. Daher habe ich das nicht weiter thematisiert. Wir wären nämlich wirklich gerne mal von einem der umliegenden Berge abgefahren. Aber selbstverständlich ging alles nach den Wünschen von Fräulein Dreger.

Dabei muss ich das Lied „Kinder an die Macht“ denken. Da gibt es doch eine Zeile mit dem Text „denn sie wissen nicht was sie tun“.

Der Liedtexter hat sicherlich keine Kinder, auf jeden Fall keine Mädchen. Denn sie wissen ganz genau was sie tun, sie wissen ganz genau wie sie beleidigen und verletzen können.

Dann bin ich gestürzt, habe ich mir das Knie verdreht und bin ausgefallen – Gott sei Dank!

Ja, Du kannst es mir glauben, ich war richtig froh über den Sturz. Die Verletzung war erträglich, ich musste nicht ins Krankenhaus und ich konnte vor der schlechten Laune der zickigen Frederike flüchten und anfangen den Urlaub zu genießen. Erstaunlicherweise verbesserte meine Verletzung das Klima zwischen Papa, Tochter und mir. Jetzt hatte Frederike ihren Papa ganz für sich alleine und ich saß entweder auf der Terrasse an der Pension oder an der Ski-Station, habe gelesen und war gar nicht mehr so traurig über meine Auszeit.

Manchmal hatte ich sogar Mitleid mit Fredi. Ich war ja nicht die erste Frau nach Dir. Es gab da ja noch die zweijährige Beziehung zu der Spanierin. Auf die war sogar ich eifersüchtig.

Ich weiß bis heute nicht, wie lange die Beiden getrennt waren, als ich Stephan kennenlernte.

Es kann aber nicht so lange gewesen sein.

Gerade zu Beginn meiner Beziehung zu Stephan kam sie an jedem –wirklich an jedem – Wochenende welches ich bei ihm verbrachte, ganz zufällig zu Besuch.

Einmal fragte sie nach ihrem Motorradhelm, einmal suchte sie Winterstiefel oder es fehlte noch ein Spielzeug ihrer Kinder. Einmal fragte sie nach einem Darlehen, da sie ihren kranken Vater in Spanien besuchen wollte.

Natürlich hat Stephan ihr damals das Ticket geschenkt.

Dann hatte ihr kleiner Sohn Sehnsucht nach Stephan, den, so erklärte sie mir, er als seinen Papa ansähe und die Trennung falle ihm doch sehr schwer.

Das nagte ganz schön an meinem Selbstbewusstsein. Die versteckte Nachricht war zu verstehen – ich gehe hier immer noch ein und aus und sieh mal, ich kann ihm eine Familie schenken und Du nicht.

Sie bewegte sich im Haus und auch im Büro so selbstsicher, dass ich mir wie ein Fremdkörper vorkam.

Ich kann mich ganz besonders an eine Fahrt erinnern. Ich war noch auf der A1 und rief Stephan an. Auf seine Frage wie lange ich denn noch brauche, habe ich geantwortet „Du, das weiß ich gar nicht. Hier geht es gerade rechts raus richtig Bochum.“

„Dann brauchst Du ja noch über eine halbe Stunde“ meinte er nur und „Ich freue mich auf Dich.“

Damals wie heute hatte ich nicht das beste Ortsverständnis, denn ich war nur zwei Ausfahrten vor Haspe.

Da wird sich aber jemand freuen, war so mein Gedanke. Schnell das Auto geparkt und hoch ins Büro. Und wer steht da plötzlich vor mir und bedient die Kaffeemaschine? Es war mal wieder die liebe Dolores und das in einem relativ kurzen schwarzen Strickkleid und hohen Stiefeln.

Ich war einfach sprachlos, ich war sauer und ich war im höchsten Maße eifersüchtig.

Und genau so muss sich Frederike gefühlt haben. Ich wilderte in ihrem Revier und nahm ihr den Papa.

So richtig geärgert hat mich nur ein weiterer Trick Deiner Tochter. Ab dem zweiten Tag wollte sie angeblich dann doch versuchen in ihrem eigenen Zimmer zu schlafen und sie ließ sich am Abend von ihrem Vater ins Bett bringen. Kaum eine halbe Stunde später kam der Anruf.

„Papa ich habe Angst, hier sind so komische Geräusche.“

„Kein Problem, ich komme rauf und schaue nach.“ Ganz der fürsorgliche Vater. Der nächste Anruf erreichte mich dann eine halbe Stunde später.

„Du, Corinna, es tut mir leid, aber Fredi will unbedingt in ihrem eigenen Zimmer schlafen, hat aber Angst und mich gefragt, ob ich nicht bei ihr bleiben könne. Was meinst Du?“

Im Hintergrund hörte ich die kleine Schauspielerin flüstern: „Du kannst ruhig runtergehen. Ich schaff das schon.“

Ist doch klar. Natürlich hatte ich vollstes Verständnis für die ach so ängstliche Zwölfjährige. „Dann schlaf doch bei ihr. Das ist schon in Ordnung für mich“ habe ich gesagt, gedacht habe ich etwas ganz anderes. Natürlich wusste ich, dass die kleine Zicke ein perfektes Theater gespielt hat. Sie wollte uns den Urlaub vermiesen und das mit allen Tricks. Ist ja auch fast aufgegangen. Denn, ab dieser Nacht hatte sie jede Nacht Angst alleine zu bleiben. Stephan hat sich also allabendlich gegen zehn Uhr von mir mit einem Kuss verabschiedet und ist zu Eurer Tochter in das Doppelzimmer in der ersten Etage gegangen, in dem die kleine Frederike auf gar keinen Fall alleine schlafen wollte. Ist doch süß, nicht wahr? Bevor ich es vergesse, sie hat natürlich schon gegen halb zehn das erste Mal telefonisch nachgefragt, wann er denn zu ihr käme und wenn es ihr dann zu lange dauerte, hat sie auch nochmals angerufen.

Ich dachte nur, der Urlaub ist in zwei Wochen vorüber und dann habe ich Stephan wieder für mich alleine – das tröstete mich. Außerdem wollte ich sicherlich auch zeigen wie verständnisvoll ich sein kann.

Am siebten oder achten Tag hatte Frederike wieder ihren Snowboard-Kurs. Wir hatten uns ausgerechnet, dass sie damit mindestens drei Stunden beschäftigt sein sollte.

Genug Zeit für uns, um unsere Zweisamkeit in Ruhe zu genießen. Für die richtige Atmosphäre sorgte das schwache Kerzenlicht, die richtige Musik kam von einer CD und wir lagen kuschelig unter der Bettdecke in unserem Appartement. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und die junge Dame stürmte herein, kein Anklopfen und auch kein Gruß.

Uns hat es einfach die Sprache verschlagen.

„Hier stinkts!“ Mit diesen Worten raste sie durchs Zimmer zum Fenster, riss das auf und war auch schon wieder verschwunden. Der ganze Spuk hat nur Sekunden gebraucht. Ich war einfach nur sprachlos und geschockt.

Wer möchte schon von seiner Tochter oder „Stieftochter“ beim Sex überrascht werden? Niemand!

Wir schauten uns an. „Was war das denn jetzt?“

„So, das reicht mir aber jetzt.“ Mit diesen Worten ist Stephan aufgestanden, hat sich angezogen und ist zu ihr nach oben gegangen. Ich weiß bis heute nicht, was er ihr gesagt hat, auf jeden Fall hat es gewirkt. Sie wurde etwas freundlicher und oh Wunder, an diesem Abend zeigte sie sich von einer neuen friedlichen Seite „Ich glaube, ich versuche heute mal alleine zu schlafen. Tue ich zu Hause ja auch.“

Ob sie bemerkt hat, dass sie den Bogen überspannt hat? Ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen. Wer weiß, was sie mir ihrem Papa besprochen hat. Ich wollte einfach nur die letzten Urlaubstage in Ruhe und Frieden verbringen.

Gott sei dank verweigerte Frederike den Besuch einer Sauna. Wir haben uns dann am frühen Abend in die einzige Sauna des Hauses zurückgezogen und hatten das Glück auch alleine zu bleiben. Die typischen Holzbänke hätten schon eine weiche Auflage vertragen, aber das wäre dann doch zu auffällig gewesen, wenn wir diese von den Außenliegen mitgenommen hätten.

Sex in einer Hotel-Sauna ist auch nicht wirklich zu genießen, wenn man dauernd befürchten muss von anderen Gästen überrascht zu werden bzw. davon ausgehen muss, dass die Gäste dieses Hause in so einer Situation nicht relaxt, sondern ziemlich echauffiert reagieren würden.

Am nächsten Tag hatten wir dann ein neues Problem - die kleine Frederike hatte Kopfschmerzen.

„Nein, Aspirin hilft mir nie. Mama sagt, dass ich die nicht vertrage. Ich bin wohl allergisch. Vielleicht bekomme ich eine Migräne.“ Ich musste mühsam mein Schmunzeln vor ihr verbergen.

Gut, das hatten wir verstanden. Also auf zum Arzt. Selbstverständlich einem Privat-Arzt dessen Wartezimmer gut besucht war.

Drei Stunden und zweihundertzweiundfünfzig Euro später hatten wir immer noch keine Erklärung für die Kopfschmerzen, aber auf jeden Fall eine besser gelaunte Fredi. So wie sie sich der gesamten und ungeteilten Aufmerksamkeit sicher war, hatten wir die liebste Tochter auf diesem Planeten.

Sie verzieh sogar ihrem Papa seine Äußerung zu der vom Arzt vorgeschlagenen Reizstrom-Therapie: „Bei Ihren Preisen schließe ich meine Tochter besser an die Auto-Batterie an. Das ist in etwa die gleiche Stärke und kostet nichts.“

Der Arzt lachte nur. Der konnte ja nicht ahnen, dass dies kein Scherz sein sollte. Frederike lächelte großmütig und wir verließen die Praxis.

Da ich immer noch fußkrank war, wurde mir die Aufgabe übertragen, die richtige Location für den Silvesterabend zu suchen und auch zu finden.

Leider boten unsere Gastgeber nur ein Abendessen und gemütliches Zusammensitzen. Das war nun nicht gerade das Programm, das wir uns vorgestellt hatten. Das wollte und konnte ich Eurer Tochter nach der Wahl des falschen Hotels und vor allen Dingen uns nicht antun. Mein größter Wunsch war, dass der Silvesterabend als Abschluss des gemeinsamen Urlaubs ein Erfolg wurde. Fredi war in den letzten zwei Tagen immer stiller und irgendwie trauriger geworden, verweigerte aber jegliche Auskunft auf unser Nachfragen. Ich war mir aber keiner Schuld bewusst und bemühte mich, nicht sofort wieder mich für die Stimmung verantwortlich zu fühlen.

Ich bin dann zunächst die neun schönsten Restaurants mit Silvesterprogramm abgehumpelt. Alle ausgebucht. Das hätte ich mir auch denken können, aber bei all dem Ärger hatte ich gar nicht darüber nachgedacht, dass wir uns schon am ersten Tag hätten umschauen und reservieren müssen.

Geärgert habe ich mich über mich selbst. Die Erfahrung mit der Hotelbuchung hätte mir doch ausreichen müssen. Die nicht komplett ausgebuchten Lokale forderten pro Kopf einen Preis von mindestens dreihundertfünfzig Euro.

Also das hatte ich nicht geplant. Ich war nicht bereit rund eintausend Euro für den Abend auszugeben. Die letzte Chance war ein sehr gemütliches Restaurant, in dem ein Fondue-Abend anboten wurde. Jeder Tisch wurde einzeln versorgt und für Mitternacht war ein großes Feuerwerk angekündigt. Der Preis war mit einhundertsiebzig Euro pro Person teuer, aber ich hatte keine andere Möglichkeit mehr, wenn wir nicht doch den Abend in unserer Pension verbringen wollten.

Ich fragte mich schon, was Frederike wohl zu meiner Reservierung sagen wird.

Stolz berichtete ich Stephan und Fredi von dem schönen Restaurant. „Fondue? Das ist doch was für Omas und Opas!“

Da war sie wieder – die Frederike, die ich fürchtete. Wie konnte ich auch von Frederike Zustimmung zu irgendeinem Vorhaben, das ich initiiert hatte, erwarten.

Aber es blieb dabei und gegen neun Uhr sind wir dann zum Restaurant aufgebrochen. Die Gastgeber hatten sich sehr viel Mühe mit der Dekoration gegeben und es gab nichts zu beanstanden. Nur die Laune von Frederike fiel von Sekunde zu Sekunde.

Sie wollte nichts essen und nichts trinken. Sie seufzte theatralisch und schaute sehnsuchtsvoll nach draußen. Den Blick muss sie vor dem Spiegel geübt haben. Es fehlte nur noch der Seufzer und ich hätte mich gefühlt wie eine Hauptdarstellerin in einem echten Courths-Mahler-Roman.

„Können wir nicht schon morgen nach Hause fahren?“

Ich verschluckte mich an meinem Rotwein und Stephan war auch sprachlos. „Was ist denn jetzt los?“ wandten wir uns ihr zu.

„Mama hat gesagt, es wäre sooooo schön, wenn ich morgen zu Hause wäre. Sie hat viele Freunde eingeladen und macht ein Neujahrsfest. Außerdem finde ich es hier so langweilig und Mama vermisst mich sehr.“

So, die Bombe war geplatzt.

Das mussten wir erst Mal verdauen. Es kam dann raus, dass Du, liebe Petra, jeden Tag bei Frederike angerufen hast. Und nicht nur einmal, sondern mindestens zweimal.

Warum bitte jeden Tag und warum sogar mehrmals?

Was hast Du Dir dabei gedacht, ihr jeden Tag immer wieder zu erzählen, wie sehr sie Dir fehlt und was Du alles Schönes unternimmst? Zum Teil wirst Du auch gewaltig übertrieben haben.

Ich war überrascht, wie bösartig Du sein kannst und wie wenig Dir der Frieden Eure Kinder etwas bedeutet. Weißt Du eigentlich, dass Du Deine eigene Tochter für Deine Spielchen benutzt hast? Man hätte glauben können, dass Dich die Eifersucht geplagt hat.

Stephan war nach dem Ausbruch von Frederike ganz ruhig.

„Frederike, wir und speziell Corinna haben uns viel Mühe gegeben, Dir diese Tage schön zu gestalten. Wir sind auf alle Deine Wünsche eingegangen, haben alle Kurse gebucht, die Du besuchen wolltest. Ich bin jeden Tag mit Dir auf dem Hügel hinter dem Hotel Ski gefahren.

Hast Du mich oder uns auch nur einmal gefragt, wie ich mir meinen Urlaub vorgestellt habe und was uns Spaß machen würde? NEIN, es ging immer nur um Dich.

Und daher bitte ich Dich, uns den heutigen Abend nicht zu verderben. Wir sitzen hier in einem schönen Restaurant, können ein leckeres Essen genießen und uns auf ein Feuerwerk freuen. Wir werden morgen nochmal auf die Piste gehen und dann wie abgesprochen übermorgen nach Hause fahren.“

Äußerlich war er ruhig, aber ich sah, dass es in ihm brodelte.

Das war dann für Frederike zu viel, sie sprang auf und rief„Dann feiert doch alleine. Ich bin Euch ja sowieso egal!“

Gut, dass hatten nun auch die Gäste am Nachbartisch gehört.

Frederike stürmte auch schon nach draußen. Es war so circa elf Uhr, es war dunkel und kalt und nun lief eine weinende Zwölfjährige draußen in der Kälte und in einem fremden Ort rum. Das konnten wir auch nicht zulassen. Sie hatte ihr Ziel oder vielleicht auch Deines, liebe Petra, mal wieder erreicht. Der Abend war gelaufen.

Ich weiß noch, dass ich dachte „Gratuliere Petra, Du hast es wieder geschafft!“

„Wir lassen uns den Abend nicht verderben. Sie wird sich ausheulen und dann hoffentlich ins Bett gehen.“

„Stephan, das kannst Du nicht machen. Egal wie sie sich benommen hat, sie ist eine Zwölfjährige, die jetzt da draußen alleine rumläuft. Das geht nicht. Das können wir nicht machen. Stell dir mal vor, es passiert etwas – das würden wir uns niemals verzeihen.“

Stephan nahm schon seine Jacke und versuchte Frederike einzuholen. Ich habe die Rechnung bezahlt und bin unter den staunenden Augen der anderen Gäste hoch erhobenen Hauptes zur Tür und dann nach draußen.

Ich bin dann allein zu unserer Pension und habe mich in unserem Appartement aufs Bett gelegt. Das sollte nun mein Silvesterabend mit Stephan sein? In meinem Träumen standen wir gemeinsam im Schnee, schauten uns an, küssten uns, stießen mit Champagner an und bestaunten das Feuerwerk.

Tja, das sind die Träume und dann gibt es eine Realität, die ganz anders ausschaut.

Da kamen mir doch die bisher zurückgehaltenen Tränen.

Ich bin mit soviel Freude und Hoffnung in diesen Urlaub gestartet. Aber mit diesem Ausgang hatte ich nicht gerechnet.

In dieser Stimmung wäre es auch mir lieb gewesen, nach Hause zu fahren. Der eine Tag würde auch nichts zum Guten verändern oder zu einer positiveren Erinnerung führen.

Nach einer halben Stunde kam dann Stephan zurück. Er hatte Frederike gefunden und versucht mit ihr zu sprechen. Es wurde nicht klar, warum sie uns gegenüber so ausfallend geworden war. Daher bleibe ich bei meiner Meinung, dass Du – Petra - sie nur benutzt hast, um uns diesen gemeinsamen Urlaub zu vermiesen.

Was mich immer interessiert ist die Frage, ob Du damals schon Stress mit Paul hattest und uns unsere Beziehung nicht gegönnt hast? Habt Ihr Euch nicht wenige Monate später getrennt?

Ich glaube, damals verlief Dein Leben schon nicht so wie geplant.

Hättest Du zu dem Zeitpunkt die Beziehung zu Stephan wieder aufgenommen, wenn er Dich gefragt hätte?

Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Wir waren ja erst wenige Monate ein Paar und man hört ja immer, dass Kinder eine Ehe zusammenhalten und viele Paare für oder wegen der Kinder zusammenbleiben oder wieder zusammen kommen.

Ich weiß aber noch, dass wir dann die mitgebrachten Silvesterkracher am ersten Januar nach einem kurzen Frühstück abgeschossen haben. Darauf hätte ich auch verzichten können, aber was macht man nicht alles für die gute Stimmung.

Wir sind auch nicht mehr auf die Piste gegangen.

Stephan und ich haben alleine einen Spaziergang durch den Ort unternommen, aber eigentlich sind wir nur vor Frederike geflüchtet, die mit einer nicht weiter erklärten Leidensmiene in ihrem Zimmer saß.

Es war nur noch quälend und anstrengend. Wir waren weder gut gelaunt noch fröhlich.

Wie vorgesehen sind wir aber geblieben und dann am zweiten Januar nach Hause gefahren. Eine frühere Heimreise wäre in den Augen von Stephan die reine Kapitulation gewesen und das macht ein Dreger nicht.

Das konnte ich gut verstehen.

Auf der ganzen Rückfahrt hing ich meinen Gedanken nach.

Natürlich beschäftigen mich Fragen nach der weiteren Zukunft. Wollte ich mich nochmals so verleugnen?

Wollte ich einen Partner mit zwei Kindern dieser Qualität? Auf jeden Fall wollte ich die Beziehung zu Stephan und mir war klar, dass es ihn nur mit den Kindern geben würde.

Ich hatte jeden Versuch ein Gespräch in Gang zu halten und die kleine Frederike zu unterhalten, aufgegeben. Mir fehlte einfach die Kraft.

Sie hat die ganze Fahrt über gelangweilt aus dem Fenster gestarrt und geschwiegen. War mir auch recht so.

Wenn ich mich recht erinnere, war ursprünglich geplant, dass Fredi die Nacht bei uns zubringt und wir sie dann am nächsten Morgen bzw. Mittag zum Haus fahren.

Kaum dass wir gestartet waren, wählte Stephan Deine Handy-Nummer. Er erreichte aber nur die Mailbox, daher konnten wir hören, wie er Dir mitteilte, dass wir Frederike so gegen acht Uhr abends bei Dir abliefern würden. Erinnern kann ich mich an den Satz „Du hast Deine Tochter ja so sehr vermisst, da ist es Dir sicherlich lieber, wenn Du sie noch heute in den Arm schließen kannst.“

Er wandte sich dann noch kurz zu Fredi rum und meinte „Das ist Dir doch auch bestimmt am liebsten so.“

Als wir dann bei Euch vorfuhren, war nicht zu übersehen, dass das Haus komplett im Dunkeln lag. Nicht ein einziges Licht war eingeschaltet. Du und auch Laura wart nicht zu Hause, und dabei habt Ihr doch so dringend auf Fredi gewartet, oder?

Ich weiß ganz genau, dass sie über Tag mehrere SMS mit Dir und ihrer Schwester geschrieben hat.

Sogar Fredi schaute etwas verblüfft auf das dunkle Haus.

Aber auch für sie gab es jetzt kein Zurück mehr.

Da ist auch sie eine echte Dreger. Sie hätte niemals zugegeben, dass sie doch gerne mit zu uns gefahren wäre, um nicht alleine zu sein.

Wir haben nur gewartet bis die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel. Dann sind wir gefahren.

Ehrlich gesagt, habe ich dann erst mal aufgeatmet. Mir hatte es echt gereicht.

Erklär Du mir bitte, warum ist sie so? Macht sie das mit Absicht oder warum sabotiert sie den Urlaub ihres Papas?

Das Verhalten von Frederike war die typische Reaktion von Kindern, die ihren Papa bestrafen wollen, nachdem er ihre Mutter verlassen hat. Bei Euch war es aber doch umgekehrt.

Du hast fremd gevögelt.

Sie wusste doch damals schon, dass ihr Reitlehrer der Trennungs- und Scheidungsgrund war.

Also warum diese Aggression gegen Stephan und auch gegen mich?

Zuhause angekommen habe ich dann meinen Kosmetikkoffer hinter der Tür zur Produktionshalle gefunden. Da wusste ich, dass ich mit meinem Verdacht ins Schwarze getroffen habe, Frederike hatte ihn dort vor mir versteckt. Mein Verdacht in Obertauern war also berechtigt gewesen. Nach all den Erlebnissen war es mir aber nicht mehr wichtig genug, dies zu klären oder zu diskutieren, denn sehr wahrscheinlich hätte sie auch alles abgestritten und ich hätte noch richtig blöd da gestanden.

Ich habe sie niemals darauf angesprochen und Stephan hatte meinen Großeinkauf auch schon vergessen.

Ich war einfach nur müde, traurig und kaputt. So stressig hatte ich mir das Leben mit einem geschiedenen Partner mit zwei Kindern dann doch nicht vorgestellt. Mir fiel die Frage meiner besten Freundin ein:“ Bist Du Dir sicher, dass Du kein Problem mit seinen Kindern bekommst? Du weißt doch, Blut ist immer dicker als Wasser. Die werden immer an erster Stelle stehen. Erst recht, wenn es Mädchen sind.“

„Was Du immer hast. Ich war doch nicht der Scheidungsgrund. Das haben die doch auch mitbekommen. Die Beiden wissen doch, dass Paul der Scheidungsgrund war.“

„Ich will Dich nur warnen. Du kannst auch einen Mann ohne Kinder finden. Für den bist Du dann immer die Nummer eins. So wie ich. Ich hätte mich niemals mit Martin eingelassen, wenn er Kinder gehabt hätte.

Außerdem musst Du nicht glauben, dass er Dich jemals heiratet. Das ist bei geschiedenen Männern meistens so.

Die wollen keine sogenannte Stiefmutter für ihre Kinder.

Also überlege es Dir liebe noch mal.“

An diese Worte von Angelika werde ich oft erinnert.

Mit einem hat sie sogar Recht behalten. Er hat mich wirklich nie gefragt, ob ich seine Frau werden möchte.

Das hat schon weh getan. Ich wäre so gerne die richtige Frau mit seinem Namen an seiner Seite geworden. Ein Geschäftspartner, der Roland, hat es mal auf den Punkt gebracht. Er stellte mich seinem Begleiter vor und sagte süffisant: „Das ist die Corinna. Stephan sagt zwar immer, das sei seine Frau, aber geheiratet hat er sie bisher noch nicht.“

„Du bist so ein Bauer“, habe ich mir nur gedacht und weiter gelächelt. Aber es war ja die Wahrheit. Und ich muss zugeben, dass es so ganz tief in mir drin schon zwickt. Es kommt so das Gefühl auf nicht gut genug gewesen zu sein. Ich durfte seine Sorgen teilen, aber nicht seinen Namen.

Dabei hatte ich nie den Versorgungsgedanken. Ich wäre nur halt gerne gefragt worden, ob ich seine Frau werden möchte.

Aber nun sind wir ja auch schon mehr als zehn Jahre zusammen Das ist schon länger als die Anzahl der guten Jahre Eurer Ehe und wir gehen auf die sechzig zu. Aus meiner Sicht haben wir damit das heiratsfähige Alter definitiv überschritten. Ich habe immer gesagt, dass ich nicht am Rollator ins Standesamt stolpere und dabei bleibe ich auch.

Petra, weißt Du eigentlich, wie ich Stephan kennengelernt habe?

Vielleicht haben es Laura oder Fredi Dir auch schon erzählt. Wir haben uns über die Internet-Agentur Parship kennengelernt.

Ja, da staunst Du?

Ich war ja gerade frisch getrennt, wohnte mit meinem Labrador Tompf im Bergischen Land und fühlte mich rundum wohl. Dann kam der Herbst, es wurde früh dunkel und mir wurde klar, ich bin nur ein Single auf Zeit und diese Zeit ist jetzt vorbei. Ich mag das Zusammenleben mit einem Mann und ich wollte nicht länger alleine sein.

Abends durch die Diskotheken ziehen war nichts für mich. Sogenannte Motto-Feten, so wie eine Ü40-Party, kamen schon gar nicht in Frage.

Einem Ausflug nach Köln konnte ich dann doch nicht aus dem Weg gehen. Ich hatte irgendwann meiner Freundin Monika versprochen, einen Abend mit ihr auf die Piste zu gehen. Und was man verspricht muss man auch halten und so kam der Tag der Tage. Im Gegensatz zu mir hatte sich Monika richtig aufgebrezelt und war bestens vorbereitet. Sie kannte namentlich einige Läden, von denen ich schon die Mehrheit nur aufgrund der Lage abgelehnt habe.

Wir einigten uns dann auf ein recht neues Lokal in Lindenthal, welches angeblich von den guten Singles in unserem Alter aufgesucht wurde. Ich war dann auch positiv überrascht, denn sowohl die Location als auch die Leute waren wirklich okay.

Aber dann kam das, was ich immer so gefürchtet habe, nämlich dieses gegenseitige Schauen, die prüfenden Blicke, das Abschätzen. Ich denke, Du weißt was ich meine.

Und dann immer wieder die gleichen blöden Fragen „Hallo, Dich habe ich hier aber noch nie gesehen?“ „Na, Ihr Zwei, auch zum ersten Mal hier?“ „Darf ich Euch auf einen Drink einladen?“

Am liebsten wäre ich schon nach maximal einer Stunde nach Hause gefahren. Meine Freundin fand das alles nicht so schlimm und unterhielt sich zuerst mit einem angeblichen Redakteur einer weit verbreiteten Zeitung und dann mit einem Musikproduzenten, der mit seinen ach so tollen Kontakten in der Branche protzte.

An der Bar sah ich jemand stehen, der mir hätte gefallen können, der schaute auch immer in unsere Richtung, aber wohl eher auf Monika. Mit ihrer Löwenmähne war sie einfach ein Hingucker und ich fühlte mich so richtig klein und unscheinbar neben ihr. So gegen halb elf bot ich mich an noch eine Runde Getränke von der Bar zu holen. Das war mir lieber, als noch länger diesen Egomanen zuhören zu müssen.

In Gedanken versunken wartete ich auf die georderten Getränke.

„Da habe ich Glück, dass ich Sie hier an der Bar alleine antreffe.“ Ich schaute mich um und sah in die Augen des Mannes, der mir vorher schon positiv aufgefallen war.

„Ich habe schon so lange zu Ihnen rübergestarrt und mir gewünscht, Sie würden mich wahrnehmen.“ Da musste ich doch lächeln „Für mich sah es so aus, als ob Sie Kontakt zu meiner Freundin suchen.“

Sprachlos blickte der Fremde an mir vorbei. „Sie meinen doch nicht diese aufgedonnerte Puppe?“ Ich folgte seinem Blick und tatsächlich schaute er auf Monika. Jetzt war es mir sprachlos zu sein.

Wir haben uns dann eine gute Stunde unterhalten, unsere Rufnummern ausgetauscht und versprochen, uns anzurufen und auf jeden Fall wieder zu treffen.

Soweit die Theorie. Die Praxis sah dann so aus, dass er sich zwar bei mir gemeldet hat, aber dann beichten musste, dass er ja noch verheiratet, die Trennung aber „so gut wie abgeschlossen sei“ und er sehr bald aus dem gemeinsamen Haus ausziehen würde. Ach ja, es gab dann auch noch eine kleine süße Tochter, die sehr an ihrem Papa hing.

Gegen einen in Scheidung lebenden Partner hätte ich nichts einzuwenden gehabt, aber die Beiden teilten sich noch das gemeinsame Haus und vielleicht auch noch mehr. Ich kannte ja jetzt nur die eine Seite.

Der Abend und die neue Erfahrung bestätigte fast zu einhundert Prozent mein Vorurteil zu diesen Lokalen und deren Besuchern.

Also habe ich im Internet recherchiert und mir die damals angebotenen Partnerbörsen angeschaut.

Schon damals gab es Seiten, die von Menschen frequentiert wurden, die nicht den Partner fürs Leben, sondern das schnelle unkomplizierte Abenteuer oder auch nur den Seitensprung suchten.

Es gab für mich zwei seriöse Anbieter und ich habe mich dann für Parship entschieden.

Das war vor über zehn Jahren noch recht spektakulär, denn für Internet-Agenturen entschieden sich damals nur die Restposten.

Nachdem ich gefühlte achthundert Fragen beantwortet hatte, erhielt ich erst mal eine Einschätzung zu mir, so nach dem Motto bin ich eher romantisch, suche ich lieber eine Schulter zum Anlehnen, bin ich in einer Beziehung die Dominante, brauche ich finanzielle Sicherheit und noch vieles mehr.

Natürlich wollte ich ein „gutes“ Ergebnis, aber es war einfach nicht klar, mit welchen Antworten ich zu den Guten und mit welchen ich zu den Bösen gehörte.

Das Ergebnis hat mich dann wirklich überzeugt, denn in der Beschreibung fand ich mich sofort wieder.

Dann noch Fotos hochgeladen, die aber nur mit meiner Genehmigung gezeigt wurden. Und dann das große Warten.

Am nächsten Tag erhielt ich eine Aufstellung der potentiellen Partner. Natürlich anonymisiert und ohne Foto. Aber mit der Einsicht in fünf Antworten, die jeder – wie auch ich – auf fünf Fragen abgegeben haben. Ich kann mich an eine Frage erinnern.

Die lautete „Was ist für Sie ein perfekter Tag.“

Ich weiß noch, dass ich sehr lange an meinen Antworten gefeilt habe. Und ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich zur Gelegenheits-Raucherin gemacht habe, obwohl das sehr weit von meinem tatsächlichen Nikotinkonsum entfernt war. Aber ich habe mir so gedacht, dass es sich einfach seriöser liest und es gab damals schon die erste Welle der Nikotin-Hasser, die uns Rauchern das Leben schwer gemacht haben.

Tja, am Ende hatte ich dann die Mitteilung, wie viele Profile zu mir passen sollten. Ein angeblich passendes Profil hatte damals die Nummer PS370N78.

Dann habe ich mir nochmals SEINE Antworten auf die fünf Fragen durchgelesen:

Das machte es mir dann auch nicht einfacher, ich wurde eher noch nervöser.

Petra, Du glaubst gar nicht wie schwierig das ist, im Kopf rotierende Sätze zu einer witzigen Ansprache zu formulieren.