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Ein Weihnachtsmärchen im Kurzgeschichtenformat ...
Lexie hat ihren Vater schon mit zehn Jahren verloren und ihm seitdem Briefe geschrieben. Natürlich kamen diese niemals an und irgendwann hat sie damit aufgehört. Jetzt, fünfzehn Jahre später, ist sie sehr verzweifelt. Ihr Chef ist ein Ekel, ihr Ehemann betrügt sie und schafft es nicht, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen, und Weihnachten steht vor der Tür, das sie wohl ganz allein verbringen muss. Also schreibt sie seit Jahren erneut einen Brief an ihren Vater – Adam Green. Nur scheint diesmal das Schicksal seine Finger im Spiel zu haben, denn der Brief erreicht seinen Empfänger. Nur ist dieser Adam Green keineswegs ihr Vater, sondern jung und äußerst attraktiv ... und er macht sich auf die Suche nach Lexie ...
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Kajsa Arnold
Briefe an Adam Green
Ein Weihnachtsmärchen
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Danksagung
Leseprobe
Deutsche Erstausgabe
Copyright © 2019, Kajsa Arnold
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung
1. Auflage
Das Cover wurde mit folgendem Foto erstellt:
© shuwy - iStock
Kajsa Arnold c/o Andrea Wölk,
Lutherstr. 16, 46414 Rhede
www.mybooklove.de
Dear Adam,
nach so langer Zeit, die ich Dir nicht geschrieben habe, fällt es mir schwer, Dich Dad zu nennen, also habe ich mich für Adam entschieden. Ich weiß, ich habe ewig nichts von mir hören lassen, um genau zu sein, fünfzehn Jahre. Bei dem letzten Brief, den Du von mir erhalten hast, war ich zehn Jahre alt. Ich habe aufgehört, Dir zu schreiben, weil ich glaube, dass meine Briefe Dich ohnehin nicht erreichen. Jetzt fragst Du Dich bestimmt, warum ich erneut einen Brief schreibe, wenn ich doch nicht daran glaube. Tja, wenn ich ehrlich bin, weiß ich das selbst nicht so genau. Vielleicht, weil ich doch noch einen Funken Hoffnung habe, dass Dich einer meiner Briefe erreicht hat. Es ist bald Weihnachten und das ist bekanntlich die Zeit der magischen Wunder. Ob ich auf ein Wunder hoffe? Eindeutig ja. In meinem Leben ist so einiges schiefgelaufen und ich habe keine Ahnung, wie ich es wieder zurechtbiegen kann. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Du Dich um meine Sorgen gekümmert hast. Damals, als Dich der Krebs noch nicht von uns gerissen hatte. Wenn ich gefallen bin und mir das Knie aufgeschlagen habe, hast Du mich auf den Schoß genommen und so lange gepustet, bis es nicht mehr wehtat. Dann hast Du ein Pflaster aufgeklebt und meine Welt war wieder heile. Doch so einfach ist das nicht. Wenn man älter wird, kann man leider nicht mehr einfach ein Pflaster aufkleben, damit alles wieder gut wird. Je älter man wird, desto größer werden die Probleme. Mittlerweile habe ich eine Menge davon. Nicht nur, dass ich meinen Job bei Coffee Road hasse. Ich hasse auch meinen Chef, der mir das Leben zur Hölle macht. Ich hasse mich, weil ich nicht stark genug bin, mir einen anderen Job zu suchen. Ich hasse meinen Mann, der mich betrogen hat und ich es nicht schaffe, ihn aus der Wohnung zu werfen. Ich hasse meine Schwäche, die mich davon abhält, mein Leben zu ändern und ich hasse diesen verfluchten Krebs, der mir nicht nur Dich, sondern auch Anfang diesen Jahres Mom genommen hat. Ich fühle mich einsam und verlassen. Ich wünschte, es gäbe einen Menschen, mit dem ich so sprechen könnte, wie ich es mit Dir konnte. Gerade jetzt, in der Zeit der Besinnung und Freude, wünsche ich mir einen Menschen, der mir zuhört und sich für mich interessiert. Habe ich nicht auch ein klein wenig Aufmerksamkeit verdient, ein wenig Beachtung? Ich gebe zu, ich vermisse unsere Gespräche. Wo auch immer Du bist, sollst Du wissen, ich liebe Dich und verspreche Dir, dass ich mich zusammenreißen und mein Leben selbst in die Hand nehmen werde, sobald diese schreckliche Weihnachtszeit vorbei ist. Neues Jahr, neues Glück. Versprochen!
Deine Lexie
Adam
»Hey, Adam! Hier ist ein Brief für dich!« Brodys Lachen füllte die ganze Halle aus. In der Sortierhalle donnerten die Maschinen, die die Briefe nach Postleitzahlen verteilten.
»Für mich?«, fragte ich überrascht. Wer schrieb mir denn direkt ans Postamt? Das konnte doch nur eine Verwechslung sein.
»Hier steht auf jeden Fall dein Name: Adam Green.« Brody wedelte mit einem lindgrünen Briefumschlag.
»Gib zu, du hast ihn geschrieben, um mich hereinzulegen.« Ich war auf der Hut. Brody hatte ein Faible dafür, seinen Kollegen einen Streich zu spielen. Ich gehörte zu seinen Lieblingsopfern, weil ich schon oft darauf hereingefallen war, um ihm einen Gefallen zu tun.
»Es wird ja wohl mehr als nur einen Adam Green in London geben. Ganz zu schweigen von ganz England.«
»Aber der hier ist für dich, ich kann das riechen.« Er schnupperte an dem Umschlag. »Er riecht nach Zimt, Vanille und … Kaffee.«
Er kam zu mir herüber. Brody arbeitete in der Abteilung der Spürhunde. Das waren die Postangestellten, die den Absender ausfindig machen mussten, wenn der Adressat nicht ermittelt werden konnte. Wenn zum Beispiel die Straßen- oder Ortsangabe auf dem Umschlag fehlte oder sonst irgendwie unleserlich war, und auch der Absender nicht sofort zu ermitteln war.
»Hier, riech selbst.« Er hielt mir den Umschlag unter die Nase.
Ich schnupperte und musste zugeben, dass er recht hatte. Eine feine Kaffeenote war deutlich erkennbar, Zimt auch, bei Vanille war ich mir nicht mehr so sicher. Der Umschlag trug wirklich meinen Namen. Er hatte eine gültige Briefmarke, aber weder Adresse noch Absender. Nur den Namen Adam Green in einer geschwungenen Handschrift.
»Er ist von einer Frau«, sagte Brody, als wüsste er mehr, als er zugeben wollte.
»Also sag schon. Wer hat diesen Brief jetzt geschrieben? Springt ein Clown heraus, wenn ich den Umschlag öffne? Eine Karte, die Merry Christmas singt?« Ich konnte mir einen gewissen Spott nicht verkneifen.
Brody schüttelte den Kopf und blieb seltsamerweise ernst dabei. »Nein, nichts davon, Adam. Eigentlich ist es eine traurige Sache. Komm mal mit.«
Er ging hinüber zu seinem Schreibtisch, und ich, nun doch neugierig geworden, folgte ihm. Er zog aus dem untersten Fach des Containers einen Packen Briefe heraus, der fein säuberlich mit einem roten Samtband zusammengebunden war. Sie waren fein säuberlich geöffnet worden.
»Das sind alles Briefe an Adam Green. Geschrieben von einem zehnjährigen Mädchen. Sie hat alle drei Monate einen Brief geschrieben, bis sie fünfzehn Jahre alt war. Dann hörten die Briefe auf und nun ist nach langer Zeit wieder einer gekommen.«
Gebannt starrte ich auf den Packen Briefe. Sie waren alle geöffnet. »Du hast sie gelesen?«
Brody nickte.
»Und das Briefgeheimnis?«
Er hob die Schultern. »Die Briefe wären ohnehin vernichtet worden, weil der Absender nicht ausfindig gemacht werden konnte. Es war ein kleines Mädchen, das ihren Vater an den Krebs verloren hatte. Zuerst waren die Briefe sehr traurig, doch dann erzählte sie immer mehr von ihrem Alltag. Sie schien ihr Schicksal angenommen zu haben. Irgendwann hörten die Briefe auf. Mir war es erst gar nicht aufgefallen. Und nun gibt es wieder einen. Ich würde sagen, der ist für dich bestimmt.«
»Für mich? Wie kommst du denn da drauf?«
»Ich gehe in vier Tagen in Pension. Jetzt bist du dran.« Er schmunzelte. Brody arbeitete seit mehr als vierzig Jahren bei der Post und ging Ende des Monats in den verdienten Ruhestand.
Ich schaute mir den neuen Brief genauer an. »Also zurücksenden können wir ihn nicht. Es gibt keinen Absender und eine Adresse, um ihn zuzustellen, gibt es auch nicht.«
»Es hätte ja auch keinen Sinn, dieser Adam Green ist bereits mehr als fünfzehn Jahre tot. Du hingegen lebst. Und da du auch ein Adam Green bist …« Er ließ den Rest des Satzes offen, zuckte nur mit den Schultern. »So, ich habe jetzt Feierabend. Meine Frau wartet mit dem Essen auf mich. Wir sehen uns noch bevor ich für immer die Segel streiche, Kleiner.« Er schlug mir auf die Schulter, schnappte sich seine Aktentasche und ließ mich verdattert stehen.
Nachdem ich vier Stunden später Feierabend machte, fuhr ich nach Hause. Unterwegs hielt ich kurz an, um mir etwas vom Thailänder mitzunehmen. Kochen zählte zwar zu meinen liebsten Hobbys., doch heute sollte es schnell gehen. Gesättigt und mit vollem Magen ließ ich mich später auf dem Sofa nieder und zog den lindgrünen Umschlag aus meiner Hosentasche. Ich hatte ihn einfach mitgenommen. Mein Gewissen versuchte ich damit zu beruhigen, dass er ja für mich sein könnte, immerhin stand mein Name auf dem Umschlag. Brody hatte recht. Er wäre ohnehin vernichtet worden.
Trotzdem dauerte es noch eine halbe Stunde, bis ich mich endlich dazu durchringen konnte, ihn zu öffnen. Mit einem scharfen Messer öffnete ich vorsichtig den Kleberand. Wenn er etwas enthielt, das von Wichtigkeit war, würde ich ihn wieder zukleben können. Doch der Umschlag enthielt nur einen Brief, der in der Mitte gefaltet war. Ich öffnete ihn und sofort fiel mir die schöne geschwungene Schrift auf. Dann begann ich zu lesen. Ich konnte gar nicht anders, weil die Worte meinen Blick wie magisch anzogen …
Dear Adam,
nach so langer Zeit, die ich Dir nicht geschrieben habe, fällt es mir schwer, Dich Dad zu nennen, also habe ich mich für Adam entschieden. Ich weiß, … Deine Lexie