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Tom, einer der beiden Söhne der jungen Mutter Sarah, weist das Asperger-Syndrom, eine abgeschwächte Form des Autismus, auf. Es beginnt ein Hürdenlauf durch Therapien und über Steine, die der Familie in den Weg gelegt werden. Auch der gehobene Stadtteil Sasel, in dem Tom lebt, passt nicht so ganz zu dieser außergewöhnlichen Familie. Tom ist ein liebenswerter, hochintelligenter Junge, der ein normales Leben führen möchte, oft jedoch an seine Grenzen stößt. Jeder Mensch sollte einmal hinterfragen, wer oder was wirklich als "normal" gilt. Dieses Buch soll anderen Eltern und deren Kindern Mut machen, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht von Außenstehenden beeinflussen zu lassen.
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Seitenzahl: 23
Als Tom geboren wurde, waren wir die glücklichsten Eltern der Welt. Er hatte vier stolze Großeltern und eine mindestens ebenso stolze Urgroßmutter an seiner Seite. Seine Geburt verlief komplikationsfrei, nur wegen der etwas erhöhten Werte, die die Gelbsucht nachwiesen, mussten wir noch einen Tag länger im Krankenhaus verbleiben. Wieder zu Hause hatte ich einen Milchstau und wäre wohl ohne die Hebamme, die mir homöopathische Mittel und Quarkwickel verabreichte, wieder ins Krankenhaus eingewiesen worden. Tom wurde mir in dieser Zeit von meinem Ehemann Eric zum Stillen gebracht, weil ich hohes Fieber hatte. Der Kleine verhielt sich vorbildlich und schon nach ein paar Tagen ging es mir wieder besser.
Wenn ich an seine Baby-Zeit zurückdenke, gibt es nichts Auffälliges. Er schlief schnell durch, war proper und gesund und war unkompliziert. Da ich sehr jung war, als ich ihn als erstes Baby bekam, dachte wohl auch ich mit meinen einundzwanzig Jahren sehr unkompliziert und nahm ihn überall mit. Als Tom fünf Monate alt war, flogen wir zum ersten Mal mit ihm nach Menorca. Dort war er bei den spanischen Angestellten der König und wurde verwöhnt. Es gab einfach keine Probleme, außer, dass er zu Hause von den Großeltern schon wieder vermisst wurde.
Im Alter von zwei Jahren bekam Tom ein Brüderchen namens Lucas. Auch diese Geburt verlief weitestgehend nach Plan. Sie war zwar nicht ganz so entspannt wie beim ersten Mal, aber das lag wohl eher daran, dass ich nun wusste, was bei der Geburt auf mich zukam.
Tom entwickelte sich weiterhin normal, bis er mit zweieinhalb Jahren eine Infektion nach der anderen bekam, weshalb wir Dauergäste beim Kinderarzt waren. An einem Morgen testete die Ärztin ihn auf Leukämie, weil er so extrem blass, dünn und ausgezehrt wirkte. Zum Glück war der Test negativ. Es gab nun bange Stunden in unserem Leben, ich hatte Angst um Tom, der immer dünner und blasser wurde. Eines Morgens, ich war natürlich mit ihm und Lucas alleine zu Hause, bekam er wohl einen Fieberkrampf. Plötzlich hing er für etwa eine Minute nur noch schlaff wie eine Puppe in meinen Armen. Danach bewegte er sich zum Glück wieder, war aber sehr apathisch. Ich schleppte ihn wieder einmal zum Arzt.
Da sich die gesamte Familie große Sorgen um Tom machte, wechselten wir nun den Kinderarzt. Nachdem ich ihm die vollständige Krankheitsgeschichte erzählt und er bei Tom Blut abgenommen hatte, stellte er fest, dass Tom am Pfeifferschen Drüsenfieber litt, wobei man unter keinen Umständen Antibiotika geben sollte, um es nicht zu verschlimmern. Er hatte natürlich bei fast jedem vorangegangenen Infekt Antibiotika bekommen. Dies war meine erste Arzt-Enttäuschung.