CAKE - Die Liebe von Casey und Jake - J. Bengtsson - E-Book
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CAKE - Die Liebe von Casey und Jake E-Book

J. Bengtsson

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Beschreibung

Der perfekte Schmöker für den Herbst - eine herzzerreißende Rockstar-Romance, erzählt auf mehr als 600 Seiten!


Er ist ein gefeierter Rockstar - und ein verschlossener Einzelgänger. Von einem schrecklichen Verbrechen in seiner Kindheit traumatisiert arbeitet Jake McKallister wie besessen an seiner Musikkarriere. Denn Musik ist das Einzige, was ihn die Vergangenheit vergessen lässt. Als er auf der Hochzeit seines Bruders Casey Caldwell kennenlernt, funkt es augenblicklich zwischen ihnen, und das, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Casey ist fröhlich, laut und aufgeschlossen - und kann keinen einzigen geraden Ton halten. Doch bald muss Jake einsehen, dass sie vielleicht die Einzige ist, die es schaffen kann, ihn ein für alle Mal von seinen Dämonen zu befreien ...


"Die Bilder, die die Autorin mit ihren Worten heraufbeschwört, sind emotional und herzzerreißend. Es geht um die Macht der Liebe, aber auch darum, wie wichtig Familie ist." Smexy Books

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Seitenzahl: 647

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmung123456789101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839404142434445464748495051EpilogEpilogLeseprobeDie AutorinJ. Bengtsson bei LYX.digitalImpressum

J. BENGTSSON

CAKE

Die Liebe von Casey und Jake

Roman

Ins Deutsche übertragen von Hans Link

Zu diesem Buch

Er ist ein gefeierter Rockstar – und ein verschlossener Einzelgänger. Von einem schrecklichen Verbrechen in seiner Kindheit traumatisiert arbeitet Jake McKallister wie besessen an seiner Musikkarriere. Denn Musik ist das Einzige, was ihn die Vergangenheit vergessen lässt. Als er auf der Hochzeit seines Bruders Casey Caldwell kennenlernt, funkt es augenblicklich zwischen ihnen, und das, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Casey ist fröhlich, laut und aufgeschlossen – und kann keinen einzigen geraden Ton halten. Doch bald muss Jake einsehen, dass sie vielleicht die Einzige ist, die es schaffen kann, ihn ein für alle Mal von seinen Dämonen zu befreien …

Für meine Eltern, Les und Janet Wheeler,denen ich meinen Sinn für Humor verdanke

Für Ben, meinen Ehemann,dem ich ein wunderbares Leben verdanke

Für meine Kinder, Chris, Matt und Lily,denen ich das größte aller Geschenke verdanke:

Mutter zu sein

1

Casey

Der Anfang

Am Morgen des 30. Mai 2014 war ich nichts anderes als eine dreiundzwanzigjährige Studentin der Fachrichtung Finanz- und Rechnungswesen an der Arizona State University, die die ersten Wochen der Sommerferien genoss. Nebenbei servierte ich als Kellnerin ›Bloomin’ Onions‹ im Outback Steakhouse. Ich war ein einigermaßen attraktives Mädchen mit schneller Auffassungsgabe und einem unbefangenen Lächeln. Es war wirklich nichts Besonderes an mir … jedenfalls nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass mein bisher bekanntes Leben nach diesem Tag nie wieder dasselbe sein würde.

Als Jüngstes von drei unbändigen Kindern und einziges Mädchen war ich selbst ein halber Junge gewesen, mit Jungen als meinen besten Freunden. Wir waren stundenlang draußen, fuhren Rad, dribbelten einen Basketball und kletterten auf Bäume. Aber als ich dreizehn war, setzte zu meinem Entsetzen die Pubertät ein, und mein magerer kleiner Körper veränderte sich. Für eine Weile kämpfte ich dagegen an, nicht bereit, mein glückliches Leben unter Jungs aufzugeben. Als aber meine Brüste wuchsen, meine Beine länger wurden und meine Hüften plötzlich Kurven an meiner vorher stockdünnen Figur bildeten, bemerkten das schließlich auch meine Freunde.

Alles veränderte sich. Die Jungs sahen mich anders an. Sie tuschelten hinter meinem Rücken. Sie versuchten, mich an Stellen zu packen, an denen ich definitiv nicht gepackt werden wollte. Nach und nach hörte ich auf, mit ihnen herumzulaufen, und suchte mir eine Gruppe netter, kluger Mädchen, die ich in den anspruchsvolleren Kursen kennenlernte. Nein, mit ihnen war es nicht so lustig wie mit den Jungs, aber wenigstens benahmen sie sich nicht wie geile kleine Perverse.

Da ich mit den klugen Kids befreundet war, verstand es sich von selbst, dass ich nicht zu den Beliebtesten zählte. Trotzdem hatte ich genug Freunde, und unter den Außenseitern, mit denen ich abhing, galt ich als ziemlich heiß. Manchmal fiel ich sogar den Jungs aus der Alpha-Clique auf. Einige der typischen »Komplimente«, die ich zu hören bekam, waren: »Dafür, dass du klug bist, bist du irgendwie ganz schön hübsch.« Oder: »Du wärst heiß, wenn du nicht so viel reden würdest.« Hey, in der Highschool nimmt man, was man kriegen kann.

Erst in meinem dritten Jahr an der Highschool machten sich die Hormone wirklich bemerkbar, und ganz plötzlich war ich verrückt nach Jungs. Ab da fing ich an, mich hübsch anzuziehen, Make-up zu benutzen und mir tatsächlich die Haare zu bürsten, statt sie einfach zu einem Pferdeschwanz zu binden. Ich versuchte, cool zu bleiben, wenn ein Junge sich für mich interessierte, aber alles, was ich über das andere Geschlecht wusste, rührte von meinen beiden höhlenmenschenartigen Brüdern und den Jungs, mit denen ich jahrelang gespielt hatte. Potenzielle Verehrer, so entdeckte ich schnell, schätzten es nicht besonders, wenn ich unpassende Scherze über ihre Weichteile machte.

Nur ein Junge war mutig genug, es mit mir aufzunehmen: Tommy Schultz. Irgendwann während meines letzten Jahres an der Highschool fingen wir an zu daten. Tommy war ebenfalls einer der cleveren Schüler und galt als cool. Er mochte meinen Sinn für Humor und fand mich witzig. Gemeinsam erlebten wir all die epischen Augenblicke der letzten Highschool-Klasse: das Abschlusspicknick, den Abschlussausflug, den Abschlussball der Highschool … und Sex. Er war mein Erster, und ich war verliebt. Mein unreifes Gehirn glaubte wirklich, dass wir für immer zusammenbleiben würden. Aber am Tag nach der Abschlussfeier ließ er mich jäh sitzen und erklärte, dass er in seinem ersten Jahr am College nicht gebunden sein wolle. Ich war am Boden zerstört. Und er verschwendete keinen weiteren Gedanken an mich.

Also ging es mit einem frisch gebrochenen Herzen ab ans College. Obwohl ich nur wenige Meilen von der ASU entfernt aufgewachsen war, wollten meine Eltern, dass ich die volle College-Erfahrung machte, und ließen mich in meinem ersten Jahr im Studentenwohnheim wohnen. Es stellte sich heraus, dass ich genau das gebraucht hatte, um wirklich zu wachsen und zu reifen … und dabei ein wenig Spaß zu haben. Rückblickend musste ich meinem Exfreund danken. Er hatte recht gehabt. Ohne ihn hatte ich am College erheblich mehr Spaß.

Zum Glück bot mir die riesige Studentenschaft die Möglichkeit, als vollkommen unbeschriebenes Blatt neu anzufangen. Niemand kannte mich als »die jungenhafte Casey« oder »Casey, die zu viel quasselt«. Am College war ich einfach nur Casey, ein Mädchen mit ordentlichen Kurven, süßen Grübchen, einer wallenden Mähne brünetten Haares und einer, wie man mir gesagt hat, mitreißenden Persönlichkeit. Ja, es gab definitiv Gelegenheiten, da ich das Interesse eines Typen mit einem unpassenden schnaubenden Gelächter oder einem Schwanzwitz zur Unzeit ersticken konnte, aber größtenteils gelang es mir, mich neu zu erfinden und mich zu einer einigermaßen gesitteten jungen Frau zu entwickeln. Obwohl ich bisweilen meinen vulgären Sinn für Humor zügeln musste, um die Jungs bei Laune zu halten, war das meist den Kompromiss wert.

Obwohl ich hier und da mit Jungen ausging, hatte ich bis zu meinem zweiten College-Jahr keinen festen Freund mehr. Logan Adams – Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes und »Reservespieler« des Reserve-Quarterbacks des Football-Teams der ASU – sah gut aus, war reich und höllisch eingebildet. In meinem Kopf gingen die Warnglocken schon los, bevor er auch nur den Mund aufgemacht hatte. Aber wie so viele Mädchen es tun, sah ich über seine offensichtlichen Schwächen hinweg, weil er so verdammt heiß war. Und er überzeugte mich tatsächlich mit dem, was ich für seine freundliche, sensible Seite hielt. Es stellte sich allerdings heraus, dass er nichts Warmes oder Sentimentales an sich hatte. Ich brauchte über ein Jahr, um dahinterzukommen, dass mein Freund leidenschaftlich gern auch mit anderen Mädchen als mir schlief.

Nach ihm war mein Liebesleben … tja, nicht mehr existent. Ich war ungebunden und definitiv nicht auf der Suche. Es verschaffte mir eine gewisse Befriedigung, single zu sein. Ich konnte tun, was ich wollte, wann immer ich es wollte. Mein Hauptaugenmerk lag nicht darin, einen Typen zu finden … sondern im kommenden Frühling planmäßig meinen Abschluss zu machen. Wegen meiner Arbeitszeiten und der Schwierigkeiten, in die Kurse reinzukommen, die ich brauchte, war ich bereits darauf eingestellt, fünf Jahre bis zum Abschluss zu brauchen; aber auf keinen Fall würde ich sechs daraus machen. Und obwohl ich einen Teilzeitjob hatte, um mein teures Studium mitzufinanzieren, hatten meine Eltern viel geopfert, um mich von ihren begrenzten Bezügen aufs College zu schicken. Ich spürte die starke Verantwortung, mich dieses Jahr wirklich reinzuknien und mein Studium zu beenden.

Die Liebe würde warten müssen. Und wenn es so weit war, wusste ich, nach welchem Typ Mann ich nicht suchen würde. Wirklich, ich war gar nicht so wählerisch. Persönlichkeit war mir viel wichtiger als Aussehen … obwohl es ein Bonus wäre, wenn ein Typ obendrein heiß war. Je älter ich wurde, desto klarer wurde mir, dass ich es nicht nötig haben sollte, mich dümmer zu stellen oder auf adrett zu machen, nur um einen Mann zu beeindrucken. Entweder war ich gut genug, wie ich war, oder er war meine Zeit nicht wert. Ich wusste, dass mein Typ irgendwo da draußen war … ich hätte nur niemals, nicht in einer Million Jahren, ahnen können, wer er sein würde.

Kate Mullin war eine gute Freundin von mir. Wir hatten uns als Kellnerinnen im Outback kennengelernt und waren Freunde geblieben, auch nachdem sie dort aufgehört hatte. Wir teilten einen schrulligen Sinn für Humor und die Liebe zum Reality-TV. Ich kannte Kate schon seit zwei Jahren, und jetzt bat sie mich, bei ihrer Hochzeit als Brautjungfer zu fungieren. Ich war begeistert, an ihrem Festtag dabei zu sein. Bei einem Mittagessen zwei Wochen vor der Hochzeit ließ Kate dann die Bombe platzen.

»Mitch meint, es wäre das Beste, dich mit Jake zusammenzutun.«

Ihre Worte drangen nicht sofort zu mir durch. »Moment mal, was?«, fragte ich.

»Jake wird bei der Hochzeit dein Partner sein«, wiederholte Kate.

Dann verstand ich, und mir wurde flau. Heilige Scheiße, sie meinte den Rockstar! Ich hatte gewusst, dass Jake McKallister kommen würde – er war schließlich der Bruder des Bräutigams –, aber ich hatte einfach angenommen, dass ich ihn aus der Ferne bewundern würde.

»Aber … ich dachte, Sarah sollte seine Partnerin werden«, stotterte ich. »Sie redet seit vier Monaten von nichts anderem mehr.«

»Ich weiß. Ich liebe Sarah, aber manchmal ist sie etwas penetrant.«

»Manchmal?«, witzelte ich. »Erinnerst du dich noch an Aaron?«

»Oh Gott.« Kate verdrehte die Augen und lachte. »Ja. Das war finster.«

»Ich wollte ihr eigentlich sagen, dass er schwul ist, aber es hat so viel Spaß gemacht zuzusehen.«

»Du bist schrecklich«, erklärte Kate kopfschüttelnd. »Wie dem auch sei, Mitch macht sich Sorgen, dass Sarah den ganzen Abend an Jake kleben wird und dass er sich ihretwegen vielleicht unwohl fühlen könnte. Jake mag es nicht, wenn man sich ihm an den Hals wirft.«

»Und du glaubst, ich würde mich ihm nicht an den Hals werfen?«, antwortete ich mit erhobener Stimme.

»Das ist nicht dein Stil, Casey.«

»Hast du den Kerl mal gesehen?«

»Ja«, bestätigte Kate. »Ich habe ihn gesehen.«

»Dann ist dir klar, dass du mich da völlig überschätzt, richtig?«

Kate nickte lachend.

»Ich meine, ich habe noch nie jemand Berühmtes kennengelernt … geschweige denn jemanden, der nicht nur berühmt, sondern auch noch zum Anbeißen ist. Es lässt sich unmöglich vorhersehen, was ich mit diesem armen Mann anstelle«, behauptete ich und scherzte nur halb.

»Wenn du etwas anstellst, bin ich mir sicher, dass er sich darüber freuen wird.«

Ich schnappte nach Luft, als wäre ich beleidigt … was nicht der Fall war. Tatsächlich hätte ich niemals den Mut, einen Mann wie Jake anzubaggern, deshalb war diese Vorstellung absurd.

»Mitch möchte einfach, dass er sich bei der Hochzeit wohlfühlt. Falls Jake flachgelegt werden will, ist das seine Angelegenheit … wir werden es nur nicht fördern.«

»Na klar, denn ihr wollt ja auf keinen Fall, dass alles nur auf den heißen Sänger und seine vollbusige Blondine starrt.«

»Ja, ganz genau«, stimmte Kate mir zu. »Hör mal, Casey, wenn du wirklich nicht seine Partnerin für den Abend sein willst, rede ich mit Mitch, und dann finden wir jemand anderen … ähm … jemanden, der es eher verdient hätte, sich einen Abend lang an der Gesellschaft eines berühmten, verdammt heißen Rockstars zu erfreuen, okay?«

»Hey, mach mal halblang, Fräulein. Lass uns nichts überstürzen«, antwortete ich mit einem durchtriebenen Lächeln. »Ich habe nicht gesagt, dass ich kein Interesse hätte. Ich will dir nur vermitteln, dass die Idee mir eine Scheißangst macht. Aber ja, ich werde das mal einen Abend lang aushalten können … mich dem Allgemeinwohl opfern. Ich meine, es ist deine Hochzeit, und so bin ich eben: selbstlos.«

»Ähhhm … ja, du bist ein erstaunlicher Mensch. Ich danke dir für dein Opfer, Casey«, entgegnete Kate mit gespieltem Ernst.

Ich nickte gemessen, als täte ich Kate einen Riesengefallen, und dann blieb mir die Luft weg, als mir die Konsequenzen klar wurden, die es haben würde, wenn man mich mit Jake zusammentat. »Oh Gott, Sarah wird so sauer sein.«

Kate wand sich sichtlich. »Ich weiß noch nicht, wie ich es ihr beibringen soll.«

»Sie wird dir das niemals verzeihen. Sie hat Jake ja praktisch sofort für sich reserviert, als du deine Hochzeit angekündigt hast.«

»Ich weiß.«

»Sarah wird trotzdem hinter ihm her sein … ich hoffe, Mitch begreift das.«

»Ja, er weiß es, aber wenigstens wird Jake sich nicht verpflichtet fühlen, die ganze Zeit an ihrer Seite zu bleiben.«

»Das ist wahr. Weiß Sarah überhaupt, ob Jake single ist? Geht er nicht mit diesem Popsternchen?«

»Das ist schon eine ganze Weile her. Ich glaube nicht, dass sie noch zusammen sind«, sagte Kate.

»Das heißt nicht, dass er nicht längst ein neues Mädchen hat. Ich meine, all diese Mühen, die Sarah auf sich nimmt, um sich einen Rockstar zu krallen, und es könnte alles umsonst sein. So eine Verschwendung.«

»Sei nett, Casey. Sarah wird ohnehin schon sauer genug sein. Und ich glaube nicht, dass Jake eine Freundin hat. Er hat nicht gefragt, ob er jemanden mitbringen kann, also gehe ich einfach davon aus, dass er solo ist.«

»Er ist solo, vögelt aber mit den Groupies«, zwitscherte ich.

»Casey! Gott, du kannst manchmal so vulgär sein.« Kate verzog das Gesicht und versuchte, sich ihr Grinsen zu verkneifen.

»Darum liebst du mich ja so«, erklärte ich.

»Ja. Du hast recht.«

»Ich sollte mich vor Jake wohl ein wenig beherrschen. Er steht bestimmt weniger auf meinen verdorbenen Charakter als du.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher. Immerhin hat er vier Brüder.«

»Stimmt. Aber ich habe gehört, er sei nicht gerade … ähm … wie drücke ich das freundlich aus … der kommunikativste Mensch.«

»Wo hast du das denn gehört?«

»Zum Beispiel … überall? Dummerchen.«

»Glaub nicht alles, was du in den Medien über ihn hörst oder liest. Mitch sagt, Jake habe einen schlechten Ruf, sei aber in Wirklichkeit ein ziemlich ausgeglichener Bursche.«

»Ernsthaft?«

»So wurde es mir gesagt«, bestätigte Kate und hob die Hände. »Aber andererseits, was weiß ich denn schon? Ich werde die andere Hälfte von Mitchs Familie erst an unserem Hochzeitstag kennenlernen.«

Ich hörte den Ärger in ihrer Stimme und wusste, dass das ein Problem für sie war. In den beiden Jahren, seit sie zusammen waren, hatte Mitch Kate noch nicht nach Kalifornien mitgenommen, um sie seinem Vater, seiner Stiefmutter und seinen Halbgeschwistern vorzustellen. Mitchs Mom und Dad waren nie verheiratet gewesen und hatten sich getrennt, als er noch ein Baby gewesen war. Seine Kindheit hatte er größtenteils bei seiner Mutter in Arizona verbracht und seinen Vater und seine Halbgeschwister in Kalifornien nur an verschiedenen Feiertagen und während der Sommermonate besucht.

Als Kate mir das erste Mal erzählte, dass sie mit Jake McKallisters Halbbruder ging, hatte ich angenommen, sie wäre Jake bereits begegnet. Aber in Wirklichkeit standen Jake und Mitch sich nicht besonders nah. Sie hatten den gleichen Vater, sonst aber nicht viel gemein. Ihre Beziehung war eher wie die von entfernten Cousins: Sie hatten nichts gegeneinander, lebten aber ihr jeweils eigenes Leben und wussten nur sehr wenig über den anderen. Kate hatte mir erzählt, dass Mitch überrascht gewesen sei, dass Jake überhaupt kommen wolle.

»Mach dir keine Sorgen«, antwortete ich meiner offensichtlich bekümmerten Freundin. »Ich werde mich um unseren gut aussehenden Musiker kümmern. Wenn in seinem hinreißenden Körper auch nur ein Fünkchen Spaß steckt, werde ich mein Bestes tun, es aus ihm herauszukitzeln.«

»Das ist die Casey, die ich kenne und liebe.«

Nach dem anfänglichen Schock verfiel ich in nervöse Aufregung. Während der Woche vor der Hochzeit machte ich mir Sorgen, dass Jake und ich absolut keine Gemeinsamkeiten haben würden … nichts, worüber wir würden reden können. Ich hatte null Erfahrung mit Männern wie ihm. Ich war nie die Art Mädchen gewesen, die sich zu den Bad Boys, den tätowierten Rockertypen hingezogen fühlte. Allerdings musste ich zugeben, dass auch die Gruppen, aus denen ich jetzt meine Dates wählte – die gepflegten Sportskanonen oder die selbstgefälligen Intellektuellen – nicht gerade beste Resultate erzielt hatten.

Aber was sollte ich zu einem Typen wie ihm sagen? Jake McKallister mochte ein Rockstar sein, aber er war kein gewöhnlicher Rockstar. Sein Weg ganz nach oben war brutal gewesen. Jake war bereits als Kind berühmt geworden … aber nicht wegen seiner musikalischen Talente. Tatsächlich war er für etwas berühmt geworden, das ganz und gar nicht sein Werk gewesen war. Im Alter von dreizehn Jahren war Jake McKallister von einem Fremden entführt worden. Das brutale Kidnapping – sein fortan traumatisierter jüngerer Bruder war Zeuge gewesen – hatte bei der amerikanischen Bevölkerung an einen Nerv gerührt. Berichte über sein Verschwinden und die darauf folgende Suche nach ihm flimmerten über die Fernseher der gesamten Nation. Erstaunlicherweise gelang es Jake, über einen Monat in Gefangenschaft zu überleben, bis ihm eine gewagte Flucht gelang, nachdem er seinen Entführer erstochen hatte.

Die Polizei erklärte die Tötung des Mannes sofort zu einem Akt der Notwehr und weigerte sich, irgendwelche weiteren Kommentare abzugeben. Danach hielt das Rechtssystem mit dem Argument, die Privatsphäre eines Minderjährigen zu schützen, alle Dokumente unter Verschluss, die mit Jake McKallisters Entführung zusammenhingen. Obwohl die Öffentlichkeit nie die Einzelheiten erfuhr, hinderte das die Medien nicht daran, über jedes winzige Detail Spekulationen anzustellen. Der allgemeine Konsens über die Entführung war, dass Jake während seiner Gefangenschaft grausam misshandelt worden war und dass er, hätte er seinen Entführer nicht getötet, heute nicht mehr am Leben wäre. Das wurde besonders deutlich, als die DNA des Kidnappers mit mehreren anderen verschwundenen und ermordeten Jungen in Verbindung gebracht werden konnte. Jake hatte nicht nur eine Entführung überlebt, sondern einen Serienmörder.

Monatelang liefen die Nachrichtensender und Druckpressen mit der Sensationsstory heiß. Die Medien hatten regelrecht Jagd auf Jake gemacht. Er hatte keinen Fuß vor die Tür setzen können, ohne dass ihm Kameras vors Gesicht gehalten wurden. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es für ihn gewesen sein musste, das zu überleben, was er überlebt hatte, um dann von den Medien so rücksichtslos verfolgt zu werden.

Wie alle großen Storys verschwand Jakes Geschichte nach und nach aus den Schlagzeilen, und für einige Jahre hörte man nichts mehr von ihm. Aber dabei blieb es nicht. Plötzlich tauchte Jake als Solo-Rockmusiker wieder auf und entwickelte sich fast sofort zum Superstar. Man bezeichnete ihn als musikalisches Wunderkind, und seine Talente waren tatsächlich unleugbar. Mit seinen aufwühlenden Rockhymnen und eindringlichen Balladen und seiner Begabung, einen Megahit nach dem anderen zu schreiben, war Jake wohl der berühmteste Rockstar der Welt.

Doch trotz all seiner Erfolge blieb Jake in gewisser Weise ein Rätsel. Er lebte ein Promi-Leben, aber über ihn als Privatperson war nur wenig bekannt. Abgesehen von den Auftritten in der Öffentlichkeit, die mit seiner Arbeit zu tun hatten, bekam man Jake selten zu Gesicht. Er besuchte nicht die typischen Promi-Etablissements, trat selten im Fernsehen auf und lehnte kategorisch alle Interviews ab … sehr zum Missfallen sämtlicher Medien weltweit. Aber wer konnte ihm tatsächlich einen Vorwurf daraus machen, dass er die Medien vor den Kopf stieß, nachdem sie ihn als Kind so schlecht behandelt hatten?

Jakes Schweigen schien das Feuer des Geheimnisvollen, das ihn umgab, nur noch mehr anzufachen. Gerüchte rankten sich um ihn. Berichte, nach denen er gemeingefährlich, asozial, selbstmordgefährdet oder drogenabhängig sei, waren Futter für die Titelseiten der Klatschmagazine. Und da Jake nie seine Seite der Geschichte erzählt hatte, waren das die Versionen, die die meisten Menschen glaubten.

Um fair zu sein, die wenigen Male, da ich Jake im Fernsehen gesehen hatte, war er mir ziemlich sympathisch vorgekommen. Er hatte gelächelt und sich benommen wie jeder andere. Und wenn er auftrat, war Jake wirklich fesselnd und voller Energie. Ich hatte mich immer gefragt, ob Jake vielleicht gar nicht der Eigenbrötler war, als der er dargestellt wurde. Vielleicht schätzte er bloß seine Privatsphäre. Jede Menge Menschen hatten eine traumatische Kindheit überlebt und sich zu vollkommen normalen Erwachsenen entwickelt. Ich meine, Talent und Aussehen allein konnten Jake nicht dort hingebracht haben, wo er heute war, nicht ohne zumindest ein gewisses Maß an Sozialkompetenz. Außerdem, vor Tausenden von Menschen auf die Bühne zu steigen … das erforderte Durchhaltevermögen und Entschlossenheit, und diese Eigenschaften waren unter geistesgestörten, gemeingefährlichen Einzelgängern wenig verbreitet.

Nein, ich machte mir weniger Sorgen um Jake als um mich selbst. Ich verwandelte mich immer in eine faselnde Idiotin, wenn ich mit zurückhaltenden Menschen zu tun hatte. Da war immer dieses Bedürfnis, die Gesprächspausen zu füllen. Ich konnte mir den Ausdruck auf dem Gesicht des armen Mannes schon fast vorstellen, wenn ich anfing, endlos über Nichtigkeiten zu plappern. Er würde mich für eine Spinnerin halten.

2

Casey

Das Kennenlernen

Am Tag der Generalprobe der Hochzeit war ich das reinste Nervenbündel. Der Morgen hatte schon schlecht angefangen, und zwar damit, dass ich die Kotze meiner Mitbewohnerin vom Badezimmerboden hatte aufwischen müssen – fragt nicht –, und ab da war es nur noch schlimmer geworden. Na gut, es gab wirklich nichts Schlimmeres, als Kotze aufzuwischen; aber trotzdem ging jede Kleinigkeit schief, die schiefgehen konnte. Es war also nicht allzu weit hergeholt, dass ich glaubte, meine erste Begegnung mit Jake würde eine Katastrophe werden. Und je näher die Generalprobe heranrückte, desto schlimmer wurde mein mulmiges Bauchgefühl. Als ich zum Hotel fuhr, ging ich im Geiste meine kleine Liste von Themen durch, über die ich mit Jake reden konnte, falls das Gespräch ins Stocken käme. Im Allgemeinen hatte ich kein Problem damit, mit Männern zu plaudern, aber Jake McKallister war kein gewöhnlicher Mann. Noch nie im Leben war ich so nervös gewesen.

Nachdem ich im Hotel eingecheckt hatte, machte ich mich an die mühselige Aufgabe zu entscheiden, was ich für die Probe und dann später fürs Dinner anziehen sollte. Ich versuchte zu erraten, was Jake gefallen würde: elegant? Niedlich und kokett? Sexy? Am Ende beschloss ich anzuziehen, worin ich mich am wohlsten fühlte, da er über die erforderlichen Nettigkeiten hinaus wahrscheinlich wenig Worte mit mir wechseln würde. Und deshalb gab es keinen Grund zu versuchen, ihn zu beeindrucken. Ich entschied mich für lässigen Chic oder zumindest für die Art Chic, die ich mir mit meinem begrenzten Einkommen leisten konnte: eine braune lange Hose, die meinen Hintern betonte, und eine weiße Bauernbluse. Nachdem das Outfit ausgewählt war, bearbeitete ich mein dunkles Haar mit einem Glätteisen und trug sparsam Make-up auf … tatsächlich gerade genug, um meiner Haut einen natürlichen Schimmer zu geben und meine großen, braunen Augen zur Geltung zu bringen – die, wie ich fand, abgesehen von meinen Grübchen beim Lächeln das Beste an meinem Aussehen waren.

Ich kam einige Minuten zu spät zur Generalprobe und suchte den Raum ängstlich nach dem Trauzeugen ab, der für diesen Abend mein Partner sein sollte. Jake war nirgends zu sehen. Ich seufzte vor Erleichterung; aber wenn ich vollkommen ehrlich war, mischte sich in diese Erleichterung auch eine kleine Prise Enttäuschung. Die Probe begann ohne ihn, sodass alle außer mir einen Partner hatten. Ich tröstete mich damit, stattdessen Jakes übrige Familie zu beobachten. Der gesamte McKallister-Klan, nur ohne Jake, war am Abend zuvor aus Kalifornien angereist. Brüder und Schwestern, die Jüngsten noch Teenager, während ich die Älteren auf Mitte zwanzig schätzte, Eltern und ein Satz Großeltern väterlicherseits namens Jim und Sue. Das wusste ich nur deshalb, weil ihre Enkelkinder sie JimSuey nannten, was ich ziemlich einfallsreich fand.

Scott und Michelle, Jakes Eltern, schätzte ich auf Anfang fünfzig. Scott war groß und attraktiv … für einen älteren Mann. Man konnte erkennen, dass er in seinen jungen Jahren wahrscheinlich ein ziemlich süßer Herzensbrecher gewesen war. Wie er sich kleidete, verriet mir ebenso wie seine Haltung eine Menge über ihn. Er war jemand, der hart für sein Geld geschuftet hatte. Er hatte einen guten Draht zu seinen Kindern, und es war für mich deutlich erkennbar, dass sie ihn liebten.

Eine überraschende Ähnlichkeit mit meiner eigenen Familie war, dass die McKallisters einander ständig aufzogen. Allein in der kurzen Zeit, in der ich sie beobachtete, nahmen Scotts Söhne ihn wegen des Hemdes auf den Arm, das er trug, wegen seines dünner werdenden Haars und wegen seiner fehlerhaften Benutzung des Ausdrucks »on fleek«. Offensichtlich war Scott an diese Art von Behandlung gewöhnt, denn er hatte jede Menge eigene Beleidigungen in petto, die er seinen Jungen an den Kopf warf. Allein an seinem Benehmen seinen Kindern gegenüber konnte ich erkennen, dass Scott der Elternteil war, der für den Spaß zuständig war, nicht für die Erziehung. Dieser Job fiel, da war ich mir sicher, Michelle zu, Jakes Mutter. Sie wirkte ernster als ihr Mann und ermahnte ihre Kinder immer wieder, wenn sie Scott aufzogen oder zu ausgelassen wurden. Aber sie fand ihre Brut auch amüsant, was das Lächeln bewies, das sie ständig zu verbergen versuchte. Michelles dunkelblaues Top brachte ihre wunderschönen, hellblauen Augen zur Geltung, und ihr kastanienbraunes Haar leuchtete und fiel ihr bis über die Schultern. Sie zog sich hübsch an und war sehr gepflegt, aber sie protzte nicht mit Wohlstand. Sie wirkte einfach wie eine ganz normale Mutter aus der Mittelschicht.

Ich bekam nicht alle Namen von sämtlichen Geschwistern von Jake mit. Es waren einfach zu viele. Ich kam jedoch dahinter, dass Jake zwei Schwestern und vier Brüder hatte, darunter Mitch. Ich war mir nicht sicher, wer älter oder wer jünger war, außer bei den beiden Teenagern. Vom Aussehen her waren es alles attraktive Menschen. Ich konnte eine entfernte Ähnlichkeit zwischen ihnen und ihrem berühmten Bruder erkennen, aber sie war nicht offensichtlich. Sie hatten alle ihr ganz eigenes Aussehen, bis auf den jüngsten Sohn, der offensichtlich versuchte, seinem großen Bruder sowohl äußerlich als auch in seinem Verhalten nachzueifern.

Die Generalprobe dauerte ungefähr eine Stunde, und als sie vorüber war, ging ich zu Kate.

»Tut mir leid, Casey.«

»Kommt Jake nicht?«

»Ich bin mir nicht sicher. Er sollte hier sein. Es scheint, dass niemand ihn erreichen konnte.«

»Mensch, ich hoffe, es ist alles in Ordnung.«

»Ja, hoffentlich hat er nur sein Flugzeug verpasst oder so was.«

»Er wird schon kommen, keine Sorge, und wenn nicht, werde ich ein Traum an Liebreiz sein, wenn ich allein den Gang entlangschreite.«

»Das stimmt, das wirst du sein, Case.«

Am Abend des Probedinners war Jake immer noch nicht aufgetaucht. Aber wir hatten die Nachricht bekommen, dass sein Flugzeug aus Frankfurt drei Stunden Verspätung mitbrachte, sodass er seinen Anschlussflug nach Phoenix verpasst hatte. Mitch und Kates Hochzeit fiel tatsächlich mitten in seine achtmonatige Welttournee. Jake hatte sich nur das Wochenende freigenommen, um an der Hochzeit teilzunehmen, und würde Sonntagabend im Flugzeug zurück nach Europa sitzen. Obwohl man nicht davon ausging, dass er es rechtzeitig zum Probedinner schaffen würde, sollte er definitiv bei der Hochzeit am nächsten Tag zugegen sein. Meine Nervosität schwand, weil ich wusste, dass ich an diesem Abend nicht mit ihm würde reden müssen.

Ungefähr nach der Hälfte des Dinners kam es draußen vor dem Festsaal zu einigem Aufruhr. Ein schriller Schrei ertönte aus dem eigentlichen Restaurant. Ich sah mich erschrocken um und machte mir sofort Sorgen, dass womöglich ein Amokschütze im Restaurant war. Ich war kurz davor, unter den Tisch zu krabbeln, um dort Schutz zu suchen, als die Tür zu unserem Privatzimmer aufschwang und Jake McKallister gelassen eintrat.

In einer Hand hielt er eine Reisetasche und in der anderen einen Rucksack. Über dem Rücken hing ihm salopp ein Gitarrenkoffer … der einzige Hinweis darauf, dass er tatsächlich ein allseits bekannter Rockstar war; denn seine Kleidung verriet es ganz bestimmt nicht. Er trug ein hellgraues, enges Hemd, stark zerschrammte Lederstiefel und ausgewaschene, schwarze Jeans, die wie angegossen an seinem bemerkenswerten Hintern saßen. Dies war ganz offensichtlich nicht die allgemein anerkannte Rockstar-Uniform aus schwarzem Leder, Ketten, Piercings und Guyliner. Nein, die Art, wie er sich kleidete, schien beinahe zu bestätigen, dass Jake McKallister ein authentischer Typ war, ungewöhnlich talentiert für sein Alter. Er brauchte keine Tricks oder Kostüme, um zu beweisen, dass er etwas Besonderes war.

Allein nach seinem Aussehen zu urteilen, war Jake tatsächlich etwas Besonderes. Hypnotisierend traf es am ehesten. Sobald er den Raum betrat, war es, als hätte er allen Sauerstoff herausgesaugt. Alle Anwesenden schienen den Atem anzuhalten, um den jungen Mann zu bewundern, der so unbekümmert hereingeschlendert kam. Wow, ehrfürchtiger Applaus für den brandheißen Rockstar!

Nicht gerade bekannt dafür, besonders subtil zu sein, klappte mir bei seinem bloßen Anblick der Unterkiefer herunter. Ich hatte ihn schon oft in Zeitschriften und im Fernsehen gesehen, aber in Fleisch und Blut war Jake McKallister einfach umwerfend. Ich betrachtete sein berühmtes Gesicht, als sähe ich es zum ersten Mal … die schöne, ebenmäßige Struktur, die gebräunte, glatte Haut, die vollen, köstlichen Lippen und die Wahnsinnsaugen … Gott. Ich konnte nicht mal wirklich erkennen, welche Farbe sie hatten – es schien eine extrem helle, durchscheinende Grüngrau-Schattierung zu sein. Und als wäre das nicht schon beeindruckend genug, waren diese Schätzchen von langen, dunklen Wimpern umrahmt. Ich schluckte. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so schöne Augen gesehen zu haben. Aber vielleicht lag das mehr an der Geschichte dahinter, die sie so atemberaubend machte. Sie hatten etwas ergreifend Ausdrucksvolles – als läge seine Lebensgeschichte, zweifellos eine schmerzhafte, direkt unter der Oberfläche verborgen.

Jake trug sein braunes Haar schulterlang; es fiel ihm in achtlosen Wellen über das glatt rasierte Gesicht. Einige Strähnen hingen ihm über die Augen. Er gab sich keine große Mühe, sie wegzustreichen. Irgendetwas sagte mir, dass Jakes Haar – anders als bei anderen eitlen Männern, die sich ständig durch ihre langen Locken fuhren –, weniger ein Modeaccessoire war als ein Schutzschild. Es gab ihm etwas gefährlich Abweisendes.

So attraktiv und talentiert er war, konnte man selbst auf den ersten Blick leicht erkennen, warum die Medien ihn als reserviert beschrieben. Er hatte etwas Unnahbares an sich, beinahe als würde er sagen: »Wagt es ja nicht, mich zu belästigen.« Jake machte mich nervös, wenn ich ihn nur ansah. Wenn ich nicht bereits seine Partnerin für die Hochzeit gewesen wäre, hätte ich es nicht gewagt, zu ihm zu gehen und mit ihm zu reden. Tatsächlich bereute ich meine Entscheidung, bei der Hochzeit seine Tischdame zu sein, zutiefst. Ich fühlte mich verunsichert.

Trotzdem, ich konnte nicht umhin, seine körperlichen Attribute zu bewundern. Ich musterte ihn schamlos von Kopf bis Fuß. Er war ein beeindruckender Mann. Er musste etwas über einen Meter achtzig groß sein, mit langen Beinen und einem ebenfalls langen, schlanken, muskulösen Torso. Er hielt sich in Form und war stark und kraftvoll, so viel war offensichtlich. Einige Knöpfe seines Hemdes standen offen und gaben den Blick auf eine beeindruckende Brust frei, über deren wohlgeformte Muskeln sich der Stoff spannte. Mein Körper kribbelte als Reaktion auf seinen. Träum weiter, Mädchen! Du spielst nicht in derselben Liga wie dieser Typ.

Jakes Bruder, den ich bei der Generalprobe gesehen hatte, ging zu ihm, um ihn zu begrüßen, als er gerade seine Gitarre an die Wand lehnte und sein Gepäck fallen ließ. Nach einem kurzen Wortwechsel drehte Jake sich zu uns allen in der Probegruppe um, gerade als ein Tumult am Eingang ihn ablenkte. Ein Mädchen aus dem Restaurant kam durch die Tür gestürmt und stürzte sich auf ihn. Jake zuckte mit keiner Wimper, nicht einmal, als sie nur Zentimeter davon entfernt war, seinen Arm zu packen. Sein Bruder und der Restaurant-Manager rissen sie gleichzeitig zurück und schoben sie aus dem Raum. Dann schloss der Manager die Tür vor einer Traube von Teenagern, die den Platz des Mädchens einnehmen wollten.

Auf Jakes Zügen blitzte Ärger auf, aber er kaschierte ihn sofort. Diese kurze Gereiztheit ersetzte er durch ein angespanntes Lächeln, als wüsste er, dass er beobachtet wurde und für uns eine Show abziehen musste. Als Jake durch den Raum ging, waren seine Kraft und seine Prominenz spürbar. Er war eine stattliche Erscheinung. Ich fragte mich, wie alt er war. Soweit ich es in Erinnerung hatte, waren wir ungefähr gleichaltrig, aber durch seine ganze Haltung wirkte er viel älter. Er besaß eine Reife, die weit über seine Jahre hinausging … eine Reife, die man nur durch Leben und Lernen erlangen konnte. Und ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Jake mehr als genug erlebt hatte. Allem Anschein nach war er schnell erwachsen geworden und hatte in sehr jungen Jahren ziemlich harte Lehren fürs Leben erteilt bekommen.

Jake ging direkt zu Mitch und Kate hinüber. Er umarmte seinen Bruder und entschuldigte sich für seine Verspätung. Dann trat er einen Schritt zurück, schüttelte Kate die Hand und stellte sich vor. Jakes Miene war neutral, aber er wirkte authentisch beim Kennenlernen seiner künftigen Schwägerin. Was die arme Kate betraf … tja, ich musste lächeln. Sie errötete und grinste wie ein Fangirl, das zum ersten Mal sein Idol traf. Obwohl Jake in Kürze ihr Schwager sein würde, war sie hoffnungslos überwältigt von seinem Status als Star.

Das waren wir alle. Jake strahlte etwas so Dynamisches aus. Es war nicht nur die Tatsache, dass er ein wunderschönes Exemplar von einem Mann war oder dass er allseits berühmt war; es war noch etwas anderes an ihm – etwas, das einem das Gefühl gab, sich in der Gesellschaft eines besonderen Menschen zu befinden. Ich fühlte mich sofort zu ihm hingezogen. Natürlich verriet mir ein schneller Blick durch den Raum mit all den verzückten Frauen, dass ich nicht die Einzige war, die so auf ihn reagierte.

Und irgendetwas sagte mir auch, dass Jake sich vollauf darüber im Klaren war, welche Reaktion er seinen weiblichen Fans entlockte. Tatsächlich war er ein wandelnder Widerspruch in sich selbst. Er mochte ein reservierter Mensch sein, aber er war auch kein schüchternes Pflänzchen. Er hatte das souveräne, ruhige Selbstbewusstsein eines Menschen, der genau wusste, wer er war. All die Sorgen, die ich gehabt hatte, dass er introvertiert oder gebrochen sein könnte, waren umsonst gewesen. Wenn überhaupt, schien Jake McKallister das absolute Gegenteil dessen zu sein, was ich mir vorgestellt hatte. Er konnte jedes Mädchen im Raum haben, und er wusste es.

Als Jake sich der Menge zuwandte, ließ er seinen Blick einmal über die ganze Hochzeitsgesellschaft schweifen. Mein Herz raste, als der Blick aus seinen schönen Augen mich streifte. Er hielt nicht inne. Tatsächlich bezweifelte ich, dass er mich überhaupt gesehen hatte. Er suchte offensichtlich nach seiner Familie, und als er sie fand, durchquerte er den Raum. Gedämpftes Getuschel erfüllte die Luft. Jake achtete nicht darauf, obwohl er es auf jeden Fall gehört hatte. Wo er vorbeiging, drehten sich alle Köpfe. Jake reagierte nicht darauf. Es war nicht nötig. Er war der Star, und als solcher war er daran gewöhnt, dass man ihn anbetete. Ich fragte mich, was es für ein Gefühl sein musste, überall diese Art von Aufmerksamkeit zu erregen. Überraschenderweise schien es Jake nichts auszumachen. Tatsächlich schien er vollkommen unbeeindruckt davon zu sein, wie er auf alle anderen wirkte. Ich war mir nicht sicher, ob er ein Meister darin war, seine Gefühle für sich zu behalten, oder ob ihm die Meinung anderer wirklich gleichgültig war. Seltsamerweise kam sein Desinteresse nicht als Arroganz rüber. Vielleicht machte ihn das Wissen darum, wer er war und was er überlebt hatte, irgendwie immun gegen übliche Stereotypen. Ich hatte mich immer zu extrovertierten Männern hingezogen gefühlt, die viel lächelten, aber selbst ich musste einräumen, dass ich alles an Jake McKallister unglaublich reizvoll fand. Plötzlich wollte ich mehr über diesen Mann wissen … viel mehr.

Während aller Augen auf ihm ruhten, begrüßte Jake JimSuey und dann seine Mutter, seinen Vater und seine beiden Schwestern, bevor er es sich zwischen seinen drei Brüdern gemütlich machte. Dann veränderte sich Jakes Verhalten vollkommen, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Es war, als fielen die Mauern, die er um sich herum errichtet hatte. Hier, bei seiner Familie, fühlte er sich vollkommen wohl, und das merkte man. Ich beobachtete, wie er mit seinen Geschwistern umging, auf eine unbefangene, entspannte Art und Weise. Das angestrengte Lächeln von eben wurde durch ein aufrichtig charmantes, schiefes Grinsen ersetzt. Es überraschte mich zu sehen, dass er den Kopf in den Nacken warf, wenn er lachte. Für mich war das immer ein Zeichen für einen Menschen mit einem guten Sinn für Humor. Die Wachsamkeit in seinen Augen verschwand ebenfalls. Dieser Jake hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem unnahbaren Mann, der vor fünf Minuten hereingekommen war. War dies der Jake McKallister, der vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützt wurde? War dies der echte Mann hinter der Maske? Während die Minuten verstrichen, ertappte ich mich dabei, dass ich immer mehr Stalker-Eigenschaften entwickelte. Ich musste mich zwingen, ihn nicht länger anzustarren.

Als die Kellnerin kam, bestellte Jake Hühnchen-Tacos und Wasser – nicht dass ich ihm nachspionierte oder so was. Die Kellnerin stolperte ein wenig über ihre Worte und wirkte nervös. Da ich selbst als Kellnerin arbeitete, wusste ich, dass ich Jake gegenüber wahrscheinlich ebenso wenig die Fassung bewahrt hätte. Es schien, als wären aller Augen, meine eingeschlossen, immer noch auf ihn gerichtet. Einige Male schaute er von seinem Gespräch auf, um in die Runde zu blicken. Die anderen Gäste sahen schnell weg und taten so, als hätten sie ihn nicht die ganze Zeit angestarrt. Aber er wusste es. Er musste es wissen. Keiner von uns war besonders unauffällig dabei. Er war wie ein exotisches Tier, das alle durch die Käfigstangen beobachteten und auf das alle einen besseren Blick zu erhaschen versuchten.

Gegen Ende des Dinners gab Scott, Jakes Vater, leicht betrunken und ausgelassen eine lebhafte, unterhaltsame Schilderung seines Werdegangs als Vater zum Besten, zur großen Verlegenheit seiner Frau und seiner Kinder: Nachdem Scott im Alter von dreiundzwanzig Jahren Vater von Mitch geworden sei, habe er Michelle kennengelernt, und sie hätten Keith bekommen, ihren ersten Sohn. Zwei Jahre später sei dann eine Tochter gefolgt, Emma. Sie seien zu dem Schluss gekommen, dass ihnen das genüge. Aber drei Jahre später hätten sie »upsi« – Jake bekommen. Und nur elf Monate nach Jake hätten sie einen »Wir-machen-jetzt-einen-Termin-beim-Arzt«-Kyle bekommen. Eine Vasektomie sei gefolgt. Und so wie Scott es erzählte, sei es die beste Entscheidung gewesen, die er jemals »nicht getroffen« habe, denn nachdem sie die »Drangsal des Dreikäsehoch-Doppelpacks« ausgestanden hätten, wie er Jake und Kyle nannte, waren weitere Kinder das Letzte gewesen, was er gewollt habe. Aber dann habe, wie Scott sich erinnerte, seine Frau ihn fünf Jahre später angefleht, nur noch ein einziges Baby zu bekommen, nachdem die Jungen in die Schule gekommen seien. Also sei der »arme, leidende« Scott hingegangen und habe die Vasektomie rückgängig machen lassen, und ein Jahr später sei ihr jüngster Sohn, Quinn, auf die Welt gekommen. Aber Michelle sei immer noch unglücklich gewesen, weil sie sich Sorgen gemacht habe, dass Quinn einsam sein werde ohne ein Geschwisterchen in seinem Alter, also sei sechzehn Monate später ihr jüngstes Kind, ihre Tochter Grace, geboren worden. Während der Geschichte bedeckten die McKallister-Kids in gespielter Beschämung die Gesichter, und Michelle schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.

Als Scott damit fertig war, seine Familie zu blamieren, grinste Jakes älterer Bruder Keith und sagte: »Donnerwetter, Dad, ernsthaft? War das wirklich nötig?«

Scott hob sein Glas und senkte scherzhaft den Kopf, als hätte er der Gemeinschaft gerade einen wertvollen Dienst erwiesen.

»Tja, nach dieser Story kann ich nur sagen … Jake, ich wette, du bist noch nie so glücklich gewesen, ein ›Upsi‹ zu sein.« Alle brachen in Gelächter aus, während Keith seinem Bruder Kyle mitfühlend auf die Schulter klopfte. Kyle hob abwehrend die Hände, dann tat er so, als ob er weine. Jake schlug Kyle zum Zeichen seiner Unterstützung auf den Rücken. Es war ein liebenswerter, unbeschwerter Augenblick für die Familie, die zweifellos einige sehr dunkle Zeiten durchlebt hatte.

Nach dem Dinner ging Sarah, die den ganzen Abend versucht hatte, Jakes Aufmerksamkeit zu erregen, schnurstracks zu ihm. Während der Probe hatte sie mit Kyle geflirtet, ihrem Partner für die Hochzeit. Aber jetzt, da sein Bruder auf der Bildfläche erschienen war, hatte Kyle keine Chance mehr. Ich beobachtete, wie er mit einem verärgerten Gesichtsausdruck davonschlenderte, als Sarah sich seinem Bruder vorstellte. Jake musterte sie anerkennend. Mit ihrem glänzenden blonden Haar, ihren hohen Wangenknochen und ihren Modelmaßen war Sarah atemberaubend. Das fanden alle Männer.

Mädchen waren dagegen nicht so beeindruckt. Sarah mochte äußerlich schön sein, aber an ihrem Inneren hätte sie durchaus noch arbeiten können. Bei unserer ersten Begegnung hatte ich immerhin versucht, ihr einen Vertrauensvorschuss zu gewähren; aber verdammt, es war schwer, Sarah zu mögen. Kurz nachdem man uns einander vorgestellt hatte und sie mich ungerührt von Kopf bis Fuß gemustert hatte, hatte ich versucht, das Eis mit einem Scherz zu brechen. Statt zu lachen, hatte Sarah mich nur angestarrt, als wäre ich eine lästige kleine Mücke, und dann hatte sie sich jemand anderem zugewandt. Sie hatte mir das Gefühl gegeben, eine totale Idiotin zu sein, und von diesem Punkt an hatte ich sie nicht mehr gemocht. Aber leider kreuzten sich unsere Wege immer noch manchmal, weil Kate und Sarah praktisch von Geburt an Freundinnen gewesen waren und ihre Familien in ihrer Kindheit und Jugend Tür an Tür gelebt hatten. Also war Sarah ebenfalls gelegentlich dabei, wenn ich mit Kate ausging. Und wenn sie mit uns unterwegs war, schlugen sich die Männer um sie. Es war dann, als existierten Kate und ich überhaupt nicht. Gelegentlich kam einer der Typen, die Sarah hatte abblitzen lassen, auf mich zu, aber jeder Mann, der sich für Sarah interessiert hatte, war einer, den ich nicht kennenlernen wollte. Deshalb hasste ich die Vorstellung, dass sie sich an Jake heranmachte. Sobald sie erst ihre Klauen in ihn geschlagen hatte, waren wir Übrigen erledigt. Als ob, Casey.

Natürlich konnte ich ihm keinen Vorwurf daraus machen, dass er hinschaute. Sie rammte ihm praktisch ihr Dekolleté ins Gesicht. Welcher heterosexuelle Mann würde darauf nicht reagieren? Himmel, selbst ich war beeindruckt. Ich bemerkte, dass Jakes Blick eine Sekunde zu lang auf diesen beeindruckenden Kugeln ruhte. Sarah sah es ebenfalls und wertete es als Zeichen, dass sie beim Flirten einen Gang hochschalten sollte. Schließlich hatte sie jetzt schon so lange auf diesen Tag gewartet. Also beobachtete ich, wie sie kühn ihre Absichten verdeutlichte, kicherte und mit ihrer Oberweite wippte. Wenn Jake es wollte, konnte er binnen Minuten Sex mit ihr haben. Doch die Geschworenen tagten noch, was die Frage betraf, wie er ihr aufdringliches Benehmen fand. Mir schien, dass er einige Male an ihr vorbeischaute. Plante er seine Flucht, oder war das nur Wunschdenken meinerseits?

Dann machte Sarah einen großen Fehler. Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, waren Jakes Mauern plötzlich wieder da. Sein entspanntes Lächeln von eben erstarb auf der Stelle, und das angespannte kehrte zurück. Sein Körper wirkte starr, und sein Gesicht nahm wieder den unnahbaren Ausdruck an.

Sarah sah es ebenfalls. Aber anstatt ihre Niederlage einzuräumen, wechselte sie die Taktik. Die geile Sexbombe funktionierte nicht. Sie wurde sofort abgeklärter, und ihr Gesicht wurde ernster. Ich stellte mir vor, dass sie ihm nun eine herzzerreißende Geschichte über die Irrungen und Wirrungen erzählte, die sie täglich in der mörderischen Welt des Modelns ertragen musste. Das würde ihr mit Sicherheit sein Mitgefühl eintragen. Ich wollte lachen. Sarah zog alle Register. Und warum auch nicht? In ihren Augen war Jake die ultimative Beute: eine sexuelle Begegnung, mit der sie noch jahrelang angeben konnte. Aber genau wie Mitch es vorhergesehen hatte, kam Sarahs Schmeichelei bei Jake nicht gut an. Er schien sich unglaublich unwohl zu fühlen und nicht das geringste Interesse an Sarah zu haben. Na, so was … vielleicht waren ihre Reize doch nicht narrensicher.

Neben mir erschien Angie, Kates Mutter.

»Ein ziemlicher Hingucker, der da«, bemerkte sie und schaute zu Jake hin.

Ich errötete. War mein Stalken so offensichtlich gewesen? Angie musste mein Schweigen als Überraschung gewertet haben.

»Hey, ich mag alt und verheiratet sein, aber ich bin noch nicht tot.«

Ich lachte. »Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen. Ich stimme Ihnen zu. Er ist ein brandheißer Augenschmaus.«

»Der arme Junge weiß nicht, wie ihm geschieht. Sarah gibt richtig Gas.«

»Ich bin mir sicher, dass er täglich solchen Sarahs begegnet. Irgendwie glaube ich, dass er mit solchen Situationen bestens klarkommt«, gab ich zurück.

»Oh, da haben Sie bestimmt recht. Verdammt, wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, würde ich es ebenfalls bei ihm versuchen … ach Mist, wem mache ich hier etwas vor, bei einem Mann wie ihm hätte ich nie eine Chance gehabt.«

»Da sind wir schon zu zweit«, lachte ich.

»Hey, verkaufen Sie sich nicht unter Wert. Sie sind genauso entzückend wie Sarah, Ihre Schönheit ist einfach etwas subtiler.«

»Tja, das ist wohl so, wenn man eine flache Brust hat«, erwiderte ich ungerührt.

»Großer Busen hin oder her«, meinte Angie grinsend, »ich finde Sie entzückend.«

»Das ist das Netteste, das jemals jemand zu mir gesagt hat«, witzelte ich.

Angie lachte und umarmte mich schnell von der Seite. »In Ordnung, Mädchen, ich sehe Sie morgen zum großen Tag«, sagte sie herzlich und begeistert. »Ich bin schon ganz aufgeregt.«

Sobald sie gegangen war, wandte ich mich wieder der »Jake-und-Sarah-Show« zu. Gott sei Dank hatte ich nicht viel verpasst. Sarah ließ immer noch ihre Reize spielen, und das vor einem Jake, der jetzt vollkommen desinteressiert wirkte. Dann rauschte plötzlich sein ältester Bruder Keith heran, fand irgendeine Ausrede und zog ihn mit sich fort. Jakes Brüder waren sein Hintertürchen, und ich war mir sicher, dass sie ihn schon viele Male »gerettet« hatten.

Ich lächelte beeindruckt. Jake war gerade beträchtlich in meiner Achtung gestiegen. Als er zu seiner Familie zurückkehrte, schlenderte ich zu meinem Stuhl, um meine Sachen zu holen. Ich wusste, ich hätte wahrscheinlich hinübergehen und mich vorstellen sollen, da ich seine Partnerin für die Hochzeit sein würde, aber irgendwie machte er mir aus Gründen, die ich nicht erklären konnte, Angst. Also wählte ich den Weg des Feiglings und entschied, bis morgen zu warten, bis kurz vor der Trauung; dann würde ich Hallo sagen.

Gerade als ich gehen wollte, hörte ich Kate meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und sah sie zu meinem Entsetzen auf mich zukommen … mit Jake. Nein … oh Gott … nein. Sofort bekam ich weiche Knie.

Jake musterte mich leidenschaftslos mit diesem Gesichtsausdruck … mit diesen Augen … zweifellos auf der Hut vor einer weiteren Sarah-Episode. Schwärmende Mädchen mussten den Mann ständig belagern, und ich bekam den Eindruck, dass er diese Art von Bewunderung nicht wirklich schätzte. Ich war fest entschlossen, nicht so eine Art von Mädchen zu sein.

»Ich wollte euch nur miteinander bekannt machen. Jake, das ist meine sehr gute Freundin Casey Caldwell. Sie wird morgen während der Trauung deine Partnerin sein. Sie kann dir alles erklären, was du bei der Probe verpasst hast.«

Jake streckte höflich die Hand aus. Ich gab ihm meine.

»Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte er.

»Ebenso«, brachte ich heraus, bevor ich in sein attraktives, prominentes Gesicht hochschaute, und aus irgendeinem Grund verschwanden alle vernünftigen Gedanken aus meinem Gehirn. Wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben verschlug es mir hoffnungslos und komplett die Sprache. Mir fiel nicht das Geringste ein, was ich zu Jake hätte sagen können. Ich war nicht so eine Art von Mädchen, dafür war ich ein Mädchen, das mit dem Mann nicht mal ein normales Gespräch führen konnte.

Jake ließ meine Hand los und schaute weg, zweifellos weil er die Verlegenheit ebenfalls spürte. Ein unbehagliches Schweigen folgte. Panik erfasste mich. Meine Liste, meine Liste … was zur Hölle stand auf meiner Liste? Wir warteten zu dritt beklommen einige Sekunden ab, bevor Kate mir das Stichwort gab: »Casey, vielleicht kannst du Jake erzählen, was er verpasst hat.«

»Ja, klar«, murmelte ich. Dann musste ich nachdenken. Was hatten wir bei der Probe überhaupt getan? In meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Noch mehr Schweigen.

»Okay, ich lasse euch zwei dann mal allein. Ich muss mit meiner Mom noch über die Hochzeit sprechen, bevor sie aufbricht«, behauptete Kate, ehe sie feige davonhuschte.

Kate ließ mich einfach am Rande des Abgrunds hängen. Was für eine Verräterin! Jake und ich beobachteten, wie sie davonging. Ich hatte den Eindruck, dass er sich genauso von ihr verraten fühlte wie ich. Widerstrebend drehte er sich wieder zu mir um.

Jake räusperte sich. »Also … ähm … gibt es irgendwas Ungewöhnliches, das ich wissen muss, oder ist die Hochzeit der übliche Standardkram?«

Und dann tat er es. Er suchte in der Menge nach seinem Bruder, damit der herkam und ihn rettete … vor mir. Oh, nein, das tust du nicht, Arschloch! Du wirst mich nicht zu einer »Sarah« reduzieren. Urplötzlich kehrte meine Stimme zurück. Jake McKallister würde gleich die echte Casey Caldwell kennenlernen.

»Ja … einigermaßen üblicher Standardkram … abgesehen von den Tanzschritten zum Schluss …«

Plötzlich hatte ich Jakes ungeteilte Aufmerksamkeit. Während er mich zuvor wohl gar nicht wirklich wahrgenommen hatte, starrte Jake mich jetzt an, die Augen aufgerissen vor Überraschung und Verwirrung. »Wie meinst du das, welche Tanzschritte?«

»Du weißt schon, am Ende wird die ganze Hochzeitsgesellschaft … wir führen alle diesen Tanz auf.«

Die Farbe wich fast völlig aus Jakes Gesicht. Er wirkte aufrichtig bestürzt. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Davon hat mir niemand was erzählt.«

Also, jeder normale Mensch hätte an diesem Punkt den Witz beendet. Ich meine, das hier war Jake McKallister, ein gottverdammter internationaler Promi, und er war sicherlich nicht dafür bekannt, ein sonniges Gemüt zu besitzen. Aber nichts da, nicht ich. Ich litt unter der unglückseligen Krankheit, die andere als verbalen Durchfall bezeichneten. Wenn ich einmal angefangen hatte, strömten die Worte einfach aus mir heraus.

»Ja, die haben uns heute Nachmittag auf der Probe damit überrascht. Hast du das je im Internet gesehen, wie die ganze Hochzeitsgesellschaft zur Feier des Tages durch den Gang tanzt?«, fragte ich.

»Ich … vielleicht … keine Ahnung.« Jake stolperte über seine eigenen Worte.

»Na ja, das ist in etwa das, was wir tun werden«, fuhr ich in freundlichem, plauderndem Tonfall fort.

Jake starrte mich nur bestürzt an, bevor er sagte: »Ich kann einfach nicht glauben, dass mir niemand was davon gesagt hat.«

»Tja, ich glaube, das wurde erst in letzter Minute entschieden, weißt du?«

»Trotzdem, ich meine, man sollte denken, so was würden sie erwähnen«, erwiderte er kopfschüttelnd. Er zog frustriert die Stirn kraus. Der anfängliche Schock legte sich langsam, und jetzt wirkte Jake einfach sauer. Es war definitiv Zeit aufzuhören. Er fing an, sich aufzuregen. Es war durchaus möglich, dass er meinen kleinen Streich nicht witzig finden würde. Bestenfalls: Er lachte. Schlimmstenfalls: Er würde eine einstweilige Verfügung gegen mich erwirken. Das hätte genügen sollen, dass ich verdammt noch mal den Mund hielt, aber … nichts da. Stattdessen legte ich noch einen höheren Gang ein.

»Ja, das ist schräg, nicht wahr? Aber egal, mach dir keine Sorgen. Der Tanz ist wirklich einfach. Ich zeig ihn dir … er geht so, eins-zwei-drei-hops-und-vorhüpfen, dann zurück-zwei-drei-vier-hops-und-vorhüpfen. Siehst du, es ist ganz einfach.«

Um meinen schrecklich choreografierten, falschen Tanz zu illustrieren, vollführte ich eine lächerliche Version davon auf der Stelle. Ich ruderte wie wild mit den Armen, und meine Füße taten etwas, das einem irischen Tanz ähnelte. Jake klappte der Unterkiefer herunter, und er sah mich mit entsetzter Ungläubigkeit an.

»Willst du üben?«

Mein Rockstar-Partner starrte mich an, als hätte ich zwei rotierende Köpfe, bevor er seine Fassung wiederfand und seinen eigenen Kopf verärgert schüttelte. »Nein, nicht wirklich.«

»Okay, wie du willst. Ach, verflixt … das hätte ich fast vergessen … am Ende, wenn wir die Kirche verlassen, müssen wir alle einmal hochspringen und die Hacken zusammenschlagen.«

»Was?«, platzte Jake mit einem nun ernsthaft verärgerten Ausdruck auf dem Gesicht heraus. Ich hatte die Grenze seiner Duldungskraft überschritten. »Ist das dein Ernst?«, fragte er mich, und es war weniger eine Frage als eine Beschwerde.

Er hatte mir gerade das Stichwort geliefert, das ich benötigte, um meinen kleinen Jux zu beenden. Ich lächelte, schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein.«

Es dauerte fünf Sekunden, bis meine Erwiderung zu ihm durchdrang.

»Moment mal … machst du Witze?«, fragte er ungläubig.

»Ja, ich mache nur Witze.« Ich grinste. »Kein Tanzen … nur der übliche Hochzeitskram.«

Jake sah mich mit einiger Überraschung an – nein, mit totalem Schock –, und eine Sekunde lang machte ich mir Sorgen, dass das Schlimmstenfalls-Szenario gleich Wirklichkeit werden würde. Aber dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, strahlend und aufrichtig, und er sagte: »Ernsthaft? Du hast mich nur auf den Arm genommen?«

»Es war so peinlich eben.« Ich grinste und zuckte die Achseln. »Ich dachte, es würde vielleicht die Stimmung auflockern.« Auf keinen Fall würde ich ihm das wahre Motiv hinter meinem Streich offenbaren.

Jake starrte mich eine Sekunde lang an, bevor er anfing zu lachen. Oh, Gott sei Dank. Das Gefühl der Enge in meiner Brust verschwand sofort. Jake lächelte. Er fand es tatsächlich lustig, und er entspannte sich sichtlich. Das war derselbe Jake, der mit seinen Brüdern lachte. Mit diesem Jake konnte ich umgehen.

»Heilige Scheiße«, rief er aus und griff sich an die Brust, als hätte er einen Herzinfarkt. »Ich dachte wirklich, das wäre dein Ernst. Ich bin so erleichtert, du hast ja keine Ahnung.«

»Das sehe ich.« Ich lächelte ihn an. »Du tanzt wirklich nicht gern, was?«

»Na ja, es gibt tanzen … und dann gibt es das da« – Jake deutete auf mich – »ich weiß nicht mal, wie ich es nennen soll … diese Monstrosität, die du gerade aufgeführt hast.«

Ich brach in Gelächter aus. »Hey, ich hatte keine Zeit mich vorzubereiten. Ich habe improvisiert.«

»Ja, okay, aber was war das, was du da mit dem Arm gemacht hast? Es sah aus, als wäre er abgetrennt worden und baumelte nur an seiner letzten Sehne oder so was.«

Ich lachte noch mehr über seinen anschaulichen Vergleich. »Was? Du meinst das hier?« Ich vollführte abermals meinen »Abgetrennter-Arm-Tanz«. Jake lachte schallend. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Sarah mich mit einem Ausdruck abgrundtiefen Entsetzens anstarrte … Als könnte sie nicht fassen, dass ich mich vor einem Mann wie Jake so zum Affen machte. Ich erstarrte und brach meinen Tanz abrupt ab. Oh Gott. Hatte ich mich gerade vor Jake McKallister total blamiert? Lachte er über mich oder mit mir? Denn da bestand ein großer Unterschied. Ich wollte kaum zu ihm aufschauen. Aber als ich mich umdrehte, funkelten seine Augen voller Erheiterung.

»Das war verflucht witzig«, rief er aus. »Ich hab schon lange nicht mehr so gelacht.« Und sobald mir klar war, dass er mit mir lachte und nicht über mich, entspannte ich mich. Du kannst mich mal, Sarah!

»Oh, tja, gern geschehen.« Ich lächelte und machte einen kleinen Knicks.

Jake betrachtete mich jetzt genauer, als sähe er mich zum ersten Mal. »Entschuldigung, wie war noch mal dein Name?«

»Casey … Caldwell«, sagte ich, hielt ihm die Hand hin, um seine zu schütteln, und fügte dann scherzhaft hinzu: »Deinen Namen habe ich auch nicht mitbekommen?«

Jake ergriff meine Hand, dann grinste er und antwortete: »Hi, ich bin Jake McKallister.«

»Freut mich, dich kennenzulernen, Jake McKallister. Du weißt aber, dass es dafür ein Heilmittel gibt?«

»Wofür?«

»Sich Namen nicht zu merken.«

Jake beugte sich vor und schien unglaublich interessiert an dem zu sein, was ich zu sagen hatte. »Ach ja? Was ist das für ein Heilmittel?«

»Gleich beim ersten Mal gut aufpassen.« Ich lächelte teuflisch.

Jake riss die Augen noch weiter auf, als überraschte ihn meine Erwiderung, dann bedachte er mich mit seinem Wahnsinnsblick. »Ja … ich hätte definitiv besser aufpassen sollen. Tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen, Casey Caldwell.«

Ich nickte, ein flattriges Gefühl in meiner Brust. Es gefiel mir, wie er meinen Namen sagte. Er klang bei ihm so viel erotischer, als er es tatsächlich war.

»Und, was machst du beruflich, Casey?«

»Ich studiere an der Arizona State University.«

»Wirklich? Cool«, entgegnete Jake.

»Nicht ganz so cool, wie ein Rockstar zu sein, aber ja, es steht ganz weit oben auf der Liste.« Ich hob die Hand und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Rockstar, Astronaut, Hirnchirurg … Studentin an der ASU.«

»Ja, so steht es auf der Liste«, lachte Jake.

»Ich habe vielleicht ein paar Berufe ausgelassen.«

»Ja, ein paar vielleicht.« Jake hatte einen verspielten Ausdruck auf dem Gesicht, als er eine Augenbraue hochzog und fragte: »Also, Casey … ist die ASU nicht die Party-Uni Nummer eins im Land oder so was in der Art?«

»Ich glaube, sie ist vielleicht die Nummer eins auf der ganzen Welt, aber nur zu, schmälere nur unsere Leistungen … auch egal«, sagte ich mit gespieltem Ärger.

»Oh Gott, es tut mir so leid. Ich wollte deiner Uni nicht unrecht tun.«

»Schon gut. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum.«

Jake grinste, und seine Augen leuchteten schelmisch. »Und?«

»Und was?«, fragte ich mit genau der richtigen Menge an Koketterie.

»Bist du ein Partygirl?«

Ich lachte laut auf. »Ernsthaft? Schönes Klischee, Rockstar.«

Dann war es an Jake, amüsiert zu sein. Nach dem Ausdruck des Respekts in seinen Zügen hatte meine Erwiderung ihn beeindruckt. »Ja, ich hab da gut reden, was?«

Ich nickte und war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen. »Und um deine Frage zu beantworten … ich weiß, dass ich supercool wirke und so, aber tatsächlich bin ich eine Art Nerd.«

Jake musterte mich anerkennend von Kopf bis Fuß und sagte: »Du siehst anders aus als jeder Nerd, den ich je gesehen habe.«

Ah … Verzückung!

»Nun, das hier könnte dich vielleicht umstimmen … mein Hauptfach ist Finanz- und Rechnungswesen.«

»Ist nicht wahr!«, rief er überrascht. »Finanz- und Rechnungswesen?«

Ich nickte stolz.

»Verdammt, du bist wirklich ein Nerd.«

»Hab ich doch gesagt«, antwortete ich und berührte ihn spontan am Arm. Das Gespräch war so locker, dass ich nicht nachdachte. Als ich mich an seine Reaktion auf Sarahs Berührung erinnerte, nahm ich sofort die Hand weg und versuchte, es zu überspielen, als wäre es keine große Sache. »Oh, Entschuldigung, in meiner Aufregung habe ich mich benommen wie … ein kleiner Hund.« Bitte, sei nicht sauer.

Jake grinste. »Ist schon gut. Meinem Arm hat es nichts ausgemacht.«

Und wirklich, es schien in Ordnung für ihn zu sein … als hätte es ihn überhaupt nicht gestört. Hm. Okay.

»Und wie bist du an der ASU gelandet, der weltgrößten Party-Uni?«, neckte Jake und betonte dabei extra das Wort »Welt«.

»Meine Familie wohnt nur sechs Blocks von der Uni entfernt. Es war die billigste Lösung.«

»Ah … okay.«

»Und bevor du zu dem Schluss kommst, ich wäre total langweilig, möchte ich anmerken, dass ich das eine oder andere Mal in der Partyszene dilettiert habe.«

»Dass du langweilig sein könntest, ist ein Gedanke, der mir völlig fernliegt«, entgegnete Jake mit genau dem richtigen Maß an Aufrichtigkeit.

Noch ein Kompliment? Er schien meine Gesellschaft zu genießen. Wie wahrscheinlich war das denn? Jake schaute mich mit glänzenden Augen an, den charmantesten Ausdruck auf dem Gesicht. Verdammt … er war so schön anzusehen, dass ich mich beinahe dafür entschuldigen wollte, ihn zu betrachten.

»Hast du je den Film Ted 2 gesehen?«, fragte er.

Ich wusste genau, worauf er mit seiner Frage hinauswollte. Ted 2 hatte die ASU für ihren Partyruf auf die Schippe genommen und behauptet, ihre Studenten seien dumm. Jake zog mich auf. Ich war im Himmel. Ich lächelte kokett und sagte: »Ja.«

Jake zog grinsend die Augenbrauen hoch.

»Was?«, fragte ich und warf mich dramatisch mit einer Hand auf der Hüfte in Pose.

»Nichts.«

»Nur zu, Jake. Ich habe schon jeden Witz über die ASU gehört, den es gibt.«

»Ich habe doch gar nichts gesagt.«

»Wie viele ASU-Erstsemestler braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?«

»Keine Ahnung.«

»Keinen, den Kurs gibt es erst im zweiten Studienjahr.«

Er lachte laut auf.

»Warum sind an der ASU Rektalthermometer verboten?«

Er zuckte die Achseln.

»Sie verursachen Gehirnschäden.«

Jake lachte abermals.

»Und zu guter Letzt … warum dürfen Cheerleader der ASU keinen Spagat machen?«

»Ich habe keinen Schimmer«, entgegnete er und warf zum Zeichen der Kapitulation die Hände in die Höhe.

»Weil sie am Boden kleben bleiben.«

»Oh Gott.« Jake schüttelte den Kopf und verzog kurz das Gesicht. »Vergiss Ted 2.«

Verdammt, dieser Typ war tatsächlich supercool. Mir stockte der Atem. Ich war so aufgeregt, mit ihm zu reden, dass ich das Bedürfnis verspürte, einige Male tief durchzuatmen und mich zu sammeln.

»Also, ich muss das einfach fragen, Casey, willst du wirklich im Finanzbereich arbeiten?«

»Ja, das will ich«, bestätigte ich und nickte. »So funktioniert das College, Jake. Man studiert das, was man später machen will.«

»Ja, nein, das verstehe ich … bloß … ich kann mir keine langweiligere Beschäftigung fürs Leben vorstellen«, sagte er lächelnd, dann fügte er hinzu: »Nichts für ungut.«

»Kein Problem … und es ist langweilig, aber ich liebe Zahlen.«

»Dann musst du gut in Mathe sein.«

»Ja, bin ich.«

»Wie gut?«

»Ganz ordentlich.«

»Ganz ordentlich? Was soll das heißen?«, fragte er.

»Keine Ahnung. Ich will keiner dieser Aufschneider-Nerds sein«, gab ich zurück.

Jake überdachte das Thema kurz. »Kann man wirklich beim Studieren ein Aufschneider sein?«