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Ein berühmter Rockstar, eine schüchterne Studentin und eine Affäre mit Folgen …
Die heiße Rockstar Romance-Reihe mit viel Gefühl beginnt
Als Noemi das Jobangebot als Hundesitterin annimmt, ahnt sie nicht, dass ihr neuer und unverschämt gutaussehender Arbeitgeber ein ziemlich berühmter Rockstar ist. Myles ist der umschwärmte Gitarrist der Band Black Sunday Desire und führt ein aufregendes Leben. Für eine ernsthafte Beziehung hat er keine Zeit und seine Leidenschaft gilt eigentlich nur der Musik. Doch die attraktive Noemi verdreht dem Rockstar ordentlich den Kopf und sie lassen sich auf ein heißes und unverbindliches Abenteuer miteinander ein. Bald erkennt Noemi jedoch, dass Myles nicht mit offenen Karten zu spielen scheint …
Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Wer braucht schon einen Rockstar?
Erste Leser:innenstimmen
„Prickelnd, überraschend und mitreißend!“
„Noemis Abenteuer als Hundesitterin bei einem gutaussehenden Rockstar ist nicht nur unglaublich romantisch, sondern unglaublich charmant!“
„Die Funken sprühen von der ersten Begegnung an, und ich konnte die Leidenschaft der beiden förmlich spüren.“
„Sara Belin versteht es meisterhaft, die Spannung und das Knistern zwischen den beiden Protagonisten aufzubauen. “
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Als Noemi das Jobangebot als Hundesitterin annimmt, ahnt sie nicht, dass ihr neuer und unverschämt gutaussehender Arbeitgeber ein ziemlich berühmter Rockstar ist. Myles ist der umschwärmte Gitarrist der Band Black Sunday Desire und führt ein aufregendes Leben. Für eine ernsthafte Beziehung hat er keine Zeit und seine Leidenschaft gilt eigentlich nur der Musik. Doch die attraktive Noemi verdreht dem Rockstar ordentlich den Kopf und sie lassen sich auf ein heißes und unverbindliches Abenteuer miteinander ein. Bald erkennt Noemi jedoch, dass Myles nicht mit offenen Karten zu spielen scheint …
Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Wer braucht schon einen Rockstar?
Überarbeitete Neuausgabe Oktober 2024
Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98998-302-1 Hörbuch-ISBN: 978-3-98998-351-9 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98998-520-9
Copyright © 2014, Sara Belin Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2014 bei Sara Belin erschienenen Titels Liebe unplugged.
Copyright © 2020, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2020 bei dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH erschienenen Titels Ein Bad Boy mit Herz (ISBN: 978-3-96817-168-5).
Copyright © 2022, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2022 bei dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH erschienenen Titels Wer braucht schon einen Rockstar? (ISBN: 978-3-98637-475-4).
Covergestaltung: Jasmin Kreilmann unter Verwendung von Motiven von depositphotos.com: © MickeyCZ87, © Telesh, © maxcam, © realcg, © fxquadr0, © Tverdohlib.com, © Polyudova, © Ksyshakiss Korrektorat: SL Lektorat
E-Book-Version 30.08.2024, 08:21:13.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Als ich von meinem Verlag gebeten wurde, ein Vorwort zu diesem Buch zu schreiben, kam mir spontan der mutige Gedanke, mich einfach an meinen Hauptprotagonisten persönlich zu wenden. Myles Flemming, Leadgitarrist der berühmten Rockband Black Sunday Desire, erklärte sich freundlicherweise zu einem kurzen Interview bereit.
Wir treffen uns im Büro seines Managements und er begrüßt mich mit einem breiten Lächeln und einem kräftigen Händedruck. Wow, was für ein aufregender Mann! In diesem Augenblick wird mir endgültig klar, warum meine Hauptprotagonistin Noemi ihm so hoffnungslos verfallen ist …
„Sollen wir anfangen?“ Seine dunkle, tiefe Stimme reißt mich aus meinen Träumereien.
„Anfangen? Natürlich“, stottere ich verlegen. So viel zum Thema Professionalität. „Myles, würdest du bitte meinen Leserinnen erklären, warum sie unbedingt die Geschichte von dir und Noemi lesen müssen?“
Myles nickt, lehnt sich entspannt in seinem Sessel zurück und streicht sich ein paar schwarzen Locken aus dem Gesicht.
„Wie ich bei Social Media mitbekomme, lesen Frauen heutzutage sehr gerne Romanzen mit viel Spice. Diese Zutat ist in unserer Geschichte reichlich vorhanden. Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich den Leserinnen verspreche, dass die Story verdammt hot sein wird. Sie ist also nichts für prüde und unschuldige Romantikerinnen!“ Myles zwinkert mir verschwörerisch zu und macht dann ein ganz unschuldiges Gesicht.
„Du würdest das Buch also als Erotikroman bezeichnen?“, frage ich leicht verunsichert.
„Nein. Ich würde eher sagen, deine Leserinnen erwartet eine sehr heiße Liebesgeschichte, in der aber auch tiefe und authentische Gefühle nicht zu kurz kommen. Das Ganze wird mit einer ordentlichen Prise Rock ’n’ Roll gewürzt und sogar Diversity ist ein Thema.“
„Inwiefern?“
„Noemi ist eine wunderschöne Frau, die aber nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Sie ist nämlich sehr curvy, und das liebe ich.“ Myles samtbraune Augen strahlen, als er von seiner Freundin erzählt, und in seiner Stimme schwingt Leidenschaft mit.
„Ich darf nicht zu viel verraten, aber bis zum Happy End ist es für dich und vor allem für Noemi ein komplizierter und auch tränenreicher Weg. Drama und Herzschmerz bleiben euch nicht erspart.“
„So ist es. Vor allem wegen meiner Karriere als Rockstar hatte Noemi es von Anfang an sehr schwer mit mir. Aber ich habe sie immer wieder vor mir gewarnt, weil ich ihr nicht das Herz brechen wollte. Ich bin vielleicht ein Bad Boy, aber ich bin kein Arschloch.“
„Apropos Bad Boy. Wir Frauen stehen bekanntlich auf Bad Boys.“
„Tja, ich kann nichts dafür.“ Myles grinst frech und zuckt mit den Schultern.
„Was wartet sonst noch auf die Leserinnen?“
„Sie werden noch drei ziemlich coole junge Frauen kennenlernen, Noemis Freundinnen. Und natürlich meine Bandkollegen. Vor allem Vic, unser f*cking Frontman, wird dafür sorgen, dass die Höschen der Leserinnen …“
„Ja, danke, das reicht, wir wollen ja auch nicht zu viel verraten“, falle ich ihm schnell ins Wort. „Hast du noch einen Schlusssatz für uns?“
„Mädels, lest das Buch, wenn ihr heimlich von einem heißen Rockstar zum Anfassen träumt!“ Myles grinst und schon steht er schwungvoll auf. Ganz ehrlich, ich beneide Noemi, dass sie diejenige ist, die ihn anfassen darf …
„Sara, danke für das Gespräch! Übrigens, es hat mich sehr gefreut, die Autorin persönlich kennenzulernen“, sagt er noch mit einem Ladykiller-Blick.
Ich murmele bloß verlegen ein ‚Vielen Dank‘ und schon ist er weg. Ich hoffe, ihr werdet Myles genau so aufregend finden wie ich. ;-)
In meinem Lieblingscoffeeshop im belebten Berliner Kiez Friedrichshain herrscht am Montagvormittag noch eine angenehme morgendliche Ruhe. Der Laden mit seinen zartrosa gestrichenen Wänden ist fast leer und ich mache es mir in der Ecke am hinteren Fenster gemütlich. Zwei schwangere Frauen sitzen auf dem pinkfarbenen Plüschsofa und lassen sich zwei Caffè Latte bringen. Eine ältere Dame mit einem winzigen Chihuahua auf dem Schoß verspeist genüsslich ihr Stück Käsekuchen. Es ist mir noch zu frisch, um zu dieser Zeit draußen auf dem Bürgersteig zu sitzen, obwohl die strahlende Spätaprilsonne wieder mal die Illusion vermittelt, der Frühling sei endgültig angekommen.
Ich bestelle mir eine heiße Schokolade und ein Cupcake mit sündhaft leckerem Erdbeer-Topping. Als ich in der Geldbörse nach dem Kleingeld fische, wird mir wieder mal bewusst, dass ich dringend einen Job brauche. Seit drei Jahren studiere ich Kunstgeschichte und Slawistik, wohlwissend, dass mir meine Berufswahl nicht gerade eine finanziell abgesicherte Zukunft verspricht. Doch für was Praktisches und Bodenständiges wie BWL oder Lehramt war ich damals nach dem Abi nicht zu begeistern. Ich mag nun mal Sprachen und Kunst, und berechnend war ich auch noch nie. Lieber verbringe ich die restliche Zeit bis zur Rente mit Dingen, die mich interessieren, und verdiene weniger Geld, statt einen gut bezahlten und sicheren, aber langweiligen und nervtötenden Job machen zu müssen. Aber ganz ohne Geld geht es leider auch nicht, und da hilft mein Idealismus nicht wirklich. Noch vor zwei Wochen habe ich neben dem Studium als Babysitterin gearbeitet, doch ich habe gekündigt. Die zwei verwöhnten Kids einer frisch geschiedenen Anwaltsgattin haben mir den letzten Nerv geraubt. Die ständigen Wutanfälle und Bockigkeit der knapp dreijährigen Zwillinge sind mir eine zu große Herausforderung geworden. Ich mag Kinder wirklich, aber diese kleinen Kevins in Doppelpack haben mich an meine Grenzen gebracht. Frau Becker hat zwar öfter meine Engelsgeduld und Gelassenheit gelobt und bewundert. Innerlich kämpfte ich dennoch fast täglich mit dem Wunsch, die Zwillis unter die kalte Dusche zu stecken oder in der Kammer einzusperren, bis sie aufhören zu schreien und sich theatralisch auf den Boden zu schmeißen. Und das taten sie regelmäßig – sei es auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, Spazierengehen, Essen, Anziehen oder Zubettgehen. Und zwischendurch auch.
Frau Becker meinte entschuldigend, das wäre ihre Reaktion auf die Scheidung, sie hätten lediglich ein Trennungstrauma und bräuchten besonders viel Aufmerksamkeit und Liebe. Mein starker Verdacht war eher, dass sie ihren Papa, der vor einigen Monaten ausgezogen ist, gar nicht so sehr vermissten, sondern vielmehr ihre Mama. Frau Becker schenkte ihre volle Aufmerksamkeit ihrem jungen Liebhaber, einem unverschämt gut aussehenden Yogalehrer und Tantracoach, der angeblich auch der Grund für die Trennung von ihrem fast zwanzig Jahre älteren Ehemann war. Tagsüber waren die Zwillis bei der Tagesmutter und abends kümmerte ich mich meistens um sie, manchmal sogar jeden Tag in der Woche. Der Job war gut bezahlt, doch ich sah bald ein, dass ich mit diesen beiden Kindern nicht so richtig umgehen konnte, besonders weil sie im Doppelpack vorkamen. An einem Abend, als sie sich nach dem Essen schreiend und tobend weigerten, ins Bett zu gehen, und ich Tomatensauce mitsamt Vollkornspaghetti nicht nur auf meinem T-Shirt, sondern auch in den Haaren hatte, reichte es mir. Ich rief Frau Becker an und sagte ihr ohne viel zu erklären, dass ich kündige und nach Hause gehen möchte. Am Ende taten mir die Zwillis dennoch leid. Die Jungs sahen so süß und unschuldig aus, als sie in ihren Designerbettchen endlich eingeschlafen waren. Trotzdem habe ich meine Entscheidung nicht bereut.
Das Einzige, was ich jetzt bereue, ist meine chronisch leere Geldbörse. Meine Eltern unterstützen mich zwar immer noch finanziell, doch mit meinen zweiundzwanzig Jahren fühle ich mich verpflichtet, für die Extrakosten hier in Berlin selbst auszukommen. Ich gebe zu, mit meinen Mädels gehe ich viel zu oft essen oder einfach mal shoppen, auch wenn ich nicht unbedingt neue Klamotten brauche. Nicht, dass ich mich als verschwenderisch bezeichnen würde. Aber ich gönne mir gerne Sachen, die mir guttun, und die kosten ja meistens Geld. Ein neuer Job muss her, und zwar möglichst schnell. Der Cupcake schmeckt sündhaft gut und ich vergesse sofort meine guten Vorsätze – auf Süßigkeiten zu verzichten und endlich ein paar Kilos abzuspecken. Fett bin ich zwar nicht, aber als schlank kann ich mich auch nicht bezeichnen. Nur wenn ich mich in die enge Shapewearwäsche zwinge, die meinen Hintern und die Hüften schön kaschiert, sehe ich einigermaßen schlank aus. Wenn man aber mit jemandem ins Bett geht, wird spätestens beim Ausziehen klar, dass ich gemogelt habe. Und das will ich nicht. Der Kerl soll sich schließlich nicht verarscht fühlen. Klar könnte ich stolz sagen, ich stehe zu meinen weiblichen Rundungen. Das tue ich ja auch. Ich brauche keinen Push-up-BH und ich besitze einen Hintern wie eine Latina. Die meisten Männer stehen doch auf Frauen mit Kurven, nicht wahr? Es ist alles nur in meinem Kopf … diese blöde Erinnerung an meinen letzten Lover Paul, in den ich wahnsinnig verliebt war. Und der mich nach drei Monaten Beziehung mit meiner Freundin Lara betrogen hat, weil er, wenn er ganz ehrlich ist, doch auf richtig schlanke Frauen steht, wie er mir anschließend gestanden hat. Das hat noch mehr wehgetan als die Tatsache, dass ich nicht nur ihn, sondern auch eine gute Freundin verloren habe. Lara hat eine Modelfigur – lange, schlanke Beine, Wespentaille und einen kleinen, aber knackigen Hintern.
Von der Trennung vor einem halben Jahr habe ich mich schon vollständig erholt. Nur mein Selbstbewusstsein knabbert immer noch an der Tatsache, dass ich für einen so tollen Mann wie Paul offensichtlich zu dick war. Also müssen mindestens fünf Kilo weg, bevor ich mir zutraue, mich auf einen neuen Mann einzulassen. Aber wie bescheuert ist das denn! Vor Pauls Fremdgehen habe ich mich doch pudelwohl in meiner Haut gefühlt und fand mich sexy und attraktiv, so wie ich war. Soll ich jetzt einem untreuen Kerl erlauben, dass er mein gesundes Selbstbild so stark ins Wanken bringt? Nein, diese Genugtuung will ich ihm nicht länger geben! Genüsslich und trotzig beiße ich in den weichen, saftigen Teig. Ich brauche nun mal eine Ersatzbefriedigung, schließlich habe ich meine Bedürfnisse. Mein Körper ist schön so wie er ist und was Paul davon hält, sollte mir an meinem prallen Arsch vorbei gehen!
Endlich mache ich meinen Laptop auf und widme mich meiner Arbeit für die baldige Prüfung in Kunstgeschichte. Das Thema, was ich mir ausgesucht habe, lautet Frau als Muse in der Geschichte der Malerei. Ich recherchiere gerade über Alma Mahler und ihre Beziehung zu den Malern Klimt und Kokoschka. Sie war überhaupt nicht schlank, sie war vielleicht sogar fülliger als ich, aber die Männer waren verrückt nach ihr, und man nannte sie das hübscheste Mädchen von Wien. Wie blöd ist das mit den Schönheitsidealen! Sie setzen uns nur unter Druck, statt unsere Weiblichkeit so zu zelebrieren, wie sie ist. Am liebsten würde ich mir noch einen zweiten Cupcake bestellen, um mir demonstrativ zu beweisen, dass mein Körper genau so attraktiv ist wie der von Lara, jedoch beherrsche ich mich noch rechtzeitig. Ich will ja nicht übertreiben. Dazu klingelt mein Handy. Es ist Ben, mein zwei Jahre älterer Bruder.
„Bruderherz, was gibt’s?“, begrüße ich ihn.
„Morgen Noemi! Schon am Studieren?“
„Ja, ich versuch’s zumindest, der Abgabetermin ist nächste Woche.“
„Sag mal, brauchst du immer noch einen Job? Ich denke, ich hätte was für dich.“
Plötzlich bin ich ganz Ohr. Nicht, dass ich seinen Fähigkeiten als Geschäftsmann besonders vertraue. Seit er sein Informatikstudium geschmissen hat, hat er so einiges versucht auf die Reihe zu bekommen, bislang jedoch ohne großen Erfolg. Aber ich brauche das Geld und daher bin ich bereit, mir anzuhören, was er zu bieten hat.
„Ja, ich brauche sogar dringend einen Job, Paps wird mir so schnell nichts mehr geben“, antworte ich und seufze. Unsere Eltern haben mir vor vier Monaten zum zweiundzwanzigsten Geburtstag ein gebrauchtes Auto geschenkt, und daher traue ich mich auf keinen Fall, nach irgendwelchen Krediten oder sogar Geldgeschenken zu fragen. Ich muss mir die nötige Kohle alleine dazuverdienen, wenn ich schon mit meinem monatlichen Budget nicht klarkomme.
„An was hast du denn gedacht?“, erkundige ich mich interessiert.
„Also … ich habe mich neulich meinem Kumpel Sven als Geschäftspartner angeschlossen. Er hat im Winter ein Start-Up gegründet, also eine Agentur für Hundesitter, und das Geschäft läuft sehr gut, besonders in Prenzlauer Berg und Mitte, daher war das für mich zweifellos eine sichere Investition. Er stellt neue Leute ein, weil die Nachfrage immer größer wird.“
„Hundesitteragentur? Davon hast du mir noch gar nichts erzählt“, unterbreche ich ihn skeptisch.
„Na ja, ich wollte erst eine Weile abwarten und sehen, ob es wirklich so gut läuft, bevor ich es an die große Glocke hänge. Ma und Pa wissen auch noch nichts davon, ich werde es ihnen am Wochenende erzählen, wenn ich sie besuche.“
„Okay, verstehe. Das heißt, du meinst, ich sollte als Hundesitterin arbeiten?“, frage ich mit Zweifel in meiner Stimme.
„Genau. Du magst ja Hunde und sie sind nicht so nervig wie kleine Kinder. Du kriegst pro Stunde zwar etwas weniger, als du es für deine Kevins bekommen hast, aber dafür ist der Job weniger stressig. Hör zu – ich habe sogar ein Sonderangebot für dich. Ein Kunde sucht eine Hundesitterin, die seinen Liebling für mehrere Stunden am Tag versorgen soll, er ist nämlich geschäftlich viel unterwegs und dafür auch bereit, ordentlich zu bezahlen. Bevor Sven den Job an jemand anderen vermittelt, wollte ich erst dich fragen. Du musst dich aber schnell entscheiden. Der Typ will schon heute Nachmittag die Person kennenlernen, die sich um seinen Hund kümmern wird.“
„Schon heute? Das ist aber sehr schnell. Ich weiß nicht so recht …“ Plötzlich komme ich ins Grübeln. Ein Job als Hundesitterin? Hm. Ist vielleicht wirklich entspannter als Babysitten. Aber dafür muss ich mit dem Hund bei jedem Wetter raus.
„Noemi, er bezahlt zwanzig Euro die Stunde …“
Ach, was soll’s, ich brauch den Scheißjob!
„Okay Ben, ich nehme den Job! Sag mir, was ich zu tun habe und wo ich erscheinen muss“, sage ich entschlossen.
„Super! Wir treffen uns um vier vor dem Haus des Kunden. Ich stelle dich ihm vor, du lernst den Hund kennen und wenn alles passt, kannst du gleich anfangen.“
„Einverstanden. Ich hoffe nur, es handelt sich um keinen Kampfhund oder eine sabbernde Dogge?“
„Bestimmt nicht. Ich habe die Hunderasse nicht mehr im Kopf, aber Sven hat schon alles gecheckt, der Hund fällt nicht aus dem Rahmen“, beruhigt mich mein Bruder sofort.
Ben diktiert mir die Adresse in Prenzlauer Berg und verabschiedet sich schon, bevor ich es mir anders überlege. Das kann ja spannend werden. Jetzt bin ich buchstäblich auf den Hund gekommen! Ich hoffe nur, er wird mich einigermaßen mögen und sich als ein braves und pflegeleichtes Hündchen entpuppen, das keine zu großen Schwierigkeiten verursacht.
Kurz vor vier parke ich meinen weißen Smart vor dem Haus am Helmholzplatz und erblicke auch gleich Ben, der gerade von seinem Fahrrad steigt. Ich gebe ihm ein Küsschen auf die Wange.
„Mensch, du siehst gut aus.“ Ich deute auf seinen neuen Haarschnitt. „Richtig smart.“
Er hat sich sein sonst kinnlanges schwarzes Haar kurz schneiden lassen. Dazu trägt er einen Fünf-Tage-Bart, was ihn ein paar Jahre älter wirken lässt und sein Babyface gut kaschiert.
„Danke! Du siehst aber auch prima aus. Hast du abgenommen?“, fragt er lächelnd, und ich weiß nicht, ob er das als Kompliment meint oder mich bloß verarschen will, wie Brüder es halt so gerne tun.
„Nicht, dass ich wüsste.“ Ich beäuge ihn misstrauisch. Ich trage meine neue Jeans mit Slimeffekt und ein schwarzes Top unter der Lederimitatjacke. Dieses Outfit lässt mich tatsächlich ziemlich schlank aussehen. Mein langes Haar habe ich zu einem lockeren Knoten gebunden und meine blauen Augen, die je nach Stimmung mal grüner, mal grauer aussehen, mit einem dünnen Lidstrich und Wimperntusche betont. Nicht, dass ich mich für meinen Hundesitterjob besonders schön machen wollte, aber es kann ja nicht schaden. Es ist auch eine Art Vorstellungsgespräch, was gerade auf mich wartet. Auch wenn mein potenzieller Klient auf vier Pfoten herumläuft und ich in Zukunft seine Häufchen entsorgen muss … Scheiße. Und das wortwörtlich. Warum habe ich nicht früher daran gedacht?
„Bist du bereit?“ Ben schaut mich streng an, bevor er auf die Klingel drückt.
Nicht mehr so überzeugt nicke ich nur, und gleich darauf summt der Türöffner. Wir fahren mit dem Fahrstuhl in die vierte Etage und laufen noch eine Treppe hinauf. Auf dem Namensschild an der Tür steht Flemming, und ehe wir klingeln können, geht sie schon auf.
Das zweitsüßeste Ding, das ich seit Langem gesehen habe, springt mich an – ein flauschiger, blauäugiger Husky-Welpe! Noch süßer ist aber sein Herrchen, das im Türrahmen steht und uns anlächelt. Mittellanges, gekonnt verwuscheltes, schwarzbraunes Haar umrahmt ein Gesicht mit markanten Zügen und einem großen, sinnlichen Mund. Braune Augen mit dichten Wimpern strahlen warm, als der Mann uns mit tiefer und heiserer Stimme begrüßt: „Hey Leute, ich bin Myles Flemming.“ Er trägt ein lockeres T-Shirt zur Jeans und streckt mir seinen tätowierten Arm entgegen. Sein Händedruck fühlt sich kräftig und vertrauenserweckend an.
„Hi, ich bin Noemi Weißbach. Es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Ich versuche, unverbindlich freundlich zu schauen und erröte, als sich unsere Blicke treffen. Der Typ ist echt heiß. Die Bilanz meines Blitzchecks ist äußerst zufriedenstellend – hochgewachsen, breitschultrig und mit schön definierten Bizepsen. Auf die Schnelle schätze ich ihn auf Mitte zwanzig.
„Ich denke, wir können uns ruhig duzen, wir sind ja alle unter dreißig.“ Er lächelt gelassen und entblößt dabei seine weißen Zähne, die vorne eine süße, kleine Zahnlücke besitzen. Endlich lasse ich seine Hand los und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Hündchen.
„Hallöchen! Und ich bin Ben Weißbach von der Agentur“, stellt sich Ben vor und die Männer schütteln sich die Hände. „Rein zufällig bin ich Noemis Bruder“, erklärt er zudem, um irgendwelche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
„Ah, verstehe!“ Myles nickt verschmitzt. „Im ersten Augenblick habe ich tatsächlich gedacht, ihr seid ein junges Ehepärchen.“
„Ach wo, wir sind bloß Geschwister und beide ledig.“ Plötzlich kichere ich auf die dämlichste Art und erröte noch mehr, als mir meine peinliche Bemerkung bewusst wird. Mann, das kommt davon, weil ich schon so lange zölibatär lebe! Der erste heiß aussehende Typ verwandelt mein Gehirn gleich zu Pudding! Als ob ihn mein Beziehungsstatus interessieren würde! Rasch verstecke ich mein sicher tomatenrotes Gesicht und beuge mich zu dem Welpen hinab, der immer noch zwischen meinen Beinen rumwuselt. „Na, du Süßer, und wie heißt du?“ Ich nehme das Hündchen in den Arm und hebe es hoch. Der Husky ist herrlich weich und seine eisblauen Augen sind bezaubernd. Also, mit dem niedlichen Wollknäuel werde ich bestimmt gut klarkommen.
„Das ist Luna und eine sie“, erklärt mir Myles und streichelt ihr über das Köpfchen. Dabei fallen ihm die langen Haarsträhnen ins Gesicht und lassen ihn gleichzeitig frech und süß aussehen. Die Hündin leckt sofort begeistert erst seine und dann meine Hand ab.
„Hallo Luna“, sage ich zu ihr und spüre, wie ich strahle, als ich das Hündchen enger an mich drücke. Während Myles seine Hand zurückzieht, streift er mit seinen Fingern über meinen Oberarm. Diese leichte Berührung löst unmittelbar ein warmes, wohliges Gefühl in meinem Bauch aus. Passierte das zufällig, oder hat er das etwa mit Absicht getan?
„Sie ist wunderschön! Wie alt ist sie?“, frage ich Myles, der mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtet.
„Sie ist drei Monate alt. Aber bitte, kommt erst mal rein.“ Jetzt fällt mir auf, dass wir immer noch vor der Tür stehen. Ben stupst mich an und wir folgen Myles in die Wohnung. Sie ist groß und hell. Aus einem der Zimmer dröhnt laute Musik, ich glaube, es ist Linkin Park. Myles führt uns ins Wohnzimmer und stellt die Musik leiser. Die Wände sind mit Konzertplakaten von bekannten und mir unbekannten Rockbands beklebt. An der Wand neben der Musikanlage stehen drei E-Gitarren, und auf der schwarzen Ledercouch liegt mitsamt Koffer eine akustische Gitarre. Sonst ist das Zimmer eher spartanisch eingerichtet – ein Fernseher, mehrere Regale mit CDs und Schallplatten, ein Glastisch voller Getränkedosen, Chipstüten, Pizzaresten auf Papptellern und am Fenster ein Computertisch mit Laptop. Der Typ scheint Junggeselle zu sein.
„Kommt, setzen wir uns.“ Myles macht eine einladende Geste und räumt schnell die Gitarre von der Couch. Mit Luna auf dem Arm setze ich mich neben Ben, und Myles nimmt auf dem Sessel uns gegenüber Platz.
„Sorry für die Unordnung, ich komme gerade nicht zum Aufräumen“, entschuldigt er sich etwas unbeholfen für die Unordnung auf dem Glastisch. „Kann ich euch was anbieten?“
Mein Blick folgt seinem in die offene Küche, die auch nicht gerade den ordentlichsten Eindruck macht. Anscheinend braucht er nicht nur eine Hundesitterin, sondern auch eine Haushälterin.
„Nein, nein, danke, ist schon gut“, beruhige ich ihn.
„Wollen wir gleich zum geschäftlichen Teil kommen?“, meldet sich Ben vorsichtig und trommelt mit den Fingern leise auf seinem schicken Aktenkoffer. Am liebsten würde ich ihm diskret auf den Fuß treten. Er soll Myles mit seiner ungeduldigen Art nicht unter Druck setzen.
„Ja, klar, machen wir.“ Myles schaut mich bedeutungsvoll an, und ich gebe mein Bestes, um nicht wieder zu erröten. Seine tiefgründigen, intensiven Augen machen mich nervös. Sie sind wie geschmolzene Zartbitter-Schokolade – süß, verführerisch, unwiderstehlich.
„Hast du noch Fragen an uns, besonders an Noemi?“, fragt Ben und reißt mich aus meiner Träumerei.
Mädel, du bist hier, um zu arbeiten, nicht um den Typen zu bewundern, ermahne ich mich selbst und setze eine ernsthafte Miene auf.
„Okay, Fragen …“ Myles fährt nachdenklich mit der Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. Dabei spannt sich sein kräftiger Bizeps unter dem engen Ärmel. Verlockend spitzt er seine vollen Lippen und überlegt kurz. Während ich ihn entzückt beobachte, kraule ich Lunas weiches, warmes Fell und frage mich, wie sich wohl sein Haar anfühlt … bestimmt ist es schön seidig, so toll wie es glänzt.
Schon wieder träume ich! Leicht beunruhigt über mein Verhalten richte ich mich auf und versuche, meine ausufernden Gedanken endlich unter Kontrolle zu bekommen.
„Wie ich sehe, mag Luna dich, was das Wichtigste ist.“ Myles deutet auf die junge Hündin, die sich auf meinem Schoß offensichtlich pudelwohl fühlt. „Ich gehe davon aus, du hast Erfahrung mit Hunden?“
„Oh ja, die habe ich“, bestätige ich sofort. „Ben und ich sind praktisch mit Hunden aufgewachsen. Unser Vater ist Tierarzt und ich habe ihm oft in der Praxis geholfen, als ich noch bei meinen Eltern gelebt habe. Mein Hund Bill, ein Collie, war mein bester Freund, seit ich fünf Jahre alt war. Bis zu seinem Tod vor drei Jahren. Meine Eltern haben jetzt einen neuen Hund, eine Neufundländerin. Als sie noch ein Welpe war, habe hauptsächlich ich ihre Erziehung übernommen. Sie ist einfach toll und ich vermisse sie sehr, seit ich in Berlin wohne. Also, ich denke schon, dass ich was von Hunden verstehe.“
„Schön!“ Myles lächelt zufrieden. „Ich möchte für Luna jemanden, dem ich wirklich vertrauen kann. Hunde, besonders so jung wie Luna, brauchen nicht nur Auslauf und Futter, sondern auch viel Aufmerksamkeit und liebevolle Zuwendung. Aber auch etwas Erziehung, natürlich.“
„Auf jeden Fall! Ich verstehe völlig, was du meinst“, stimme ich ihm zu. „Es wird mir nicht schwerfallen, mich um Luna in jeglicher Hinsicht zu kümmern. Sie ist so liebenswert und einfach zum Anbeißen süß!“
So wie ihr Herrchen …
„Das kann ich mir gut vorstellen.“ Myles lächelt mit leicht geneigtem Kopf und beobachtet, wie ich Lunas Fell streichele.
„Noemi ist zeitlich auch ziemlich flexibel, sie kann morgens, nachmittags oder auch mal abends und an den Wochenenden vorbeikommen“, schaltet sich Ben wieder in das Gespräch ein.
Na prima, das klingt so, als ob ich kein privates Leben hätte! Was aber ziemlich der Realität entspricht. Ich treffe mich zwar regelmäßig mit meinen drei besten Freundinnen, aber ich kann mir meine restliche Zeit neben der Uni frei einteilen.
„Das ist cool! Ich brauche tatsächlich jemanden, der auch spontan einspringen oder Luna für mehrere Tage betreuen kann, wenn ich nicht in der Stadt bin“, sagt Myles erleichtert und mustert mich weiter.
Ich kann mir vorstellen, dass seine dunklen Augen heiß wie Glut werden, wenn ihn die Leidenschaft packt.
„Du bist also beruflich oft unterwegs?“, frage ich vorsichtig. So jung und schon so beschäftigt? Bestimmt einer von diesen smarten Start-up-Gründern.
„Ja, das stimmt. Ich bin ein Freiberufler und habe leider wenig Zeit. Der Hund, den ich seit meiner Kindheit hatte, ist vor einem halben Jahr an Altersschwäche gestorben, er ist fast sechzehn Jahre alt geworden. Das war sehr hart für mich, ich war am Boden zerstört. Bob hat mir furchtbar gefehlt, deswegen haben mir meine Eltern im März zum Trost Luna geschenkt. Süß wie sie ist, hat sie sofort mein Herz erobert und so konnte ich sie natürlich nicht wieder abgeben.“
Am liebsten würde ich aufstehen und ihm einen Kuss geben. Ein Typ, der offen über seine Gefühle sprechen kann, ist so verdammt sexy! Aber ich beherrsche mich natürlich rechtzeitig.
„Wenn du dich für mich entscheidest, kannst du sicher sein, dass ich mich sehr gut um Luna kümmern werde“, versichere ich ihm stattdessen ernst.
„Das stimmt! Noemi hat eine mütterliche Ader und ist sehr zuverlässig.“ Ben mischt sich erneut ein und seine gut gemeinte Bemerkung ist mir augenblicklich peinlich. Wenn ich wirklich so mütterlich wäre, hätte ich mit den Zwillis gut klarkommen müssen. Außerdem will ich nicht, dass Myles mich als mütterlich betrachtet. Ich hätte da eher was anderes im Sinn …
Myles mustert mich weiter mit interessiertem Blick und stützt dabei mit der Hand sein Kinn.
„Also, wenn ich Luna wäre, würde ich mich für dich entscheiden“, sagt er schmunzelnd, und ich erröte wieder. „Na, Luna, was denkst du? Nehmen wir Noemi?“
Die Hündin springt gleich von meinem Schoß, als sie ihren Namen hört, und läuft zu ihm. Myles hebt sie liebevoll hoch und küsst sie auf das Köpfchen. Sie leckt ihm die Wange ab und er streichelt ihr zärtlich über das Fell. Erst jetzt fällt mir auf, welch wunderschöne Hände mit schlanken, feingliedrigen Fingern er hat. Sie sind mit mehreren Silberringen geschmückt, was sehr cool aussieht. So wie er Luna streichelt, weckt er in mir den Wunsch, seine Hände auf meiner Haut zu spüren. Der Gedanke löst einen Schwarm Schmetterlinge in meinem Bauch aus. Das kann nicht wahr sein! Schon wieder überwältigt mich meine unkontrollierbare Fantasie! Ich muss echt etwas dagegen unternehmen. Wahrscheinlich brauche ich einen neuen Lover. Abnehmen kann ich später, wenn überhaupt. Mein letzter Sex liegt schon ein halbes Jahr zurück, was für eine junge Frau mit gesundem Appetit viel zu lange her ist.
„Also.“ Myles blickt erst zu mir, dann zu meinem Bruder. „Ich denke, wir machen den Deal. Wir haben uns schon längst entschieden, nicht wahr, Luna?“
„Das klingt gut!“, sagt Ben schnell und öffnet seine Aktentasche. „Ich freue mich und bin überzeugt, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast! Von mir aus können wir auch gleich den Papierkram erledigen, und dann lasse ich euch allein.“
Nach wenigen Minuten ist der Vertrag unterschrieben und Ben verabschiedet sich von uns, er hat in einer Viertelstunde den nächsten Termin. Myles bringt ihn höflich zur Tür, ich aber bleibe einfach auf der Couch sitzen und warte. Luna springt wieder zu mir und legt mir ihren Kopf auf die Knie. Mein Blick wandert durch das Zimmer, während ich ihr sanft die Öhrchen kraule. All die Plakate, CDs und vor allem die Gitarren wecken in mir die Vermutung, dass Myles Musiker ist.
Er kommt zurück und setzt sich wieder auf den Sessel. „Noemi, hast du noch irgendwelche Fragen?“
Sein Blick ruht sanft auf mir, und ohne nachzudenken schieße ich los: „Sag mal, bist du Profimusiker?“
Eigentlich sollte ich ihn über Luna ausfragen, doch es ist zu spät. Myles hebt leicht eine Augenbraue und ein Lächeln umspielt seine schönen Lippen.
„Ja, ich bin Musiker. Ich spiele Gitarre, seit ich acht bin. Nach dem Gymnasium haben sich meine musikalischen Interessen etwas verändert, und statt klassischer Musik spiele ich jetzt Rockmusik, überwiegend auf der E-Gitarre.“
Das ist ja aufregend! Ein Rockmusiker! Ich höre zwar überwiegend Pop und Soul, doch durch Bens Plattensammlung habe ich etwas Ahnung von Rock. In den vergangenen Jahren hat er mich auch zu einigen Festivals wie Rock am Ring mitgeschleppt und im letzten Sommer sogar nach Glastonbury.
„Das klingt aber geil! Spielst du in einer Band?“ Ich kann meine Neugier nicht länger im Zaum halten. Na klar! Er hat definitiv das Aussehen und die Ausstrahlung eines Rockstars!
„Das kann man so sagen. Anfangs habe ich in einigen unbekannten Indiebands gespielt, aber in den letzten Jahren war ich hauptsächlich als Studiogitarrist tätig“, erklärt er mir immer noch mit diesem sonderbar amüsierten Lächeln. Hoffentlich denkt er nicht, ich wäre ein Groupie oder so.
Na ja, für ein Groupie hast du einige Kilos zu viel auf den Rippen! Ich zerstöre mir gleich selbst die Illusion, dass so ein heißer Typ wie Myles Flemming Gefallen an mir finden könnte. Bestimmt steht er auf ganz dünne Frauen mit Modelmassen.
„Seit einigen Monaten spiele ich aber wieder in einer Band und wir proben halt viel“, fügt er nach kurzer Pause hinzu.
„Verstehe. Dann ist klar, dass du nicht immer Zeit für Luna hast.“
Eigentlich würde ich gerne wissen, wie seine Band heißt und ob sie schon ein Konzert irgendwo in einem Club in Berlin planen, aber ich darf wirklich nicht zu neugierig sein. Myles muss gutes Geld verdienen, die Wohnungen in dieser Gegend sind sehr teuer und auch die Kosten für Luna werden ziemlich hoch sein. Ich erinnere mich, von Ben gehört zu haben, dass professionelle Studiomusiker top bezahlt sind. Myles muss wirklich gut im Geschäft sein, um sich diesen Lebensstil leisten zu können. In seinem Alter hat er anscheinend schon einiges auf die Beine gestellt, was ich sehr beeindruckend finde.
„Dann erzähl mir bitte, was ich noch über Luna wissen muss, alle wichtigen Details, du weißt schon“, sage ich, als mir endlich wieder der Grund meines Besuchs einfällt.
„Gerne! Ich habe schon im Voraus eine kleine Liste ausgedruckt mit allen wesentlichen Infos, Telefonnummern und Hinweisen.“ Myles erhebt sich aus dem Sessel, holt die Liste vom Computertisch und bringt sie mir. „Und dazu bekommst du natürlich noch den Ersatzschlüssel.“ Er greift in seine Hosentasche und reicht ihn mir. Anschließend zeigt er mir in der Küche, wo Lunas Futter steht, und erklärt, welche Hundeleine ich nehmen soll, wenn wir spazieren gehen. Als er mit mir spricht, entgeht mir nicht, dass er zwischendurch diskret seinen Blick auf meine Kurven richtet. Kurz und flüchtig, doch er schaut tatsächlich auf meine Brüste und meinen Hintern! Steht er etwa auf Frauen mit Kurven? Es wird mir dabei richtig heiß und ich versuche so zu tun, als ob ich nichts mitbekommen hätte. Weiterhin höre ich ihm aufmerksam zu, aber meine Blicke wandern immer wieder über seinen sexy Körper. Ich fühle mich immer stärker zu Myles hingezogen und langsam frage ich mich, ob es eine gute Idee war, den Job anzunehmen. Als er meine Telefonnummer in sein iPhone speichert, stehe ich so nah bei ihm, dass ich seinen dezenten Duft wahrnehmen kann. Es ist eine verführerische Mischung aus Weichspüler, Duschgel und seiner Haut. Ich atme den betörenden Geruch noch tiefer ein, und er schaut mich plötzlich an. Hat er etwa bemerkt, wie ich an ihm schnuppere? Kein Wunder, ich bemühe mich nicht mal, meine schamlose Begeisterung zu verbergen. Ertappt erröte ich und weiche seinem Blick aus. Mein Herz springt mir vor Aufregung in den Hals, und in der Stille, die auf einmal herrscht, spüre ich buchstäblich das Prickeln zwischen uns. Myles schiebt sein iPhone in die Hosentasche und greift langsam nach einer langen Haarsträhne, die sich aus meinem Knoten gelöst hat und jetzt vor meinem Gesicht hängt.
„Du hast wunderschönes Haar“, murmelt er und wickelt die Strähne um seinen Finger.
Die unsichtbare Spannung zwischen uns fühlt sich elektrisierend an und ich vergesse fast zu atmen. Verstehe ich das richtig, was er gerade tut? Ich denke schon. Dieser sexy Typ flirtet sehr offensichtlich mit mir und macht mich an! Myles tritt noch ein Stück näher und löst mit der anderen Hand meinen Haarknoten. Mit bewunderndem Blick gleitet er mit seinen Fingern durch meine dichte, fast taillenlange Mähne. Ich atme aufgeregt und blicke ihm endlich in die Augen. Sie erscheinen mir noch dunkler, noch geheimnisvoller als zuvor, und sie faszinieren mich mit ihrem samtigen Glanz. Sein Gesicht nähert sich mir und ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Stirn. Er ist wirklich hochgewachsen, fast einen Kopf größer als ich. Was mich zusätzlich anmacht, denn ich liebe es, wenn der Mann groß ist.
„Noemi, du bist eine sehr attraktive junge Frau“, raunt er mit seiner tiefen, rauen Stimme, und mein Unterleib zieht sich lustvoll zusammen. Verführt er mich etwa gerade? Ich bleibe sprachlos, nur mein Atem wird immer flacher und schneller. Myles neigt seinen Kopf zu mir und seine Lippen berühren meinen leicht geöffneten Mund. Er küsst mich zurückhaltend und spielt dabei zärtlich mit meinem Haar, doch seine beschleunigte Atmung verrät mir, dass auch er stark erregt ist. Völlig benebelt vor plötzlichem Verlangen erwidere ich stürmisch seinen Kuss und öffne meinen Mund. Die anfängliche Zurückhaltung weicht der Leidenschaft, die uns unmittelbar packt. Wir küssen uns immer wilder, unsere Zungen spielen unbeherrscht miteinander, und Myles presst seinen Körper fester an mich. Ich spüre seine Härte an meinem Bauch und ein leises Stöhnen entweicht mir, als er mit seiner Zunge noch tiefer und fordernd in meinen Mund eindringt. Seine Hand verlässt meinen Rücken und er packt mich lustvoll am Hintern. Bingo, er scheint tatsächlich auf Frauen mit Rundungen zu stehen! Mein Becken sucht von alleine Kontakt mit seinen Lenden, und die heiße Lust in meinem Körper schaltet meinen Verstand aus. Durch unsere leidenschaftlichen Küsse wird mir schwindlig vor Erregung, und ich spüre, wie mein Schoß von intensivem Verlangen regelrecht überflutet wird. Genussvoll beginne ich, die festen Muskeln unter seinem T-Shirt zu ertasten. Er ist athletisch gebaut, doch nicht übertrieben. Genau mein Geschmack.
Auch Myles’ Hände erkunden weiter meinen Körper. Sie sind fiebrig und forschend, zärtlich und fordernd zugleich. Wie gut er küsst! Er isst mich regelrecht auf! Und zurückhaltend ist er definitiv nicht! Seine Hand verschwindet unter meinem Top, um meine nackte Haut zu berühren, und schickt einen lustvollen Blitz in meinem vernachlässigten, ausgehungerten Unterleib.
Plötzlich springt uns Luna an und wimmert laut. Ganz offensichtlich ist sie eifersüchtig und versucht, uns auseinanderzutreiben. Langsam lösen wir uns voneinander, beide außer Atem. Sein Blick ist vor Leidenschaft benebelt. Er geht vor seiner Hündin in die Hocke.
„Luna, was ist los? Bist du etwa eifersüchtig?“ Er krault sie hinter den Ohren, schaut zu mir auf und grinst frech, während ich noch immer meinen Atem zu beruhigen versuche.
„Na ja, ich bin schließlich hier, um mich um sie zu kümmern und nicht, um mit ihrem Herrchen zu knutschen“, sage ich verlegen und bemühe mich, gleichgültig auszusehen.
„Es war meine Schuld. Ich werde in Zukunft lieber meine Hände von Lunas Babysitterin lassen und mich anständig benehmen. Auch wenn mir das nicht leicht fallen wird …“ Myles erhebt sich wieder und seine Augen flackern leidenschaftlich auf. In diesem Mann steckt viel Feuer, das ist nicht zu übersehen. Aber ich darf mit diesem Feuer nicht spielen. Ich arbeite schließlich für ihn!
„Es ist besser so, wir wollen doch beide klare Arbeitsverhältnisse. Richtig?“ Mit größter Mühe versuche ich, vernünftig zu klingen, obwohl ich noch immer an seine Bauchmuskeln unter dem eng anliegenden T-Shirt denken muss. Und mich nach seinen Berührungen und seinem heißen Mund sehne.
„So ist es.“ Myles streift mir ein paar Haarsträhnen, die mir ins Gesicht fallen, hinters Ohr. Sein Blick dabei sagt mir alles. Er will mich und er findet mich begehrenswert. Und das tut verdammt gut! Auch scheint er sehr impulsiv und spontan zu sein, was mir umso mehr gefällt. Ein temperamentvoller Musiker als Liebhaber wäre sicher nicht die schlechteste Wahl. Dazu sieht er verboten gut aus. Doch er ist jetzt irgendwie mein Boss, auch wenn ich nur seine Hundesitterin bin. Und als Musiker hat er sicher genügend Auswahl an willigen Mädchen und Frauen, die sich mit ihm vergnügen wollen. Es wäre das Beste, ich vergesse unseren kleinen Ausrutscher in der Küche und schenke meine volle Aufmerksamkeit seiner Hündin.
Statt mir in meinem Kopfkino vorzustellen, wie er mich auf dem Küchentisch vögelt.
Ich folge ihm und Luna zurück ins Wohnzimmer, wo wir die letzten Einzelheiten meines Jobs besprechen wollen. Natürlich kleben meine Blicke an ihm und ich bewundere ausgiebig seine sexy Figur. Sein Arsch in der tief sitzenden Jeans ist perfekt und zum Anbeißen knackig …
Ich gebe mir Mühe, Myles aufmerksam zuzuhören, und auch er scheint sich wieder im Griff zu haben. Doch zweimal erwische ich ihn, wie sein Blick kurz zu meiner Brust wandert. Das siegreiche Gefühl, das mich dabei überfällt, wirkt anregend wie ein Cocktail am frühen Morgen. Mühsam konzentriere ich mich darauf, ihm in die Augen zu blicken und bloß nicht hinunter zu schauen, als er sich lässig zurücklehnt und noch breitbeiniger vor mir sitzt.
Das geschäftliche Gespräch ist bald beendet. Schon am nächsten Nachmittag werde ich vorbeikommen und mit Luna, die seit zwei Wochen stubenrein ist, einen ersten Spaziergang machen. Myles bringt mich zur Tür, und als wir uns verabschieden, funkeln seine Augen wieder.
„Noemi, es freut mich, dass gerade du Lunas Hundesitterin bist. Ich denke, wir werden uns alle gut verstehen.“ Er lächelt verschmitzt, ehe er die Tür schließt.
„Luna, das hast du gut gemacht! Ich habe fast die Kontrolle verloren“, sage ich, während ich mich zu meiner Hündin herunterbeuge. Ich hebe sie hoch und tauche mein Gesicht in ihr flauschiges Fell. Meine Gedanken kreisen um Noemi und ich streichle ziemlich abwesend Lunas Köpfchen, als ich mich mit ihr auf die Couch setze.
Die Schwarzhaarige ist echt heiß, auch wenn sie nicht ganz dem gängigen Schönheitstrend entspricht. Aber sie besitzt genau diese Rundungen, die ich bei Frauen mag – sexy, üppig und fest. Dazu ist ihr Haar wunderschön, so herrlich lang und glänzend. Ihre Augen sind blau, mit einer grünen Schattierung, und glasklar. Ihre ganze Ausstrahlung ist sehr sinnlich und weiblich. Wenn sie schon bei der Knutscherei so stöhnt, scheint sie auch heißblütig und leidenschaftlich zu sein. Sex mit ihr wäre bestimmt ein besonders prickelndes Erlebnis.
Scheiße, ich kriege wieder einen Harten, wenn ich bloß daran denke, wie ich ihre vollen Brüste aus dem BH befreie …
Nur brauche ich sie für Luna. Sie kann gut mit Hunden umgehen und Luna mochte sie auf Anhieb. Wenn wir gleich in die Kiste springen, ist es fraglich, ob sie mir als Hundesitterin erhalten bleibt. Ich suche ja keine neue Freundin. Dafür habe ich nicht nur keine Zeit, sondern auch keine Lust. Die Wunde in meinem gebrochenen Herzen ist noch viel zu frisch. Seit sich Julia vor fünf Monaten nach fast acht Jahren Beziehung endgültig von mir getrennt hat, reicht es mir für eine Weile mit Beziehungskisten. Aber eine heiße Affäre mit so einer geilen Frau wie Noemi wäre wirklich nicht verkehrt. Wenn sie bloß nicht Lunas Hundesitterin wäre! Schon wieder sehe ich ihre üppigen Kurven vor mir. Oder wie sie in meinen Mund keucht und wie gierig ihre Zunge beim Küssen ist. Ich wette, sie geht ab wie eine Rakete, wenn sie kommt. Mein Schwanz zuckt heftig bei diesem Gedanken und schwillt augenblicklich an.
Wann habe ich eigentlich das letzte Mal Sex gehabt? Es ist schon zwei oder sogar drei Wochen her. Zu viele jedenfalls. Ich kann mich an die Frau nur vage erinnern. Ich weiß noch, dass sie mich nach dem Gig mit der Band in der Columbia Halle heftig angebaggert und mir dann in meinem Auto einen geblasen hat. Danach bat ich sie auszusteigen und fuhr alleine und betrunken nach Hause. Ich verhielt mich wie ein echtes Arschloch. Ich wusste nicht mal, wie sie hieß. Aber es interessierte mich auch nicht. Schließlich bot sie mir ziemlich eindeutig Sex an. Und welcher angetrunkene Mann an meiner Stelle würde schon nein sagen?
Nach der Show machte sie sich im Backstagebereich an mich ran, was Vic amüsiert oder vielleicht sogar etwas neidisch kommentierte. Sonst bekommt er als Sänger die volle Aufmerksamkeit. Aber sie ließ ihn abblitzen und wählte stattdessen mich.
„Wenn du sie nicht haben willst, dann nehme ich sie. Oder wir beide tun es.“ Er grinste dreckig.
Nee, auf einen Dreier mit ihm hatte ich echt keinen Bock. Deswegen schnappte ich mir die kleine Blonde und führte sie zu meinem Auto. Aber richtig Spaß hat es mir nicht gemacht, ich habe die Frau nicht mal richtig wahrgenommen. Genauso gut hätte ich mir auch selbst einen runterholen können, es wäre nicht viel anders gewesen.
Scheiße, bin ich schon so abgefuckt und abgestumpft?
Ich wollte doch nie so ein Arschloch werden wie einige meiner berühmten Kollegen, die Frauen wie ein Stück Scheiße behandeln. Noemi verdient, dass man ihr respektvoll gegenübertritt, und sie ist nicht wie diese Tussis, die bloß mit einem berühmten Namen ficken wollen. Sie weckt wirklich mein Interesse. Nicht nur, weil sie so geil aussieht. Sie scheint klug zu sein und hat eine tolle Ausstrahlung. Wenn ich mit ihr Sex haben werde, will ich, dass es anders wird. Keine bedeutungslose Nummer, mit der ich nur auf die Schnelle den Druck ablasse, sondern eine intensive, wirklich erotische Erfahrung ohne schalen Nachgeschmack.
Mein bester Freund zuckt noch mal begeistert zur Bestätigung meiner Gedanken. Einfach abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Ich weiß, ich dürfte nicht daran denken, sie zu vernaschen. Aber so wie sie reagiert hat, scheint sie auf jeden Fall nicht abgeneigt zu sein. Vielleicht sollten wir uns erst mal besser kennen lernen, bevor wir zu schnell im Bett landen. Sie gehört definitiv nicht in die Kategorie der Frauen, mit denen ich bloß eine Nacht verbringen möchte. Nein, für sie will ich mir viel Zeit nehmen und sie voll auskosten.
Luna ist mittlerweile auf meinem Schoß eingeschlafen. Behutsam stehe ich auf und trage sie in ihr Körbchen, wo ich sie vorsichtig ablege, damit sie nicht aufwacht. Fuck, ich bin schon wieder zu spät dran! Die Probe fängt in zwei Minuten an! Die Kleine schafft es schon jetzt, mich ordentlich abzulenken, noch bevor ich sie flachgelegt habe! Ich greife mir in die Hose, um es meinem steifen Schwanz etwas bequemer zu machen, und packe schnell die Gitarren in die Koffer. It’s Rock ’n’ Roll Time!
Natürlich muss ich meinen Mädels gleich von meinem neuen Job erzählen. Kurz nach meinem Termin bei Myles treffen wir uns wie so oft in unserem Stammlokal, das zufälligerweise nicht weit von seiner Wohnung entfernt ist.
Emma kommt als Erste und schimpft über den kleinen Aprilregenschauer, der ihr frisch geglättetes rotes Haar in eine Kräuselmähne verwandelt hat. Kathleen verspätet sich wie immer und beschwert sich über die Suche nach einem Parkplatz, die sie fast zwanzig Minuten gekostet hat. Natalie hat sich vorher per SMS entschuldigt, sie paukt für eine Prüfung und kann sich nicht mal eine Stunde freinehmen. „Welche von uns fängt mit dem Update an?“, frage ich in die Runde.
„Ich!“, meldet sich Emma mit geröteten Wangen. „Ihr werdet es nicht glauben, aber Lukas und ich haben den nächsten Schritt in unserer Beziehung gewagt.“
Sie hat als Einzige von uns einen festen Freund. Na gut, sie und Lukas sind erst seit zwei Monaten zusammen, aber sie ist richtig verliebt.
„Welchen denn? Hat er dich seinen Eltern vorgestellt? Oder will er etwa bei dir einziehen?“, fragt Kathleen mit einem Schmunzeln und bindet ihr langes, feucht gewordenes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. „Nein, das nicht. Noch nicht … Aber wir haben uns entschieden, auf Kondome zu verzichten, ich nehme ja die Pille. Wir kennen und vertrauen uns jetzt genug, um uns gegenseitig sicher zu fühlen“, erklärt sie und kichert hinter der vorgehaltenen Hand, wie immer, wenn sie verlegen ist.
„Das heißt, er kann sich bei dir sicher fühlen. Doch kannst du ihm wirklich trauen? Schließlich ist er ein Kerl.“ Kathleen zieht skeptisch ihre Augenbrauen hoch. Sie ist die Nüchternste von uns allen, besonders was Beziehungen betrifft. Als junge Medizinstudentin war sie ein Jahr lang die Geliebte eines verheirateten Professors und er hatte ihr versprochen, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Stattdessen bekam er mit ihr noch ein drittes Kind, und Kathleen schaffte es irgendwie, die Beziehung zu beenden. Seitdem traut sie keinem Mann mehr und an die große Liebe glaubt sie schon gar nicht.
„Ich vertraue ihm doch! Lukas ist kein Mann, der ziellos rumgevögelt hat, und er hat stets Kondome benutzt“, erwidert Emma etwas trotzig. Sie ist die Romantikerin unter uns, die von der Heirat vor dem dreißigsten Geburtstag träumt und mindestens drei Kinder will. Noch bevor die biologische Uhr anfängt zu ticken und gleich nach dem Lehramtsstudium.
„Das ist ja schön, ich freue mich für euch“, sage ich aufrichtig und lächle Emma zu.
„Danke!“, murmelt sie und schaut Kathleen mit ihren großen grauen Augen schief an.
„Und? Ist Sex ohne Kondome für dich besser als vorher?“ Typisch Kathleen! Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und ist immer direkt und geradeaus.
„Ja, es ist schon schöner.“ Emma errötet. „Wir können jetzt spontaner sein und oraler Sex ist ohne Gummi auch besser.“ Kathleen und ich schauen uns verdutzt an.
„Sag bloß nicht, du hast ihm bis jetzt die ganze Zeit mit Kondom einen geblasen?“, fragt Kathleen ungläubig.
„Doch“, gibt Emma etwas beschämt zu. „Ich dachte, wenn schon Safer Sex, dann richtig.“
„Meine Güte, ihr seid echt strikt gewesen“, sage ich. „Für mich wäre das nichts. Wenn ich dem Kerl einen blase, dann tue ich es richtig, sonst lasse ich es lieber ganz.“
„Geht mir genauso. Der Geschmack nach Gummi im Mund – nee, muss nicht sein!“ Kathleen schüttelt angewidert den Kopf.
„Es gibt doch Kondome mit Fruchtgeschmack“, stammelt Emma und senkt ihren Blick.
„Und was war dein Lieblingsgeschmack? Schwanz mit Erdbeernote?“ Kathleen kann sich nicht länger zurückhalten, und als wir uns anschauen, prusten wir beide vor Lachen.