Cinderella: San Francisco Love Story - Allie Kinsley - E-Book

Cinderella: San Francisco Love Story E-Book

Allie Kinsley

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Beschreibung

Cinderella meets CEO. Ein modernes Märchen in San Franciscos Nachtleben. Die einundzwanzigjährige Rory Bennett hat einen Plan: schnellstmöglich ihr Studium zu beenden, um endlich ihre Heimatstadt, vor allem aber ihre Stiefmutter und Stiefschwestern, ein für alle Mal hinter sich zu lassen. Als sie Damien Steel begegnet, ist sie deshalb eher genervt von dem reichen Schnösel, dem anscheinend jede Frau zu Füßen liegt. Doch der CEO eines Multimillionen-Dollar-Unternehmens bekommt immer, was er will, und für ihn steht eines fest: Er will dieses Mädchen. Gefangen zwischen Lügen und Missverständnissen kommen sich die beiden näher und müssen sich mit Gefühlen auseinandersetzen, die sie so nicht kennen. Bereit, sich ihren Empfindungen endlich zu stellen, kommen Wahrheiten ans Licht, die alles zu zerstören drohen. Eine moderne Märchenadaption der Erfolgsautorin Allie Kinsley.

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Cinderella – San Francisco Love Story

Märchenadaption

Allie Kinsley & Kimmy Reeve

Copyright © 2019 Kimmy Reeve & Allie Kinsley

All rights reserved.

Korrektorat: SW Korrekturen e.U.

Cover Foto: NK Design (Nadine Kapp)

Prolog

Rory

»Wirst du damit zurechtkommen, dass du eine neue Mommy hast?«, erkundigte sich mein Dad noch einmal bei mir.

»Habe ich dir doch schon gesagt«, antwortete ich zum gefühlt hundertsten Mal. »Ich bin glücklich, wenn du es bist.«

»Du bist ein tolles Mädchen, weißt du das?« Mein Vater beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Wir werden jetzt wieder eine richtige Familie sein. Aber mein Augenstern bist und bleibst du. Vergiss das nicht, okay?«

»Werde ich nicht.« Ich gähnte, der Tag war lang und ich ziemlich müde.

»Du musst immer du selbst sein«, sagte mein Vater zu mir, wie jeden Abend, wenn er mich zu Bett brachte. »Du musst stark sein und darfst niemals aufgeben. Bleib, wie du bist, denn so bist du perfekt.«

Dann gab er mir erneut einen Kuss auf die Stirn und deckte mich zu. »Schlaf schön, Prinzessin.«

»Nacht, Daddy.« Ich kuschelte mich in meine Kissen. »Ich habe dich lieb.«

»Ich dich auch, meine Kleine.« Mein Vater erhob sich, zwinkerte mir noch einmal zu und verließ mein Zimmer.

Dann nahm ich das Bild von meiner Mama in die Hand, das ständig unter meinem Kopfkissen lag, und betrachtete die Frau, die vor Jahren zu den Engeln in den Himmel gezogen war. Ich vermisste sie unglaublich. Aber ich wollte nicht traurig sein, sondern mich für meinen Daddy freuen, dass er wieder jemanden gefunden hatte, den er mochte.

Meine Stiefmutter – die ich bislang nie Mom genannt hatte, obwohl sie mich darum bat, sondern immer nur Susan – mochte ich nicht wirklich, aber das würde ich niemals laut aussprechen.

Meine Stiefschwestern Chantal und Lacey, Susans Töchter aus erster Ehe, waren genau wie ich zehn Jahre alt und oft gemein zu mir. Vor allem aber Lacey. Ständig verschworen sie sich gegen mich, was ich nicht ausstehen konnte. Freundinnen würden wir nicht werden. Aber das mussten wir auch nicht. Dennoch wollte ich mich bemühen, nett und freundlich zu sein, so, wie mein Daddy es sich immer von mir wünschte. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und fuhr mit meinem Finger über das wunderschöne Gesicht meiner Mom. Von ihr hatte ich die blauen Augen geerbt wie auch meine rosigen Wangen und die hellbraunen, langen, glatten Haare. Als ich langsam müde wurde, drückte ich den Bilderrahmen an meine Brust und schloss die Lider. Mit dem letzten Gedanken an Mommy schlief ich ein.

***

»Wieso musst du denn schon wieder auf Geschäftsreise?«, moserte ich, weil mein Vater erst seit gefühlt zwei Stunden von seinem letzten Auswärtstermin zurück war. Seine Hochzeit mit Susan war bereits drei Monate vergangen, und ich hasste es mittlerweile, wenn er nicht hier war und mich bei meiner Stiefmutter und ihren Töchtern zurückließ. Die Stimmung in diesem Haus kippte regelmäßig und die Spannung, die sich ständig auflud, war deutlich spürbar. Außerdem wurden jedes Mal Partys gegeben, wenn Dad nicht anwesend war. Das störte mich ungemein. Vor allem dann, wenn ich schlafen wollte, es aber nicht konnte, weil die Musik so laut war. Davon hatte ich meinem Dad allerdings nichts erzählt, schließlich wollte ich nicht, dass er böse auf irgendwen wurde.

»Rory, ich würde auch lieber hierbleiben, das kannst du mir glauben«, versuchte er, mich zu beruhigen. »Aber ich muss zu diesem Meeting. Kein anderer kann das für mich übernehmen. Wenn ich wieder zurück bin, verspreche ich, unternehmen wir beide etwas zusammen. Nur du und ich, wie in alten Zeiten.«

Zwar freute ich mich über sein Angebot, es änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ich es nicht ausstehen konnte, mit den anderen allein zurückgelassen zu werden. Das Haus, in dem wir lebten, war zwar riesig, aber leider nicht so groß, dass wir vier uns nicht regelmäßig über den Weg liefen.

»Zieh nicht so eine Schnute, Prinzessin. Ich werde das wieder gutmachen.«

»Ist okay, Daddy«, gab ich mich versöhnlicher, immerhin arbeitete er so viel, damit es uns gut ging. »Komm nur schnell wieder heim.«

»Das verspreche ich dir, Honey.« Wir nahmen uns in den Arm und am liebsten hätte ich ihn niemals wieder losgelassen.

»Susan?«, sprach mein Vater nun seine Frau an, nachdem er sich von mir löste. »Pass gut auf mein Mädchen auf. Ich melde mich, wenn ich gelandet bin.«

»Pass auf dich auf, Daniel«, meinte Susan und gab meinem Dad einen leichten Kuss auf den Mund. Dann wandte er sich ab, winkte mir noch einmal zu, bevor er aus meinem Sichtfeld verschwunden war.

In diesem Moment hatte ich ein unangenehmes Gefühl im Bauch, das ich nicht einzuordnen vermochte. Mir hatte es kein einziges Mal gefallen, wenn er auf Geschäftsreise ging, aber noch nie hatte ich mich so gefühlt wie gerade eben.

»Ab auf dein Zimmer, Rory«, befahl Susan mir. »Mach Hausaufgaben oder was du sonst so tust. Ich muss mich jetzt ausruhen.«

Mehr als ein Nicken bekam ich nicht zustande, denn das, was mir auf der Zunge lag, konnte ich unmöglich laut aussprechen. Denn mal ehrlich, warum musste sie sich ausruhen? Wovon? Sie tat nichts im Haushalt, dafür hatten wir unsere Angestellten, sie kümmerte sich um nichts, ging nicht arbeiten, sondern ruhte den ganzen Tag nur auf der Couch vor dem Fernseher. Und wenn sie nicht nichts tat, organisierte sie Partys. Sie nervte!

In der Nacht wurde ich durch laute Stimmen wach. Zuerst wusste ich sie nicht einzuordnen, bis mein Hirn langsam anfing, zu arbeiten. »Das kann nicht Ihr Ernst sein?«, vernahm ich Susans kreischende Stimme.

»Es tut uns sehr leid, Mrs. Bennett«, sagte ein mir unbekannter Mann.

Sofort schob ich mich aus dem Bett und lief aus meinem Zimmer. Vom Treppengeländer aus konnte ich sehen, wie zwei Polizisten in der Lobby standen und mit Susan sprachen. Meine Stiefmutter schlang ihre Arme um den Körper, als müsste sie sich selbst festhalten.

»Sind Sie wirklich sicher?«, erkundigte sie sich mit brüchiger Stimme.

»Der Privatjet Ihres Mannes ist in den Bergen abgestürzt«, teilte er ihr mit und meine Beine gaben nach. Ich fiel auf die Knie, umklammerte das Gitter mit meinen Fingern und konnte nicht begreifen, was der Beamte da gerade erzählte. »Mr. Bennett wie auch der Pilot und zwei weitere Personen wurden eindeutig identifiziert. Wir bedauern, Ihnen keine positiven Nachrichten überbringen zu können.«

Daddy war tot? Aber …?

Tränen rannen über meine Wangen, ein Schniefen konnte ich mir nicht verkneifen. Susan wie auch die Cops schauten zu mir hoch. Erstere weinte still. Ich hingegen kniete einfach nur hier oben und brach förmlich zusammen. Mir wollte einfach nicht in den Kopf, was der Polizist gerade geäußert hatte.

Der einzige Mensch, den ich von Herzen liebte, hatte mich verlassen. Jetzt war niemand mehr da. Mit einem Schlag war ich ganz allein auf dieser Welt.

1. Kapitel

Rory – zehn Jahre später

»Kannst du Tisch sieben im VIP-Bereich noch übernehmen, Rory?«, erkundigte sich Dick bei mir.

»Würdest du Megan fragen?«, hakte ich nach. »Ich habe in fünf Minuten Feierabend und muss nur fertig abrechnen.«

Wenn ich auch nur noch einen Tisch bedienen müsste, würde ich durchdrehen.

Das Secrets war ein angesagter Club in San Francisco. Mit achtzehn hatte ich hier einen Job ergattern können, damit ich mir mein Studium finanzieren konnte, da Susan kein Geld für mich lockermachen wollte. Für sie kam es nicht infrage, in meine Ausbildung zu investieren, da sie der Meinung war, dass ich die Uni nicht bestehen würde, ich nicht schlau genug dafür sei. Jede Woche bekam ich zwanzig Dollar von ihr, damit ich mir etwas zu essen kaufen konnte. In der Küche, die in der Villa stand, durfte ich mich nämlich nicht bedienen. Meine Stiefmutter hatte es nicht so gerne, wenn ich das Haus betrat.

Somit blieb mir keine andere Wahl, als meine Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen. Meine oberste Priorität war nämlich, dass ich mein Studium in Architektur schnellstmöglich hinter mich brachte, damit ich endlich verschwinden konnte. Weit weg, wo ich von vorn anfangen konnte. Ohne eine Stiefmutter, die mich hasste, und Lacey, die mich am liebsten brennen sehen wollte. Über Chantal wollte ich nichts Schlechtes sagen, sie lebte in ihrer eigenen Hölle, aus der sie sich ebenfalls nicht befreien konnte.

»Megan ist ausgelastet«, holte Dick mich aus meinen Gedanken. »Tu mir den Gefallen. Der Laden ist heute rappelvoll und deine Ablösung ist noch nicht da. Ich mach das auch wieder gut. Es geht um einen Geburtstag von so einem Geschäftsmann.«

Dick wusste ganz genau, dass ich bei ihm schlecht Nein sagen konnte.

Scheiße, mir brannten die Füße und für die Prüfung am kommenden Freitag musste ich auch noch lernen. Deswegen hatte ich mir morgen freigenommen, damit ich den Samstag und Sonntag büffeln konnte.

Außerdem hatte ich keine Lust auf den VIP-Bereich. Die Menschen dort gingen mir auf die Nerven. Sie dachten, sie wären etwas Besseres als das Fußvolk, zu dem ich ihrer Meinung nach gehörte. Ich sprach aus Erfahrung, schließlich hatte ich solche Idioten schon des Öfteren bedient. Irgendein reicher Arsch hatte mich sogar mal gefragt, wie viel ich für eine Woche mit ihm nehmen wollte.

Zuerst war ich so perplex gewesen, dass ich gar nicht darauf antworten konnte. Erst als er und seine Kollegen lauthals zu lachen anfingen, war die Bedeutung seiner Worte in meinem Kopf angekommen. Er hatte mich quasi als Nutte betitelt. Um es kurz zu machen: Ich war so auf ihn losgegangen, dass Dick mich von ihm runterziehen musste. Dieser Typ war hier nie wieder aufgetaucht.

»Ich werde mir meine Schürze aber jetzt nicht noch mal umbinden«, stellte ich klar, weil ich sie vor wenigen Minuten in den Personalraum gehängt hatte.

»Das musst du auch nicht, Chefin.« Er beugte sich zu mir herunter und gab mir einen väterlichen Kuss auf die Schläfe.

Chefin! So nannte er mich ständig, vor allem dann, wenn mich irgendein Gast dumm anmachte oder versuchte, mich anzubaggern. Somit konnte er denjenigen in die Schranken weisen, was auch immer wieder funktionierte. Zwischendurch rief er mich allerdings auch so, obwohl es dafür keinen Grund gab. Wahrscheinlich tat er das nur, um mich zu ärgern. Ich wusste es nicht.

Aber eines wusste ich genau: dass ich Dick abgöttisch liebte. Er kam einer Vaterfigur verdammt nah. Ab dem Tag, als ich hier angefangen hatte zu arbeiten, behandelte er mich, als wäre ich ein Schatz. Der große, breit gebaute Endvierziger mit Glatze war Witwer und nie Vater geworden. Das lag an der Krankheit seiner Frau, wodurch es unmöglich war, eine Familie zu gründen. Vor einem Jahr ist sie gestorben. Mir tat das für ihn leid, ich war nämlich davon überzeugt, dass er ein wunderbarer Dad geworden wäre.

Kannte man Dick nicht persönlich, konnte man durchaus Angst vor ihm bekommen. Wenn er mit seinen fast ein Meter neunzig und den muskulösen Schultern in einen Raum trat, beanspruchte er die gesamte Aufmerksamkeit für sich. Sobald er einen aber mit seinen warmen braunen Augen betrachtete, konnte man in ihnen unglaublich viel Liebe erkennen. Er war mein Brummbär, das würde er immer für mich sein. Durch ihn hatte ich gelernt, mich wieder ein wenig zu öffnen und auch zu lächeln. Er kannte meine gesamte Geschichte, wusste, wie sehr ich unter Susan zu leiden hatte. Einerseits freute ich mich auf den Tag meines Verschwindens, andererseits würde Dick mir unwahrscheinlich fehlen.

»Erde an Rory«, holte Dick mich aus meinen Träumen. Mehrmals musste ich blinzeln.

»Dafür bist du mir was schuldig, Brummbär«, murrte ich. Dick beugte sich vor, gab mir einen weiteren Kuss, diesmal auf die Stirn und lächelte mich an.

»Du bist die Beste«, meinte er und zwinkerte mir zu. Mistkerl. Er wusste genau, wie er mich greifen konnte. Schnaubend wandte ich mich ab und schnappte mir das Tablett. Genervt stieg ich die Stufen hinauf zum VIP-Bereich.

Als ich auf den entsprechenden Tisch zumarschierte, konnte ich mir ein Augenverdrehen nicht verkneifen. Wie ich es hasste!

Wenn ich mich nicht verzählte, saßen dort zehn Personen. Mehr Frauen als Männer. Die Weiber sahen perfekt aus, als wären sie gerade aus der Praxis eines Chirurgen gekommen. Sie trugen hautenge Kleidung, jedenfalls was ich vom Oberkörper ausmachen konnte, immerhin verdeckte der Tisch den unteren Bereich.

Die Kerle hingegen waren bekleidet in Hemd und Sakko. Mir musste keiner sagen, dass die Outfits mehr kosteten, als ich im Monat verdiente.

Ich war kein neidischer Typ, aber ich mochte diese Art von Menschen nicht.

In den letzten Jahren hatte ich genügend von dieser Sorte kennengelernt und sie waren alle durchweg arrogante Idioten. Bei ihnen passte die Phrase: Geld regiert die Welt. Und bei dieser Gruppe stank es nach Kohle, woraus sie keinen Hehl machten. Und genau solch ein Verhalten lehnte ich von Grund auf ab.

»Hey, was kann ich euch bringen?«, erkundigte ich mich, nachdem ich die Neuankömmlinge erreicht hatte.

Zuerst nahm mich keiner wahr, was ich aber von diesem Bereich hier oben nicht anders gewohnt war.

Jedoch schaute mich plötzlich einer der Männer – ich vermutete, dass er das Alphamännchen hier war, so kam es mir jedenfalls vor – an.

Kurz musste ich schlucken, weil sein Blick verdammt intensiv war. Grüne Augen, die nicht heller sein könnten. Bislang hatte ich zumindest nichts Vergleichbares gesehen. Seine Haare waren schwarz und an den Seiten kurz geschnitten, dafür oberhalb etwas länger. Was mir jedoch direkt auffiel, war, dass er ein Gesicht hatte, das wie gemeißelt war. Und wenn mich meine Menschenkenntnis nicht im Stich ließ, würde ich behaupten, dass dieser Kerl auch genau wusste, wie gut er aussah.

»Hi«, begrüßte er mich mit einer tiefen und rauen Stimme. »Und du bist?«

»Eure Kellnerin«, teilte ich ihm knapp und nicht sonderlich höflich mit. »Also habt ihr euch schon entschieden?«

»Geht das auch ein bisschen freundlicher?«, zischte eine der blonden Barbies, die dann auch noch mit dem Kopf schüttelte. »Gutes Personal ist wirklich schwer zu finden, meint ihr nicht auch?« Ihre Freundinnen nickten, bevor sie mich abschätzend betrachteten.

Zicken!

Ich musste hart schlucken, weil ich ihr gerne gezeigt hätte, wie unfreundlich ich genau werden konnte, hielt mich aber zurück. Immerhin ging es hier um meinen Job, und den musste ich noch ein paar Jahre behalten. Außerdem wollte ich mich von solchen Möchtegern-Puppen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dafür war ich zu abgeklärt.

»Halt dich zurück, Mona«, mahnte Mr. Alpha seine Nachbarin und wandte sich mir wieder zu. »Wie ist dein Name?«

»Ist das wichtig?«, stellte ich eine Gegenfrage und schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln, das deutlich aussagte, dass er mir nicht auf die Eierstöcke gehen sollte. »Wenn ihr euch noch nicht entschieden habt, kann ich auch gerne später wiederkommen.«

»Ich hätte gerne ein Bier«, gab ein anderer Typ mit blonden Haaren seine Bestellung endlich auf. Nach und nach folgten auch die weiteren Wünsche, bis ich wieder bei Alpha ankam. Dieser grinste mich an und sein Lächeln war gleichzeitig verrucht und ein Versprechen. Worauf genau, das konnte ich nicht sagen, jedenfalls bekam ich eine Gänsehaut.

»Und du?«, wollte ich endlich wissen, weil ich gerne Abstand zwischen ihm und mir bringen wollte. Der Typ hatte etwas an sich, was gefährlich war.

»Einen Scotch.« Er zwinkerte mir zu, woraufhin ich mich schnaubend umdrehte.

Schnellen Schrittes lief ich die Treppen nach unten und klatschte das Tablett mit Wucht auf den Tresen. »Ich kann Reiche einfach nicht leiden«, moserte ich.

»Jeder, der dich kennt, weiß das auch«, zog Kevin mich auf. Kevin Salomon war mein bester Freund, Kommilitone und Seelenverwandter. Wir lernten uns mit zwölf in der Schule kennen. Er war der Neue, der mit seiner Familie nach San Francisco gezogen war. Wir mochten uns von Anfang an und verbrachten seither fast jeden Tag zusammen.

»Warum müssen die so arrogant sein?« Ich verstand das einfach nicht. »Meinen die wirklich, weil sie Kohle ohne Ende besitzen, dass sie was Besseres sind als wir?«

»In ihren Augen gehören wir zum Ende der Nahrungskette«, bestätigte er meine Vorurteile. Davon besaß ich eine Menge. »Lass dich nicht ärgern. Wenn ich gleich Feierabend mache und du auch fertig bist, werden wir erst mal ein bisschen tanzen.«

»Geht nicht«, schlug ich sein Angebot aus. »Ich muss lernen.«

»Du lernst ständig, Rory«, seufzte er. »Du kannst auch später noch büffeln. Erst tanzt du mit mir.«

Ich nickte, weil ich sowieso sagen konnte, was ich wollte, er würde mich zwingen, wenn es nötig wäre.

Nachdem er meine Bestellung fertig hatte, stellte ich alles sorgfältig auf das Tablett und machte mich wieder auf den Weg nach oben.

Tief durchatmend begab ich mich zu dem Tisch, wo gerade lauthals gelacht wurde. Hauptsache, sie hatten Spaß.

Bevor ich die Bestellung abstellen konnte, erhob sich einer der Männer und rempelte mich so an, dass ich ins Straucheln kam und mir das Tablett aus den Händen glitt.

Wie in Zeitlupe konnte ich dem Lauf des bevorstehenden Desasters zusehen. Die Getränke flogen im hohen Bogen über den Tisch, direkt auf drei der Mädels zu. Zwei Sekunden später kam ein Gekreische, dass mir die Ohren klingelten.

»Bist du bescheuert?«, fluchte die erste Barbie.

»Du kannst deinen Job an den Nagel hängen«, drohte die nächste.

»Zu dumm, ein Tablett zu tragen«, motzte die dritte Puppe.

»Das war nicht ihre Schuld, Ladys, sondern meine«, kam mir der Übeltäter zu Hilfe und lächelte mich entschuldigend an.

»Kann passieren«, gab ich mich ruhig. »Wir sind immerhin nicht aus Zucker.«

»Meine Klamotten kosten mehr, als du im Jahr verdienst«, fauchte mich Blondie an.

»Ich wusste gar nicht, dass du meine Finanzen kennst«, schoss ich zurück, besann mich aber sofort, weil ich mich nicht auf die gleiche Stufe wie die Kuh stellen wollte.

»Was ist hier los, Chefin?«, hörte ich Dick plötzlich hinter mir sagen. Ich wandte mich ihm zu.

»Die Kuh hat unsere Kleider ruiniert«, spie das Blondchen aus, bevor ich auch nur einen Ton sagen konnte. »Moment, Chefin?«

»Was ganz gewiss keine Absicht war«, brummte Dick. Er mochte es überhaupt nicht, wenn mich jemand anging.

»Das war es auch nicht«, klärte Mr. Alpha meinen Boss auf. »Mein Kollege hat das Desaster angerichtet. Es ist alles in Ordnung.«

Für mich war hier gar nichts in Ordnung, immerhin haben die Weiber mich gerade beleidigt.

Miststücke!

»Wir würden dann gerne unsere Getränke haben«, fauchte die Dunkelhaarige mich an, woraufhin ich eine Augenbraue hob.

War das ihr Ernst?

»Ich schicke sofort eine Bedienung«, sagte ich mit fester Stimme. »Eine, die ihren Job besser versteht als ich.« Anschließend drehte ich mich zu Dick. »Ich bin dann mal weg.«

»Es war nett, dich kennenzulernen«, vernahm ich die Stimme von Mr. Alpha, dem ich nur zunickte, und stahl mich dann davon.

Ohne noch einmal zurückzublicken, verschwand ich und machte mich auf den Weg zur Bar. Der Abend war scheiße und ich wollte nach Hause.

»Was war da oben los?«, erkundigte sich Kevin bei mir und stellte ein Glas Tequila vor mich.

»Ich hasse reiche Schnösel«, wiederholte ich meine Abneigung und trank den scharfen Alkohol auf ex.

»Lass uns unseren Frust auf der Tanzfläche herauslassen.« Kevin nahm seine Schürze ab und sprang mit einer Leichtigkeit über den Tresen, bei der ich mir beinahe allein beim Zuschauen schon jeden Knochen im Leib gebrochen hätte. Das machte er regelmäßig, um die Damen im Club zu beeindrucken. Immerhin war ihm vollends bewusst, wie gut er aussah.

Kevin war um die ein Meter neunzig und strotzte nur so vor Muskeln. Das lag daran, dass er täglich ins Fitnessstudio ging, um sich fit zu halten. Hinzu kam, dass er dunkelbraune Augen und gleichfarbige Haare hatte, die so kurz geschoren waren, dass man die Kopfhaut schon ausmachen konnte.

Er war ein wirklich heißer Kerl, und manches Mal fragte ich mich, warum ich mich nicht einfach in ihn verlieben konnte. Na ja, eigentlich fragte ich mich regelmäßig, warum ich mich nicht überhaupt mal verlieben konnte, aber es gab einfach keinen Kandidaten, der mich interessierte. Niemand da, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Kevin schnappte sich meine Hand und zog mich förmlich hinter sich her. Auf der Tanzfläche angekommen, drehte er sich zu mir und fing an, seine Hüften kreisen zu lassen. Erst lachend und kopfschüttelnd tat ich es ihm nach.

Nach einigen Bewegungen kamen wir uns näher, hielten uns gegenseitig fest und lieferten den Anwesenden eine heiße Szene, die unsere Stammkunden bereits von uns kannten.

Ich liebte es, mit Kevin zu tanzen, bei ihm fühlte ich mich wohl, sicher und geliebt. Er nahm mich so, wie ich wirklich war, und wollte mich nicht verändern. Ohne ihn wäre ich nicht die geworden, die ich heute war.

Wir tanzten mehrere Songs hintereinander, der Schweiß lief mir schon am Rücken hinunter. Kurz darauf ließ Kevin mich los, nachdem ihm eine Frau die Hände auf die Hüften gelegt hatte.

Ich musste grinsen, weil ich wusste, dass das seine Auserwählte für den Abend werden würde, immerhin zwinkerte er mir zu und leckte sich über die Lippen, bevor er sich ihr zuwandte.

Plötzlich spürte ich hinter mir einen harten Körper. Sofort drehte ich mich um und starrte auf ein schwarzes Hemd, das wegen der breiten Brust ziemlich spannte.

Mein Blick wanderte nach oben, direkt in grüne Augen, die zu keinem anderen gehörten als zu Mr. Alpha. Er musterte mich eindringlich, kein Grinsen war in seinem Gesicht zu erkennen, und erneut musste ich schlucken, weil ich mich in seiner Nähe nicht wohlfühlte.

»Tanz mit mir«, verlangte er.

»Kein Interesse, Alpha«, gab ich ihm zu verstehen und versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben. Doch ich kam nicht weit, denn er fasste mich am Handgelenk und zog mich an seine verdammt harte Brust.

»Wer bist du?«, wollte er wissen.

»Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, antwortete ich und löste mich von ihm.

In seinem markanten Gesicht machte sich ein Schmunzeln breit, das mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob meine Antwort nicht den Effekt auf ihn zu haben schien, den ich mir gewünscht hatte. Er zog nicht ab oder widmete sich einer seiner Begleiterinnen, die hinter ihm tanzten, nein, er fixierte mich regelrecht, als wollte er mir stumm mitteilen, dass ich ihn nicht zum letzten Mal gesehen hatte.

Hart schluckend trat ich einen Schritt zurück, wandte mich ab und marschierte direkt in den Personalraum, der sich neben der Bar befand. Bevor ich ihn jedoch betrat, schaute ich mich noch mal um. Der Typ war mir zum Glück nicht gefolgt. Schnell schloss ich hinter mir die Tür und lief zu meinem Spind. Aus diesem holte ich meine Lederjacke, die ich mir überzog, schnappte mir meine Tasche und verließ das Gebäude durch den Hinterausgang.

Irgendwie hatte der Kerl etwas an sich, was Furcht einflößend war, und ich hoffte inständig, dass ich ihm nie wieder über den Weg laufen würde. Mein Kopf jedoch schimpfte mich naiv, denn – warum auch immer – ich hatte eine Ahnung, dass da noch etwas auf mich zukommen würde.

2. Kapitel

Damien

Ich schaute ihr hinterher, und in diesem Moment nahm ich mir vor, mehr über sie herauszufinden. Die Kleine war verdammt heiß und wäre die Richtige gewesen, um mit mir die Nacht zu verbringen.

Ich war es nicht gewohnt, dass Frauen sich mir entzogen oder nicht um meine Aufmerksamkeit buhlten. Dieses Mädchen schon.

Anscheinend war sie die Chefin des Secrets, und ich freute mich, dass ich mich von meinem Freund Dillon hatte breitschlagen lassen, meinen Geburtstag in diesem Club zu feiern.

Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als ich mich langsam umdrehte. Die Hände in die Taschen meiner Hose vergraben, bahnte ich mir einen Weg zurück durch die Menge. Oben im VIP-Bereich angekommen, schritt ich auf unseren Tisch zu, wo ich von Pfiffen und Gejohle empfangen wurde. Meine Freunde schienen sich köstlich zu amüsieren.

»Hat dich Blauauge etwa abblitzen lassen?«, rief Lucas lachend.

»Sie hätte dir eher das Gesicht zerkratzt, als dich mit nach Hause zu nehmen«, fügte Dillon hinzu, der sich wie alle anderen köstlich zu amüsieren schien.

Mona griff nach meiner Hand und zog mich neben sich auf eines der niedrigen Ledersofas. Ich ließ es zu, auch wenn ich absolut kein Interesse an ihr hatte.

Mit Mona hatte ich bereits einmal das Vergnügen, und sie war definitiv keine der wenigen Frauen, die ich mehr als einmal in meinem Bett haben wollte.

Ich wurde sie ja nach einem Mal schon nicht mehr los, wie sollte das erst werden, wenn sie sich einbilden konnte, dass da mehr zwischen uns war als ein One-Night-Stand?

Außerdem mochte ich ihre Arroganz nicht. In meinen Augen war sie nichts und würde niemals etwas sein. Das hatte sie mit ihrer Art vorhin, als die Kleine mit diesen wunderschönen blauen Augen von Dillon angerempelt wurde, durchaus wieder zur Schau gestellt.

Mona lebte von dem Geld ihres Vaters, sie selbst hatte noch nichts Eigenes auf die Beine gestellt. Im Bett war sie ebenfalls nicht sonderlich herausragend. Niemand, dem man ein zweites Mal seine Aufmerksamkeit schenken sollte.

Warum ich damit einverstanden gewesen war, dass sie mit ihren Freundinnen den Abend mit uns verbrachte, konnte ich nach wie vor nicht verstehen.

Wahrscheinlich, weil Lucas darauf bestanden hatte. Irgendwie hatte er einen Narren an ihr gefressen. Verstehen konnte ich das, sie sah heiß aus mit ihren blonden langen glatten Haaren und den braunen Iriden, aber sobald sie ihren Mund öffnete, kam da nur Bullshit raus.

»Du bist sowieso viel zu gut für sie«, zwitscherte sie mit ihrer viel zu hohen Stimme. »Ich meine, hast du sie dir mal genauer angesehen? Sie hat kaum Titten und einen fetten Arsch!«

Ich nahm einen Schluck von meinem Scotch, um die Worte hinunterzuschlucken, die mir auf der Zunge lagen. Es gab keinen Grund, die Chefin zu verteidigen. Weder ihr – im Gegensatz zu Monas Silikontitten – echt aussehendes B-Körbchen, noch ihren wirklich wohlgeformten Arsch.

Allein bei dem Gedanken an dieses Körperteil wurde mein Schwanz hart. Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, wie sie mich, mit dem Rücken zu mir gewandt, ritt und ich dabei ihren Hintern massierte. Schnell trank ich noch einen Schluck und konzentrierte mich auf das Brennen in meinem Hals.

Ich musste meinem Schwanz schnellstens klarmachen, dass die Maus heute nicht auf dem Speiseplan stand.

Da ich absolut keine Lust hatte, mir jemanden zu suchen, von dem ich nicht sicher sein konnte, ob der Sex auch nur ansatzweise ausreichend war, um die Chefin aus meinem Kopf zu vertreiben, zog ich mein Handy aus meiner Tasche und tippte eine Nachricht an Lucy/Letti/Laura oder wie immer sie heißen mochte.

In meinem Handy war sie nur unter L gespeichert und mehr musste ich nicht wissen. Sie hatte zwar keine hellbraunen Haare, sie war ebenfalls blond wie so ziemlich die meisten Frauen, die ich kannte, und besaß auch einen viel zu kleinen Arsch, aber ich wusste, dass sie alles tun würde, um mich zu befriedigen, ohne später irgendwelche Fragen zu stellen.

D: Hast du heute Zeit?

L: Willst du dein kleines Geburtstagsgeschenk auspacken? ^^

Ich verdrehte die Augen. Sie wusste genau, was ich wollte, und doch versuchte sie, immer mehr aus unseren Begegnungen zu machen.

D: Ich will meinen Schwanz in deinem Arsch, wie immer, Süße.

L: Bin in zwanzig Minuten da <3

Den Rest meines Scotchs trank ich auf ex, während ich versuchte, Mona davon abzuhalten, meinen Oberschenkel zu streicheln. Wenn sie mitbekam, dass ich eine Latte hatte, würde sie nur falsche Schlüsse ziehen und sich mehr von unseren Treffen erhoffen.

»Ich hau ab, danke für die Party, Leute.« Während ich das sagte, stand ich auf und schob meine Hände in meine Hosentasche, um die Beule zu kaschieren, die mein Schwanz in die Anzughose machte.

»Hat Blauauge einen Kratzer auf deinem Ego hinterlassen?«, feixte Dillon.

Ich lachte auf. »Die bekomme ich schon noch in mein Bett, du wirst sehen.«

»Ich wollte morgen sowieso wieder herkommen. Werde mir gerne deinen nächsten Korb ansehen«, gab Lucas lachend zurück.

»Bin dabei.« Dillon grinste und klatschte sich dann mit Lucas ab. Ob die Weiber wieder mit von der Partie sein würden oder nicht, interessierte mich nicht. Irgendeine Begleitung fanden meine Freunde immer.

Ich selbst brauchte keine Frau an meiner Seite. Schließlich hatte ich vor, eine ganz bestimmte Brünette in mein Bett zu locken, da kamen mir die Monas dieser Welt nur in die Quere.

Ich verabschiedete mich von allen und nahm mir ein Taxi zurück nach Hause.

Linda oder wie auch immer schrieb mir eine weitere Nachricht, dass sie bereits vor dem Gebäude stand und ob ich ihr nicht den Türcode schicken könnte, damit sie reinkam.

Never ever!

Laura konnte zu mir kommen, wenn ich sie brauchte, öfter wollte ich sie aber bestimmt nicht bei mir auf der Matte stehen haben, und davor schützte am besten die Sicherheitsanlage.

Ich antwortete nicht, in wenigen Minuten würden wir sowieso vor dem Gebäude halten, in dem mein Penthouse lag.

Ich sah Lucy in ihrem schwarzen Mantel vor dem Eingang stehen, als der Fahrer das Taxi hielt. Ich wusste, dass sich unter diesem Mantel genau das befand, was ich im Moment brauchte: nichts außer der halterlosen Strümpfe.

Schnell bezahlte ich den Fahrer und stieg aus. Lena war genau die richtige Frau, um mich von der Chefin des Secrets abzulenken. Sie war willig und las mir jeden Wunsch von den Augen ab … also fast jeden, außer der Diskretion, die ich mir in der Öffentlichkeit wünschte.

Kaum hatte sie mich entdeckt, warf sie sich mir bereits an den Hals. Ich konnte meinen Kopf gerade noch rechtzeitig zur Seite drehen, ehe sie mich küssen konnte.

Küssen wollte ich sie nicht … wollte ich eigentlich keine Frau. Es war mir zu intim, zu persönlich, ein Privileg, das ich nicht mit jemandem teilen wollte, der schon unzählige Schwänze gelutscht hatte.

Dass das scheinheilig war, war mir durchaus bewusst, da ich mich nicht einmal daran erinnern konnte, wie viele Kerben ich in meinen Bettpfosten hätte ritzen können. Dennoch turnte mich der Gedanke so ab, dass ein einziger Kuss meinen ganzen Abend versauen konnte.

Während ich meine Arme um Liv legte, damit sie nicht zu Boden fiel, tauchte ein Bild von den Lippen der Brünetten vor meinem inneren Auge auf. Natürliche, rosafarbene Lippen, die sehr weich aussahen. Lippen, die sich zu einem atemberaubenden Lächeln verzogen, wenn sie mit ihrem Barkeeper tanzte. Und leider kam gleich darauf ein Bild von ihren Lippen, die einen schmalen Strich bildeten, als sie mich abschätzend musterte, ehe sie mir einen Korb erteilte.

Aber bei allem, was in meiner Macht stand, sie würde mich genauso anlächeln, und dann würde ich testen, ob diese Lippen wirklich so weich waren, wie sie aussahen, würde kosten, ob sie genauso süß schmeckten, wie ich es mir vorstellte, ich würde …

Ein grelles Blitzlicht riss mich aus meinen Gedanken.

»Mr. Steel! Wer ist die Frau in Ihren Armen?«, rief einer dieser nervtötenden Reporter, von denen ich mich wirklich manchmal verfolgt fühlte.

Mit einem gemurmelten Fluch schob ich Lisa etwas zu grob von mir und steuerte, ohne ein Wort zu sagen, auf den Eingang zu. Schnell tippte ich den Sicherheitscode in die Tür und ging hinein, ehe der Idiot noch einhundert Aufnahmen machte.

Leonie schien es leider nicht allzu eilig zu haben: Mit wiegenden Hüften kam sie endlich auf mich zu. Langsam schob sie sich an mir vorbei, woraufhin ich umgehend die Tür hinter uns schloss.

Mit dem Aufzug fuhren wir nach oben, und ich ließ Laila gewähren, als sie sich an mir rieb und mit der Hand meinen Schwanz durch die Hose streichelte.

Sie wusste, was sie tat, und schaffte es innerhalb der kurzen Fahrt, ihn steif zu bekommen. Sie hatte aber auch leichtes Spiel, da mein gedankliches Vorspiel mit der Chefin ihn seit gefühlten Ewigkeiten auf Halbmast hielt.

In der obersten Etage verließen wir die Kabine. Vor meiner Wohnung angekommen, schloss ich die Tür auf und ließ Lotta den Vortritt.

Erst als ich mein Reich betrat und hinter mir zuschloss, konnte ich wieder etwas freier atmen. Diese beschissenen Paparazzi. Morgen würde wieder irgendein Drecksartikel in den Zeitungen auftauchen. Das hieß, ich musste erneut ein Gespräch mit meinen Anwälten führen. Ich hasste es, ständig verfolgt zu werden.

Mein Blick fiel auf die Frau, die mir gleich einen verdammt guten Orgasmus bescheren würde. Schelmisch grinsend öffnete sie bereits die Knöpfe zu ihrem Mantel.

Anschließend ließ sie ihn von ihren Schultern gleiten und enthüllte genau das, was ich erwartet hatte: nichts außer den Strümpfen.

»Heiß, Püppchen«, murmelte ich und ließ meinen Blick über ihren Körper wandern.

Mir war sie eigentlich zu dünn, aber Lea wusste, was sie tat, das machte ihre fehlenden Kurven wieder gut. Ihre Hände fuhren über ihren Körper, während sie langsam auf mich zukam. Ich legte mein Sakko ab, warf es über die Sofalehne und machte mich dann an meinen Manschettenknöpfen zu schaffen.

»Blas mir einen«, forderte ich, während ich mein Hemd auszog.

Luisa ging sofort vor mir auf die Knie, öffnete geschickt meine Hose und nahm meinen Schwanz in ihren Mund.

Ihre Lippen waren wie geschaffen für den perfekten Blowjob. Voll und weich, schlossen sie sich eng um meinen Schaft, dann nahm sie mich immer wieder tief in sich auf. Ich stöhnte, als sie sich saugend zurückzog, um ihn dann erneut bis zum Anschlag in sich aufzunehmen.

Und plötzlich war da wieder ein Bild von weichen rosa Lippen. Ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, es wären die Lippen der Frau mit den hellbraunen Haaren, die mich gerade so gekonnt liebkosten.

Unwillkürlich packte ich Larissas Kopf, griff grob in ihre Mähne und stieß ein ums andere Mal tief in ihren willigen Mund. Keuchend stellte ich mir vor, wie die Chefin mich mit diesen stechend blauen Augen von unten herauf ansah, während ich ihren Mund fickte. Libby würgte und riss mich damit zurück in die Realität. Es war nicht die Chefin, sondern Leo, die vor mir kniete.

Als ich mich zurückzog, schaute ich nach unten, sie zu mir nach oben, und Zufriedenheit spiegelte sich in ihrem Gesicht wider. Ihre braunen Iriden wirkten glasig, sie wollte mehr, und ich war gewillt, ihr und mir mehr zu geben.

Ich griff nach ihren Armen, zog sie auf die Beine und schob sie neben mich.

»Bück dich über die Lehne«, sagte ich rau und trat mir Hose und Schuhe von den Füßen.

Lilly tat wie geheißen und entblößte damit den Plug, den sie trug. Sehr gut, so konnten wir gleich loslegen, und ich musste mich nicht erst darum kümmern, sie vorzubereiten.

Genau wegen dieser Kleinigkeiten war Luna eine der wenigen Frauen, die ich öfter zu mir einlud. Sie war unkompliziert, versaut, offen und immer bereit, mir alles zu geben, was ich mir wünschte.

Ich zog mir ein Kondom über und spielte dann ein wenig mit dem Plug in ihrem Anus, ehe ich ihn rauszog und meinen Schwanz in sie drückte, sie langsam dehnte.

Leonore war eng, umschloss mich hart und machte es mir schwer, mich zurückzuhalten. Wir stöhnten beide auf, als ich mich erneut heftig in sie schob. Mit jedem Stoß wurde es leichter und ich konnte sie härter und tiefer ficken. Sie bettelte nach mehr, also griff ich nach ihren Hüften und fickte sie so, wie wir beide es wollten. Es war harter, dreckiger Sex, ein Fick, der uns beide innerhalb kürzester Zeit an den Rand unseres Orgasmus brachte. Als ich spürte, wie das Ziehen in meinen Lenden einsetzte, griff ich um Lesly herum und massierte ihre Klit. Es dauerte nicht lange, da spürte ich ihr Zucken, bemerkte, wie sich ihr Muskel hart um meinen Schwanz herum verkrampfte. Sie schrie meinen Namen und kam, während ich noch ein paarmal hart in sie stieß.

Dann hieß auch ich die brennend heißen Schübe willkommen und ergoss mich stöhnend in ihr.

Lexys Körper bebte, und sie wimmerte, als ich mich aus ihr zurückzog. Der Anblick gefiel mir, auch wenn mir sofort wieder ein ganz bestimmter Arsch in den Kopf schoss, der mir in dieser Position noch deutlich besser gefallen würde.

Kopfschüttelnd wandte ich mich ab und ging ins angrenzende Badezimmer, um das Kondom loszuwerden und mich zu waschen.

Als ich nach einer kurzen Dusche zurückkam, rekelte sich Lynn nackt auf meinem Sofa.

»Ich dachte, du hättest vielleicht noch Lust auf eine zweite Runde«, schnurrte sie.

Nur mit dem Handtuch um die Hüften ging ich zu meiner Bar.

»Heute nicht, Püppchen«, antwortete ich und ärgerte mich selbst über mein mangelndes Interesse. Ich hörte, wie sie zu mir herüberkam, und spürte, wie sie sich an meinen Rücken schmiegte.

»Ich könnte dafür sorgen, dass du Lust hast«, gurrte sie und ihre Hände wanderten über meinen Bauch.

Ich nahm einen Schluck Whisky und dachte lächelnd an Blauauge.

»Nein, ich muss morgen fit sein«, antwortete ich und schob Linas Hände beiseite. Ich musste ausgeruht sein, um eine ganz bestimmte Frau zu erobern, mit der ich sicherlich mehr als nur eine Runde Sex haben wollte.

Lisbeth verzog schmollend den Mund, ging aber schließlich ohne weitere Widerworte. Und genau deshalb durfte sie auch immer wieder kommen.

Nach einem letzten Schluck ging ich in das Schlafzimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Es war schon lange her, dass ich mich so darauf freute, eine Frau wiederzusehen.

Auch wenn sie es noch nicht wusste, Blauauge würde schon morgen mir gehören.

 

 

3. Kapitel

 

 

Rory

 

Ich hatte absolut keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so hervorragend geschlafen hatte.

Obwohl ich erst gegen fünf heute Morgen zu Hause war, konnte ich nicht sofort ins Bett gehen. Also hatte ich mich in Joggingsachen geschmissen, mir meine Bücher geschnappt und war auf das Dach meines Bungalows gestiegen. Dort lernte ich gerne, vor allem im Sommer, auch wenn es draußen noch dunkel war. Dafür gab es Taschenlampen und Leselicht.

Bis um acht hatte ich gepaukt und war dann erst müde geworden. Das Problem war, dass ich mich auf die geschriebenen Worte, die ich eigentlich büffeln sollte, kaum konzentrieren konnte, weil mir Mr. Alpha einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Niemals zuvor hatte es ein Mann geschafft, sich dermaßen in meine Gedanken zu schleichen. Aber er hatte etwas an sich, was mich anzog und gleichzeitig abstieß.

Nichtsdestotrotz musste ich aufhören, über ihn zu grübeln, ich hatte keine Zeit für so was, und mit einem reichen Schnösel wollte ich sowieso nichts zu tun haben.

Ich drehte meinen Kopf in Richtung des Weckers. Es war mittags und so langsam sollte ich mal aufstehen.

»Wie lange gedenkst du eigentlich noch im Bett zu bleiben, Rory?« Susan stand in meinem Schlafzimmer, ohne anzuklopfen oder sich bemerkbar zu machen.

Verdammt, anscheinend hatte ich vergessen, den Eingang zu meinem kleinen Bungalow, der sich in der Nähe der Villa befand, zuzuschließen.

Warum ich nicht mit im Haus wohnte? Ganz einfach: Susan wie auch meine Stiefschwestern, beziehungsweise Lacey, erklärten mir, dass ich mit meinem negativen Verhalten zu viel Unruhe in die Familie brachte. Deswegen wurde ich mehr oder weniger rausgeworfen und durfte das kleine Poolhaus bewohnen.

Zuerst hatte ich mich geweigert, fing aber irgendwann an, in Ruhe darüber nachzudenken. Etwas Besseres hätte mir gar nicht passieren können. Hier hatte ich meine eigenen vier Wände und vor allem Ruhe.

Okay, letzteres mehr oder weniger. Wenn ich mal daran denken könnte, meine Eingangstür abzuschließen, würde hier auch nicht ständig irgendwer von den beiden unangemeldet reinschneien. Dummerweise war ich, was das betraf, einfach zu vergesslich.

Chantal war die Einzige, die anklopfte oder sich wenigstens bemerkbar machte. Leider kam sie sehr selten, und wenn, nur um mir einen von Susans Aufträgen zu erteilen. Ich mochte Chantal, aber sie mied mich, um es Susan recht zu machen. Ihrer Mutter widersprach sie nicht, das würde sie sich niemals wagen. Sie war auch viel zu schüchtern dafür. Hinzu kam, dass sie wahrscheinlich auch keine Lust hatte, sich immer wieder von Susan beleidigen zu lassen.

»Hast du deine Sprache verloren?«, fauchte Susan und verschränkte ihre Arme.

»Nein, das habe ich nicht«, gab ich ihr seufzend zu verstehen. »Ich habe die ganze Nacht gearbeitet und danach noch gelernt. Gibt es einen Grund, warum du hier bist?«

»Wir bekommen heute Abend Gäste«, setzte sie mich in Kenntnis. »Darunter sind auch Talentscouts, die sich Lacey anhören wollen. Deswegen möchte ich dich bitten, nicht in die Villa zu kommen. Immerhin weiß ich, wie du über den Gesang meiner Tochter denkst.«

Innerlich musste ich lachen, weil ich mich noch genau daran erinnerte, wie das letzte Vorsingen abgelaufen war.

Das Klavier ertönte und Lacey öffnete ihren Mund. Danach hatte ich einen Hörschaden. Es war unglaublich witzig.

Jedenfalls lag ich vor Lachen auf dem Boden und hielt mir mit den Händen das Gehör zu. Dass Talentsucher unter den Gästen waren, konnte ich schließlich nicht wissen. Letztendlich waren die Herren auch davongerannt.

An dem Flop gab Susan natürlich mir die Schuld. Sie wollte einfach nicht wahrhaben, dass meine Stiefschwester keinerlei Talent besaß, außer die Kohle meines Vaters auszugeben. Aber was wusste ich schon?

»Ich muss eh lernen«, antwortete ich endlich. »Also brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass ich auftauchen könnte.«

»Wie lange gedenkst du eigentlich noch zu studieren?« Ihre Stimme triefte bereits vor Gehässigkeit. »Du könntest dir auch langsam mal einen vernünftigen Job suchen, anstatt hier faul auf der Haut zu liegen und auf beschäftigte Studentin zu machen.«

»Susan, ich arbeite seit meinem sechzehnten Lebensjahr«, rief ich ihr ins Gedächtnis. »Seitdem finanziere ich mein Leben selbst. Und faul bin ich ganz gewiss nicht, das weißt du auch.«