Conni & Co 1: Conni & Co - Julia Boehme - E-Book

Conni & Co 1: Conni & Co E-Book

Julia Boehme

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Beschreibung

Uff - geschafft! Conni kommt auf die weiterführende Schule Endlich geht's los! Aber es ist nicht so einfach in der neuen Klasse, wie gedacht. Die Klassenlehrerin hat Reptilaugen, die Anderen kennen sich alle schon ewig und glucken zusammen – und am schlimmsten ist die Mädchenclique rund um die Oberzicke Janette. Nein, Conni hat es nicht leicht. Zum Glück ist Anna in der gleichen Klasse gelandet. Vielleicht kann sie mit ihrer Hilfe die geplante Klassenfahrt überstehen? Conni kann noch nicht ahnen, dass sie bald auch mit Anna so richtig Zoff haben wird. Denn Anna scheint plötzlich Janette unglaublich toll zu finden.    Die Buchserie Conni & Co – lustige Alltagsgeschichten rund um Schule, Freundschaft und erste Liebe - Spannendes Lesefutter für Mädchen ab 10 Jahren – von Bestseller-Autorin Julia Boehme.  - Thematisch ganz dicht an den Bedürfnissen von Teenagern.  - Mit tollen Rezepten zum Kochen und Backen im Anhang.   ***Aufregend und lustig erzählt mit einer starken Mädchenfigur in der Hauptrolle!*** 

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Julia Boehme: Conni & Co (Band 1)

Mit Illustrationen von Barbara Korthues

Uff – geschafft! Conni kommt auf die weiterführende Schule.

Endlich! Aber es ist nicht so einfach in der neuen Klasse, wie gedacht. Die Klassenlehrerin hat Reptilaugen. Vorsicht! Ist sie ein Biest? Die anderen kennen sich alle schon ewig und glucken zusammen. Und am schlimmsten ist die Mädchenclique rund um die Oberzicke Janette. Nein, Conni hat es nicht leicht. Zum Glück ist Anna in der gleichen Klasse gelandet. Vielleicht kann sie mit ihrer Hilfe die geplante Klassenfahrt überstehen? Conni kann noch nicht ahnen, dass sie bald auch mit Anna so richtig Zoff haben wird. Denn Anna scheint plötzlich Janette unglaublich toll zu finden …

Wohin soll es gehen?

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  Vita

Schlechter Start

„Morgen ist es so weit“, sagt Anna.

Billi nickt. „Ich bin schon so gespannt auf die neue Schule!“

„Na, und ich erst!“, ruft Conni. „Diesmal hätten die Sommerferien echt kürzer sein können!“

„Guten Appetit!“ Die Bedienung wuchtet einen riesigen Eisbecher auf den Tisch: zwölf Kugeln mit Früchten, Nüssen, Schlagsahne und Waffeln und obendrauf noch jede Menge Schokoladensoße.

Ehrfürchtig putzt Billi die Hände an ihrer Tigerhose sauber. „Eigentlich ist der Amorbecher ja für Verliebte.“

„Ja, stimmt“, seufzt Anna gedankenverloren.

„Na gut, wenn ihr nicht wollt …“ Conni schnappt sich eine Kirsche. „Ich warte jedenfalls nicht, bis ich verliebt bin!“

Anna und Billi greifen blitzschnell zu ihren Löffeln. Kommt ja überhaupt nicht infrage, dass Conni das ganze Eis alleine isst! Dann ist es erst mal eine Weile still am Tisch.

„Meine Zunge ist fast erfroren“, lispelt Billi schließlich. „Ich schmeck schon gar nichts mehr.“

„Das ist auf jeden Fall Schoko“, sagt Conni und schiebt sich den letzten Rest in den Mund.

„Das war Schoko, meinst du wohl“, stellt Anna fest. Ein bisschen spitz, denn schließlich isst sie Schokoladeneis auch am liebsten.

„Schon komisch, dass wir die Einzigen sind, die aufs Lessing-Gymnasium kommen“, meint Billi unvermittelt.

„Wir und Paul“, ergänzt Conni.

„Nur gut, dass Paul mitkommt und kein anderer Junge“, sagt Anna entschieden.

„Zum Beispiel Torben!“ Conni verdreht die Augen. „Übrigens, mit Paul hab ich ausgemacht, dass wir uns zu viert zusammensetzen. Das ist doch okay, oder?“ Anna und Billi sind einverstanden.

„Mensch, bin ich aufgeregt! Mama meint, jetzt fängt ein neuer Lebensabschnitt an!“ Anna kichert.

„Ja, und mein Opa sagt“, Billi spricht plötzlich mit einer tiefen, rauchigen Stimme: „Billi, jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“

„Das wollen wir doch erst mal sehen“, lacht Conni. Feierlich hebt sie ihren Eislöffel. „Auf unsere neue Schule!“

„Auf die neue Schule!“

Drei lange Eislöffel stoßen klirrend zusammen.

Conni und Paul wohnen direkt nebeneinander. Sie gehen schon seit Jahren zusammen zur Schule. Doch heute werden sie zum ersten Mal zusammen zur Schule fahren. Einer der vielen guten Gründe, endlich in die Fünfte zu kommen! Conni lehnt ihr Fahrrad an den Gartenzaun und klingelt.

Doch statt Paul öffnet seine Mutter die Tür. Das heißt, sie macht sie nur einen Spalt weit auf. Wahrscheinlich soll Conni nicht sehen, dass sie noch im Bademantel ist. Conni grinst. Dieses rosa-gelb geblümte Teil ist ja auch echt die Härte.

„Du musst eben warten, Paul ist noch nicht fertig!“, ruft Frau Hauser durch den Spalt. Bevor Conni irgendetwas sagen kann, ist die Tür schon wieder zu.

Conni schaut auf ihre Uhr. Ausgerechnet heute trödelt Paul! Wie sollen sie da einen guten Platz kriegen? Anna, Billi, Paul und sie haben sich deswegen extra früh verabredet. Und jetzt? Paul kommt und kommt nicht!

Ungeduldig schaut Conni wieder zur Uhr. Sie ist drauf und dran, alleine loszufahren. Stattdessen drückt sie noch einmal auf die Klingel. Diesmal reißt Paul die Tür sperrangelweit auf. Seine blonden Haare sind völlig verstrubbelt.

„Bin gleich fertig“, ruft er und stopft sich eine halbe Banane in den Mund. Dann lässt er sich auf den Fußboden plumpsen, um Socken und Turnschuhe anzuziehen.

„Mensch, Paul! Billi und Anna warten schon.“

„Hab verschlafen“, murmelt Paul entschuldigend.

„Verschlafen? Heute?“ Conni kann es nicht fassen. Sie war eine Stunde früher wach als sonst. Vor lauter Aufregung. Aber Conni verbeißt sich jeden weiteren Kommentar. Sie haben es eilig. Und wie!

Schnell schwingen sie sich auf ihre Räder und sausen nebeneinanderher.

„Was sagst du zu meinem neuen Rucksack?“, fragt Conni und fährt ein bisschen schneller, damit Paul den knallroten Rucksack auf ihrem Rücken bewundern kann.

„Jo, nicht übel“, brummt Paul.

Nicht übel! Conni rollt mit den Augen. Das Teil war sauteuer! Wochenlang hat sie daran gearbeitet, Mama und Papa rumzukriegen. Aber Jungs haben ja keine Ahnung!

Anna und Billi warten wie abgemacht bei den Fahrradständern. Anna trägt einen neuen blauen Rock, während Billi wie immer ihre Tigerhose anhat.

„Wo bleibt ihr denn?“, ruft Billi empört. „Ihr seid fast eine Viertelstunde zu spät!“

„Paul hat verschlafen“, erklärt Conni.

„Menno!“ Anna gibt Paul einen Stoß in die Rippen.

Doch der grinst nur.

„Los jetzt!“, sagt Conni. Sie traben ins Schulgebäude.

„Wir müssen in Raum B21“, meint Billi. Im Flur ist zum Glück alles ausgeschildert.

„Im ersten Stock!“, ruft Anna.

Also die Treppe rauf. Conni nimmt immer zwei Stufen auf einmal.

Hier ist schon Raum 21. Paul reißt die Tür auf und erstarrt. Wo sind sie denn hier gelandet? Das sieht eher nach einer Abiklasse aus – nach einer Fünften bestimmt nicht!

Einer hat sogar schon einen Bart.

„Ist hier nicht B21?“, fragt Conni mutig.

„Nee, da müsst ihr da rüber.“ Der Bärtige zeigt gelangweilt zum Fenster raus auf ein anderes Haus.

Die vier rasen die Treppe wieder hinunter, suchen die Tür zum Hof und laufen zu dem anderen Gebäude hinüber. Ein großes blaues B prangt über der Eingangstür. Warum haben sie das nicht gleich gesehen? Keuchend rennen sie die Treppe hoch.

„Hier muss es sein“, meint Conni und schaut neugierig ins Klassenzimmer.

Ja, diesmal sind sie richtig: Hier sind alle in ihrem Alter.

Der Raum sieht allerdings nicht besonders einladend aus. Es gibt nichts weiter als vier lange Bankreihen und das Lehrerpult. Die braungelben Vorhänge sind ziemlich zerschlissen. Die Wände sind kahl und könnten einen neuen Anstrich vertragen. Das Einzige, was nicht schon 100 Jahre alt ist, ist das Whiteboard vorne.

Conni muss an ihr altes Klassenzimmer denken: voller Bilder, Poster, Pflanzen. Und dann die Leseecke mit dem großen Sofa!

Anna drängelt sich an ihr vorbei. „Los, ganz vorne sind noch Plätze frei!“

Es sind die letzten vier freien Plätze nebeneinander. Sie haben keine Wahl mehr. Und das alles nur wegen dem doofen Paul! Aber die erste Reihe ist ja auch nicht schlecht …

Sie nehmen ihre Rucksäcke ab. Plötzlich stutzt Paul.

„He, Mark“, ruft er einem Jungen in der zweiten Reihe zu.

„Was machst du denn hier?“

„Was wohl? Ich geh zur Schule!“

Paul strahlt, dass seine Sommersprossen fast zu leuchten anfangen. „Ich wusste ja gar nicht, dass wir in die gleiche Klasse kommen.“

„Na, ich doch auch nicht.“ Mark räumt den Platz neben sich frei. „Komm, setz dich!“

„Äh, ich …“ Paul schaut zu Conni rüber.

Mark folgt seinem Blick. „Du willst dich doch nicht etwa zu den Mädels setzen?“

„Ist denn neben dir noch frei?“, fragt Paul zögernd.

„Nee, hier ist besetzt: Da sitzt du nämlich.“ Mark grinst.

Paul rutscht auf den Platz neben ihm.

Conni starrt Paul fassungslos an. Er zuckt nur kurz mit den Schultern. Das ist alles.

Anna verzieht das Gesicht. „Na, toll! Wegen dir sind wir so spät. Und dann das!“

„Ist doch egal“, behauptet Conni. Sie ist viel zu stolz, um Paul zu zeigen, wie sauer sie ist. „Dann sitzen wir eben zu dritt!“

Gerade packen sie ihre Sachen aus, als drei Mädchen auf sie zustolzieren. Sie haben sich untergehakt und bauen sich nun vor Conni, Anna und Billi auf. Irgendwie sehen sie sich ähnlich. Zumindest tragen sie alle denselben Lidschatten und glänzendes rosa Lipgloss. Das Mädchen in der Mitte wirft mit einer ausladenden Kopfbewegung seine goldblonden Haare zurück.

„Was wollt ihr denn hier?“, fragt es und rümpft angewidert die Nase. „Ihr habt hier nichts zu suchen!“

„Ach, ist das etwa nicht die 5a?“ Conni schaut das Mädchen herausfordernd an.

„Doch“, antwortet die Blonde gedehnt. „Sagt bloß, ihr seid die Neuen?“

Die Neuen! Conni lässt das Mädchen nicht aus den Augen: Was ist das denn für eine?

„Hier sind doch alle neu, oder?“, gibt sie zurück.

„Falsch!“ Das Mädchen schaut sich um, als sei das Klassenzimmer sein persönliches Königreich. „Wir kennen uns alle aus der Grundschule. Nur ihr seid neu!“ Kalt lächelnd stemmt es seine Hände in die Hüften. „Und eins sage ich euch: Wir wollen euch hier nicht!“

„Das hast du ja wohl nicht zu bestimmen!“ Conni funkelt das Mädchen an.

„Was ist das denn für eine Zicke!“, murmelt Billi entsetzt.

Zum ersten Mal mischt sich eins der beiden anderen Mädchen ein.

„Janette ist keine Zicke, hörst du!“ Fauchend zeigt sie Billi ihre glänzende Zahnspange.

Janette tut, als habe sie nichts mitbekommen. Lässig setzt sie sich auf Connis Tisch. „Im Übrigen sind das hier unsere Plätze. Setzt euch gefälligst woandershin!“

Ist die jetzt völlig übergeschnappt? Aber Conni lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen.

„Dann setzen wir uns eben da rüber“, sagt sie achselzuckend und meint damit die Plätze, auf denen Janette bis eben mit ihren Freundinnen gesessen hat.

„Die Plätze sind schon reserviert! Die halten Saskia, ich und Ariane für unsere Freundinnen frei“, behauptet Janette. Saskia und Ariane grinsen.

„Die Plätze hier waren aber nicht frei gehalten!“, sagt Conni laut. Langsam wird es ihr zu bunt mit dieser Janette. Wofür hält die sich eigentlich?

„Los, zieht Leine! Wir waren zuerst hier!“, zischt Janette.

„Stimmt ja gar nicht!“, stellt Billi richtig.

Anna starrt Janette nur mit großen Augen an und kriegt keinen Ton heraus.

„He, Tim“, ruft Janette einem Jungen aus der ersten Reihe zu. „Haben wir hier zuerst gesessen oder nicht?“

Tim tut, als habe er nichts gehört, und kramt ausgiebig in seinem Rucksack.

„Sag schon!“, befiehlt Janette.

„Ja, ja“, nuschelt Tim und schaut zur Seite.

„Also weg hier!“ Janette fegt Billis Tasche vom Tisch, sodass alle Hefte und Bücher und Stifte herauspurzeln.

„Bist du völlig verblödet?“, ruft Conni zornig. Sie springt auf, um Billis Sachen wieder einzusammeln. In dem Moment setzt sich Janette einfach auf ihren Stuhl. Mit einem Fußtritt kickt sie Connis Rucksack unter dem Tisch weg.

„Was ist das denn für ein Scheißteil!“, ruft sie höhnisch. „Marke Grabbeltisch! Oder was?“

Alle kichern, als Conni ihren Rucksack aufhebt. Ihr Gesicht ist knallrot vor Wut.

Janette guckt ihr zu. Dabei zieht sie einen Lolli aus der Hosentasche. Saskia hat sich schnell auf Billis Platz gesetzt. Und Ariane hält wieder die alten Plätze in der dritten Reihe frei. Anna schnappt sich schleunigst ihre Sachen, bevor die auch noch durchs Klassenzimmer fliegen, und räumt das Feld.

„Kommt, wir setzen uns woandershin“, meint sie ängstlich.

Conni denkt nicht daran. Sie beugt sich zu Janette hinüber. Dabei stemmt sie beide Hände auf den Tisch.

„Soll ich dir mal was sagen?“, fragt sie verächtlich. „Ich finde dich echt zum Kotzen!“

Was hat sie da gerade gesagt?

Ausgerechnet jetzt zupft Billi sie am Ärmel.

„Lass doch! Am besten, wir geben uns mit der gar nicht erst ab!“, flüstert sie Conni ins Ohr.

Conni wirft Janette einen vernichtenden Blick zu, bevor sie sich langsam aufrichtet. Anna und Billi sind schon dabei, sich nach anderen Plätzen umzusehen. Schließlich ist es kurz vor acht. Conni geht zu ihnen hinüber.

Zufrieden lächelnd schleckt Janette ihren Lolli.

Das Problem ist, dass keine drei Plätze nebeneinander mehr frei sind. Ratlos schauen sich Conni, Billi und Anna um.

„Kannst du noch eins aufrücken?“, bittet Conni einen Jungen. Doch der schüttelt nur den Kopf. „Mein Kumpel kommt gleich noch.“

„Also hör mal …!“, fängt Conni an, doch in dem Moment taucht wirklich ein rothaariger Junge im Klassenzimmer auf und lässt sich neben seinen Freund plumpsen. So ein Pech aber auch!

Gleich gongt es. Irgendwo müssen sie sich jetzt hinsetzen. Schließlich können sie hier ja nicht die ganze Stunde rumstehen!

„Dann nehmen wir eben den da“, meint Conni.

Ganz hinten in der Ecke steht noch ein leerer Tisch. Er ist so beschmiert, dass er fast schwarz aussieht. Gemeinsam ziehen sie ihn etwas nach vorne. Dabei wackelt er bedenklich.

„Das ist ja der reinste Sperrmüll“, brummt Billi.

„Stimmt“, sagt Conni. Ärgerlich schaut sie zu Janette hinüber, die immer noch in der ersten Reihe sitzt. „Aber sonst müssen wir getrennt sitzen.“

Anna schluckt. „Das kommt nicht infrage!“ Also suchen sie sich noch drei Stühle zusammen.

„Na toll, jetzt sitzen wir in der fünften Reihe!“ Billi runzelt die Stirn. So hat sie sich das nicht vorgestellt.

„Und eng ist es hier auch“, seufzt Anna. Normalerweise sitzen ja auch nur zwei Schüler an einem Tisch und nicht drei.

„Hauptsache ist ja wohl, dass wir zusammensitzen, oder?“, fragt Conni. Im selben Moment gongt es und ihre neue Klassenlehrerin betritt das Zimmer.

Frau Lindmann heißt sie. Lindmann, das klingt nach einer wirklich netten Lehrerin. Und Conni hatte sich gefreut, dass sie eine Frau Lindmann als Klassenlehrerin bekommt. Nicht, dass sie sich schon feste Vorstellungen gemacht hätte. Doch irgendwie hatte Conni gedacht, dass Frau Lindmann in etwa wie ihre alte Klassenlehrerin sein würde. Eine zweite Frau Reisig, mit einer neuen Frisur oder anderen Haarfarbe vielleicht.

Conni zuckt zusammen, als die Tür ins Schloss knallt. Augenblicklich ist es still im Klassenzimmer. Alle starren neugierig die neue Lehrerin an. Und Frau Lindmann starrt zurück. Mit Frau Reisig hat sie so viel gemeinsam wie ein Weihnachtsengel mit einer Flugechse. Sie ist klein. Und schrecklich alt, findet Conni. Die Augen in ihrem faltigen Gesicht sind eisgrau. Es ist immer noch totenstill, als Frau Lindmann zum Pult geht. Man hört nur das Knarzen ihrer braunen Lederschuhe. Vorne dreht sie sich um und fixiert wieder die Klasse. Bislang hat sie noch kein einziges Wort gesagt.

Erst als das Schweigen kaum mehr auszuhalten ist, fängt sie an zu sprechen.

„Guten Morgen“, sagt sie und kneift die Augen zusammen. „Willkommen am Lessing-Gymnasium. Ihr seid also die neue 5a und ich bin ab heute eure Klassenlehrerin. Ich habe mich schon sehr auf euch gefreut.“ Lächelnd bleckt sie die Zähne.

Conni wirft einen kurzen Blick zu Anna rüber, aber die guckt gebannt nach vorne.

Frau Lindmann räuspert sich. „So, meine Lieben, aber wenn ihr meint, ihr habt es schon geschafft, nur weil ihr jetzt aufs Gymnasium geht, dann täuscht ihr euch.“ Ihre Stimme klingt gefährlich heiser. „Es muss sich erst zeigen, ob ihr dafür wirklich gut genug seid.“

Sie funkelt jeden Einzelnen mit ihren Reptilaugen an. Obwohl sie uralt ist, dreht sie sich plötzlich wie ein Blitz um und schreibt mit quietschendem Stift ihren Namen an die Tafel.

Mark nutzt die Gelegenheit und steckt den Finger in den Mund, als ob er brechen müsste.

In der nächsten Sekunde dreht sich die Lehrerin wieder um.

„Ich heiße Lindmann.“

Als ob sie nicht lesen könnten! Conni schüttelt sich: Lindmann? Von wegen! Lindwurm würde besser passen! Also ehrlich: so ein alter, hässlicher Drache! Hätten sie denn keine andere Klassenlehrerin bekommen können?

Wieder knarzen Frau Lindmanns Schuhe, als sie durch die Bankreihen patrouilliert.

„Noch kennen wir uns nicht, aber wir werden uns schon bald kennenlernen“, sagt sie. Für Conni klingt es wie eine Drohung.

Schließlich bleibt Frau Lindmann direkt vor Conni, Anna und Billi stehen. Missbilligend schaut sie die Mädchen an. „Soso, ein Extratisch für die Damen!“, sagt sie. „Ihr glaubt wohl, ihr könnt es euch hier hinten gemütlich machen?“

„Alle anderen Plätze waren schon …“, versucht Conni zu erklären.

Doch Frau Lindmann unterbricht sie. „Namen?“ Und als nicht gleich eine Antwort kommt, kneift Frau Lindmann ihre Augen noch etwas enger zusammen. „Wie ihr heißt, möchte ich wissen!“

„Ich heiße Anna“, stottert Anna aufgeregt.

„Und weiter?“, fragt Frau Lindmann ungeduldig.

„Anna Brunsberg“, flüstert Anna.

„Kannst du das auch lauter sagen?“

„Anna Brunsberg“, krächzt Anna.

Frau Lindmann nickt Conni zu. „Und du?“

„Conni Klawitter.“

„Cornelia Klawitter?“, fragt Frau Lindmann und betont dabei jede einzelne Silbe.

„Conni Klawitter“, wiederholt Conni hartnäckig. Lieber würde sie sterben, als zuzugeben, dass sie wirklich Cornelia heißt. Kein Mensch nennt sie so! Nicht einmal Mama und Papa. Auch nicht, wenn sie so richtig supersauer sind.

„Das ist doch nicht dein richtiger Name.“ Frau Lindmann verzieht den Mund. „Kein Mensch heißt Conni. Das ist doch nur eine dieser furchtbaren Abkürzungen. Also, wie heißt du richtig: vielleicht Constanze?“

„Ich heiße Conni. Einfach nur Conni.“

Alle kichern los. Sind aber sofort wieder still, als sich Frau Lindmann zu ihnen umguckt. Zuletzt muss noch Billi ihren Namen nennen.

„Sibilla Verdi“, sagt sie.

Conni schluckt. Sie weiß, dass Billi ihren richtigen Namen ebenso wenig mag wie sie. Wo sind sie denn hier? Im Knast? Frau Lindmanns heisere Stimme reißt sie aus ihren Gedanken.

„So, Anna, Sibilla und …“, Frau Lindmann zögert kurz, „… Conni, ihr setzt euch jetzt auf die freien Plätze ganz vorne. Da könnt ihr gleich besser mitarbeiten.“

Überrascht schaut Conni zur ersten Reihe. Sie hat gar nicht mitbekommen, dass sich Janette und Saskia wieder auf ihre alten Plätze gesetzt haben.

„Beeilt euch bitte!“, drängelt Frau Lindmann.

Alle schauen zu, wie Conni, Billi und Anna hastig ihre Sachen zusammensuchen. Frau Lindmann wartet schweigend, bis die drei auf ihren Plätzen in der ersten Reihe sitzen.

„In meiner Klasse kann sich keiner verstecken. Und ausruhen schon gar nicht!“ Frau Lindmann schnappt kurz nach Luft. „Deswegen werden jeden Montag die Sitzreihen gewechselt. Reihe vier setzt sich nach vorne in die erste Reihe, die erste Reihe in die zweite, die zweite in die dritte und so weiter.“

Ein leises Murmeln geht durch die Klasse. Mit einem einzigen Blick von Frau Lindmann ist es aber sofort wieder still.

„So, wir haben genug Zeit verplempert“, sagt sie. „Jetzt fangen wir mit Mathe an!“

Es bleibt selbst ruhig, als die Lehrerin eine Weile braucht, um die Matheaufgaben auf die Tafel zu zaubern.

„Dann mal los. Ihr habt keine Zeit zu verlieren, wenn ihr alle Aufgaben schaffen wollt. Eure Hefte sammele ich nachher ein. Damit ich weiß, wie weit ihr seid. Und …“, Frau Lindmann lässt ihre Drachenaugen funkeln, „… es versteht sich von selbst, dass ihr die Aufgaben für euch alleine löst.“

Conni stöhnt. Das fängt ja gut an!

Alles andere als nett: Janette!

„Conni, bist du das?“ Mama guckt neugierig um die Ecke und sieht gerade noch, wie der rote Rucksack in hohem Bogen in die Ecke fliegt.

„Aber Conni! Der teure Ruck …“ Mehr ist nicht zu hören. Denn die Haustür knallt ins Schloss. Conni hat ihr einen ordentlichen Tritt verpasst.

„Was ist denn in dich gefahren!“, schimpft Mama. Doch dann hält sie inne. „Hattest du etwa keinen schönen Schultag?“, fragt sie plötzlich mit sanfter Honigstimme.

Wow, wie hat Mama das denn gemerkt! Und so schnell!

Mama breitet die Arme aus. „Komm mal her!“ Genauso tröstet sie Jakob, wenn er sich sein Schienbein aufgeschrammt hat. Aber Conni hat sich nicht geschrammt. Und sie ist auch keine fünf Jahre alt.

„Was ist denn nicht in Ordnung?“, fragt Mama besorgt, als Conni sich nicht rührt.

„Nichts ist in Ordnung! Rein überhaupt nichts!“, ruft Conni und wischt Mamas Hand von der Schulter.

„Es gibt Pizza!“ Jakob flitzt mit Vollgas vom Esszimmer in den Flur, bleibt aber abrupt stehen, als er Conni sieht.

Schnell wischt sie sich die Tränen vom Gesicht.

Ausgerechnet jetzt schließt Papa die Haustür auf. Er hat einen Stapel Pizzakartons unterm Arm. „Schaut mal, was ich mitgebracht habe! Zur Feier des Tages!“

Als ob es an diesem verflixten Tag etwas zu feiern gäbe!

Die Pizza liegt vor ihr auf dem Teller und starrt Conni vorwurfsvoll an. Pizza Mozzarella, eigentlich ihr Lieblingsessen. Aber heute kriegt sie keinen Bissen hinunter.

Kater Mau streicht schnurrend um ihre Beine. Wenn sie nicht will, er will immer …

„Jetzt erzähl doch mal“, fordert Papa sie auf und säbelt an seiner Calzone herum. Die Hälfte fehlt schon.

Conni stöhnt. „Die ganze Klasse ist einfach schrecklich. Die sind voll fies!“

„Ach, doch nicht alle! Ihr müsst euch untereinander nur ein bisschen besser kennenlernen“, meint Mama schnell.

„Und diese Frau Lindmann ist der Horror!“

„Conni! Das war doch gerade mal der erste Tag!“ Papa zwinkert ihr fröhlich zu. „Wart mal ab, bald sieht das alles schon ganz anders aus.“

Conni schluckt. Von einem Tag auf den anderen scheinen ihre Eltern sie überhaupt nicht mehr zu verstehen.

Na gut, dann muss sie eben deutlicher werden.