Conni & Co 15: Conni, das Traumzimmer und andere Baustellen - Karoline Sander - E-Book

Conni & Co 15: Conni, das Traumzimmer und andere Baustellen E-Book

Karoline Sander

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Beschreibung

Conni darf ihr Zimmer umgestalten! Das alte passt nämlich nicht mehr zu ihr, findet sie. Aber dass eine Renovierung so viel Arbeit bedeutet, hätte sie sich nicht träumen lassen. Und als wäre eine Baustelle nicht genug, findet in der Schule auch noch ein Praktikumstag statt. Natürlich möchte Conni am liebsten zum Tierarzt, doch dann bekommt Billi den Platz! Und mit einem Mal hängt nicht nur der Haussegen schief … Die Reihe Conni & Co: - Aufregendes und warmherziges Lesefutter für Mädchen ab 10 Jahren - Ganz dicht an den Bedürfnissen von Preteens - Schule, Freundschaft, erste Liebe, Familie - Themen, die lebensnah sind - Mit tollen Rezepten zum Kochen und Backen im Anhang - Bereits über 1 Million verkaufte Bücher der Erfolgsreihe von Bestsellerautorin Dagmar Hoßfeld

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Karoline Sander: Conni, das Traumzimmer und andere Baustellen (Band 15)

Conni kann ihr Glück kaum fassen! Sie darf ihr Zimmer umgestalten. Das passt nämlich überhaupt nicht mehr zu ihr, findet sie. Aber wie soll es bloß aussehen? Eher verspielt oder doch lieber cool? Gute Frage! Dass eine Renovierung so viel Arbeit bedeutet, hätte Conni sich allerdings nicht träumen lassen. Und als wäre eine Baustelle zu Hause nicht genug, findet in der Schule auch noch ein Schnupperpraktikumstag statt. Natürlich möchte Conni am liebsten zum Tierarzt, doch dann bekommt Billi den einzigen Platz! Und mit einem Mal hängt nicht nur der Haussegen schief …

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Conni liegt auf dem Rücken. Ihre Augen sind geschlossen. Die Sonne scheint warm auf ihre Haut. Es riecht nach Sonnencreme, Chlor und fettigen Pommes. Typischer Freibadgeruch. Herrlich!

»Wer kommt mit ins Wasser?«, fragt Anna.

»Ich!« Billi springt auf. »Was ist mit dir, Conni?«

Conni gähnt und öffnet ganz langsam die Augen. »Später. Ist grad so gemütlich hier.«

Dina sitzt neben ihr auf einem gestreiften Handtuch und kritzelt eifrig in ihr Skizzenbuch. Die dunklen Locken fallen ihr wie ein Vorhang vors Gesicht. Wenn sie an einem neuen Manga arbeitet, ist sie nicht ansprechbar.

»Erde an Dina!«, ruft Anna.

Dina zuckt zusammen. »Was ist los?« Sie streicht sich die Haare aus der Stirn und sieht verwirrt zu Anna hoch.

»Schwimmst du eine Runde mit uns?«

Dina schüttelt den Kopf. »Jetzt nicht. Ich will erst die Szene zu Ende zeichnen.« Sie beugt sich wieder über ihr Skizzenbuch.

Anna zuckt mit den Schultern, nimmt ihre Brille ab und legt sie vorsichtig auf ihre Tasche. »Dann eben nicht. Komm, Billi!«

Anna und Billi laufen im Slalom zwischen den Handtüchern hindurch. Im Freibad ist es heute richtig voll. Kein Wunder, schließlich ist Sonntag und das Wetter super. Die Sonne strahlt von einem herrlich blauen Himmel und taucht alles in goldenes Licht.

Conni setzt sich auf und blinzelt. Warum kann nicht immer Sommer sein? Jeden Tag Sonne, Eis und Freibad – das wärs doch! Andererseits ist der Herbst mit seinen bunten Blättern, den glänzenden Kastanien und gemütlichen Teestunden bei Regenwetter auch ganz nett. Im Winter kann man Schneeballschlachten machen und Schlitten fahren, und im Frühling freut sich Conni immer über die Krokusse und Schneeglöckchen, die ihre Köpfe aus der Erde stecken, sobald es etwas wärmer wird. Eigentlich ist es doch ganz schön, dass es vier Jahreszeiten gibt.

Conni reckt sich und gähnt. Die Sonne hat sie träge gemacht. Höchste Zeit, wieder wach zu werden. Sie wirft einen Blick zu Dina hinüber, die gerade ihr Skizzenbuch zuschlägt.

»Fertig!« Zufrieden verstaut Dina Buch und Stift in ihrer Badetasche.

»Woran hast du gezeichnet?«, erkundigt sich Conni.

»An einem neuen Manga. Es geht um ein Mädchen, das eigentlich total schüchtern ist und plötzlich Superkräfte entwickelt.«

Conni grinst. »Klingt cool.«

»Wollen wir zu den anderen ins Wasser?« Dina holt ein Haargummi aus ihrer Tasche und bindet sich einen Zopf.

»Gerne!« Conni steht auf und zupft ihren Badeanzug zurecht. Eine kleine Abkühlung ist jetzt genau das Richtige. Gemächlich schlendern die Mädchen über die Wiese zum großen Becken. Conni setzt sich auf den Rand und gleitet ins Wasser. Sie schnappt nach Luft.

»Kalt?« Dina ist neben dem Becken stehen geblieben.

»Ja, aber nur im ersten Moment. Komm rein, es ist toll!« Conni hält nach Anna und Billi Ausschau, aber sie kann ihre Freundinnen zwischen den vielen Köpfen nirgendwo entdecken.

Plötzlich spürt sie etwas an ihrem Bein und schreit auf. Sie schafft es gerade noch, tief Luft zu holen, bevor sie in die Tiefe gezogen wird. Conni strampelt, öffnet die Augen – und sieht direkt in Billis Gesicht. Deren braune Haare schweben im Wasser und umgeben ihren Kopf wie ein Heiligenschein. Sie grinst Conni zu, stößt sich mit den Füßen am blau gekachelten Boden ab und schießt nach oben. Conni folgt ihr und taucht prustend auf.

»He, das war fies!«, beschwert sie sich.

Billi lacht. »Wieso? Tauchen macht doch Spaß!« Sie hält sich mit einer Hand am Beckenrand fest und streicht sich mit der anderen das Wasser aus den Haaren.

»Na warte, das gibt Rache!«, murmelt Conni.

Anna schwimmt auf sie zu. »Wie wärs mit einem Wetttauchen?«

»Au ja!« Billi nickt begeistert.

»Ich weiß nicht …« Dina steckt den großen Zeh ins Wasser und zieht ihn schnell wieder zurück. »Ich glaub, das ist mir zu kalt.«

»Ach was, stell dich nicht so an.« Anna spritzt ein bisschen in Dinas Richtung.

»Iiiih!« Dina macht einen Satz nach hinten. »Du bist gemein!«

»Ich will dir nur helfen«, behauptet Anna.

»Jetzt bist du sowieso schon nass, da kannst du genauso gut reinkommen«, sagt Conni.

»Na gut.« Dina steuert die nächste Treppe an und steigt langsam ins Wasser. Beim ersten Schritt verzieht sie das Gesicht, beim zweiten japst sie und beim dritten stößt sie einen kleinen Schrei aus.

»Stell dir einfach vor, du hast Superkräfte und kannst keine Kälte spüren«, rät Conni. »Im Winter läufst du barfuß durch die Gegend und schwimmst mit den Pinguinen im Eismeer um die Wette. Ohne Neoprenanzug natürlich.«

»Interessante Idee.« Dina ist abgelenkt und – schwups – schon ist sie im Wasser.

»Na also, geht doch«, sagt Anna zufrieden. »Wir tauchen einmal quer durchs Becken, okay? Wer zuerst drüben ankommt, hat gewonnen.«

»Und der Letzte gibt den anderen ein Eis aus!«, ruft Billi.

Alle sind einverstanden.

Anna gibt das Kommando. »Auf die Plätze, fertig, los!«

Conni holt tief Luft, taucht unter und stößt sich mit den Füßen vom Beckenrand ab. Mit nach vorne gestreckten Armen schießt sie durchs Wasser. Aus den Augenwinkeln sieht sie Anna, die rechts von ihr schwimmt. Billi zieht gerade links vorbei. Conni gibt alles. Sie taucht unter den Schwimmern hindurch, die sich über ihr an der Wasseroberfläche bewegen. Das Schreien und Kreischen der Badegäste ist nur ganz gedämpft zu hören. Hier unten dagegen ist es angenehm still. Conni hat Billi fast eingeholt. Gleich hat sie es geschafft! Da springt direkt vor ihr jemand ins Wasser. Mist! Conni sieht nichts mehr, überall sind Luftblasen. Dazwischen eine blaue Badehose und rudernde Arme und Beine. Sie stoppt und schwimmt einen Bogen. Als sie keuchend am Beckenrand ankommt, erwartet Billi sie schon mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Rechts neben Conni taucht Anna auf, fast zeitgleich hat auch Dina den Beckenrand erreicht.

»Gewonnen!« Billi reckt die Faust in die Luft.

»Wenn mir dieser Blödmann nicht den Weg abgeschnitten hätte, hätte ich dich bestimmt noch eingeholt.« Conni wirft dem Jungen mit der blauen Badehose, der gerade mitten im Becken auftaucht, einen düsteren Blick zu.

»Und wer besorgt jetzt das Eis?« Billi sieht von Dina zu Anna.

»Ich glaube, wir waren ungefähr gleich schnell«, sagt Anna.

»Dann geben wir das Eis eben zusammen aus«, schlägt Dina vor.

»Gute Idee!« Anna stemmt sich am Beckenrand hoch, setzt sich auf die feuchten Steine und wringt ihre roten Zöpfe aus.

Die anderen steigen ebenfalls aus dem Wasser. Billi schüttelt sich wie ein nasser Hund. Glitzernde Tropfen spritzen aus ihren Haaren und eine ältere Dame, die gerade an den Mädchen vorbeigeht und ein paar Tropfen abbekommt, wirft ihr einen missbilligenden Blick zu. Davon kriegt Billi allerdings nichts mit.

Die Freundinnen kehren zu ihrem Platz zurück. Conni lässt sich auf ihr Handtuch fallen und beschließt, sich von der Sonne trocknen zu lassen.

Anna fischt ein paar Münzen aus dem Seitenfach ihrer Badetasche. »Irgendwelche besonderen Wünsche?«, fragt sie in die Runde.

»Pistazien- und Nougateis, wenns geht«, sagt Billi.

Conni wünscht sich Stracciatella. Während sich Anna und Dina auf den Weg zum Kiosk machen, schließt sie die Augen. Allmählich weicht die Kälte aus ihrem Körper und wohlige Wärme hüllt sie ein. Die Freibadgeräusche werden immer leiser und Connis Atem wird immer ruhiger. Fast wäre sie eingeschlafen. Im letzten Moment reißt Annas Stimme sie aus dem Reich der Träume.

»Hier kommt der Eis-Lieferservice! Sie haben eine Bestellung aufgegeben?«

Als Conni die Augen öffnet, hält Anna ihr eine Waffel mit zwei Kugeln Stracciatella-Eis hin.

»Danke!« Conni setzt sich auf und nimmt die Waffel. Sie fährt mit der Zunge über das kühle Eis. Die kleinen Schokostücke schmelzen in ihrem Mund. »Lecker!«

Billi nickt. »Ich liebe Pistazien-Eis!«

Eine Weile sagt niemand etwas, alle sind mit ihrem Eis beschäftigt. Conni knabbert an ihrer Waffel und greift dabei nach einer Zeitschrift, die auf Annas Handtuch liegt. »Darf ich?«

»Klar.«

Conni zieht die Zeitschrift zu sich heran und blättert sie durch. Die Interviews mit irgendwelchen Stars und Sternchen interessieren sie nicht besonders. Das Horoskop auch nicht. Aber weiter hinten entdeckt sie einen Artikel mit Einrichtungstipps.

»Ist das nicht romantisch?« Anna zeigt auf einen altmodischen Sessel mit roséfarbenem Bezug. Davor liegt ein rosa gefärbtes Fell und daneben steht ein kleines Tischchen mit einer dampfenden Teetasse und einer brennen Kerze in – natürlich – Rosa.

Billi wirft einen Blick auf das Foto und rümpft die Nase. »Da kriegt man ja Augenschmerzen! Wer will schon in einem Zimmer wohnen, in dem alles schweinchenrosa ist?«

»Ich zum Beispiel«, sagt Anna etwas beleidigt.

»Das Wandtattoo ist ganz hübsch.« Dina zeigt auf mehrere weiße Pusteblumen an der rosafarbenen Wand.

Conni seufzt. »Ich hätte auch gern ein neues Zimmer.«

»Wie meinst du das?«, fragt Billi. »Willst du etwa ausziehen?«

Conni schüttelt den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Aber mein Zimmer ist irgendwie so langweilig. Außerdem bin ich allmählich zu alt für das ganze Spielzeug und die Kuscheltiere.«

»Ich weiß genau, was du meinst«, sagt Anna. »Ich hab vor einer Weile das Kätzchenposter über meinem Schreibtisch abgehängt. Echt peinlich, wenn das jemand gesehen hätte!«

»Wieso?«, wundert sich Billi. »Die Kätzchen sind doch total süß. Bei mir hängen auch lauter Tierposter.«

»Du bist ja auch die größte Tierfreundin von Neustadt.« Anna rückt ihre Brille gerade. »Das Kätzchenposter hing da seit dem Kindergarten. Irgendwann reichts!«

Conni blättert weiter. Es gibt noch mehr Wandtattoos, Tipps für coole Lampen zum Selbermachen, Bücherregale in Neonfarben und eine Anleitung zum Nähen von Kissenhüllen. »So eine gemütliche Kuschelecke, das wärs doch.« Conni betrachtet das Foto eines perfekt geschminkten Mädchens mit aufwendiger Flechtfrisur, das in dicken Wollsocken und Strickpulli dekorativ zwischen selbst genähten Kissen auf einem gemütlichen Sofa sitzt und an einem Kakao mit viel Sahne nippt.

Billi kichert. »Wenn ich einen Gammeltag mache, schminke und style ich mich vorher auch immer stundenlang.«

Conni muss lachen. Billi mit Lidschatten, Wimperntusche und Lippenstift, das kann sie sich überhaupt nicht vorstellen!

»Also, ich finde dein Zimmer ganz in Ordnung«, sagt Dina. »Immerhin ist es schön groß und hell.«

Das stimmt. Conni hat jede Menge Platz und morgens scheint die Sonne durchs Fenster herein. Aber die Möbel sind uralt, das Regal ist viel zu voll gestopft und überhaupt sieht es einfach zu sehr nach Kinderzimmer aus.

»Wisst ihr, dass Janette gerade ihr Zimmer renovieren lässt?«, fragt Anna.

Billi verdreht die Augen. »Klar! Sie redet ja seit Wochen von nichts anderem mehr.«

Janette geht auch in die 7a, genau wie Conni und ihre Freundinnen. Leider. Sie hält sich für supertoll und interessiert sich hauptsächlich für Klamotten, Make-up und Kirschlollis.

»Angeblich bekommt sie lauter neue Möbel und durfte sich die Farben für ihre Wände selbst aussuchen«, erzählt Dina.

Conni schlägt die Zeitschrift zu. »Bestimmt hat sie Kirschlolli-Rot genommen.«

»Oder die Wandfarbe passend zu ihrem aktuellen Lieblings-Nagellack gewählt.« Billi kichert.

Plötzlich legen sich zwei Hände über Connis Augen. Sie zuckt zusammen, doch im nächsten Augenblick entspannt sie sich wieder. Diese Hände riechen eindeutig nach …

»Phillip!«, ruft Conni.

Lachend nimmt er die Hände herunter. »Wie hast du das so schnell erraten? Kannst du neuerdings hellsehen?«

Conni erzählt ihm lieber nicht, dass sie seinen Geruch unter Tausenden wiedererkennen würde. Sie zuckt nur mit den Schultern. »Einfach so eben.«

Paul und Mark tauchen hinter Phillip auf. Alle drei tragen Trainingsanzüge und haben Sporttaschen dabei.

»Hallo!« Paul winkt in die Runde und wirft seine Tasche ins Gras.

Mark begrüßt Anna mit einem Kuss. Sie strahlt über das ganze Gesicht. »Toll, dass ihr auch noch kommt!«

»Wie war euer Fußballspiel?«, erkundigt sich Billi.

»Zwei zu eins gewonnen!« Paul reckt die Faust in die Luft.

»Glückwunsch«, sagt Dina.

»Darf ich?« Phillip zeigt auf Connis Handtuch.

»Klar.« Conni rückt ein Stück und Phillip setzt sich neben sie.

Er streckt die Beine aus und stöhnt. »Wir mussten ganz schön ackern. Mir tut jetzt schon alles weh. Das gibt bestimmt einen ordentlichen Muskelkater.« Er zieht seine Trainingsjacke aus und wirft sie neben sich.

»Wie wärs mit ein paar Keksen zur Stärkung?« Dina zieht eine Packung Schokoladenkekse aus ihrer Badetasche.

»Her damit!« Paul leckt sich über die Lippen. »Ich hab einen Mordshunger.«

Dina öffnet die Packung und stellt sie in die Mitte. Paul schnappt sich sofort einen Keks, beißt hinein und kaut genüsslich.

»Wir haben auch was mitgebracht.« Mark holt zwei Tüten Chips und mehrere Dosen Eistee aus seiner Sporttasche. »Schließlich muss so ein Sieg gefeiert werden.« Er verteilt den Eistee und reißt die erste Chipstüte auf. »Auf die beste Fußballmannschaft aller Zeiten!« Er hebt seine Dose und alle stoßen an.

Conni trinkt einen Schluck. Der Tee ist schön kühl und schmeckt wunderbar frisch nach Zitrone und Minze. Das ist jetzt genau das Richtige! Mark gibt währenddessen die Chipstüte herum.

»Wie war dein Tag?«, erkundigt sich Phillip und reicht Conni die Chips. Dabei berühren sich ihre Fingerspitzen und es kribbelt angenehm in Connis Magen. Obwohl sie schon eine Weile mit Phillip zusammen ist, hat sie jedes Mal Schmetterlinge im Bauch, wenn sie ihn sieht.

»Ganz gut.« Mehr fällt Conni nicht ein. Phillips Blick lenkt sie ab. Ob es noch jemanden mit solchen Augen gibt? Sie sind ganz dunkel und haben kleine goldene Sprenkel. Nein, bestimmt nicht. Phillips Augen sind einzigartig.

»He, gib mal die Chips weiter!« Paul, der zwischen Conni und Dina auf der Wiese sitzt, stößt sie mit dem Ellbogen an.

»Klar.« Conni löst ihren Blick von Phillips und drückt Paul die Tüte in die Hand.

»Danke!« Paul schiebt sich eine Handvoll Chips in den Mund und nuschelt: »Was haltet ihr von einer kleinen Wasserschlacht? Ich muss mich dringend abkühlen.« Er spült die Chips mit einem großen Schluck Eistee runter.

»Cool!« Mark sieht Anna von der Seite an. »Bist du dabei?«

»Klar!«, antwortet Anna, ohne zu zögern.

»Und was ist mit dir?« Phillip sitzt so dicht neben Conni, dass sie seine Wärme spüren kann. Die feinen Härchen auf ihren Armen stellen sich auf. Sie hätte nichts dagegen, bis in alle Ewigkeit so sitzen zu bleiben. Aber das kann sie natürlich schlecht sagen.

»Okay.« Conni nickt.

»Dann nichts wie los!« Billi springt auf.

Paul greift schnell noch einmal in die Chipstüte und Dina wirft die leere Kekspackung in den nächsten Mülleimer. Die Jungs ziehen rasch ihre Sportklamotten aus, darunter tragen sie Badehosen. Dann laufen alle zum großen Becken. Zurück bleiben jede Menge Keks- und Chipskrümel auf den Handtüchern. Doch sofort sind ein paar Spatzen zur Stelle, die sich eifrig darüber hermachen, bis nichts mehr übrig ist.

Ein paar Stunden später sitzt Conni an ihrem Schreibtisch und packt die Schulsachen für den nächsten Tag. Nach dem Freibad-Nachmittag hat sie erst mal ausgiebig geduscht, um das Chlorwasser loszuwerden, eine große Portion Nudeln mit Soße gegessen und eine Runde Mensch-ärgere-Dich-nicht mit Mama, Papa und Jakob gespielt. Das war ein richtig schöner Sonntag! Doch leider folgt auf jeden Sonntag ein Montag.

Conni wirft einen Blick auf ihren Stundenplan und greift nach dem Mathebuch. Montags haben sie in der ersten Stunde Mathe bei Herrn Gunnarsson, dem Klassenlehrer der 7a. Er ist supernett und lustig. Außerdem sieht er ziemlich gut aus. Kein Wunder, dass ein paar von Connis Mitschülerinnen für ihn schwärmen. Mathe ist zwar nicht gerade Connis Lieblingsfach, aber seit sie Herrn Gunnarsson haben, macht es viel mehr Spaß. Schnell noch die Federmappe in den Rucksack – fertig!

Nachdenklich lässt Conni den Blick durch ihr Zimmer wandern. Sie versucht, so zu tun, als würde sie es zum ersten Mal sehen. Der Raum ist tatsächlich schön groß und hell. Ihr Schreibtisch steht vor dem Fenster, durch das man auf die Straße gucken kann. Rechts daneben befindet sich ein Regal aus hellem Holz. Es ist vollgestopft mit Büchern, Kuscheltieren, Spielzeug und Kleinkram. An der linken Wand steht das Bett, auf dem sich gerade Kater Mau zusammenrollt und zufrieden die Augen schließt. Gegenüber ist eine kleine Sitzecke. Die beiden Sessel haben ein buntes Blümchenmuster und sehen ziemlich mitgenommen aus. Die Bezüge sind fleckig und abgeschabt, weil sie im Lauf der Jahre mehr als einmal Maus Krallen zu spüren bekommen haben.

Conni seufzt. Ihr Zimmer sieht eindeutig mehr nach Grundschule als nach Gymnasium aus. Andererseits ist auch nicht alles schlecht. Sie zieht einen Zettel aus der Schreibtischschublade und greift nach einem Stift. Immer, wenn ihr zu viel im Kopf herumschwirrt oder sie eine wichtige Entscheidung treffen muss, legt sie erst mal eine Liste an. Dabei kann man prima seine Gedanken sortieren. Conni beginnt zu schreiben und der Stift fliegt nur so über das Papier.

Conni legt den Stift beiseite und überfliegt die Liste. Drei positive Punkte und sieben negative. Man braucht kein Mathe-Genie zu sein, um sich auszurechnen, was das heißt. Ihre Entscheidung ist gefallen: Sie will ihr Zimmer umgestalten. Und zwar so schnell wie möglich!

Vor dem Schlafengehen versteckt Conni die Liste unter ihrer Schreibtischunterlage und kuschelt sich ins Bett. Mau maunzt vorwurfsvoll, als sie ihn ein Stück zur Seite schiebt.

»Schlaf weiter.« Conni krault ihren Kater hinter den Ohren. »Das Bett ist groß genug für uns beide.«

Sie knipst die Nachttischlampe aus. An der Decke blinken ein paar Leuchtsterne, die dort schon seit Ewigkeiten hängen. So ein Kinderkram! Die müssen auch weg. Vielleicht freut sich Jakob darüber. Conni schließt die Augen und stellt sich vor, sie würde in einem großen Himmelbett liegen. Mit ganz vielen Kissen und einem Himmel aus nachtblauem Tüll. Wunderschön!

Als Mama hereinkommt, um Conni Gute Nacht zu sagen, schläft sie schon tief und fest.

Am nächsten Morgen fährt Conni gut gelaunt zur Schule. Ein wolkenloser Himmel spannt sich über Neustadt und die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über die Hausdächer. Es ist noch kühl und die Luft riecht schon ein bisschen nach Herbst. Als Conni auf den Schulhof einbiegt, schiebt Phillip sein Rad gerade in einen freien Ständer.

»Guten Morgen!« Conni bremst und springt vom Fahrrad.

»Hallo!« Phillip begrüßt sie mit seinem ganz speziellen Phillip-Lächeln und sofort flattern die Schmetterlinge in Connis Bauch wild durcheinander.

»Wie gehts deinem Muskelkater?«, erkundigt sie sich.

»Bestens!« Phillip verzieht das Gesicht. »Zum Glück haben wir heute keinen Sport.«

»Das wird schon wieder«, tröstet Conni ihn. Sie stellt ihr Fahrrad ab und nimmt den Rucksack aus dem Korb.

Nebeneinander gehen sie über den Schulhof. Ihre Hände berühren sich nicht, trotzdem spürt Conni mit jeder Faser ihres Herzens Phillips Nähe. Galant hält er ihr die Tür auf und macht eine Verbeugung.

»Bitte sehr, die Dame!«

Conni kichert. »Vielen Dank, der Herr!«

Anna, Billi und Dina sind schon da, als Conni in die Klasse kommt. Genauso wie Janette, Saskia und Ariane, die drei Unzertrennlichen. Sie beugen sich über Janettes Handy und tuscheln aufgeregt miteinander. Conni lächelt Phillip noch einmal zu und geht zu ihren Freundinnen.

»Montage müssten verboten werden!« Billi gähnt. »Ich bin hundemüde.«

»Ich auch.« Dina holt ihre Mathesachen heraus. »Daniel hat gestern Abend angerufen, als ich schon im Bett lag, und wir haben ganz lange gequatscht.«

»Hach, wie romantisch!«, ruft Anna. »Ihr zwei seid echt ein süßes Paar.«

»Jetzt übertreib mal nicht«, murmelt Dina und wird rot.

Grinsend setzt sich Conni auf ihren Platz. Dina und Daniel passen wirklich perfekt zueinander. Daniel ist total locker und natürlich und hat jede Menge Fantasie. Die beiden haben sich vor einer Weile bei einem Manga-Workshop in Hamburg kennengelernt, aber Dina ist es immer noch etwas peinlich, auf Daniel angesprochen zu werden.

Herr Gunnarsson kommt herein und stellt seine Tasche auf das Pult. »Guten Morgen, 7a!«, ruft er fröhlich.

»Guten Morgen, Herr Gunnarsson«, antwortet die Klasse nicht ganz so motiviert.

»Bevor wir Mathe machen, gibts noch eine kleine Überraschung.« Der Lehrer grinst von einem Ohr zum anderen.

»Was denn?«, ruft Paul. »Bekommen wir nach der ersten Stunde hitzefrei?«

»Ha, ha, sehr lustig!«, flüstert Janette so laut, dass es alle hören können. Saskia und Ariane kichern.

»Falsch geraten!« Herr Gunnarsson zieht einen Stapel Papiere aus seiner Tasche. »Demnächst gibt es einen Schnupperpraktikumstag für alle siebten Klassen.«

»Einen was?« Anna runzelt verwirrt die Stirn.

»Einen Tag, an dem ihr in verschiedene Berufe hineinschnuppern könnt«, erklärt Herr Gunnarsson. »Hier sind die Anmeldebogen.« Er hält die Zettel hoch. »Bitte füllt sie in Ruhe aus, lasst sie von euren Eltern unterschreiben und gebt sie anschließend bei mir ab.«

»Cool!«, ruft Mark. »Dürfen wir uns einen Beruf aussuchen? Dann gehe ich in die Eisdiele und futtere den ganzen Tag meine Lieblingssorten!«

»Wie wärs mit einem Schlaflabor?«, witzelt Paul. »Dort kannst du so lange pennen, wie du willst.«

»Es haben sich verschiedene Firmen und Einrichtungen bereit erklärt, Schüler aufzunehmen.« Herr Gunnarsson ignoriert die Zwischenrufe der Jungs und verteilt die Zettel. »Sie stehen alle auf dem Anmeldebogen. Überlegt euch gut, was euch interessiert. Jeder darf drei Wünsche angeben. Wenn es mehr Bewerber als Plätze gibt, wird gelost.«

Conni überfliegt das Blatt. Man kann seinen Schnuppertag fast überall machen: bei der Bank, in verschiedenen Läden, im Theater, beim Tierarzt, in der Apotheke, bei einem Architekturbüro, im Krankenhaus und sogar bei der Polizei. Conni weiß sofort, was sie will. Sie möchte zum Tierarzt! Dr. Winter kennt sie schon seit Jahren. Sie ist regelmäßig mit Mau in seiner Praxis, zum Beispiel zum Impfen. Conni kann sich gut vorstellen, später mal Tierärztin zu werden. Es muss toll sein, jeden Tag kranken oder verletzten Tieren zu helfen.

»Wieso ist denn keine Kosmetikerin dabei?« Janette zieht missbilligend ihre sorgfältig nachgezogenen Augenbrauen hoch. »Oder wenigstens ein Nagelstudio?«

»Ich möchte zum Radio«, sagt Saskia. »Geht das auch?«

Herr Gunnarsson schüttelt den Kopf. »Der örtliche Radiosender nimmt leider keine Schülerpraktikanten. Aber du findest bestimmt etwas anderes, das dir gefällt.« Er klatscht in die Hände. »So, und jetzt legt die Zettel bitte weg, wir fangen mit dem Unterricht an!«