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Klimawandel, Naturzerstörung und der Kampf um Umweltschutz sind globale Herausforderungen. Noch nie lagen Dystopie und Utopie so nah beieinander, selten war der Homo Sapiens näher an seiner eigenen Selbstvernichtung.
In „Coole Stimmen für einen heißen Planeten“ steuern wir mit voller Wortkraft voraus dem Klimawandel entgegen. Einige der besten Slam Poet*innen des deutschsprachigen Raums wandeln entlang von Reimketten und Wortwitzen im Dreieck zwischen Mensch, Tier und Natur. Diesen brennenden Themen möchten wir literarisch begegnen – mal eindrucksvoll und nachdenklich, mal humorvoll und aufmüpfig, mal sensibilisierend und inspirierend. Tauchen Sie ein in Geschichten, Gedichte und Gedanken, welche die Schönheit und Zerbrechlichkeit unserer Welt einfangen, irgendwo zwischen dem mutigen Kampf um eine bessere Zukunft und resignierter Mutlosigkeit. Was am Ende bleibt, ist zumindest noch ein Funken Hoffnung, oder?
Mit Texten von:
Anna Lisa Azur | Paula Dorten | Sarah Garstenstein | Markus Haller | Ansgar Hufnagel | Michael Jakob | Emil Kaschka | Sören Pischki | Elias Raatz | Max Raths | Elena Sarto | Sebastian 23 | Theresa Sperling | Christine Teichmann | Katharina Wenty | Emm Weyrauch | Herausgegeben von Elias Raatz & Katharina Wenty
Inhalt:
Vorwort: Coole Stimmen für einen heißen Planeten
(Elias Raatz)
Grüngrün & Blaublau
(Max Raths)
Zwischen Friedenspfeifen und Auf-Frieden-Pfeifen
(Katharina Wenty)
Drei Minuten
(Ansgar Hufnagel)
Mein Geständnis
(Michael Jakob)
Der Letzte räumt die Erde auf
(Anna Lisa Azur)
Faust: Der Tragödie neuer Teil
(Emil Kaschka)
Boarding
(Christine Teichmann)
Motivationstalk in der Hölle
(Christine Teichmann)
Von Baum und Borke
(Emm Weyrauch)
Argumentationsstrangulation
(Theresa Sperling)
Das Leben eines Bobokindes
(Paula Dorten)
Zwei Gedichte
(Sören Pischki)
Beeware, Sabiene!
(Sarah Garstenstein)
Bonnie der Bonsai im Blätterkleid
(Sarah Garstenstein)
Schwank aus meiner Jugend
(Sebastian 23)
Feuer, Wasser, Sturm
(Elena Sarto)
Fotosynthese
(Markus Haller)
Schnappen Sie sich Ihren CO₂-neutralen Fairtrade-Bio-Matcha-Tee in der selbstgefertigten Tontasse und gönnen sich coole Stimmen für einen heißen Planeten.
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Seitenzahl: 78
Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhalt
Herausgeber
Vorwort: Coole Stimmen für einen heißen Planeten (Elias Raatz)
Grüngrün & Blaublau (Max Raths)
Zwischen Friedenspfeifen und Auf-Frieden-Pfeifen (Katharina Wenty)
Drei Minuten (Ansgar Hufnagel)
Mein Geständnis (Michael Jakob)
Der Letzte räumt die Erde auf (Anna Lisa Azur)
Faust: Der Tragödie neuer Teil (Emil Kaschka)
Boarding (Christine Teichmann)
Bonustext: Motivationstalk in der Hölle (Christine Teichmann)
Von Baum und Borke (Emm Weyrauch)
Argumentationsstrangulation (Theresa Sperling)
Das Leben eines Bobokindes (Paula Dorten)
Zwei Gedichte (Sören Pischki)
Beeware, Sabiene! (Sarah Garstenstein)
Bonnie der Bonsai im Blätterkleid (Sarah Garstenstein)
Schwank aus meiner Jugend (Sebastian 23)
Feuer, Wasser, Sturm (Elena Sarto)
Fotosynthese (Markus Haller)
Herausgeber
© 2024 Dichterwettstreit deluxe, Villingen-Schwenningen
www.dichterwettstreit-deluxe.de/impressum
Satz & Lektorat: Elias Raatz & Annika Siewert
Design & Umschlaggestaltung: T-Sign Werbeagentur
Coverillustration: Barbara Gerlach
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
ISBN Druckausgabe: 978-3-98809-023-2
ISBN E-Book: 978-3-98809-024-9
www.dichterwettstreit-deluxe.de
Herausgegeben von
Elias Raatz
Der 1997 geborene Moderator, Autor und Kulturschaffende Elias Raatz ist Gastgeber diverser Kleinkunstveranstaltungen und versammelt mit dem Dichterwettstreit deluxe regelmäßig Slam Poet*innen auf Bühnen sowie in Büchern. Als kreativer Tausendsassa liebt er geschmunzelt-frönenden Eskapismus, bitterböse Satire und eine gesunde Portion Stumpfsinn, die er mit viel Meinung sowie aktuellem Zeitgeschehen anreichert. Voller Leidenschaft werden die großen und kleinen Themen des Lebens durchdiskutiert, bis sich die Leser*innen auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Wahnsinn, zwischen Seitenhieb und Selbsterkenntnis, ihr letztes Urteil bilden. Elias Raatz studierte Medienwissenschaften in Tübingen, wo er auch lebt.
Mehr unter: www.elias-raatz.de
Katharina Wenty
Die 1995 geborene Künstlerin Katharina Wenty ist kulturelle Wunderwaffe. Die Österreicherin studierte in Wien und ist als Slam Poetin, Filmemacherin, Autorin, Konzertkonzeptionistin sowie Poesieförderin aktiv. Dabei konnte sie bereits in über 20 Ländern auftreten und gilt durch ihr Engagement bei den internationalen Poetry Slam-Meisterschaften als eine der gefragtesten Poetinnen weltweit.
Mehr unter: www.katharinawenty.com
Vorwort: Coole Stimmen für einen heißen Planeten
Von Elias Raatz
Erderwärmung, Naturzerstörung und der Kampf um Umweltschutz sind die wohl heißesten Themen unserer Zeit – im wahrsten Sinne des Wortes. Noch nie lagen Dystopie und Utopie so nah beieinander, selten war der Homo Sapiens näher an seiner eigenen Selbstvernichtung. Mit diesem Buch steuern wir gemeinsam voller Wortkraft voraus dem Klimawandel entgegen. Einige der besten Slam Poet*innen des deutschsprachigen Raums präsentieren ihre Geschichten, Gedichte, Gedanken über Umwelt, Natur und Klimaschutz. Poetische Naturfreunde, bissige Satiriker und ernste Mahnerinnen schreiben irgendwo zwischen der Schönheit unserer Natur und den Absurditäten der plastikhysterischen Wegwerfgesellschaft. Aber keine Angst vor zu viel moralischem Zeigefinger: Wir wissen, dass umweltbewusstes Leben manchmal so schwer ist, wie eine Avocado im perfekten Reifegrad zu finden.
Schnappen Sie sich Ihren CO2-neutralen Fairtrade-Bio-Matcha-Tee in der selbstgefertigten Tontasse und gönnen sich coole Stimmen für einen heißen Planeten. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und gute Unterhaltung. Bleiben Sie glücklich!
Ihr Elias Raatz
Max Raths
Max Raths wurde 1997 in Mönchengladbach geboren und entdeckte bereits in jungen Jahren seine Leidenschaft fürs Schreiben und das Spiel mit den Worten. 2014 wagte er erstmalig den Schritt ans Mikrofon und reimt sich seitdem zwischen Zeichentrickfiguren und Umweltaktivismus über die Bühnen des deutschsprachigen Raums.
Seine lyrischen Texte versprechen die nötige Portion Kopf in den Wolken und brachten ihm 2023 den Vizemeister-Titel der Poetry Slam-Landesmeisterschaft in Nordrhein-Westfalen ein. Neben der Poesie gehört seinem Hund Oskar ein großer Platz in seinem Herzen.
Mehr unter: @max.raths auf Instagram
Grüngrün & Blaublau
Von Max Raths
Vorwort:
Ihr wollt ein paar Geschichten lauschen,
vom Alltag eine Mittagspause.
Das perfekte Drama,
schön verpackt in Schicksalsschlaufen.
Wollt Reales
gegen Science Fiction tauschen:
Helden, die in Unterwasserwelten
durch die Riffe tauchen.
Oder wollt einfach
über sprachliche Gewitztheit staunen.
In Komödien
wegen Witzen schnaufen,
sich lustig machen
über Schurken oder den Faschistenhaufen.
Manche wollen sich bloß berieseln lassen
mit schlichtem Rauschen.
Die einen wollen Geschichte schreiben,
die anderen wollen Brücken bauen.
Ich?
Trag hier nur mein Gedicht nach außen:
Weit weg von der Twitterbubble.
Eichenlaub und Fichtennadel,
leise rauscht die Zitterpappel.
Es glitzert Morgentau von gestern.
Reine Bäche plätschern.
Kleine Echsen ächzen.
Freche Spechte brechen Rinde.
Mächt’ge Eschen sprechen ohne Stimme.
Der Fuchs schleicht den immer gleichen Foxtrott.
Der kleine Hase hopst flott.
Fliegenpilze, die nicht fliegen,
sondern friedlich pilzig liegen.
Dürre Äste, die sich biegen,
bunte Bienen reißen sich am Riemen.
Hundert Tiere
lassen sich nicht unterkriegen.
Doch beim Balztanz
stört der Waldbrand.
Die Bäume haben mehr als nur Fieber.
Der Wald ist so laut, wie er noch nie war.
Wenn’s abends dämmert, still und leise,
beschreiten Igel rührend ihre Reise,
sehen Rehe röhrend streifen
stet’gen Schrittes in die Weite,
vorbei am Vogelnest der Meise,
immer Richtung Lichtung ohne Zweifel.
Laubfrosch sagt den Pfifferlingen „Gute Nacht“.
Kaulquappen im Tümpel-Kinderzimmer
sind noch wach.
Unter Bartflechte und Rebenernte
wühlt die Feldmaus,
bunte Farbkleckse wie vom Monet-Gemälde
malen die Welt aus.
Der Mond spendet einen blassen Schimmer
hinter Trauerweiden,
die sich in Regenschauer kleiden,
doch im Klassenzimmer der Baumschule
herrschen Bauarbeiten.
Dort, wo sich Motten
in Lichtkegeln tummeln,
sieht man spottend
nicht-lebende Mischwesen aus Gummi
und zig Stahlstreben schlummern,
Giftnebel atmend
und mit spitzen Zähnen nagend.
Neben Nachtfaltern,
die im Baustellenstrahlerlicht
über den Acker falten,
stören Schaufelradkrater dicht an dicht
und Baggerwalzen.
Vernichten jede Linde, zermahlen jede Kiefer.
Der Wald ist so laut, wie er noch nie war.
Erle, Tanne, Birke, Lärche, Fichte,
alle sammeln Jahresringe
und erzählen ihre Geschichte.
Eingeritzte Herzen zeigen Romantik,
wie sie in der Buche steht.
Dekaden formten Wurzeln,
die nicht passen in ein Blumenbeet.
Abgebrochene Äste schwelgen in Erinnerung
an durchlebte Jahreszeiten.
Lieder rauschen durch vernarbte Zweige,
die sich vor dem Regentag verneigen.
Blätter rascheln in Böen,
Stämme ragen in die Höhe und knarzen leise
unter der Last von jahrelangem Farbverlauf
aus dem großen Grüngrün
wurde ein fahles Braun
und aus dem Urwald wurde Tagebau.
Erst bricht Holz, dann Kohle, dann Schiefer.
Der Wald ist so laut, wie er noch nie war.
Vögel fliehen aus dem Süden,
fliegen über Hügel,
Rübenfelder, Mühlen
und Weiden voller Kühe,
immer weiter bis nach Rügen.
Endlich Meeresrauschen lauschen
war der Ansporn
zwischen Sandkorn und Strandkorb,
aber da ist nichts als Stille, wie nach dem Urknall.
Wellen schlagen Schaum
und drapieren Algen am Ufer,
wenn es will, ist es Ordnung,
wenn es will, ist es Chaos und Zufall.
Möwen spähen nach Krebsen an Wellenbrechern,
Plankton verheimlicht, dass er
eigentlich die Welt verbessert,
filtert still und heimlich CO2 aus den Gezeiten,
wandelt es in Kalk und lässt sich einfach treiben.
Ringelrobben tollen über Treibholz.
Der Platz wird enger, seit das Eis schmolz.
Ein Seeotteronkel sucht verzweifelt seinen Neffen.
Unter der Wasseroberfläche
treiben leise Geisternetze.
Nur Loreley singt noch ihre Lieder.
Das Meer ist so ruhig, wie es noch nie war.
Zwischen Schweinswalen, die am Seegras weiden,
Pferden, die am Grund des Meeres reiten
und Sternen, die auf Krebse scheinen,
weiterhin kein Lebenszeichen.
Ein Oktopus fühlt
mit seinen drei Herzen und acht Armen,
besitzt neun Gehirne,
in denen ihn neunmal so viele Sorgen plagen.
Langusten, die in Korallengärten schunkeln,
teilen ihr Zuhause mit Quallen, ärgern Grundeln.
Lachse, Aale, Barsche und Garnelen,
Flundern, die sich wundern,
Hechte gleich daneben,
Steinbutt und Makrelen,
sie alle sah man lange nicht mehr plantschen
in Meeren oder Seen.
Seit Bohrinseln brannten,
Schiffsschrauben schrammten
und statt Fischen Müllberge tauchten,
gab sich das große Blaublau keine Mühe mehr mit
… Rauschen.
Markerschütternde Stille zieht durch die Glieder.
Das Meer ist so ruhig, wie es noch nie war.
Die Ebbe abgeebbt, die Flut weggeflutet.
Jeder Ton abgedeckt, kein Nebelhorn, das tutet.
Nur Plastiktütenknistern
und Arktisküstensplittern
hört der letzte Tümmler der Ostsee
markerschütternd flüstern.
Den blauen Planeten über Bord
ins blaue Regal gestellt, alle Wesen enteignet.
Nicht mit einem blauen Auge davongekommen,
sondern blauäugig die Blaupause
zum Zerstören vom Leben gezeichnet.
Der Fall ist tief, die See ist noch tiefer.
Das Meer ist so ruhig, wie es noch nie war.
Der Wald und das Meer.
Bohrinseln, Kettensägen,
Schweröl und Sägespäne.
Zerstörte Ackerböden brechen,
zeigen kleine Risse.
Verdörrte Wasserströme, Bäche,
schweigend weichen Flüsse.
Der Blick schweift nicht weit,
geht direkt an deutsche Küsten:
Das dreckigste Meer der Welt ist die Ostsee.
Ein Viertel ihres Bodens ist biologisch tot,
doch sorgt selten für Kopfweh,
denn es liegt sich weich
auf dem Strandtuch aus Frottee.
Fische aus dem Meer auf dem Teller
und im staubigen Aquarium;
Abstriche aus Teer
nicht mehr nur in Raucherlungen.
Der Blick ist nicht mal ein weltlicher,
bleibt hier, schweift nicht fort:
Fechenheimer Wald,
Dannenröder oder Hambacher Forst.
Es gibt in Deutschland
keinen echten Urwald mehr,
außer ein paar Hektar auf Rügen.
Autobahnen und Braunkohle
nehmen die letzten Züge.
Ohne Blick auf Krisen, aber mit Diesel abgefahren.
Die Vehikel sind aus Stahl, jeder Partikel radikal.
Der Anfang vom Ende war das Kapitel „Kapital“.
Geld zählt sich schwierig in kaputtem Klima.
Der Wald ist so laut, wie er noch nie war.
Das Meer ist so ruhig, wie es noch nie war.
Das Meer schweigt blau.
Der Wald rauscht feuerrot.
Da ist bloß noch ein Ton.
Und das Universum ist lila.
Katharina Wenty