Cotton Reloaded: Der Tod eines guten Mannes - Jürgen Benvenuti - E-Book

Cotton Reloaded: Der Tod eines guten Mannes E-Book

Jürgen Benvenuti

4,7
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Joe Brandenburg: NYPD-Cop, nicht immer gesetzestreu - und Jeremiah Cottons erster Partner. Dies ist seine Geschichte.

Brandenburgs Partner vor Cotton heißt Ryan Slattery - irisch, katholisch, Familienvater. Eines Morgens hört Brandenburg auf dem Weg zur Dienststelle aus dem Polizeifunk, dass ein Cop tot aufgefunden wurde. Mit einer Kugel im Rücken. Als Joe den Tatort erreicht, wird seine schlimmste Befürchtung wahr: Der Ermordete ist Ryan. Ein Junkie wurde am Tatort gesehen ...

Eine Menschenjagd beginnt. Und Brandenburg, mit Blut in den Augen, durchstreift die Stadt auf der Suche nach dem Mörder seines Partners ...

COTTON RELOADED SERIENSPECIAL: Joe Brandenburg - ein Mann sieht Blutrot! Hochspannung pur! Jetzt als eBook bei beTHRILLED.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 120

Bewertungen
4,7 (18 Bewertungen)
15
0
3
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Was ist COTTON RELOADED?

Über diese Folge

Über den Autor

Titel

Impressum

Hinweis

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

Epilog

In der nächsten Folge

Was ist COTTON RELOADED?

Eine neue Zeit. Ein neuer Held. Eine neue Mission. COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichsten deutschen Romanserie JERRY COTTON.

COTTON RELOADED SERIENSPECIALS erscheinen zu besonderen Anlässen. Alle COTTON-RELOADED-Folgen sind in sich abgeschlossen. COTTON RELOADED gibt es als E-Book und als Audio-Download (ungekürztes Hörbuch).

Über diese Folge

Joe Brandenburg: NYPD-Cop, nicht immer gesetzestreu – und Jeremiah Cottons erster Partner. Dies ist seine Geschichte.

Brandenburgs Partner vor Cotton heißt Ryan Slattery – irisch, katholisch, Familienvater. Eines Morgens hört Brandenburg auf dem Weg zur Dienststelle aus dem Polizeifunk, dass ein Cop tot aufgefunden wurde. Mit einer Kugel im Rücken. Als Joe den Tatort erreicht, wird seine schlimmste Befürchtung wahr: Der Ermordete ist Ryan. Ein Junkie wurde am Tatort gesehen …

Eine Menschenjagd beginnt. Und Brandenburg, mit Blut in den Augen, durchstreift die Stadt auf der Suche nach dem Mörder seines Partners …

COTTON RELOADED SERIENSPECIAL: Joe Brandenburg – ein Mann sieht Blutrot! Hochspannung pur!

Über den Autor

Jürgen Benvenuti wurde 1972 in Bregenz, Vorarlberg, geboren. Nach Aufenthalten in Berlin und Barcelona lebt er jetzt in Wien. Neben seinen Romanen, die unter anderem bei Bastei Lübbe, dtv und im Wiener Falter Verlag erschienen sind, hat er auch zahlreiche Rezensionen und Artikel in diversen Zeitungen, Zeitschriften und Online-Magazinen veröffentlicht. Ab und zu wagt er außerdem einen Abstecher ins Filmgeschäft.

Der Tod eines guten Mannes

Jürgen Benvenuti

beTHRILLED

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Uwe Voehl

Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven

© shutterstock: DmitryPrudnichenko | Pavel K | Sorbis | debra millet

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-3881-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

»Der Tod eines guten Mannes«ist ein COTTON RELOADED SERIENSPECIALund spielt vor den Ereignissen in

Prolog

Jazmin Dahlbeck massierte ihre Schulter, die wieder zu schmerzen begonnen hatte, und schaute sehnsüchtig hinüber zu den hell erleuchteten Hochhäusern, die sich jenseits des sechsspurigen West Side Highway in den nächtlichen Oktoberhimmel erhoben.

Sie ignorierte die Kälte, die sich durch ihren billigen Mantel biss, und trotzte dem eisigen Wind, der vom nahe gelegenen Hudson River herüberheulte.

Irgendwo hatte sie gelesen, dass einige der schimmernden Wolkenkratzer dort hinten dem Milliardär Donald Trump gehörten.

Nun, Milliarden würde sie zwar nicht verdienen, aber falls alles glattging, könnte sie doch ein hübsches Sümmchen machen und ihr altes, elendes Leben endlich hinter sich lassen. Und wer weiß, vielleicht würde sie in nicht allzu ferner Zukunft auch ein Apartment in einem dieser eindrucksvollen Hochhäuser bewohnen …

Ein Zischen aus der Dunkelheit riss Jazmin Dahlbeck aus ihren Träumereien. Das Geräusch kam von Eddie Baxter, ihrem Komplizen. Er kauerte hinter den dichten Büschen neben dem Ausgang des Tunnels, der vom Park unter dem Highway hindurchführte und am Abgang einer steilen Treppe mündete.

Dort, wo Jazmin Dahlbeck auf Kevin wartete.

Ihr Opfer.

Rasch blickte sie sich um: Sie waren allein. Gut.

Kurz darauf trat Kevin aus dem Tunnel. Er blieb einige Sekunden unschlüssig stehen, ehe er mit zögernden Schritten Richtung Jazmin Dahlbeck ging, die ihm freundlich zuwinkte.

Eddie Baxter glitt lautlos hinter den dichten Büschen hervor und folgte dem Opfer.

Einen knappen Meter vor Jazmin Dahlbeck blieb Kevin stehen. Nervös spielten seine Finger mit dem Gurt der Kuriertasche, den er sich um den Oberkörper geschlungen hatte. Im fahlen Licht der Laterne wirkte er fast wie ein Kind.

Und dennoch würden sie ihn jetzt töten …

1

»Wie nennt man einen Mexikaner am Steuer eines Cadillac?«, fragte Joe Brandenburg und zwinkerte Ryan Slattery zu, der neben ihm auf dem Beifahrersitz des Streifenwagens saß und ein Fahndungsfoto betrachtete.

»Keine Ahnung«, sagte Slattery, ohne den Blick zu heben.

»Rate!«

»Chauffeur?«

»Falsch!«, stieß Brandenburg mit triumphierendem Gelächter hervor. »Man nennt ihn ›Autodieb‹!«

Slattery verzog gequält das Gesicht. »Joe, du solltest wirklich aufhören mit diesen Sprüchen. Heutzutage ist das einfach nicht mehr angebracht.«

»Entspann dich, Kumpel. Nicht mehr lange, und du wählst die Demokraten.«

Slattery schüttelte grinsend den Kopf und ersparte sich jeden weiteren Kommentar. Er kannte Joes Sinn für Humor schließlich zur Genüge.

Brandenburg nahm den Fuß vom Gas und lehnte sich zurück. In gemütlichem Tempo rollten sie schweigend durch die Straßen von Harlem. Die Morgendämmerung kämpfte gegen zähe Nebelfelder, die zwischen den Hochhäusern waberten. Der Berufsverkehr setzte langsam ein, und hier und da waren dick gegen die Kälte vermummte Gestalten auszumachen, die über den Gehsteigen zu schweben schienen. Vereinzelt glitzerten Schneeflocken im Scheinwerferlicht. Der Winter schien es dieses Jahr besonders eilig zu haben.

»Ach übrigens«, brach Brandenburg das Schweigen, »du hast da einen Fleck auf deinem Kragen.«

Slattery klappte den Innenspiegel herunter, begutachtete sich kurz darin und zog dann ein blütenweißes Taschentuch aus seiner tadellos gebügelten Uniform. »Das ist Babybrei«, erklärte er mit stolzem Grinsen und begann, mit dem angefeuchteten Taschentuch am Fleck herumzureiben.

Brandenburg wusste, wie sehr sich Ryan und seine Frau Brianna ein Kind gewünscht hatten. Jetzt war Ryan jr. ein knappes Jahr alt, und hätte Brandenburg ihn nicht eingebremst, sein Kumpel hätte den ganzen Tag von nichts anderem als seinem fabelhaften Sohn gesprochen.

»Irgendeine Spur von unserem Pfadfinder des Monats?«, fragte Brandenburg, nachdem Slattery den Fleck entfernt und das Taschentuch, fein säuberlich gefaltet, wieder eingesteckt hatte.

Der Ire warf noch einmal rasch einen Blick auf das Fahndungsfoto auf seinem Schoß und schüttelte betrübt den Kopf. »Würdest du dich auf der Straße sehen lassen, wenn du weißt, dass jeder Cop von New York hinter dir her ist?«

»Ich würde diesen versifften Kühlschrank von einer Stadt verlassen und mich nach Florida verkrümeln«, antwortete Brandenburg.

»Sandifer stammt aus Detroit. Ich glaub nicht, dass ihn die Kälte hier stört.«

Brandenburg schielte kurz auf das Fahndungsfoto. Luther Sandifer, wegen seiner Brutalität ›Lucifer‹ genannt, besaß das ausdruckslose Gesicht eines Mannes, der zeit seines Lebens nur nach seinen eigenen Regeln gespielt hatte. Und der gewillt war, diese Regeln, falls nötig, auch mit hemmungsloser Gewalt durchzusetzen.

Wie vor drei Tagen, als Lucifer und zwei seiner Gangster-Kumpels das Internet-Café von Trevor Kwon und seinen ›K-Dragons‹ überfallen und dabei ein Blutbad angerichtet hatten. Aufseiten der koreanischen Kriminellen hatte es drei Schwerverletzte gegeben, von denen zwei später an ihren zahlreichen Schussverletzungen gestorben waren.

Trevor Kwons Cousin, der den Anschlag überlebt hatte, konnte den Anführer der Killertruppe eindeutig als Luther Sandifer identifizieren.

Von der Einsatzbesprechung wusste Brandenburg, dass Lucifer früher Mitglied einer Detroiter Gang gewesen war, die eine unrühmliche Rolle in der berühmt-berüchtigten Schießerei vom Thanksgiving-Wochenende 1994 gespielt hatte. Dreiundsechzig Stunden hatte die blutige Auseinandersetzung zwischen den diversen Banden gedauert, und von den fünfundvierzig Verletzten hatten es sieben nicht überlebt.

Sandifer war gefasst worden, und obwohl man ihm keinen Mord hatte nachweisen können, war er für etliche Jahre im Knast verschwunden.

Nach seiner Entlassung war es eine Zeit lang ruhig um ihn gewesen, bis er diesen Sommer plötzlich in New York aufgetaucht war. Im Schlepptau hatte er eine kleine, aber unfeine Gang aus harten, kampferprobten Detroiter Gangsterveteranen. Sie nannten sich selbst die ›Money Lords‹ und hatten es sich ganz offenkundig zur Aufgabe gemacht, die Führung in der New Yorker Unterwelt zu übernehmen, und zwar mit allen Mitteln.

Nach dem Überfall auf das Hauptquartier der ›K-Dragons‹ war Luther Sandifer zum meistgesuchten Mann New Yorks aufgestiegen. Aber obwohl buchstäblich Tausende Cops nach dem Detroiter Gangster fahndeten, hatten die Behörden bis jetzt noch keine Spur von ihm gefunden. Noch nicht einmal der Standort seines Hauptquartiers war bis jetzt bekannt geworden.

Eines war Brandenburg klar: Egal, ob es die Cops waren, die Lucifer und seine Spießgesellen zuerst fanden, oder Trevor Kwon und seine koreanischen Gangster auf ihrem Rachefeldzug, man würde anschließend eine Menge Leichensäcke brauchen. Denn kampflos würden sich Luther Sandifer und seine ›Money Lords‹ nicht ergeben.

»Mann, was stinkt denn hier so?«, fragte Slattery schnüffelnd und riss Brandenburg aus seinen düsteren Gedanken.

»Keine Ahnung«, erwiderte Brandenburg etwas zu schnell.

»Hier drin riecht es wie in der Achselhöhle einer toten Nutte. Und zwar schon seit Beginn unserer Schicht, wie mir gerade einfällt.«

»Na ja, das könnte mein neues Rasierwasser sein«, erklärte Brandenburg mit schiefem Grinsen. »Ist eine ziemlich genaue Kopie von ›Brut‹.«

»Du meinst wohl ›Brutal‹!«

»Komm schon, so schlimm ist es nicht.«

»Herrjeh, bei dem Gestank winseln meine Nasenschleimhäute um Gnade.«

Brandenburg, stets auf der Suche nach einem kleinen Zusatzeinkommen, sagte unbeirrt: »Ich kann dir auch was davon besorgen. Eine Flasche für fünf, drei Flaschen für zehn Dollar.« Er blickte seinen Freund erwartungsvoll an. »Na, was sagst du?«

»Ich sage, am besten rufe ich das Pentagon an und erzähle ihnen, dass ich das Zeug gefunden habe, das sie seinerzeit im Irak gesucht haben.«

»Knauser«, murmelte Brandenburg.

Ehe er mit seinem Überzeugungssermon fortfahren konnte, meldete sich die Zentrale und gab einen Code ›10-10‹ durch. Das stand für ›mögliches Verbrechen‹. Slattery schnappte sich das Mikro und bat um Details.

»Leiche, männlich, am Ufer des Hudsons«, schepperte die Stimme des Dispatchers aus dem Gerät.

»Wo genau?«

Der Dispatcher gab die Adresse durch.

»Das ist nicht allzu weit von hier«, sagte Slattery zu Brandenburg.

Brandenburg warf einen Blick auf seine billige Digitaluhr, schüttelte genervt den Kopf und sagte, von einem theatralischen Seufzer begleitet: »Komm schon, Kumpel, es ist halb acht. In zwanzig Minuten ist unsere Schicht vorbei. Lassen wir das die Kollegen übernehmen. Eine Wasserleiche, so früh am Morgen, das verdirbt mir den Appetit.«

Slattery warf einen demonstrativen Blick auf Brandenburgs Bauch, der sein zerknittertes Uniformhemd mehr als gut ausfüllte, und sagte: »Würd dir gar nicht schaden, mal aufs Frühstück zu verzichten. Und vielleicht ist es gar kein Schwimmer. Vielleicht ist er am Ufer gestürzt.«

»Trotzdem …«

»Verdammt, die ganze Nacht über hast du gejammert, wie langweilig die Schicht ist, und jetzt regst du dich auf, weil endlich mal was passiert!«

Richtig, mehr als einen entlaufenen Hund und einen Besoffenen, der seinen Wagen nicht mehr fand, hatten die letzten Stunden nicht geboten. Wegen der Kälte waren die meisten Idioten offenbar zu Hause geblieben.

Mit einem Seufzen nahm Brandenburg das Mikro und gab dem Dispatcher durch, dass sie sich um die Sache kümmern würden.

2

Trotz Blaulichts brauchten sie für die nicht mal drei Kilometer lange Strecke fast eine Viertelstunde. Aufgrund der vielen Einbahnstraßen mussten sie praktisch ganz Harlem Heights umfahren, und der zunehmende Morgenverkehr war auch nicht gerade hilfreich für ein rasches Vorankommen.

Schließlich waren sie am Ziel angelangt.

Sie befanden sich am nördlichen Ausläufer der West Harlem Piers. Beide kannten sie die Gegend ziemlich gut, spielten sie doch im Sommer oft Baseball mit ihren Kollegen vom 26. Revier auf einem der zahlreichen Sportplätze, die es in der Nähe gab. Auf der anderen Seite des Flusses, am New-Jersey-Ufer, schwebten ein paar braun verklinkerte Hochhäuser und moderne, gigantische Supermärkte im Nebel.

Brandenburg parkte den Streifenwagen quer auf dem Rad- und Fußgängerweg, der den Hudson entlangführte, dann stiegen sie aus.

Brandenburg zog den Reißverschluss seiner dicken Uniformjacke bis dicht unters Kinn und zog die Schultern hoch. Ein unangenehmer, feuchtkalter Wind pfiff vom Fluss herüber.

Vom Metallgeländer, das den Hudson säumte, löste sich ein Mann um die fünfzig. Er war gekleidet wie ein Handwerker. Grobe Arbeitshose mit Seitentaschen, schwere Stiefel, dicker Anorak.

»Haben Sie uns gerufen?«, fragte Slattery.

Der Mann nickte und deutete auf eine gelbe Notrufbox neben dem mannshohen Metalltor, das den Zugang zu einem rund zwanzig Meter in den Fluss hinausragenden Steg versperrte. »Hab kein Handy«, sagte er und zuckte beinahe entschuldigend mit den Schultern.

Slattery wusste, dass es solche Stege, die in Holzplattformen endeten, überall entlang des Hudsons gab. Hier trafen sich von März bis September die Ruderer und Kajakfahrer, um ihre Boote zu Wasser zu lassen.

Brandenburg blickte sich rasch um. »Ich seh gar keine Leiche.«

Der Mann deutete zum Steg. »Die liegt dort draußen. Hat sich unter der Plattform verklemmt.«

Brandenburg kniff die Augen zusammen und folgte dem ausgestreckten Arm des Mannes mit seinem Blick. Jetzt erkannte er ein längliches Bündel, das von den Wellen gegen die Planken geschleudert wurde.

»Ist das Tor offen?«, fragte Slattery, der die Leiche ebenfalls entdeckt hatte.

Der Handwerker nickte. »Ich hab einen Schlüssel.« Dann fügte er hastig hinzu: »Ganz offiziell. Ich erledige einen Auftrag für die Stadt. Hier ist meine Arbeitsanweisung.« Er nestelte ein Formular aus der Tasche seines Anoraks.

Brandenburg winkte ab. »Schon gut.« Er wandte sich an seinen Kollegen. »Schauen wir uns den Schwimmer an.«

Die beiden Cops marschierten hintereinander den schmalen, links und rechts von einem hüfthohen Metallgeländer begrenzten Steg entlang. Der Wind heulte umso heftiger, je weiter sie hinaus aufs aufgewühlte Wasser kamen. Die feuchte Kälte kroch ihnen in die Knochen. Im Stillen fluchte Brandenburg, dass er sich von seinem Kollegen hatte breitschlagen lassen, den Fall anzunehmen.

Bei der Plattform angekommen, mussten sie erst einen Werkzeugkoffer, eine akkubetriebene Kappsäge und ein paar Bretter aus dem Weg räumen, um Platz zu schaffen. Offenbar hatte der Handwerker den Auftrag gehabt, morsche Planken auszutauschen.

Slattery ging die schmale Stufe auf der linken Seite der Plattform hinunter, packte die Jacke des Schwimmers und zog ihn hoch. Dabei stöhnte und keuchte er, obwohl er gut in Form war. Einen Körper hochzuheben, zumal, wenn dessen Kleidung sich mit Wasser vollgesogen hatte, war nur im Film eine leicht zu bewerkstelligende Angelegenheit.

»Hilfst du mir vielleicht, verflucht noch mal?«, stieß Slattery schwer atmend hervor.

Brandenburg schüttelte genüsslich grinsend den Kopf. »Keine Chance, Kumpel. Du wolltest hierher, nicht ich. Und ich denk nicht im Traum daran, mich am Ende meiner Schicht noch mit dieser eiskalten Drecksbrühe einzusauen.«

Fluchend und keuchend schaffte es Slattery schließlich, die Leiche auf die Stufe und dann, in einer letzten Kraftanstrengung, von dort auf die Plattform zu hieven.

»Das machst du toll«, kommentierte Brandenburg grinsend.

»Leck mich! Und nur, damit das klar ist: Das Frühstück bezahlst du!«, sagte Slattery und drehte die Leiche um, sodass ihr Gesicht zu sehen war.

Bei dem Toten handelte es sich um einen jungen Mann zwischen sechzehn und zwanzig. Er trug Jeans, Turnschuhe und eine bunte, windabweisende Sportjacke. Um seinen Oberkörper war der Gurt einer Kuriertasche geschlungen. Die Tasche selbst, bestehend aus einem dicken, wasserfesten Plastikgewebe, lag halb unter ihm begraben.