Cougars Sammelband - Casey Stone - E-Book

Cougars Sammelband E-Book

Casey Stone

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Beschreibung

Enthält die Cougars Bände 1-3 Band 1 (Highway to Hell): Army Veteran Blake Cross ist erfolgreicher Detective beim L.A.P.D., bis ihm eine ereignisreiche Nacht den Weg zur geheimen Spezialeinheit Cougars ebnet. Diese erbittet seine Hilfe, um ein verlorengeglaubtes Teammitglied aufzuspüren. Blake hadert mit sich, da die Verschwundene seine erste große Liebe, Lara Riley, ist. Der Auftrag entpuppt sich nicht nur als berufliche, sondern auch persönliche Heraus- forderung, denn es steht viel mehr auf dem Spiel, als er ahnt. Band 2 (Bits & Bytes): Jennifer Rivera ist die Computerspezialistin der Cougars. Hinter ihrer aufgeweckten und lebensfrohen Art hütet sie kleine und große Geheimnisse, wie zum Beispiel ihre Affäre mit der Fetisch-Modedesignerin Serenity Steel. Gerade, als sie beschließt, eine feste Beziehung mit der attraktiven Unternehmerin einzugehen, kommt ihr der Neue im Team, Chase Barnett, in die Quere. Mit einer brandheißen Info sorgt er dafür, dass Jen sich unbewusst mit den falschen Leuten anlegt, womit sie die Wiederholung vergangener Ereignisse heraufbeschwört. Doch genau das will sie um jeden Preis vermeiden. Dabei ist sie mehr denn je auf das Cougars-Team, insbesondere auf den Frischling Chase, angewiesen. Mit Bits & Bytes dreht sich im zweiten Band der Cougars-Reihe alles um Kaffeejunkie Jen, die Designerin Serenity und den Hacker Chase. Band 3 (Reborn): Co-Pilotin Faye Winters und Pilot Miles Short sind seit Jahren Teamkollegen. Obwohl sie zusammen Hunderte Stunden geflogen sind, haben sie es nie geschafft, eine Bindung über den Beruf hinaus einzugehen. Ausgerechnet auf der Hochzeit ihrer Kollegin Jen werden beide von ihren aktuellen Partnern bitter enttäuscht. Dadurch ergibt sich für sie die einmalige Chance, mehr aus ihrer beruflichen Beziehung zu machen. Fayes Vergangenheit und die bevorstehende Bürgermeisterwahl legen ihnen jedoch überraschend viele Steine in den Weg. Einmal mehr sind die Cougars als Team gefragt und müssen sich gegen unbekannte Gegner, dunkle Gestalten und die Infiltration des L.A.P.D verteidigen. Es ist die Härteprüfung für eine junge Beziehung mit ungewissem Ausgang.

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Cougars

 

Sammelband

 

 

 

Liebesromane von Casey Stone

Cougars

 

Highway to Hell

 

 

Band 1

 

Liebesroman von Casey Stone

 

Cougars - Sammelband ist ein fiktives Werk, welches in der aktuellen Zeit spielt und von der Realität inspiriert wurde. Ähnlichkeiten zu tatsächlichen Ereignissen, lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die Namen, Charaktere und Geschichte wurden allein für Unterhaltungszwecke kreiert.

Markennamen und Warenzeichen, die eventuell in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer. Kopieren, Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors.

 

© Casey Stone

2024

 

Impressum:

Casey-Stone.com

Heiligegeiststr. 39

16909 Wittstock

 

Lektorat/Korrektorat: KW Books, Lektorat Sprachgefühl, ICT

Covergestaltung: Casey Stone

 

Bildnachweise:

Cover Ebook: CURAphotography, remotevfx.com, shutterstock.com, Casey Stone

 

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis Band 1 (Highway to hell):

Impressum

Kurzbeschreibung

Kapitel 1: Blake - Folgenreicher Einsatz

Kapitel 2: Blake - Neue Herausforderungen

Kapitel 3: Sophie - Risiko auf ganzer Linie

Kapitel 4: Blake - Veränderungen

Kapitel 5: Sophie - Alltag

Kapitel 6: Blake - B wie Beziehung

Kapitel 7: Sophie - Ohnmacht

Kapitel 8: Blake - Zur Rettung

Kapitel 9: Sophie - Der Schein trügt

Kapitel 10: Blake - Lichtblicke & Pläne

Kapitel 11: Sophie - Unerwartete Wendungen

Kapitel 12: Blake - Geduld ist eine Tugend

Kapitel 13: Sophie - K wie kleine Krise

Kapitel 14: Blake - Worst Case

Kapitel 15: Sophie - Bange Stunden

Kapitel 16: Blake - Der Weg ist das Ziel

Kapitel 17: Sophie - Das Beste aus der Situation ...

Kapitel 18: Blake - F wie Fuck

Kapitel 19: Sophie - Der Masterplan

Kapitel 20: Blake - Am Ende wird alles ...

Epilog

Weiter zu Band 2 (Bits & Bytes)

Weiter zu Band 3 (Reborn)

 

 

 

 

 

 

 

 

Cougars

 

Kurzbeschreibung:

 

Army Veteran Blake Cross ist erfolgreicher

Detective beim L.A.P.D., bis ihm eine

ereignisreiche Nacht den Weg zur geheimen

Spezialeinheit Cougars ebnet. Diese erbittet

seine Hilfe, um ein verlorengeglaubtes

Teammitglied aufzuspüren. Blake hadert mit

sich, da die Verschwundene seine erste große

Liebe, Lara Riley, ist.

Der Auftrag entpuppt sich nicht nur als

berufliche, sondern auch persönliche Heraus-

forderung, denn es steht viel mehr auf dem

Spiel, als er ahnt.

 

 

Kapitel 1

Blake

Folgenreicher Einsatz

 

»Gott, Blake, ich komme schon wieder«, stöhnt mir Sophie leise in den Mund. »Du kannst mit deinem Prachtstück wahrlich gut umgehen.« Im nächsten Moment lässt ein weiterer Orgasmus ihren Körper buchstäblich beben. Sie sitzt mit ihrem süßen Hintern auf der Kücheninsel und hat ihre Beine fest um mich geschlungen. Nach nur wenigen Atemzügen der Erholung intensiviert sie plötzlich ihre Bewegungen und bedeutet mir keuchend, einfach weiterzumachen. Als sie ihre Hände aus meinem Nacken löst, um sich damit auf der Anrichte abzustützen, lege ich ihr meine auf den Rücken. Um uns herum hängen unzählige Pfannen und eine Dunstabzugshaube, an der sie sich schon zu Beginn unseres gemeinsamen Abends beinahe den Kopf angestoßen hätte.

»Lass uns auf die Couch wechseln«, schlage ich vor.

»Auf keinen Fall!«

»Aber hier ist es zu eng, du wirst dich noch an irgendetwas verletzen.«

»Eng ist ein dehnbarer Begriff«, kontert sie mit einem lasziven Grinsen. Wie recht sie mit ihren Worten hat, lässt sie mich auch prompt mit ihrer Beckenbodenmuskulatur spüren. Ohne mit der Wimper zu zucken, nimmt sie meine pralle Männlichkeit, so weit es geht, in sich auf.

»Sophie«, bringe ich knurrend hervor.

Wir kennen uns erst seit vorletztem Wochenende und haben uns an jedem der vergangenen Abende gesehen. Jedes Mal landeten wir in ihrem Apartment und hatten Sex miteinander. Inzwischen weiß sie genau, wie sie mich kriegt, und ich bin kurz davor, meinen ersten Höhepunkt an diesem Abend zu erreichen.

»Ich bin ein böses Mädchen und werde deinen göttlichen Schwanz für keine Sekunde freigeben.«

»Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dich zu verhaften«, erwidere ich scherzhaft auf ihre kleine Provokation.

»Mhm, Fesselspiele, darauf stehe ich total. Das sollten wir bei unserem nächsten Date unbedingt machen, aber jetzt genug der Worte. Fick mich, wie ich es am liebsten mag: hart und heftig«, fordert sie mit eindringlichem Blick. Ihre grünen Augen leuchten dabei förmlich und rauben mir, zusammen mit den starken Kontraktionen zwischen ihren Beinen, das letzte verbliebene bisschen Beherrschung.

»Eine Sekunde«, entgegne ich. Blitzschnell ziehe ich mich aus ihr zurück, löse ihre Umklammerung und drehe sie mit einem gezielten Griff herum, bis sie mit ihrem Oberkörper auf dem Tresen liegt. Dabei entweicht ihr ein überraschtes Jauchzen. Gerade als ich sie von hinten nehmen will, um ihr ihren Wunsch zu erfüllen, fällt mir etwas auf: Das verdammte Kondom ist geplatzt - so ein verfluchter Mist.

»Was ist los, worauf wartest du?«, moniert Sophie ungeduldig.

»Der Gummi ...«, sage ich, woraufhin sie laut aufstöhnt.

»Wie ich bereits sagte, Blake, den brauchen wir nicht. Ich nehme die Pille und mein HIV-Test war negativ, falls du dich noch an gestern Abend erinnerst.« Meiner auch und dennoch zweifele ich für einen kurzen Augenblick. »Du bist verdammt gut gebaut, und der nächste Gummi wird garantiert auch reißen, also zieh die Spaßbremse ab und nimm mich. Ich will dich endlich wieder ganz tief in mir spüren. Einverstanden?« Sie hasst diese Dinger, und mir geht es zugegebenermaßen genauso. Sophie ist Anwältin, bodenständig und hat mir am zweiten Abend klipp und klar gesagt, dass sie eine unverbindliche Beziehung mit gewissen Vorzügen favorisiert. Einzige Bedingung: Solange wir miteinander ins Bett gehen, schlafen wir mit niemand anderem. Ihre Vorstellungen decken sich mit den meinen, deswegen haben wir Mitte der Woche eine Blutprobe abgegeben, um ganz sicher zu sein, dass wir beide sauber sind. Wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, es kann nichts schiefgehen.

»Okay«, erwidere ich schließlich. Sie streckt mir freudig ihren Hintern entgegen und reibt sich an meinem besten Stück. Rasch entferne ich die Gummireste, packe Sophie an der Hüfte und positioniere mich vor ihrem glühenden Schritt. Ungeduldig kommt sie mir entgegen und nimmt mich in sich auf.

»Oh, mein, Gott!«

»Fuck«, bringe ich mühsam über die Lippen. Sie hat vollkommen recht, dieses Gefühl ist hundertmal besser. Binnen weniger Augenblicke dringe ich wieder und wieder tief in sie ein. Dabei halte ich sie mit einer Hand am Becken fest, während ich mit der anderen in ihre langen Haare greife. Sophie ist ziemlich eng gebaut, was es mir schwer macht, noch länger durchzuhalten. Sie hatte bereits mehrere Höhepunkte und der nächste kündigt sich gerade an.

»Komm mit mir, Baby«, japst sie mit schwerem Atem. Sie streckt ihre Arme nach vorne aus und krallt sich mit den Händen an die Arbeitsplatte. In dem Moment, als sie ihre Lust herausschreit, ist es um mich geschehen. Mit einem tiefen Knurren ergieße ich mich tief in ihr.

»Wow«, flüstert sie, nachdem ich mich über sie gebeugt und ihr einen Kuss aufgedrückt habe. »Du bist einfach wunderbar.«

»Du bist wunderbar«, erwidere ich und muss lachen, weil ihre Beine wie Espenlaub zittern.

»Bitte bleib noch. Ich mag es, dich in mir zu spüren.« Wortlos erfülle ich ihr auch diesen Wunsch, bis wir langsam zur Ruhe gekommen sind. Kurze Zeit später klingelt mein Handy.

»Ich muss rangehen«, erkläre ich mit Blick auf die linke Seite des Tresens, auf dem mein Mobiltelefon liegt. Auf dem Display taucht der Name meines neuen Partners auf.

»Du hast Wochenende, Blake«, äußert Sophie. »Kannst du es nicht einfach ausschalten und dann gehen wir rüber ins Schlafzimmer?«

»Du willst noch eine Runde?« Ich ignoriere mein lärmendes Handy, während ich sie mustere. Für mein Gefühl ist sie völlig fertig, was ich übrigens auch bin. Viel mehr geht im Moment nicht, andernfalls laufen wir Gefahr, uns morgen vor lauter Muskelkater kaum noch bewegen zu können.

»Na ja, später vielleicht«, sagt sie leise, als sie ihren Oberkörper erhebt und sich mit dem Rücken an meine Brust lehnt. Ich lege behutsam meine Arme um sie und bemerke dieses Funkeln in ihren Augen. »Würdest du heute Nacht bei mir bleiben?«, haucht sie mir fragend zu. Es ist das erste Mal, dass sie diesen Wunsch äußert. In den vergangenen Tagen kam ich hierher, wir vergnügten uns und kurz darauf ging ich wieder. So war es abgemacht, nur scheint ihr heute nicht danach zu sein. Bevor ich darauf antworten kann, ertönt erneut mein Handy – es ist Cody. Und ich hatte schon gehofft, er würde aufgeben und mich nicht mehr anrufen.

»Sorry, ich muss wirklich rangehen«, erkläre ich. Sophie missfällt meine Entscheidung, was sie mit einem Schnauben zum Ausdruck bringt.

»Bekomme ich im Anschluss an das Gespräch eine Antwort?«

»Natürlich.« Ich kann mir gut vorstellen, die Nacht mit ihr zu verbringen, obwohl es unserer Vereinbarung widerspricht. Doch ich befürchte, daraus wird nichts werden. Mein Kollege ruft schließlich nicht zum Spaß an.

»Okay, dann gehe ich schnell ins Bad und mache mich frisch. Nicht weglaufen, Mr. Superlover«, raunt Sophie an meiner Halsbeuge, bevor sie sich von mir löst und schnellen Schrittes rüber ins Badezimmer geht.

»Hey, Cody. Was gibt es?«, erkundige ich mich bei meinem Partner.

»Hey, Blake. Konntest du dich endlich von deiner heißen Anwältin losreißen?«

»Was ist los, warum rufst du an?«, übergehe ich seine Frage. Er berichtet vom Notfallanruf der Zentrale, der nur wenige Minuten zurückliegt. Dieser ging an alle sich im Dienst befindlichen Cops. Ich gehöre im Moment nicht dazu, weshalb mich dieser nicht erreichte. In Beverly Hills wurde ein Einbruch gemeldet, genauso wie in Sherman Oaks, Studio City und East Hollywood. Darüber hinaus wurden mehrere Fahrzeuge im Stadtteil Echo Park angezündet und es gibt eine Schießerei zwischen zwei Gangs in den Lincoln Heights. Prinzipiell sind wir nur für L.A. zuständig, werden aber bei Ereignissen wie diesen, die chronischen Personalmangel zur Folge haben, auch in andere Stadtteile beordert.

»Irgendetwas stinkt hier zum Himmel. Die Basis hat alle verfügbaren Einheiten angefordert«, erklärt Cody. Für mich ist klar, was wir zu tun haben. Ich muss mich schnellstens anziehen, Sophies Apartment verlassen und mit meinem Partner auf den Weg machen.

»Wo soll ich dich treffen?«, erkundige ich mich.

»Ich stehe vor der Tür«, lautet Codys überraschende Antwort. »Keine Sorge, ich stalke dich nicht. War gerade in der Gegend und habe zufällig dein Auto gesehen.«

»Gib mir drei Minuten.« Wohl oder übel muss ich meine Gespielin leider enttäuschen, und ich hoffe inständig, dass sie dafür Verständnis hat.

Als Sophie nur Sekunden später lächelnd aus dem Badezimmer kommt, schnappe ich mir meine Klamotten und laufe an ihr vorbei, um mich blitzschnell frisch zu machen.

»Das heißt also nein?«, fragt sie sichtlich niedergeschlagen, nachdem ich fertig bin.

»Tut mir leid, Sophie. In der Stadt ist die Hölle los«, beginne ich, mich zu rechtfertigen. Sie nähert sich und legt mir ihre Arme um den Hals.

»Wärst du ohne den Anruf bei mir geblieben?«

»Sehr gerne, aber in diesem Fall kann ich es mir nicht aussuchen.«

»Schade, ich hatte mich so auf die Fortsetzung gefreut.«

»Sei versichert, ich habe mir den Start ins Wochenende auch anders vorgestellt, nur jetzt ruft die Pflicht. Wollen wir morgen Abend da weitermachen, wo wir jetzt unfreiwillig aufhören mussten?« Zu meiner Frage streiche ich ihr mit einer Hand sanft links und rechts über die leicht geröteten Wangen.

»Um acht Uhr bei dir. Wirst du mich dann fesseln?«, äußert sie ihren Wunsch.

»Versprochen.«

Ich muss zugeben, ich mag sie. Wenngleich wir klare Regeln vereinbart haben, kann ich mir nach den letzten Tagen durchaus mehr mit ihr vorstellen. »Danke für diesen Abend.«

»Ich danke dir, mein Lieber«, haucht sie zurück. »Du bist wundervoll. Pass bitte auf dich auf.«

In ihren Augen erkenne ich, wie sehr ihr mein überstürzter Abgang missfällt. Nach einem letzten Kuss löse ich mich von ihr und verlasse das Apartment.

 

Unten am Straßenrand, direkt hinter meinem Pick-up Truck, steht mein Partner. Er hat sich mit vor der Brust verschränkten Armen an unseren Dienstwagen gelehnt und grinst mich breit an.

»Sorry für die Störung. Ich hoffe, deine Süße ist jetzt nicht sauer?«

»Kein Kommentar«, erwidere ich lediglich. Cody weiß, dass ich mich, was mein Privatleben angeht, sehr bedeckt halte.

»Alles klar. Wie mir scheint, hattet ihr wohl definitiv andere Pläne. Steig ein, Mann. Vielleicht sind wir schnell durch, dann setze ich dich wieder hier ab.«

»Ich übernehme das Steuer«, bestimme ich kurzentschlossen. Mein Partner kann fahren, aber er ist sieben Jahre jünger als ich und erst seit drei Jahren im Dienst. Wir müssen durch die halbe Stadt, die ich wie meine Westentasche kenne - Cody nach eigener Aussage nicht. Rote Ampeln sind zu dieser späten Stunde für einige andere Verkehrsteilnehmer kaum existent und ich habe Kenntnis von den entsprechenden Ecken, an denen erhöhte Vorsicht geboten ist. Unterwegs im Einsatz in einen Crash verwickelt zu werden, wäre fatal. Insbesondere in dieser Nacht, weil hier irgendetwas Sonderbares passiert. Noch nie hatten wir so viele Einsätze auf einen Schlag, und das gibt mir zu denken.

»Unser Ziel?«, erkundige ich mich, um zu erfahren, wo sich unser Einsatzort befindet.

»Echo Park«, lautet Codys knappe Antwort.

»Du sagtest, dort drüben brennen ein paar Autos. Wieso rufen die uns nicht zu einem der Einbrüche? Immerhin gehören wir zum Einbruchsdezernat und Beverly Hills ist deutlich dichter dran.«

»Die Kollegen sind alle schon unterwegs. Wir sollen in Echo Park unterstützen, dort stehen wohl zwei Dutzend Fahrzeuge in Flammen und angeblich kann jeder Cop unabhängig seines Ranges gebraucht werden.«

»Ist das Fire Department schon dort?«

»Roger, Partner. Die haben wohl drei Züge zum Löschen vor Ort.«

»Na dann werden wir mal ein wenig im Schaum rumwühlen«, sage ich und starte den Wagen.

Auf dem Weg zu unserem Ziel gehen via Funk drei weitere Meldungen über Einbrüche ein. Allerdings haben wir uns von den Tatorten schon viel zu weit entfernt, als dass wir dorthin beordert werden könnten.

»Was geht hier vor sich?«, spreche ich meine Gedanken laut aus.

»Keine Ahnung«, erwidert Cody und zuckt die Schultern. »Es ist seit Wochen viel zu heiß, vielleicht brennen den Leuten allmählich die Sicherungen durch?«

»Unwahrscheinlich. Der letzte Sommer war noch heißer, falls du dich daran erinnerst. Es erweckt eher den Anschein, als wäre hier ein großes Ding am Laufen und man versucht, uns zu beschäftigen. Verstehst du, was ich meine?«

»Jetzt, wo du es sagst ...«, erwidert mein Partner. Auf den restlichen Meilen bitte ich ihn, in der Zentrale nachzufragen, wie viele Meldungen in den letzten beiden Stunden eingegangen und wo unsere Kollegen überall verstreut sind. Ich war bei der Army und habe mich neben der Instandhaltung des Fuhrparks, Waffen und Sprengstoff auch um die Ausbildung neuer Rekruten gekümmert. Mein Schwerpunkt lag dabei auf den Themen Strategien und Taktiken. Ich kann mir nicht helfen, doch der heutige Abend erinnert mich an ein riesiges taktisches Ablenkungsmanöver.

Kurz bevor wir Echo Park erreichen, liegen uns die wichtigsten Informationen vor und mein Verdacht erhärtet sich. Insgesamt ist das L.A.P.D. zurzeit in siebenundvierzig Einsätzen unterwegs und diese befinden sich überwiegend im nördlichen Raum L.A.s.

»Was wollt ihr hier?«, erkundigt sich ein Kollege, der uns am Straßenrand empfängt. Hinter ihm schlagen die Flammen in den Himmel und es riecht nach verbranntem Plastik und Gummi. Unzählige Feuerwehrleute sind damit beschäftigt, diesen Großbrand unter Kontrolle zu bringen.

»Wir sollen euch unterstützen«, informiert Cody ihn.

»Herrgott! Die in der Zentrale sind heute alle betrunken«, schimpft der Kollege. »Wir können hier im Moment nur herumstehen, zuschauen und die neugierigen Leute fernhalten. Fahrt lieber weiter in die Lincoln Heights, die Jungs dort haben vor wenigen Augenblicken über Funk Verstärkung angefordert.«

»Alles klar, wir sind schon unterwegs«, lasse ich den Kollegen wissen und fordere dann meinen Partner auf, wieder in den Wagen zu steigen.

»Dann können wir ja doch noch die großen Spielzeuge auspacken«, freut er sich.

»Ich bin nicht scharf auf eine Schießerei. Falls du aber das Bedürfnis hast, ein Sieb aus dir machen zu lassen, sag mir rechtzeitig Bescheid, dann pfeifen wir heute auf die Deckung. Und denk bitte daran, dass ich am Ende den Bericht schreiben darf.« Wäre ich bloß nicht ans Telefon gegangen, geht es mir durch den Kopf.

»Hey, entspann dich, Blake. Wir schauen uns das an und werden sicher irgendwo helfen können, ohne gleich rumballern zu müssen.«

Wir wissen nicht, was uns am nächsten Zielort erwartet, deshalb hoffe ich, mein Partner wird recht behalten. Ich könnte mir jedoch gut vorstellen, dass wir erneut weggeschickt werden. Sollte sich mein Verdacht des taktischen Ablenkungsmanövers erhärten, lasse ich mich zu Chief Hardwick durchstellen und werde ihm meine Vermutung mitteilen. Als oberster Boss sollte er über das aktuelle Geschehen informiert sein.

Unterwegs zum nächsten Einsatzort holt mein Partner alle bisherigen Informationen zu der Schießerei zwischen den beiden verfeindeten Gangs ein. Insgesamt sollen mehr als dreißig Personen involviert sein. Es heißt, dass neben Handfeuerwaffen auch Schrotflinten und größere Kaliber im Einsatz sind. Inzwischen gab es bereits drei Tote auf Seiten der Gangs.

»Wagen vier eins zwei null, unterstützen Sie die Kollegen vor Ort und halten Sie die Absperrung aufrecht. Nicht eingreifen, Standby. Ich wiederhole: nicht eingreifen, Standby. Zwei S.W.A.T.-Einheiten sind vom LAX auf dem Weg zu Ihnen. Ankunft voraussichtlich in zwanzig bis zweiundzwanzig Minuten«, ertönt es aus dem Funk.

»Soll das ein Witz sein?«, frage ich kopfschüttelnd. »Die Typen zetteln einen kleinen Krieg an, schießen ein ganzes Viertel zusammen und die S.W.A.T.-Jungs trinken am Flughafen gemütlich ihren Kaffee?« Ich kann mir das alles nicht erklären. Normalerweise sind die Spezialeinheiten des L.A.P.D., zu denen unter anderem S.W.A.T. gehört, binnen weniger Minuten an Ort und Stelle.

»Vielleicht hast du mit deiner Vermutung recht«, meint Cody. »Das kann alles kein Zufall mehr sein.«

»Wie dem auch sei, bleib wachsam und halte dich an den vorgegebenen Plan. Wir werden schon früh genug rauskriegen, was da los ist.« Wir sind erst seit wenigen Wochen Partner und auch wenn er bisher sehr gewissenhaft war, stach hin und wieder seine Ungeduld hervor. Das kann in unserem Job sehr schnell schlecht ausgehen und im Worst Case könnte er für einen falschen Schritt mit seinem Leben bezahlen.

»Roger«, gibt er sich schmallippig. Sind wir zusammen unterwegs, habe ich das Sagen. Für mich ist das Wichtigste, den Jungen wieder heil in die Zentrale zurückzubringen.

Wenige Meilen weiter östlich treffen wir an einem komplett abgesperrten Block ein. Mehrere Streifenwagen stehen kreuz und quer auf der Straße. Die Kollegen haben sich dahinter verschanzt und bilden damit das äußere Bollwerk gegen die sich bekämpfenden Gangs.

»Schusssichere Westen, AR-15 und hinter den Van vor uns«, weise ich Cody an, nachdem ich in Sekundenschnelle die Lage gepeilt habe. Rasch verlassen wir den Wagen, gehen nach hinten und holen unser Equipment aus dem Kofferraum. Für solche Fälle sind immer mindestens zwei Westen und Gewehre unter dem Zwischenboden im umgebauten Reserveradkasten vorhanden. Ich habe die Ausrüstung selten gebraucht und hoffe einfach, dass die Spezialisten zügig bei uns eintreffen.

»Geladen und entsichert«, verkündet mein Partner, als er mir eines der beiden M4 AR-15 Gewehre reicht. Gerade als ich es an mich nehme, ertönt zwischen entfernten Schüssen eine Stimme: »Noch mehr Bullenschweine! Knallt sie alle ab!« Hinter Cody, der mir gegenübersteht, erkenne ich in weniger als fünfzig Yards Distanz an einer Häuserecke ein Cabriolet in dem vier Typen mit Gewehren sitzen.

»In Deckung!«, brülle ich, greife nach meinem Partner und zerre ihn mit Schwung zu mir hinter unseren Dienstwagen. Nur einen Wimpernschlag später fliegen uns die Bleikugeln um die Ohren.

»Scheiße war das knapp!«, schreit Cody mich an. Inzwischen haben auch die Kollegen vor uns den Hinterhalt erkannt und schießen auf die Angreifer.

»Behalte deinen Kopf unten und warte, bis ich sie ablenke, Partner.« Sofort bewege ich mich geduckt an der Seite des Wagens zur Front. Währenddessen rieselt zerbrochenes Glas auf mich nieder und die eine oder andere Kugel pfeift nur knapp über meinen Kopf vorbei. Wie auch immer es dazu kommen konnte, dass die anwesenden Kollegen die rechte Flanke nicht im Blick hatten, aber jetzt stecken wir sprichwörtlich in der Scheiße. Die Situation ist lebensbedrohlich, man könnte uns mitten auf der Straße erschießen. So will ich nicht aus dem Dienst und dem Leben scheiden.

Vorsichtig riskiere ich einen Blick am vorderen Stoßfänger vorbei in Richtung der Angreifer. Einer liegt regungslos am Boden, die anderen haben sich hinter ihrem Auto verschanzt und feuern immer wieder blind darüber hinweg.

»Cody!«

»Schon gesehen«, erwidert er. »Lenk sie ab, ich schleiche mich rüber zur Mülltonne und dann sind sie fällig.«

»Zu viel Risiko«, wende ich entschieden ein, da mir etwas anderes vorschwebt. Wenige Schritte neben mir geht gerade einer der Streifenpolizisten zu Boden.

»Die ballern uns hier zusammen, Blake. Wir müssen sofort angreifen. Gib mir Deckung.«

Noch bevor ich ein weiteres Mal mein Veto einlegen kann, schaut Cody mit angelegtem Gewehr über den Kofferraum und feuert mehrere Salven auf die Angreifer ab.

Der meint es wirklich ernst, verfluchter Mist! Kurz entschlossen verlasse ich meine Deckung ein Stück weit, um meinem übereifrigen Kollegen Feuerschutz zu geben. Nachdem ich das Magazin fast aufgebraucht habe, sprintet Cody los und hechtet hinter einen größeren Müllcontainer. Kurz darauf zeigt er mir einen erhobenen Daumen und bedeutet mir mit einer Handbewegung in Richtung Angreifer, weiter vorzurücken.

»Wir ergeben uns!«, rufen diese plötzlich.

»Werft eure Waffen weg und steht mit erhobenen und hinter dem Kopf verschränkten Händen auf!«, gibt ihnen einer der Streifenpolizisten zu verstehen. Sekunden später sehe ich mehrere Gewehre, die vor dem Cabriolet auf der Straße landen. Die Typen geben tatsächlich auf.

»Ich sichere von dieser Seite«, entscheidet Cody und läuft los. Warum ist der heute Nacht so ungeduldig und voreilig?

»Vorsicht!«, warne ich ihn, während ich meine Deckung vollständig aufgebe und mich auf die Typen zubewege. Sie stehen mit erhobenen Händen hinter ihrem völlig durchlöcherten Fahrzeug.

»Zu leicht«, murmele ich vor mich hin. Und genau dann passiert es. Am Heck des Cabriolets, außerhalb des Sichtbereichs meines Partners taucht ein Lauf auf.

»Pistole!«, brülle ich zu Cody hinüber, doch es ist bereits zu spät. Zwei weitere Schüsse hallen durch die Nacht und mein junger Partner geht mitten auf der Straße zu Boden. Fuck!

Ich ziele auf den Angreifer, dessen Hand ich mittlerweile sehen kann, und jage ihm eine Kugel hindurch, um ihn außer Gefecht zu setzen. In diesem Augenblick verrät mir ein leises Klicken, dass mein Magazin leer ist. Nun auf meine Pistole zu wechseln würde kostbare Sekunden kosten, deshalb ziele ich weiterhin mit meiner AR-15 auf den Typen, der schreiend am Boden liegt. Die Jungs haben von meinem Munitionsmangel keine Ahnung - hoffe ich jedenfalls. Mit schnellen Schritten bahne ich mir den Weg nach vorne. Dabei behalte ich den Kerl, der auf meinen Partner geschossen hat, fest im Blick.

»Blödes Bullenschwein«, jammert er vor sich hin, als ich ihn erreicht habe. Mit einem gezielten Kick trete ich seine Pistole, die ihm sofort nach dem Schuss in seine Hand aus selbiger gefallen ist, weit weg.

»Clean! Ihr könnt sie einsammeln!«, rufe ich den Kollegen zu, ohne mich dabei umzublicken. Langsam bewege ich mich rückwärts in Richtung Cody. Hoffentlich hat es ihn nicht schlimm erwischt.

»Fuck«, knurrt der hinter mir.

»Wo wurdest du getroffen?«

»Linke Schulter, knapp an der Weste vorbei. Ist aber nur ein Streifschuss.« Diese Antwort sorgt bei mir für Erleichterung. Mühsam rappelt sich mein Partner auf und hilft mir, die Angreifer in Schach zu halten, bis die übrigen Kollegen alle verhaftet haben. Damit ist dieser Bereich endlich gesichert.

»Das hätte böse in die Hose gehen können«, merke ich an.

»Dann bin ich froh, dass dieser Fall nicht eingetreten ist. Ich habe nämlich keine zum Wechseln dabei«, entgegnet er grinsend. Der Junge ist zäh, das muss ich ihm lassen!

»Setz dich auf die Motorhaube, ich will mir das anschauen.«

Hinter uns trifft gerade das erste S.W.A.T.-Team und eine Ambulanz, die wohl einer der Streifenpolizisten über Funk angefordert hat, ein. Zum Glück halten zwei Sanitäter, die sich offenbar Codys Schussverletzung anschauen möchten, direkt auf uns zu.

»Wenn ich dir das nächste Mal den Befehl gebe, in Deckung zu bleiben, wirst du dem Folge leisten. Ist das klar?«

»Jawohl, Sir, Detective Cross«, antwortet er lachend mit der rechten Hand an der Schläfe. Auch wenn ich froh bin, dass es ihm bis auf einen Kratzer gut geht, würde ich ihm gern eine richtige Standpauke halten. Weil er aber gerade medizinisch versorgt wird, verzichte ich für den Moment darauf.

Minuten später erhalte ich von den Sanitätern die Bestätigung - es ist nur ein Streifschuss, der sich mit einigen Klammerpflastern behandeln ließ.

»Dann auf ins nächste Krankenhaus«, entscheide ich. Wir sind hier fertig und überlassen S.W.A.T. und den Hubschraubern, die mittlerweile über uns kreisen, das Feld. Die Lage hat sich in den letzten Minuten zu unseren Gunsten verbessert, zahlreiche Kollegen haben sich am Ort des Geschehens eingefunden. Die Spezialisten sind natürlich erst eingetroffen, als der ganze Spaß schon fast vorbei war.

»Geht schon, ich bin fit«, lehnt Cody ab.

»Wir fahren ins nächste Krankenhaus, das ist ein Befehl!« Ich werde deutlicher und verleihe meinen Worten Nachdruck, woraufhin er die Augen verdreht. Sein erneutes Veto kann er durch eine beunruhigende Nachricht, die über Funk eingeht, nicht mehr einlegen.

»Wagen vier eins zwei null, Wagen vier eins zwei null, bitte kommen. Detective Cross, wir brauchen dringend Ihre Hilfe!«

»Hier Wagen vier eins zwei null, Detective Cross, was ist los, Zentrale?«, reagiere ich prompt.

»Melden Sie sich umgehend bei der Leitstelle für Sonderfälle. Code Alpha Bravo eins eins neun«, lautet die klare Anweisung aus dem Hauptquartier.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragt mein Partner mit irritiertem Gesichtsausdruck. Cody kann damit nichts anfangen, denn es ist ein verschlüsselter Code, der einen Einsatz mit Militärbeteiligung ankündigt. Dieser ist nur wenigen Polizisten – eigentlich nur denjenigen mit militärischem Hintergrund – bekannt. Aufgrund meiner Militärausbildung und Erfahrung leiste ich bei solchen Spezialeinsätzen immer wieder Unterstützung.

»Das erkläre ich dir gleich unterwegs«, antworte ich, steige aus und hole mein Handy aus der Jackentasche. Dann mache ich einen Anruf und entferne mich dabei vom Fahrzeug.

»Alpha Bravo eins eins neun, Detective Cross«, spreche ich leise ins Telefon, woraufhin ich eine weitere verschlüsselte Information erhalte. Sekunden später nennt man mir das Ziel und ich weiß, wohin die Reise geht: Hafen von Los Angeles.

»Mein Partner, Detective Cody Allen, begleitet mich. Ist er für diesen Einsatz freigegeben oder soll ich ihn vorher irgendwo rauslassen?« Cody ist verletzt und müsste eigentlich ins nächste Krankenhaus, auch wenn er sich dagegen sträubt. Falls gegen seine Beteiligung entschieden wird, lasse ich ihn am nächsten Hospital raus.

»Sie werden jede Unterstützung, die Ihnen zur Verfügung steht, gebrauchen können«, antwortet die Leitstelle. »Sie haben die Freigabe, ihm die nötigsten Informationen zukommen zu lassen. Viel Erfolg, Detective.«

 

»Mit wem hast du telefoniert?«, empfängt mich Cody neugierig, nachdem ich zum Wagen zurückgekehrt bin.

»Das spielt keine Rolle. Es gibt einen Spezialauftrag, bei dem du mich unterstützen kannst. Bist du dabei oder soll ich dich irgendwo absetzen?«

»Spezialauftrag, aha«, murmelt er vor sich hin. »So einen habe ich noch nie bekommen. Erzähl mir mehr darüber.«

»Geht nicht, Partner. Bist du dabei oder raus?« Ich habe gerade keine Zeit und Nerven, auf die Befindlichkeiten, die in seiner Stimme mitschwingen, einzugehen.

»Falls unsere Karre, die im Übrigen wie ein Sieb aussieht, noch anspringt, bin ich dabei.« Weitere Fragen bleiben aus - zum Glück. Auch wenn wir erst seit wenigen Wochen zusammenarbeiten, weiß er genau, wann er nicht weiter nachbohren sollte. Jetzt ist mit dem Spezialauftrag dieser bestimmte Punkt erreicht.

»Check die Reifen auf deiner Seite«, sage ich und kontrolliere die Fahrerseite. Fast alle Scheiben - mit Ausnahme der Windschutzscheibe - sind zu Bruch gegangen, die Türen und das Heck voller Einschusslöcher, aber die Front sieht ganz okay aus. Wir müssen los und ich hoffe, dass wir endlich starten können.

»Alles heil. Dann bin ich wohl dabei«, verkündet Cody mit einem lässigen Grinsen, während er einsteigt. Ich greife nach dem Zündschlüssel und drehe ihn herum. Der Motor springt ohne Probleme sofort an.

»Sieht so aus. Schnall dich an und egal, was auch passiert, jetzt hörst du auf mich und machst nichts im Alleingang. Geht das klar?«

»Roger, Partner.«

Ich setze zurück, wende und steuere unseren schrottreifen Dienstwagen auf den Harbor Freeway in Richtung Süden. Unterwegs erzähle ich ihm von unserem Spezialauftrag. Auf Smith Island, im Hafen von Los Angeles, wurde beim Verladen ein Militärfahrzeug gestohlen. Wir sollen einer Handvoll Soldaten Unterstützung leisten, um das Fahrzeug außer Gefecht zu setzen.

»Und warum fordern die ausgerechnet dich an?«, erkundigt sich mein neugieriger Beifahrer.

»Wie du ja weißt, war ich zehn Jahre bei der Army. Dort habe ich unter anderem den gestohlenen Fahrzeugtyp instandgesetzt und gewartet«, erkläre ich.

»Das heißt, du weißt, wie man das Ding ausschaltet?«

»So in etwa«, erwidere ich. »Hör zu, ich kann dir nicht alles im Detail erklären. Gib mir den Support, den ich brauche, damit wir endlich nach Hause kommen.«

»Von welchem Fahrzeug reden wir hier?« Er will anscheinend nicht locker lassen.

»Wirst du sehen, sobald wir vor Ort sind. Schalte den Funk auf Kanal siebzehn«, bitte ich ihn, da vor wenigen Sekunden eine verschlüsselte Botschaft reinkam, die uns genau dazu angewiesen hat.

»Inaktiv, da kommt nur ein Rauschen«, bemerkt mein Partner. Ich greife zum Funkgerät und identifiziere mich mit einem speziellen Code, der mich als Schnittstelle zwischen dem L.A.P.D. und dem Militär authentifiziert. Wenige Sekunden danach löst sich das Rauschen auf.

»Detective Cross, Ihr Ziel verlässt auf dem John S Gibson Boulevard gerade Smith Island in Richtung Norden. Wie weit sind Sie noch entfernt?«, ertönt es über Funk. Cody blickt mich mit geweiteten Augen an, sagt aber kein Wort.

»Leitstelle, noch circa drei Meilen. Nächste Ausfahrt ist der Harry Bridges Boulevard.«

»Abfahren!«, teilt man uns mit. »An der ersten Kreuzung steht Charlie Tango Delta mit benötigter Ausrüstung bereit.«

»Ausrüstung? Wir spielen also doch noch mit den ganz großen Waffen«, spekuliert mein Partner.

»Wenn du die Hosen voll hast, kannst du immer noch aussteigen.« Der Kleine sollte sich doch mit Fragen zurückhalten.

»Ich bin schon still«, entgegnet er, weil er meinen genervten Unterton sicherlich wahrgenommen hat.

Wir verlassen den Freeway und erreichen die genannte Position, an der ein gepanzerter Humvee der U.S. Army steht. Davor befinden sich zwei Soldaten mit M16 Gewehren im Anschlag.

»Detective Cross«, weise ich mich den Jungs gegenüber aus, als ich neben ihnen angehalten habe und ausgestiegen bin. Die begutachten zunächst unseren völlig durchlöcherten Streifenwagen, halten sich jedoch mit Kommentaren zurück. Besser so für sie. Für lange Erklärungen oder Geplänkel haben wir keine Zeit.

»Big Mama ist unterwegs, Detective. Sie müsste jeden Moment hier vorbeikommen«, teilt man mir dann mit.

»Seid ihr sicher?«, hake ich nach.

»Big Mama ist auf dem Harbor Freeway nach Norden gefahren«, ertönt es plötzlich aus dem Funkgerät der Soldaten.

»Scheiße!«, flucht einer der beiden.

»Wir müssen sofort hinterher«, meldet sich der andere zu Wort und stellt das Offensichtliche fest.

»Ist Big Mama scharf?«, möchte ich wissen.

»Negativ, Detective. Sie sollte via Schiff zur Generalüberholung nach San Diego gebracht werden und hat lediglich eine unbekannte Menge Treibstoff an Bord. Wir müssen sie aufhalten und können nicht riskieren, dass sie durch ein Wohngebiet fährt.«

»Wie viele Einheiten sind an ihr dran?«, frage ich nach, um die Lage besser einschätzen zu können. Ein Monster wie Big Mama fährt nicht einfach so durch die Gegend. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Presse davon Wind bekommt, und dann haben wir ein richtiges Problem.

»Vier Humvees und ein Helikopter. Weitere Verstärkung ist unterwegs, wird aber nicht vor null einhundert hier eintreffen«, lautet die ernüchternde Antwort. Ich blicke auf meine Armbanduhr. Bis zum genannten Zeitpunkt sind es noch siebenundzwanzig Minuten.

»Welche Ausrüstung können Sie mir zur Verfügung stellen?« Mir schwirrt bereits die Lösung im Kopf herum, weshalb ich auf die passende Antwort des Soldaten hoffe. Wir haben nur eine Chance, Big Mama im Bereich des Hafens lahmzulegen, andernfalls wird man sie in bewohntes Gebiet steuern; und dann bricht womöglich die Hölle los.

»M16 mit MK-40, Granaten und drei zweihundert Gramm Ladungen C4, Detective.«

»Wir ziehen in den Krieg?«, quatscht Cody dazwischen. Ich ignoriere ihn und bitte den Soldaten um die Sprengstoffladungen. Als ich eine kleine Holzkiste in den Händen halte, werfe ich einen Blick hinein. Die Ladungen haben Klebehalterungen, durch die sie auf beinahe allen Oberflächen haften. Genau so etwas benötige ich, um Big Mama außer Gefecht zu setzen.

»Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen, oder sollen lieber wir übernehmen, Detective Cross?«

»Ich kann mit C4 umgehen und kenne an Big Mama jede Schraube, falls Ihnen das als Antwort genügt.«

»Roger, Sir! Wir können die Ladungen per Funk auslösen, sobald Sie bereit sind und uns das Zeichen geben.«

»Alles klar. Folgen Sie uns«, bitte ich die Soldaten. Rasch steige ich wieder in unseren ramponierten Dienstwagen ein, drücke Cody die Kiste in die Hände und starte den Motor. »Auf keinen Fall niesen, sonst schrotten wir die Karre und uns heute wirklich noch«, sage ich scherzhaft.

»Du verarscht mich.« Cody scheint nicht genau einschätzen zu können, ob ich gerade tatsächlich einen Witz gemacht habe oder nicht. Laut seines Lebenslaufs war er bei der Air Force, und das auch nur für ein Jahr im administrativen Bereich. Für ihn ist der Umgang mit Sprengstoff offenbar komplett neu. Für mich hingegen ist es ein kleines Stück Alltag aus der Vergangenheit.

»Entspann dich, Partner. Wenn es so weit ist, gebe ich dir klare Instruktionen. Lass unsere Babys bis dahin einfach nicht fallen.«

»Zu Befehl, Sir, Detective Cross«, äußert er, wobei ein Funken Erleichterung in seinen Worten mitschwingt. »Wer oder was ist Big Mama?«

»Siehst du gleich. Bete, dass sie inzwischen den Freeway gesperrt haben. Andernfalls könnte es eine sehr lange Nacht werden.« Mehr kann ich ihm nicht sagen, da ich selbst noch nicht genau weiß, was uns noch erwarten wird.

Wir wenden auf der Kreuzung und nehmen die Auffahrt zum Freeway. Laut Funk ist Big Mama auf dem Weg zu uns und müsste jeden Augenblick eintreffen. Um sie nicht zu verpassen, stoppe ich den Wagen am Ende der Auffahrt, sodass wir über die Leitplanken blicken können. Auf der Fahrbahn ist keinerlei Verkehr, also ist davon auszugehen, dass man die Straße tatsächlich gesperrt hat.

»Heilige Scheiße!«, platzt es mit einem Mal aus Cody heraus. »Big Mama ist ein Panzer?« Mit weit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund starrt er in den Rückspiegel, in dem der gestohlene M1 Abrams immer größer wird.

»Ruhig bleiben und warten, bis sie vorbei ist«, sage ich gelassen und greife zum Funkgerät, um unsere Sichtung durchzugeben, »Big Mama passiert in diesem Augenblick Ausfahrt 3A.« Hinter ihr sind die genannten Humvees und kurz darauf taucht am Himmel der Helikopter auf.

»Wie wollen wir dieses Monster stoppen?«, fragt mein Partner panisch, obwohl er die Lösung in den Händen hält.

»Indem wir mindestens eine Sprengladung auf den Antriebskettenrändern platzieren. Nach der Zündung sollte es die Kettenendverbinder aufsprengen. Und dann war es das, Big Mama ist erledigt, ohne dass wir sie komplett hochjagen mussten«, erkläre ich. Mein Partner scheint nur die Hälfte davon zu verstehen.

»Gibt es Alternativen?«

»Mehrere«, antworte ich. »Wir können warten, bis der Tank leer ist. Je nach Füllmenge kann das zwischen fünfzig und zweihundertfünfzig Meilen bedeuten. Eine andere Möglichkeit wäre, auf die Verstärkung zu warten. Die wird höchstwahrscheinlich Anti-Panzerraketen mit sich führen, jedoch müssen wir dann mit enormen Kollateralschäden rechnen, und das können wir unmöglich riskieren.«

»Ist Big Mamas Kanone geladen?«, fährt er fort.

»Negativ. Allerdings besteht das nicht zu verachtende Risiko, dass die Diebe mit ihr alles plattmachen, was ihnen im Weg steht.« Weitere Nachfragen meines Partners blocke ich mit einer erhobenen Hand ab. Über Funk kommt gerade die Meldung rein, dass man eine Meile vor uns mit mehreren Fahrzeugen eine Barriere errichtet hat. Ich gehe von Geländewagen oder maximal einigen Humvees aus, die dieser Panzer mit Leichtigkeit plattwalzen oder wegschieben wird. Diese Maßnahme ist also völlig unbrauchbar und gefährdet nur noch weitere Menschenleben, von demolierten Autos mal abgesehen.

»Leitstelle, wir sind dran und versuchen, Big Mama lahmzulegen«, melde ich zurück. Während ich den Wagen langsam ins Rollen bringe, weise ich Cody an, den Sprengstoff vorzubereiten. »Nimm das erste Baby vorsichtig heraus. Zwischen der hellen und der etwas dunkleren Knetmasse solltest du einen hellblauen Folienfilm sehen können. Vorsichtig herausziehen.« Mit einem Auge beobachte ich, wie er meine Anleitung umsetzt und dabei extrem vorsichtig ist. Ein ruhiges Händchen hat er, das muss man ihm lassen.

»Und was jetzt? Auf keinen Fall niesen und keine ruckartigen Bewegungen machen?«, fragt er mit beunruhigt klingender Stimme.

»Jetzt ist er vorbereitet. Schau rechts an der Seite in das Fach. Zwischen dem Stroh müssten die Zünder liegen. Vorsichtig einen herausholen und in die helle Schicht eindrücken«, fahre ich ruhig mit meiner Erklärung fort. Inzwischen zeigt der Tacho die Geschwindigkeit von dreißig Meilen an und wir nähern uns langsam dem Abrams.

»Bitte sag mir, dass das Zeug noch nicht scharf ist«, flüstert Cody. Ich bin mir sicher, er hat bereits die Hosen voll.

»Wenn die Jungs hinter uns das Knöpfchen drücken, sind wir Geschichte. Aber sei dir sicher, sie werden auf unser Zeichen warten.«

»Du hast leicht reden.«

»Die Wahrscheinlichkeit, bei der Schießerei vorhin draufzugehen, war deutlich höher«, flunkere ich, um ihn ein wenig zu beruhigen. Lässt er den Klumpen in seiner Hand fallen, könnte es durchaus passieren, dass der uns ins Jenseits befördert.

»Was jetzt?« Cody wird immer nervöser. Hoffentlich fängt er nicht auch noch an zu zittern oder sein angeschossener Arm macht schlapp.

»Ich versuche, mich rechts neben Big Mama zu setzen. Sobald wir auf Höhe des Antriebskettenrades sind, musst du mir den Sprengstoff rüberreichen. Bleib ganz locker, wir kriegen das problemlos hin.«

»Wie kannst du dabei noch so ruhig bleiben, Blake?«

»Jahrelange Erfahrung. Konzentriere dich, je eher wir hier fertig sind, desto schneller geht es zurück nach Hause.«

»Dafür bete ich gerade, Partner!«

Die Zeit läuft gegen uns. Voraus erkenne ich die provisorische Straßensperre, die man tatsächlich mit Hilfe einiger SUVs und zwei Polizeivans aufgebaut hat.

»Die rauschen da eiskalt drüber«, stelle ich nüchtern fest. Hatte ich es mir doch fast gedacht ... Behutsam trete ich noch einmal aufs Gaspedal und erreiche das Heck des Panzers. Dieser macht einen kleinen Schlenker und droht, uns an der Betonleitplanke zu zerquetschen.

»Festhalten!«, warne ich Cody und werfe sprichwörtlich den Anker. Der Abrams zieht vor uns rüber und verpasst uns ganz knapp. Plötzlich steigt aus der Front unserer Limousine weißer Qualm auf. Die Karre hat es gleich hinter sich.

»Die Straßensperre kommt näher!«

»Festhalten, Partner.« Erneut trete ich behutsam aufs Gaspedal und positioniere mich auf der linken Seite des Panzers, doch wieder zieht dieser rüber. Wir sind gezwungen, ihm auszuweichen, ansonsten würde der uns platt wie eine Flunder machen.

»Jetzt!«, rufe ich meinem Partner zu, nachdem ich die Seite gewechselt habe und durch das linke Fenster das rechte Antriebskettenrad sehe. Cody reicht mir mit zitternden Händen die Sprengladung, die ich mit einem gezielten Wurf dort platziere, wo ich sie haben wollte. Blitzschnell blicke ich hinunter in den Fußraum der Beifahrerseite. Die restlichen Sprengladungen stehen sicher zwischen Codys Beinen, deshalb trete ich mit Schmackes auf das Bremspedal. Im gleichen Augenblick greife ich nach dem Funkgerät: »Ladung eins platziert, sofort zünden! Ich wiederhole, Ladung eins platziert, sofort zünden!« Der Abrams ist fünf oder sechs Fahrzeuglängen von uns entfernt, sodass wir durch die Explosion keinen Schaden erleiden werden.

»Zündung!«, erklingt es aus den Lautsprechern. Einen Wimpernschlag später sehen und hören wir die Detonation.

Kapitel 2

Blake

Neue Herausforderungen

 

»Nur noch einen Moment Geduld, Detective Cross, Sie sind gleich dran«, informiert mich die attraktive blonde Sekretärin des Chiefs. Dazu schenkt sie mir ein bezauberndes Lächeln, welches mich an Sophie erinnert, die ich vor kurzem kennenlernte. Diese hat ebenfalls lange blonde Haare, volle Lippen und stechend grüne Augen. Eine äußerst attraktive und atemberaubende Erscheinung, die mir in der Nacht unseres ersten Aufeinandertreffens bereits den Verstand raubte.

»Die habe ich, keine Sorge«, erwidere ich. »Meine nächste Schicht beginnt erst in einer Stunde.« Gerade als ich diese Worte ausspreche, öffnet sich die Tür mir gegenüber und mein oberster Boss, der Chief des Los Angeles Police Departments, steckt den Kopf in den Vorraum.

»Cross, kommen Sie rein«, fordert er mich eindringlich auf, was mich noch nicht beunruhigt. Chief Hardwick ist vom Sternzeichen Zwilling, und genauso verhält er sich auch meistens. Er kann sehr ernst sein, doch schon im nächsten Moment macht er einen Witz, der das ganze Department zum Lachen bringt.

»Bin schon unterwegs, Boss«, entgegne ich locker, als ich mich von meinem Stuhl erhebe. Wir pflegen ein gutes Verhältnis, schätzen uns und wenn er um ein Gespräch bittet, sage ich auf keinen Fall nein. Es gab noch nie Probleme, die wir nicht lösen konnten. Für den heutigen Termin nannte seine Sekretärin zwar keine Inhalte, dennoch ahne ich schon, worum es gehen wird. Vor sechs Wochen bekam ich mit Cody einen neuen Partner. Er wurde in der Nachtschicht vergangenen Freitag bei der Gangschießerei leicht verletzt, weil er zu forsch vorgegangen ist und nicht auf mich hören wollte. Für gewöhnlich geben wir dazu unseren Bericht ab und alles ist in Butter, wie man so schön sagt. In diesem Fall scheint es damit jedoch längst nicht getan. Womöglich muss ich nun persönlich darlegen, wie es zu seiner Schussverletzung und seiner Rolle im Spezialauftrag gekommen ist.

»Nehmen Sie Platz«, bittet der Chief mich an seinen ellipsenförmigen massiven Besprechungstisch, an dem eine Dame mit leicht ergrautem Haar sitzt. Sie mustert mich nur kurz mit einem Lächeln und widmet sich dann wieder dem Tablet-Computer in ihren Händen.

Fuck! Die ist hoffentlich nicht von der Dienstaufsicht, geht es mir schlagartig durch den Kopf. Sie macht den Eindruck einer stillen Beobachterin, die mich während des Gesprächs mit Hardwick beurteilen wird. Also entweder Cody hat nicht die Eier gehabt, in seinem Bericht zu erwähnen, was wirklich passiert ist, oder ich bin wegen der Panzer Geschichte dran.

»Cross, hinsetzen!«, rauscht die tiefe Stimme des Chiefs in meine Gedanken.

»Ähm, natürlich, sorry, Boss.« Ich leiste der Anweisung Folge und nehme auf meinen vier Buchstaben Platz. In meiner Magengegend breitet sich ein mulmiges Gefühl aus. Wie mir scheint, gab es einen guten Grund, mich über den Inhalt des bevorstehenden Gespräches im Unklaren zu lassen. Das läuft meistens so, wenn sie einem den Kopf waschen wollen. Doch ich kann mir das Aufsehen um die Ereignisse am vergangenen Freitag nicht erklären.

Nachdem Hardwick mich nach einem Kaffee gefragt hat, den ich sehr gerne annehme, greift er zum Telefonhörer, um mein Heißgetränk bei seiner Sekretärin zu bestellen. Anschließend setzt er sich an das Kopfende des Tisches.

»Emilia, Detective Blake Cross«, stellt er mich der Lady vor. »Cross, Emilia Williams.«

»Sehr erfreut, Ms. Williams«, äußere ich höflich.

»Es freut mich, Sie kennenzulernen, Detective«, erwidert sie, abermals mit einem schwer zu deutenden Lächeln.

»Worum geht es, Chief?«, komme ich direkt zu der Frage, die mir unter den Nägeln brennt. Dieser reagiert nicht sofort, sondern schaut mich für einige Sekunden lang an, bevor er seinen Blick Ms. Williams zuwendet. Die erinnert mich an M aus James Bond, denn sie wirkt erstaunlich gelassen und dennoch sehr autoritär.

»Was können Sie mir über Lara Riley berichten, Detective?«, fragt sie und bringt mich damit aus dem Konzept, hatte ich doch ein anderes Thema erwartet.

»Lara Riley«, murmele ich, schließe für einige Sekunden die Lider und erinnere mich an diese atemberaubende Frau.

»Cross!« Hardwicks Stimme holt mich ein weiteres Mal aus den Gedanken. Er macht heute nicht den geduldigsten Eindruck.

»Es ist ungefähr fünfzehn Jahre her, als ich Riley auf der Police Academy in Pasadena kennenlernte. Zwei Jahre lang arbeiteten, trainierten und lernten wir zusammen. Unsere Mühen zahlten sich aus, denn unter den zwei Anwärtern, die es beim ersten Anlauf durch die Prüfungen schafften, waren wir beide: Sie bei den Frauen, ich bei den Männern. Danach ging ich zur Army und sie wollte nach Florida zum Miami Police Department. Wir verloren uns von einem Tag auf den anderen aus den Augen und ich habe nie wieder von ihr gehört«, gebe ich meine Erinnerung wieder. Wie schmerzhaft dieser Verlust war, behalte ich für mich. »Warum erkundigen Sie nach ihr, Ms. Williams?« Sie zögert kurz, legt dann überraschend ihren Tablet-Computer vor mir auf den Tisch und dreht ihn herum. Auf dem Display sehe ich eine Fotografie, die eine Frau zeigt, die kaum als solche zu erkennen ist, weil sie dunkle Kleidung und ein Basecap trägt.

»Erkennen Sie sie?«, fragt mein Gegenüber.

»Nein, nicht wirklich«, antworte ich.

»Schauen Sie genauer hin, Detective. Was sehen Sie noch?«

»Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen«, gestehe ich und blicke erneut auf die Aufnahme. Dann fällt mir auf, was Ms. Williams meint. »Der Truck im Hintergrund gehört der U.S. Army. Wann wurde dieses Foto aufgenommen?«

»Freitagabend, kurz vor Mitternacht, Detective. Den Inhalt des Trucks haben Sie eine halbe Stunde später kennengelernt.«

»Und genau an dieser Stelle endet der offizielle Bericht des L.A.P.D.«, meldet sich Chief Hardwick überraschend zu Wort. »Entschuldigt mich kurz und fahrt bitte mit eurem Gespräch fort.« Er steht auf, öffnet die Bürotür und lässt seine Sekretärin herein, die ein Tablett mit dem bestellten Kaffee auf dem Besprechungstisch abstellt. Als sie wieder hinausgeht, folgt er ihr, sodass ich mit Ms. Williams allein bin. Was hat das zu bedeuten?

»Nach dem College bewarben Sie sich erfolgreich beim L.A.P.D., sind im Anschluss der Ausbildung allerdings zur Army gegangen und zehn Jahre lang im Dienst gewesen«, redet sie weiter. »Die letzten fünf Jahre ging es für Sie auf der Karriereleiter des L.A.P.D. steil nach oben. Können Sie diese Informationen verifizieren, Detective?«

»Ja, Ms. Williams. Ich verstehe nur nicht, was das mit Lara Riley, diesem Foto und den Ereignissen von letztem Freitag zu tun hat. Sollten wir eventuell doch auf Chief Hardwick warten?« Ich bin verwirrt. Was soll das Ganze hier?

Kopfschüttelnd verneint meine Gesprächspartnerin. »Was wir zu besprechen haben, ist streng vertraulich, Detective Cross. Aber falls es Sie beruhigt, Chief Hardwick hat seine Zustimmung zu dieser Unterhaltung gegeben, andernfalls würden Sie nicht hier sitzen.«

»So vertraulich, dass der Chief des L.A.P.D. davon nichts mitbekommen darf oder soll?«, hinterfrage ich skeptisch. Die Antwort ist ein deutliches Nicken.

Das Gespräch mit Ms. Williams verläuft anders, als ich zunächst annahm. Sie scheint definitiv nicht von der Dienstaufsichtsbehörde zu sein, dessen bin ich mir inzwischen zu einhundert Prozent sicher. Wo ich sie einsortieren kann, ist mir hingegen noch nicht ganz klar. Sie stellt Fragen über Lara, die ich ihr unmöglich alle beantworten kann. Dafür ist die Sache mit meiner ersten großen Liebe viel zu lange her.

»In Abstimmung mit Chief Hardwick möchte ich Ihnen ein Angebot unterbreiten«, fährt meine Gesprächspartnerin fort. »Bevor ich Ihnen dazu mehr erzähle und in die Tiefe gehe, lesen Sie bitte diese Geheimhaltungsvereinbarung und unterschreiben Sie sie unten rechts. Einfach mit einem Finger.« Sie überreicht mir ihren Tablet-Computer, auf dem ich ein einseitiges Dokument entdecke. Die wenigen Zeilen sind verständlich und besagen, dass ich mit niemandem außer den Cougars über diese Unterredung sprechen darf. Cougars? Was genau soll das sein? Davon habe ich noch nie etwas gehört, was mich skeptisch und zugleich neugierig macht.

»Und wenn ich ablehne?«, frage ich neugierig.

»Dann ist unser Gespräch an dieser Stelle beendet, Sie gehen in Ihre Schicht und erfahren nie, was es mit Lara Riley auf sich hat«, lautet die glasklare Antwort. »Aber, ich halte Sie für einen überdurchschnittlich guten Cop, Mr. Cross. Meiner Meinung nach sollten Sie sich um alles andere als Einbrüche kümmern. Und ich bin mir sicher, dass Sie hören wollen, was ich Ihnen anzubieten habe.«

Die Lady ist clever, sehr clever, was mich in der Tat beeindruckt. Meine Neugierde ist nun geweckt. »Gestatten Sie mir noch eine Frage: Werde ich getötet, falls ich doch mit jemandem außerhalb dieses Cougars über unseren Termin spreche?« Zum ersten Mal sehe ich Ms. Williams lachen. Es ist nicht überschwänglich und hält auch nicht länger als einen Atemzug an, dennoch ist sie mir damit auf Anhieb einen Tick sympathischer.

»Nein«, lautet ihre deutliche Antwort. »Jedoch riskieren Sie alles, was Sie sich in Ihrer ansehnlichen Karriere aufgebaut haben.«

»Dann bin ich gespannt, was Sie zu bieten haben«, sage ich, als ich mit meinem rechten Zeigefinger unterschreibe. Nachdem sie ihr Tablet von mir zurückerhalten hat, tippt sie zweimal kurz auf das Display und legt es anschließend auf dem Tisch ab.

»Ich möchte Sie in meinem Team haben, Blake«, spricht sie mich überraschend mit meinem Vornamen an.

»Ihr Team ist dieses Cougars? Was hat es damit auf sich?« Cougar ist eine Slang-Bezeichnung für Ladys, die einen deutlich jüngeren Mann bevorzugen, allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass ich ab sofort mit Ms. Williams in die Kiste springen soll. Noch bevor sie antwortet, verwerfe ich meinen stillen Gedanken.

»Die Cougars sind eine Eliteeinheit«, beginnt sie, mich aufzuklären. »Der Name impliziert die Eigenschaften des Teams. Es schlägt nahezu lautlos, kaum sichtbar, schnell und zielsicher zu.«

»Ich habe noch nie von einer derartigen Spezialeinheit gehört, somit liegt die Vermutung nahe, dass dieses Team offiziell überhaupt nicht existiert?«

»Sie haben es erfasst. Offiziell sind wir als Consulting-Abteilung beim L.A.P.D. angesiedelt. Und inoffiziell müssen wir uns aber nicht mit deren Zuständigkeiten herumschlagen. Wir bekämpfen das organisierte Verbrechen mit allen dazu nötigen Mitteln, und das mit höchster Präzision.«

»Wem müssen Sie über Erfolge oder Misserfolge berichten, falls diese Frage gestattet ist«, möchte ich gerne in Erfahrung bringen, da ich nicht glauben kann, dass diese Einheit vollkommen unter dem Radar agieren darf. Ms. Williams schweigt kurz, greift nach dem Wasserglas neben sich und nimmt einen Schluck daraus.

»Das Team berichtet ausschließlich an mich, mehr müssen Sie nicht wissen, Blake.«

»Wie kann ich mir die Arbeit in diesem Team vorstellen?«

»Diese Frage können Sie sich selbst beantworten, denn Sie waren bereits für uns tätig.« Ihre nüchterne Antwort verblüfft mich, weshalb ich ins Stocken gerate und erst einmal überlegen muss, auf was genau sie anspielt.

»Wann soll das gewesen sein?«, hinterfrage ich skeptisch, da mir beim besten Willen nicht einfallen will, wann ich mit den Cougars zusammengearbeitet habe. Wieder lächelt Ms. Williams kurz, bevor sie mich erleuchtet.

»Freitagnacht, Big Mama«, mehr muss sie nicht sagen, bevor es bei mir Klick macht und ich eins und eins zusammenzähle.

»Das Team war also involviert?«

Sie nickt mir kurz zu. »Die Leitstelle, die Ausrüstung an der Kreuzung John S Gibson und Harry Bridges Boulevard, der Fahrer des Panzers, das war unser Team.«

»Ähm, Moment, ich verstehe nicht ganz. Soll das heißen, der Panzerdiebstahl war fingiert und überhaupt nicht echt?« Ich kann nicht so recht glauben, was sie mir gerade auftischt. Sollte das alles nur für mich inszeniert worden sein?

»Ich habe Sie seit einiger Zeit auf dem Schirm, Blake. Sie leisten immer die bestmögliche Arbeit, kennen sich mit dem Militär und dessen Abläufen aus. Kurzum, Sie wären eine große Bereicherung für das Team. Big Mama war real, bis wir das Ruder herumreißen konnten und daraus der Test für Sie wurde, den Sie mit Bravur bestanden haben.«

»Dann heißt das, die Sache mit Lara Riley war ebenfalls ein Fake?«

Kopfschüttelnd verneint sie meine Frage. »Das war echt. Lara Riley ist ein Grund, warum wir Sie dringend brauchen.«

»Ich muss zugeben, ich bin etwas verwirrt. Dieser ganze Aufwand, die Logistik mit dem Abrams, die Straßensperre, wie habe ich das alles zu verstehen?« Zum ersten Mal greife ich nach meiner Kaffeetasse, um mir einen Schluck zu genehmigen. Dass der Inhalt inzwischen kalt ist, stört mich dabei wenig.

»Ich mache es kurz, Blake«, lässt Ms. Williams verlauten. Sie fokussiert mich mit ihrem Blick und präsentiert mir eine Latte an Informationen, die wahrlich auf mich einschlägt: »Wir sind seit geraumer Zeit an einem Maulwurf innerhalb des L.A.P.D. dran, der mit Hilfe eines Kontaktes bei der Army Ausrüstung der Streitkräfte zu Höchstpreisen an die dunkelsten Gestalten im Großraum L.A. verkauft. Lara gehört zu den Cougars. Sie ist seit fünf Monaten im Undercover-Einsatz und an diesem Fall dran. Unser Problem ist, dass sie sich seit vier Wochen nicht mehr bei uns gemeldet hat. Somit steht die Vermutung im Raum, dass sie die Seiten gewechselt hat. Und jetzt kommen Sie ins Spiel. Sie kennen Lara, sollen Sie aufspüren und herausfinden, auf wessen Seite sie steht oder ob ihr im schlimmsten Fall etwas zugestoßen sein könnte.«

»Wollte Lara den Panzer ernsthaft stehlen?«, denn das ist ein Umstand, den ich einfach nicht glauben kann.

»Möglicherweise, wir können es leider noch nicht genau sagen. Fakt ist, sie hat sich wie ein Amateur angestellt, deshalb gibt es für uns guten Grund zur Annahme, dass sie diese Aktion bewusst sabotiert hat und noch auf der richtigen Seite steht«, führt Ms. Williams aus.

»Wieso rufen Sie sie nicht einfach an?«

»Es ist ihr gelungen, ins Varma Kartell vorzudringen. Sie wissen genauso gut wie ich, was das bedeutet. Jeglicher Kontaktversuch von außen könnte sie den Kopf kosten.«

»Wie sicher ist diese Information?«, hinterfrage ich, weil mir augenblicklich klar wird, wo Lara hineingeraten ist. Das Varma Kartell gilt als äußerst brutal, schreckt vor fast nichts zurück und hat die Finger überall drin: Drogen, Prostitution, Waffenhandel, Insidergeschäfte. Das L.A.P.D. ist seit Jahren an ihm dran, um es hochgehen zu lassen, allerdings ist der Kopf der Schlange, Michael Varma, ein verdammt gerissener Hund und Geschäftsmann. Soweit ich weiß, gab es bei ihm schon mehrere Durchsuchungen, die immer ins Leere liefen. Dieser Gegner ist übermächtig und dem Gesetz stets einen Schritt voraus.

»Sehr sicher, Blake. Bevor der Kontakt zu Lara abriss, berichtete sie mir von der erfolgreichen Infiltration«, fährt Ms. Williams in meine Gedanken. »Was sagen Sie zu meinem Angebot?«

»Es sind unheimlich viele Informationen auf einmal und doch weiß ich im Prinzip nichts. Ich muss darüber nachdenken. Räumen Sie mir etwas Bedenkzeit ein?«

»Ich kann verstehen, dass Sie viele Fragen haben, und davon werden sich in den nächsten Stunden sicher noch mehr ergeben. Gehen Sie nach Hause und falls Sie dabei sein wollen, Blake, sehen wir uns Donnerstag bei Sonnenaufgang. 777 South Figueroa, Einfahrt zur Tiefgarage.«

»Okay«, erwidere ich knapp. »Danke für dieses interessante Gespräch.« Als ich mich erhebe und ihr meine rechte Hand entgegenstrecke, ergreift sie sie, bleibt dabei aber sitzen. Plötzlich fallen mir ihre Stuhllehnen auf, die sich minimal von denen der anderen Sitzgelegenheiten unterscheiden. Ms. Williams sitzt im Rollstuhl. Wie konnte mir dieses Detail die ganze Zeit über nur entgehen?

Bevor ich den Raum verlassen kann, betritt Chief Hardwick das Büro.

»Alles geklärt?«, kommt er direkt auf den Punkt und blickt mir dabei in die Augen.

»Noch nicht ganz«, antwortet Ms. Williams. »Er benötigt Bedenkzeit, die ich ihm einräumen möchte. Stellst du ihn bitte bis übermorgen vom Dienst frei?«

»Für dich tue ich alles, Emilia, auch wenn ich dadurch womöglich einen meiner besten Detectives verliere«, erwidert er gelassen. Mit einer derartigen Reaktion hätte ich keinesfalls gerechnet.

»Sie haben die nächsten beiden Tage frei, Cross. Je nachdem wie Ihre Entscheidung ausfällt, sehen wir uns zu einem kurzen Gespräch am Donnerstag. Emilia wird Ihnen die Termindetails zu gegebener Zeit mitteilen.«

»Danke, Chief«, sage ich, mache auf dem Absatz kehrt und verlasse sein Büro. Offenbar weiß er doch mehr, als er vorgibt ...

Draußen im Vorzimmer erinnert mich der Anblick seiner reizenden Sekretärin daran, dass ich mich Samstagabend nicht wie vereinbart mit Sophie traf. Der Grund war dieses Chaos auf den Straßen und die anschließende Aufarbeitung der Ereignisse. Da ich nun bis übermorgen freigestellt bin, kann ich das verlorene Wochenende jetzt nachholen. Ich brauche Zeit zum Nachdenken, möchte aber auch gerne Sophie sehen. Ihre knappe Antwort auf meine Textnachricht, in der ich ihr mitteilte, es zu unserem Date nicht zu schaffen, sprach Bände. Die Enttäuschung konnte ich aus jedem ihrer Worte herauslesen.

Mit dem Blick auf meine Armbanduhr gehe ich zu den Aufzügen. Sophie müsste schon Feierabend haben, vielleicht erreiche ich sie und wir können uns heute noch treffen? Kurz entschlossen nehme ich mein Mobiltelefon in die Hand und mache mich zu Fuß auf den Weg nach unten.

»Diamond«, erklingt ihre liebliche Stimme in meinem rechten Ohr.

»Hey, ich bin es. Bist du noch in der Kanzlei?«

»Seit zwei Minuten nicht mehr, was für ein Glück.« Sie klingt genervt.

»Alles okay bei dir?«

»Ja, nein, doch, ich meine ... es war ein mieser Tag«, schnauft sie und klingt noch eine Spur frustrierter. »Läuft es bei dir besser?«

»Ich kann nicht klagen. Was würdest du davon halten, wenn wir unser ausgefallenes Date nachholen?« Auf meine Frage folgt Stille. Ob sie über meinen Vorschlag nachdenkt, kann ich nicht sagen. »Sophie?«

»Ja, ich bin noch da. Bitte entschuldige, Blake, mein Tag war einfach zum Vergessen. Musst du nicht gleich zum Dienst?«

»Bei mir geht es erst am Donnerstag weiter. Der Chief hat mir spontan erlaubt, das Wochenende nachzuholen.«

»Und dann denkst du als Erstes an mich?«

»Ich möchte den Samstagabend wiedergutmachen, vorausgesetzt, du hast Feierabend und ich störe dich nicht«, antworte ich.

»Du bist echt süß. Ich habe Lust auf dich, glaube aber, nach diesem bescheidenen Tag keine gute Gesellschaft zu sein.«

»Okay, kein Problem. Falls es dir hilft, können wir später auch einfach telefonieren und ich höre dir zu, wenn du mir von deinem stressigen Tag berichtest«, biete ich ihr an.

»Was?«

»Vergiss es, tut mir leid«, entschuldige ich mich sofort. Wir treffen uns, um miteinander Spaß zu haben, mehr nicht. Bisher gab es keine längeren Gespräche zwischen uns, und ich denke, Sophie ist daran nicht interessiert.

»Blake, du warst eben kurz weg. Warum soll ich dein Angebot vergessen?«

»Sorry, ich bin im Treppenhaus unterwegs in die Tiefgarage. Sobald ich draußen bin, rufe ich dich wieder an.« Nachdem das Gespräch beendet ist, lege ich einen Zahn zu, um rasch zu meinem neuen Dienstwagen zu kommen. Der alte hat es aus eigener Kraft nicht mehr vom Harbour Freeway weggeschafft, deshalb erhielt ich einen neuen, der hoffentlich länger hält.

»Hey, da bin ich wieder«, informiere ich Sophie, als ich zwei Minuten später die Tiefgarage verlassen und am Straßenrand angehalten habe.

»Hi, Süßer«, sagt sie mit leiser Stimme. »Ich nehme dein Angebot an, hätte es aber gerne ein klein wenig anders als gewohnt. Ist das möglich?«

»Kommt ganz darauf an.«

»Lass uns reden, am besten bei einem gemeinsamen Abendessen. Wäre das für dich okay? Ja, ich weiß, normalerweise ...«

»Sehr gerne«, unterbreche ich sie. Plötzlich ist es in der Leitung still, doch dann höre ich Sophie atmen und glaube, ein leises Lachen zu vernehmen.

»Holst du mich am Gerichtsgebäude an der Ecke Spring Street ab?« Sie klingt beinahe schüchtern, obwohl ich ganz genau weiß, dass sie alles andere als das ist.

»Gib mir zwei Minuten, bis gleich«, beende ich unser Gespräch. Gerade als ich losfahre, klingelt mein Handy und der Name meines Partners leuchtet auf dem Display auf.

»Hey, Partner«, begrüße ich Cody.

»Hallo, Blake. Wo steckst du?«

»Bin auf dem Weg in den Feierabend.«

»Habe ich was verpasst?«

»Der Chief hat mich nach Hause geschickt. Der Ausgleich für das arbeitsreiche Wochenende«, gebe ich vor. »Ich denke, die Chancen für dich stehen ebenfalls gut. Ruf seine Sekretärin an.«

»Da sage ich auf keinen Fall nein. Danke für die Info, Partner.«

»Wir sprechen die Tage wieder. Bis dann«, fasse ich mich kurz, weil ich Sophie bereits auf der Rückseite des Gerichtsgebäudes am Straßenrand entdeckt habe. Sie trägt einen beigefarbenen Jumpsuit, der ihr unglaublich gut steht. Ihre blonde Mähne leuchtet im Sonnenlicht und diese Augen würde ich auf eine Meile Entfernung erkennen.

Langsam nähere ich mich ihr und lasse dabei die Scheibe der Beifahrerseite hinunter. »Guten Abend, wunderschöne Frau. Ihr Uber ist da.« Lächelnd tritt sie an den Wagen heran und blickt mich durch das geöffnete Fenster an.

»Mhm, bei Ihnen fahre ich liebend gern mit.«

»Eine Sekunde«, bitte ich, steige rasch aus und umrunde das Fahrzeug, um ihr zuvorkommend die Tür aufzuhalten.

»Sehr freundlich, Detective«, bedankt sie sich, wobei ein leichtes Schmunzeln ihren Mund umspielt. Ich schließe die Tür und kehre auf den Fahrersitz zurück.

»Wo möchtest du essen?«, erkundige ich mich nach unserem Ziel. Bevor ich eine Antwort von Sophie erhalte, lehnt sie sich zu mir rüber und drückt mir einen sanften Kuss auf die rechte Wange. »Wenn ich es mir recht überlege, am liebsten hier und jetzt.«

»Das besondere Dessert gibt es später«, vertröste ich sie.

»Ich hätte es gerne vorweg, aber okay, dann werde ich mich in Geduld üben müssen. Kennst du das Steakhaus am Country Club, Wilshire Boulevard?«

»Ich habe davon gehört, war aber noch nie dort.«

»Dann lass uns fahren. Von dort sind es nur drei Blocks bis zu meinem Apartment und ich möchte das Dessert so schnell wie möglich nach dem Hauptgang serviert bekommen«, flüstert sie mir zu. In ihrer Stimme schwingt dabei ein verruchter Unterton mit, der seine Wirkung bei mir nicht verfehlt. Offenbar war es die richtige Entscheidung, sie zu treffen. Wirkte sie vor wenigen Minuten am Telefon noch gestresst, ist sie nun relativ entspannt, worüber ich froh bin.

»Dann schnall dich an, die wilde Fahrt startet sofort«, erwidere ich. Sophie lächelt und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf.