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Diese Gesamtausgabe enthält alle 6 Teile der Croyden Manor Serie mit den Teilen: Celeste, Eugenie, Georgina, Rosalie, Valentine und Grayson ...
Grayson Brisbin, Duke of Croyden, hat fünf Probleme. Er muss seine fünf Schwestern verheiraten, bevor er sein Erbe antreten kann. Doch dies stellt sich schwieriger heraus als gedacht, denn wie findet man einen Ehemann, der es nicht nur auf die Mitgift abgesehen hat. Als der Duke of Leeds, Graysons guter Freund, in das Leben von Celeste tritt, ist sie sich sicher, dass sie noch nie einen so arroganten Menschen kennengelernt hat. Doch in Driscoll steckt mehr, als Celeste vermutet.
Bei seinen übrigen Schwestern hat Grayson die gleichen Befürchtungen. Was sein eigenes Liebesleben betrifft, da hält er sich sehr verschlossen, denn es ist alles andere als langweilig. Die Schwestern fragen sich, ob auch Grayson am Ende seine große Liebe findet.
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Croyden Manor
Gesamtausgabe
Kajsa Arnold
Celeste
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Croyden Manor 2
Eugenie
Prolog
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Croyden Manor 3
Georgina
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Croyden Manor 4
Rosalie
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Croyden Manor 5
Valentine
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Croyden Manor 6
Grayson
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Kapitel 120
Kapitel 121
Kapitel 122
Kapitel 123
Kapitel 124
Kapitel 125
Kapitel 126
Kapitel 127
Kapitel 128
Kapitel 129
Kapitel 130
Kapitel 131
Epilog
Danksagung
Bücher von Kajsa Arnold
Deutsche Erstausgabe
Copyright © 2022, Kajsa Arnold
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung
1. Auflage
Korrektorin: Das kleine Korrektorin
Ruth Pöß
Covergestaltung: Andrea Wölk
Unter Verwendung folgender Fotos:
© Eli77 by Getty Images
© ziggymaj by Getty Images
© silmen by Getty Images
Kaja Arnold c/o Tresjoli,
Lutherstr. 16, 46414 Rhede
www.kajsa-arnold.de
Januar 1850
Croydon Manor/zwischen London
und Saint Albans
Die kleine Trauergemeinde sah stumm dabei zu, wie der Sarg in der Erde verschwand. Einige Ladys tupften sich mit Spitzentüchern die Augenwinkel, um die aufkommenden Tränen zu verbergen.
Grayson Brisbin, Duke of Croydon, nahm etwas Erde aus der Schale zur Hand und warf sie in die Grube auf den Sarg. Weiße Rosen zierten den Sarg, die Lieblingsblumen der Dowager of Croydon. „Lebewohl, Großmutter“, flüsterte er leise und trat zur Seite, um den Weg für eine seiner Schwestern frei zu machen. Celeste, die Älteste der Mädchen, warf eine einzelne Rose ins Grab. Danach folgten der Reihe nach seine übrigen vier jüngeren Schwestern. Neben Celeste warfen auch Eugenie, die Zwillinge Georgina und Valentine und Rosalie, die Jüngste im Bunde, je eine Blume ins Grab.
Die anschließenden Beileidsbekundungen ließ er über sich ergehen und war froh, als sich die Trauergemeinde verstreute. Er bedankte sich bei dem Pastor für die wohlgemeinten Worte, die er gesprochen hatte, obwohl seine Großmutter keine sehr gläubige Frau gewesen war. Die Dowager of Croyden war eine sehr unkonventionelle Frau, Mutter und Ehefrau gewesen. Als nach dem Tod ihres Ehemannes, ihr ältester Sohn, Graysons Vater, den Titel des Duke of Croyden erbte und die Familiengeschicke bis zu seinem Tode erfolgreich leitete, ging dieser Titel nach dessen frühem Tod auf Grayson über. Nach dem Tod ihres Sohnes war die Dowager geradezu unangepasst und hatte jeden Glauben an die Kirche und Gott verloren. Trotzdem war der Pastor ein gern gesehener Gast auf Croyden Manor.
Ihren Mann hatte Beatrice Brisbin früh verloren, ebenso waren ihr Sohn und ihre Schwiegertochter beide an der Grippe verstorben, sodass sie allein für die Erziehung derer sechs Kinder, ihren Enkeln, verantwortlich gewesen war. Nun lag diese Verantwortung auf den Schultern von Grayson.
„Kommt ihr? Es gibt eine Menge zu tun“, rief er seinen Schwestern zu, die sich in den Armen lagen und stille Tränen weinten. Er wartete einige Zeit, bis seine Schwestern endlich bereit waren, das Grab der Großmutter auf dem Familienfriedhof, der direkt neben der kleinen Kapelle lag, zu verlassen. Valentine, neunzehn Jahre alt, warf ihm einen wütenden Blick zu. „Was gibt es denn so Wichtiges zu regeln, dass wir Großmutter nicht mal in Ruhe Auf Wiedersehen sagen dürfen?“, zischte sie ihm zu, raffte ihre Röcke und ließ ihn einfach stehen, ohne eine Antwort abzuwarten.
Celeste erbarmte sich und hakte sich bei ihrem Bruder unter. Er war oft tiefsinnig, fast schon melancholisch, obwohl er mit seinen einunddreißig Jahren, noch viel zu jung dafür war. „Für die Mädchen ist es schwer, dass Großmutter von uns gegangen ist“, erklärte sie mit leiser Stimme.
„Es ist für uns alle nicht einfach. Nun obliegt es mir, auf euch zu achten. Das wird keine leichte Aufgabe.“ Er richtete seinen Blick in die Ferne.
„Ich bin doch auch noch da“, bemerkte Celeste. „Wir alle sind keine kleinen Kinder mehr.“
„Natürlich, aber ich bin der Duke of Croyden und somit nicht nur für meine Schwestern verantwortlich, sondern auch für das Erbe des Titels, den Ländereien und die Pächter. Es ist eine große Aufgabe. Wir müssen uns beeilen, Armstrong wird bald eintreffen.“ Er trieb sie zur Eile an.
„Armstrong, der Anwalt?“, fragte Celeste überrascht nach. „Aber was will er denn?“
„Ich habe keine Ahnung. Nach Bekanntwerden von Großmutters Tod, ließ er mir eine Nachricht zukommen. Ich denke, es wird um das Erbe gehen. Großmutter hat noch eigenes Vermögen, das jetzt vielleicht unter uns Kindern aufgeteilt wird.“
„Aber du hast schon alles geerbt.“ Celeste wollte stehen bleiben, doch Grayson zog sie weiter.
„Großmutter hatte einige Ländereien, die sie von ihrem Vater geerbt hat, dazu den ganzen Schmuck. Es ist alles von beachtlichem Wert und ich denke, sie will es unter ihren Enkeln gerecht aufteilen. Es unterliegt nicht der geregelten Erbfolge. Du weißt doch, wie sie war. Immer ein wenig exzentrisch, aber liebevoll und vorausschauend.“ Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, dann machte er sich daran, den Weg zum Anwesen fortzusetzen.
Groß ragte das Landhaus vor ihnen auf. Der Eingang von Croydon Manor wurde von vier großen Säulen getragen. Sechs Stufen führten hinauf in das Innere. Das Gebäude war alt und auf einer Seite mit Efeu bewachsen, was im Sommer Schutz vor der Sonne und der Hitze bot, und im Winter durch sein immergrünes Blätterwerk, schützte es vor der Kälte. Das Weiß der Steine war über die Jahrhunderte schon ein wenig ergraut. Große Kastanienbäume zierten die Auffahrt, dessen Laub ab dem Frühjahr mit einem hellen Grün aufwartete. Sie waren immer die Vorboten für einen schönen Sommer. Der Kies knirschte unter Celestes Schuhen und das Herannahen einer Kutsche war zu hören. Neugierig blieb sie stehen und schaute über ihre Schulter.
„Das wird Armstrong sein.“ Grayson machte sich von Celeste frei. „Geh schon mal ins Haus und lass Tee zubereiten.“
„Sehr wohl, Euer Gnaden“, erklärte Celeste, die Graysons befehlenden Ton, als wäre sie eine der Hausangestellten, bereits kannte.
„Die Mädchen sollen sich in der Bibliothek einfinden“, rief er ihr hinterher.
Leichtfüßig lief Celeste die Treppe hinauf. „Eugenie, Georgina, Valentine und Rosalie, wo seid ihr?“, rief sie. Es war nicht einfach, die Mädchen im Auge zu behalten. Sie waren wie ein Rudel Welpen, die ständig etwas anstellten. „Kommt bitte in die Bibliothek, wir erwarten Besuch.“
Lautes Getrampel war im Hausflur zu hören, als die Mädchen die große Treppe hinunterliefen. Ihre Schlafgemächer befanden sich im ersten Stockwerk, die Zimmer der Dienstboten eine Etage darüber.
„Was ist denn los?“
„Wer ist denn der Besucher?“
„Warum müssen wir denn alle kommen?“, riefen die Mädchen durcheinander.
Celeste hob beschwichtigend die Hände. „Nun wartet es doch ab, Mädchen. Ihr werdet es gleich erfahren. Geht in die Bibliothek, setzt euch und bewahrt Ruhe.“
Sie nahm ihren Hut und Umhang ab, reichte es an John, den Butler, weiter. „Danke John. Mr. Armstrong besucht uns. Bitte bringen Sie uns Tee und Gebäck und lassen Sie in der Bibliothek servieren.“
„Sehr wohl Mylady. Ich gebe es sofort weiter.“ Der Butler entfernte sich und Celeste strich den Rock ihres schwarzen Kleides glatt, warf einen kurzen Blick in den Spiegel, um ihr widerspenstiges Haar zu richten. Die Feuchtigkeit des Frühnebels hatte ihre geordneten Locken in eine wilde Frisur verwandelt. Es war kalt, gestern hatte es geschneit, aber der Schnee war nicht liegen geblieben. Dennoch war es eisig, selbst hier im Haus. Sie würde John bitten, die Kamine in den Schlafzimmern schon am Nachmittag anzuzünden, nicht, dass bei diesem kalten Wetter noch jemand krank wurde.
Sie gesellte sich zu ihren Schwestern die aufgeregt schwatzten, doch als sie die Bibliothek betrat, verstummten. Kurz nachdem auch Celeste sich auf einem der edlen Sofas niedergelassen hatte, eine Tasse Tee in der Hand haltend, betraten ihr Bruder und Percy Armstrong den Raum. Alle Augenpaare folgten den Männern. Grayson ließ sich hinter dem schweren Schreibtisch nieder, der Anwalt auf einem Stuhl davor. Er klappte eine lederne Mappe auf und holte ein Schriftstück hervor.
Celeste musterte den stillen Mann aufmerksam. Er war noch nicht sehr alt, höchstens drei Jahre älter als ihr Bruder, nicht besonders groß für einen Mann, aber dafür, dass er die meiste Zeit hinter einem Schreibtisch verbrachte, nicht zu dürr. Verlegen schlug Celeste die Augen nieder, als Mister Armstrong seinen Kopf hob und sie direkt anblickte.
„Myladys, Euer Gnaden“, nickte er in Richtung Grayson. „Ich möchte Ihnen mein tiefes Mitgefühl über den Tod Ihrer Großmutter aussprechen. Als ihr Anwalt obliegt es nun mir, das Testament zu verlesen. Ihre Großmutter hat mich zu Lebzeiten ausdrücklich darum gebeten, es persönlich selbst zu übernehmen.“
„Vielen Dank, Mister Armstrong. Großmutter hat immer mit tiefer Bewunderung von Ihnen gesprochen“, erklärte Celeste und Armstrong nickte ihr wohlwollend zu.
„Können wir anfangen?“, fragte Grayson und erntete damit einen strafenden Blick von Celeste. Ihr Bruder brauchte wirklich ein wenig Nachhilfe, wenn es um den Umgang mit anderen Menschen und deren Gefühle ging. Die Verantwortung drückte nicht nur auf seine Schultern, sondern wohl auch auf sein Gemüt.
Armstrong räusperte sich verlegen. „Die verehrte Dowager of Croydon hat in ihrem Testament verfügt, dass ihr gesamtes Vermögen an ihren ältesten Enkel, Grayson Brisbin, Duke of Croydon, geht.“
Ein Raunen ging durch den Raum. Obwohl die Mädchen damit gerechnet hatten, gab es einige geflüsterte Worte, die erst verstummten, als Armstrong weiter fortfuhr. „Sämtlicher Schmuck geht an die älteste Enkelin, in diesem Fall, Lady Celeste Brisbin. Ihr obliegt, einige der Stücke an ihre Schwestern weiterzuschenken. Allerdings hat die Verstorbene an das Erbe einige Bedingungen geknüpft. So kann der Duke of Croydon das Erbe nur ab dem Zeitpunkt antreten, wenn alle seine Schwestern verheiratet sind. Bei der Hochzeit seiner Schwestern ist jeder Braut eine Mitgift von fünftausend Pfund aus dem Vermögen von Beatrice Brisbin auszuzahlen.“
Eine wahre Welle des Erstaunens schwoll an. Schnell hob Armstrong die Hand. „Mylady’s bitte, ich bin noch nicht fertig“, erklärte er mit ernster Stimme und sah kurz auf, sodass alle sofort verstummten. „Des Weiteren verlangt Lady Beatrice Brisbin, dass ihr ältester Enkel, spätestens ein Jahr nach der Hochzeit seiner jüngsten Schwester, ebenfalls den Bund der Ehe eingeht. Sollte das nicht der Fall sein, wird das gesamte Erbe an das Waisenhaus in Twickenham fallen. Die Nachweise der Eheschließungen sind von mir zu protokollieren und durch die Vorlage der Heiratsurkunden nachzuweisen.“ Armstrong sah auf und schob das Schriftstück zurück in seine lederne Mappe.
Die Mädchen plapperten wild durcheinander, bis Celeste sie zur Ordnung rief.
Grayson blies seine Wangen auf und stieß die Luft langsam aus. „Nun, Großmutter war bekannt für ihren Sinn für Humor.“
Armstrong rückte seine Brille zurecht, die seine Augen künstlich verkleinerten. „Ich denke nicht, dass es als Scherz gemeint ist.“
„Nein, das ist wahrlich kein Scherz“, bestätigte Grayson.
Celeste seufzte und legte die Hände in den Schoß. „Das sind ja wirklich absurde Neuigkeiten.“
„Du musst als Erste heiraten“, rief Eugenie aufgeregt.
„Aber warum denn?“ Celeste sah sie überrascht an. „So steht es nicht im Testament“, verteidigte sich Celeste, die gar nicht einsah, dass sie den Anfang machen sollte.
„Aber wenn du nicht heiratest, können wir nicht debütieren“, wies Georgina sie zurecht. „Und wie sollen wir dann einen Ehemann finden?“
Celeste schüttelte den Kopf. „Nicht jede Frau ist so erpicht darauf, in den Stand der Ehe zu treten.“
„Wir wissen, dass du nicht heiraten willst, Celeste, aber nun bleibt dir nichts anderes übrig, wenn du nicht dafür verantwortlich sein willst, dass Grayson Großmutters Vermögen verliert.“ Rosalie sah sie mit großen Augen an.
„Und du Großmutters wertvollen Schmuck“, fügte Eugenie hinzu.
„Na, das hat Großmutter ja hervorragend eingefädelt. Jetzt sind wir alle nach ihrem Tod ihre Marionetten und aufeinander angewiesen. Ich wette, sie lacht sich in ihrem Grab tot, wenn sie es nicht schon wäre.“
„Celeste! So spricht man nicht über eine Tote.“ Graysons mahnende Stimme gebot ihr Einhalt.
„Ist ja schon gut, bitte entschuldige. Ich bin still.“ Beleidigt senkte sie den Blick und stellte ihre leere Teetasse auf dem Tisch ab.
„Wenn sonst keine Fragen mehr bestehen, werde ich mich jetzt empfehlen.“ Percy Armstrong erhob sich und nahm seine lederne Kladde zur Hand.
Greyson stand ebenfalls auf, reichte ihm die Hand. „Vielen Dank, Mister Armstrong. Wir werden die Trauermonate abwarten und dann werden wir sehen, wie wir dem Testament Folge leisten können.“
„Ich werde mich freuen, wieder von Ihnen zu hören. Euer Gnaden, Myladys.“ Er verbeugte sich in Richtung der Mädchen und verließ mit schnellen Schritten die Bibliothek, ohne den Tee angerührt zu haben, von dem Gebäck ganz zu schweigen, obwohl sich der Duft im ganzen Raum verteilte.
Juni 1850
Croydon Manor/zwischen London
und Saint Albans
Ich bin so froh, dass wir die Trauerkleidung endlich ablegen können und wieder etwas mehr Farbe in unser aller Leben tritt“, seufzte Eugenie ergeben und strich über die Röcke ihres gelben Kleides.
„Wir hätten sie ja schon nach drei Monaten ablegen können, weil Granny nur unsere Großmutter war, aber ich denke, sie war so viel mehr als das und hat es verdient, dass wir ein halbes Jahr um sie trauerten, so wie es bei engen Verwandten üblich ist“, erklärte Celeste und sah von ihrer Stickerei auf. Die beiden jungen Frauen saßen im Garten unter einer großen Kastanie, die ihnen mit ihren breiten Blättern Schutz vor der Sonne bot.
„Jetzt hast du sechs Monate Zeit gehabt, um es dir noch einmal zu überlegen, ob du nicht doch heiraten willst, Celeste“, meinte Eugenie vorsichtig. Das Testament war ein heikles Thema, dem Celeste lieber aus dem Weg ging und bisher jedes Gespräch darüber im Keim erstickt hatte.
Sie hob die Schultern. „Was habe ich denn schon für eine Wahl. Wenn ich mich weigere, werde ich Grayson seine Zukunft verbauen. Nicht nur des Geldes wegen, auch würde ich ihm auf der Tasche liegen. Wie könnte ich so eine Schuld auf meine Schultern laden? Nein, ich habe keine andere Wahl. Ich werde einem armen Tropf da draußen mein Ja-Wort geben und dann bist du an der Reihe.“
Eugenie kicherte. „Ich werde den Mann wählen, der das größte Vermögen hat. Ich will das schönste Haus in London haben und der Welt zeigen, was für eine gute Partie ich gemacht habe.“
„Geld ist doch nicht alles, Eugenie. Stell dir vor, er ist alt und grau. Du solltest auf dein Herz hören. Du willst doch glücklich werden oder etwa nicht?“ Celeste sah sie fragend an und konnte nicht glauben, was ihre Schwester da zum Besten gab.
„Geld macht mich glücklich. Ich will schöne Kleider kaufen und nicht darauf achten müssen, was sie kosten.“
„Deine Mitgift ist groß genug, davon kannst du dir einen ganzen Laden mit Kleidern kaufen.“
„Aber bei meiner Heirat bekommt mein Ehemann die Mitgift und wer weiß, ob er mir davon Kleider kauft. Aua!“ Sie steckte sich den Mittelfinger in den Mund, weil sie sich mit der Nähnadel gestochen hatte. „Grayson will, dass wir einen Ball organisieren. Georgina und Valentine sind schon ganz aufgeregt.“
„Werden sie an dem Ball teilnehmen?“ Celeste hob überrascht eine Augenbraue in die Höhe.
„Grayson meint, je eher sie der Gesellschaft vorgestellt werden, umso schneller finden wir alle einen Verehrer.“
„Das hört sich ja an, als hätte er es eilig. Will er denn auch bald heiraten?“ Celeste war ihr Bruder wie immer ein Rätsel. Obwohl sie alle in einem Haus wohnten, wusste keiner so richtig, was er tat und dachte. „Hast du je gesehen, dass er einer Frau den Hof macht?“ Celeste zog die Stirn kraus und biss sich auf die Unterlippe. „Vielleicht gibt es ja in London jemanden, den er ins Auge gefasst hat.“ Sie seufzte tief. „Ich freue mich schon, wenn wir in zwei Monaten nach London fahren. Das Leben auf dem Land ist so öde.“
Verwundert hob Eugenie den Kopf. „Das sind ja ganz neue Töne. Dir hat es hier doch immer so gut gefallen.“
„Tut es ja auch. Aber langsam beginne ich mich in der Stadt wohler zu fühlen. Wenn ich heirate, werde ich ohnehin in London leben und nicht mehr hier auf Croyden Manor. Obwohl ich es mir gar nicht vorstellen kann, nicht mehr hier zu wohnen.“
„Außer dein Mann schiebt dich aufs Land ab.“ Als Eugenie das erschrockene Gesicht ihrer Schwester sah, begann sie laut zu lachen. „Ach Celeste, ich ärgere dich doch nur. Du wirst bestimmt einen wunderbaren Mann finden, der dich von Herzen liebt.“ Sie erhob sich und schloss Celeste in ihre Arme. „Komm, lass uns schauen, wen wir alles zu dem Ball einladen werden. Die Karten müssen geschrieben werden.“
„Dann sollen uns Georgina, Valentine, und Rosalie aber helfen.“
In der ersten Etage summte es wie in einem Bienenstock. Die Mädchen liefen aufgeregt von einem Schlafgemach ins andere. Hielten Kleider zur Auswahl vor, suchten Haarbänder und Unterröcke, schnürten Mieder zu eng, dass die Luft wegblieb, fanden verschwundene Handschuhe wieder und Blütenblätter, die eigentlich ins Haar gehörten.
„Ich glaube, ich werde hier oben bleiben“, sagte Celeste und blickte in den Spiegel. Sie stand hinter Georgina, die vor ihr saß und etwas Rouge auftrug.
„Aber warum denn? Bist du nicht aufgeregt? Vielleicht triffst du heute auf deinen zukünftigen Ehemann. Das ist doch aufregend.“ Georgina schien sie nicht zu verstehen.
„Georgi, ich habe nicht deine Schönheit. Ich bin nicht so unterhaltsam wie Eugenie oder so belesen wie Rosalie und kann nicht so gut tanzen wie Valentine. Außerdem bin ich mit meinen zweiundzwanzig auch schon zu alt. Meine Chancen sind eher gering, einen ehrbaren Ehemann zu finden. Es ist deshalb keine gute Idee, dass ich zuerst heiraten soll.“
Georgina drehte sich zu ihr um und sah Celeste intensiv an. „Du redest Unsinn. Du hast von uns allen etwas. Du bist sehr unterhaltsam, wunderschön, belesen, und tanzt wundervoll. Dazu bist du noch äußerst intelligent. Das klügste Mädchen, das ich kenne. Warum siehst du das alles nicht?“
„Wer will schon eine intelligente Frau?“, fragte Celeste hoffnungslos.
Ihre Schwester seufzte. „Celeste, ein Mann, der genug Selbstbewusstsein hat, um keine Angst vor deiner Intelligenz zu haben. Du wirst sehen, bald rennen uns die Verehrer die Tür ein. Und jetzt leg noch ein wenig Farbe auf deine Lippen und Wangen. Du bist so blass, dass man denken könnte, dass du krank bist.“
Celeste warf erneut einen Blick in den Spiegel und musste zugeben, dass ihre Schwester recht hatte. Sie sah wirklich etwas blass aus, aber das war der Aufregung geschuldet. Also griff sie zu der Puderquaste und tupfte sie leise seufzend in den Rougetopf.
Der Ballsaal war schon fast überfüllt, so viele Menschen waren der Einladung gefolgt, an dem Sommerball auf Croyden Manor teilzunehmen. Niemand der etwas auf sich hielt, hätte dieses Ereignis verpasst. Es war eine Tradition, dass der Duke of Croyden alljährlich im Sommer ein großes Fest gab. Graysons Vater hatte mit dieser Tradition begonnen und nun setzte er sie weiter fort. Celeste hatte mit ihren Schwestern tagelang an den Einladungen gesessen, die sie per Boten zugestellt hatten. Alle Gäste von Rang und Namen waren erschienen, um die Töchter in Augenschein zu nehmen, die es hieß, alsbald unter die Haube zu bekommen. So kam es Celeste jedenfalls vor. Ihr Blick ging immer wieder zum Eingang und als der Earl of Conteville mit seiner Familie den Raum betrat, atmete sie erleichtert auf. Sie trat auf die Familie zu.
„Lord und Lady Conteville! Wie schön, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind.“ Celeste knickste höflich.
„Celeste, mein Kind, wie hübsch du aussiehst. Mary konnte es gar nicht abwarten, dass wir endlich ankommen.“
Celeste wandte sich ihrer besten Freundin seit Kindertagen zu. „Mary, endlich bist du da.“ Sie deutete einen Kuss auf jeder Wange an. „Ich warte schon sehnsüchtig auf dich.“ Sie nickte James und Jonathan Babington zu, den beiden älteren Brüdern von Mary.
„Ich habe deinen Brief erhalten, das ist ja alles schrecklich“, flüsterte Mary ihr zu.
„Uns tut der Verlust Ihrer Großmutter sehr leid“, erklärte der Earl of Conteville.
„Vielen Dank, Mylord. Granny war alt, aber sie hat bis zum Ende ihren Humor nicht verloren.“ Celeste versuchte sich an einem Lächeln.
„Lass uns ein wenig in den Garten gehen, hier drinnen ist es mir viel zu voll.“ Mary hakte sich bei ihrer Freundin ein und gemeinsam schlenderten sie auf die Terrasse hinaus. Im Garten brannten Fackeln, obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Einige Gäste nutzen die Gunst der Stunde, um durch die außergewöhnlichen Gärten des Anwesens zu schlendern. Die Dowager of Croyden war bekannt für ihre bemerkenswerten Rosenzüchtungen. Sie hatte eine Menge Zeit damit verbracht, Celeste in die Kunst der Vermehrung und aufwendigen Pflege einzuführen. Sie teilte die Liebe ihrer Großmutter zu den Blumen und würde jetzt nach ihrem Tod ihr Lebenswerk weiterführen.
Mary ließ sich auf einer kleinen Bank nieder und Celeste nahm neben ihr Platz.
„Ich fasse es nicht, dass deine Großmutter verfügt hat, dass du heiraten sollst. Nur gut, dass sie dir den Mann nicht auch vorbestimmt hat.“ Mary schüttelte ungläubig den Kopf.
Celeste seufzte leise. „Es ist ja nicht so, dass ich nicht heiraten will, nur komme ich mir vor, als hätte man einer Gans ein schönes Band umgebunden und würde es damit zur Schlachtbank führen. Wen soll ich denn heiraten? Es gibt keinen Mann, für den ich mich interessiere. Doch wenn ich nicht heirate, dann wird Grayson das Erbe verlieren. Mir sind die Hände gebunden, ich muss mich fügen.“
Mary griff nach ihren Händen. „Oh Celeste, du tust mir so leid. Du könntest doch einen meiner Brüder ehelichen. James ist zwar nicht der Erbe des Titels, aber er erbt einige Ländereien, die meiner Mutter gehören und nicht der Erbfolge unterliegen. Er wird einmal ein sehr reicher Mann sein. James ist freundlich und sehr aufmerksam.“
Celeste blickte ihre Freundin lächelnd an. „Aber Mary, das weiß ich doch. Aber ich kann James nicht zum Ehemann nehmen, es wäre, als würde ich meinen eigenen Bruder heiraten. Wir haben als Kinder zusammen Streiche ausgeheckt. Nein, das ist undenkbar, aber sehr lieb, dass du das in Betracht ziehst.“
„James würde das jeder Zeit für dich tun. Er ist so ein lieber Kerl.“
„Ja, das ist er“, bestätigte Celeste, obwohl ihr klar war, dass James niemals als Ehemann für sie infrage kam.
„Es ist ja nicht so, dass ich in den nächsten drei Monaten verheiratet sein muss. Nur fühle ich mich nicht wohl dabei. Es fühlt sich so an, als ständen wir alle in den Startlöchern zu etwas Ungewissem. Was ist, wenn ich keinen Verehrer finde?“
Mary blickte sie sprachlos an. Ihr Mund stand ein kleines Stück offen. Für einen Moment war es still, dann lachte sie auf. „Mein Gott, Celeste. Das kannst du nicht wirklich glauben. Du bist die schönste Frau, die ich kenne. Jeder Mann, der noch nicht vergeben ist, dreht sich nach dir um. Ich glaube, du hast keine Vorstellung, wie du auf die Männerwelt wirkst. Ich wünschte, ich hätte nur etwas von deinem Charme und deinem Charisma.“
„Was redest du denn da? Jeder beachtet dich und wirft dir charmante Blicke zu“, gab Celeste das Kompliment zurück.
Doch Mary schüttelte den Kopf. „Nein, meine Hüften sind viel zu breit und mein Vorbau ist auch ein wenig zu üppig für meine Verhältnisse. Ich kann von Glück sagen, wenn sich ein Zweitgeborener für mich interessiert.“
Entschlossen erhob sich Celeste. „Wir werden hier nicht im Selbstmitleid vergehen. Komm, lass uns den Ball genießen. Ich habe Lust zu tanzen und die Männerwelt muss ja für etwas gut sein.“
Sie hakte ihre Freundin unter und zusammen betraten sie den Ballsaal, wo der Tanz bereits eröffnet worden war.
Ihr Bruder unterhielt sich mit Peer Audley, Marquis of Goswins. Er bewohnte ein Nachbarhaus in London. Audley war ein junger Bursche und hatte schon den Titel des Marquis‘ geerbt. Wenn Celeste das richtig in Erinnerung hatte, war er drei Jahre jünger als sie selbst. Als die Männer zu ihr blickten, war klar, welches Thema im Raum stand. Celeste sah schnell weg. Grayson sollte es nicht wagen, Audley als möglichen Heiratskandidaten in Erwägung zu ziehen. Er war nicht nur jünger, sondern auch kleiner als sie selbst. Der Marquis of Goswins war kein Mann, der ihr Herz höherschlagen ließ. Ihr wurde übel bei dem Gedanken. Wenn das so weiterging, würden die nächsten Monate die Hölle werden.
„Was ist los, Celeste? Du bist ja ganz blass im Gesicht.“ Mary berührte besorgt ihren Arm.
„Nein, alles ist in Ordnung.“ Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, als er am Eingang hängen blieb. Dort betrat gerade ein Mann den Saal, der Celeste unbekannt war und den sie sicherlich nicht eingeladen hatte. Dieser Mann hatte solch eine Ausstrahlung, an ihn hätte sie sich erinnert, wäre sie ihm schon einmal begegnet oder gar vorgestellt worden, da war sie sich sicher. Aber die Frage blieb. Wer war dieser Mann, der die Treppe zum Ballsaal herunter schritt, als wäre er hier zu Hause?
Juni 1850
Croydon Manor/zwischen London
und Saint Albans
Celeste ließ den Mann nicht aus den Augen, der sich so selbstsicher durch den Raum bewegte, als wäre er der Besitzer von Croyden Manor und alles hier würde ihm gehören. Celeste eingeschlossen. Sie schluckte hart, als sich ihre Blicke trafen. Als würde ein unsichtbares Band sie verbinden, trieben sie in der Menge aufeinander zu und blieben am Rand der Tanzfläche stehen. Die Lichter der Kandelaber warfen kleine Schatten auf sein Gesicht und ließen ihn noch geheimnisvoller erscheinen. Er trug einen leichten Bartschatten, als hätte er es für nicht wichtig erachtet, sich für den heutigen Ball zu rasieren, was Celeste missfiel.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich bei diesem Fest auf etwas treffe, dass meine Neugier weckt.“ Er sprach mit tiefer, ruhiger Stimme, die Celeste ein wohliges Gefühl bescherte, dabei ließ er sie nicht aus den Augen. Sein Teint war dunkler, als es üblich war, so, als würde er sich ständig an der frischen Luft bewegen.
„Ich glaube, wir sollten nicht miteinander sprechen, wir wurden uns noch nicht vorgestellt“, erklärte Celeste leise und blickte sich unsicher um.
„Aber ist das nicht gerade abenteuerlich? Das Unbekannte?“, fragte er und sah sie an. Er lächelte nicht, sondern sah aus, als erwartete er etwas Geistreiches von ihr.
„Mir steht nicht der Sinn nach Abenteuer“, erklärte sie und wollte sich abwenden, doch er hielt sie mit seinen Blicken gefangen.
„Schade. Ich hätte Sie für mutiger gehalten. Wenn Sie sich schon auf dieses Fest wagen. Ich wette, es wimmelt hier von heiratswütigen Gecken, die auf die Töchter des Hauses treffen, die vermutlich aufgetakelt sind wie eine Fregatte, die sich daran macht, in die Neue Welt zu segeln.“
Celeste lachte auf. „Ja, da könnten sie vielleicht recht haben. Aber warum sind Sie auf diesem Ball, wenn ich fragen darf, wo Sie wohl kein Interesse an den Töchtern des Hauses haben?“, fragte sie interessiert nach. Auch wenn sie hätte beleidigt sein müssen, so war sie doch neugierig auf seine Antwort.
„Ich wurde vom Duke of Croyden persönlich eingeladen“, erklärte er und winkte einem Lakaien, der ein Tablett mit Getränken an ihnen vorbei trug. Er nahm zwei Gläser Champagner und reichte eines an Celeste weiter.
„Oh, Sie kennen den Duke persönlich?“, tat Celeste ganz ahnungslos.
„Ja. Wir sind uns vor einem Jahr in einem Club in London begegnet und haben ein gemeinsames Hobby. Nun werden wir daraus ein lukratives Geschäft machen.“
Das war ja interessant. Konnte Celeste so eines von Graysons Geheimnissen lüften?
„Dann sind Sie also gar nicht auf Brautschau? Sind Sie vielleicht schon verheiratet? Wo haben Sie dann Ihre reizende Frau gelassen?“
Er lachte freudlos. „Meine Frau? So etwas suchen Sie bei mir vergeblich. Ich denke nicht, dass ich ein Mann für die Ehe bin. Nein, Sie haben recht, mein Erscheinen hat einen geschäftlichen Hintergrund. Aber warum nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden?“
„Ja, und unter angenehm verstehen Sie, sich die Fregattentöchter des Hauses anzusehen?“, fragte Celeste und trank einen Schluck.
„Nun ja, ich hoffe, Sie sind nicht mit ihnen verwandt und ich rede mich hier gerade um Kopf und Kragen.“
Celeste lächelte und schüttelte den Kopf, als sie Grayson auf sich zukommen sah.
„Spencer, mein lieber Freund. Wann bist du eingetroffen?“ Grayson schüttelte ihm die Hand.
„Brisbin! Ich bin gerade erst angekommen.“
„Das freut mich. Und wie ich sehe, wurdest du bereits in Empfang genommen.“ Grayson warf Celeste ein Lächeln zu.
„Ich hoffe nicht, dass ich in fremden Gefilden gewildert habe?“, erklärte dieser geheimnisvolle Mann mit einem Seitenblick auf Celeste.
„Was? Oh nein“, meinte Grayson mit einem Lächeln. „Celeste ist meine Schwester. Wurdet ihr euch noch nicht vorgestellt? Celeste, das ist mein guter Freund Driscoll Spencer, Duke of Leeds. Driscoll, meine älteste Schwester Lady Celeste Brisbin.“
„Ich bin die Hauptfregatte“, fügte Celeste hinzu und hielt Spencer die Hand entgegen, die er nahm und einen Handkuss andeutete.
„Lady Brisbin“, murmelte er und verlor für einen Augenblick seine kühle Arroganz.
„Wie bitte?“, fragte Grayson neugierig an Celeste gewandt. „Von welcher Fregatte sprichst du?“
„Euer Gnaden war der Meinung, dass deine Schwestern ein Haufen aufgetakelter Fregatten sind. Wir hatten ein sehr aufschlussreiches Gespräch. Aber ich werde mich nun entschuldigen, um einen aussichtsreichen Verehrer zu finden, um in den Hafen der Ehe zu segeln.“ Sie lächelte vielsagend, nickte den beiden Männern zu und machte auf dem Absatz kehrt.
„Mit wem hast du dich denn gerade unterhalten?“ Mary sah sie voller Eifer an.
„Driscoll Spencer, den Duke of Leeds. Er ist ein Freund von Grayson und wurde von ihm persönlich eingeladen. Aber du brauchst dir keine Hoffnungen zu machen“, winkte sie ab.
„Warum nicht? Ist er bereits vergeben?“ Mary blickte wieder hinüber zu den Männern, die sich angeregt unterhielten.
„Schau doch nicht so auffällig dorthin. Nein, er ist alles andere als verheiratet. Er ist kein Mann für die Ehe, das hat er mir gerade ausführlich erklärt. Ein äußerst unfreundlicher und von sich eingenommener Mensch. Ihn würde ich nicht wollen, selbst wenn er der einzige Mann auf der Welt wäre. Er ist hier, um etwas Geschäftliches mit Grayson zu besprechen. Es wird keine romantischen Verwicklungen geben, ich muss dich enttäuschen.“ Celeste breitete den Fächer aus und wedelte sich Luft zu. „Mein Gott, ist es hier heiß.“
„So? Findest du? Oder liegt es vielleicht an diesem äußerst gut aussehenden Mann, dessen Charme und das verwegene Aussehen es dir angetan haben?“ Mary nickte zu Spencer hinüber. „Er ist ungemein groß, findest du nicht. Unter seinem Frack verbirgt sich mit Sicherheit eine gut gebaute Männerbrust.“
„Pssst“, zischte Celeste und blickte sich um, ob auch niemand in der Nähe sie belauschte. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was sich darunter verbirgt. Was hast du nur für Gedanken?“
„Aber trotzdem tust du es“, urteilte Mary und schmunzelte. Sie blickte erneut zu den Männern und als Grayson ihren Blick kreuzte, sah sie verlegen zur Seite und ihre Wangen färbten sich rot.
Celeste bemerkte es, sagte aber nichts dazu. Sie wusste, dass Mary heimlich für Grayson schwärmte. Das hatte sie schon immer getan, aber nie etwas gesagt. Vielleicht würde sie dieses Geheimnis Celeste irgendwann einmal anvertrauen, doch bis dahin beobachtete sie sie nur und wartete darauf, dass Mary von allein etwas sagen würde.
„Was sind das für Geschäfte über die dein Bruder und dieser Spencer sich unterhalten?“, fragte Mary neugierig.
„Keine Ahnung, das hat er nicht erzählt, aber dem werde ich noch auf den Grund gehen.“
„Lady Celeste. Darf ich um diesen Tanz bitten?“ Peer Audley verbeugte sich vor ihr und sie stöhnte innerlich auf, schenkte ihm jedoch ein Lächeln. „Aber gerne, mein lieber Lord Goswins.“ Sie reichte ihm die Hand und er führte sie zur Tanzfläche.
Das Orchester spielte zu einer Quadrille auf und Celeste war dankbar, dass es kein Walzer war, bei dem Audley sie ständig im Arm halten würde. Trotz ihrer Abneigung musste sie eingestehen, dass Audley ein guter Tänzer war. Wäre er nur nicht einen halben Kopf kleiner als Celeste und dazu auch noch jünger, könnte sie sich vorstellen, seinem Werben nachzugeben, doch so … Sie seufzte innerlich. Etwas, das sie seit dem Tod von Granny oft tat.
Celeste tanzte für ihr Leben gern und machte dabei eine gute Figur. Allerdings fühlte sie sich heute nicht ganz wohl. Sie spürte ein Augenpaar, das sie verfolgte. Als sie durch diverse Drehungen und Wendungen in die Nähe von Grayson kam, sah sie auch, wer sie beobachtete. Es war der Duke of Leeds, der sie nicht aus den Augen ließ. Er sah sie an, als wollte er sie zum Duell herausfordern. Was für ein hochmütiger Geselle. Obwohl er den Titel eines Dukes trug, so war sich Celeste nicht sicher, ob er wirklich adliger Herkunft war. Wenn sie länger darüber nachdachte, war sie sich sogar sicher, dass sein Benehmen, seine Sprache und auch die Bewegungen zu gewöhnlich waren. Als wäre er ein Mann der Straße, der sich einen Titel erschwindelt hatte. Der Schein trügt nicht. Driscoll Spencer barg ein Geheimnis und Celeste war sich sicher, dass sie es lüften würde. Wenn er Geschäfte mit Grayson machen wollte, dann musste sie sichergehen, dass er kreditwürdig war und über einen guten Leumund verfügte. Sie sah in seinen Augen, dass es nicht so war, warum konnte sie nicht erklären, aber sie würde es herausfinden.
Driscoll Spencer hätte nicht gedacht, dass er sich an diesem Abend noch amüsieren würde. Nachdem er die Einladung vom Duke of Croyden erhalten hatte, freute er sich doch mehr darauf seinen Freund wiederzusehen und vielleicht auch die Gelegenheit zu bekommen, noch ein wenig über das Geschäftliche zu reden, als einer Frau Avancen zu machen. Er hatte erfahren, dass Grayson seine Schwestern verheiraten musste, bevor er das Erbe seiner Großmutter antreten konnte. Es war ja nicht so, als wäre er darauf angewiesen. Das Erbe seines Vaters hatte ihm nicht nur den Titel eines Dukes eingebracht, sondern ebenfalls ein beachtliches Vermögen. Aber auch die Dowager of Croyden war eine vermögende Frau gewesen und um an dieses Erbe zu gelangen, musste er dafür sorgen, dass seine fünf Schwestern jeweils einen passablen und ehrwürdigen Ehemann fanden, und am Ende er selbst in den Stand der Ehe trat.
Driscoll hoffte nicht, dass er eingeladen worden war, weil er als einer der Kandidaten in Betracht kam. Allerdings hatte er vermutet, dass die fünf Schwestern alle sehr unansehnlich waren, dass die Dowager zu so einer List hatte greifen müssen, weil es anders keine Möglichkeit gab, die Frauen in den Stand der Ehe zu führen. Aber er lag mit seinen Vermutungen falsch. Nachdem er Celeste und auch ihre Schwestern kennengelernt hatte, obwohl er nicht wusste, wen er da vor sich hatte, musste er feststellen, dass Graysons Schwestern allesamt äußerst hübsch waren. Und Celeste war dazu noch schlagfertig. Hübsch waren ihre Schwestern, alle durch die Bank weg. Aber Celeste, die Älteste, war mit einer außerordentlichen Schönheit gesegnet. Ihr hellblondes Haar fiel ihr in großen Locken über den Rücken. Sie hatte ihn mit ihren dunkelblauen Augen angeschaut, und er hatte das Meer an einem aufgewühlten Tag darin gesehen. Seine vielen Jahre als Kapitän hatten ihn geprägt und er zog immer wieder Vergleiche, die ihn daran erinnerten, dass er die meiste Zeit auf dem Meer verbracht hatte.
Er würde noch einige Tage auf Croyden Manor verweilen und er freute sich schon darauf. Die Tage versprachen pure Aufregung. Es war interessant mitzuerleben, wen Celeste am Ende wählen würde. Vermutlich wurde sie die Ehefrau eines äußerst biederen Kerls, der sie zu Tode langweilte. Schade eigentlich, dass für ihn keine Ehe infrage kam. Es wäre sicherlich ein Erlebnis mit Celeste an seiner Seite. Sofort verwarf er diesen Gedanken wieder. Er hatte sich geschworen, dass er seine Freiheit nicht aufgeben würde und eine Ehefrau zu haben bedeutete, gefangen zu sein. Gefangen an Haus und Herd, an eine Frau, die seinen Freiheitsdrang nicht verstehen würde. Eine Frau auf See brachte Unglück, in seinem Leben ebenfalls. Es gab einen Grund, warum die einzige Frau an Bord nur die Galionsfigur war. Auch wenn er dem Leben auf See den Rücken gekehrt hatte, so blieb er dem Meer immer verbunden und wollte die Aussicht nicht aufgeben, jederzeit wieder in See zu stechen. Wenn auch nur in Gedanken, denn seine Verpflichtungen hielten ihn davon ab.
Eine Frau in einem gelben Kleid kam auf ihn zu und lächelte verschämt, fächerte sich Luft zu. „Ich glaube, gleich ist Damenwahl“, erklärte sie kokett. So aus der Nähe betrachtet, war sie älter, als es schien und ging bereits auf die Vierzig zu.
„Ist das so?“, fragte Driscoll.
Sie nickte beflissen.
„Dann habe ich den Tanz bereits Lady Celeste versprochen. Danke für den Hinweis.“ Er nickte ihr zu, drückte ihr sein Champagnerglas, von dem er nur genippt hatte, in die Hand, und machte sich auf die Suche nach der Dame, die noch nicht wusste, dass er ihr den Tanz versprochen hatte.
Celeste stand bei einer anderen jungen Frau und war umgeben von einigen jungen Männern. Gecken, die den Duft der Mitgift schnupperten.
„Entschuldigung, darf ich um den Tanz bitten, Lady Celeste?“ Er hielt ihr die Hand entgegen.
Er sah, wie überrascht sie wirkte und den Mund öffnete, als wollte sie etwas sagen. Eine Ablehnung stand in ihren Augen. Doch dann bekam sie einen kleinen Schubs, der sie förmlich in seine Arme beförderte, zumindest griff sie nach seiner Hand, um Halt zu finden, und er schloss seine Finger fest um ihre. Nun konnte sie nicht mehr zurück. Ihre Wangen färbten sich vor Verlegenheit rot und er schmunzelte. Sie hatte nicht mit ihm tanzen wollen, doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
Das Streichorchester spielte einen Walzer und Driscoll zog Celeste in seine Arme, führte sie gekonnt über das Parkett. Sie war für eine Frau recht groß, passte gut zu ihm. Es kam selten vor, dass er auf eine Frau traf, bei der der Größenunterschied nicht zu sehr ins Gewicht fiel. Sie bewegten sich wie eine Einheit, der Blick in ihre Augen sagte ihm jedoch, dass sie das hier nicht genoss.
„Sie wollten nicht mit mir tanzen, habe ich recht?“, fragte er, beugte sich leicht zu ihr, um ihr ins Ohr zu flüstern.
„Würden Sie an meiner Stelle mit Ihnen tanzen wollen, nach all diesen höflichen Komplimenten, die ich von Ihnen erhalten habe?“
Er schmunzelte. Sie war nicht auf den Mund gefallen und es gefiel ihm, dass sie nicht versuchte, etwas darzustellen, was sie nicht war. „Um etwas klarzustellen, für mich gibt es nichts Schöneres als eine Fregatte.“
Celeste verzog den Mund zu einer kleinen Fratze. „Was sind Sie?“
„Ein Fregattenkapitän.“
Frappiert blickte sie zu ihm auf und kam für eine Sekunde aus dem Takt. „Sie fahren zur See?“, fragte sie verwundert.
„Nicht mehr. Seit ich den Titel meines verstorbenen Cousins geerbt habe, kümmere ich mich um die Ländereien, die zu dem Titel gehören.“
„Oh und seit wann tun Sie das?“
„Seit fast einem Jahr. Ich gebe zu, die See fehlt mir, das Meer und der Tanz auf den Wellen liegt mir mehr, als ein Tanz auf blankem Parkett.“
„Dafür halten Sie sich aber sehr gut“, gab Celeste zu.
„War das jetzt ein Kompliment?“, wollte er wissen und zog sie ein wenig dichter an sich, um einem anderen Paar auszuweichen.
„Ich hätte Sie nicht für einen Mann gehalten, der nach Komplimenten fischt.“
„Das sehen Sie richtig. Ich fische ansonsten Wale oder Schwertfische.“
Als der Tanz endete, sah Driscoll einen Mann auf sie zusteuern und Celeste stöhnte leise auf. „Oh nein“, murmelte sie.
Der Mann hatte Celeste fest ins Auge gefasst, als gehörte sie ihm. Dabei war er in Driscolls Augen eine Witzfigur. Den Kerl würde er am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Er war einen ganzen Kopf kleiner als Celeste und auch viel zu jung für sie. Er hatte nicht wirklich vor, um sie zu werben und sogar zu ehelichen? Sah er denn nicht, wie lächerlich das war? Er sollte sich lieber eine Frau in seiner Liga suchen. Celeste war ihm vermutlich nicht nur körperlich überlegen, sondern auch geistig. Obwohl er kein Wort mit diesem Kerl gewechselt hatte, war Driscoll klar, dass dort nicht viel zu erwarten war. Auf ihn machte er den Eindruck eines langweiligen Mannes, mit einem langweiligen Leben, indem eine Frau wie Celeste, ein einsames Leben führen und welken würde, wie eine Rose ohne Wasser.
„Wie wäre es, wenn Sie mich durch Ihren Garten führen? Ihr Bruder hat erwähnt, dass Sie ein gutes Händchen haben, was die Rosenzucht angeht.“
Celeste sah ihn dankbar an. „Ja, sehr gerne, Euer Gnaden. Dort gelangen wir hinaus.“ Sie wies auf eine der Terrassentüren, die weit geöffnet waren.
Sie wandten sich ab und Driscoll sah aus dem Augenwinkel, dass der Winzling abrupt stehen blieb. Driscoll nahm es mit Befriedigung auf.
„Danke, dass Sie mich vor dem Marquis of Goswins gerettet haben. Ich weiß, dass Ihnen nicht an meinen Rosen gelegen ist, Euer Gnaden“, sagte Celeste, als sie einen Kiesweg im Garten einschlugen und außer Hörweite der anderen Gäste waren.
„Sie verkennen mich, Lady Celeste. Ich interessiere mich sehr wohl für Ihre Blumen, auch wenn ich Sie gerne gerettet habe.“ Er bot ihr den Arm an, damit Celeste sich unterhaken konnte. Die Sonne war bereits untergegangen und die Fackeln, die entlang der Wege aufgestellt worden waren, spendeten nur spärlich Licht, sodass der Kies auf dem Weg nur undeutlich zu erkennen war.
Celeste gab nach und nahm den angebotenen Arm. Sie war ihm wirklich dankbar, denn so wie es aussah, wollte Peer Audley sie erneut um einen Tanz bitten. Er schien wild entschlossen, um sie zu werben und Celeste wusste nicht, wie sie ihm einen Korb geben konnte, ohne ihn ernstlich zu vergrämen.
Sie erreichten den Rosengarten, der von einem kleinen Holzzaun umgeben war und Spencer öffnete das kleine Tor, ließ ihr den Vortritt.
„Diese Rose ist eine besondere Züchtung. Sie trägt den Namen Beatrice, weil meine Großmutter sie gezüchtet hat“, erklärte Celeste und deutete auf einen hellgelben Rosenstamm, der prächtige Blüten trug.
Driscoll schnupperte daran und sah sie enttäuscht an. „Sie riecht gar nicht.“
Celeste lachte leise. „Nein, das tun die meisten Rosen nicht. Ihre Schönheit finden Sie in den Blüten, in ihrem Aussehen und in der Form und Größe ihrer Köpfe, nicht in dem Duft.“
„Gibt es eine Rose, die Ihren Namen trägt?“
Sie nickte. „Ja, die gibt es und sie duftet sogar ein wenig nach Vanille.“ Sie führte ihn tiefer in den Rosengarten hinein, der für den Rest der Gäste tabu war. Vor einer weißen Rose, die an den Spitzen leicht rosa gefärbt war, blieb sie stehen. „Die Belle Celeste. Auch eine Kreation meiner Großmutter.“
Driscoll beugte sich hinunter und roch. „Mhm, sie duftet wirklich, fein und sehr angenehm. Eine außergewöhnliche Rose. Sie gefällt mir und erinnert mich an Sie, Lady Celeste.“
Hitze stieg Celeste in die Wangen. Sie war es nicht gewohnt, dass man ihr Komplimente machte.
„Und welche dieser Rosen ist Ihre Kreation?“ Der Herzog sah sich suchend um.
„Diese hier. Sie ist mein Liebling, weil ich die Farbe sehr liebe.“ Sie deutete auf eine violette Blüte.
„Wirklich eine interessante Farbe. Ein zartes Violett. Wenn ich raten darf, ist ihr Schlafgemach in den gleichen Tönen ausgestattet.“
Verlegen lächelte Celeste. „Ist das so offensichtlich, dass es meine Lieblingsfarbe ist?“ Warum machte er sich Gedanken über ihr Schlafgemach?
Driscoll warf einen Blick auf ihr Kleid und schmunzelte. „Es war nicht schwer zu erraten. Aber Violett steht Ihnen ausgezeichnet und schmeichelt Ihrem Teint, Mylady.“
Erneut ein Kompliment.
„Vielen Dank. Ich denke, wir sollten zurückgehen, man wird uns bereits vermissen.“ Sie wollte gehen, doch er hielt sie auf.
„Warten Sie, Celeste. Sie sollten nicht den ersten Mann nehmen, der Ihnen einen Antrag macht“, sagte er im ernsten Ton.
Sie blickte auf seine Hand, die ihren Oberarm festhielt, bis er sie losließ. „Wer sagt, dass ich überhaupt heiraten werde?“, fragte sie pikiert und verwundert über den abrupten Themenwechsel.
„Weil Sie eine Frau sind, der Pflichterfüllung ins Gesicht geschrieben steht. Sie würden niemals Ihren Bruder im Stich lassen. Also werden Sie heiraten, schon bald, damit die nächste Ihrer Schwestern sich einen Mann suchen kann.“
„Sie sind nicht mein Bruder, Euer Gnaden, daher wüsste ich nicht, warum ich das mit Ihnen besprechen sollte.“
Sie standen im Schatten eines hohen Rosenstamms, deren üppige Blüten sie vor der Sicht der Gäste, die den Weg entlang schritten, schützte. „Ich möchte einfach nicht, dass Sie den falschen Mann heiraten“, raunte er ihr zu.
„So? Und wer wäre in Ihren Augen der Richtige?“, fragte sie herausfordernd.
Driscoll trat näher. „Ein Mann, der aus Ihrem Leben ein Abenteuer macht“, erklärte er ganz nah an ihren Lippen, sodass sie sich fast berührten.
„Ich ziehe es vor, ein Leben in Ruhe und Frieden zu führen.“
Ungläubig sah er ihr tief in die Augen. „Warum glaube ich Ihnen das nicht, Mylady? Ich sehe in Ihren Augen, dass Sie Tristesse verabscheuen, genauso wie Hochmut, Dummheit und Oberflächlichkeit. Ich weiß es deshalb so genau, weil mir dieselben Dinge missfallen. Wir beide sind aus dem gleichen Holz geschnitzt, das können Sie mir glauben, Celeste.“
Er benutzte zum wiederholten Mal ihren Vornamen, was ihr ganz und gar nicht gefiel. „Wir sind nicht gut genug bekannt, dass Sie wissen, was mich bewegt, noch, dass Sie meinen Vornamen benutzen sollten“, sagte sie und wollte an ihm vorbei, doch mit einer schnellen Bewegung, zog er sie in seine Arme.
„Sie haben keine Ahnung, wie gut ich Sie bereits kenne. Und ich freue mich darauf, Sie noch viel besser kennenzulernen“, murmelte er und blickte ihr verlangend auf den Mund. Dann beugte er sich tiefer zu ihr und wenige Sekunden später lagen seine Lippen auf ihren.
Celeste war so überrascht, dass sie im ersten Augenblick stillhielt. Es war nicht ihr erster Kuss. Den hatte sie mit acht Jahren von Jonathan Babington bekommen, doch damals hatte dieser nur kurz ihre Lippen berührt und war dann schreiend weggelaufen. Dass Driscoll Spencer weglaufen würde, stand hier jedoch nicht zur Debatte. Er hatte sie fest im Griff und sie spürte, wie seine Zunge Einlass in ihren Mund forderte. Doch Celeste verbot es ihm. Sie wandte den Kopf und er ließ von ihren Lippen, hielt sie jedoch noch fest.
„Bitte, lassen Sie mich los, Euer Gnaden. Wenn uns jemand beobachtet, ist nicht nur mein Ruf ruiniert. Sie wissen, was davon alles abhängt. Auch der Ruf meiner Schwestern und das Erbe meines Bruders stehen auf dem Spiel. Sie sollten nicht damit spielen, nur um sich einen Spaß daraus zu machen.“ Hilflos sah sie zu ihm auf.
„Ich werde Sie gehen lassen, Celeste, wenn Sie mir sagen, ob Ihnen der Kuss gefallen hat.“ Seine Stimme war tief und nicht so sicher, wie sie erwartet hatte.
Doch was sollte sie antworten? Die Wahrheit? Sie konnte ihm keinesfalls sagen, dass sie von diesem Kuss träumen würde und er ihr sehr gefallen hatte.
„Nein, er hat mir nicht gefallen. Ich mag es nicht, wenn man sich einfach so meiner bemächtigt, und ungefragt einen Kuss stiehlt.“
„Warum glaube ich Ihnen nicht?“, fragte er erneut sanft und strich mit einem Daumen ihre Kinnlinie entlang.
„Weil Ihre Arroganz Ihrer Körpergröße entspricht“, gab sie frech zurück.
Er schmunzelte. „Ich denke, Ihr Selbstbewusstsein ist genauso groß wie meines, Lady Celeste.“ Bevor er sie losließ, drückte er ihr erneut einen Kuss auf die Lippen. „Wir beide werden noch eine Menge Spaß miteinander haben.“ Damit ließ er sie los und gewährte ihr einige Schritte Vorsprung, damit sie den Rosengarten verlassen konnte. Erst als das Haus in Sicht kam, schloss er wieder zu ihr auf, doch Celeste gönnte ihm nicht einen Blick.
Juni 1850
Croydon Manor/zwischen London
und Saint Albans
Celeste war untröstlich, dass Mary mit ihrer Familie noch am gleichen Abend zurück nach London fuhr. Eigentlich verbrachten die Babingtons den Sommer auch immer in Saint Albans, doch das Landhaus wurde zurzeit umgebaut, sodass es keine Möglichkeit gab, dort zu wohnen.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, hätte sie Mary gerne erzählt, was sich am Abend zuvor im Rosengarten zugetragen hatte. Doch so musste sie ihr Geheimnis erst einmal für sich behalten. Mit ihren Schwestern konnte sie nicht darüber sprechen, sie würden den Duke of Leeds für einen Verehrer halten und die Situation total falsch verstehen. Celeste seufzte tief. Das musste sie sich unbedingt abgewöhnen, sie hörte sich an wie ihre eigene Großmutter. Sie würde nach dem Frühstück ein wenig im Rosengarten arbeiten, das sollte sie ablenken. Entschlossen rief sie nach Jane, ihrer Kammerzofe, damit sie sich ankleiden konnte.
„Welches Kleid möchten Mylady heute tragen?“, fragte Jane durch die geschlossene Tür.
„Das Roséfarbene. Und dazu die passenden Haarbänder, Jane.“
„Sehr wohl, Mylady.“
Celeste beeilte sich mit der Morgentoilette und Jane half ihr, das Mieder zu schnüren und die Krinoline anzulegen. Dann zog sie die Unterröcke und das roséfarbene Kleid darüber. Es hatte kurze Puffärmel mit Spitzenbesatz und schimmerte glänzend. Die Seide war von bester Qualität. Eigentlich war es viel zu fein, um damit im Garten zu arbeiten, aber aus irgendeinem Grund, über den sie nicht länger nachdenken wollte, wollte sie schön aussehen.
Am Frühstückstisch traf sie auf Rosalie und Valentine. Eugenie und Georgina gehörten zu den Menschen, die gerne lange schliefen und selten vor Mittag aufstanden, was Celeste nicht nachvollziehen konnte. Es gab doch nichts Schöneres, als am Morgen der Sonne dabei zuzusehen, wie sie den Himmel von der Nacht zurückeroberte.
„War es gestern nicht ein wunderschöner Ball?“, fragte Rosalie und biss von ihrem Toast ab.
„Das sagst du doch nur, weil es dein erster Ball war, an dem du teilnehmen durftest“, stichelte Valentine und Rosalie streckte ihr die Zunge heraus.
„Mädchen, bitte, hört auf zu streiten. Ich bekomme davon Kopfschmerzen.“
„Bist du dir sicher, dass es von unserem Streit kommt? Du warst gestern sehr lange mit dem Duke of Leeds im Garten verschwunden“, erklärte Valentine und sah sie erwartungsvoll an.
„Was soll das denn heißen? Der Duke hatte mich gebeten, ihm die Rosen zu zeigen.“ Celeste tat ganz ahnungslos.
„Bei Nacht?“, fragte nun auch Rosalie nach.
„Was wollt ihr denn von mir hören?“ Celeste schüttete Milch in ihren Tee und trank einen Schluck. Als sie die Tasse absetzte, wurde es laut an der Tür und ihr Bruder betrat den Frühstücksraum, gefolgt vom Duke of Leeds. Sofort verstummte das Gespräch der Mädchen.
„Myladys“, begrüßte Spencer die Frauen und nahm Celeste gegenüber Platz, während Grayson sich an das Kopfende des Tisches setzte.
„Ich hoffe, Sie haben in unserem Haus gut geschlafen?“, fragte Celeste höflich, denn die entstandene Stille war mehr als peinlich.
„Als wäre es mein eigenes Bett“, erklärte Driscoll und lächelte sie an.
„Ich hätte nicht erwartet, dass überhaupt schon jemand auf ist, außer Celeste“, sagte Grayson an die Mädchen gewandt.
„Celeste hat Kopfschmerzen, deshalb ist sie schlecht gelaunt“, petzte Rosalie und Celeste verdrehte die Augen.
„Frische Luft soll bekanntlich Wunder wirken. Vielleicht kann ich Mylady bei einem Spaziergang begleiten?“ Der Duke sah sie fragend an.
„Ich hatte vor, nach dem Frühstück auszureiten“, erklärte Celeste, ihr eigentliches Vorhaben verwerfend.
„Das ist eine sehr gute Idee. Ich werde mein Pferd gleich von Ihrem Stallknecht mit aufsatteln lassen“, rief Driscoll erfreut.
„Sie haben Ihr Pferd hierher mitgebracht?“, fragte Valentine überrascht.
Driscoll nickte. „Ja, ich bin zu Pferd angereist. Da ich nicht lange bleiben werde, habe ich auf meinen Kammerdiener verzichtet und nicht die Kutsche genommen.“
„Du hättest auf einem meiner Pferde ausreiten können“, bot Grayson an.
„Du kannst uns ja begleiten“, sagte Celeste voller Hoffnung, doch Grayson machte diesen Vorschlag sofort zunichte.
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe heute Morgen noch zu arbeiten, etwas, was sich nicht aufschieben lässt. Ich danke dir, dass du dich in der Zeit um unseren Gast kümmerst, Celeste.“
Sie nickte und sah hilfesuchend zu ihren Schwestern, doch die lächelten sich nur verschwörerisch an. Von ihnen war keine Hilfe zu erwarten. Hatte sich denn jetzt die ganze Welt gegen sie verschworen?
Celeste ritt eine rotbraune Stute, die ein sanftes Gemüt hatte. Sie hatte das glänzende roséfarbene Kleid gegen ihre Reitkleidung getauscht, und trug nun ein dunkelgrünes hochgeschlossenes Kleid, mit einem kleinen Umhang. Driscoll sah mit seinen engen weißen Reithosen und der schwarzen Jacke über einem weißen Hemd unverschämt gut aus. Sein Pferd war ein edler weißer Hengst von beeindruckender Größe. Ein wahrlich schönes Tier von guter Herkunft.
Sie ritten eine Weile einen schmalen Waldweg entlang, der es nur ermöglichte, hintereinander zu reiten. Am Morgen noch hingen dunkle Wolken am Himmel, doch sie hatten sich bis zum Mittag hin verzogen, und nun strahlte die Sonne an einem endlos blauen Himmel. Sie ritten am River Ver entlang, bis der Pfad sie in ein kleines Wäldchen führte, das ein wenig Schatten bot und herrlich duftete.
„Wo leben Sie, Mylord?“, wollte Celeste wissen und warf ihm über die Schulter einen Blick zu.
Als der Pfad breiter wurde, ritt er neben sie, was eine Unterhaltung einfacher machte, und sie sich in ihrem Damensattel nicht immerzu umdrehen musste. „Mein Landsitz liegt in der Nähe von Chatham, an der Küste. Ich habe der Frau meines Cousins das Stadt- und Landhaus überlassen. Ich wollte eine Witwe nicht auf die Straße setzen.“
Das war sehr rücksichtsvoll von ihm, normalerweise hätte die Witwe die Häuser für den neuen Duke räumen müssen.
„Aber Sie benötigen doch ein Stadthaus, wenn Sie Ihren Sitz im Oberhaus einnehmen wollen.“
Er nickte zustimmend. „Ich werde mir ein Haus in den nächsten Monaten kaufen. Grayson hat mir seine Hilfe angeboten ein angemessenes Anwesen zu finden.“
„Grayson ist immer sehr hilfsbereit.“ Celeste hielt ihr Pferd an, als sie eine kleine Anhöhe erreichten, die den Blick auf Saint Albans freigab.
„Aus Ihrem Mund hört es sich an, als wäre es Ihnen nicht recht.“ Driscoll sah sie skeptisch an und stieg von seinem Pferd, band es an einem Baum fest und klopfte behutsam den Hals des Pferdes. Er drehte sich zu ihr um, nahm ihr die Zügel der Stute ab und band auch diese an dem Baum fest. Um ihr beim Absteigen zu helfen, umfasste er ihre Hüften und hob sie ganz langsam aus dem Sattel, ließ sie dabei nicht aus den Augen.
„Danke.“ Celeste wandte sich ab, um einen gewissen Abstand zwischen sich und Driscoll zu bringen. Seine Präsenz war zu viel für sie, er nahm ihr die Luft zum Atmen, und machte sie ganz schwindelig.
„Sind Sie böse auf Grayson, weil er Sie in diese Lage gebracht hat?“ Er ließ nicht locker, ging hinter ihr her, als Celeste sich dem Bach zuwandte.
„Sie irren sich. Grayson trägt nicht die Schuld an unserer Lage. Es ist Granny und ihr Erbe, das dafür verantwortlich ist. Aber es ist, wie es ist. Wir alle können nichts an der Situation ändern. Meine Schwestern wollen ohnehin lieber gestern als heute heiraten“, gab sie preis.
„Und Sie nicht, Celeste?“, fragte er leise.
Sie drehte sich um und funkelte ihn böse an, weil er schon wieder nur ihren Vornamen benutzte.
„Nein, ich hatte nicht vor, alsbald zu heiraten. Aber nun bleibt mir keine andere Wahl. Grayson trägt einen Titel und muss dafür sorgen, dass auch er bald heiratet, damit er einen Erben zeugt und der Titel in der Familie bleibt. Dem will ich nicht im Weg stehen.“
„Dann brauchen Sie aber bald einen Verehrer, der Ihnen den Hof macht und um Ihre Hand anhält.“
Was er nicht sagte.
„Es gibt Verehrer die mir den Hof machen und charmant sind“, log sie.
„Wen? Den Marquis of Goswins?“, fragte er feixend.
„Oh, Sie sind ein unmögliches Scheusal!“, rief sie aufgebracht und wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie fest.
„Warten Sie, Celeste. Ich wollte Sie nicht verärgern, bitte entschuldigen Sie mein Benehmen.“
„Das tun Sie aber, vor allem wenn Sie mir vor Augen halten, welche Chancen ich auf dem Heiratsmarkt habe“, sagte sie wütend und hätte ihm gerne die Augen ausgekratzt. Dieser Mann war unmöglich und sie wollte nach Hause.
„Sie sollten sich nicht einfach einem Mann an den Hals werfen, der charmant ist, und Ihnen den Hof macht.“
Als wenn sie das täte. Celeste schnaufte. „Und dafür lieber einen Kerl, wie Sie einer sind, ungefragt küssen?“ Vor Rage wurden ihre Wangen ganz heiß.
„Ich mag es, wenn Sie so aufgebracht sind, und Ihr wahres Gesicht zeigen. Sie haben Temperament, damit könnte ein Marquis of Goswins gar nicht umgehen.“
„Vermutlich nicht, Sie aber auch nicht.“
„Das sehe ich anders. Ich weiß mit einer Frau umzugehen.“
„Indem Sie sie ungefragt küssen?“ Ihre beißenden Worte machten etwas mit ihm und sein Interesse an ihr, war kaum noch zu verbergen. Seine Augen flatterten kurz und er atmete laut aus.
Er zog sie dichter an seinen Körper. „Sie sollten mich nicht herausfordern, Mylady“, knurrte er.
„Guten Morgen Lady Celeste!“ Eine Reiterin galoppierte an ihnen vorbei und sie winkte freundlich.
Erschrocken trat Celeste einige Schritte rückwärts und wäre beinahe in den Bach gestürzt, hätte Driscoll sie nicht aufgefangen.
„Passen Sie auf.“
„Hilfe!“ Sie ruderte mit den Armen und griff nach dem Erstbesten, dass sie zu fassen bekam. Es war Driscolls Hals und sie presste sich fest an ihn.
„Ich habe Sie. Bei mir sind Sie sicher“, raunte er ihr zu und sie spürte, wie schnell sein Herz schlug. Verwirrt blickte sie zu ihm auf. So aus der Nähe und im Schein der Sonne betrachtet, musste sie zugeben, dass er sehr gut aussah. So männlich und verwegen. Sie konnte sich ihn gut auf einem Schiff vorstellen und die weite Welt bereisen.
„Da bin ich mir nicht so sicher, Euer Gnaden“, flüsterte sie und war nicht in der Lage, ihren Blick abzuwenden. Seine vollen Lippen zogen sie magisch an. Ihr eigenes Herz hämmerte wild in ihrer Brust und sie war sich seiner Nähe sehr bewusst. Als er lächelte, sah er noch schöner aus. Noch nie war Celeste einem Mann begegnet, der so schön war. Sein markantes Kinn trug bereits wieder einen Bartschatten, obwohl er heute Morgen rasiert zum Frühstück erschienen war. Er roch so gut, nach Leder und einer frischen Note, die sie an das Meer erinnerte.
„Wir befinden uns in einer prekären Lage. Wenn uns jemand sieht, könnte man uns schnell für ein Liebespaar halten“, murmelte er.
„Dann sollten Sie mich loslassen, denn ich habe einen Ruf zu verlieren.“ Ihre Worte klangen atemlos, sie war nicht in der Lage, sich zu bewegen.
„Das kann ich aber nicht. Nicht bevor Sie mir einen Kuss gewähren.“ Er sah sie provozierend an.
„Euer Gnaden, Sie wissen …“
Er nickte. „Ja, ich weiß …“, unterbrach er sie und senkte seinen Kopf.
Seine Lippen waren warm und Celeste hat es fast ersehnt, dass er genau das tun würde. Er küsste sie und ihre Arme zogen ihn dichter zu sich. Sie schien den Verstand zu verlieren, sich in aller Öffentlichkeit küssen zu lassen. Jedoch verlor sich Celeste in diesem Kuss. Sie wollte ihn nicht beenden. Sie wollte für immer in seinen Armen liegen und seine Wärme spüren.
Als dumpfe Pferdehufe auf dem Waldweg zu hören waren, ließ Driscoll von ihr ab, aber nicht, ohne sich zu versichern, dass sie fest auf beiden Beinen stand.
Celeste richtete ihre Reitkleidung und ging hinüber zu ihrer Stute, als Grayson in Sicht kam. Sie atmete schwer und musste sich zusammenreißen, damit sie nicht gänzlich die Fassung verlor und mit ihrem Verhalten preisgab, was gerade hier vorgefallen war.
„Grayson!“, rief sie aufgeregt und schob sich eine Haarlocke aus dem Gesicht.
„Wo bleibt ihr denn? Ihr seid schon Stunden unterwegs“, meinte Grayson anklagend, als hätten sie ein Verbrechen begangen.
„Ruhig Blut, mein Freund. Ich habe Lady Celeste gebeten, mir ein wenig die Umgebung zu zeigen. Wir scheinen die Zeit vergessen zu haben“, sprang Driscoll für Celeste in die Bresche.
„Du hattest mich doch gebeten, dass ich mich um den Herzog kümmere“, erinnerte Celeste ihren Bruder. „Warum machst du jetzt so einen Aufstand?“
„Du hast Besuch bekommen“, erklärte er nicht gerade freundlich.
Oh Gott! Bitte lass es nicht den Marquis of Goswins sein,