Dark Clockwork Fates - Elea C. Duncan - E-Book

Dark Clockwork Fates E-Book

Elea C. Duncan

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Beschreibung

Elina hat keine Wahl: Die Prinzessin muss zuerst ihr Königreich verlassen, um den Thron besteigen zu können. Der Grund dafür wird ihr zunächst verschwiegen. Gerade erst ihre Mutter verloren, wird Elina von jenem Reich aufgenommen, das für alle ein einziges Mysterium darstellt. Dort trifft sie auf Hendric und Dominic, die Söhne des Imperators, die so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht. Mit beiden beginnt sie eine verhängnisvolle und sinnliche Romanze. Doch das ist nur der Anfang auf ihrem Weg zur Königin und Mutter. Plötzlich ist auch ihre Jugendliebe Lucas wieder im Spiel und sie erfährt, dass sie ein dunkles Geheimnis in sich trägt, das ihre Welt bis auf die Grundmauern erschüttern soll. Elina gerät in einen gefährlichen Strudel aus brennender Leidenschaft und inniger Liebe und muss grausame Schicksalsschläge erleiden, die sie für immer verändern werden.

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Inhalt

Willkommen

Arrangiert

Imperator

Wahrheiten

Entscheidung

Rückkehr

Blutsbande

Paradies

Sohn

Geben und Nehmen

Lucas

Schlange im Nest

Akzeptanz

Angriff

Errettungen

Stunde des Grauens

Hochzeit

Lauf des Kriegs

Ich sah meinen mir zugedachten Lebensweg stets vor mir und folgte ihm mal mehr, mal weniger. Er bot mir eine Orientierung und ich kannte es nicht anders. Dafür war gesorgt worden. Doch nach dem Tod meiner lieben Mutter war dort auf einmal kein Weg mehr zu erkennen und ich musste meine eigenen Entscheidungen treffen.

Doch wie trifft man eine Entscheidung, wenn dies unmöglich scheint? Wenn man sich selbst ein Rätsel ist?

Vielleicht gibt es die eine richtige Entscheidung niemals.

Willkommen

Ein eisiger Wind pfiff und bescherte mir eine unangenehme Gänsehaut.

»Königliche Hoheit, Sie haben keine Wahl. Sie sind noch nicht thronberechtigt. Kommen Sie bitte.«

Mit Tränen in den Augen drehte ich mich zum alten, goldenen Palast meiner verstorbenen Mutter und meiner Kindheit um und griff meinen Gehstock etwas fester. Ich wollte von hier nicht fort. Schon gar nicht, wo meine Mutter hier vor drei Monaten auf unerklärliche Weise den Tod gefunden hatte. Sie war plötzlich krank geworden und kurz darauf gestorben.

Nun war ich ganz alleine. Meine Mutter hatte mich immer hinter den hohen Mauern versteckt gehalten, als uneheliche, verkrüppelte Tochter. Nur die Bediensteten wussten von mir. Und nun sollte ich in ein vollkommen fremdes Königreich kommen, bis ich berechtigt wäre, den Thron meiner Mutter zu besteigen. Man hatte ein Schreiben an alle verbündeten Königreiche geschickt, welches mich aufnähme. Keines hatte jedoch geantwortet, also hatte man die Suche ausgeweitet. Zu aller Überraschung hatte sich gerade das bereit erklärt, mit dem niemand jemals gerechnet hätte. Es war geheimnisumwittert und gefährlich, wie man sich erzählte. Niemand außenstehendes durfte es je betreten, obwohl es das Größte unserer Welt war.

»Ich komme«, meinte ich schwer und setzte mich hinkend in Bewegung.

Mein rechtes Bein war von Geburt an taub.

»Seien Sie nicht traurig, königliche Hoheit«, versuchte meine Gouvernante, mich aufzumuntern, als wir beide in der Kutsche Platz genommen hatten.

»Sie sehen es bald schon wieder.«

»Wann verraten Sie mir endlich, was ich dafür tun muss?«

»Alles zu seiner Zeit! Üben Sie sich in Geduld mit Ihren zwanzig Jahren!«

Ich senkte den Kopf und ordnete mir mein schwarzes, weit ausgestelltes Kleid. Die Fahrt dauerte fast vier Wochen mit den notwendigen Zwischenhalten, bis wir endlich angekommen waren und ich das große, seltsam Funken sprühende Tor wahrnahm, welches uns geöffnet wurde.

»Wie bizarr«, stellte ich verwirrt fest.

»Grotesk!« Als wir anhielten und uns die Kutschtür geöffnet wurde, stiegen wir aus und meine Gouvernante rümpfte bei dem Anblick eines goldsilbernen Palastes mit vier Türmen und einem mächtigen Uhrenturm in der Mitte die Nase. »Wo ist der König? Nimmt er seine königliche Hoheit gar nicht in Empfang?«

Ein Diener in einem merkwürdigen, schwarzen Frack mit einer silbernen Kette als Verschluss deutete auf die große Eingangstür. »Der Imperator ist zur Zeit außerhalb unterwegs. Die Imperatrix und die beiden Söhne erwarten Sie innen.«

»Söhne?! Na, die Misere wird ja immer besser! Das hat man uns nicht mitgeteilt!«

Ich hinkte an ihr vorbei und nickte dem Diener einmal höflich zu. »Danke! … Nun kommen Sie, my Lady!«

»Warten Sie, königliche Hoheit! Es geziemt sich nicht, dass Sie vorangehen!«

Ich hörte nicht auf sie und ging den Weg, den die Wachen mir wiesen, bis in den großen Thronsaal mit einer sehr hohen spitzbogigen Decke, einem langgezogenen, braunen Teppich bis zum bronzenen und mit Zahnrädern verzierten Thron, der in der Mitte des Saals stand und auf dem eine anmutige und zugleich hager wirkende, grauhaarige, golden gekleidete Frau saß und mit ihren eiskalten, grauen Augen durch mich hindurch zu starren schien, so als wäre ich Luft.

»Eure Majestät.« Ich versuchte einen unbeholfenen Knicks zu machen, was mir wegen meines Beines nie recht elegant gelingen wollte. »Mein Name ist Prinzessin Elina vom Königreich …«

»Ich weiß sehr gut, wer du bist!«, entgegnete sie streng und mit fester Stimme. »Du bist nur wegen des Imperators hier. Ich war dagegen, dich aufzunehmen. Ein königlicher Bastard.«

Ich musste mich in diesem Moment sehr arg zusammenreißen. »Entschuldigt, doch dass ich nicht weiß, wer mein Vater ist, ist wohl kaum mein Vergehen.«

Auf einmal trat ein hochgewachsener, junger Mann mit sanften, haselnussbraunen Augen, schwarzen, zurückgebundenen Haaren, kantigen Gesichtszügen und einem edlen, blauen Gehrock auf der anderen Seite des Saals herein. »Vergebe meiner Mutter ihre Worte. Sie ist zu niemandem besonders freundlich oder höflich! Ich bin der erstgeborene Sohn des Imperators. Du kannst mich jedoch Hendric nennen. Ich heiße dich willkommen bei uns.«

Auch vor ihm machte ich einen versuchten Knicks.

»Sehr erfreut, königliche Hoheit.«

»Oh, nein, nicht doch. Diese Titel gibt es hier nicht. Es gibt nur den Imperator und die Imperatrix. Mein Bruder und ich sind höchstens als Lords zu führen, wenn überhaupt. Dies ist kein Königreich. Es sind die sieben Imperien.« Er musterte mich für einen Augenblick mit einem freundlichen Lächeln und einem fast unmerklichen Glanz in seinen Augen.

Auch ich musterte ihn kurz und bemerkte dabei, wie sein Gehrock an seinen breiten Schultern etwas spannte, bevor ich sein Lächeln erwiderte und den Blick abwandte.

»Sie soll mir aus den Augen gehen!«, befahl die Imperatrix und hustete dann in ein Stofftaschentuch, was sich rot färbte.

»Gehe dir doch selbst aus den Augen, Mutter!«, gab Hendric seufzend zurück. »Komme, es gibt interessantere Orte als diesen hier. Du bist sicher erschöpft von der langen Reise. Ich bringe dich und deine Begleitung auf eure Gemächer. Dann könnt ihr euch erstmal ausruhen.«

Erstaunt ging ich mit ihm durch die langen Flure, in denen die Wände voller Gemälde hingen. »Sind das alles deine Vorfahren?«

»Königliche Hoheit! Ihr Ton ist zu vertraut!«, kam es von hinten.

Hendric wandte sich kurz amüsiert zu meiner Gouvernante um, bevor er zu mir sah. »Ja, zumindest die, von denen man weiß. Ein Imperator größer als der andere. Eines Tages werde auch ich dort hängen. Oder mein Bruder. Je nachdem, wer das Duell gewinnt.«

»Was für ein Duell?«

»Es wird ein Duell zwischen uns ausgetragen, wenn der alte Imperator und die Imperatrix gestorben sind. Der Sieger wird der neue Imperator.«

»Barbarisch!«, warf meine Gouvernante ein.

»So wird es seit Generationen gehandhabt! … My Lady, dies dort ist Ihr Gemach. Direkt neben dem unseres Lehrers, Lord Augustin, der sich allerdings kaum blicken lässt.« Er deutete auf zwei nebeneinander liegende, bronzene, spitzbogige Türen mit metallenen Zahnrädern.

Ob die Zahnräder nur Verzierung waren oder einem Zweck dienten, konnte ich nicht erkennen.

»Und wo hat die Prinzessin ihr Gemach?«

»Im Südflügel bei unserer Familie. Der Imperator hat darauf bestanden. Guten Tag, my Lady.«

Ein kleines Grienen unterdrückend folgte ich ihm weiter und ließ meine Gouvernante ratlos zurück.

»Wieso hat mich der Imperator aufgenommen?«

»Das musst du ihn selbst fragen. Von uns ist jeder darüber im Unklaren. Hier entlang, Prinzessin.« Er deutete nach links.

»Wie lange ist deine Mutter schon krank?«

»Seit letztem Jahr, doch sie ist nicht meine Mutter. Nicht wirklich.«

»Wie? Ich verstehe nicht.«

»Unsere Mutter war die erste Imperatrix. Sie ist im Kindbett nach der Geburt meines Bruders ums Leben gekommen. Er hat sie nie gekannt und ich erinnere mich eigentlich auch kaum noch an sie.« Er blieb auf einmal stehen und sah mich an. »Das mit deiner Mutter tut mir sehr leid. Sie starb plötzlich?«

»Ja, kurz davor wurde sie schwer krank. Man hätte es nicht kommen sehen können. Ich vermisse sie sehr. Sie war so eine gute Seele.«

Er wirkte betroffen. »Du hast mein aufrichtiges Beileid! … Dies dort ist dein Gemach. Deine Kleider wurden dir bereits gebracht und wir haben dir auch neue Kleider bringen lassen. Finde nun erstmal etwas Ruhe. Ich werde dich zum Abendessen abholen.«

»Vielen Dank.«

Als ich das große, helle Gemach betrat, stachen mir sogleich die zahnradartigen Verzierungen an den Wänden, am Kamin und am Bett ins Auge. Ich strich über die beigen Vorhänge und sah aus dem Fenster hinaus auf einen Tannenwald. Nach einem kurzen Ausharren setzte ich mich an den alten, dunkelbraunen Sekretär und schrieb meine Reise auf. Nach einer Weile öffnete ich das grüne Samtpäckchen, was auf dem Himmelbett lag und zog ein dunkelbraunes Kleid hervor mit einem schwarzen Korsett mit silbernen Ketten anstatt Schnüren und schwarzen, fremdartigen Mustern im Tüllrock. Vorne war es nur knielang und gerafft, während es hinten die volle Länge aufwies.

Es lag ein Brief dabei. »Willkommen in den sieben Imperien. Imperator Zaman.«

Das Kleid war etwas neues, doch sehr hübsch für meinen Geschmack, wenn auch dunkel und etwas bizarr wie fast alles an diesem Ort. Ich zog es mir an und wurde schließlich von Hendric zum Abendessen geholt.

Ein weiterer junger Mann, etwas schlaksiger als Hendric, kam zum Vorschein. Er trug einen eleganten, dunkelvioletten Gehrock mit bronzenen Applikationen, Stehkragen und violetter Krawatte samt einer Art eingenähten, bronzenen Uhr in der Mitte. Seine langen, braunen, offenen Haare waren lockig und nach hinten gekämmt. Das auffälligste Merkmal stellten jedoch seine intensiven, beinahe leuchtenden, meerblauen Augen dar. Sein Gesicht war fein und filigran, doch zugleich hart, mit perfekt gerader Nase und einem von dem gepflegten, kleinen Oberlippen- und Kinnbart umgebenen, schmalen, charmanten Lächeln.

Er stellte sich mir vor: »Guten Abend Prinzessin. Mein Name ist Dominic.«

Ich versuchte, ihn nicht anzustarren, während er mich jedoch von oben bis unten ausgiebig, beinahe lüstern musterte. Seine Stimme klang wie samt und doch hatte seine ganze Erscheinung, trotz seiner offensichtlichen Schönheit, etwas mystisches und gefährliches an sich, was mich überaus faszinierte.

»Sehr erfreut.« Ich nahm neben ihm Platz und ließ es geschehen, dass er meine Hand nahm und auf ihr einen Kuss andeutete, während Hendric sich seufzend setzte und leicht die Augen verdrehte. »Speist die Imperatrix gar nicht mit uns?«

»Diese Frau hasst jegliche Gesellschaft«, stellte Dominic nun kühl fest. »Normalerweise speist jedoch der Imperator mit uns.«

Ich musste ihn einfach ansehen und verlegen lächeln, während ich die Erkenntnis hatte, dass ich in meinem Leben noch nie jemanden mit solch intensiv blauen Augen gesehen hatte. »Verstehe. Wo ist er denn momentan?«

Dominic goss mir etwas Wein ein, der, so wie fast alle Weine, aus meinem Königreich Vinerow stammte - Wein war unsere kostbarste Ware, die mehr als Zweidrittel der Ausgaben des Reiches finanzierte. »Bei einem Auftrag. Er kommt sicher bald wieder … oder auch nicht. Das kann man nie recht mit Gewissheit sagen.«

Wir speisten und tranken.

»Wieso ist dieses Reich der Außenwelt eigentlich verschlossen?«, wollte ich wissen.

»Weil der Außenwelt unsere Art zu leben zu bizarr wäre«, erklärte Hendric.

»Ihr meint euren Umgang?«

»Auch!«, warf Dominic ein. »Wir leben hier viel entspannter als es in den anderen Reichen üblich ist. Wir müssen zum Beispiel nicht erst heiraten, um lieben zu dürfen. Jedenfalls nicht mehr.«

Er sah mich kurz verstohlen aus den Augenwinkeln an.

Ich räusperte mich etwas, in der Hoffnung, das würde meiner trockenen Kehle etwas helfen. »Ihr wollt euch also als fortschrittlicher bezeichnen, doch so mancher Fortschritt birgt auch Gefahr in sich.«

»Nicht, wenn man diese bannt«, erwiderte er.

»Wie sollte das zu schaffen sein?« Ich sah rasch weg, als sein Blick meinen traf.

»Durch noch mehr Fortschritt.« Er erhob sich und bot mir die Hand. »Ich demonstriere es dir, wenn du mich lässt.«

Meine Hand legte sich in seine warme Hand mit den langen Fingern und ich erhob mich. »Gehe voran. Ich werde folgen.«

Er führte mich in einen großen Saal, wo eine Art mechanische Maschine stand. Es hatte wie eine Kutsche vier Räder, doch es konnten keine Pferde eingespannt werden.

Er zündete in einem kleinen Kessel ein Feuer an und begab sich auf den Kutschbock, wo eine Art Steuerrad wie das eines Schiffes gebaut war. »Der Nachteil von Kutschpferden ist, dass sie irgendwann müde werden und auch regelmäßig getränkt werden müssen. Das bedeutet, man verbraucht allein deswegen unnötig Zeit. Diese Maschine löst dieses Problem. Steige zu mir, Prinzessin!«

»Auf den Kutschbock?!«

»Ja!« Er half mir, aufzusteigen und legte dann einen Hebel nach vorne, woraufhin die Kutsche vorwärts fuhr. »Sie wird von dem Dampf des Feuers angetrieben. Je stärker der Dampf, desto schneller die Kutsche.«

Ich war fasziniert. »Welch erstaunliche Erfindung!«

»Nicht wahr? Ich habe sie gebaut und bin noch dabei, sie zu verbessern. Hier, übernehme du nun das Steuer.«

»Ich?«

Dominic nahm meine Hand und legte sie um das kleine Steuerrad. »Wir lenken nach links, die Räder schlagen nach links ein und wir fahren in diese Richtung.«

Er lenkte mit mir zusammen, wobei ich in mir ein merkwürdiges, wohlig warmes Kribbeln verspürte, während seine Hand an meiner ruhte und immer, wenn sein intelligenter Blick mich intensiv musterte.

»Ein außergewöhnliches Gefühl. Wer hat dieses Gefährt erfunden?«

»Ursprünglich der Imperator zwei Generationen vor meinem Vater. Natürlich war sie da noch nicht so gut« Er sah mir in die Augen und ich konnte mich nicht von seinem Anblick losreißen. »Du hast dort etwas …« Er strich mir sanft über die Unterlippe am Mundwinkel. »… Sauce. So, nun ist sie weg.«

Dominic war definitiv die Art Mann, die auf Frauen eine besondere Wirkung hatten und sich dessen auch sehr wohl bewusst waren.

Meine Gouvernante platzte herein. »Königliche Hoheit, was tun Sie denn da?! Kommen Sie! Augenblicklich!«

Dominic verkniff sich ein schelmisches Lächeln.

»My Lady sollten sich besser abregen. In Ihrem fortgeschrittenen Alter kann jede Aufregung aufs Herz schlagen.«

Sie sah ihn entsetzt und mit offenem Mund an. »Ihr Verhalten ist ungehobelt! Was denken Sie sich eigentlich, wer Sie sind?«

»Oh, wo bleiben meine Manieren?«, spottete er, während er vom Kutschbock sprang, und vollzog sogleich eine sehr elegante Verbeugung vor ihr. »Ich bin Dominic, Sohn des Imperators.«

Er drehte sich zu mir und half mir, abzusteigen.

»Oh, mein Gott, verzeihen Sie meine Worte! Sie waren unbedacht. Ich wollte Sie garantiert nicht beleidigen!«

Schwungvoll drehte er sich wieder zu ihr und erwiderte mit übertriebener Höflichkeit. »Nein, das wollten Sie sicher nicht. Es wäre auch nicht ratsam, dies zu tun. Ich schlage vor, Sie gehen nun und gönnen sich ein wenig Ruhe. Wachen! Begleiten Sie die Lady auf ihr Gemach. Es ist wohl unnötig, dass sie es heute nochmal verlässt.«

»Jawohl, Sir. Kommen Sie.«

Sie wurde abgeführt, ob sie wollte oder nicht.

»Das war sehr unhöflich« stellte ich mit gespielter Empörung fest und brach dann doch in ein Lachen aus.

»Wenn man übertriebene Höflichkeit möchte, sollte man sich an meinen Bruder wenden. Ah, wenn man vom Teufel spricht! Hendric.«

Hendric kam mit verfinsterter Miene herein.

»Bruder, beanspruchen wir die Prinzessin heute nicht länger als nötig. Sie ist bestimmt erschöpft von ihrer langen Reise.«

»Immer so verantwortungsvoll, hm? Wo bleibt denn da der Spaß?«

»Einer von uns muss es ja sein. Jedem hier ist deine Art von Spaß bekannt, Dominic. Doch die Prinzessin ist unser Gast.«

Dominic hob eine Augenbraue hoch und meinte schließlich amüsiert zu mir: »Nun, Elina, ich will dich natürlich absolut nicht auf Abwege von der Tugendhaftigkeit führen. Es wäre wohl besser, wenn du mit meinem Bruder mitgingst.«

Ich lächelte und erwiderte im selben Ton: »Nun dann, gute Nacht.«

»Au revoir«, flüsterte er bei sich, während ich mit Hendric mitging.

»Ich hoffe, mein Bruder war nicht zu aufdringlich dir gegenüber«, meinte Hendric, während wir die Gänge entlang gingen. »Das hat er so an sich.«

»Nein, überhaupt nicht. Ihr mögt euch wohl nicht sonderlich.«

»Nun, wir sind Brüder und ich würde immer für ihn eintreten. Doch wir sind nun mal … sehr verschieden.« Er brachte mich zu meinem Gemach und stand dann etwas unbeholfen da. »Ich … wünsche dir eine angenehme Nachtruhe.«

»Vielen Dank. Das wünsche ich auch dir.« Ich schloss mit einem kleinen Grinsen die Tür hinter mir.

So ging es einige Tage. Am Tag verbrachte ich meine Zeit zumeist mit Hendric oder allein, am Abend führte mir Dominic die fantastischsten Erfindungen vor und ich verlor mich immer weiter in seinem Blick. Unterschiedlicher hätten die zwei Brüder nicht sein können. Hendric besaß viel Anstand und diplomatische Erfahrung, er war sehr warmherzig und zuweilen auch überaus romantisch, wenn er sich denn traute, doch seine Männlichkeit trat sehr deutlich in seiner Statur und seinem Auftreten anderen gegenüber zum Vorschein. Mit ihm würde sich niemand einfach so anlegen.

Dominic dagegen hatte von seiner ganzen Art her etwas gefährliches und geheimnisvolles an sich, was doch zugleich auch sehr anziehend wirkte. Er war überaus gebildet, doch achtete nicht sonderlich auf die Gefühle anderer Menschen. Eher wirkte er kühl und distanziert, außer bei mir. Wie er mit anderen Frauen umging, sah ich nicht. Eines war ich mir inzwischen hundertprozentig sicher: Sie begehrten mich alle beide. Und ich? Ich genoss es. Die Konsequenzen waren mir vollkommen gleichgültig. Ich schwelgte in diesem Gefühl und kostete es voll aus. Dieses eine gefährliche Spiel wollte ich mitspielen.

Arrangiert

Es waren mehr als drei Wochen seit meiner Ankunft vergangen. Ich fühlte mich sehr wohl. Der Imperatrix aus dem Weg zu gehen, fiel mir nicht schwer, denn sie saß gefühlt nur auf ihrem Thron und diesen Saal mied ich tunlichst. Der Imperator war immer noch nicht heimgekehrt, doch das schien keinem Sorgen zu bereiten.

»Ihre Manieren lassen mal wieder zu wünschen übrig, königliche Hoheit!«, tadelte mich meine alte Gouvernante in ihrem übertriebenen rosafarbenen Kleid mit einer riesigen Schleife, die sie mit ihrer Statur wie ein Geschenk aussehen ließ. »Üben Sie das! Ich hole nur einige Bücher für Sie zum Studieren. Sie werden es mir vorführen, wenn ich zurück bin!«

Ich sah ihr nach, seufzte, setzte mich versucht gerade und anmutig hin und griff meine Teetasse mit abgespreiztem kleinen Finger.

Auf einmal kam Hendric herein. »Das sieht nicht sehr bequem aus.«

»Ich soll meine Anmutigkeit üben«, wiederholte ich im nachäffenden Ton.

»Das klingt kaum nach Freude. Komme mit mir.«

Ich musterte ihn. »Und wohin?«

»Aus.« Er hielt mir seine Hand hin. »Ich würde dir gerne etwas zeigen. Einen Ort.«

Ich griff seine Hand. »Dann führet mich.«

Hendric lächelte. »Wie anmutig gesprochen,

Prinzessin!« Er führte mich in einen der Ställe, bis er meinen Blick wahrnahm. »Sage mir nicht, du bist eine Prinzessin, kannst jedoch nicht reiten!«

»Ich saß noch nie auf einem solchen Tier. Meinen

Palast habe ich immer nur von innen gesehen.«

Er sattelte einen großen, edlen, schwarzen Hengst und stellte einen Tritt bereit. »Wie trostlos. Komme, du sitzt vor mir.«

Er reichte mir seine Hand. Ich saß dann sogleich breitbeinig auf diesem Tier.

»Das ist absolut nicht damenhaft«, stellte ich mich etwas unbehaglich fühlend fest.

»So wie du sitzt, ist es das auch nicht, doch es ist definitiv gesünder«, schmunzelte er und trieb das

Pferd an, während seine Arme gezwungenermaßen um meine Hüfte reichten. »Ya!«

Meine Gouvernante kam empört und zügig herausgewalzt und uns nach. »Königliche Hoheit, ich protestiere! Sie kommen sofort zurück zum Unterricht!«

»Schneller!«, rief ich lachend.

Er zwang das Tier in den Galopp. Wir verschwanden

zwischen den Tannen des Waldes. Ich genoss das

Gefühl, seinen starken Körper an meinem Rücken zu spüren. Als wir vor einem großen Tor anhielten, stiegen wir ab und passierten es mithilfe eines alten, großen Schlüssels zu Fuß. Auf einmal stand ich inmitten eines blauen Rosengartens, zwischendrin mit anderen rosafarbenen, kleineren Blumen und

Büschen, und sah mich begeistert um.

»Der Garten gehörte meiner richtigen Mutter. Es soll ihr Lieblingsort gewesen sein.«

Ich sah mich um. »Er ist wunderschön. Ich habe noch nie blaue Rosen zu Gesicht bekommen.«

In der Mitte der riesigen Anlage war ein kleines

Rondell mit einem runden, elfenbeinfarbenen und goldenen, gläsernen Gebäude mit einem Kuppeldach aus Glas. Er führte mich hinein, wo ein einziges blaues Rosenmeer meine Augen verzückte, und brachte mich zu einer schmalen, geschwungenen, elfenbeinfarbenen, mit Gold verzierten Sitzbank, auf die wir uns niederließen.

Hendric überreichte mir eine Rose. »Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.«

Überrascht blickte ich auf. »Wie meinst du?«

»Mein Bruder … seie vorsichtig mit ihm. Halte ihn auf Distanz.«

»Rätst du mir das nicht eher aus Eigennutz?« Ich wollte es nun auf die Spitze treiben und legte meine

Hand sanft an seine stoppelige Wange.

»Möglicherweise.« Er schenkte mir ein Lächeln, bevor er zögerlich seine weichen, warmen Lippen sich mit meinen vereinen ließ.

Hendric war so vorsichtig als ob ich aus Porzellan gewesen wäre. Es lag für mich etwas besonderes in seinem Kuss. Ich wollte, dass er nie endete. Er griff mir in den Nacken und öffnete meine Lippen zaghaft. Ich ließ es geschehen, innerlich zugleich etwas amüsiert, denn er hatte wohl noch nie eine Frau geküsst. Trotzdem genoss ich es, ihn zu schmecken, seinen süßen Geschmack.

Irgendwann löste ich mich jedoch und atmete mit geschlossenen Augen tief ein und aus, bevor ich sie öffnete und ihm in seine sah. »Möglicherweise will ich nur einen von euch.«

»Möglicherweise willst du uns ja auch alle beide gar nicht«, entgegnete er.

»Ihr macht mir gerade beide den Hof. Das steht fest.

Möge der Bessere gewinnen.« Ich strich ihm sanft über die muskulöse Brust zwischen seinem halboffenen Rüschenhemd.

Er sah leicht erstaunt auf meine Hand und schien trotzdem etwas verärgert über meine Worte. »Mein

Bruder will dich nur als Trophäe.«

»Du etwa nicht?«

»Wir haben hier keine große Auswahl an

zukünftigen Ehefrauen. Mein Bruder vergnügt sich zumeist mit der Dienerschaft. Er sucht keine Ehefrau.«

Ich ließ von ihm ab und erhob mich mit einem kleinen Unbehagen. »Wir sollten zurück zum Palast, bevor man sich Sorgen macht.«

Hendric führte mich stumm zum Pferd, ritt mit mir gemächlich zurück und stieg mit mir ab.

Dominic kam mit einem Grienen in den Stall. »Das dachte ich mir doch!« Er griff meine Hand. »Ich übernehme nun, Bruder.«

Mein Blick ging nochmal zurück zu Hendric, während Dominic mich fortführte. Hendric sah mir noch etwas leidend nach. Seine Gefühle waren stets so offensichtlich.

»Wohin bringst du mich diesmal?«, wollte ich schmunzelnd von Dominic wissen.

»Ich habe etwas für dich gebaut.«

Erstaunt fragte ich: »Für mich? Was mag das sein?«

»Geduld, Prinzessin, Geduld.« Er führte mich in eine kleine Kammer und zeigte mir ein rundes Gestell mit schwarzem Leder überzogen und mit silbernen Schnallen, unten mit einer Art halben Schuh nur aus dünnem Leder.

Ich musterte es. »Und was stellt es dar?«

»Setze dich bitte.«

Das tat ich. »Nun?«

»Es ist eine Stütze für dein Bein.« Er kniete sich vor

mir hin und zog mir meinen rechten Schuh aus, bevor er mit seinen blauen Augen zu mir hochsah.

»Darf ich?«

Mir bildete sich ein Kloß im Hals, doch ich nickte und ließ ihn mein Kleid an meinem Bein hochraffen, wo mein Strumpf zum Vorschein kam und wobei seine Finger über mein Bein strichen. Mein Herz begann augenblicklich, zu rasen, auch wenn ich an diesem Bein nichts wirklich spürte. Er platzierte das Gestell an meinem Bein und meinem Fuß und verschloss die Schnallen. Am Knie und am Fußgelenk hatte es rechts und links jeweils drei stabil wirkende, silberne Zahnräder und eine Feder.

»Wie funktioniert es?«

Er zog mein Kleid wieder runter, zog mir meinen Schuh an und half mir auf. »Sehr einfach. Hast du es gemerkt? Die Federn zwingen dein Bein, gerade zu sein, doch sie sind beweglich und geben auch nach. Durch das Gestell hast du mehr Halt und hinkst hoffentlich etwas weniger. Die Zahnräder geben deinem Knie und deinem Fuß die nötige Beweglichkeit. Nun versuche, zu laufen!«

Ich versuchte es und es war tatsächlich viel besser, wenn auch ungewohnt.

»Das ist großartig!«, meinte ich lächelnd und drehte mich zu ihm. »Ich danke dir.«

»Es war mir eine Freude. Du bist so schön, du solltest nicht hinken müssen. Meine Worte scheinen dich zu überraschen.«

»Nun, solche Geständnisse hätte ich mehr von deinem Bruder als von dir erwartet.« Seine Mundwinkel zuckten etwas hoch. »Ich kann mir recht gut vorstellen, wie er von mir spricht. Doch bei dir ist das anders.«

»Ist es das?«

»Vollkommen.« Er trat mit festem Schritt auf mich zu und legte seine Lippen auf meine.

Sein Kuss war wild und ungestüm und ich verging absolut dadrin. Er war wie eine lodernde Flamme, ohne Rücksicht oder Zurückhaltung. Unsere Zungen fanden einander und tanzten. Er umgriff und zog mich an seinen Körper. Meine Hand fuhr ihm in die Haare. Es war wie ein inneres Feuerwerk der Emotionen. Meine Gefühle spielten verrückt. Seine Finger glitten meinen Rücken hinab und seine Küsse wanderten an meinen Hals.

»Dominic, warte«, hauchte ich willenlos. »Das dürfen wir nicht.«

Doch er wartete nicht. Dominic fuhr mit seiner Hand über meine Brüste und griff mir unter den Rock.

»Keine Sorge, ich entehre dich nicht richtig - noch nicht.«

Seine Finger rieben und stimulierten mich zwischen den Beinen. Aufkeuchend krallte ich mich in seine Arme.

»Wieso nicht?« Ich zog ihn stöhnend wieder an meine Lippen und meine Finger glitten seinen Körper hinab bis hinein in seine Hose, wo sie sein schon hartes Glied umgriffen.

Er hielt japsend inne. »Oh, du machst das nicht zum ersten Mal.«

»Nein. Du kannst nicht entehren, was bereits entehrt wurde. Vor vielen Jahren - eine verbotene Liebe. Es wurde nie wieder darüber gesprochen.«

»Nun, wenn das so ist …« Er drängte mich auf den

kleinen Tisch und öffnete sich die Hose, während er mich heiß und leidenschaftlich küsste.

Sein Glied befreite sich. Dominic drang mit seinen Fingern in mich, um mich zu weiten, während ich stöhnend und hingebungsvoll sein Glied mit meinen Fingern umspielte.

»Ich will dich in mir spüren«, hauchte ich zwischen den ungebändigten Küssen.

Doch als er mein Kleid hochraffte und meine Beine spreizte, ließ er sein extrem hartes Glied an mir reiben und mich stimulieren. Er spielte mit mir. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und erwartete sehnsüchtig, dass er in mich eintauchen würde. Ich spürte, wie er es gerade tun wollte. Wie er bereits ansetzte und leichten Druck ausüben wollte.

»Königliche Hoheit!«, ertönte es von draußen. Dominic löste sich rasch von mir und sah mir stark atmend in die Augen, bevor er sich abwandte. Ich richtete mir etwas enttäuscht mein Kleid und meine Frisur und verließ zügig die Kammer, während ich versuchte, meinen Körper zu beruhigen.

»Hier, my Lady!«

Sie sah mich erstaunt an. »Sie hinken ja gar nicht mehr so stark!«

Ich räusperte mich leicht, denn es hatte mir etwas die Stimme verschlagen. »Ja … Dominic hat mir soeben … eine Erfindung gegeben, die mir hilft.«

Er trat hinter mir heraus und nickte uns gespielt höflich zu. »My Lady. Prinzessin. Ich empfehle mich.«

Er verneigte sich mit einem kleinen, schiefen Lächeln in meine Richtung und ich sah ihm kurz noch nach, bevor mich meine Gouvernante packte und mit sich zog. »Ich habe Ihnen doch schon tausendmal gesagt, Sie sollen mit den Herren nicht alleine sein! Nicht auszumalen, wohin das führen könnte! Kommen Sie!«

Sie zwang mich wieder zum Unterricht, doch ich konnte nur noch an das Geschehene denken oder an das Nicht-Geschehene. Am Abend holte mich Hendric wie jedes Mal zum Abendessen ab.

Er sah mir auf dem Weg kaum in die Augen. »Bin ich schon zu spät?«

»Wie meinst du?«

»Du weißt.« Er sah mich nun an. »Hat mein Bruder mit dir …«

»Natürlich nicht!«, rief ich empört, doch konnte ich nicht ohnehin, mich schuldig zu fühlen, sowohl ich zugleich Sehnsucht empfand. »Für was hältst du mich?!«

»Ich weiß nur, für was ich ihn halte.«

Ich sah beschämt weg. »Nein. Haben wir nicht.«

»Gut. Bitte, achte auf dich, Elina.«

»Werde ich.« Mein Blick wandte sich langsam zu ihm. »Keine Sorge.«

Wir speisten alle drei sehr still. Ich versuchte, den Blicken von allen beiden auszuweichen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Mit beiden?

Auf einmal kam meine Gouvernante freudestrahlend herein und verkündete feierlich: »Königliche Hoheit, Ihr zukünftiger Gemahl ist soeben eingetroffen!«

Vor Schreck fiel mir glatt die Gabel aus der Hand.

»Mein Was?!«

»Ihr zukünftiger Ehemann! Ein wohlhabender, einflussreicher König. So werden Sie Königin und Ihre Reiche werden vereint!«

Ich sah sie entsetzt an. »Bitte was?!«

»Es war der Wunsch Ihrer Mutter. Sie hat Ihre Ehe arrangiert. Oh, ist das nicht wunderbar? Wir kommen bald nach Hause!«

Mir fiel alles aus dem Gesicht. »Wie arrangiert?

Was? Das hätte sie niemals getan!«

»Ihre Mutter wollte, dass es Ihnen nach ihrem Tod an nichts fehlt und dem Himmel sei Dank haben wir einen König gefunden, der Sie will. Na los doch, erheben Sie sich! Er wird jeden Augenblick hier sein!«

Schwindelig und benommen tat ich das, während sie hinauseilte. Mein Blick ging zu Hendric und Dominic, die sich ebenfalls leicht verstört erhoben.

»Helfe mir«, flüsterte ich panisch zu Dominic. »Um Gottes Willen, bitte helfe mir, Dominic.«

Hendric sah mich verletzt an.

Dominic griff mich. »Komm! Schnell, folge mir!«

Hendric hielt ihn an der Schulter auf. »Bruder, nicht.

Wir dürfen uns nicht einmischen.«

»Lasse deine Hände von mir!«

»Was willst du tun? Sie verstecken? Du müsstest sie schon selbst heiraten, um sie davor zu bewahren und das würde, erstens, einen Krieg auslösen, zweitens, einen Skandal provozieren und, drittens, wissen wir beide, dass du das niemals tun würdest, da dir keine deiner Eroberungen wichtig ist.«

»Du irrst, Bruder. Ich …«

»Was für ein grotesker Ort! Wo ist diese Prinzessin nun?!«

Ein älterer Mann mit übertriebener Krone kam grimmig herein. Er war so korpulent, dass er kaum durch die Tür passte. Sein dünner Haarkranz war grau und in seinem aufgedunsenen Gesicht war direkt über seiner Oberlippe eine große, schwarze Warze mit einem Haar in der Mitte. Mir wurde übel.

Dominic und Hendric sahen die Gestalt ebenso entsetzt an.

Hendric trat dennoch vor. »Willkommen in den sieben Imperien, Majestät. Ich bin der älteste Sohn des Imperators.«

»Ja, ja, schon gut. Danke, dass Sie sie aufgenommen haben!« Unsanft schob er Hendric beiseite und trat auf mich zu. »Hm. Jung. Und ansehnlich. Dann sehe ich über deine Makel hinweg. Komme, Weib, gehen wir spazieren!«

Die Abscheu fuhr mir in alle Glieder, als er Dominic meinen Arm entriss, der noch entsetzt nachgreifen wollte, und mich mit sich zog.

»Ich muss mich setzen«, meinte ich im Garten hinter dem Palast schweratmend und ließ mich einfach auf eine Bank nieder. »Ich wusste nichts davon.«

»Wieso auch?! Deine Aufgabe ist es, zu gehorchen, hübsch auszusehen und Kinder zu gebären!«

Empört sah ich zu ihm hoch. »Ich werde weder das eine noch das andere! Ich lehne es ab! Ich werde niemals Ihre Frau!«

Er schlug mich zu Boden. »Du hast keine Wahl, freche Göre!« Er kam über mich. »Na warte, dich werde ich gehorchen lehren!«

»Nein!« schrie ich und schlug um mich.

»Du wirst keine Wahl haben!« Er griff meine Hände und öffnete sich seine Hose.

Als er mir mein Kleid hochgezogen hatte, zwang er meine Beine mit seinen breit und drang hart und kalt in mich ein. Jede Bewegung war wie eine Höllenqual, die ich mir so niemals hätte ausmalen können.

»Nein, bitte!« Ich weinte nur und schrie die ganze Zeit über vor Schmerzen, während er sich schwitzend und ächzend an mir ergötzte.

Als er seinen kalten Samen in mich gespritzt hatte, erhob er sich schwer und schloss sich die Hose.

»Nun hast du keine Wahl mehr.«

Hendric und Dominic stürzten sich wie aus dem Nichts auf ihn und schlugen ihn zu Boden. Dominic blieb mit einem Schwert und offensichtlicher Mordlust in den Augen dort, während mich Hendric auf seine Arme hob und in den Palast trug.

»Den Arzt! Holt sofort den Arzt! … Schon gut, ich habe dich. Pssst! … Wachen, helft meinem Bruder!

Oder haltet ihn auf.«

Ich wollte tot sein.

»Um Gottes Willen!« Meine Gouvernante kam angeeilt, als Hendric mich vorsichtig auf ein Sofa legte. »Königliche Hoheit!«

Mit laufenden Tränen und unfassbaren Schmerzen starrte ich bloß ins Leere.

»Der Arzt kommt!«

Nach einer Weile hörte ich einen Mann in leisem Ton erklären: »Körperlich geht es ihr soweit ganz gut. Ich habe ihr ein Heil- und Schmerzmittel verabreicht. Außerdem ein Mittel, das hoffentlich mögliche … Folgen beseitigt. Ihr wird es wieder gut gehen. Allerdings - was das Seelische angeht … nun, sagen wir es mal so: Die Seele muss von alleine wieder heilen, wenn sie es denn schafft.«

»Danke. Sie können dann gehen.«

»Das ist eine einzige Katastrophe! Was, wenn jemand herausfindet, dass sie entehrt wurde? Was, wenn der König auf sein Recht beharrt?«

»Dann schlitze ich ihm höchstpersönlich die Kehle auf«, hörte ich Hendric knurrend zurückgeben.

Ich schluchzte. »Mutter.«

»Sie kommt zu sich! Königliche Hoheit, es wird alles wieder gut. Ich bin bei Ihnen!«

»Ich will wieder nach Hause!«, weinte ich.