Das Ding - Philipp Löhle - E-Book

Das Ding E-Book

Philipp Löhle

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Beschreibung

Rowohlt E-Book Theater Es gibt keinen Zufall mehr. Wie durch weltumspannende Interdependenzen – genannt Globalisierung – alles mit allem verknüpft ist, das verdeutlicht Philipp Löhle in seinem Theaterstück auf unterhaltsame Weise. Wenn sich ein Afrikaner nachhaltige Methoden des Baumwollanbaus aufschwatzen lässt, verhilft das zwei jungen Chinesen zu ihrem ersten Start-up-Erfolg. Wenn deren Handel mit Sojabohnen ins Stocken gerät, wirkt sich das auf die rumänische Schweinezucht aus, was wiederum direkte Folgen für die Ehe von Katrin und Thomas hat und einen überraschend internationalen Showdown heraufbeschwört. Und das titelgebende Ding – eine Baumwollfaser – reist derweil einmal um den Erdball und schaut verwundert auf das Treiben der Menschen.

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Seitenzahl: 71

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Philipp Löhle

Das Ding

Rowohlt E-Book

Inhaltsübersicht

Mit besonderem Dank ...«Im Anfang war ...Personen und DingeI. Einige Jahre zuvor1.II. Einige Jahre später1. Das Ding ist da2. Love I3. Das Ding ist beauftragt4. Kindheit I5. Love II6. Dem Ding passiert etwas7. Kindheit II8. Love III9. Das Ding kriegt Angst10. Love IV11. Das Ding als Teil eines Ganzen12. Handel I13. Kindheit III14. Koi I15. Das Ganze16. Love V17. Handel II18. Love VI19. Koi II20. Das Ding wird besessen21. Koi III22. Das Ding bringt Glück I23. Koi IV24. Kindheit IV25. Koi V26. Handel III (Schwarzmarkt)27. Das Ding bringt Glück II28. Handel IV29. Bestandsaufnahme30. Das halbe Ding31. Koi VI32. No Love33. Das Ding reist34. Eternal Love35. Das Ding kehrt heim
[zur Inhaltsübersicht]

Mit besonderem Dank an Hartmut Becher und das Goethe-Institut Buenos Aires.

[zur Inhaltsübersicht]

«Im Anfang war das Gewürz.»

Stefan Zweig, Magellan.

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Personen und Dinge

Fernão de Magalhães, genannt Magellan

König Manoel I., genannt El Fortunado

Das Ding

Thomas Friege

Katrin Friege, geborene Dräger

Patrick Dräger

Li

Wang

ModeratorInnen/JournalistInnen

Beat

Siwa

Fela

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I.Einige Jahre zuvor

1.

(Manoel I., genannt El Fortunado, auf seinem Thron. Auftritt Fernão de Magalhães, genannt Magellan, mit Weltkarten, Dokumenten und einem Koi im Glas.)

FERNÃO

Mein König. Euer treuer Untertan Fernão de Magalhães bittet um Audienz.

(Fernão verbeugt sich.)

MANOEL

Fernão de Magalhães?

FERNÃO

Ja.

MANOEL

??

FERNÃO

Auch bekannt als Magellan.

MANOEL

Ah. Magellan. Ihr seid es.

FERNÃO

Jawohl. Ich bin es. Treu ergeben.

MANOEL

Gut. Und?

FERNÃO

Ich habe Euch ein Präsent mitgebracht, mein König. Einen Fisch. Ein Koi. Ein seltenes, sehr schönes Tier.

MANOEL

Ein Fisch … Gut … Stell ihn da hin.

(Fernão stellt den Koi vor Manoel.)

MANOEL

Danke. War’s das?

FERNÃO

Nein. Nein, ich wollte Euch gerne in einer gewissen Angelegenheit sprechen.

MANOEL

Und?

FERNÃO

Es geht um die Anschuldigungen, die einige Beamte in Marokko gegen mich erhoben haben.

MANOEL

Es heißt, du hättest Beute veruntreut.

FERNÃO

Was ich natürlich nicht habe.

MANOEL

Natürlich!?

FERNÃO

Mein König, ich habe hier Dokumente, die beweisen, dass ich ehrenhaft aus Marokko heimkehre.

MANOEL

So.

FERNÃO

Ja. Hier.

(Fernão zeigt die Dokumente.)

MANOEL

Gut. Das ist gut. Leg sie da hin.

(Fernão legt die Dokumente vor den König.)

FERNÃO

Die Dokumente wurden von all Euren führenden Offizieren in Marokko unterzeichnet.

MANOEL

Das ist gut. Wirklich gut.

FERNÃO

Mein König, ich hatte schon so oft Gelegenheit, mich an irgendeiner Beute zu bereichern, und habe es nie getan, warum sollte ich es gerade in Marokko tun, bei den Mauren, und warum auch noch so ungeschickt?

MANOEL

Tja. Warum?

FERNÃO

Eben. Die Anschuldigungen sind aus der Luft gegriffen. Vollkommen haltlos. Diejenigen, die sie erheben, sind Falschspieler, Lügner, Verleumder. Ich aber bin ein ehrenwerter Mann, der sein ganzes Leben in Euren Dienst gestellt hat und jetzt diffamiert werden soll.

MANOEL

Das werden die Ermittlungen zeigen.

FERNÃO

Die Ermittlungen sind ebenso falsch. Die Kolonialbeamten korrupte Feiglinge. Die Beweise gefälscht.

MANOEL

Willst du meine Staatsdiener schlechtmachen?

FERNÃO

Nein, ich will beweisen, dass ich einer der Besten von ihnen bin.

MANOEL

Wie gesagt, das werden die Ermittlungen zeigen.

FERNÃO

Und diese Dokumente.

MANOEL

Ja. Vielleicht auch diese Dokumente.

(Fernão verbeugt sich. Bleibt aber da.)

MANOEL

Noch was, Magellan?

FERNÃO

Ja, mein König. Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, mein Bein … ich … aufgrund einer Verletzung muss ich es nachziehen.

MANOEL

Du hinkst?

FERNÃO

Gut beobachtet, mein König. Ein Lanzenschlag aufs Knie. In Marokko.

MANOEL

Wer eine Wunde fängt, hat den Gegner unterschätzt.

FERNÃO

Mein König, das …

MANOEL

Ja?

FERNÃO

Nichts.

MANOEL

Also?

FERNÃO

Nun, da ich körperlich beeinträchtigt bin …

MANOEL

Weil du hinkst?

FERNÃO

Genau. Da ist es mir natürlich nicht mehr möglich, in vollem Umfang meiner Tätigkeit als Offizier nachzukommen, und deshalb wollte ich bitten, ob Ihr … meine Pension, … ob Ihr sie um einen halben Crusado anheben könntet.

MANOEL

Was?

FERNÃO

Es würde vieles für mich vereinfachen.

MANOEL

Um wie viel?

FERNÃO

Ein halber Crusado … nur ein halber Crusado …

MANOEL

Ein halber Crusado?

FERNÃO

Ja. Für einen vielgedienten Mann der portugiesischen Krone, zehn Jahre in allerlei Schlachten, davon sieben Jahre zu Wasser. Das ist nicht zu viel verlangt, ganz im Gegenteil, es steht mir zu, denke ich.

MANOEL

Hm.

(Warten.)

FERNÃO

Was sagt Ihr? Mein König.

MANOEL

Ich sage nein.

FERNÃO

Nein?

MANOEL

Ja. Nein.

FERNÃO

Nein.

MANOEL

Ja.

FERNÃO

Aber … vielleicht wisst Ihr nicht, dass meine Pension derzeit weniger beträgt als der Lohn eines Anfängers an Eurem Hofe und dass mich das natürlich in meinem Stolz … wie soll ich sagen …

MANOEL

Nein.

FERNÃO

Nein.

MANOEL

Noch was, Magellan?

(Pause.)

FERNÃO

Ja. Da ist noch was.

MANOEL

Also gut. Was denn noch?

FERNÃO

Nun, da ich, wie schon erwähnt, nicht mehr aktiv am Frontdienst teilnehmen kann, weil ich durch die Verletzung …

MANOEL

Das Knie.

FERNÃO

Ja. Es ist ein Knie, sonst nichts … Nun, bedingt durch diese Verletzung und weil ich, wie Ihr vermutlich schon gehört habt, ein durchaus erfahrener Seemann bin, Seeschlachten, Schiffbrüche, Stürme, Flauten und jede Form von Wetter auf einem Schiff erlebt habe, dazu ein hervorragender Nautiker, erfahren im Umgang mit Kompass und Senkblei, kam mir eine Idee, aufgrund einer Entdeckung, die ich in der Bibliothek zu Tesoraria gemacht habe, die in mir einen Gedanken evoziert hat, ein Vorhaben, einen Plan, etwas, das zu großem Ruhm für Euch und zu großem Reichtum für unser Land beitragen kann. Zumal ich sicher bin, dass meine Vermutung stimmt.

MANOEL

Eine Vermutung?

FERNÃO

Ja, aber eine gesicherte Vermutung.

MANOEL

Eine gesicherte Vermutung?

FERNÃO

Ja. Weil … Nun, ich habe mehrere Atlanten, See- und Küstenkarten und Logbücher der vergangenen Brasilienexpeditionen durchgesehen, dazu einige Berichte über Panama gelesen und den Erdapfel des Nürnbergers Martin Behaim genau studiert. Und daraus ergibt sich Folgendes. Darf ich …?

(Fernão breitet eine Weltkarte in der Darstellung Martin Behaims und andere Seekarten aus.)

FERNÃO

Wie man hier sieht, fahren wir, um zu den Gewürzinseln zu gelangen, seit Jahr und Tag nach Osten. Wir müssen also bei jeder Fahrt, und ich habe sie einige Male am eigenen Leibe erlebt, die gesamte barbarische afrikanische Westküste nach Süden fahren, unten am Horn durch die gefährlichen Winde, wo wir schon manche Fracht, manches Schiff und manch guten Mann verloren haben, um dann, nachdem wir Afrika und seine Nutzlosigkeit hinter uns gelassen haben, über Madagaskar, Sumatra und Borneo zu den Molukken zu gelangen. Auf dem Rückweg dasselbe.

MANOEL

Das ist mir bekannt.

FERNÃO

Nun, natürlich ist Euch das bekannt, aber ich habe nun etwas herausgefunden, was das alles vereinfachen würde.

MANOEL

Die gesicherte Vermutung.

FERNÃO

Die gesicherte Vermutung, die ich mit Hilfe des Gelehrten Rui Falero, einem Euch sicher bekannten Astronomen und Kartographen, abgeglichen und sozusagen bestätigt, abgesichert, fast schon verifiziert habe.

MANOEL

Und was ist es?

FERNÃO

Ja. Also … jetzt kommts:

MANOEL

?

FERNÃO

Haltet Euch fest! Ich bin überzeugt: Es gibt eine Durchfahrt, einen Paso, einen Seeweg durch Amerika hindurch!

MANOEL

FERNÃO

Ein Weg, der den Atlantischen mit dem Indischen Ozean verbindet, einen direkten, weitaus kürzeren Weg zu den Gewürzinseln. Versteht Ihr?

MANOEL

Magellan –

FERNÃO

Gebt mir eine Flotte, und ich werde diesen Weg finden, ich werde ihm Euren Namen geben, Manoelstraße, und wir werden auf diese Weise einen direkten, viel schnelleren Zugriff –

MANOEL

Magellan –

FERNÃO

auf die Gewürzinseln haben. Amerika wird nicht länger im Weg sein. Es wird nur noch auf dem Weg sein. Ist das nicht –

MANOEL

Magellan!!

FERNÃO

Ja, mein König.

MANOEL

Ist es das?

FERNÃO

MANOEL

Das hast du herausgefunden?

FERNÃO

MANOEL

Und dazu musstest du in die Bibliothek in Tesoraria?

FERNÃO

Nun …

MANOEL

Das ist doch nichts Neues.

FERNÃO

Na ja, doch, weil –

MANOEL

Bitte. Weißt du nicht, was Männer wie Kolumbus, Vespucci, Cortereal, Cortez, Cabot, was all diese Männer wollten? Was sie gesucht haben?

FERNÃO

Natürlich weiß ich das, aber sie lagen falsch. Immerhin hielt Kolumbus eine Karibikinsel für China, ich meine –

MANOEL

Und du?

FERNÃO

Bitte?

MANOEL

Wenn all diese Männer bewiesen haben, dass es keine Durchfahrt gibt, wie kannst dann du immer noch daran glauben? Bist du dann nicht der weitaus größere Narr?

FERNÃO