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Erscheint Ihnen das Leben manchmal als Ansammlung von Stolpersteinen? Bringen Sie Alltagssorgen wie der Streit mit dem Partner, die Gardinenpredigt vom Chef oder der Kampf gegen die Kilos oft aus dem Tritt? Für solche und andere Zwangslagen hat Bestsellerautor Stefan Frädrich ein umfassendes Coachingprogramm entwickelt. Denn die meisten Konfliktsituationen kann man mit etwas psychologischem Geschick leicht überwinden - und hat dabei die Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln und mehr Lebensqualität zu gewinnen. Nehmen Sie das Leben wie ein Domino-Spiel - als Herausforderung, für jedes Problem stets den passenden Spielzug zu finden!
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Seitenzahl: 267
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Stefan Frädrich
Das Domino-Prinzip
Wie Sie aus Steinen, die Ihnen in den Weg gelegt werden, etwas Schönes bauen
Inhalt
Spielanleitung
Das ganze Leben ist ein Spiel?
Das ganze Leben ist ein Domino-Spiel!
Eine Frage der Kombination
Keine starren Regeln
Jedes Kapitel ist ein Stein
Psycho-Basics
1.1 Unsere innere Videokamera schafft unsere Wirklichkeit
1.2 Wofür sind Gefühle gut?
1.3 Glück ist keine Glücksache
1.4 Den inneren Kompass finden
1.5 Wir sind, was wir tun
1.6 Wir tun, woran wir glauben
Selbstentwicklung
2.1 Wachstum ist Pflicht
2.2 Ziele finden
2.3 Können, wollen, dürfen
2.4 Einen starken Wunsch aufbauen
2.5 Entscheiden und Handeln
2.6 Flexibel ans Ziel kommen
Berufsleben
3.1 Leben oder arbeiten?
3.2 Lebensunternehmer werden
3.3 Projekte stemmen
3.4 Die Zeit im Griff
3.5 Sich verkaufen können
3.6 Mehr Geld verdienen
Partnerschaft Familie & Co.
4.1 Unser Umfeld bestimmt unser Leben
4.2 Anziehung erzeugen
4.3 Auf Partnersuche
4.4 Liebe? Leidenschaft? Freundschaft?
4.5 Unterschiedliche Bedürfnisse verstehen
4.6 Beziehungskiller entschärfen
Kommunikation
5.1 Reden, um verstanden zu werden
5.2 Die Frequenz einstellen
5.3 Meinungen verkaufen
5.4 Richtig kritisieren
5.5 Die Macht der Worte
5.6 Gut schreiben
Gesundheit
6.1 Gesundheit? Ja, bitte!
6.2 Besser essen statt Diät!
6.3 Raucher oder Nichtraucher?
6.4 Alkohol? Vorsicht!
6.5 Ein bisschen Sport muss sein
6.6 Gut entspannt ist halb gewonnen
Buchtipps
Der Autor
Spielanleitung
„Ab morgen beginnt wieder der Ernst des Lebens!“ Mit diesen Worten stimmten mich meine Eltern regelmäßig zum Ende der Sommerferien auf das kommende Schuljahr ein. Und natürlich meinten sie es gut — bei all den bevorstehenden Pflichten und Herausforderungen konnte ein wenig Motivation nicht schaden. Die Wirkung ihrer Worte allerdings sabotierte stets die gute Absicht: Die ganze Freude auf Schulfreunde, Pausen und lustige Erlebnisse stürzte binnen Sekunden zusammen. Sie wich der bedeutungsvollen Schwere, nun wieder Verantwortung übernehmen zu müssen — fürs rechtzeitige (und viel zu frühe) Aufstehen am Morgen, die ungeteilte Aufmerksamkeit im Unterricht, strenge Lerndisziplin und für passable Noten. Schließlich ging es um meine Zukunft. Was für ein Riesenprojekt!
Sie fühlen mit mir? Danke! Gerade infolge solcher Episoden aus dem Reich der Demotivation kennen wir alle die Wirkung verschiedener Betrachtungsweisen auf unsere Stimmung. Ich hatte mich auf die Schule gefreut und war dadurch bereits ausreichend motiviert — bis mirich leider wieder die Nachteile vor Augen geführt worden warenspürte. und ich wäre dadurch möglicherweise motiviert gewesen! Sie sehen: Um Und um so etwas Motivation zu empfinden, bedarf es nicht einmal des Einflusses anderer: Es kommt es häufig allein auf unsere Sichtweise an. Entscheiden wir uns dafür, die Dinge schwer zu nehmen, fühlen sie sich schwer an. Nehmen wir sie dagegen leicht, so erscheinen sie tatsächlich leichter!
Zum Glück entschied ich mich zumeist damals zumeist für die zweite Variante: Ich beschloss, die ach so wichtige Schule so oft wie möglich einfach als Spiel zu betrachten. Denn Spiele machen Spaß. Und siehe da: Gute Laune und Freude waren bald wieder da! Sollte ich damals durch Zufall etwas Wichtiges für mein Leben herausgefunden haben? Können wir möglicherweise sehr vieles in unserem Leben einfach als ein Spiel betrachten und dadurch die Schwere loswerden? Und uns dabei gut fühlen?
Das ganze Leben ist ein Spiel?
„Das Leben ein Spiel?“, könnte man nun denken. „Wie frevlerisch! Das Leben ist doch viel zu ernst, um es als Spiel zu betrachten.“
Ja, sicher: Das Leben hat ernste Aspekte. Aber eben auch viele spielerische. Und während uns beim Begriff „Ernst“ Gedanken wie Kampf, Anstrengung, Strenge und Verantwortung in den Sinn kommen, sind es bei „Spiel“ eben Spaß, Spannung, Freizeit und Inspiration. Betrachten Sie alleine einmal die Wortwahl: Fühlt es sich nicht sehr viel leichter an, sein Leben zu „steuern“ als dafür „Verantwortung zu übernehmen“? Ist es nicht viel schöner, nach „Lösungen zu suchen“ als „auf Probleme zu achten“? Wobei fühlen Sie sich wohler: wenn Sie sich in der Silvesternacht „darauf freuen, was das neue Jahr Spannendes bringt“ oder wenn Sie — wie ich damals in der Schule — „wieder mit dem Ernst des Lebens beginnen“?
Im einen Fall verrinnt uns unsere Lebenszeit zwischen unseren Fingern, während wir angestrengt versuchen, Pflichten zu erfüllen. Im anderen Fall sammeln wir schöne Momente, so wie manche Frauen Schuhe sammeln oder Männer Bundesliga-Ergebnisse. Schöne Momente, Schuhe und Bundesliga scheinen glücklicher zu machen als Anstrengung und Pflicht, was meinen Sie? Spielen macht also immer noch Spaß!
Das ganze Leben ist ein Domino-Spiel!
Besonders gut gefällt mir die Überlegung, das Leben mit einem Domino-Spiel zu vergleichen: Man legt an, was passt. Sie kennen die Regeln des Spiels? Domino besteht aus quaderförmigen Spielsteinen. Alle Steine sind in zwei Hälften geteilt. Auf jeder Hälfte steht wie bei einem Würfel eine Augenzahl von eins bis sechs. (Na gut: Beim Original-Domino gibt es auch Felder ohne Augenzahl — aber hier gehen wir einmal von Feldern mit Zahlen aus.) Bei sechs Augen und zwei Feldern pro Stein sind demnach sechsunddreißig Kombinationen denkbar. Nachdem die Steine verteilt sind, muss jeder Spieler versuchen, ans äußere Feld eines Steines auf dem Tisch einen eigenen Stein mit dem gleichen Feld anzulegen. Fünf auf fünf, vier auf vier, eins auf eins! Und wer zuerst alle Steine los ist, hat gewonnen.
Was mich bei diesem Spiel ans Leben erinnert? Nie weiß man, welcher Stein (welche Herausforderung) als nächstes kommt. Nur wer einen passenden Stein (eine Lösung) hat, darf ihn anlegen (einen Zwischenerfolg feiern). Im Idealfall ergibt sich so eine lange Kette aneinandergereihter Steine (gemeisterter Herausforderungen), die durch ein erfolgreiches und spannendes Spiel (das Leben) zustande kamen. Sinn klar geworden? Das ganze Leben ist ein Spiel, und wenn wir wollen, funktioniert es wie Domino. Es geht um die Kunst, die Gegebenheiten des Lebens richtig zu nutzen.
In diesem Buch werden wir ein großes Lebens-Domino entwerfen. Wobei wir die Steine in sechs wichtigen Themenblöcken (Lebensbereichen) durchspielen:
Die Einser-Steine, also von 1.1 bis 1.6, stehen für unsere wichtigsten psychischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dazu gehören Wahrnehmung, Gefühle, Glück, innere Werte und Überzeugungen. Sie stellen unser Psycho-Rüstzeug für die weiteren Spielzüge dar. Die Zweier-Steine sind unsere Werkzeuge für Wachstum, Lernen und für die Frage, wie wir Ziele erreichen. Sie helfen uns, wann immer wir eine Trophäe ergattern wollen. Die Dreier-Steine unterstützen uns dabei, Projekte zu stemmen (in Job und Privatleben), glücklich und erfolgreich zu arbeiten, Geld zu verdienen und mit unserer Zeit sinnvoll zu haushalten — sie sind sozusagen unsere Lebensunterhaltssteine. Die Vierer-Steine wiederum ermöglichen uns gute Beziehungen — in Partnerschaft, Umfeld und Freundeskreis. Auch wie wir den für uns passenden Partner angeln, gehört hier dazu. Die Fünfer-Steine lassen es in unseren Beziehungen möglichst konstruktiv und friedlich zugehen — mithilfe einiger wichtiger Kommunikationsprinzipien. Die Sechser-Steine schließlich sorgen dafür, dass wir möglichst lange weiterspielen können. Sie helfen uns nämlich, die wesentlichen Aspekte unserer Gesundheit zu beachten: Bewegung, der Umgang mit Alkohol, die Frage „rauchen oder nicht rauchen?“ sowie Ernährung und Erholung.
So entsteht unterm Strich eine ziemlich lange Schlange aneinandergereihter Steine: das Domino-Prinzip. Es ist schlüssig und ermöglicht ein ziemlich gutes Spiel!
Eine Frage der Kombination
Auch wenn das Leben uns manchmal hin- und herwirft, gehen wir die Domino-Steine natürlich schön sortiert durch: eins nach dem anderen. Und das ist für Sie als Leserin oder Leser praktisch — Sie können nämlich die anstehenden Veränderungen in Ihrem Leben systematisch ordnen und planen. Möchten Sie zum Beispiel mit dem Rauchen aufhören (Domino-Stein 6.3), dann schaffen Sie das, indem Sie Ihre Überzeugungen steuern (Domino-Stein 1.3), und indem Sie bei zwischenzeitlichen Misserfolgen dennoch am Ball bleiben (Domino-Stein 2.6) oder sich durch erspartes Geld belohnen (Domino-Stein 3.6). Oder sind Sie mit Kritik konfrontiert (Domino-Stein 5.4)? Dann beachten Sie dabei die inneren Werte (Domino-Stein 1.4) aller Beteiligten und klären Sie die Regeln (Domino-Stein 4.5) für das Kritik-Gespräch. Sie sehen: Es darf — wie beim richtigen Domino-Spiel — wild kombiniert werden! Und am Ende entsteht für Ihre persönliche Lösung ein linearer Weg. Sie müssen ihn nur nachlesen.
Keine starren Regeln
Bei all dem ist wichtig: Unser Domino ist kein Spiel mit starren Regeln. Es kommt auf Sie selbst an! Denn erstens ist unser tägliches Domino oft ziemlich komplex. Ich stecke nicht in Ihrer Spielsituation — es wäre vermessen von mir zu sagen, wie Sie konkret zu handeln hätten. Und zweitens würden auch strenge Domino-Regeln Ihrer individuellen Situation kaum gerecht.
Statt um Regeln geht es mir in diesem Buch eher um Prinzipien (deswegen heißt es ja auch „Das Domino-Prinzip“ und nicht „Die Domino-Regeln“). Wo der Unterschied liegt? Ganz einfach: Regeln verändern sich, Prinzipien bleiben bestehen. Regeln klären die Vorgehensweise im Einzelfall, Prinzipien bestimmen die Gesamtrichtung. Vielleicht stellen wir uns Regeln einfach als Wegbeschreibung vor: „Erste Ampel rechts, 500 Meter geradeaus und dann scharf links.“ Das Problem bei einer solchen Regel: Jede Abweichung vom Weg, jeder Fehler unterwegs, jedes Hindernis können uns in die hoffnungslose Orientierungslosigkeit führen! Mit Prinzipien hingegen verfügen wir über einen Kompass und ein Ortungssystem wie ein GPS, wir kennen unsere Koordinaten, die Koordinaten des Ziels und seine Richtung. So kommen wir immer noch zum Ziel, selbst wenn wir uns zigmal verlaufen! Und übrigens: Wussten Sie, dass es sowieso etliche verschiedene Domino-Varianten und darum keine starren Regeln gibt? Zum Beispiel ungarisches, italienisches und französisches Domino? Oder Buki-Domino, Domino Whist, Dominosa, Pai Gow und Bilder-Domino? Die Spielregeln sind unterschiedlich. Trotzdem ist das Prinzip immer das Gleiche: Möglichst gut und möglichst lange die passenden Steine anlegen. Darum geht es!
Jedes Kapitel ist ein Stein
Und nun zum Aufbau dieses Spiels: Die Kapitel in diesem Buch sind Steine in Ihrem persönlichen Domino-Spiel. Unter sechs Hauptkapiteln finden Sie sechs Unterkapitel — also sechsunddreißig. Jedes Kapitel beginnt mit konkreten Erlebnissen von Menschen, allesamt wahre Beispiele aus dem prallen Leben. Im zweiten Schritt schauen wir, wo „das Problem“ liegt, im dritten Schritt verrate ich Ihnen die Lösung, und als viertes sehen Sie, welchen wunderbaren Erfolg Sie durch das richtige Anlegen eines Steins (durch das richtige Verhalten) haben .
Übrigens: Noch in einem anderen Sinne können wir das Domino-Prinzip als Metapher für Erfolgsserien und ein erfolgreiches Leben verstehen — im Zusammenhang mit dem berühmten „Domino-Effekt“. Stellt man Domino-Steine hochkant in einer Reihe auf und stößt den äußersten um, stürzt er auf seinen Nachbarn, der ebenfalls umstürzt und wiederum seinen Nachbarn zu Fall bringt. Es entsteht eine Abfolge von Ereignissen (im Idealfall Erfolge), von denen jedes einzelne durch das vorherige angestoßen wurde und nun selbst das nachfolgende hervorbringt — eben das „Domino-Prinzip“.
Aber ganz egal, welche Variante Sie mit Ihren Domino-Steinen spielen wollen — wichtig ist: Spielen Sie! Sie werden sehen: Es hat wunderbare Folgen. Ich wünsche Ihnen bei Ihrem persönlichen Domino gutes Bauen, viel Erfolg und viel Spaß!
Ihr Stefan Frädrich
Psycho-Basics
Ihr persönliches Domino-Spiel beginnt mit den Einser-Steinen: Sie stellen unsere psychische Grundausstattung dar. Wie funktionieren unsere Wahrnehmung und unsere Gefühle? Was haben innere Werte und Verhaltensmuster mit Glück zu tun? Wie erlangen wir durch unsere Einstellung die besten Voraussetzungen fürs Leben?
1.1 Unsere innere Videokamera schafft unsere Wirklichkeit
Annika (28) macht sich Sorgen. Erst streikt im Hotel bei ihrer Kreditkarte das Lesegerät, dann baut ihre Freundin Susanne (27) auf dem Weg zum Flughafen fast einen Unfall, und jetzt hat der Flieger auch noch zwei Stunden Verspätung. So eine Pechsträhne! Ob die beiden lieber doch nicht einsteigen sollten?
Susanne hingegen freut sich: Mit ihrer Kreditkarte konnte sie Annika helfen, ihre Rechnung zu begleichen, den Unfall verhinderte sie durch ihre hellwache Reaktion, und dank der Verspätung kann sie am Flughafen noch Souvenirs einkaufen. Bei so viel Glück bekommen sie im Flugzeug heute sicher die besten Plätze!
Rolf (51) hadert mit seinem Job: Sein Chef ist schwierig, die Verhältnisse sind chaotisch, und die Kollegen haben innerlich gekündigt. Zwar kennt sich Rolf mit positivem Denken aus: „Alles halb so wild!“, sagt er sich selbst. Und: „Ich liebe meine Arbeit!“ Doch seine Familie sorgt sich: Rolf wirkt so unglücklich.
Achtung, Stolperstein:
Unser Gehirn scannt vor allem Gefahren
Beim Lebensdomino gibt es zweierlei Spielsituationen: solche, die wir verändern können, und solche, auf die wir keinen Einfluss haben. Wichtig ist, das eine vom anderen zu unterscheiden: Beeinflussen wir veränderbare Spielstände zu unseren Gunsten — und machen wir aus unveränderbaren Situationen das Beste.
Doch leichter gesagt als getan! Wer weiß schon immer, wann es sich noch zu kämpfen lohnt, und ab wann wir uns besser in unser Schicksal fügen? Und: Wie schaffen wir es dann, uns nicht runterziehen zu lassen?
Wir alle nehmen unsere Domino-Welt unterschiedlich wahr. Wo Annika Probleme und Gefahren wittert, sieht Susanne Chancen. Susanne interpretiert auch anscheinend Negatives als gutes Zeichen für die Zukunft und liebt es, Probleme zu lösen. Sie begegnet schwierigen Situationen mit Ehrgeiz und optimiert sie. Rolf wiederum bildet sich nur ein, seine Situation zu verbessern, indem er sie sich schöner denkt, als sie ist. In Wirklichkeit steckt Rolf in einem Konflikt mit seinen inneren Werten (siehe Domino-Stein 1.4): Sein Job bereitet ihm Dauerstress — und das leugnet er. Armer Rolf!
Wir denken in Mustern
Und Sie? Wie würden Sie sich in einer solchen Situation verhalten? Vermutlich hängt das davon ab, welche Erfahrungen Sie in ähnlichen Situationen gemacht haben und wie mutig oder vorsichtig Sie Ihr Lebens-Domino daher spielen. Warum? Weil wir Menschen dazu neigen, Dinge nach gewohnten Mustern zu tun. Weil wir aber alle unterschiedliche Denkmuster gewöhnt sind, beurteilen verschiedene Menschen gleiche Situationen unterschiedlich. Unsere Realität entsteht im Gehirn!
Doch Gehirne sind etwas höchst Subjektives: Wirklich jeder hat sein eigenes — samt seiner eigenen Geschichte. Und das bedeutet, dass es gar keine objektive Realität gibt, sondern nur unterschiedliche Wahrnehmungen dessen, was wir für Realität halten. Unsere Betrachtungsweise ist also eine Interpretation! Und zwar eine, die uns nützen oder schaden kann.
Und warum interpretieren wir dann ein Glas mal als halb voll und mal als halb leer? Ganz einfach: Das hängt davon ab, was wir sehen wollen — und auch davon, was wir zu sehen gewohnt sind, weil wir es bereits kennen.
Übereinstimmungen oder Unterschiede?
Stellen wir uns ein Gehirn am besten als eine höchst effektive Mustererkennungsmaschine vor: Ständig gleicht diese Maschine unsere Sinneseindrücke mit unseren Erfahrungen und Gefühlen ab und sucht Übereinstimmungen und Unterschiede. Die Suchergebnisse bewertet das Gehirn auch gleich sofort: Übereinstimmungen erkennt es gerne als Bestätigung unserer Erfahrungen und Gefühle an, und Unterschiede lehnt es gerne als unbekannt ab. Dieser Abgleich hilft uns dabei, uns in der Welt zurechtzufinden und auf Dinge schnell und ohne viel nachzudenken zu reagieren. Das verhilft uns zur Routine und rettet uns sogar das Leben: Katze direkt vor uns, vierzig Zentimeter lang? Streicheln! Einen Meter siebzig lang? Flüchten! Schon für unsere Vorfahren war es im Dschungel nicht hilfreich, bei Gefahr erst mal lange zu grübeln oder sich in positivem Denken zu üben: „Ist das jetzt wirklich ein Säbelzahntiger? Na ja, der wird sicher schon zu Mittag gegessen haben!“
Routine oder Entscheidung?
Zugleich kann uns der routinierte Abgleich unserer Wahrnehmungen mit unseren Denkmustern auch am Glück hindern. Partner schweigsam? Muster erkannt: Er wird mal wieder mies drauf sein wie beim letzten Mal! Handlung also: streiten! Oder hinterfragen wir die Routine und denken: Partner schweigsam? Vielleicht braucht er Trost! Wir haben die Wahl.
Wie wir Muster wahrnehmen, sie deuten und letztlich auf sie reagieren, hängt enorm davon ab, wie wir uns gerade fühlen. So betrachten wir unser Leben in schlechter Verfassung meist pessimistischer und in guter Verfassung optimistischer. Und wer entscheidet, wie wir uns fühlen, wenn nicht wir selbst? Zumindest meistens.
Spielend weiterkommen:
Die richtige Perspektive einnehmen
Sind wir den Interpretationen unseres Gehirns hilflos ausgeliefert? Keineswegs! Viele Wahrnehmungen können wir steuern. Wir können uns unser Bewusstsein dabei wie eine Videokamera vorstellen: Was sie filmt, nehmen wir wahr — und was nicht im Sucher ist, blenden wir aus. Ein Beispiel: Konzentrieren Sie sich einmal auf Ihren linken Daumen! Nehmen Sie ihn ganz bewusst wahr. Jeden Zentimeter seiner Oberfläche. Dann stellen Sie sich in aller Ruhe vor, wie gut Ihr Daumen durchblutet ist, wie er immer wärmer wird und schließlich zu pulsieren beginnt. Na? Spüren Sie ihn schon? Ihr rechtes Ohr hingegen haben Sie währenddessen vermutlich nicht im Sucher Ihrer Kamera.
Was bedeutet das? Etwas Großartiges! Durch unsere Aufmerksamkeit können wir unsere Sinneseindrücke und deren Interpretationen verstärken und abschwächen — ganz so, wie wir es wollen. Wir konzentrieren uns, worauf wir wollen: auf Probleme, Schmerz, Gefahren, Misserfolge. Oder eben auf Herausforderungen, Unversehrtheit, Spannung und neue Möglichkeiten. Die Frage ist nur: Wollen wir den Sucher unserer Videokamera von den Umständen einstellen lassen, oder wollen wir es selbst tun? Und: Worauf wollen wir unseren Sucher richten?
Das Gute suchen und finden
Unser Leben ist im Allgemeinen ja sehr sicher: keine frei herumlaufenden Tiger, die meisten Krankheiten sind behandelbar, wir haben genug zu essen, und an Naturgefahren erwarten uns schlimmstenfalls Aquaplaning und Glatteis. Die meisten schlimmen Sorgen werden also niemals Wirklichkeit. Unser Gefahrenscanner Gehirn allerdings wähnt sich immer noch im Dschungel: „Wo könnte der Tiger stecken?“ Und genau das verhindert oft, dass wir so zufrieden sind, wie wir es sein könnten. Also schauen wir stattdessen doch immer wieder: Was läuft gerade gut? Was gefällt mir im Moment ganz besonders? Und wann kommt die nächste schöne Überraschung? Wetten, dass wir so zu einer schöneren Perspektive (und zu besseren Gefühlen) gelangen? Glauben Sie mir: Das Leben ist schön!
Den Tatsachen ins Auge sehen
Was aber tun, wenn man in einer wirklich miesen Situation steckt? Dauerstress, Krankheit, Kündigung? Hier ist es nun zunächst wichtig zu unterscheiden, ob man die Situation noch positiv beeinflussen kann oder nicht. Deshalb: Sehen Sie den Tatsachen ins Auge! Wenn Sie die Situation beeinflussen können, dann handeln Sie so lange, bis alles zum Guten gewendet ist (siehe Domino-Steine 2.1 bis 2.6). Sollten Sie dagegen erkennen, dass Sie die Situation nicht mehr beeinflussen können, betrachten Sie sie positiv!
Der unglückliche Rolf etwa kann durchaus Möglichkeiten finden, seine Job-Situation zu verbessern — er muss sie nur suchen. Und das tut er erst, wenn er sich eingesteht, bislang auf dem Holzweg zu sein. Sobald er ehrlich zu sich selbst ist (siehe Domino-Stein 2.4), wird er automatisch möglicherweise über einen Jobwechsel nachdenken und das Ganze in Angriff nehmen. Annika hingegen kann weder ihre Kreditkarte reparieren noch den Beinahe-Unfall ungeschehen machen. Genauso wenig kann sie das Flugzeug herbeizaubern. Besser also, sie steuert ihre Videokamera darauf, dass alles am Ende gut ausgegangen ist — das ist toll! Und genau so macht das Susanne. Sie fragt sich stets: Was ist das Gute an meiner Situation? Wofür kann es nützlich sein? Auch Sie können sich das immer wieder fragen!
Übrigens hilft auch der Rückblick dabei, diesen Stein zu legen: Vielleicht haben Sie auch Situationen erlebt, die Sie im Nachhinein anders beurteilen — selbst ein Unglück war möglicherweise Ausgangspunkt positiver Entwicklungen. Damals haben Sie vielleicht erst mal eine Weile gelitten, bis die guten Gründe offenbar wurden. Leider umsonst — verändern konnten Sie sowieso nichts mehr!
Benutzen Sie deshalb Ihre innere Videokamera bereits heute ganz bewusst: Was ist hier und jetzt gut? Wo ist das Schöne? Wobei kann es hilfreich sein? Wie nutzt Ihnen das Problem? Mit unserem Bewusstsein haben wir somit ein ideales Instrument, das Leben so wahrzunehmen, wie es uns am besten hilft.
Das Domino-Prinzip:
Durch die richtige Haltung wird das Leben schön!
Jeden Tag passieren gute und schlechte Dinge. Manche davon können wir ändern, andere nicht. Doch wozu unter Unveränderbarem leiden? Wenn wir keine Wahl mehr haben, die Dinge zu ändern, haben wir immer noch die Wahl, die Dinge so zu betrachten, wie sie für unser weiteres Spiel am nützlichsten sind. Und das ist Ihr Erfolg durch diesen Domino-Stein: Er schenkt Ihnen eine wichtige Lebensqualifikation, die Ihnen zu mehr Glück und Ausgeglichenheit verhilft. Sie erkennen, dass Sie selbst entscheiden, wie Sie sich fühlen — und bekommen dadurch Ihr Leben in die Hand. Und wer sich auf das Gute konzentriert statt auf das Schlechte, hat weniger Stress und lebt insgesamt sogar gesünder!
1.2 Wofür sind Gefühle gut?
Petra (47) liebt Schokolade, denn die setzt schließlich Glückshormone frei. Das bisschen Übergewicht stört Petra kaum. „Man gönnt sich ja sonst nichts!“, denkt sie – und hat ihre Waage vorsorglich in den Keller verbannt.
Hans (67) spielt regelmäßig Lotto. Wenn er gewinnt, will er noch mal so richtig durchstarten. Bis dahin allerdings trifft er sich täglich mit seinen Kumpels in der Kneipe. Beim Biertrinken kann er den Tod seiner Frau eine Weile vergessen.
Felix (26) kann sich schon wieder nicht dazu aufraffen, für seine Prüfungen zu lernen, seit er einmal während des Examens einen Blackout hatte. Lieber schaut er sich heute noch einen Film auf DVD an und surft im Internet. Dabei liegt er schon vier Semester über der Regelstudienzeit.
Anna (18) hasst ihren Azubi-Job zwar, ist aber froh, überhaupt eine Lehrstelle zu haben. „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!“ sagen ihre Eltern. Und die Fachhochschulreife kann sie nach dem Ende ihrer Lehrzeit immer noch nachholen.
So weit, so normal? Oder sollte Petra nicht doch lieber abnehmen, Hans sich eine neue Partnerin suchen, Felix seinen Allerwertesten an den Schreibtisch bewegen und Anna gleich wieder zur Schule gehen? Ja, eigentlich sollten sie. Eigentlich.
Achtung, Stolperstein:
Wenn Gefühle auf Autopilot schalten
Wie geht es Ihnen? Ich meine, wie geht es Ihnen die meiste Zeit? Sagen wir mal, ich würde Sie stündlich am Ärmel zupfen und nach Ihrem Befinden fragen — was würden Sie antworten? „Gut“? „Ging schon besser“? Oder: „Muss!“? Sie merken, ich meine die Frage nicht als Floskel. Und das hat einen Grund: Wie es uns geht, bestimmt nämlich größtenteils, was wir tagtäglich tun! Warum? Weil wir kaum etwas „einfach so“ tun. Stattdessen ist mit vielen Handlungen ein mehr oder weniger bewusstes Motiv verknüpft: der Wunsch, es möge uns danach besser gehen als vorher.
Wir lassen äußeren Druck oft bis zur Unerträglichkeit wachsen
Ein Beispiel: Warum ärgern wir uns manchmal, wenn morgens der Wecker klingelt? Weil es im Bett so schön gemütlich ist — ein gutes Gefühl. Jetzt schon aufstehen? Brrrr! Was also tun? Das Aufstehen verzögern und den Alarm um zehn Minuten nach hinten verschieben — Problem erst mal gelöst. Beim nächsten Klingeln ist es zwar immer noch gemütlich im Bett, doch je länger wir nun warten, desto stärker verändert sich unsere Betrachtungsweise: Wenn wir immer noch nicht aufstehen, schaffen wir nicht, was wir uns vorgenommen haben — die Kinder versorgen, zur Arbeit gehen, den Haushalt machen. Das wäre schlecht. Das Gefühl, ein Problem zu bekommen, besiegt beim Wettkampf unserer Gefühle das Wohlgefühl im Bett. Also: Raus aus den Federn und rein in den Tag!
Sie merken, worauf ich hinaus will: Unsere Gefühle steuern unsere Handlungen. Und wir versuchen dabei stets, gute Gefühle zu erleben und schlechte zu vermeiden. Weg vom Schmerz, hin zur Lust. Wie ein Autopilot im Kopf.
Vielleicht sollten wir unsere Gefühle also genauer betrachten — schließlich werden sie Gedanken und führen somit zu unseren Handlungen! Auch wenn wir die Folgen unserer Handlungen später viel lieber „Schicksal“ nennen, ob aus Bequemlichkeit oder weil wir nicht genau hinsehen wollen.
Gute Gefühle, schlechte Gefühle
Doch welche Gefühle gibt es überhaupt? Gestatten Sie mir eine ganz einfache Einteilung unserer Gefühle in vier Kategorien, und zwar in gute und schlechte Gefühle sowie kurzfristige und langfristige Gefühle. Vier Kombinationen sind möglich: kurzfristige gute Gefühle, langfristige gute Gefühle, kurzfristige schlechte Gefühle und langfristige schlechte Gefühle.
Betrachten wir zunächst einmal die guten Gefühle. Die kurzfristigen guten Gefühle kennen wir als Lust, Überraschung, Spaß, Rausch oder Genuss. So genießt Petra ihre Schokolade, Hans sein Bier und Felix seinen Film auf DVD. Keine Frage: Lauter gute Gefühle und somit lauter gute Motive — jedoch wirken sie leider nur kurzfristig! Denn nach einem kurzen, manchmal nur Sekunden andauernden angenehmen Kick hören die guten Gefühle wieder auf — und verlangen erneut nach einem Kick. Im Unterschied zu den langfristigen guten Gefühlen: Die nämlich kennen wir etwa als Glück, Zufriedenheit, Stolz, Mut, Ausgeglichenheit, Gesundheit, Selbstsicherheit oder Geborgenheit. Langfristig gute Gefühle dauern zeitlich auch dann noch an, wenn ein Kick längst vorbei ist. Ja, eigentlich braucht man unter dem Einfluss vieler langfristig guter Gefühle gar nicht so viele Kicks! Leider lassen die Menschen in unseren Beispielen hier nur wenig Positives erwarten: Ob Petra ihre Pfunde wirklich so akzeptiert? Ob Hans sich nicht in Wirklichkeit nach Liebe und Geborgenheit sehnt statt nach einer Lottomillion? Oder ob sich Felix nicht die nötige Selbstsicherheit für seine Prüfungen wünscht?
Kurzfristiges Glück kann langfristig unglücklich machen
Nun zu den schlechten Gefühlen. Kurzfristig schlechte Gefühle kennen wir als Schmerz, Streit, Furcht, Stress oder Wut. Auch sie dauern oft nur Sekunden. Und langfristig schlechte Gefühle kennen wir als Frust, Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Langeweile, Mutlosigkeit, Trauer oder allgemeines „Unglücklichsein“ — sie können eine gefühlte Ewigkeit dauern.
Und woher kommen diese langfristig schlechten Gefühle? Oft sind sie Folge unseres kurzfristigen Verhaltens, das manche gefühlten Unannehmlichkeiten „erst mal“ vermeidet! Was leider die Entstehung langfristiger Probleme begünstigt: So vermeidet es Felix etwa zu lernen, sich seiner Prüfungsangst zu stellen und sich somit Erfolg, Stolz und Zufriedenheit zu verschaffen — stattdessen verschafft er sich kurzfristig mit angenehmen Kicks nur vermeintlich gute Gefühle und schiebt dabei das „Problem Prüfung“ in die Zukunft. Klar, dass ihn das chronisch unzufrieden macht und sein Selbstvertrauen weiter untergräbt.
Und Anna? Sie fürchtet den kurzfristigen Stress, sich für die Schule zu entscheiden, mit all den kurzfristigen Problemen, die sie dadurch erstmal hätte: Kündigung, Streit mit den Eltern, Aufnahmeprüfungen. Leider erlebt sie aber ohne diese wichtige Entscheidung Langeweile, Motivationsprobleme und ständige Niedergeschlagenheit.
Sie sehen: Unsere Gefühle führen uns mitunter in Sackgassen — obwohl sie die besten Absichten verfolgen! Klar will auch Anna stolz sein auf ihren Schulabschluss. Doch dafür muss sie erst wieder zur Schule gehen. Klar will Felix selbstbewusst sein. Doch dafür muss er zunächst Bequemlichkeit und Prüfungsangst ablegen. Klar will Petra schlank sein und Hans wieder sein Leben genießen. Doch müssten auch sie dazu ihre Gefühle anders bewerten. Denn: Solange wir unser Handeln vorwiegend auf kurzfristige Gefühle konzentrieren, scheitern wir häufig mit unserem eigentlichen Ansinnen — dem Ziel, uns dauerhaft gut zu fühlen. Das erreichen wir oft nur, wenn wir — Augen zu und durch! — kurze Unannehmlichkeiten in Kauf und in Angriff nehmen.
Spielend weiterkommen:
Langfristiges Gefühle als Signale sehen!
Schluss also mit der Abhängigkeit vom Autopilot! Spielen wir ein wenig Domino, und zwar mit veränderter Spieltaktik: Seien Sie nicht länger Spielball Ihrer Gefühle, sondern nutzen Sie stattdessen Ihre Gefühle!
Wie das gehen soll? Nun, Gefühle sorgen nicht nur für Antrieb, sondern sie transportieren auch Signale: Berühren wir ein heißes Bügeleisen, spüren wir Schmerz. Der soll verhindern, dass wir uns weiter verbrennen, und wir ziehen unsere Hand zurück. Mit unseren langfristigen Gefühlen ist es ähnlich: Sie zeigen uns an, ob wir uns in die richtige Richtung bewegen oder in die falsche. Ausgeglichenheit? Fröhlichkeit? Selbstsicherheit? Die Richtung stimmt — weitergehen! Nervosität? Magengrummeln? Unzufriedenheit? Vorsicht, Problem — Situation analysieren und Veränderung einleiten!
Betrachtungsweise umdrehen
Wichtig dabei ist es, die kurzfristige Betrachtungsweise in eine langfristige umzudrehen: So mancher schöne Kick schafft bei Frust zwar für den Moment Abhilfe, wirkt aber nur wie ein Schmerzmittel — sobald es nicht mehr wirkt, ist der Schmerz wieder da. Also lieber die Krankheit behandeln statt nur ihre Symptome!
Deswegen: Nehmen Sie kurzfristige Gefühle nicht so ernst, langfristige dafür umso wichtiger!
Dabei hilft die „Einser-Regel“. Fragen Sie sich bei Ihren Handlungen stets: „Welches Gefühl verschafft mir das, was ich hier tue, in einer Sekunde? Welches in einer Minute? In einer Stunde? Einem Tag? Einer Woche? Einem Monat? Einem Jahr? Einem Jahrzehnt?“ Sie sehen: Der zeitliche Perspektivenwechsel lässt vieles in einem anderen Licht erscheinen. Was bedeutet schon der Ärger bei einer lästigen Aussprache, wenn danach ein echtes Problem gelöst ist? Warum nicht mal Schmerz oder Mühe akzeptieren, wenn danach langfristige Belohnungen winken? Und: Warum nicht mal auf einen Kick verzichten, wenn der sowieso nur kurze Befriedigung verschafft?
Vielleicht analysieren Sie einfach mal ehrlich Ihren Tagesablauf. Fragen Sie sich: „Was mache ich warum? Wie fühle ich mich dabei? Wie will ich mich eigentlich fühlen? Und: Was müsste ich dafür tun, um mich so zu fühlen, wie ich will?“ Wetten, dass Sie dabei auf ein paar spannende Ideen kommen?
Das Domino-Prinzip:
Es geht Ihnen langfristig gut!
Gehören Sie zu den Menschen, denen es wichtig ist, nach ihren „Gefühlen“ zu handeln? Schön! Dann ist Ihr Erfolg durch diesen Domino-Stein, dass Sie künftig zwischen kurzfristigen und langfristigen Gefühlen unterscheiden. Auf langfristige Gefühle zu achten verhilft Ihnen auf Dauer zu langfristigem Glück. Denn die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben und nicht immer gleich dem erstbesten Glücksgefühl hinterherzuhecheln, macht Menschen auf Dauer erfolgreicher und glücklicher. Natürlich müssen Sie sich nicht masochistisch selbst geißeln: Sie dürfen auch weiterhin Feste feiern, wenn sie fallen. Das Schöne dabei: Auf der Basis echter Zufriedenheit genießt es sich dann doppelt so gut und ohne schlechtes Gewissen.
1.3 Glück ist keine Glücksache
Burkhart (44) hasst Klassentreffen. Bald sieht er dort wieder seinen alten Schulfreund Max (44), den Überflieger. Während Burkharts letzte Beförderung ihm zwar 100.000 Euro Jahresgehalt und enorme Macht einbrachte, sitzt Max in seiner Firma längst im Vorstand.
Aber auch Max ist unglücklich. Sein Job beansprucht ihn so sehr, dass er keinen anderen Interessen mehr nachkommen kann. Auch seine Ehe leidet darunter. Aber was soll er tun? Schließlich hat er keine Wahl: Wer einmal so weit gekommen ist wie er, der kehrt nicht einfach um. Dennoch wäre er gerne so frei wie seine Kinder Carola (19) und Jonas (22).
Doch auch die sind unglücklich: Carola weiß nicht, was sie studieren soll. Talente hat sie genug. BWL studieren? Jura? Medizin? Oder doch erst mal ein paar Praktika machen? Und: Was, wenn sie sich falsch entscheidet? Ist für sie dann womöglich ein wichtiger Zug abgefahren? Und wann soll sie eine Familie gründen? Geht das überhaupt, wenn man Karriere macht?
Jonas steckt im Training für den nächsten Wettkampf. Keine Partys, kein Alkohol, keine langen Abende — schließlich muss er seinen Trainingsplan erfüllen. Das Leben geht für ihn erst nach der Saison weiter. Ganz nebenbei hofft er so, auch endlich den lang ersehnten Waschbrettbauch zu bekommen, um den Mädels zu imponieren.
Friedrich (60) ist im langersehnten Vorruhestand. In seinem Alter hat er es sich verdient, die Füße hochzulegen. Trotzdem ruft er noch fast täglich in seiner Firma an, um zu erfahren, was es Neues gibt. Tut er das mal nicht, wird er sehnsüchtig. Für die Arbeiten im Garten hat er keine Kraft.
Seine Frau Elfie (62) hingegen versprüht von morgens bis abends gute Laune und Energie. „Wozu auch mit sich hadern?“, denkt sie. „Schließlich gibt es genug zu tun!“
Achtung, Stolperstein:
Typische Unglücksfallen
Kommen wir nun zum wohl schönsten langfristigen Wohlgefühl: zum Glück (siehe Domino-Stein 1.2!). Letztlich ist es ja genau das, was wir wollen: glücklich sein — und zwar für alle Zeit. Doch leider gibt es auch hier jede Menge Fallen, die unser Domino unnötig kompliziert machen und das Glück fernhalten: zu hoch gesteckte Ziele, frustrierende Vergleiche, Entscheidungsschwäche, psychische Abhängigkeiten, quälender Leistungsdruck, Festhalten an Vergangenem, Angst vor Anstrengung und vieles mehr.
Leider sind wir dadurch häufig so sehr mit der Suche nach dem Glück beschäftigt, dass wir dabei ganz vergessen, das Glück zu finden, das wir bereits haben! Betrachten wir also zunächst mal der Reihe nach die Fallen.
Vergleiche machen unglücklich
Die erste große Falle ist die Kontrastfalle. Wie glücklich oder unglücklich wir sind, messen wir häufig durch Vergleiche mit anderen. Wir machen permanente Abgleiche mit unserer Umgebung und schließen aus dem Kontrast auf unser eigenes Glück oder Unglück. Unsere Frage dabei ist häufig: „Was haben andere, was ich nicht habe?“ Und weil unsere innere Videokamera (Domino-Stein 1.1) sieht, worauf wir den Sucher richten, finden wir, was uns fehlt. Wir wollen mehr Geld, weniger Po, bravere Kinder, schickere Klamotten. Klar fühlt sich Burkhart beruflich unterlegen, wenn er sich nur mit Max vergleicht. Klar bildet sich Jonas Figur-Probleme ein, wenn Waschbrettbäuche der Maßstab sind. Wie auch anders?
Eine weitere Form der Kontrastfalle ist der Vergleich mit früheren, vermeintlich besseren Tagen: „Damals, als ich noch jung und knackig war!“, „Früher, als ich hier noch etwas zu sagen hatte!“ oder „Damals, als ich noch gesund war!“ Doch wer sich auf Verluste konzentriert, findet auch welche. Knifflig ist auch unsere Freiheit zu wählen und uns zu entscheiden. Denn einerseits fühlen wir uns schlecht, wenn wir (scheinbar) keine Wahl (mehr) haben und uns in ein vermeintliches Schicksal fügen müssen. Andererseits überfordert es uns, zu viele Möglichkeiten zu haben. Max etwa fühlt sich wie in einer Sackgasse. Obwohl er beruflich alles erreicht hat, geht es ihm schlecht. Er fühlt sich seiner Situation ausgeliefert. Und auch Carola ist verzweifelt: Sobald sie einen Weg einschlägt, muss sie einen anderen verlassen — und sie leidet unter ihrer Unsicherheit, ob sie sich richtig entschieden hat.
„Wenn, dann?“