Das Gedicht von der Rose - Guillaume de Lorris - E-Book
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Das Gedicht von der Rose E-Book

Guillaume de Lorris

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Beschreibung

Das Gedicht von der Rose, geschrieben von Guillaume de Lorris, ist ein Meisterwerk der französischen Literatur des Mittelalters. Das Buch erzählt die allegorische Geschichte eines jungen Mannes, der durch einen Garten voller symbolischer Figuren reist, um die Rose zu finden. Der Stil des Gedichts ist lyrisch und elegant, voller metaphysischer und philosophischer Elemente, die den Leser auf eine poetische Reise mitnehmen. Guillaume de Lorris schrieb diesen Teil des Gedichts, das später von Jean de Meun fortgesetzt wurde, um die Ideale der Liebe, Schönheit und Tugend zu erforschen. Die detaillierten Beschreibungen des Gartens und der Figuren machen dieses Werk zu einem Schatz der mittelalterlichen Literatur und einem wichtigen Beispiel für Allegorie und Symbolismus. Guillaume de Lorris, ein französischer Dichter des 13. Jahrhunderts, war ein bekannter Vertreter der höfischen Dichtung seiner Zeit. Sein Werk Das Gedicht von der Rose zeigt sein Talent für poetische Sprache und sein Verständnis für die komplexen Strukturen der Liebe und der menschlichen Natur. Die Kombination aus einer fesselnden Handlung und einem tiefgründigen philosophischen Subtext macht dieses Buch zu einem zeitlosen Klassiker der französischen Literatur, der Leser aller Generationen fesseln wird.

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Guillaume de Lorris

Das Gedicht von der Rose

Klassiker der französischen Literatur

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-2233-9

Inhaltsverzeichnis

1.
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29.
30.
31.
32.

1.

Inhaltsverzeichnis

Das ist von der Rose die Geschichte,

Wo Amor's Kunst ich ganz berichte.

Es sagen Manche, daß im Traum'

Durchaus Nichts sei als Lüg' und Schaum –

Doch wahrlich giebt es Träume wohl

Die mehr sind als nur Schäume hohl,

Die sich erfüll'n in Wirklichkeit. –

Auch ist berühmt in alter Zeit

Ein Mann, Makrobius genannt,

Der Träum' als eitel nicht erkannt.

Auch liest man von dem Traum, der schon

Erschienen König Cipio'n1.

Und wer da denkt, und wer da schreit,

Daß Narrheit sei und Albernheit,

Zu glauben, daß der Traum nicht Lug; –

Sag', wenn er will: ich sei nicht klug.

Mir für mein Theil bleibt sicher sta'n,

Daß Zeichen oft im Traum' geschahn,

Von Aergerniß und Lust der Leut'.

Denn Vielen träumt bei nächt'ger Zeit

Manch' Ding' nur dunkel übergleist,

Das nachher deutlich sich erweist.

Ich war kaum zwanzig Jahre voll,

Wo Minne anhebt ihren Zoll

Von Jünglingen. Wie meist ich thu',

Lieg' ich da eine Nacht in Ruh'

Und schlafe ziemlich fest und schwer –

Kommt mir im Schlaf' ein Traum daher,

Der, gar sehr bunt, mir wohl gefällt –

Doch gab's im Traum Nichts in der Welt,

Das dann nicht ganz so wär' gescheh'n,

Als wie es mich der Traum ließ seh'n:

Nun will ich diesen Traum erzähl'n,

Recht Euern Herzen zu empfehl'n,

Wie Minn' im Traum mich hat ergötzt;

Und wollt ihr wissen nun zuletzt,

Wie ich will nennen das Gedicht,

Von dem der Anfang hier geschieht?

S' ist von der Rose die Geschichte, –

Wo Künst' der Minn' ich all' berichte.

Der Stoff ist neu und gut daran. –

Gott geb', daß dies nun leiden kann

Sie, der zu Lieb' ich es erdacht;

Sie hat so hohe Ehr' und Macht,

Hat sich der Lieb' so werth erweist,

Daß sie mit Recht die Rose heißt.

Mir scheint's, als wenn es länger wär',

Doch mind'stens ist's fünf Jahre her;

Im Wonnemond' war's, da träumte ich –

In jener Lustzeit, wonniglich,

Wo freudetrunken jeder Staub,

Wo neu sich decken will mit Laub

Ein jeder Busch, ein jeder Zaun –

Wo Nichts Du schmucklos magst erschau'n:

Die Bäume decken auf ihr Grün,

Das durch den Winter welk erschien;

Die Erd' erhebt sich selbst, ergötzt

Vom Thaue, der sie nun benetzt,

Wo bald die Armuth sie vergißt,

In der den Winter lang sie ist.

So eitel wird die alte Erd', Daß sie ein neu Gewand begehrt.

Sie putzt und schmückt ihr Kleid so sehr,

Daß hundert Farben d'rauf und mehr,

Und indisch' persisch Kraut und Blum' –

Von manch' verschied'nem Färbethum'.

Ich meine, dieses ist das Kleid,

Deß' sich die Erd' am meisten freut.

Und dem Gevögel, das nicht sang

Die herbe Winterkälte lang,

In jener Zeit so arg und trüb';

Dem wird der Wonnemond gar lieb!

Sie zeigen lustig im Gesang,

Wie ihnen Freud' das Herz durchdrang,

Daß nun mit Macht ertönt ihr Schall.

Dort singt gar schön die Nachtigall,

Hier hört man anderes Geräusch,

Und dorten quält sich mit Gekreisch'

Die Kopflerch' und der Papagei,

Dort übt jung Volk sich, wie es sei

Recht lustig und verliebt so weit

In dieser schönen süßen Zeit;

Sehr hart muß sein, wer da nicht liebt,

Wo Lieder jedes Zweiglein giebt,

Der Vögel süßer Lustgesang

Der Brust erregt den gleichen Klang,

Wo aller Gram und Harm vorbei! –

Da träumt mir eines Nachts: es sei

So weit gerade, daß der Tag

Sich dämmernd bald erheben mag.

Vom Bette sprang' ich da behend',

Zog schnell mich an, wusch mir die Händ',

Und eine Silberangel fein

Nahm ich aus schmuckem Angelschrein,

Und fädelte die Angel ein. –

Da treibt mich's aus der Stadt, im Frei'n

Zu hören auf den Vogelsang,

Der durch die Büsche rings erklang

In dieser neuen Frühlingszeit. –

Ich klappe auf die Aermel beid'

Und schlendre fort so ganz allein

Und lausche auf die Vögelein,

Indem sich jed's zu singen müht,

Auf dem Gezweig', das rings erblüht –

Leichtmüthig, wonnevoll und froh.

Zu einem Bach gelang' ich so,

Den ich allda nun rauschen hör' –

Und schöner wüßt' ich's nirgends mehr

Als hier an dieses Baches Rand'

Von einem Hügel, der da stand,

Kam viel des Wassers mit Gewalt

Hell, rauschend und so kühlich kalt,

Wie'n Springquell oder Born zu seh'n,

Viel kleiner wohl nicht als die Seine –

Jedoch viel breiter noch ist die: –

Gesehen hab' ich nun noch nie,

Ein Wasser, das so herrlich floß.

So reizt' es mich und ich genoß

Noch länger diesen schönen Platz.

Des Wassers leuchtend heller Schatz

Mir meinen Muth erfrischt, erweckt; –

Und wohl beschützt und wohl bedeckt

Rinnt fort der Wasserquell im Gries.

Die Wiese schön und räumig, ließ

Nicht ab von dieses Baches Rand.

Gar schön und hell und heiter stand

Der Morgen sanft gemäßigt da.

Ich geh' nun, jener Wiese nah,

Die um die Ufer rings sich zieht

Zu der das schöne Wasser flieht.

1. Scipio, den Cicero zum Träger und Helden seiner philosophischen Phantasie gemacht hat, die unter dem Titel: somnium Scipionis(Traum des Scipio) bekannt ist.

2.

Inhaltsverzeichnis

Der Liebende spricht und redet da

Von sieben Bildern, die er sah:

Gemäld' an eines Haines Wand,

Die er für gut zu deuten fand,

Wie jed's gestaltet, wem es gleich',

Die Namen hört Ihr alsogleich:

Das erste Bild, das da man fand,

Dasselbe war der Hass benannt.

Ich war gegangen noch nicht weit,

Sah einen Hain ich, groß und breit,

Rings um ging einer Mauer Lauf –

Ein Bildniß war davor, und drauf

Gegraben auch viel manche Zeil':

Gemäld' und Bilder eine Weil'

Bewundr' ich gern da nach Gebühr.

Und Euch erzähl' und schreib' ich hier

Die Deutung dieser Bilder hin,

Wie sie mir kommen in den Sinn.

Haß.

In ihrer Mitte stand der Haß,

Der jedem Zorn' und Aerger was

Ein Gründer allem Anschein' nach:

Ingrimmig und gar zänkisch jach. –

Von arger Falschheit und Verrath

Dies Bildniß mir den Anschein hat.

Es war nicht allzuwohl geschmückt

Auch schien es etwas wild verrückt,

Und wild und rauh war sein Gesicht,

Die Nase grimm' emporgericht't.

Von großem Graus' ward es bedeckt,

Und war auch eben so versteckt

Von einem Schleier grausig wild.

Verrätherei.

Von gleicher Art ein ander Bild

Sah' ich zur Linken neben ihm,

Am Haupte stand der Name ihm:

Es war benannt: Verrätherei.

Schurkerei.

Ein Bildniß, welches Schurkerei

Von Namen hieß – stand rechter Hand,

Das ich von gleichem Wesen fand

Und an Gestalt auch glich es ihm:

Schien gar ein übeles Gethüm.

Voll Hochmuth war's und Zanksucht schon

Und übelredend und voll Hohn:

Zum Malen schickt es leicht sich an

Für den, der Bilder machen kann.

Es schien dies gar ein übel Ding

Voll Leid's und Streitens nicht gering.

Ein Weib, geneigt nicht allzusehr

Zu leisten die gebühr'nde Ehr.

Habsucht.

Dann war die Habsucht aufgehängt:

Das ist die, die uns Leute drängt,

Daß Jed's gern nimmt, doch Kein's gern giebt,

Die jeden Schatz zu sammeln liebt.

Das ist die, die zu Zinsen schier

Die Hände streckt aus großer Gier,

Zu sammeln was da gilt und gleißt:

Das ist die, die da stehlen heißt

Die Räuber und das Diebgesind'. –

Zu großem Jammer, großer Sünd'

Streckt sie die Hand am Ende aus.

Es ist die, die des Andern Haus

Bestiehlt, beraubet und betrügt,

Und ihn beschummelt und belügt.

Es ist dieselbe, die gar sehr

Mehrt der Betrüger großes Heer,

Daß oft wohl ihrer Kniffe Brauch

Den Wittwen und den Waisen auch

Ihr gutes Erbe ganz benimmt.

Verzwicket waren und gekrümmt

An selbem Bilde auch die Händ' –

Gar recht: weil Habsucht immer brennt,

Zu nehmen, wo sie Fremdes kriegt.

Habsucht gedenkt an Andres nicht,

Als zu ergattern fremdes Gut:

Habsucht ist Fremdem gar zu gut.

Geiz.

Ein andres Bildniß saß zur Zeit

Da mit der Habsucht Seit' an Seit':

Und Geiz war dieses zubenannt:

Gar schmutzig, widerwärtig stand

Dies Bild und mager und gar übel,

Und grünlich gelb wie eine Zwiebel.

Es war so gänzlich farbebar,

Daß mir es schien, als siech' es gar.

Es schien ein ganz verhungert Ding,

Das stets sich nur an Brod verfing',

Aus Sauerteig geknetet fest. –

Und außer dieser Dürrheit läßt

Ganz dürft'ge Tracht es sehen jetzt:

Ein Wamms, zerrissen und zerfetzt,

Als wie zerzerrt von Hunden gar –

So abgetragen schlecht es war.

Dran hing gar manches alte Stück.

Ein Umwurf hing ihm in's Genick

An einem Stab', gar klein zu schau'n.

Der Kutte Farbe, die war braun –

Am Umwurf' war kein' gute Falt',

Von schlechtem Zeuge arm und alt

Von schwarzen Lämmern, schlecht und krank:

Er dient' wohl zwanzig Jahre lang.

Es drängt sich eben nicht der Geiz

Zu Ankauf eines neuen Kleid's.

Denn wißt: das Kleid gar hoch ihm daucht,

So daß er's keineswegs gebraucht;

Denn würde vom Gebrauch es schlecht,

Dem Geize großen Kummer brächt'

Bedürfniß einer neuen Tracht,

Die nur für Geld würd' ihm gemacht.

Geiz hält 'nen Beutel in der Hand,

Den er jedoch gar sorglich band,

Und so verborgen bei sich hält,

Daß es lang' währt und schwer ihm fällt,

Eh' denn daraus er Etwas kriegt –

Doch wird ihm dies auch nöthig nicht.

Er ging ja von dem Sinn' nicht aus, Zu nehmen Etwas je heraus.

Neid.

Dann gab es da das Bildnis Neid,

Der nie gelacht sein' Lebenszeit –

Den Nichts niemalen hat erfreut,

Als wo er Schaden oder Leid

Gesehn hat oder hat gehört;

Und Nichts Gefallen ihm gewährt

Als fehlgeschlagnes, übles Glück –

Und wenn er sieht groß' Mißgeschick

Einbrechen auf den braven Mann,

Das macht ihm großen Spaß alsdann.

Zu froh nur ist sein arger Muth,

Sieht ein Geschlecht von hohem Blut'

Er fallen und zu Schanden geh'n.

Doch sieht er Wen zu Ehr' ersteh'n

Durch hohen Geist und hohe Kraft –

Das ist was größtes Leid ihm schafft.

Denn wisset, daß ihm's schlecht gefällt,

Wenn Etwas gut geht auf der Welt.

Neid ist von solcher Grausamkeit,

Daß er nicht hegen kann Mitleid

Nicht für Genossen, noch Gefährt'.

Und kein Verwandter ihm gehört,

Dem er nicht stets verfeindet blieb';

Denn sicherlich ist's ihm nicht lieb,

Glückt's wem – und wenn's sein Vater wär'.

Doch wisset, daß nur allzuschwer

Und stark er führt die Bosheit aus.

Es macht ihm gar zu großes Graus

Und Leid, wenn wer was Gutes hat,

Was Kleines nur, das er nicht hat.

Sein schlecht' Herz zwickt und quält ihn recht,

So daß es Gott und Menschen rächt.

Der Neid versäumet keine Stund',

Der Welt zu bringen eine Wund'.

Ich wähne, daß er selbst nicht schätzt

Den Klügsten, den es giebt alljetzt

Diesseits der See, jenseits der See –

Dem er nicht Flecken anersäh'; –

Und wäre der auch noch so weis',

Daß er ihm könnt' um keinen Preis

Was Abbruch thun – doch sicherlich

Thät' er alsdann Genüge sich,

Zu schmälern seine Würdigung

Doch mindestens mit seiner Zung'.

Ich sah dem Neid auf dem Gemäld'

Gar schlechten Anblick auch gewählt:

Er blickte gar nicht anders mehr

Als gänzlich schielend schief und quer.

Die üble Sitte ließ ihn nicht,

Daß er hätt' können sein Gesicht

Auf Etwas lenken grader Weis' –

Stets schloß ein Auge er mit Fleiß,

Das er vor Groll und Gall' verzwickt,

Sobald er Einen wo erblickt,

Der schön und würdig ist bestellt;

Geliebt, gelobet von der Welt.

Trübsinn.

Und ganz dem Neide nahe stand

Trübsinn gemalet an die Wand.

Man sah's an seiner Farb' genug,

Daß er im Herzen Trauer trug,

Gelbsucht schien er zu haben gar,

Dagegen selbst der Geiz nichts war

An Blässe und an Magerkeit;

Denn Kummer, Sorge und viel Leid

Und Qual und Aergerniß dazu

Ließ ihn nicht Tag noch Nacht in Ruh.

Das hatte Gelbsucht ihm gebracht

Und bleich und mager ihn gemacht.

Fürwahr in solcher Peinigung

In solcher Herzens-Aufregung

Scheint mir es, war noch nie ein Mann.

Ich wähn' auch, daß nie Einer kann

Das minder thun, was ihm behagt,

Daß er zu flieh'n nicht mal mehr wagt,

Zu widersteh'n auf keine Art

Dem Kampf, der ihm im Herzen ward.

Zu sehr schon war sein Herz gerührt,

Der Kampf zu lang' schon fortgeführt.

Gar leidend schien er da zu sein,

Als wär's ihm nie gefallen ein,

Je aufzuheitern sein Gesicht.

Auch war sein Rock zum Besten nicht,

Am Aermel hatt' er Löcher gar,

Wie Ein's, das viel in Jammer war.

Sein Haar das war verworren viel,

Wie's auf den Nacken niederfiel,

So wie es Ingrimm, leidbewegt,

Und übel Loos zu haben pflegt.

Auch wiss't wohl und wahrhaftiglich,

Daß er geweint hat bitterlich:

Wär' Keiner, der ihn hätt' geseh'n, Dem er nicht thät' zu Herzen geh'n,

Wie er sich selber rauft' und krallt'

Und seine Fäust' zusammenballt',

Wohl war zum Streite aufgeregt

Er jammervoll und leidbewegt.

Nichts ist, das ihm zur Freude dien',

Nicht trösten, stimmen kann man ihn.

Denn wem es trüb' um's Herze ist,

Der hat nicht, sehet zu und wißt,

Zu Tanze Lust und Narrethei'n;

Auch lässet nimmermehr sich ein,

Wer steht im Kampf' – mit Lust und Freud';

Zuwider sind sich Lust und Streit.

Alter.

Dann war das Alter aufgestellt,

Das etwas sich dahinter hält,

So wie es thut gemeiniglich:

Kaum aufrecht halten konnt' es sich

So was gebrechlich es und alt.

Ganz war verkommen die Gestalt,

Und häßlich, allen Schmucks beraubt.

'Ne Glatze war sein ganzes Haupt

Und weiß, als stünd's in Blüthe grad'; –

Es wär' darum nicht allzu Schad',

Sein Tod wär' grad' kein schlimmer Fall:

Verdorret sind die Sehnen all'

Vor Alter und Kraftlosigkeit,

Und seine Stärke, – vor der Zeit

Wohl voll und gut – ist jetzt zunicht.

Von Runzeln voll ist sein Gesicht.

Die Augen sind bedeckt mit Moos,

Der Mund ist längst der Zähne blos.

Da ist kein einz'ger mehr darin;

So sehr ist es vor Alter hin,

Daß schon es nicht mal mehr die Spann'

Von vieren Klaftern gehen kann.

Die Zeit, die fortgeht Tag und Nacht,

Und nimmer Aufenthalt sich macht,

Und die da von uns geht und schleicht,

So unvermerkt, daß leicht es däucht,

Sie bliebe steh'n auf einem Fleck' –

Und bleibt doch nie auf einem Fleck',

Und die nie aufhört fortzugeh'n,

So daß doch nimmer Einer wähn' –

Daß dies die gegenwärt'ge Zeit;

Fragt Ihr die Schriftgelehrsamkeit,

So ist die Zeit, indem ihr's denkt

Dreimal bereits davon gedrängt –

Die Zeit, die nimmer mehr einspricht,

Geht allsofort und kehret nicht,

Wie Wasser, welches ewig fließt

Und keinen Tropfen rückwärts gießt.

Die Zeit, vor der Nichts dauernd harrt,

Sei's Stahl auch oder noch so hart –

Die Alles aufzehrt und besiegt,

Die Zeit, die Alles weiter fügt,

Die Alles wachsen läßt und nährt –

Und Alles aufbraucht und verzehrt;

Die unsre Väter altern ließ. –

Und selbst die Kön'ge altern hieß,

Und die uns All' in's Alter zwingt,

Bis wo der Tod uns weiter bringt; –