Das Geheimnis der Villa am Stadtrand - Elli Joy - E-Book

Das Geheimnis der Villa am Stadtrand E-Book

Elli Joy

4,9

Beschreibung

Es ist kurz vor Weihnachten und ausgerechnet da entlässt Albert von Schnickschnack einen Teil der Mitarbeiter in der Schraubenfabrik. Deshalb bekommt er Ärger mit seiner Frau, die die Fabrik vor Jahren von ihrem Vater geerbt hatte. Während Sohn Lars nach einem alten Buch sucht, um mehr über eine geheimnisvolle Legende zu erfahren, die seit Jahrzehnten erzählt wird, verschwindet Albert spurlos. Niemand weiß, wo er sich zuletzt aufgehalten hat. Was ist der Grund für sein Verschwinden? Und was hat das alles mit der alten Villa zu tun? Durch einen Zufall stößt Lars auf ein Geheimnis, das die Villa endlich nach vielen Jahrzehnten preisgibt.

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Seitenzahl: 57

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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Buchempfehlung

1

„Tut uns leid. Wir haben leider nur noch eine Weihnachtsfrau für Sie. Die Weihnachtsmänner sind alle ausgebucht.“

Marc, der Butler des Fabrikanten Albert von Schnickschnack und seiner Familie, bekam einen Schreck. Warum hatte er es auch vergessen, bei der Weihnachtsmann-Agentur anzurufen? Jetzt gab es nur noch eine Weihnachtsfrau. Wie sollte er das Herrn von Schnickschnack nur beibringen? Sie hatten schließlich bisher immer einen Weihnachtsmann für ihre Kinder Lena und Lars gehabt.

Der Besuch des Weihnachtsmanns in der alten Villa am Stadtrand von Hellenfeld war immer das Ereignis an Heiligabend. Bei der Familie von Schnickschnack wurde das seit Generationen so richtig zelebriert. Jeder in der Familie war gespannt darauf, welche Geschenke es gab. Wer bekam dieses Mal den Preis für das teuerste und wertvollste Geschenk? Und überhaupt, was war der Preis?

Ja, während andere Familien an Weihnachten in die Kirche zum Krippenspiel und zur Christmette gingen, kam das für Familie von Schnickschnack nicht infrage. Albert, der Vater der Kinder und Familienoberhaupt der Familie, hielt das für völlig überflüssig. „Da sitzt man nur dumm rum und wenn man Pech hat, dann schläft man ein, weil die Predigt so langweilig ist“, war sein Kommentar, wenn seine Frau Melanie vorschlug, statt der Geschenkeschlacht doch mal etwas Besinnliches zu machen.

Marc hielt den Hörer in der Hand und war wie erstarrt. Was sollte er nur tun? Sollte er vielleicht selbst in die Rolle des Weihnachtsmanns schlüpfen? Aber, dann würde es auffallen, dass er nicht da war, um sich wie gewohnt darum zu kümmern, dass das Festmahl pünktlich serviert wurde. Jedes Jahr gab es zwei Weihnachtsgänse, feinstes Biofleisch vom Bauern am Stadtrand von Hellenfeld. Dazu wurden Kartoffelknödel und Rotkohl gereicht. Marc musste das Küchenpersonal beaufsichtigen, die festliche Tafel im großen Speiseraum decken und sich rechtzeitig darum kümmern, dass der Rotwein die richtige Temperatur hatte. Nein, er kam als Weihnachtsmann nicht infrage.

Er wusste nicht, wie lange er da schon mit dem Telefonhörer in der Hand gestanden hatte, als er Schritte hörte. Melanie von Schnickschnack kam gerade die Treppe herunter. Sie hatte sich schick gemacht, weil sie einen Vortrag besuchen wollte. „Und, haben Sie noch einen Weihnachtsmann buchen können?“ „Leider nein“, antwortete Marc. „Es gibt lediglich nur noch eine Weihnachtsfrau. Alle Weihnachtsmänner waren schon weg.“ „Ach, macht doch nichts, dann bestellen Sie doch die Weihnachtsfrau“, antwortete Melanie von Schnickschnack. „Ja, aber Ihr Mann...“, Marc wollte gerade noch etwas sagen, doch Melanie ging schnellen Schrittes zur Haustür und öffnete sie. „Später, Marc, jetzt habe ich es eilig.“ Dann schloss sie die Tür. Der Knall hallte noch eine Weile in dem großen Treppenhaus nach. Marc wählte die Nummer der Weihnachtsmann-Agentur und buchte die Weihnachtsfrau.

In diesem Moment betrat Albert von Schnickschnack das Haus. Er hörte gerade noch den letzten Satz, den Marc sprach: „Vielen Dank. Dann freuen wir uns eben am 24. Dezember auf eine Weihnachtsfrau.“

„Was! Weihnachtsfrau! Das geht ja überhaupt nicht! Und wieso buchen Sie den Weihnachtsmann überhaupt erst jetzt?“ Er schrie das förmlich. Immer, wenn etwas geschah, was ihm nicht gefiel, dann wurde er furchtbar wütend. Sein Gesicht lief rot an, und er musste nach Luft schnappen, so sehr regte er sich auf. „Wenn ich, der Fabrikant und adelige Albert von Schnickschnack einen Weihnachtsmann will, dann gibt es keine Weihnachtsfrau, dass das klar ist!“ Er nahm das Telefon, wählte die Nummer der Weihnachtsmann-Agentur und brüllte in den Hörer. „Wenn Sie es nicht möglich machen, dass wir einen Weihnachtsmann bekommen“, dann sorge ich dafür, dass Ihre Agentur Kunden verliert!“ „Tut mir leid“, sagte die Frau am anderen Ende. Vermutlich hielt sie den Hörer ein Stück weit weg vom Ohr. „Alle Weihnachtsmänner sind ausgebucht. Sie sind diesmal leider zu spät. Aber ich kann Sie auch auf die Warteliste setzen. Vielleicht sagt noch jemand ab.“

Albert von Schnickschnack hörte gar nicht weiter zu, sondern knallte den Hörer aufs Telefon. Marc stand wie zur Salzsäule erstarrt daneben. „Sie sind gefeuert. Packen Sie Ihre Sachen. Einen unzuverlässigen Butler kann ich nicht gebrauchen!“ Alberts Stimme überschlug sich förmlich.

Marc wurde ganz bleich und ging in die Küche, um seine Sachen zu packen. Dies würde wohl das traurigste Weihnachtsfest für ihn werden. Nicht nur, dass er auf der Straße stand, denn das Zimmer, welches er im Dienstbotentrakt in der Villa bewohnte, durfte er auch nur noch betreten, um seine Sachen zu holen, sondern auch, weil er so plötzlich arbeitslos wurde. Und das nur, weil er vergessen hatte, rechtzeitig einen Weihnachtsmann zu buchen.

2

Melanie von Schnickschnack war gerade noch rechtzeitig zum Vortrag gekommen. Sie setzte sich auf einen der hinteren Plätze. Damit sie niemand als Frau von Schnickschnack erkannte, hatte sie eine blonde Perücke aufgesetzt. Außerdem trug sie eine Brille. Sonst brauchte sie keine Brille, aber hier wollte sie, dass niemand sie erkannte. Unter keinen Umständen durfte ihr Mann erfahren, dass sie in solche Vorträge ging.

„Ist Reichtum spirituell?“ So hieß der Vortrag. Auf der Bühne im Rathaussaal stand ein gutaussehender Mann, namens Harald Schönau, mit dunklen Haaren in einem dunkelblauen Anzug, maßgeschneidert wahrscheinlich. Er mochte so Anfang 40 sein, vermutete Melanie.

Seine Stimme empfand sie als warm und angenehm. Sie spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch, wenn er sprach. Doch noch mehr interessierte es sie, was er sagte. „Reichtum beginnt im Herzen. Es gibt mehrere Arten von Reichtum. Wichtig ist, wie Sie sich dabei fühlen. Man muss nicht unbedingt viel Geld haben, um erfüllt zu sein, also in der Fülle zu leben. Manch einer hat vielleicht nicht die großen Reichtümer in seinem Leben angehäuft, aber er ist innerlich vielleicht viel erfüllter als ein Milliardär, der unentwegt materielle Güter anhäuft, aber im Herzen eine Leere verspürt.“

Ich habe das Gefühl, er kennt Albert, dachte Melanie in diesem Moment. Sie verspürte schon seit einiger Zeit diese Leere in ihrem Herzen. Dabei hatte sie alles, wovon andere nur träumen konnten: Eine Villa mit einem großen, parkähnlichen Grundstück, eine Segelyacht, Pferde, mehrere Autos, sowie zwei wertvolle Oldtimer. Das Dienstpersonal, las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Und natürlich nicht zu vergessen: Lena und Lars, die beiden Kinder. Ach, ja und Albert. Aber der kam in ihren Gedanken als Letzter in der Reihenfolge der Dinge, die sie in ihrem Leben geschenkt bekommen hatte, obwohl sie ihn mal sehr geliebt hatte.