Das Geschenk dahinter - Sandra Saviera Viehböck - E-Book

Das Geschenk dahinter E-Book

Sandra Saviera Viehböck

0,0

Beschreibung

Auf einem Balkon mitten in der Altstadt von Havanna lernen sich Mia und Sophie kennen. Nachdem Mia sich getraut hat, Sophie ihren verrückten Grund mitzuteilen, der sie nach Kuba geführt hat, beginnt eine heilsame Reise von Gesprächen, in denen die beiden Frauen auf tiefe und bewusstseinserweiternde Weise in das Thema Partnerschaft eintauchen. Eine wundervolle Reise, die zeigt, dass es sich lohnt hinzusehen, um das Geschenk dahinter zu erkennen, welches in jeder Herausforderung in unseren Beziehungen für uns bereitliegt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 168

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Danksagung

Was mir vorab noch am Herzen liegt

Wie im Kleinen, so im Großen

Meine, deine, viele Wahrheiten

Zum Buch

Vorwort

Kapitel 1 – Landung

Kapitel 2 – Havanna

Kapitel 3 – Die erste Begegnung

Kapitel 4 – Das Ende einer Beziehung

Kapitel 5 – Seelenbegegnungen

Kapitel 6 – Aufmerksamkeit

Kapitel 7 – Die Macht der Gedanken

Kapitel 8 – Das Geschenk dahinter

Kapitel 9 – Licht und Schatten

Kapitel 10 – Verletzungen

Kapitel 11 – Durch den Schmerz

Kapitel 12 – Nach dem Durchgehen

Kapitel 13 – Raum zum Auskotzen

Kapitel 14 – Sich treu sein

Kapitel 15 – Ausrichtung der Gedanken

Kapitel 16 – Bedürfnisse

Kapitel 17 – Die Magie der Hingabe

Kapitel 18 – Reflektieren der Gespräche

Kapitel 19 – Taxifahrt

Kapitel 20 – Ankommen in Cayo Coco

Kapitel 21 – Verbindung fühlen

Kapitel 22 – Erwachte Partnerschaft

Kapitel 23 – Die Kraft der Dankbarkeit

Kapitel 24 – Wenn nur einer will

Kapitel 25 – Einer muss vorangehen

Kapitel 26 – Sonnenuntergang

Über die Autorin

Nachwort

Danksagung

Diese Danksagung ist frei von Prioritäten, in welcher Reihenfolge die einzelnen Personen hier angeführt werden. Jeder hat in seiner wundervollen, einzigartigen Art auf gleiche Weise dazu beigetragen, was ich heute bin, was mich ausmacht und dass dieses Buch geboren werden durfte.

Ich danke meinem wundervollen Partner Holger für seine Bereitschaft, gemeinsam mit mir immer tiefer in unser Abenteuer Partnerschaft einzutauchen. Ich bin unendlich dankbar für jedes „Geschenk dahinter“, welches wir durch unser echtes und mutiges Aufeinandereinlassen auf unserem Weg erkennen, aufheben und auspacken dürfen. Dich an meiner Seite zu wissen und mit dir gemeinsam den Weg in unsere erwachte Partnerschaft zu gehen, erfüllt mich zutiefst mit Liebe und unendlicher Dankbarkeit. Die gemeinsame Erfahrung mit dir, dass es wirklich möglich ist, frei und erfüllt in der Verbundenheit der Liebe Partnerschaft zu leben, hat mich dazu inspiriert, diese Erfahrungen mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen und dieses Buch zu schreiben.

Ich danke meiner wundervollen Seelenmentorin Bettina Gronow, dass sie bei der Geburt meines Buches mit ihrer Klarheit und ihrem Einfühlungsvermögen an meiner Seite war und dieses Projekt überhaupt möglich gemacht hat.

Dafür, dass sie mir gezeigt hat, dass man einen Satz auch anders als mit „und“ beginnen kann. Und () dafür, dass sie mich als erste Leserin meines Textes mit ihrem Feedback so berührt hat: „Es geschieht. Es geschieht Heilung.“ Du bist ein Geschenk an der Seite all derer, die den leisen Wunsch in ihrem Herzen tragen, ihr Seelenbuch ebenfalls auf die Welt zu bringen.

Meiner Mama und meinem Papa. Dass ihr mich auf diese Welt gebracht und mir dadurch die Möglichkeit gegeben habt, all diese Erfahrungen hier überhaupt machen zu können. Für eure Liebe. Für euer so sein. Für euer Vertrauen, als ich nach Kuba gegangen bin, dass ich wieder gesund nach Hause komme. Dafür, dass ihr mir immer wieder das Gefühl vermittelt habt, dass ihr an mich glaubt und ich alles schaffen kann, was ich mir vornehme. Ich liebe euch.

Und meiner Omi Angela. Die, obwohl sie nicht mehr physisch unter uns weilt, mir die Werte von Sanftmut und Güte vermittelt hat. Diese Eigenschaften fließen jeden Tag durch mein Sein und Wirken in die Welt und dafür danke ich ihr von Herzen.

Was mir vorab noch am Herzen liegt

Ich sehe den Weg, den ich gehen durfte, mein Wachstum in meinen Partnerschaften, die Reise in meine Seelenfrequenz und das ständige Erweitern meines Bewusstseins durch all die Coachings, die ich selbst machen durfte, als Privileg. Es liegt mir am Herzen, diese Erfahrungen, dieses Wissen so vielen Frauen und Paaren wie möglich weiterzugeben, um ihnen Mut zu machen, diesen Weg der wahrhaftig gelebten Liebe und Verbundenheit auch für sich zu gehen.

Eine wahrhaftig erfüllende Beziehung ist für jeden möglich. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

Wie im Kleinen so im Großen

Die Welt „braucht“ Menschen, die mutig sind, ihre alten Ego-Strukturen abzustreifen. Die bereit sind, wahrhaftig gelebte Liebe zu leben. Frieden zwischen den Völkern, zwischen Nationen, zwischen Religionen und zwischen den Menschen und in der Welt beginnt in uns. In einer liebevollen Beziehung zu uns selbst. Liebevolle Beziehungen in unseren Familien. In unserer Partnerschaft. Ein in Liebe verbundenes Miteinander in unseren Partnerschaften ist für mich die Basis für ein friedvolles Miteinander auf unserem ganzen Planeten.

Meine, deine, viele Wahrheiten

Die Ansichten, die ich in diesem Buch vermittle, haben keinen Anspruch auf die einzige Wahrheit. Mir ist bewusst, dass es viele Wahrheiten und Zugänge zu den unterschiedlichen Themen gibt, die hier beleuchtet werden. In diesem Buch teile ich meine mit dir.

Lese dieses Buch so, als ob du zu einem Buffet gehen würdest. Hinterfrage die Ansätze für dich. Nimm dir das heraus, was sich für dich stimmig anfühlt.

Zum Buch

Mir war es wichtig, das Buch so authentisch wie möglich zu schreiben. Ich habe mir daher erlaubt, die Worte so zu lassen, wie sie aus mir herausgeflossen sind.

Dieses Buch wurde von mir ganz bewusst in einem hoch schwingenden Zustand der Liebe geschrieben. Lasse dich von den Worten und der Energie in diesem Buch berühren. Öffne dich dafür. Fühle. Tauche ein. Nimm dir immer wieder bewusst deinen Raum zum Lesen. Empfange die Energie. Empfange dein Geschenk dahinter. Es liegt auch für dich bereit. Wenn du bereit bist.

Vorwort

In Beziehungen leben war ich ehrlich gesagt nie wirklich gut. Ich hatte zwar immer wieder Beziehungen, aber ich habe nie gewusst, wie es „richtig geht“. Schon gar nicht, worum es wirklich geht. Die Art von Beziehung leben, die ich kannte, war, mich ja nicht zu sehr auf jemanden einzulassen. Immer schön an der Oberfläche bleiben, um die Kontrolle behalten zu können. Den Notaus-Knopf zu meinem Herzen immer schön im Blick, um die Schotten schließen zu können, wenn es zu nahe wurde.

Eine der größten Motivationen in meinem Leben ist es, zu wachsen. Vor allem in und durch meine Beziehungen. Der Weg war oft sehr herausfordernd und schmerzhaft. Durch all die Situationen hindurch, in denen ich Befreiung und tieferes Bewusstsein erlangen durfte. Und dann … fand ich mich eines Tages in diesem Gespräch wieder. In dem sich Vergangenheit und das Hier und Jetzt verabredet hatten, um das Geschenk zu erkennen, welches hinter all unseren Erfahrungen für uns bereitliegt.

Kapitel 1

Landung

Ich blieb noch ein paar Minuten sitzen, bevor ich mich ebenfalls in die Menschenschlange am Gang einreihte. Einige Passagiere waren schon aufgestanden, bevor das Anschnallzeichen erloschen war. Sie machten sich nichts daraus, dass die Stewardess sie bereits zum zweiten Mal aufforderte, sich wieder hinzusetzen und zu warten, bis das Flugzeug seine endgültige Parkposition eingenommen hatte. Sie suchten hektisch ihr Handgepäck aus den Gepäckfächern oberhalb der Sitze, so als ob sie fürchteten, das Flugzeug könnte wieder starten, noch bevor sie ausgestiegen wären.

Ich beobachtete die Passagiere und fragte mich, was sie dazu bewog, so hektisch zu sein. Wo wir doch gerade in einem Land angekommen waren, in dem die Uhren so entspannt ticken wie selten woanders.

Drei Plätze neben mir saß ein junges Pärchen. Die beiden standen ebenfalls auf, um ihr Gepäck aus den Fächern zu holen. Schweigend. Ich hatte sie den ganzen Flug über immer wieder beobachtet. Sie hatten sich kurz nach dem Abflug halblaut gezofft und während des Fluges beinahe kein Wort miteinander gesprochen. Neun Stunden Anschweigen. Für einen Moment war ich echt froh, dass ich gerade Single und allein unterwegs war.

Ich sah aus dem kleinen Fenster neben mir. Es war bereits Nacht. Der Flughafen war gut beleuchtet. Als ich das Willkommensschild sah, wurde mir das erste Mal bewusst, dass ich wirklich da war. „Bienvenido a Cuba“. Ey, wie verrückt!!!! Ich konnte es noch gar nicht fassen. Ich hatte mich echt getraut, allein auf die andere Seite der Erdkugel zu fliegen.

Die Schlange am Gang kam langsam in Bewegung. Die ersten Passagiere verließen das Flugzeug. Da ich nur einen kleinen Rucksack als Handgepäck dabeihatte, der unter dem Vordersitz verstaut war, war ich so gut wie bereit, das Flugzeug zu verlassen und endlich kubanischen Boden zu betreten. Was für ein Gefühl. Ich folgte der Masse in Richtung Ausgang.

Hammer, wie viele Menschen in so ein Flugzeug passen, dachte ich mir. Das sind bestimmt zwei- bis dreihundert. Wie unglaublich, dass so ein schweres Flugzeug überhaupt in die Luft kommen kann. Das muss ja Tonnen wiegen. Ich näherte mich immer weiter dem Ausgang. Einige Passagiere sahen so aus, als ob sie Kubaner wären. Da mich für einen kurzen Moment der Gedanke erreichte, gar nicht zu wissen, wo ich überhaupt hinmusste, folgte ich einfach ihnen.

Nachdem mir ein Mann geholfen hatte, meinen Koffer vom Gepäckförderband herunterzuheben, fand ich mich auch schon beim Ausgang. Es wimmelte hier nur so von Taxifahrern, die ein Schild mit dem Namen derer, die sie abzuholen hatten, vor der Brust hielten. Ich drehte eine Runde, um ein Schild mit meinem Namen zu finden. Aber ich konnte keines sehen. Na typisch, dachte ich mir, ich werde mal wieder vergessen. Ich wurde etwas nervös. Wie sollte ich denn zu meinem Casa kommen, wenn mein Fahrer nicht da war? Die haben mich bestimmt vergessen. Oder ich habe wahrscheinlich zu lange bei der Sicherheitskontrolle gebraucht. Ich drehte noch eine zweite Runde. Wieder nichts. Ich setzte mich auf meinen Koffer und atmete tief durch.

Ich ließ noch einmal meinen Blick durch das hektische Treiben um mich schweifen und dann sah ich es plötzlich. Das Schild mit meinem Namen. MIA stand in schwarzen Großbuchstaben darauf. Hey, das bin ich, sagte ich zu mir, stand auf und schob mich durch die Menge, bis ich schließlich vor dem Mann mit meinem Namen auf seinem Schild stand. Ich schenkte ihm ein erleichtertes Lächeln und stolperte in meinem kargen Spanisch etwas unsicher heraus: „Hola, soy Mia.“

„Hola Mia. Soy Carlos.“ Er lächelte mich an, nahm mir meinen Koffer ab und führte mich zu seinem Taxi. Die Luft hier draußen war noch richtig warm. Ich stieg ins Auto ein und war sehr erleichtert, dass Carlos und ich uns doch noch gefunden hatten. Nachdem wir das Gepäck im Auto verstaut hatten, verließen wir das Flughafengelände und fuhren auf eine Art Schnellstraße in Richtung Havanna Vieja. Ich hatte dort ein Casa Particular gebucht, weil man dadurch anscheinend mehr von Kubas Kultur mitbekommen sollte. Ich war gespannt. Es war mittlerweile 23:30 Uhr. Ich sah aus dem Fenster und genoss die ersten Eindrücke, die mir diese unglaubliche Stadt bot. Ich beobachtete die Lichter und Häuser, die an uns vorbeizogen.

Menschen, die um diese Zeit noch mit ihrem Fahrrad unterwegs waren. Palmen, die die Straße säumten. Die typisch bunten Autos. Eins der Wahrzeichen von Kuba. Ich musste schmunzeln, als uns ein rosafarbener Cadillac entgegenkam. An den Mauern entlang der Straße waren immer wieder Bilder der Flagge von Kuba und von Che Guevara zu sehen. Wirr gelegte Stromleitungen, die die Straße über uns säumten. Ich lächelte in mich hinein und genoss diese kubanische Stimmung. Es war noch mal so viel besser als in den Reiseführern. Aus dem Radio des Taxis hörte ich jemanden in einem temperamentvollen Spanisch sprechen, bevor Salsa-Musik aus den Boxen kam. Wow, ich bin wirklich da, dachte ich mir. Ich bin wirklich da! Ich ließ mich etwas müde in den Rücksitz hineinsinken und genoss die Fahrt zu meinem Casa.

Kapitel 2

Havanna

Es war noch früh. 5:00 Uhr, um genau zu sein. Ich konnte nicht mehr schlafen. Obwohl ich erst um 2:00 Uhr früh ins Bett gegangen war, fühlte ich mich putzmunter. Ich glaube, das lag am Jetlag. Im Zimmer war es sehr warm in der Nacht, obwohl der Ventilator die ganze Zeit auf höchster Stufe lief. Ich hatte mich auf den Balkon des Casas hier im 3. Stock geschlichen und genoss die etwas kühlere Luft. Die Temperatur war angenehm um diese Zeit und es war noch ruhig in der Gasse O´Reilly. Auch hier, mitten in Havanna Vieja, gab es um diese Zeit schon Vögel, die fröhlich vor sich hin zwitscherten. Ich hörte, wie vereinzelt Plastiksessel hin und her geschoben wurden. Der Mond war noch zu sehen. Er war gerade am Abnehmen. Mein Blick schweifte von den desolaten Gebäuden um mich herum runter zu den schlaglochbesäten Straßen. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei. Schon krass, wie kaputt in diesem Teil Havannas die Straßen waren. Diese heruntergekommenen Häuser. Bei uns würde man solche Gebäude schon längst abgerissen haben. Aber hier lebten tatsächlich noch Menschen drin.

Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf. Kurz zweifelte ich, ob das mit der Reise hierher wirklich so eine gute Idee war. Schon krass, wie viele Eindrücke da gerade auf mich einwirkten. Das Stimmungschaos durch den Jetlag trug das seinige dazu bei. Ich ging dem Gedanken nach, warum ich nach Kuba gekommen war.

Schon ein bisschen schräg, wenn ich daran denke, wie diese Idee zustande gekommen war. Wenn ich das jemandem erzählen würde … Gott, wie peinlich wäre das. Die würden wahrscheinlich sagen: „Du bist ja vollkommen bekloppt!“ Ja, klar wollte ich immer schon mal hierher. Es stand schon lange auf meiner „Wo-ich-unbedingt-mal-hinreisen-möchte-Liste“. Aber den wirklichen Anstoß, gerade jetzt nach Kuba zu kommen, hatte mir tatsächlich ein Mann gegeben. Meine Affäre Fabio, die ich vor zehn Monaten kennengelernt hatte.

Wir hatten zwar zu Beginn ganz klar abgesprochen, dass wir nur Spaß haben würden und nicht mehr. Ich hoffte jedoch, dass sich bei ihm mehr entwickeln würde, wenn er mich erst näher kennt. Also stimmte ich dieser Abmachung zu. Er war Musiker, kam aus Madrid. Nachdem wir uns ein paarmal getroffen hatten, merkte ich, wie er sich nach und nach immer mehr zurückzog. Immer öfter wartete ich vor meinem Handy in der Hoffnung, eine Nachricht von ihm zu bekommen. Nachdem ich feststellte, dass er immer weniger schrieb, wollte ich ihn wahrscheinlich irgendwie beeindrucken, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er hatte mir mal in einem Nebensatz erzählt, dass er vor einiger Zeit in Havanna war, um mit einer Band in einem Musikstudio eine CD aufzunehmen. In der Hoffnung, dass ich sein Interesse an mir wecke und wir wieder mehr Kontakt haben würden, wenn ich eine Gemeinsamkeit schaffe, hatte ich einfach einen Flug nach Kuba gebucht. Wie bescheuert bin ich eigentlich?

Ich meine, ich kannte auch andere Frauen, die Männern nachfuhren oder schräge Dinge taten, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Aber dafür auf die andere Seite der Erde zu fliegen, war noch mal eine etwas andere Nummer. Nun war ich hier in Kuba, hatte kein Netz, weil es Wifi nur an bestimmten Plätzen gab, und weiter von ihm entfernt als jemals zuvor. Noch mal kam mir der Gedanke, wie bescheuert ich doch bin. Ich richtete meinen Blick wieder auf die Straße unterhalb unseres Balkons. Havanna erwachte langsam. Es wurde belebter. Ein alter Mann schob zwei Mülltonnen über die Kreuzung. Eine ältere Dame in einem bunten Kleid, welches ich schon mal auf Fotos in Reiseprospekten gesehen hatte, querte in die Straße. Ich atmete tief durch und merkte, wie meine Gedanken etwas ruhiger wurden.

Ich versuchte, mich daran zu erinnern, was mich neben der Sehnsucht nach Aufmerksamkeit von Fabio noch hierher nach Kuba gezogen hatte: Die Lebensfreude, die diese Menschen hier ausstrahlen. Das Salsa-Tanzen. Die weißen Sandstrände. Ich entschied mich, mich von meinen selbstkritischen Gedanken nicht weiter runterziehen zu lassen und die Zeit hier trotz alledem zu genießen. Ey, schließlich war ich in Kuba. Da wo andere nur davon träumen, Urlaub machen zu können.

Kapitel 3

Die erste Begegnung

Ich hörte Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah eine Frau, die den Gang entlang auf mich zukam. Sie sah zierlich aus. Ihr Alter schätzte ich auf vierzig. Obwohl es noch relativ früh am Morgen war, strahlte sie. Ihre Augen leuchteten, ihr Blick war sanft und offen. Wie kann man so früh am Morgen nur so strahlen?, dachte ich.

Sie stellte sich neben mich, sah mich an und sagte: „Hallo, ich bin Sophie.“ Woher weiß sie, welche Sprache ich spreche?

„Hi, ich bin Mia“, erwiderte ich, noch etwas irritiert darüber, dass sie meine Sprache kannte.

„So schön hier, nicht wahr?“, sagte Sophie, während sie ihre Hände am Balkonrand aufstützte, ihre Arme durchstreckte und einen tiefen Atemzug der Morgenluft in sich aufnahm. In ihrer Stimme lag etwas Sanftes und sie hatte etwas an sich, in dessen Gegenwart man sich sofort wohlfühlte. Ich war froh, dass ich mit meinen Gedanken nicht mehr allein hier am Balkon stand. „Ich liebe diese Zeit am Morgen, wenn alles noch so klar und rein ist und die Welt langsam beginnt, zu erwachen“, sagte Sophie.

„Ja, das mag ich auch. Ich meine, diese Zeit am Morgen.“

„Du bist gestern spät in der Nacht angekommen, stimmt´s?“

„Ja“, bestätigte ich.

„Ist schon irgendwie eine vollkommen andere Welt hier“, fuhr Sophie fort. „Man hat das Gefühl, als ob die Zeit vor dreißig Jahren stehen geblieben wäre, nicht wahr? Diese alten Gebäude. Diese Einfachheit hier.“

„Mhhhhh“, sagte ich und richtete meinen Blick wieder auf die alte Mauer des Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Fassade sah mitgenommen aus. Der Putz war an vielen Stellen bereits abgefallen und man konnte dadurch die kleinen rechteckigen Ziegel sehen, mit denen das Haus gebaut wurde. Auf dem Dach schien es eine Terrasse zu geben, da sich oben ein gemauertes Geländer befand. In den oberen beiden Stockwerken war jeweils ein kleiner Balkon, der auf die Straße herausblickte. Sie waren gerade mal so groß, dass man einen Schritt raussetzen konnte. Vielleicht drei Quadratmeter. In der zweiten Etage befand sich eine Balkontür. Sie hatte zwei schmale Flügel und war blitzblau bemalt. Sie hob sich von der graugelben Fassade richtig ab. Ein Flügel war zu, der andere offen. Wir konnten direkt in die Wohnung hineinblicken und sahen eine Frau darin hin und her gehen. Als sie kurz auf den Balkon herauskam, um ihre Wäsche aufzuhängen, sah sie uns und warf uns ein fröhliches Lächeln zu.

„Alles scheint hier irgendwie desolat zu sein und doch liegt in allem diese unsagbare Schönheit, das Leben, diese Lebendigkeit, die dem Ganzen etwas Magisches verleiht“, fuhr Sophie fort.

Spannend. So hatte ich alte Häuser noch nie betrachtet. Für mich waren es einfach Gebäude, die kaputt aussahen. Aber darin etwas Schönes zu sehen, wäre mir bisher nicht in den Sinn gekommen. Ich war irgendwie angetan von ihrer Art, die Dinge zu sehen.

„Bist du schon länger hier?“, fragte ich mit der Vermutung, ein Ja zu bekommen, da ihre Haut schon richtig schön gebräunt aussah.

„Zwei Wochen“, antwortete Sophie.

„Warst du die ganze Zeit über hier in Havanna?“, fragte ich weiter.

„Für drei Tage war ich in Viñales. Ein so wundervolles Tal, das man unbedingt besucht haben muss. Unzählige Tabakplantagen, riesige Höhlen und eine üppige, wunderschöne Naturlandschaft. Kuba von einer vollkommen anderen Seite. Aber die restliche Zeit war ich hier in der Stadt und hab mir vieles angesehen. Sie ist so wunderschön. So vielfältig. Es gibt so vieles zu entdecken.

„Vielleicht kannst du mir ja ein paar Tipps geben, was ich mir unbedingt anschauen sollte?“

„Natürlich“, sagte Sophie. Sie holte einen Zettel und einen Stift, die auf einem Tisch neben uns lagen und begann zu schreiben.

„Hast du heute Nachmittag schon was vor?“, fragte sie, während sie mir den Zettel gab, der vollgeschrieben war mit Plätzen, die ich unbedingt besuchen musste.

„Nein, warum?“, fragte ich.

„Hast du Lust, mich nachher zum Salsa tanzen zu begleiten? Eine Frau, die ebenfalls mitkommen wollte, kann nicht, und jetzt wäre noch ein Platz frei.“

„Aber ich kann ja nicht Salsa tanzen“, sagte ich etwas zurückhaltend. Außerdem fiel mir ein, dass ich keine passenden Schuhe hatte. Ich wollte mir eigentlich hier in Kuba welche kaufen, bevor ich das erste Mal tanzen gehen würde.

„Es ist ein Anfänger-Kurs. Wir sind sowieso noch dabei, die ersten Schritte zu üben. Du wirst es lieben“, sagte Sophie.

„Okay, warum nicht“, antwortete ich ihr. Schließlich war ich ja auch wegen dem Salsa tanzen hier und warum diese Gelegenheit nicht einfach gleich nutzen?

Kapitel 4

Das Ende einer Beziehung