Das Haus in der Toskana - Marc Lin - E-Book

Das Haus in der Toskana E-Book

Marc Lin

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Beschreibung

Unverschämt vermögend, sehr erfolgreich und blendend im Aussehen, dies ist Leander Brand. Er lebt ein Leben, von dem andere noch nicht einmal zu träumen wagen, schon gar nicht erst zu leben! Bis eines Tages ein Brief alles Bisherige zerstört! Auf seiner Suche nach der Wahrheit soll plötzlich nichts mehr so sein, wie es bis dahin scheint und ein tiefes Geheimnis sich ihm offenbart. Die Treue einer Freundschaft geht weit über jede Vorstellungskraft hinaus!

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Mein persönliches Wort

Ich brauchte wirklich sehr, sehr lange für meine Geschichte ‹Das Haus in der Toskana›! Wieso? Eine gute Frage! Da waren so viele Ideen, die ich in diesem Buch niederschreiben wollte. Aber beginnen wir erst einmal dort, wo alles seinen Anfang nahm.

Was viele nicht wissen, meine Mutter war Italienerin, vielleicht ist dies ein Grund, weshalb ich Italien, vor allem die Toskana so liebe. Somit ergab es sich ohne Frage, irgendwann einmal die Liebe zu diesem Land niederzuschreiben, was nun in dem vorliegenden Buch geschehen ist. Aber nicht nur diese Liebe allein soll hier zum Tragen kommen, sondern auch jene zu den Tieren. Ich bin der Meinung, dass ein Tier vor dem Menschen kommt, selbst wenn dies viele andere wahrscheinlich nicht so sehen. Ich bin mit Tieren aufgewachsen, meine Mutter liebte Tiere über alles und war ganz klar der Meinung:

«Wer Tiere nicht mag, mag auch die Menschen nicht und ist nicht fähig zur Liebe!» Ja, so ist die Wahrheit. Nie hat mich ein Tier hintergangen, belogen oder gefühlsmässig verletzt, ausser wenn ich es zu Grabe tragen musste. Da blutet mein Herz zutiefst, und es bricht ein wenig mehr. Wer aber nie ein Tier in sein Leben liess, in sein Herz, der kann und wird niemals verstehen, wie sehr einem der Tod eines geliebten Tieres das Herz brechen kann.

Ich habe einen sehr guten Freund, wenn ich sehe, wie er mit Tieren umgeht, so sanft, mit ihnen spricht, sie behandelt und berührt, sie ansieht, sie wahrnimmt, sie liebt und respektiert, so wünschte ich mir, dass ein jeder Mensch einen solch liebevollen Umgang mit Tieren pflegen würde wie er und die Menschen untereinander … nur!

Ja, und genau von all dem, von der Sonne, dem Land, den Tieren und von diesem Freund wollte ich in diesem Roman erzählen, und natürlich steht wie immer die Liebe im Vordergrund. Die wahre Liebe, an die ich glaube und von der ich weiss, dass sie existiert. Sollte es die Liebe, aufrecht und für immer nicht geben, bleibt in mir die Frage, für was, ja, für was wir hier auf die Erde kommen? Hass und Wut, Egoismus und Eifersucht, Neid und Missgunst, Mord und Blut haben wir doch genug und zudem in uns! Das müssen wir alle nicht erlernen, ebenso wenig wie auch die Gier und die Falschheit, dies kann das noch so kleinste Kind! Aber lieben, ja, lieben aufrecht und für ein Leben, gar für die Ewigkeit, das können wir nicht! Was wir alle, jede einzelne Kreatur auf Erden, bitter erlernen müssen. Wie ich dies in all meinen Büchern immer wieder schrieb, könnten wir nur so sehr lieben, wie wir hassen, wie schön wäre dann diese Welt! Liebe, Treue – bedingungslos, so wie dies ein Tier vermag, ohne jedwede Frage nach Geschlecht, Farbe, Religion, Sexualität, wonach uns andere permanent be- und verurteilen. Ja, so treu wie ein Hund dies kann und ist, genau das wünsche ich mir von den Menschen. So wie dies in der Geschichte durch Neve und Cesare von mir gezeichnet wurde! Bedingungslos. Für immer! Die Legende sagt nicht vergebens: Des Menschen bester Freund ist der Hund!

Ja, ich schrieb von einem Hund, der täglich auf seinen Meister wartete, obwohl gerade dieser eine Mensch nicht wiederkommt. Von einem Pferd, welches nach Nähe suchte, die wir leider oft nicht geben können. Aus welchen Gründen auch immer. Und natürlich über die Liebe zu einem Land, mit dem unsere Seele aus unerklärlichen Gründen verbunden ist. Ja, genau all das wollte ich in diesen Roman packen! Ob es mir tatsächlich gelang, ist nun an Euch zu erkennen. Tier und Mensch im Einklang mit der Welt, welch schöne Vorstellung, die leider auch in meiner Erzählung oft ins Wanken gerät.

Was in diesem Buch ganz sicher speziell ist, sind die drei verschiedenen Enden. Hier fragt sich der Leser: Warum? Nun, dies ist ganz einfach erklärt, wie schnell fällt ein Ende völlig anders aus, allein durch einen Zufall. Wie abrupt verändert sich eine Geschichte, ein Leben, nur weil wir fünf Minuten zu früh oder zu spät waren. Ein Ende kann sich so schnell verändern durch eine falsche Entscheidung, einen unrechten Weg, einen einzigen Augenblick der Unachtsamkeit! Durch ein Gefühl! Ich hätte auch ein viertes und fünftes Ende gewusst, aber irgendwann sollte eben doch ein Ende sein …

Ja, ‹Das Haus in der Toskana› ist aus meinem Herzen entsprungen, hin zu einem Land, welches ich liebe, auch wenn wir alle wissen, dass gerade dieses Land durch Arbeitslosigkeit, Korruption am Ende ist und ich hier für Italien kein alternatives Ende parat habe. Doch selbst wenn ich eines wüsste, was dieses Land aus diesem Leid retten könnte, bin ich leider nicht der Autor jener Geschichte! Ich kann nur in meinen Büchern gerecht und aufrecht sein. Dem Leser jenes geben, was ich in meinem Herzen trage und fühle! Und Ihr wisst, nur so sind meine Bücher zu lesen! Mit dem Herzen!

Und wenn ich mit meiner Art des Schreibens, des Erzählens nur etwas Kleines weitergeben, die Sichtweisse nur etwas verändern kann … dann habe ich wahrscheinlich mehr erreicht als irgendein Politiker sonst auf dieser Welt. Denn wir Menschen müssen endlich begreifen, dass uns alle ein Grossteil unseres eigenen Handelns nicht dahin führen wird, wo wir im Grunde schon längst sein sollten. Nämlich zu einer Welt in Frieden und so, dass eine jede einzelne Kreatur die Chance erhält, zu leben in Freiheit in seiner Art!

Aber wer weiss, vielleicht finden wir wenigstens eine solche Welt in meinen Büchern. In diesem Sinne viel Spass in der Toskana, gemeinsam mit Neve, Cesare und Foxxy!

Dieses Buch:

… ist für all jene geschrieben worden, die gerne spannende und unterhaltsame Geschichten lesen. Ich habe mich entschieden, eine Story zu erzählen, die den Leser in eine andere Welt führen soll … ihn dabei sowohl zum Lachen als auch zum Weinen bringt, die Wut und Hass offenbart, aber auch innig lieben lässt. Wenn der Leser am Ende dieser Story das Buch zuschlägt, soll er sagen können:

»Was für eine Geschichte … was für eine Reise!« Ich hoffe, dem Leser mit dieser Story Spannung und Unterhaltung zu liefern und … fast noch wichtiger … eine etwas andere Sichtweise auf diese Welt. So dass wir nicht alles für bare Münze nehmen, was uns die Politik und die Medienwelt vorgaukeln, sondern mit etwas mehr Vernunft in die Zukunft gehen und den gesunden Menschenverstand wieder in den Vordergrund stellen und erkennen, dass wir nur Gast auf dieser Kugel sind!

Diese Geschichte ist mit dem Herzen zu lesen, denn genauso ist sie geschrieben worden, und nur so wird diese Story ihr wahres Potential entfalten!

Wir vom Verlag wollen, dass eine Geschichte beim Lesen Spass macht! Unser Bestreben war stets, dass auch dieses Buch, so wie einst

Stadt ohne Licht

drei Ziele zu erfüllen hat:

Den Leser von seinem Alltag ablenken …

Sein Herz berühren …

Und am Ende der Story eine bleibende Erinnerung zu schaffen …

Wenn dieses Buch nur einen dieser Punkte erfüllt, dann hat die Geschichte mehr erreicht, als wir uns erhoffen durften, und vieles ist plötzlich unwichtig!

Wir behaupten, am Ende dieser Geschichte …

Wird nichts mehr so sein, wie es einmal war!

Danke an

GABRIELE GÜNTHER,

dass Sie die Arbeit auf sich genommen haben,

Das Haus in der Toskana – Die Geschichte eines Freundes

über Monate, zu lektorieren und zu korrigieren. Ich weiss, diese Arbeit ist und war kein einfaches Unterfangen!

Ohne Sie wären all meine Bücher nichts!

DANKE

für Ihre Arbeit! Und ich freue mich, das nächste Abenteuer mit Ihnen zu beginnen!

Ein weiterer Dank geht an:

MARC UTIGER,

der mir sehr oft Mut zusprach, wenn mich der meine verliess. Der meine Geschichte las und mit seiner Meinung und seinem Empfinden über diese, mir half, an mich zu glauben – und an die Story. Sogar all meine Bücher zu einem Ende zu bringen. DANKE!

DANKE an all diejenigen, die mich motivierten, weiterzumachen … nicht aufzugeben … auch wenn ich oft nicht mehr wollte!

DANKE, dass Ihr da gewesen seid in den entscheidenden Momenten!

Ein ganz grosser DANK auch an

LEONIE JANA FLÜKIGER

für die tollen Titelbilder!

Ein grosses Talent!

Und ich hoffe mit ihr weiter Projekte zu realisieren!

MERCI!

Weiterhin möchte ich folgenden Menschen für ihr Schaffen danken, die mich mit ihrer Arbeit inspiriert haben und mich ein Leben lang begleiteten und mir Kraft gaben:

MIREILLE MATHIEU, PETULA CLARK, DALIDA, JUDY GARLAND, LARA FABIAN, DORIS DAY & ELVIS PRESLEY.

Ohne diese Menschen wäre für mich vieles nicht möglich gewesen!

Weiter danke ich:

JAMES HORNER, JOHN WILLIAMS, CHRISTOPHER YOUNG, HANS ZIMMER, JERRY GOLDSMITH & PATRICK DOYLE

und all den anderen grossen Filmkomponisten, deren Namen ich hier nicht vollständig nennen kann! Ich brauchte ihre Musik, um oft in die gewünschte Stimmung zu kommen, damit ich so fühlen konnte, wie die Geschichte nun zu lesen ist! Mit dem Herzen!

DANKE tausendmal!

Die Treue einer Freundschaft geht weit über jede Vorstellungskraft hinaus!

Marc Lin

Mein letzter DANK

et mille fois MERCI

à

JACQUELINE BOYER

Sie gab mir Mut, niemals aufzugeben und hat oft zu mir gesagt: IL FAUT, MARC!

1960 gewann Jacqueline den Grand Prix Eurovision mit dem Titel

TOM PILLIBI

- das Lied klingt noch heute in mir!

Sie hat mich oft mit ihrer Musik inspiriert.

Als ich sie im Sommer 2004 in PARIS traf, war für mich klar:

Sie ist ein Stück von meinem PARIS! Und meines Lebens!

MERCI, JACQUELINE!

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Die Erwartungen eines Vaters …

Kapitel 2: Der Schwan …

Kapitel 3: Ertappt …

Kapitel 4: Lösungen …

Kapitel 5: Ich würde …

Kapitel 6: Der 50-Dollar-Mann …

Kapitel 7: Sammy …

Kapitel 8: Die letzte Stätte …

Kapitel 9: Der Kuss …

Kapitel 10: Mit diesem einen Blick der Sekunde …

Kapitel 11: Immer als Eigenschaft …

Kapitel 12: Geheimnisse

Kapitel 13: Die Einladung …

Kapitel 14: Die Fahrt …

Kapitel 15: Von Goldrandteller und Silberbesteck …

Kapitel 16: Foxxy …

Kapitel 17: Der Newcomer-Preis …

Kapitel 18: Eine Katze …

Kapitel 19: Die Geschichte eines Freundes …

Kapitel 20: Im Herzen …

Kapitel 21: Der Millionen-Deal …

Kapitel 22: Nicht New York …

Kapitel 23: Zeit der Wahrheit …

Kapitel 24: Unbeugsames Land …

Kapitel 25: Himmel auf Erden …

Kapitel 26: Mehltau …

Kapitel 27: »So ich kann!«

Kapitel 28: Wein und Liebe …

Kapitel 29: Hierophis Viridiflavus …

Kapitel 30: Wie einst schon…

Kapitel 31: Auf den wartenden Prinzen …

Kapitel 32: Ein Lächeln …

Kapitel 33: Die Sehnsucht der Liebe …

Kapitel 34: Das Geheimnis einer Frau …

Kapitel 35: Mit Tosca kam die Liebe …

Kapitel 36: Wie weggeblasen …

Kapitel 37: Mit dem Verwelken der Blätter …

Kapitel 38: Unzertrennlich …

Kapitel 39: Ein Geschenk des Himmels …

Kapitel 40: Acht …

Kapitel 41: Das muss wohl so sein …

Kapitel 42: Schweigen

Kapitel 43: Unbeantwortete Fragen …

Kapitel 44: Wie ein Garten ohne Blumen …

Kapitel 45: Der Kuss einer Mutter …

Kapitel 46: Der Brief …

Kapitel 47: In Rücksicht …

Kapitel 48: Die Zeit der Wahrheit …

Kapitel 49: Die Liebe einer Mutter

Kapitel 50: Unentwegt …

Kapitel 51: Mein Junge …

Kapitel 52: Schweigende Lippen …

Kapitel 53: Der verlorene Junge …

Kapitel 54: Imaginär …

Kapitel 55: Ein mitleidloser Moment …

Kapitel 56: Ungeöffnet …

Kapitel 57: Schatten des Kummers …

Kapitel 58: Eine andere Sonne …

Kapitel 59: Mütter

Kapitel 60: Ein Amerikaner in Florenz …

Kapitel 61: Umwege zum Ziel …

Kapitel 62: Das Anwesen

Kapitel 63: Das Fallen der Ohnmacht …

Kapitel 64: Cesare …

Kapitel 65: Der Schatten einer Mutter …

Kapitel 66: Vertrauen – Erster Teil …

Kapitel 67: Fassungslose Wahrheit …

Kapitel 68: Er ist nicht er …

Kapitel 69: Abel …

Kapitel 70: Der Schein trügt …

Kapitel 71: Muttertag …

Kapitel 72: Schein und Sein …

Kapitel 73: Fremd …

Kapitel 74: Der Ritter auf dem weissen Pferd …

Kapitel 75: Das letzte Ass…

Kapitel 76: Hoch zu Ross …

Kapitel 77: Abendprinz …

Kapitel 78: Vertrauen … zweiter Teil …

Kapitel 79: Schwarz und Weiss …

Kapitel 80: Geheimnis …

Kapitel 81: Dunkle Männer …

Kapitel 82: Bote schlechter Nachrichten …

Kapitel 83: Sorgen …

Kapitel 84: Der Konkurs …

Kapitel 85: Der Verräter …

Kapitel 86: Lieben …

Kapitel 87: Nur anvertraut …

Kapitel 88: Verbündet …

Kapitel 89: Kein Recht auf Garantien …

Kapitel 90: Ein Paar …

Kapitel 91: Disneyland …

Kapitel 92: Nur zwei Dinge …

Kapitel 93: Eins und eins …

Kapitel 94: Die Zukunft beginnt morgen, und dies ist heut’ …

Kapitel 95: Des Bruders Feind …

Kapitel 96: Ciuffo Rosso …

Kapitel 97: Das Land des Bruders

Kapitel 98: Ein heroisches Gefühl …

Kapitel 99: Umbauarbeiten

Kapitel 100: Wahrheiten …

Kapitel 101: Wie das Ausblasen einer Kerze …

Kapitel 102: Rache ist so viel süsser …

Kapitel 103: Nichts ist geblieben …

Kapitel 104: Für alles gesorgt …

Kapitel 105: Affenmenschen

Kapitel 106: Eine Umarmung …

Kapitel 107: Visionen …

Kapitel 108: Alles anders …

Kapitel 109: Ein herrliches Fleckchen Erde …

Kapitel 110: Unvernunft …

Kapitel 111: Beschützen …

Kapitel 112: Der Kinobesuch …

Kapitel 113: Florenz …

Kapitel 114: Frei …

Kapitel 115: Forderungen und Entscheidungen

Kapitel 116: Stolz …

Kapitel 117: Eine hochmütige Summe …

Kapitel 118: In den Händen …

Kapitel 119: Millionenschwer …

Kapitel 120: Warum …

Kapitel 121: Herr des Chaos …

Kapitel 122: Noch nicht einmal begonnen …

Kapitel 123: Luxus …

Kapitel 124: Noch besser …

Kapitel 125: Hingehört…

Kapitel 126: Honig im Sand …

Kapitel 127: Jeden verdammten Tag …

Kapitel 128: Verzeih’ mir …

Kapitel 129: Shadow …

Kapitel 130: Sterben …

Kapitel 131: Jedes Mal …

Kapitel 132: Der weisse Pferdemann …

Kapitel 133: Der Gast …

Kapitel 134: Zweifel …

Kapitel 135: Zeit der Ehrlichkeit …

Kapitel 136: Einfach …

Kapitel 137: Die Wahrheit …

Kapitel 138: Verschwunden …

Kapitel 139: Eine Entscheidung …

Kapitel 140: Nicht wichtig genug …

Kapitel 141: Rot …

Kapitel 142: Ah …

Kapitel 143: Die letzte Rechnung …

Kapitel 144: Salz in der Wunde …

Kapitel 145: Fünfzehn Millionen Euro …

Kapitel 146: Übertrieben …

Kapitel 147: Liebe ist immer bereit zu sterben!

Kapitel 148: Abschied – Teil 1 …

Kapitel 149: Neves Tränen …

Kapitel 150: Ein schwerer Abend mehr …

Kapitel 151: Bitterer Abschied ‒ Teil 2 …

Kapitel 152: Getreu …

Kapitel 153: Ein Löffelchen voll Zucker …

Kapitel 154: Gegen jede Zeit …

Kapitel 155: Dem Schicksal seinen Lauf …

Kapitel 156: Ein Trugbild der Schönheit …

Kapitel 157: Die Legende vom Mann mit dem weissen Pferd …

Kapitel 158: Wer weiss vielleicht einmal …

Kapitel 159: Alternativende 1

Kapitel 160: Alternativende 2 …

Zu diesem Buch

Weiteres zu diesem Buch

Der Verlag zu diesem Buch

Kritik zu Büchern von Marc Lin

Zum Autor

Kapitel 1: Die Erwartungen eines Vaters …

New York City liegt an der Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Weltstadt im Bundesstaat New York ist mit fast neun Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der USA. Das Gebiet New Yorks umfasst die Stadtbezirke: Manhattan, New York City, Bronx, Brooklyn, Queens und den Staten Island. Die Metropolregion New York mit bald 21 Millionen Einwohnern zählt fast dreimal so viel wie die Schweiz. Die Stadt involviert einen der bedeutendsten Weltwirtschaftsräume und Handelsplätze. Des Weiteren ist der Big Apple Sitz vieler internationaler und wichtiger Konzerne sowie weltweit bedeutender, einflussreicher Organisationen. Als grösstes Geldgeschäft gilt die Börse, am bekanntesten ist wohl die Wall Street. Der Seehafen an der amerikanischen Ostküste ist ein weiterer wichtiger Knotenpunkt. Die Stadt selbst geniesst mit ihrer grossen Anzahl an Sehenswürdigkeiten einen guten Ruf. Über 500 Galerien, um die 200 Museen, weit mehr als 150 Theater und weit über 18.000 Restaurants stehen für die Touristen bereit. Kunst und Kultur locken jährlich etwa 50 Millionen Besucher in diese Metropole.

New York City ist die Stadt mit den höchsten Lebenshaltungskosten in den Vereinigten Staaten sowie eine der teuersten Städte weltweit, nebst Paris, London und Zürich. Und genau da in New York soll diese Geschichte hier beginnen.

Leander Brand, 35 Jahre alt, Sohn von Rosalind und Theron Brand, wuchs in den Strassen des noblen New York auf. Er war ein reicher, verwöhnter und privilegierter Junge, der aber mit Strenge erzogen wurde. Theron, sein Vater, war ein angesehener Arzt in der Stadt, mit eigener Praxis und reichen Kunden. Seine Mutter führte ein Pelzgeschäft an der teuersten Ladenstrasse in New York. Ihr Geschäft lief gut. Zu gut wahrscheinlich, da schon zum dritten Mal in diesem Jahr sich ihre Schaufenster von Tierschützern und Umweltaktivisten besprüht oder verschmiert zeigten. Einmal sogar fand sie die grosse Schaufensterfront eingeschlagen. Vom Alarm bis zum Eintreffen der Polizei am Tatort hatten die Täter genügend Zeit, sämtliche Pelze mit Spraydosen-Farbe zu ruinieren oder gar in Fetzen zu schneiden. Ein Millionen-Schaden, der ihr dadurch entstand.

Bis auf drei Zobel, die noch in der Verpackung lagen und von den Tätern übersehen wurden, war alles ruiniert. Seit diesem Vorfall musste Rosalind fast täglich den Fensterreinigungsservice kommen lassen, welcher die massiven Sprayereien beseitigen durfte. Ja, für Rosalind gehörte dies schon fast zur Tagesordnung. Aber sie verkaufte nicht nur Pelze, sondern reinigte, reparierte und bereitete diese wieder auf. Wenn ein getragener Pelz einmal durch ihre Hände ging, war er wie neu, und niemand sollte jemals nur erkennen, dass dieser einst getragen war.

Leander absolvierte mit Bravour die High-School und machte als Bester den Universitätsabschluss als Wirtschaftsfachmann. Sein Nebenfach war Zeichnen, was seiner wahren Leidenschaft, wenn nicht gar Berufung entsprach. Er war ein echtes Talent. Doch Theron sah das anders und reagierte mit folgenden gestrengen Worten:

»Mit Zeichnen und Malen wirst Du kein Geld verdienen … mein Sohn! Egal, wie gut Du bist! Das Leben lässt keinen Platz für Träume!«, und dies veranlasste Leander dazu, sein Studium in Richtung Finanzen zu lenken und das geliebte Zeichnen im Nebenfach zu behalten. Auch gegen den Willen seines Kunst-Professors, der ihn für ein aussergewöhnliches Talent hielt. Der Professor versuchte, ihn zu fördern, doch die Wirtschaft sollte siegen. Leander machte zwar den Abschluss in Kunst, allerdings eher, um sich selbst zu beweisen, dass er zu diesem auch fähig war. Zum Erstaunen aller viel besser als in all seinen Hauptfächern. Was seine wahre Leidenschaft zeigte und blieb. Aber wie es ihm sein Vater riet, sollte er einen anderen, völlig gegensätzlichen Weg einschlagen.

Er fand nach meinem Abschluss auch gleich eine Anstellung an der Börse, genauer gesagt mitten im Herz der Finanzwelt, an der Wall Street, und scheffelte da ein Vermögen. Mit 28 Jahren war er mehrfacher Millionär, und ein Jahr später schaffte er es, sein Vermögen zu vervielfachen. Aber wir sollten nicht vorgreifen in dieser Geschichte. Leander – blendenden im Aussehen, hochgewachsen, kräftig gebaut, gesegnet mit schönen und strahlend weissen Zähnen, raben-schwarzem vollem Haar, vollen Lippen, einer Haut wie der eines Pfirsichs. Wer Leander sah, dachte gleich, er sei ein feuriger Italiener mit seiner leicht gebräunten Haut und den dunklen, fast schwarzen Augen, die sich, als er auf die Welt kam, stahlblau zeigten. Er hatte alles, was ein irdisches Dasein einem Menschen überhaupt bieten, gar wünschen konnte, bis auf die Liebe! Ein lieber Mensch an seiner Seite fehlte ihm, um sein Glück perfekt zu machen!

Jeden Tag auf dem Weg in sein Büro schritt er in den Coffee-Shop ›Caffaro‹. Immer holte er sich dasselbe:

»Einen Latte Macchiato und einen Haselnuss-Donut!«, war seine Bestellung. Jeden Tag genau auf acht Uhr. Keine Sekunde später und schon gar keine früher. Er wohnte etwa einen Kilometer von der Wall Street entfernt in einem luxuriösen, 200 Quadratmeter grossen Penthouse. Allein. Sein bester Freund Alan Tayler, mit dem er schon in die Schule ging, später auf die High-School und zuletzt zusammen auf die Universität. Alan studierte Jura, gegen das Anraten von Leander. Alan wollte etwas erlernen, womit er in dieser Welt etwas verändern, Gutes bewirken könnte. Aber die Wahrheit schien anders. Wie oft sagte Leander:

»Dafür hast Du den falschen Beruf! Du bist nicht gemacht für solch einen Job!« Alan war weit mehr als das Gegenteil von Leander. Er trug kupferrotes widerspenstiges drahtiges Haar, ein mit Sommersprossen übersätes Gesicht. Was schon fast wie verspritzt aussah. Die Haut der Rothaarigen, bleich, eher kränklich wirkend. Oft von der Sonne rot wie ein Krebs. Die Augen hellblau, fast schon fade wirkend. Kalt. Strohwimpern, die Augenbrauen hell, sodass diese kaum zu sehen waren und ihn noch bleicher zeichneten.

Durch dick und dünn gingen die beiden Jungs. Sie waren wahrlich unzertrennlich und pflegten eine dieser Männerfreundschaften, die für ein Leben hielt. Für Leander war Alan wie ein Bruder, den er nie hatte, auch wenn dieser ihn immer mit den Worten aufzog:

»Du bist ein verwöhntes Muttersöhnchen! Ein Einzelkind und hattest alles! Du musstest Dich nicht mit fünf Schwestern abmühen! Und alles teilen! Vor allem jedoch das Bad!« Ihre Klassenkameraden nannten die beiden schon Siamesische-Zwillinge. Alan schloss seine Jura-Prüfung eher mittelmässig ab. Er hatte alles andere im Kopf als sein Studium. Frauen waren sein wohl grösstes Verderben. Alan war eigentlich ein hübscher Junge, sein Aussehen machte ihn auch sehr speziell, insbesondere unter all den Blonden, Brünetten und Schwarzhaarigen. Er hatte Charme und ein Lächeln, das alle entwaffnete. Bei den Vertretern seines Geschlechts war er sicher auffallend. Viele nannten ihn auch ›Prinz Harry‹, weil er ihm doch recht ähnlich im Aussehen glich, wahrscheinlich auch in seinem Benehmen war.

Leander liebte seine Mutter über alles. Nein, er vergötterte sie. Er fragte sie schon als kleiner Junge immer:

»Werde ich jemals ein Mädchen so sehr lieben wie Dich, Mama?« Er konnte sich nicht vorstellen, jemand anderen so zu lieben wie seine Mutter. Manchmal war es ihm regelrecht peinlich zu erkennen, wie sehr er seine Mutter verehrte. Aber auch Rosalind verwöhnte ihn wie einen Prinzen, wie dies keinem Kind guttat. Sein Vater sagte oft zu seiner Frau:

»Strenge, Disziplin und Konsequenz … sollten seine Schule sein! Und nicht dieses ewige Verhätscheln!« Vielleicht war sein Vater deshalb so streng mit ihm, weil er schon sehr früh erkannte, wie sehr Rosalind ihren Sohn verzog. Alles im Leben von Rosalind drehte sich ausschliesslich um ihren Jungen. Vom ersten Tage an, als sie ihn bekam. Er allein war ihr Weg, ihr Sinn und ihr Leben.

Leander war bei Freunden und Kollegen äusserst beliebt, vor allem beim weiblichen Geschlecht. Doch er hatte keine Zeit, sich der Liebe zu ergeben. Er wollte nicht wie Alan jede nehmen, nur um sich zu beweisen, dass er genauso viel Mann sei wie andere. Alan brachte eine nach der anderen durch, die Richtige schien nie dabei zu sein. So hingen die beiden Jungs oft Tag und Nacht zusammen. Je älter die beiden wurden, desto weniger Zeit hatten sie füreinander. Gerade bei Leander liess die Wall Street nicht viel Freizeit. Sein Vermögen wurde immer grösser, sein Privatleben hingegen immer kleiner.

Zumindest bis er eines Morgens, als er wie gewohnt um Punkt acht Uhr im Coffee-Shop stand, und eine Stimme ihn fragte:

»Was wünschen Sie?« Völlig unerwartet durchfuhr es ihn wie ein Stromschlag. Wie ein Schmetterling, der sich auf seine Wange setzte und er dabei ein Kitzeln verspürte. Ja, er stand da zuvorderst, hinter ihm eine Schlange von Menschen, die genauso wie er ihren Becher Kaffee brauchten. Aber er schaute die schlichte Schönheit nur an, ohne ein Wort von sich zu geben. Wobei die Schlange hinter ihm immer länger wurde.

Kapitel 2: Der Schwan …

Stumm blickte er die Verkäuferin an und brachte keinen Ton über seine Lippen, so verzaubert, gar hin und weg war er von dieser natürlichen Schönheit.

»Ich sollte wissen, was Sie wünschen … mein Herr?«, forderte sie ihn sanft auf und bedachte ihn mit einem Blick, dass er ihr erst recht keine Antwort zu geben wusste.

»Er nimmt immer einen Latte Macchiato und einen Haselnuss-Donut! So wie jeden Tag!«, erklärte ein Arbeitskollege und lächelte.

»Gut!«, sagte sie nur leicht nickend und stellte diese beiden Sachen hastig bereit. Die Kunden hinter ihm zeigten sich schon äusserst ungeduldig. Sie reichte ihm Getränk und Donat, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, und schaute ihn nur an. Er griff in seine Tasche, zahlte mit einer 50-Dollar-Note, drehte sich wortlos einfach um und verschwand wie in Trance.

»Hey Mister, Sie bekommen noch Retourgeld!«, rief sie ihm nach. Doch Leander hörte sie nicht.

»Was ist denn mit dem heute los? Der ist doch sonst nie so! Im Gegenteil!«, bemerkte ihr Arbeitskollege, der schon seit fünf Jahren in diesem Shop arbeitete und ihn seit einem Jahr bediente.

Ja, so war es, Leander hörte ihr Rufen nicht, sondern schritt wie benommen hinaus auf die Strasse. Er sah den Kaffeebecher an und wusste gar nicht, wie er zu diesem kam, noch weniger, wie der Donut klebrig in seinen Händen landete. Als er sich wieder einigermassen gefangen hatte, nahm er seinen Tag wie immer entgegen und versuchte sein Geld zu vermehren, so als hätte er davon nicht schon genug.

Jeden Tag ging er nun verzückt in das Bistro und liess sich von der Schönheit bedienen, jeden Tag! Und jedes Mal gab er ihr reichlich, wahrscheinlich übertrieben viel Trinkgeld. Aber wie war er enttäuscht, wenn sie mal nicht wie gewohnt hinter dem Verkaufstisch stand. Er wusste nichts von ihr, ausser ihrem Vornamen, und dies auch nur, weil er auf ihrem Namensschild deutlich zu lesen war, und blieb täglich aufs Neue entzückt.

An einem Mittag mitten in der Woche traf sich Alan mit Leander wie immer einmal im Monat. Diesmal jedoch bestimmte Leander den Ort des Treffens. So wählte er natürlich den Coffee-Shop, in der leisen Hoffnung, sie zu sehen. Aber schon beim Eintreten bemerkte er enttäuscht:

»Sie ist nicht da!«, und so kam er mit zwei Bechern Kaffee sowie zwei Cesar Salaten zu Alan zurück, der geduldig an einem Tisch sass in diesem fast überbesetzten Bistro. Leander setzte sich, nahm einen Schluck Kaffee und stocherte belanglos, gar appetitlos in seinem Salat herum.

»Ah … Du bist verliebt!«, spottete Alan plötzlich, während er in die verklärten Augen seines besten Freundes blickte.

»Sicher nicht!«, wehrte sich dieser gleich heftig.

»Wer sich wehrt … hat was zu verbergen! Sagt meine Mutter immer!«, lachte Alan.

»Ist nicht wahr!«, beharrte Leander.

»Sag … wer ist sie? Jene welche Dir so gründlich den Kopf verdreht? Wer ist diese Wunderfrau? Himmel, dass ich das noch erlebe!«, blieb der Spott bestehen.

»Niemand!«, nervte sich Leander sichtlich.

»Nun komm, mir machst Du nichts vor! Ich kenn Dich!«, forderte Alan weiter.

»Du fantasierst … mein Guter!«, wehrte sich Leander weiter.

»Oh nein … das letzte Mal, als ich Dich so erlebte … warst Du derart unsterblich in … Donna Elena verschossen. Die Dich nicht einmal ansah! Du erinnerst Dich sicher noch!«, lachte er spottend.

»Da war ich 16! Hatte von Liebe überhaupt keine Ahnung!«

»Die hast Du heute noch nicht!«, lachte Alan schon fast gemein.

Ja, Leander war damals so sehr in dieses Mädchen verliebt, welches ihn so gar nicht beachtete, und schwor sich daraufhin, sich nur in die einzig Richtige zu verlieben.

»Wie sollte sie mich damals auch wollen … ich hatte so viele Pickel wie ein Kaktus Stacheln … meine Haare, die fettig und strähnig … klebten mir wie festgemacht an der Stirn und auch sonst … war ich das hässliche Entlein!«, widersprach er vehement.

»Und heute bist Du ein anmutiger Schwan und immer noch ungeliebt!«, lästerte Alan.

»Mag sein!«, meinte Leander und war tatsächlich eingeschnappt.

»Schau mich an … ich bin nicht halb so schön wie Du … aber habe schon Dutzende flach gelegt!«, schnitt Alan auf.

»Dies alleine … ist nicht der Weg … der zur Liebe führt! Garantiert nicht!«, war Leander überzeugt.

»Bist Du etwa noch immer dieser hoffnungslose Romantiker, der womöglich an die wahre und aufrechte Liebe glaubt?«

»Ist es so falsch, an etwas zu glauben … was nichts Schlechtes sein kann?«, fragte Leander ernst, und sein Gesicht legte sich nachdenklich in Falten.

»Ich weiss nicht, ob die wahre Liebe … ernst zu nehmen ist!«

»Ist sie!«, versicherte Leander.

»Wenn ich aber sehe, wie schlecht wir Menschen diese eine wahre Liebe behandeln …«, zweifelte Alan.

»Sicher … wie soll sie da keimen können?«, überlegte Leander laut und sah seinen besten Freund an.

»Leider!«, sagte dieser nur und stach kräftig in seinen Salat, während Leander eher nur herumstocherte.

»Ja, wenn ein jeder zu der ersten Liebe, für die es sich zu warten lohnt … Sorge tragen würde! Die Welt wäre um so vieles besser!«, blieb Leander überzeugt.

»Mal angenommen, dass es sie wirklich gäbe, diese wahre Liebe … warum … bleibt sie nicht? Warum hat keiner seine erste Liebe noch? Sag mir?«

»Ich weiss es nicht …«, gestand Leander sich ein.

»Verrate Du es wenigstens mir … wenn Du schon an sie glaubst!«, forderte Alan und stopfte eine übervolle Gabel Salat in den Mund, sodass dieser links und rechts kaum in seinen Schlund passten. Ja, er musste gar mit zwei Finger nachhelfen, alles reinzubringen.

»Darauf kann ich Dir auch keine Antwort geben! Leider!«, bekannte Leander und dachte dabei an die unbekannte Schöne, die ihm in dieser Sekunde noch unnahbarer schien, als sie ohnehin schon war.

»Du musst!«, drängte Alan.

»Wie ich schon sagte … ich habe da nicht so viele Experiancen wie Du, mein Lieber!«, spottete diesmal Leander über Alan.

»Experiancen?«

»Erfahrungen!«, verdeutlichte Leander schmunzelnd.

»Mag wohl sein, dass ich ein oder zwei Mädchen mehr hatte als Du!«, lachte dieser herzhaft.

»Ein … zwei … Hugh Hafner ist ein Waisenknabe gegen Dich, mein Bester! Dein reger Frauenwechsel ist nicht zu zählen! Du hattest mehr Frauen, als bei Tiffany Schmuck im Schaufenster ausliegt!«, konterte Leander.

»Mag sein … dass ich seine Visionen lebe!«, lachte Alan und nahm die spöttischen Bemerkungen seines besten Freundes nicht besonders ernst. Weshalb sollte er auch, er hatte ja recht.

Leander sah seinen Freund lange schweigend und sehr ernst an, danach fragte er ihn unvermittelt:

»Hast Du schon jemals wirklich geliebt?« Alan erwiderte seinen Blick und wurde plötzlich ganz trübsinnig, die Farbe seiner blauen Augen veränderte sich in Grau.

»Ja … einmal …«, verriet er zögerlich.

»Wirklich? Und wer war sie?«, staunte Leander nicht schlecht.

»Erinnerst Du Dich an Cheryl?«

»Ich glaub, nur vage!«

»Oh! Wie liebte ich dieses Mädchen … sterben wollte ich für sie! Ja! Sie war wahrscheinlich die Einzige … die mein Herz jemals öffnen konnte und der es gehörte!«, gestand Alan, was schon fast wie eine Beichte klang, die er zuletzt sich selbst eingestand.

»Und was ist geschehen … dass sie in Deinem Leben keine Hauptrolle mehr spielt?«, wollte Leander natürlich wissen, dabei schlürfte er an seinem Kaffee, der längst schon kalt geworden.

»Du willst jetzt nicht wirklich … dass ich Dir von meinem Liebesleid erzähle! Oder?«, versuchte Alan zu spassen.

»Natürlich! Sicher … um alles!«, nickte Leander bekräftigend.

»Nun gut … ich habe Dich gewarnt … schön wird diese Geschichte nicht …«

»Ich liebe dramatische Liebesgeschichten!«

»Na prima, hier hast Du eine mehr in Deiner tollen Sammlung! Also … ich liebte dieses Mädchen … ich hatte nie geahnt, dass ich jemals so lieben könnte. Ich wusste nicht mal, dass ich überhaupt fähig war, so tief in mir zu fühlen. So bedingungslos! Ohne jede Frage, was kommt und sein wird! Sie wählte mich … mein Herz! Obwohl ich bei einem Schönheitswettbewerb keinen Platz belegte, auch nicht als Adonis galt … wählte sie nur mich! Ich fühlte mich wie im Himmel! Und war mir sicher, dass es da oben genauso sein muss. Geliebt und geborgen. Keine Minute wollte ich jemals wieder ohne sie sein. Sie war mein Leben, mein Weg! Zuletzt auch mein Sinn!«, erzählte Alan schwer.

Leander beobachtete seinen besten Freund und bemerkte nach einer kleinen Pause und einem weiteren Schlückchen Kaffee:

»Du hast mir nie von alledem erzählt!«

»Wie sollte ich auch? Du warst nicht da!«, klagte Alan.

»Und wo war ich?«, verstand Leander nicht.

»Es war jener Sommer, als Du zum Militär einberufen wurdest, Du erinnerst Dich …«

»Stimmt, einen ganzen Sommer! Wie lange ist das jetzt her! Oh, wie die Zeit vergeht!«, nickte er.

»Genau!«

»Ich weiss auch nicht, wie ich mich damals überhaupt dieser Einheit verschreiben konnte! Der grösste Fehler meines Lebens!«, gestand Leander sich bitter ein.

»Ja! Während Du lerntest zu reiten, mit Pferden umzugehen … lernte ich sie kennen … wie ich sagte … keine Stunde sollte ohne sie verstreichen. Den Sommer verbrachten wir ausnahmslos zusammen. Jeden Tag gehörte sie mir! Ich war so glücklich wie nie zuvor in meinem Leben! An einem lauen Abend, der Sommer hatte sich gerade verabschiedet, der Herbst wollte einziehen … machte ich ihr einen Antrag … mit dem Ring meiner Grossmutter! Sie sagte auch gleich ›Ja‹ … und ich war selig! Wir verlobten uns! Sie war so glücklich und ich genauso … an diesem Abend … und ich unbeschreiblich verliebt!

›Liebster … ich muss gehen …‹, sagte sie zu mir, während wir uns küssten. Leidenschaftlich! Nie mehr war ein Kuss so schön wie dieser! Ich spüre ihre Lippen heute noch auf den meinen!

›Bleib … einen Moment nur …‹, bat ich sie.

›Ich muss morgen eine Klausur schreiben, wenn ich Ende des Jahres meinen Abschluss schaffen will!‹, lächelte sie.

›Sicher … ich weiss … aber ich vermisse Dich jetzt schon!‹, gestand ich und verzehrte mich nach ihr.

›Wir sehen uns doch morgen wieder … mein Liebster …‹, hauchte sie mit einem Lächeln.

›Ich weiss … und trotzdem …‹, flüsterte ich und küsste sie aufs Neue voller Leidenschaft.

›Mach mir doch nicht jedes Mal mein Gehen so schwer!‹, klagte sie und strich mir zärtlich über die Wange.

›Nur …‹, hauchte ich.

Danach stieg sie in den Wagen ihres Vaters, einem alten roten Alfa Spider aus dem Jahr 1987. Ich beugte mich in den offenen Wagen und sagte ihr:

›Ich liebe Dich!‹

›Ich Dich genauso … Meine Eltern werden staunen … wenn ich ihnen sage … dass ich mich verlobt habe!‹, strahlte sie mich an.

›Ja, und ich hoffe, sie werden … und es Dir nicht übelnehmen … dass Du gerade mich, das hässliche Entlein, gewählt hast … von all den Schwänen, die Dich umgeben!‹, spasste ich und meinte es im Grunde weit mehr als ernst.

›Ich habe einen Schwan gefunden … und wenn Dich meine Eltern mit meinen Augen sehen … so erkennen sie einen Prinzen … jenen meines Herzens!‹, lächelte sie, und ihre Worte trafen mitten ins Herz. Sie liess das alte Vergasermodell an, das mehr Lärm machte als eine Corvette, zum Abschied küsste ich sie noch einmal leidenschaftlich, und erneut war dieser Kuss wie Balsam für mein Herz. Unsere Lippen lösten sich, danach fuhr sie nach Hause.

Ich sah ihr lange nach, bis ihre roten Rücklichter im Dunkel der Nacht verschwanden. Weisst Du, ich war so unbeschreiblich glücklich, ich schwebte auf allen Wolken. Ich hätte weinen können vor lauter Glück. Bis plötzlich mein portables Telefon klingelte. Ich nahm ab. Da kam die Nachricht, dass mein bester Freund vom Pferd fiel und sich lebensgefährlich verletzte!«, erzählte Alan traurig.

»Oh! Ja, ich erinnere mich! Ein Auspuff knallte irgendwo, und der Hengst erschrak! Der Gaul warf mich so heftig von sich! Ich flog in die Höhe, durch die Luft, und fiel auf den Rücken des Pferdes … ich knallte dermassen hart auf, dass ich dem Tier den Rücken brach und mir fast sämtliche Knochen!«, erinnerte sich Leander mit Grausen an die Geschichte.

»Genau! Ich erhielt Deinen Hilferuf!«, nickte Alan nachdenklich, wie ihn Leander noch nie sah.

»Fünf Stunden wurde ich operiert, und sechs Monate lang musste ich im Krankenhaus liegen … und durfte mich nicht bewegen … mein Dienst bei der Kavallerie war für immer vorbei … und ich stieg niemals mehr auf ein Pferd!«, beichtete Leander schwer.

»Reiten war Deine Leidenschaft … Dein Leben! Ohne Pferd kannte ich dich gar nicht!«, wusste Alan.

»Sicher, ich liebe Pferde über alles, und ich war der Beste in meiner Einheit! Aber heute traue ich keinem Pferd mehr! Die Angst sitzt viel zu tief!«, gestand Leander bitter.

»Ja … doch in jener Nacht sollte mich ein zweiter Anruf erreichen!«, verriet Alan und nahm einen Schluck von seinem längst schon kalt gewordenen Kaffee.

Kapitel 3: Ertappt …

Alan stellte den Pappbecher hin, schob den fast aufgegessenen Salat von sich, von dem er nur gerade ein Blatt liegen liess.

»Und was für ein Telefonat sollte das gewesen sein?«, wollte Leander wissen. Alan schaute ihn leicht nickend an und meinte:

»Ich stand da … nach Deinem Hilferuf und versprach Dir … dass ich gleich komme!«

»Aber Du kamst nicht … ich habe die ganze Nacht lang auf Dich gewartet!«, erinnerte sich Leander.

»Ja! Ich eilte nach Deinem verzweifelten Anruf zu meinem Wagen … gerade als ich einsteigen wollte. Die Uhr zeigte schon Mitternacht durch … ich wusste, bis ich bei Dir bin … sollte die Sonne schon wieder am Himmel stehen! Ich startete gerade den Motor, da klingelte … wie gesagt … mein Telefon! Ich blickte auf das Display, doch die Nummer, die sich darauf zeigte, war mir fremd! Irritiert nahm ich ab und ahnte nichts Gutes.

›Alan … ja … wer ist dran? Oh … Neeeeeiiiiinnnn!‹, schrie ich entsetzt. Die Eltern von Cheryl teilten mir mit, dass ihre Tochter von der Strasse abkam. Der Wagen geriet aus irgendeinem Grund ins Schleudern, überschlug sich mehrmals. Auf dem Weg ins Krankenhaus erlag sie ihren Verletzungen. Die Mutter sagte mir, dass sie bis zuletzt immer nur meinen Namen nannte. Dies war der Grund, weshalb die Eltern mich benachrichtigten. Ich sass in meinem Wagen, einer Ohnmacht nahe. Wollte und konnte nicht glauben, dass Cheryl nicht mehr da sein sollte, nachdem ich doch so glücklich war! Sollte denn jetzt, von einer Minute zur anderen, alles vorbei sein? So schnell? Ist Liebe nur ein Bruchteil eines ganzen Lebens? Und nicht mehr? Unwiderruflich für immer? Ich verstand nicht und wollte nicht.

›Vor einer Stunde war ich doch noch zusammen mit ihr!‹, weinte ich hinter dem Steuer meines Wagens. Ich weiss nicht, wie lange ich dort sass, und vergass bei allem Leid den Weg zu Dir. Ich weiss auch nicht, wie ich an diesem furchtbaren Abend in mein Bett fand. Als ich am Morgen erwachte, wünschte ich mir nur, dies alles sei ein schlechter Traum … aber dem war leider nicht so! Ich wusste nicht mehr weiter! Niemals zuvor habe ich eine solche Liebe erfahren wie mit ihr! Und nun? Nie war mein Herz verletzter als an jenem Morgen. Ich wusste nicht, wie ich weitergehen sollte. Allein die Tatsache, dass mein bester Freund noch lebte und mich um alles brauchte, gab mir die Kraft zum Weiterleben. Nicht zu zerbrechen. Dein Leid half mir über das meine hinweg. Als ich am nächsten Tag zu Dir kam, Dich bewusstlos auf diesem Bett liegen sah, eingespannt wie ein Stück Holz, fixiert, damit Du Dich nicht bewegen kannst … der Bericht Deiner Mutter gleich beim Betreten des Krankenhauses war erschütternd. Das Faktum, dass Du vielleicht niemals wieder gehen könntest, löste in mir den Schwur, mein verletztes Herz niemals mehr brechen zu lassen … schon gar nicht dies jemals jemandem zu zeigen! Und an dem halte ich bis heute fest!«, erzählte Alan mit tränenfeuchten Augen und sprach zum ersten Mal über diese schicksalhafte Nacht.

»Aber warum … ich hätte Dir doch beigestanden … so wie Du mir auch!«, kapierte Leander nicht.

»Ich konnte nicht darüber reden … ich tat so, als sei dies alles niemals geschehen … ich redete mir sogar ein … dass sie die Verlobung auflöste und mich niemals mehr sehen wollte. Stell Dir vor, ich schaffte es noch nicht einmal zu ihrer Beerdigung! Ich konnte nicht an einem Abschied teilnehmen … den ich um nichts auf Erden wollte. Ich hielt an meiner Lüge fest! Bis heute!«

»Aber warum?«

»Es tat so weniger weh!«, gab Alan bitter zu.

»Aber weshalb dann all diese Mädchen, die Du hattest? Was sollte das?«, wollte Leander wissen.

»Ich … suchte in allem immer nur Cheryl … immer … doch jede scheitert an ihr! Keine ist nur annähernd so, wie sie war … keine war und ist gut genug!«

»Du wirst nie eine solche Liebe wieder finden … wie jene, die Du einst verloren hast! Daran sind schon andere gescheitert! Liebe ist nicht zu ersetzen wie einen Wagen!«, bekräftigte Leander beinahe fassungslos und stiess seinen fast unberührten Salat von sich.

»Dessen bin ich mir bewusst … aber mein Herz nicht … heute erkenne ich … hätte …«, hielt Alan abrupt inne.

»Hätte was?«, fragte Leander nach und nahm seinen letzten Schluck Kaffee.

»… Doch Abschied nehmen sollen … an jenem regnerischen Tag, als sie zu Grabe getragen wurde …«, versuchte Alan nicht zu weinen.

»Wieso hast Du mir nie etwas von alledem gesagt … ich wäre doch für Dich da gewesen!«

»Wie Du Dich erinnerst, warst Du damals nicht fähig, irgendetwas zu machen! Ich war gefesselt an ein Bett. Bewusstlos!«

»Du kamst mich jeden Tag besuchen!«

»Ja … ausnahmslos!«

»Du hast Dir Deine Trauer nie anmerken lassen!«, erkannte Leander und war tief bewegt von dieser Geschichte. Vor allem aber über diese tiefe und aufrechte Freundschaft.

»Nachdem die Ärzte Dich in die Rehaklinik brachten, erkannte ich es als meine Aufgabe, für meinen besten Freund da zu sein … ich schwor mir … Dir meine Trauer nicht zu zeigen … ich wollte, dass Du gesund wirst und kein Kummer Deine Genesung erschwert!«, erklärte Alan.

Leander blickte ihn an und meinte erschüttert, während er belanglos seinen Pappbecher auf den fast vollen Teller stellte:

»Du bist wirklich ein wahrer Freund!«

»Die Wahrheit ist im Grunde ganz einfach … indem ich Dir helfen konnte … half ich mir selbst!«, nickte Alan, der ebenfalls sein Geschirr, nur eben leer, beiseite schob.

»Was für eine Tragödie!«, schüttelte Leander bitter den Kopf und wusste gar nicht, was er dazu noch sagen sollte.

»Und so suche ich in all den Mädchen jenes, was ich in einer einzigen Nacht für immer verloren habe … aber keine ist nur annähernd … wie sie!«, gab Alan deutlich von sich.

»Es ist nicht möglich, einen Menschen zu ersetzen … mit nichts! Dies ist so wie eine Mutter, die ihre Kinder weggibt! Es gibt kein zweites!«, versuchte Leander ihm etwas Sinn zu geben.

»Das weiss ich alles selbst … glaub mir, besser als Du je erahnst!«, beteuerte Alan schwer.

»Ich war nie in einer solchen Lage … aber ich glaube … ein Herz kann sich nur dann öffnen … wenn der Schmerz nicht mehr ist!«, bemerkte Leander inmitten des Lärms dieses Bistros.

»Genau dieser will aber nicht weichen! Dieser Schmerz in meinem Herzen! Er will um alles nicht vergehen … er ist am Abend, wenn ich ins Bett gehe, in mir und am Morgen, wenn ich erwache, genauso! Daran hat sich nichts geändert … in all den Jahren nicht …«, meinte Alan tieftraurig.

»Das denke ich mir!«, erklärte Leander und nickte leicht.

»Ich habe jeden Tag die Hoffnung, dass eines dieser Mädchen, die ich um mich habe, es schafft, mein Herz so zu öffnen … meinen Schmerz verscheucht! Aber da ist keine, die dies nur annähernd erreicht hat. Bis auf Sex … war da nichts! Nur die Tränen, die ich aus Liebe weine!«, gestand er.

»Aber eines dieser Mädchen von all den Dutzenden, die da an Dir vorbeigezogen sind … war doch sicher auch eine dabei … welche Dich annähernd geliebt?«, wollte Leander wissen.

»Nein! Nie!«, fiel Alan ihm ins Wort und erklärte weiter:

»Keine … die mein Herz jemals berührte!«

»Aber da war doch so manche … die sich in Dich verliebt hatte?«

»Oh … dies ist auch nicht das Problem …«, stöhnte Alan.

»Sondern?«

»Ich! Ich bin nicht fähig … zu lieben!«, behauptete er.

»Aber Du hattest da so viele nette … dazu sehr hübsche Mädchen!«

»Was nützt das alles … wenn das Herz nicht mitspielt!«, bekräftigte Alan mit einem tiefen Seufzer.

»Aber Du hast doch all diesen Mädchen sicher ihr Herz gebrochen!«, schüttelte Leander fassungslos den Kopf.

»Mag wohl sein … dass da die eine oder andere … dabei zu Schaden kam … nur meines wollte nicht …«, nickte Alan traurig.

»Und das mit Cindy … mit der warst Du gar verlobt! Und plötzlich hast Du Dich von ihr getrennt … niemand wusste, weshalb!«, erinnerte sich Leander und legte seine Gabel und das Messer zusammen auf seinen Teller.

»Gut, jetzt kennst Du die Wahrheit!!«, gab Alan simpel zur Antwort. Leander schaute ihn lange schweigend an und erwiderte nach Minuten leicht nickend:

»Aber Du kannst doch so nicht weiterleben?«

»Wie?«

»Eine nach der anderen flachlegen … nur in der stillen Hoffnung, da könnte die Richtige sein!«, ereiferte sich Leander.

»Dessen bin ich mir … wie ich sagte … bewusst … aber mein Herz kann nicht anders!«

»Du weisst, wie es mit der Liebe bestellt ist!«, äusserte Leander.

»Und wie?«, fragte Alan.

»Wer mit ihr spielt … wird Rache ernten!«

»Purer Aberglaube!«, behauptete er.

»Scheinbar nicht! Wie Du nun erkennst … die Liebe lässt sich nicht bescheissen! Nie!«, warnte Leander.

»Mag sein!«, tat Alan dies lapidar ab, dabei sah er auf seine Uhr und fügte eilig hinzu:

»Oh Himmel, ich muss … wie die Zeit eilt … ich habe da noch einen Gerichtstermin!«

»Ehrlich gesagt, ich habe nie verstanden, weshalb Du gerade diesen Job gewählt hast!«, bemerkte Leander ernst.

»Ich kann etwas bewegen … wenn auch nur im Kleinen!«, log Alan sich selber an.

»Sich mit Straftätern herumschlagen … oder gar mit Mördern … nein … da arbeite ich lieber mit dem Geld fremder Leute …«, lächelte Leander schelmisch.

»Nicht viel besser … zuletzt mache ich dasselbe wie Du!«, lachte Alan.

»Und was bitte soll da gleich sein?«, wollte Leander wissen.

»Alles nur wegen des schnöden Geldes!«, grinste er.

»Machen wir das nicht alle?«

»Ach … ich wäre auch lieber Schriftsteller oder sonst irgendetwas Kreatives geworden … aber wie Du weisst, habe ich absolut kein Talent … so wie Du …«

»Oh, Talent … nützt mir auch herzlich wenig, wenn ich es nicht leben darf!«, lächelte Leander und schaute plötzlich auf.

Alan erkannte sofort, wie Leanders Augen jemandem nachsahen, und er rief auch gleich:

»Sie ist es!« Erschrocken, gar ertappt starrte Leander ihn an.

»Wer … etwa die Kaffeeverkäuferin?«, bemerkte Alan verblüfft.

»Ach was …«, stammelte Leander und wurde verlegen.

»Komm, mein Lieber, mir machst Du nichts vor! Ich kenne diesen Blick! Weit mehr!«

»Das täuscht!«, versuchte Leander es abzutun, was ihm jedoch nicht wirklich gelang.

»Deshalb also …«, schrie Alan plötzlich auf.

»Was?«

»… Wolltest Du unbedingt in dieses Restaurant … jetzt verstehe ich!«, lachte er.

»Reiner Zufall!«, blieb der klägliche Versuch, es zu leugnen.

»Noch nie in meinem Leben hatte ich einen Kaffee und einen Cesar Salat zusammen … jetzt weiss ich auch, weshalb!«, lachte Alan weiter spöttisch.

»Weshalb bitte?«

»Du hattest die Hoffnung, sie zu sehen!«

»Ach was!«, widersprach Leonard stur.

»Was bist Du bloss hinterhältig!«, erkannte Alan.

Leander sah zu seinem besten Freund und hielt es für besser, sich nicht weiter zu äussern. Doch Alan bedachte ihn mit einem Blick, der deutlich sagte, dass er ihn durchschaut hatte. Weit mehr noch, und ein spöttisches Grinsen zierte das Gesicht seines besten Freundes, fast schon hämisch.

Kapitel 4: Lösungen …

Leander blickte nur stumm auf seinen besten Freund und schwieg sich natürlich über die Tatsache aus, was einem Geständnis gleichkam. Viel schlimmer noch, er verschwieg eine Wahrheit, die fast zu schreien schien. Und Alan machte sich mit den Worten:

»Weiss die Gute schon von ihrem Glück?«, obendrein noch lustig.

»Wer?«, fragte Leander erschrocken.

»Sie, die Du da selbstvergessen anschmachtest?«, und Alan blieb wie immer direkt ehrlich, und ein Blatt nahm er schon gar nicht vor den Mund.

Er hatte mit seiner allzu spontanen Ehrlichkeit so oft schon Leander in Verlegenheit gebracht, und nicht anderes sollte es auch diesmal wieder sein.

»Was?«, tat Leander so, als verstünde er nicht.

»Na, dass Du sie liebst?«

»Geht’s bitte etwas leiser, muss ja nicht jeder hören! Oder?«, wurde es Leander peinlich.

»Ich habe recht wie immer!«, lachte sein Freund laut, fast schallend.

»Nein!«, wehrte Leander sich entschieden.

»Nein … was?«, folgte auch gleich die Gegenfrage.

»Sie weiss nichts …«, gestand Leander flüsternd, zögerlich und mehr als peinlich berührt.

»Wusste ich es doch!«, lachte Alan erneut lauthals auf.

»Nicht so laut!«, wurde er verlegen.

»Du kannst mir ohnehin nichts verheimlichen! Also!«, lästerte Alan, und der Spott gehörte Leander.

»Leider!«, schmollte Leander gleich mit zusammengepressten Lippen.

»Und wie willst Du die Gute … erobern?«

»Wenn ich das wüsste! Frag mich lieber etwas … was ich weiss!«, gab Leander überfordert zur Antwort.

»Also ehrlich, allzu schwer wird es wohl kaum sein … eine einfache Kaffeeverkäuferin an sich zu reissen!«, scherzte Alan, der immer so sarkastisch war.

»An sich zu reissen … wie billig!«, blaffte Leander, den Alans Gespött noch mehr beschämte.

»Anmachen klingt nicht besser!«, konterte Alan lachend.

Ja, man redete Alan schon immer nach, dass er einen tiefschwarzen britischen Humor habe, und dieser sollte auch heute ungebremst zum Tragen kommen. Leander hasste es auf den Tod, wenn Alan so billig seine Spässe mit ihm trieb.

»Für mich reicht dieses einfache Mädchen!«

»So sie Dich will und sie jemals erfährt, dass Du ihr Herz liebend gerne möchtest!«, lachte Alan wieder.

»Du solltest mir auch besser sagen … was ich machen soll … statt so abschätzend über meine Gefühle herzuziehen!«, polterte Leonard.

»Mach ich gar nicht!«

»Ach, und wie nennst Du dies denn?«, regte er sich auf.

»Ich bin nur realistisch …«

»Gerade Du, mein bester Freund!«, zeigte sich Leander doch etwas eingeschnappt.

»Nun, die Lösung ist im Grunde ganz einfach …«, gab Alan nach ein paar Sekunden salopp zur Antwort.

»Und wie soll diese aussehen?«

»Du bist schön und reich … der Garant, um jedes Frauenherz im Sturm zu erobern!«, lachte Alan, dabei blickte er erneut auf seine Uhr und meinte:

»So, jetzt muss ich aber wirklich … ich bin ohnehin schon zu spät … länger kann ich meinen Mandanten nicht warten lassen … auch wenn ich weiterhin liebend gern in Dein verliebtes Gesicht schauen würde!«, dann erhob er sich.

»Und? Sehen wir uns morgen … wie immer beim Chinesen?«, fragte Leander eher aus Verlegenheit.

»Aber nur … ich muss schliesslich wissen, wie Deine Liebesgeschichte weitergeht!«

»Hahaha!«

»Gut! Ich muss endlich los … wir können morgen weiter über die Liebe philosophieren!«, verabschiedete sich Alan, wandte sich um und verschwand mit einem Lachen, das Leander in der breiten Fensterfront des Restaurants, sich widerspiegelnd, sehen konnte.

Leander erhob sich nach einem Moment, drehte sich zu seiner Angebeteten, warf ihr einen liebevollen Blick zu und ging, wenn auch höchst ungern, seines Weges.

Den ganzen Tag lang dachte er nur an sie. Vor allem aber, wie er ihr zeigen konnte, dass da ein Herz war, welches ausschliesslich für die fremde Schönheit schlug. Ständig kreisten Alans spitze Bemerkungen in seinem Kopf herum.

›Nun … so schwer wird es ja wohl kaum sein … eine einfache Kaffeeverkäuferin an sich zu reissen!‹, und Leander ärgerte sich.

»Er hat recht … so schwer sollte es kaum sein!«, blieb sein Schwur, und doch war es das Schwerste auf Erden. Gerade dies sollte auch für Leander so bleiben.

Jeden Tag ausnahmslos ging er in diesen Coffee-Shop und schmachtete sie heimlich an. Jedes Mal bedachte er sie mit einem grosszügigen Trinkgeld, welches weit über jeder Norm war. Immer bezahlte er mit einer 50-Dollar-Note und liess ihr den Rest, indem er einfach stumm ging. Er fand einfach nicht den Mut, sie anzusprechen.

So blieb er vernarrt und verliebt, bis er und Alan an einem Sonnentag über Mittag entschieden, im Park ein paar Sandwiches zu sich zu nehmen. Die beiden Jungs schritten nebeneinander her, doch plötzlich unterbrach Alan das anhaltende Schweigen.

»Das ist ja nicht tragbar!«

»Was?«, sah ihn Leander an und verstand nicht.

»Dieser Zustand!«

»Welcher?«

»Der Deiner Verliebtheit!«

»Warum? Was ist damit?«, fragte Leander.

»Unerträglich ist wahrscheinlich das treffendere Wort hierfür! Würde ich sagen!«, bemerkte Alan, während er genussvoll in sein Hähnchen-Curry-Sandwich biss.

»Wieso, ich habe doch gar nichts getan oder gesagt!«, wehrte sich Leander.

»Eben … das ist es gerade!«, lachte Alan wie immer spöttisch.

»Ich versteh’ nicht … Du treibst Deine Spässe mit mir!«, und Leander fühlte sich einmal mehr von seinem besten Freund veräppelt.

»Wie lange willst Du ihr noch verschweigen, wie sehr Dein Herz nach ihr schreit?«, fragte Alan und wurde dabei etwas ernster.

»Was soll ich tun … etwa zu ihr gehen und ihr sagen, dass ich mich einfach so … aus heiterem Himmel … in sie verliebt habe?«, erwiderte Leander ratlos, mit fragendem Blick.

»Wäre doch schon mal ein Anfang … wenn auch nicht gerade der beste!«, lachte Alan einmal mehr.

»Du bist so herrlich witzig heute! Und was soll ich Deiner Ansicht nach machen? Etwa nackt auf einem Tisch im Coffee-Shop tanzen?«, blickte Leander zu seinem Freund, der indessen mit seinem Sandwich beschäftigt war.

»Wäre sicher ein Bild … welches nicht in den Alltag passt … aber ob Du ihr schon im Vorfeld alles zeigen solltest … ist wahrscheinlich keine gute Strategie!«, lästerte Alan und biss erneut in sein Sandwich. So herzhaft, dass es links und rechts nur so heraussaftete und er mit seiner linken Hand die Hähnchenstücke halten musste.

»Witzbold … hilf mir lieber!«

»Das ist ohne Zweifel eine Frage … die lässt sich in der Tat nicht so schnell beantworten!«, gab Alan schwerlich zu, wobei er die Sosse, die nun ebenfalls beidseitig herunterlief, mit zwei Fingern zurück in den Mund schieben wollte.

»Tja! Siehst Du, und ich soll!«

»Ich bin auch nicht verliebt bis über beide Ohren, mein Bester! Ich erobere die Frauen im Sturm, und wenn ich erreicht habe, was ich wollte … lass ich sie wieder ziehen!«, sprach er mit übervollem Mund, sodass ihn Leander fast nicht verstehen konnte.

»Nett, und was würdest Du tun an meiner Stelle?«, fragte Leander und sah seinen besten Freund an.

»Wie Du ja weisst … in eine solche Situation komme ich nie!«, erwiderte Alan und behielt sein Grinsen, was schon etwas Gemeines an sich hatte.

Die beiden schlenderten über die herrlich grünen Wiesen des Central Parks, obschon ihre Business-Schuhe aus feinstem Leder alles andere als geeignet dafür waren.

»In welche?«

»Eben, dass ich mich Hals über Kopf in jemanden verlieben könnte!«, antwortete Alan und nahm seinen besten Kumpel nicht ernst.

»Hahaha!«

»… Dessen Namen ich noch nicht einmal kenne! Wie Du …«, lachte Alan und biss weiter genussvoll in sein Brot. Leander hingegen blieb appetitlos beim Knabbern.

»Haha … Du bist mir wirklich eine echte Hilfe!«

»Immer doch!«, konterte Alan und gab dem Liebesproblem seines Freundes nicht dieselbe Wichtigkeit. Im Gegenteil, er war eher der Meinung, dass diese Schwärmerei schneller vorbei sein würde, als sie begonnen.

»Jetzt sag schon, was würdest Du machen … an meiner Stelle?«, sah Leander ihn an.

»Tja, nun stelle ich mir mal vor … ich befände mich in einem solchen Desaster wie Du! Was ich niemals zuliesse …«, meinte Alan belustigt und stopfte den Rest seines Hähnchenbrotes in den Mund.

»Tue einfach so als ob …«

»Also nehmen wir mal an … Amors Pfeil würde mich so treffen …was ich nicht denke …«, lachte er mit vollem Mund.

»Und warum nicht?«

»Weil ich nicht an einen solchen Kitsch glaube … ganz einfach!«, wehrte sich Alan und wollte nichts davon wissen, dass Liebe so einfach zu finden sei. Ganz im Gegenteil.

»Nicht? An die Liebe auf den ersten Blick?«

»Niemals!«, widersprach er energisch.

»Ach, und weshalb nicht?«

»Weil es … wie Du gerade beweist … sehr einseitig ist!«

»Wieso, ich verstehe nicht …«

»Was nützt mir Amors Pfeil, womöglich noch mitten in der Brust … wenn er mich voll erwischt und die Angebetete nichts davon weiss? Nee, das ist lachhaft! Ja, und was ist, wenn sein Pfeil nicht die Richtige erwischt … der Gute sein Ziel verfehlt … muss ich da schmachten … ins Leere … nein … ist mir zu vage! Schon das alleine zeigt den Unsinn dieser Sache deutlich!«, sträubte sich Alan und wischte sich seine curryverschmierten Hände an der dazugelegten Serviette ab.

»Aber doch wenigstens Liebe auf den ersten Blick?«, wollte Leander wissen.

»Wie ich Dir gestern schon erzählte … genauso einseitig … nein, eine Frau muss erobert werden … einer Frau muss man offenbaren … dass ein Mann sie liebt … und genau das ist nun Deine Aufgabe!«, erklärte Alan überzeugt.

»Und was?«

»Zeig ihr, dass Du sie liebst … wenn ich dies so sagen kann!«

»Hahaha! Du bist wieder einmal sehr hilfreich! Erobern! Himmel, wie aussichtslos!«, erkannte Leander und gab einen tiefen Seufzer von sich, der einer Niederlage glich.

»Wieso? … Ich lege Dir doch nur Fakten dar!«

»Ich brauche jetzt aber keine Wahrheiten … sondern eine Lösung!«, forderte Leander klagend.

Kapitel 5: Ich würde …

Die beiden Jungs setzten sich auf eine Bank, die einladend neben einem Baum stand, der eine herrliche Baumkrone trug, die mit ihren Blättern einen wohltuenden Schatten warf. Ein leichter Wind wehte durch die Äste, was einem die Illusion von etwas Kühle an diesem heissen Sommertag vermittelte.

»Gib Du als Frauenheld mir wenigstens einen Rat!«, bat Leander, während er an seinem Sandwich weiter appetitlos herumknabberte.

»Einen Rat? Nein! Aber ich kann Dir sagen, was ich machen würde … wenn mein Herz so laut schreit …«, lachte Alan, der einen Schluck Wasser aus einer Plastikflasche trank.

»Na prima … Du nimmst mich nicht sonderlich ernst! Was?«

»Kann man so nicht sagen …«, trieb der Rotschopf weiterhin seine Spässe und löste dabei etwas seine Krawatte, lehnte sich an den Baum und genoss die wenigen Minuten fernab der Welt.

»Wie denn? Nach Dir?«

»Du weisst, Frauen geben nur Leid, und vor dem sollte ich Dich um alles schützen!«, wurde er plötzlich nachdenklich.

»Lass mal … schützen werde ich mich schon selber … also sag!«

»Musst Du dieselben Erfahrungen machen, die ich schon hinter mir habe? Glaub mir, lass es!«, wurde Alan plötzlich sichtlich ernst.

»So schlimm können diese auch nicht sein!«, meinte Leander und lehnte sich ebenfalls an den Stamm dieses Baumes, der schon fast hundert Jahre in diesem Park stand, gar von all den Sorgen auf Erden nichts wusste und trotzdem lebte.

»Wieso denkst Du?«

»Sonst … hättest Du mit den ewigen Weibergeschichten längst schon aufgehört!«, und diesmal war es Leander, der ein Grinsen in sein Gesicht setzte.

»Nun, wenn Du meine Warnung in den Wind schlägst! Bitteschön … dann halte ich Dich nicht … wenn Du unbedingt in Dein Verderben rennen willst … bitte!«, tat Alan übertrieben.

»Jetzt rede endlich … was würdest Du tun?«, beharrte Leander auf seiner Frage.

»Ich würde erst mal so viel wie möglich über sie herausfinden! Am besten alles!«

»Und wozu?«, verstand der Schönling nicht.

»Damit ich weiss … ob sich eine Annäherung überhaupt lohnt!«, verdeutlichte Alan und blieb in dieser Liebensangelegenheit seines besten Freundes sachlich.

»Und wofür soll das Ganze gut sein?«, wollte Leander wissen.

»Sicherheit nenn ich dies, mein Bester!«

»Und welche Sicherheiten sollen das bitte sein?«

»Nun, ich aus meiner Erfahrung als Anwalt …will wissen … wo lebt sie! Woher kommt sie … hat sie gar eine feste Beziehung … oder noch schlimmer!«, hielt Alan inne, um sich einen weiteren Schluck kühlen Wassers zu genehmigen.

»Noch schlimmer … was gibt es noch Schlimmeres?!«, zeigte sich Leander plötzlich aufgeregt und packte sein Sandwich wieder ein.

»Willst Du das nicht essen?«, sah ihn Alan verwundert an.

»Mir ist der Appetit vergangen!«, gab Leander von sich.

»Dann gib her … so etwas Feines kannst Du doch nicht verkommen lassen!«, meinte dieser und griff danach.

»Nun sag weiter … was gibt es noch Schlimmeres?«, drängte Leander und schaute zu, wie Alan gerade einen kräftigen Biss vom Sandwich nahm, so als hätte er den ganzen Tag noch nichts gegessen.