Das Letzte Schlachtschiff 4 - Joshua Tree - E-Book

Das Letzte Schlachtschiff 4 E-Book

Joshua Tree

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Beschreibung

Dies ist die letzte Reise der Oberon. Nach der verheerenden Schlacht um SOL arbeiten Menschen und Clicks an einem brüchigen Frieden. Die Gräben zwischen den Spezies reichen tief und sind von Jahrzehnten des erbarmungslosen Krieges gezeichnet. Inmitten dieser fragilen Stille mehren sich die Anzeichen, dass die Verschwörer um das alte Harbingen gerade erst begonnen haben, ihre teuflischen Pläne zu einem blutigen Ende zu bringen. Denn sie haben ein Ziel, das der Föderation endgültig den Kopf abschlagen könnte: ihre Brüder um Ludwig von Borningen aus dem Exil zu rufen, jetzt, wo die Kernwelten in Schutt und Asche liegen und die Flotte nicht mehr existiert. Die letzten Hoffnungen ruhen auf der Oberon und der Crew der Quantum Bitch, die rasch nach Harbingen vorstoßen und ihre ehemaligen Landsleute daran zu hindern sollen, den mühsam erarbeiteten Frieden zu zerstören. Doch dort erwartet man sie bereits ...

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DAS LETZTE SCHLACHTSCHIFF 4

OBERON ENTFESSELT

JOSHUA TREE

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Epilog

Epilog

Epilog

Nachwort

1

ASTEROID DC-66412

Kanzler Theoderich von Borningen stand vor dem schnittigen Shuttle mit seinen vier überdimensionierten Triebwerken und drehte sich zu Major Heines um, hinter dem vier schwarzgerüstete Soldaten Haltung annahmen und salutierten.

»Gute Reise, Kanzler.«

»Nicht mehr lange«, erwiderte er und als Heines fragend eine Braue hob, lächelte er dünn. »Wenn unsere Operation nach 20 Jahren endlich zu Ende geht, Major, werde ich nicht mehr Kanzler sein.«

»Ich verstehe, Sir.«

»Grämen Sie sich nicht wegen der Veränderungen, die uns bevorstehen, Major. 20 Jahre kommen bald zu einem Abschluss und Sie werden das alles miterleben.«

»Gestatten Sie mir eine private Frage, Sir?«, wollte der Offizier wissen und schien sich dabei unwohl zu fühlen.

Der Kanzler nickte knapp.

»Denken Sie nie, dass Sie das neue Zeitalter anführen sollten, nach allem, was Sie hier geleistet haben?«

»Nein«, antwortete Theoderich ohne Umschweife. »Ich mag den härteren Weg gewählt haben, aber mein Bruder Ludwig ist der letzte gewählte Kanzler Harbingens und die neue Ordnung gebührt ihm. Ich bin lediglich ein Werkzeug. Ganz abgesehen davon ist er der Ältere. Sie wissen ja, wie das unter Geschwistern ist. Diese Rangordnung ändert sich nie.« Er nickte seinem Major zu, mit dem er viele Jahre in der Enge von DC-66412 ausgeharrt hatte, um die Operationen der Exilanten zu überwachen und Fäden zu spinnen, die so dünn waren, dass nicht einmal die flüsternden Spinnen des Föderationsgeheimdienstes sie hatten schwingen hören. »Seien Sie frohen Mutes, mein guter Major. Wie sagt man so schön? Wir sehen uns auf der anderen Seite.«

Heines salutierte noch präziser als sonst und reckte dabei leicht das Kinn vor, den Blick schräg nach oben gerichtet, nach alter Harbinger Flottentradition.

Theoderich lächelte, nickte und betrat sein Shuttle. Zischend schloss sich die Rampe hinter ihm und er nahm auf dem Co-Pilotensitz Platz. Die Pilotin, eine junge Lieutenant mit Rabenblick, wirkte nervös, versuchte ihre Seitenblicke in seine Richtung zu unterdrücken, während sie die verbliebenen Punkte ihrer Checkliste durchging. Er konnte es ihr nicht verübeln, schließlich war er in den letzten zwei Jahrzehnten eine gesichtslose Stimme auf heimlichen Übertragungen gewesen, deren Inhalte sich kurz nach dem Empfang selbst gelöscht hatten. Jeder in ihrem Geflecht aus Scheinfirmen, Konglomeraten, Piraten- und Schmugglerflotten sowie Stiftungen kannte seine Stimme, niemand sein Gesicht. Die meisten hielten ihn für einen mächtigen Investor mit viel Einfluss, die wenigsten kannten die wahre Identität dahinter: die des Schattenkanzlers im Exil. Diese junge Frau – sie konnte nicht älter als 35 oder 40 sein, sah jetzt das Gesicht hinter der Stimme und das machte ihr Angst.

»Sorgen Sie sich nicht, Lieutenant«, beruhigte er sie. »Wir stehen vor einer Zeitenwende. Die Notwendigkeit der absoluten Geheimhaltung ist vorbei.«

»Danke, Sir«, erwiderte sie etwas steif. Dieser neue Gedanke schien ihr noch zu fremd, und er konnte es ihr nicht verübeln. Hätte sie ihn vor einem Jahr geflogen, wäre sie danach nicht mehr aus dem Shuttle ausgestiegen. Diese Tatsache war nichts, worauf er stolz war, aber die Notwendigkeit, ihr Netzwerk und seine Strukturen in ihren perfekten Schatten zu belassen, war eine von Leben und Tod gewesen. Eine einzige Person, die ein falsches Wort sagte, hätte ausgereicht, einen Teil ihres sorgsam zusammengesetzten Puzzles zu zerstören. Und was war ein Puzzle ohne alle seine Teile?

Ihr Flug führte sie mit der wahnwitzigen Beschleunigung von vier Antimaterietriebwerken aus der Oortschen Wolke Harbingens in Richtung des inneren Systems – eine der Errungenschaften des gotteslästerlichen Omega, dieser schändlichen KI, denen sein eigenes Volk freiwillig die Zügel über die Evolution überlassen hatte. Ein Sakrileg, das ironischerweise die Außerirdischen für sie gesühnt hatten, der Erzfeind. Nach 22 Stunden, die er komplexe Simulationen in seinem Nanozerebrum durchspielte, in dem er seit über 30 Jahren mehr Zeit verbrachte, als in der Realität, erreichten sie den äußersten Planeten des Systems, den Eisriesen Karl. Der blaue Ball von der zigfachen Größe Harbingens, in dessen Atmosphäre Eiskristalle in endlosen Hurrikanen um den Äquator zogen, bildete eine perfekte Kulisse für die ehemals verwaisten Industriestationen in ihren niedrigen Umlaufbahnen. Auf den optischen Sensoren sahen sie aus wie umgedrehte Pylonen, an deren Unterseite die kilometerlangen Eisschaufeln Karl um seine unendlichen Wasserstoffvorräte erleichterten, die in den Stationen mittels Elektrolysereaktoren in Trinkwasser für das äußere System genutzt worden waren. Und bis heute genutzt wurden. Die Flotte hatte bei ihren wenigen Inspektionen, über die sie dank sorgsam geschmierter Beamter an den richtigen Stellen frühzeitig Bescheid gewusst hatten, kleine Kommunen ehemaliger Bergbausiedler vorgefunden, die man in Ruhe gelassen hatte. Erst dann waren die eigentlichen Operationen weitergegangen in diesem System, das als irrelevant und wirtschaftlich abgeschrieben galt. Der Versorgungsverkehr – meist mit Ionenschleppern, die so gut wie keine Emissionen abgaben und für die Patrouillenschiffe im inneren System kaum zu erkennen waren – war fortgesetzt worden und hatte ihre Geheimwerften in der Oortschen Wolke versorgt, in die jedes Jahr über verschleierte Ausgabenstrukturen Unsummen aus ihren Kapitalnetzwerken abgeflossen waren. Die Ergebnisse dieses Kraftaktes befanden sich längst am S1 in der Nähe des Zentralsterns und warteten auf seinen Befehl. Nach der Zerstörung der TFS Braxis und der TFS Gibraltar durch ihre Saboteurin war das System von ungebetenen Augen und Ohren gesäubert und die Föderation hatte sicher gerade andere Probleme als eine Kernwelt, deren Vernichtung ihr schon damals in die Karten gespielt hatte, um die Vorherrschaft von SOL zu bewahren. Allein der Gedanke an die Jupiteraristokraten und korrupten Politiker, die über sein Netzwerk an Strohmännern für schon geringste Summen ihre Seele verkauft hatten, widerte ihn noch heute an. Dass eine Gesellschaft selbst im Überlebenskampf gegen verachtenswerte Aliens, die die Menschheit ausrotten wollten, lauter Einzelpersonen hervorbringen kann, die nur an sich und ihren kurzfristigen Vorteil denken, statt an etwas Größeres, das ihre lächerlichen kleinen Leben transzendiert, war ihm ebenso unverständlich wie abstoßend fremd.

Weitere zwölf Stunden später erreichten Sie das Flaggschiff der Exilflotte, eine schwere Fregatte Harbinger Bauart. Nach aktuellem Flottenstandard war sie veraltet, dafür kannten sich seine Offiziere mit der Technologie aus, was aufgrund limitierter Ausbildungs- und Manövermöglichkeiten die beste Wahl gewesen war. Außerdem hatte Theoderich irgendwann aufgehört, seine Finger in die strenggeheime Forschung und Entwicklung der Flotte auszustrecken, da der militärische Abschirmdienst äußerst findig war und er die Vorteile entsprechender moderner Schiffspläne nicht als das Risiko wert empfand, die gesamte Operation zu gefährden, weil die TIA auf sie aufmerksam wurde und erkannte, was sich in den Schatten ihrer geliebten Föderation zusammenbraute.

Die Redemption sah durch das Cockpitfenster aus wie eine Zigarre mit plattgedrückten Enden, waffenstarrend und grob. Zwei Zerstörer hingen hinter ihr vor dem Funkeln der Sterne wie Parasitenfische in der Nähe eines Hais. Eine der Hangarbuchten öffnete sich, um ihr Shuttle zu verschlucken und Kanzler Theoderich von Borningen straffte seine Amtstracht mit der goldenen Kordel um die Schulter.

»Gut geflogen, Lieutenant«, sagte er zur Pilotin. »Halten Sie sich für meinen Abflug bereit, ich brauche Sie vielleicht noch.«

Die junge Frau nickte und wirkte erleichtert. »Natürlich, Kanzler.«

Die Rampe senkte sich ab und entließ ihn auf ein geräumiges Deck, auf dem sein Gastgeber bereits mit zwei Dutzend Marines wartete.

»Aaach-tung!«, rief einer der Soldaten und die Männer nahmen Haltung an, schulterten ihre Gewehre und drehten die Köpfe schräg nach oben.

»Herzlich Willkommen auf der Redemption«, begrüßte ihn Pyrgorates mit einem schmeichelnden Lächeln und einem präzisen Salut. Theoderich konnte diesen Speichellecker noch nie sonderlich gut leiden, aber er war der Sache treu ergeben und hatte sich als sein wertvollster Spion der letzten beiden Jahrzehnte entpuppt, der gutes taktisches Geschick mit strategischer Weitsicht und der nötigen Zurückhaltung verband, die es brauchte, wenn man auf etwas hinarbeitete und nicht ungeduldig werden durfte. Abgesehen davon besaß er die meiste Kampferfahrung in ihren Reihen und hatte Ahnung von Politik.

»Danke, Captain.«

»Sie wollen sich sicher von Ihrer Reise ausruhen? Ich habe Ihnen meine Räumlichkeiten herrichten lassen und …«

»Nein.« Theoderich winkte ab. »Wir haben einiges zu besprechen. Bringen Sie mich in einen abhörsicheren Raum und halten Sie sich die nächsten Stunden frei. Bevor ich weiterreise, gibt es viel zu klären.«

»Natürlich.« Pyrgorates verneigte sich leicht. Sein haarloser Scheitel glänzte dabei im kalten Licht des Hangars. »Folgen Sie mir bitte, Kanzler.«

Auf dem Weg zum abgeschirmten Besprechungsraum in der Nähe der Brücke im Herzen der Redemption begegneten sie einer Menge emsig umherlaufender Matrosen, die ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Furcht ohne Ehr ansahen, salutierten und sich nicht zu rühren wagten, ehe er sie passiert hatte. Theoderich konnte es ihnen nicht verübeln, auch der Schiffsleitung nicht, dass sie nicht dichtgehalten hatte. Es spielte keine Rolle mehr, ob sie das Gesicht hinter der Stimme nun kannten, denn sein Weg stand kurz vor dem Ende. Alles, was danach kam, war lediglich ein Bonus, ein entspanntes Leben nach etwa dreißig Jahren, die er der Sache geopfert hatte, der Zukunft Harbingens und der Menschheit. Könnte das jemals ein zu hoher Preis sein, um ihn zu zahlen?

»Dieser Raum wird von mehreren sich überlappenden White-Noise-Generatoren abgeschirmt«, versicherte Pyrgorates ihm, als sie ihr Ziel erreicht hatten.

Theoderich nickte und setzte sich auf einen der spartanischen Sitze. Dass Verschwendungssucht und sinnloser Popanz noch keinen Einzug in die Exilflotte gefunden hatten, beruhigte ihn. Pyrgorates’ Berichte über diesen eitlen Pfau Bretoni hatten ihn jedes Mal angewidert und ihm vor Augen geführt, weshalb es so wichtig war, dass sein Plan in Erfüllung kam. Eine spätdekadente Kultur wie die, zu der die Föderation mutiert war, besaß nur eine Zukunft: den unweigerlichen Untergang.

Er legte eine Holomurmel in den Projektor in der Tischmitte und schaltete ihn mit einer knappen Geste ein. Eine flache Übersichtskarte des Harbingen-Systems begann über der Platte zu leuchten, mit dem Zentralstern in der Mitte, gefolgt von den Gesteinsplaneten Hilde und Arngrimm, Harbingen mit seinem verbliebenen Mond Kir, dem Asteroidengürtel, den Gasriesen Braun und Bohr und dem Eisriesen Karl ganz außen.

»Berichten Sie«, forderte er den frisch ernannten Captain auf.

Pyrgorates, von der umschweiflosen Direktheit offenbar überrascht, fing sich sehr schnell wieder.

»Natürlich, Kanzler. Ich möchte Ihnen noch einmal für Ihr Vertrauen danken. Ich werde meine neue Position als Captain der Redemption dafür nutzen, keinerlei Abweichungen …«

Theoderich unterbrach ihn mit einem Wink. »Kommen Sie gleich zur Sache. Ich habe von Ihrer Flucht aus SOL gehört. Sie haben einmal mehr Improvisationsgeschick bewiesen. Aber Ihnen dürfte bewusst sein, warum ich aus der Deckung gekommen bin. Wir haben diesen einen Versuch und ich hoffe sehr, dass sich mein Vertrauen in Sie auszahlt.«

»Das wird es, mein Kanzler.« Pyrgorates Lippen teilten sich zu einem schmalen Lächeln. »Wenn Sie mir erlauben?«

Der Captain zoomte an die Bruchstücke des Mondes Kor heran, die noch im Orbit um Harbingen kreisten. Das größte davon erinnerte an einen oben abgeflachten grauen Zahn. Weitere Zoomstufen zeigten eine 50 mal 50 Meter messende Luke, die offen stand. Eine riesige Sendeanlage wie eine Antenne, in der ein überlanges Teleskop steckte, war daraus hervorgewachsen und erinnerte an eine Blume, die sich aus einem trostlosen grauen Regolithboden erhoben hatte, um ihren Blütenkelch der Sonne zu öffnen.

»Unsere Raumarbeiter haben ihre Vorbereitungen abgeschlossen und die Ingenieure versichern uns, dass sie funktionieren wird.«

»Die Phasentechnologie ist schon damals kaum mehr als experimentell gewesen. Das Ingenieurskorps sollte lieber sicher sein, sonst wird das Signal die 1.000 Lichtjahre überwunden haben, wenn dieser Teil der Milchstraße längst vergessen ist.«

»Sie sind sehr guter Dinge nach über 20 Jahren der Verfeinerung, Kanzler.«

»Was ist mit der Ausrichtung? Ist die Datenextraktion abgeschlossen?«

»Ja«, sagte Pyrgorates nicht ohne Stolz. »Das Omega – oder was davon übrig ist – hat keine Geheimnisse mehr vor uns.«

»Wie haben Sie das angestellt?«, wollte Theoderich in einem seltenen Anfall von Neugierde wissen. Bislang war selbst sein Nanozerebrum mit seinen unermesslichen Datenspeicherclustern und Neuronenverstärkern vollkommen ausgelastet gewesen, indem es die vielen Fäden seines Netzwerks in der Föderation in den Händen halten musste. Doch diese Schnüre lagen nun alle fest an einem Ort verzurrt: hier in Harbingen. Vormals unwichtige Details – so lange das Ergebnis stimmte – waren eine Störung gewesen, jetzt eine Faszination. Zumindest dieses eine.

»Ich wusste, dass Sirion nicht aufgeben würde, ehe Konrad Bradley tot ist. Sein Hass schwelte zu heiß. Seine Achillesferse war nicht leicht zu entdecken, aber die vielen Jahre der Zusammenarbeit haben letztendlich ein Bild ergeben, das klar genug war, um einer begründeten Vermutung zu folgen. Spätestens die Tatsache, dass er sich für den Bellinger-Job bereiterklärt hat – eigentlich unter seinem gewohnten Schwierigkeitsgrad und unter seiner Bezahlung – war der letzte Test für meine Theorie, den ich gebraucht hatte. Aber ich habe auch nicht den Fehler gemacht, den Verräter Konrad Bradley und seine Fähigkeit, unvorhersehbare Haken zu schlagen und Menschen von sich zu überzeugen, zu unterschätzen. Hinzu kamen Bretonis Hochmut und sein falsches Ehrgefühl. Er hat Bradley Bücher aus seiner Bibliothek in die Zelle bringen lassen, die ich mit Sniffersymbionten verseucht habe, ursprünglich in der Hoffnung, dass er Bretoni für das Eingehen eines Deals den Code geben würde, aber nicht mir. Schließlich war es ein Zufallsfund, denn er hat ausgerechnet der Schattenschwinge den Code überlassen.«

Theoderich nickte erstaunt. »Ein brillanter Schachzug.«

Pyrgorates’ Lächeln wurde breiter und selbstverliebter, als er fälschlicherweise glaubte, er sei damit gemeint. Theoderich empfand ihn als verschlagen und umsichtig, nicht jedoch als brillant. Bradleys Entscheidung aber, einen Vertrauensbeweis in Form einer Bürde auf seinen ärgsten Feind zu laden, der an genau einer Stelle verwundbar war – seinem (wenn auch verirrten) Ehrgefühl – ließ selbst ihn ehrliche Anerkennung verspüren, obwohl er den ehemaligen Admiral für seine verräterische Loyalität gegenüber Omega abgrundtief verachtet hatte und es noch immer tat.

»Fahren Sie fort.«

»Ich habe den Code zurückgebracht und sofort veranlasst, dass die Datenextraktion an der Ausgrabungsstätte eingeleitet wird. Die Antenne wird bereits ausgerichtet und die Energieversorgung sichergestellt. Wenn es so weit ist, werden wir über sechs Minuten senden können.« Pyrgorates leckte sich die Lippen. »Hat der Kanzler schon entschieden, woraus die Sendung bestehen wird?«

»Selbstverständlich«, antwortete Theoderich und ließ den Captain mit einem enttäuscht zuckenden Augenlid stehen, ehe er fortfuhr: »Was ist mit dem anderen Auftrag, den ich Ihnen gegeben habe?«

»Die Sprengladungen.« Pyrgorates nickte und rief eine Darstellung der Ausgrabungsstätte auf, einem ausgedehnten Areal mit Bohrern, hochmodernen Seilzügen und zwölf Radionuklidmonolithen, die den gesamten ausgeleuchteten Bereich auf der verwüsteten Oberfläche seines einstigen Heimatplaneten umgaben wie mächtige Wächter. Direkt neben dem Hauptschacht ragte der Palast der Einheit auf, ein unversehrtes Gebirge aus Säulen und Treppen, geschützt von einem Kraftfeld, dass sie nicht zu durchdringen vermochten.

Aber untergraben, erinnerte er sich.

»Unsere Pioniere bereiten alles vor, aber es wird Zeit brauchen, die entsprechenden Löcher für die Ladungen zu bohren.«

»Was ist mit einem Orbitalschlag?«

»Wir wissen immer noch nicht, ob die automatischen Verteidigungssysteme des Palasts noch aktiv sind. Da das Kraftfeld offenbar über eine Energiequelle verfügt, ist es wahrscheinlich, dass wir mit Gegenbeschuss rechnen müssten.«

»Zu großes Risiko«, befand Theoderich und schüttelte den Kopf. »Tragen Sie den Netzjockeys auf, ihre Angriffe auf den Datenspeicher fortzusetzen, falls wir nicht genug Schaden anrichten können. So wollen wir wenigstens so viel dieser gottlosen KI wie möglich unschädlich machen, ehe wir von hier verschwinden. Ich will, dass Sie mir sofort berichten, sobald die Sendeanlage ausgerichtet ist. Und schicken Sie mir die Koordinaten, die wir aus dem Omega extrahiert haben.«

»Selbstverständlich, mein Kanzler. Wenn Sie mir eine Frage gestatten?«

Theoderich nickte.

»Was denken Sie, werden wir sehen?«

»Die Zukunft, Captain.« Er kannte seinen Bruder Ludwig von Borningen nur zu gut und wusste, dass er das wahre Harbingen im Exil nicht zu einem satten, fetten Wohlstandsstaat machen würde, sondern ihre pragmatischen Wurzeln beibehalten würde. Dazu gehörte auch, das Schicksal ihrer Spezies nicht aus der Ferne mit einem Schulterzucken abzutun. Ihre Landsleute würden bereit sein, daran hatte er keinerlei Zweifel. Entschlossen für die Zukunft, die nur einen Hilferuf entfernt war, um zu wissen, wann die Zeit gekommen war, sie einzuläuten. »Bevor ich aufbreche: Verschaffen Sie mir einen Überblick.«

Pyrgorates’ Augen nahmen einen Ausdruck der Vorsicht an. Er wusste natürlich, dass Theoderich über jedes Haar auf dem Kopf seiner Untergebenen Bescheid wusste und sich in seinem Gehirn mehr Informationen befanden, als in sämtlichen Datenbanken der Redemption, also taxierte er womöglich gerade die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es sich um einen Test handelte. Womit er recht hatte. Er wollte ein weiteres Mal hören, wie viel der Feind wusste – so es ihn noch gab –, denn er hatte den Zwischenfall nicht vergessen, bei dem ein Schmugglerschiff ins System gesprungen und verschwunden war. Wie ehrlich der frisch gebackene Captain und Anführer der Harbingen-Operation war, zu sich selbst und ihm, würde sich daran messen müssen, wie er auf Theoderichs Vorschläge zur Vorbereitung auf den schlimmsten Fall reagierte. Natürlich waren es keine wirklichen ›Vorschläge‹, sondern Befehle, aber das würde auch seinem Gegenüber klar sein. Er war nun einmal gern auf alles vorbereitet, was möglich war, so gering das Risiko auch sein mochte und wenn sie rasch an die Arbeit gingen, hatten sie mehr als genug Zeit, seine Pläne umzusetzen. Und dann wäre es keine Katastrophe, sondern eine Freude, selbst die Oberon in ihrer alten Heimat zu empfangen und ihr endlich das Ende zu setzen, das längst überfällig war.

2

»Einen Überblick?«, fragte Dev mit finsterer Miene und sah sich an dem Holztisch um, auf dem mehrere Gläser mit bernsteinfarbenem Scotch gefüllt auf ihren Weg in die nächstbeste Kehle warteten, der es nach flüssigem Feuer dürstete. Es behagte ihm nicht, ohne seine Crew auf einem Ledersofa zu sitzen, das mit lauter Flottenheinis besetzt war: Der neue Flottenadmiral, Romain Legutke, war ein Klappergestell von einem Mann, der ihn an eine Mischung aus Vogelscheuche und seinem väterlichen Mathelehrer aus der Mittelstufe erinnerte, über den sie immer Witze gemacht hatten, dass er irgendwann in einem Reboot von Armee der Finsternis als Skelettkrieger auftauchen würde. Doch sosehr der alte Offizier mit dem grauen Haar und der makellosen Uniform auch körperlich wenig imposant schien, verlangten einem seine wachsamen Falkenaugen Respekt ab und eine leise, aber nicht zu leugnende Aura der Autorität ging von ihm aus. Seit er (als Letzter) in der Unterkunft von Captain Silvea Thurnau eingetroffen war, gab es keinen Zweifel daran, wer das Gravitationszentrum dieser Runde war, ohne dass er es hätte einfordern müssen. Thurnau war so etwas wie sein genaues Gegenstück – abgesehen von dem asketischen Erscheinungsbild mit ihrem drahtigen Körper und dem streng zusammengebundenen kurzen Pferdeschwanz; ihre Augen waren wie Flammen, in denen ein Potpourri aus Emotionen loderte und sie strahlte eine fordernde Unruhe aus, die glücklicherweise durch ihren Executive Officer Nicholas Bradley gedämpft wurde. Mit Letzterem hatte er schon einmal das zweifelhafte Vergnügen gehabt, als der Lieutenant Commander sich bemüßigt gefühlt hatte, seine Bitch persönlich zu inspizieren, nachdem sie die 20 Särge mit den Minenarbeitern gestohlen hatten, um die Implantate der Toten zu verkaufen. Nun, dieses Problem gehörte jetzt der Vergangenheit an. Der jüngere Bradley war nicht mehr so kalt und humorlos wie damals bei der Inspektion, aber auch nicht zu einem normalen Menschen mutiert, der ab und zu lächelte oder einen Scherz machte. Wenn überhaupt, erschien er ungehaltener (für jemanden, der mehr wie ein Roboter wirkte denn ein Mensch), so als unterdrücke er einen schwelenden Zorn oder Kummer. Wahrscheinlich hing es mit dem Tod seines Vaters zusammen. Anwesend war auch noch Jason Bradley, der als eine Art attraktivere, aber jungenhafte Version seines eigentlich jüngeren Bruders herüberkam. Er wirkte allerdings seltsam abwesend, so als sei er mit seinen Gedanken ganz wo anders.

»Einen Überblick wollen Sie haben, ja? Wir sind vor einer Woche nach SOL gesprungen und haben Ihnen die vielleicht wichtigsten Aufklärungsdaten in der Geschichte der Föderation übergeben. Und Sie haben es die ganze Zeit über nicht für nötig gehalten, mich zu konsultieren? Meine Erfahrungen aus erster Hand zu hören?«, fragte er mit unverhohlener Wut. Aura hätte ihn jetzt gebremst, aber sie war nicht hier – was sein nächstes Problem war. »Stattdessen räumen Sie meinen Laderaum leer«, zum Glück nur die Särge und nicht den Antimateriesprengkopf im abgeschirmten Verdeck unter dem Tisch in der Messe, fügte er in Gedanken hinzu, »halten uns im Dock fest und gestatten uns nicht, unser Schiff zu verlassen.«

»Sie sind ein Pirat, Devlin Myers«, bemerkte Captain Thurnau. Ihr XO, Nicholas Bradley, schien etwas Zustimmendes sagen zu wollen, doch sein Blick schweifte zu einer Reihe von Bildern neben dem Bett auf der gegenüberliegenden Seite des großen Raumes ab und er schloss seinen Mund wieder.

»Sie müssen verstehen, Mr. Myers …«, setzte der Commander an.

»Captain Myers«, korrigierte Dev den Offizier reflexhaft.

»Sie müssen verstehen, Mr. Myers«, wiederholte Bradley scharf, »dass Sie für Ihre Ladung unter normalen Umständen ihre Lizenz, ihr Schiff und ihre Freiheit verlieren würden, mitsamt einem Einwegticket auf eine Strafkolonie.«

»Dies sind aber keine normalen Umstände«, brummte Dev. Eine sehr leise Stimme in seinem Hinterkopf ermahnte ihn, nicht so vorlaut zu sein, jedoch konnte er sich bei diesen Flottenheinis nun einmal nicht zurückhalten. Sie waren so steif wie Besenstiele und besaßen doppelt so viel Weitsicht. Er leerte seinen Scotch (der verdammt gut war) und schenkte sich nach, ehe sie sein vorlautes Mundwerk leid wären und ihn doch noch einsperrten. »Außerdem würde ich wohl nicht hier in dieser feinen Gesellschaft sitzen, wenn Sie mich nicht bräuchten. Kommen Sie also zur Sache.«

»Einen Überblick«, sagte Legutke mit erstaunlich tiefer, durchdringender Stimme. Sie klang gar nicht so rau und heiser wie in den Feeds, in denen er seit Tagen rauf und runter lief, um den Menschen beizubringen, warum die Clicks nicht mehr die Bösen waren und sie jetzt einen gemeinsamen Feind hatten. Gar nicht so leicht zu erklären, nach 70 Jahren Propagandaplakaten der Rekrutierungsbehörden und Flottenvertretern, die den Hass in der Bevölkerung anstachelten, um sie auf weitere Jahre der Entbehrungen einer Kriegswirtschaft einzustellen, die sie alle immer ärmer gemacht hatte. Aber der Mann gab sich redlich Mühe und würde sicherlich nicht an Untätigkeit sterben, so viel stand fest. »Sie sollen uns einen Überblick geben. Und zwar jetzt.«

Dev hatte eine Erwiderung auf den Lippen, die Willy hätte grinsen lassen, aber er verkniff sie sich. Wie er sich eingestehen musste, machte die autoritäre Wirkung des Flottenadmirals auch vor ihm nicht Halt.

»Wo ich schon einmal hier bin«, seufzte er, befeuchtete sich mit dem schottischen Kehlenfeuer den Mund und begann zu berichten, was Aura aus den Sensordaten extrahiert und zusammengestellt hatte, die sie in Harbingen gesammelt hatten und die die hier versammelten an diesem Punkt mit Sicherheit in- und auswendig kennen dürften. »Die Daten waren ziemlich zerstückelt und haben uns die gesamte Flugzeit von Lagunia bis hierher beschäftigt. Der Bordrechner hatte auf dem Weg von Harbingen dorthin kaum Kapazitäten, um sich darum zu kümmern. Wir waren mit der Reparatur der Bitch beschäftigt, ohne die wir diese entscheidenden Informationen gar nicht hätten herbringen können, wie ich betonen möchte. Äußerst teure Reparaturen, möchte ich hinzufügen.«

Als er sah, wie der letzte Geduldsfaden in Captain Thurnaus Augen – die ohnehin schon loderten wie ein überhitztes Kaminfeuer – zu reißen begann, hob er abwehrend die Hände.

»Also jedenfalls haben wir viele Tage damit verbracht, die Daten zusammenzufügen und vom Bordrechner zu einer komplexen Simulation aufbereiten zu lassen. Einiges davon ist also händisch von uns eingefügt oder zusammengesetzt wie ein komplexes Puzzle, das der Computer sich geweigert hat, zu einem logischen Ganzen zu verknüpfen, weil ihm wohl die Kreativität fehlt.«

»Fangen Sie doch am besten strukturiert an«, schlug Legutke vor und sah betont auf sein Unterarmdisplay, vermutlich um die Uhrzeit abzulesen. Seine Miene blieb dabei ausdruckslos, aber Dev konnte spüren, dass der Flottenadmiral zu diesem Treffen überredet worden und kurz davor war, es abzubrechen und »Ich hatte doch recht« zu sagen.

»Es wimmelt nur so vor Aktivität. Der S2 wurde nicht bewacht, offenbar weil sie keinen Besuch erwartet haben, was mich überlegen lässt, ob sie mehr wissen als wir. Schließlich ist der StarVan-Konvoi, bei dem wir huckepack geflogen sind, durch zahlreiche Kernsysteme gereist und genau zur richtigen Zeit aus Lagunia abgehauen«, erklärte er. »Sie wussten, wann sie wo sein müssen und wie sie Spezies X aus dem Weg gehen sollen.«

»Spezies X«, wiederholte Jason Bradley in einem Siehst-du-Tonfall in Richtung von Captain Thurnau, die so tat, als würde sie es nicht bemerken.

»Der S2 befindet sich in der Nähe von Bohr, dessen Ekliptik sich wiederum nahe des inneren Asteroidengürtels befindet. Die dortigen Industriestationen, die als verlassen galten, sind alles andere als verlassen und zeigen auf den Infrarotbildern massive Wärmeentwicklungen. Dasselbe gilt für Stationen im Gürtel selbst. Wir haben sechs von diesen Geheimbauten entdeckt, die offenbar als Umschlagplatz für Waren galten.«

»Versorgungsdepots für Schiffe, die vom äußeren ins innere System wechseln«, erklärte Nicholas nickend. »So zumindest unsere vorläufige Analyse. Sie müssen sich schon lange dort befunden haben, wahrscheinlich mit eingelagerten Vorräten.«

»Kann gut sein«, sagte Dev. Nicht ohne Stolz kam er auf seine – wie er fand – geniale Idee zu sprechen, die ihnen damals die Hälse aus der Schlinge gezogen hatte: »Jedenfalls waren die bewacht und ihnen wichtig genug, dass die uns verfolgenden Korvetten sie um jeden Preis schützen wollten.« Da niemand ein Loblied auf ihn anstimmen wollte, fuhr er fort: »Die Broadswords waren aus recht aktuellen Flottenbeständen, soweit ich das sehen konnte, aber da sind Sie hier wohl die Fachleute.«

»Es wurden in den letzten Jahren mehrere Korvetten vermisst gemeldet«, sagte Legutke nachdenklich. »Sogar ein Zerstörer, dessen Verbleib nicht aufgeklärt werden konnte.«

»Sie meinen, dass diese Verschwörer ganze Schiffe gestohlen haben?«, fragte Thurnau ungläubig und fügte rasch ein verspätetes »Admiral« hinzu.

»Sie haben es geschafft, ein tot geglaubtes System mit Schiffen, Ausrüstung und Versorgungsgütern zu füllen, direkt vor unseren – wenn auch wenigen – Augen«, erklärte der Flottenadmiral ruhig. »Sie haben, wenn man Captain Bradleys Söhnen Glauben schenken kann – und dem bin ich zugeneigt – ihren Vater und Bretoni ermordet, mithilfe der Schattenschwinge zahllose Morde in den höchsten Rängen begangen, verhindert, dass die Warnung der Bellingers vor den Gefahren aus den Hyperraumtoren durchdringt und wussten ganz offensichtlich etwas, das niemand sonst in der Föderation wusste. Das alles bei absoluter Geheimhaltung. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass viele der Morde des Killers sich auf Personen konzentrierten, die undicht waren, wäre das eine herausragende logistische und organisatorische Leistung, die mich an gar nichts zweifeln lässt. Sicher haben sie auch die Braxis und die Gibraltar auf dem Gewissen, die sich nicht vom Patrouillendienst in Harbingen zurückgemeldet haben. Kurz vor Kriegsausbruch mit ›Spezies X‹ wollten wir eine Flottille schicken, um ihr Verschwinden zu ergründen.«

»Die Aktivität zieht sich durch das ganze System. Am S1, nahe des Zentralsterns, konnten wir sechs gewaltige Schiffe ausmachen, bei denen es sich laut unserem Bordrechner um Schläferschiffe vom Typ Scarab handelt, mit denen auch die Flotte der Harbinger Exilanten nach dem großen Schisma zur Wahl des Omegas die Föderation verlassen haben«, erzählte Dev, nachdem er eine kurze Stille als Aufforderung begriffen hatte, weiterzusprechen. »Sie wollen scheinbar weg.«

»Die Frage ist nur wohin«, fragte Jason nachdenklich. »Der Aufenthaltsort der Exilanten ist unbekannt. Es gab viele Versuche, sie aufzuspüren, aber letztendlich sind sie wohl viel zu weit gesprungen, über mehrere Jahre in unbekannte Richtung, um sie jemals zu finden. Wenn es 500 oder 5000 Lichtjahre sind, würde die Reise einige bis viele Jahre dauern – mit ihrer geächteten Antimaterie sicherlich gut schaffbar. Bis Signale von ihnen bei uns eintreffen, gibt es die Föderation vielleicht gar nicht mehr.«

Legutke hob eine Augenbraue. Dev fand, dass er sie sehr hoch heben konnte.

»Kor«, sagte er laut und nickte. »Dafür muss diese Sendeanlage sein, die wir gesehen haben. Sie hat einen Durchmesser von mindestens 50 Metern und eine lange Fokusröhre. Hätte mein Bordingenieur nicht nachts die Bilder durchgeschaut wie ein Irrer, wären wir gar nicht daraufgekommen, uns den größten Restbrocken des Mondes genauer anzusehen. Auf seiner Oberseite haben sie offenbar eine Struktur unter der Oberfläche errichtet, die mit einem großen Hangartor verschlossen werden konnte. Was sich im unterirdischen Teil befindet? Keinen blassen Schimmer, aber dieses Ding ist auf kein uns bekanntes System gerichtet und wurde allein in den Stunden, die wir dort waren, mehrmals neu ausgerichtet.«

»Also wissen die Exilanten noch nicht, wohin sie senden sollen«, sagte Nicholas. »Das ist gut.«

»Noch nicht«, gab Thurnau zu bedenken und sah direkt den Flottenadmiral an. »Darum müssen wir schnell handeln.«

»Äh, ja.« Dev räusperte sich, als Legutke nichts sagte und ihn erwartungsvoll ansah. »Auf Harbingen selbst gibt es ebenfalls Aktivität, genau wie im Orbit. Mehrere Industrieschiffe – Schlepper, Minenräumer, Wertschiffe, sogar einige Icehauler und große Roboterbarken – sind dort geparkt und setzen offenbar regelmäßig kleinere Transporter ab, die zur Oberfläche fliegen.«

»Die Ausgrabungsstätte.« Jason nickte düster, ehe er bemerkte, dass er nicht an der Reihe war und sich zurücklehnte. »Entschuldigen Sie.«

»Die Ausgrabungsstätte befindet sich direkt am Palast der Einheit. Was die da warum suchen? Keine Ahnung, das wissen Sie wohl besser.«

»Das Omega«, sagte Nicholas und sah zu Legutke. »Dort befindet sich sein Datenspeicher, zu dem wir den Zugangscode haben. Wie es scheint, wollen die Exilanten nicht warten, dass wir sie ihnen bringen, sondern Fakten schaffen.«

»Zugangscodes?« Dev spürte, wie ihm schlagartig warm wurde, und das lag nicht am hervorragenden Scotch, von dem er bereits einen zu viel getrunken hatte. Er war eben nervös – na und?

Die versammelten Offiziere begannen miteinander zu diskutieren, er hörte ihnen jedoch nicht zu. Flottenheinis war nie zu trauen, aber denjenigen, die vor einem freien Händler (den sie wohl ›Pirat‹ schimpften) Geheimnisse ausplauderten, war alles zuzutrauen, nur nicht, dass sie ihn am Leben ließen.

Wieso bin ich nur hierhergekommen? In die beschissene Oberon? Ins Herz der Finsternis?, dachte Dev in geistiger Selbstgeißelung. Weil du ein gieriger Sack bist und für deine Mühen bezahlt werden wolltest, antwortete er sich selbst und nickte sich dann innerlich zu. Kalter Schweiß drückte sich durch die Poren auf seiner Stirn, als er sich ausmalte, in irgendeiner Luftschleuse zu enden, nachdem er alles ausgeplaudert hatte, was er wusste. Zugangscodes zum Omega? Die verdammte KI war das bestgehütete Stück Technologie der Föderation, das nicht einmal die Flotte hatte bergen oder zerstören können und jetzt gab es Geheimcodes zum Datenspeicher? Das waren gleich zwei Neuigkeiten, die in der Presse für Wochen zum größten Thema geworden waren: Der Datenspeicher des Omega existierte noch und es gab einen Zugangscode dazu. Die Künstliche Intelligenz hatte durch ihre bloße Existenz dafür gesorgt, dass sich eine der mächtigsten Nationen der Föderation und eine der einflussreichsten Kulturen gespalten hat. Nicht wenige Politiker der Menschheit waren erleichtert gewesen, ihren Untergang durch die Clicks erlebt zu haben.

»Äh, vielleicht sollte ich besser gehen«, schlug er vor und wollte sich schon erheben, als Legutke ihm einen zeusartigen Blick zuwarf, dem nur noch die Blitze fehlten, die aus seinen brauenumwölkten Pupillen schossen, um das Bild des strafenden Göttervaters zu komplettieren. »Oder doch nicht.« Er schenkte sich noch ein Glas Scotch ein. Die Flasche war jetzt leer.

»Ihre Quantum … Ihr Raumschiff ist atmosphärentauglich, wenn ich recht informiert bin?«, fragte der Zeus mit den Admiralsabzeichen.

»Ja, die Bitch ist schon auf Lagunia gelandet. Unter anderem, und –«, er unterbrach sein Prahlen mit plötzlichem Misstrauen. Warum lebte er noch? »Wieso?«

»Würden Sie es sich zutrauen, Ihr Schiff zur Ausgrabungsstätte zu fliegen und sie auszuschalten?«

»Was? Wie bitte? Welche Ausgrabungsstätte?«, stammelte Dev. Er war nicht oft um Worte verlegen, aber jetzt musste er in eine Runde ernster Gesichter schauen, um sich zu vergewissern, dass sie ihn nicht verscheißerten. »Die auf Harbingen?«

Legutke sagte nichts, doch sein Blick war frei von Humor – falls der Mann zu so etwas Jovialem überhaupt fähig war.

»Ich denke schon«, sagte er schließlich zögernd. »Warum? Sie wollen uns doch wohl nicht in den Kampf werfen?«

Der Admiral sah zu Captain Thurnau, die sich in ihrem Sessel aufrichtete.

»Doch, und zwar zusammen mit der Oberon und allen Schiffen, die wir in SOL zusammenziehen können. Es werden nicht viele sein, aber Ihren Sensoraufnahmen zufolge, ist die Streitmacht im Harbingensystem nicht besonders groß.«

»Zumindest das, was wir sehen konnten. Es gab Anzeichen dafür, dass aus dem äußeren Gürtel und der Oortschen Wolke mit dem inneren System kommuniziert wird, und wir konnten mindestens acht Abgasfackeln aufzeichnen.« Dev wartete auf eine Antwort, doch die Offiziere redeten nun untereinander, als wäre er unsichtbar.

»Die Oberon kann es schaffen«, war sich Thurnau sicher.

»Die Exilanten«, wandte Nicholas ein, »haben die größte Verschwörung in der Geschichte der Föderation aufgezogen und 20 Jahre lang vor uns verborgen.«

»Wir waren auch abgelenkt mit einem ressourcenzehrenden Krieg, der die Aufmerksamkeit sämtlicher Bereiche unserer Geheimdiensttätigkeiten erfordert hat«, gab Jason zu bedenken.

»Trotzdem. Der Flottenadmiral hat die Besonderheit dieser Leistung seitens der Verschwörer bereits hervorgehoben – sie haben in Lagunia eine ganze Strike Group für ihr Schachspiel in den Tod geschickt. Ich bin mir sicher, dass sie auch hier ihre Augen und Ohren haben, wenn sie nicht ohnehin schon damit rechnen, dass wir kommen.« Der XO atmete tief ein und wandte sich an seine Kommandantin. »Sie waren bislang auf alles vorbereitet und werden es auch jetzt sein. Wir könnten in eine Falle tappen.«

»Und wir werden Ihnen den Gefallen tun«, antwortete sie entschlossen. »Wenn man weiß, dass es eine Falle ist, ist es im Prinzip keine mehr.«

»Das Risiko ist groß und ich gebe nur ungern das Flaggschiff der aktuellen terranischen Flotte auf«, sagte Legutke, »aber ich stimme Ihnen in diesem Punkt zu, Captain. Wir können es uns nicht leisten, das zu ignorieren. Wir müssen die Verschwörer zerschlagen, wenn wir die Chance dazu haben, und verhindern, dass sie sich mit ihren Landsleuten zusammenschließen. Was auch immer sie mit den Exilanten vorhaben, kann nichts Gutes bedeuten, nachdem sie für ihr Vorhaben wissentlich Milliarden ihrer Mitmenschen haben sterben lassen. Der Frieden mit den Clicks ist jung und frisch, aber hält uns im besten Fall den Rücken für diese Operation frei. Falls er bricht, haben wir ihnen ohnehin nichts entgegenzusetzen. Nichts für ungut.«

»Schon gut. Sie haben vollkommen recht.« Thurnau nickte. »Wenn wir es unbeschadet nach Harbingen schaffen, sehe ich zwei Primärziele: die Sendeanlage, und die Ausgrabungsstätte. Jason und Nicholas besitzen die Zugangscodes und die sollten wir nutzen, um zu erfahren, wo sich die Exilanten aufhalten. Nur das Omega hat diese Informationen.«

Legutkes Miene wirkte mit einem Mal gequält, aber er deutete ein widerwilliges Nicken an und sie fuhr fort.

»Das zweite Ziel muss die Sendeanlage sein. Wenn die Exilanten ein Lebenszeichen hören, könnten sie versucht sein – besonders unter den aktuellen Umständen – zurückzukehren und die Macht zu übernehmen. Wenn sie nicht mehrere Jahrzehnte geschlafen haben, dürften sie genügend Schiffe haben, um Harbingen und vermutlich die Reste der sterbenden Föderation zu übernehmen. Das dürfen wir nicht zulassen.« Thurnaus Augenbrauen verbanden sich fast zu einer einzigen, lediglich getrennt durch ihre steilen Zornesfalten auf der Stirn. »Das sind religiös verblendete Nationalisten und Faschisten, glaubt mir. Ich kenne ihren letzten Hochlord Ludwig von Borningen. Schlimmer als seine Klugheit im Dienste der falschen Sache ist nur seine Überzeugung, der einzige Föderationsbürger gewesen zu sein, der den richtigen Weg für die Menschheit kannte.«

»Ich stimme Ihrer Einschätzung zu, was die Sendeanlage betrifft«, erwiderte Legutke und notierte etwas auf seinem Unterarmdisplay. »Wir werden einen guten Plan brauchen, um beide Ziele zu erreichen. Mr. Myers und sein Schiff werden mit etwas Unterstützung die Ausgrabungsstätte überfallen und dafür sorgen, dass wir an die Daten des Omegas gelangen. Aufgrund der nötigen absoluten Geheimhaltung dieses Einsatzes und seiner Hintergründe, scheint mir das sinnvoll genug, um das Risiko zu akzeptieren. Außerdem haben Sie, Mr. Meyer, mehrfach bewiesen, dass Sie ein gewisses Improvisationstalent besitzen.«

Dev wusste nicht, ob er sich über dieses Lob freuen oder wegen der ganzen anderen Dinge, die der Flottenadmiral von sich gegeben hatte, weinen sollte. Letztendlich nickte er bloß benommen, als hätte er einen Schlag auf den Kopf bekommen. Er wollte keinen verdammten Geheimeinsatz fliegen, schon gar nicht inmitten eines Wespennests aus ultranationalistischen Harbingern, die ihre geisteskranken Brüder in den Tiefen des Alls zur Hilfe rufen wollten – oder was auch immer. Im Gegenteil hatte er sich darauf gefreut, einmal das Richtige zu tun, etwas für die Allgemeinheit, und dafür entlohnt zu werden. Verdammt noch mal entlohnt!

»Ich brauche Geld«, fiel es ihm aus dem Mund, noch ehe er sich eine entsprechende Antwort im Kopf zurechtgelegt hatte. Die Kommandantin der Oberon blinzelte erst überrascht und dann angewidert, ihr XO schien alles andere als erstaunt und der Flottenadmiral musterte ihn bloß, während Jason Bradley verständnisvoll nickte.

»Das halte ich für angemessen«, preschte der Lieutenant Commander vor. »Immerhin haben Sie einiges hinter sich und kein Pirat hätte solch wichtige Informationen, mit all den Risiken, die damit verbunden sind, freiwillig zu uns gebracht.«

Zum ersten Mal, seit er durch die Tür von Captain Thurnaus Quartier getreten war – vorbei an den beiden Marines, die ihn angesehen hatten, als wollten sie ihn mit bloßen Händen zerreißen –, lächelte er zufrieden.

3

»Der Admiral hat was?«, fragte Aura entsetzt, als sie durch die dicht gedrängten Gänge des Raumdocks 2 in Bucht C gingen. Es wimmelte in dieser Anlage für Kleinschiffe (meist Korvetten) nur so von Technikern in orangefarbenen Overalls, die Lastenschlitten hinter sich herzogen oder mit Manipulatorwägen herumfuhren. Die Quantum Bitch war nur eines von sechs Schiffen in Bucht C, die halb zerschossen waren, teilweise nicht mehr als Schrotthaufen mit einer Nabelschnur zur Luftschleuse. Doch die Schraubenzieherjongleure der Flotte gaben augenscheinlich alles, um so viele ihrer Vögel wieder ins Vakuum zu bekommen, wie irgendwie möglich, auch wenn der Blick durchs Fenster bloß einen Haufen Hoffnungslosigkeit offenbarte. Vor einem davon blieben sie stehen und blickten hinaus.

»Sieh dir das an«, antwortete Dev ausweichend und sah in Bucht C, einen Quader mit 100 Metern Kantenlänge, der zu einer Seite offen war und das blaue Leuchten Terras zeigte. Wie geriffelte Hälse wuchsen Luftschleusen aus den Wänden aus Carbotaniumplatten heraus, und die Hälfte von ihnen war verbunden mit Klumpen aus stumpfem Komposit, an denen bei einigen noch Fetzen von Schiffsname und Kennung zu entziffern waren. Wartungs- und Reparaturbots flogen mit blinkenden Positionslichtern und ständigen Korrekturschüben um die Wracks herum, schnitten ganze Hüllensegmente ab oder schweißten Leitungen zusammen und platzierten Sonden. Es war das Bild eines wimmelnden Bienenstocks, der sich hinter ihnen im Korridor mit seinem Geruch nach Ozon und Schmiermitteln noch verstärkte.

»Was genau?«, wollte die Energieknotenspezialistin wissen.

»Sie rackern sich den Arsch ab, um aus Abfall Donuts zu backen. Das ist wahrer Schmugglergeist!«

»Willst du jetzt die Flotte schönreden, oder was?«

»Ja, damit du mir nicht den Kopf abreißt«, gab er zu und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie gingen 50 Meter weiter und stoppten neben einer Verladepalette mit großen Sauerstoff- und Stickstofftanks, die von Zurrgurten zusammengehalten wurden. Vor einem zerkratzten und fleckigen Fenster hielten sie an und sahen auf die Quantum Bitch hinab, die aussah wie ein Raubvogel mit gestutzten Stummelflügeln. Das Cockpit ein schmaler Kopf mit Glaskuppel, der Rumpf, nach hinten breiter werdend, wo das nachgerüstete Lagerabteil wie ein Kasten hing, als sei der Vogel schwanger, und den vier Fusionstriebwerken. Die Dichte an Bots – gelb lackierten Weltraumkrebsen mit blinkenden Positionslichtern – war so enorm, dass es schwer war, die Hülle zu erkennen. Von Piloten gesteuerte Schlepper mit massiven Kränen trugen Segmente von Hüllenpanzerungen heran und übergaben sie den eifrigen Robotern, damit diese sie festschweißen konnten. Beindicke Leitungen führten von irgendwo über dem Fenster, vor dem sie standen, zu den Anschlüssen im Genick der Bitch hinter dem Cockpit, und versorgten sie mit Lebenserhaltung, Wasser und Strom.

»Sieh dir an, was sie machen. So wie ich das sehe, hat die Bitch eindeutig Priorität, und wir bezahlen keinen Cent dafür.«

»Oh, wie großzügig. Sie kommen für die Schäden auf, die wir erlitten haben, um ihnen aus reiner Scheißnächstenliebe eine Warnung zukommen zu lassen«, murrte Aura, blickte jedoch gleichzeitig fasziniert auf das Gewimmel draußen im Vakuum hinaus, wie eine Mutter, die Zeugin wurde, wir ihr Lieblingskind verwöhnt wurde. »Darf ich daran erinnern, dass sie eben erst unseren Laderaum mitsamt den 20 Särgen geplündert haben?«

»Ist doch wunderbar! Wir haben wieder Platz und es wurde keine Anklage erhoben.« Er bemerkte ihren finsteren Seitenblick und seufzte. »Es ist doch so: Ich hatte keine andere Wahl, als diesen Job anzunehmen. Und wenn er gelingt, erhalten wir 100 Millionen Credits.«

»Die Bitch ist mehr wert!«

»Du musst die Summe vor dem Hintergrund der Zeit sehen«, erwiderte er beinahe professoral. »Die Föderation ist so gut wie erledigt, wenn nicht irgendeine der Kernwelten ein Wunder vollbracht hat. Jeder Cent wird für die Versorgung der nicht überlebensfähigen Randwelten gebraucht werden.« Da er ihre nächste Anmerkung voraussah, weil er denselben Gedanken gehabt hatte, fügte er noch hinzu: »Dass sie uns erst hinterher bezahlen, ist so logisch, dass ich es selbst so gemacht hätte. Immerhin halten sie uns für Piraten, denen man nicht trauen kann.«

»Hmpf«, machte sie und wechselte das Thema: »Was tun sie unserer Bitch eigentlich gerade an?«

»Ah.« Dev geriet ins Schwärmen. »Molekulargebundene Carbotaniumpanzerung mit reaktivem Ablativschutz. Damit können wir sogar ein paar Railgunbolzen fressen, wenn es sein muss. Unsere eigene Railgun unter dem Bug wird ersetzt durch das neue Modell der Flotte Striker, niedrigerer Energieverbrauch, höhere Auswurfbeschleunigung und komplette Schwenkbarkeit. Unsere Raketenstartschächte werden verstärkt für neuere Modelle mit höherem Schub, und wir werden aufmunitioniert mit Luft-Boden-Raketen, um bei unserem Zielort aufzuräumen, und bekommen zwölf Predators ins Magazin geladen, die neuen in Version 3, die erst noch für die Ausrollphase vorbereitet wurden. Somit sind wir das erste Schiff der Flotte – äh, der Föderation –, das die kleinen Dinger an Bord hat.«

»Wow, ist ja wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag«, bemerkte Aura ironisch und verdrehte die Augen, doch ihr Blick war jetzt auf die emsigen Bots vor dem Fenster gerichtet.

»Richtig? Dann wären da natürlich noch komplett neue Kabelbäume und Supraleiter, Molekularbindungsgeneratoren, Ersatz der Energiematrix und -musterzellen … oh, und zwei neue Reaktoren.«

»Zwei?«

»Ja. Da wir die Angewohnheit haben, einen zu verlieren, bekommen wir jetzt zwei. Skarabäus-4, Baby.« Er grinste über beide Ohren. »Kleiner und effizienter als unser Bumblebee-2, darum passen zwei rein.«

»Wenn du das Willy erzählst, bekleistert er seine Koje mit kalten Bauern.«

»Das würde ich ihm ausnahmsweise durchgehen lassen.« Dev dachte nach. »Nein, würde ich nicht. Komm, wir sehen es uns an Bord an.«

Aura folgte ihm zur Luftschleuse, wo sie sich die einfachen Raumanzüge für Dockarbeiter anzogen, die an der Wand aufgehängt waren, ehe sie durch die äußere Tür in den halb transparenten Nabel schwebten, der das Raumdock mit seinem Schiff verband. Sämtliche Systeme – abgesehen von einzelnen Wartungsblocks mit autonomer Batterie – waren abgeschaltet, und so gab es keine Lebenserhaltung an Bord, da die Bots sie nicht benötigten und die menschlichen Techniker selbst in Anzügen steckten, weil die Hülle nicht versiegelt war. In jedem Gang flackerten Schweißgeräte auf und erhellten in ihrem Blitzstaccato die gelbe Bekleidung der Arbeiter und die ebenso gelben Hüllen der kugelrunden Wartungsbots, die Material durch die Gänge flogen, oder Wandpaneele abrissen, um sie abzutransportieren. Es tat Dev weh, zu sehen, wie seine geliebte Bitch zerpflückt wurde, wohl wissend, dass es sich um abgestorbene Wundränder handelt, die den chirurgischen Eingriff notwendig machen, damit sie beim nächsten Start nicht daran zugrunde ging.

Gemeinsam schwebten sie durch die merkwürdige Stille des geschäftigen Treibens, in dem das Vakuum jeden Mucks verschluckte und nie wieder freigab, in Richtung Messe. Dort waren Willy und Dozer und arbeiteten mit den Flottentechnikern zusammen an mehreren essenziellen Systemen. Die Quantum Bitch, aufgrund ihres recht betagten Alters – zumindest was das Grundmodell betraf –, hatte noch keine echte Brücke im Herzen des Schiffs, wo sie gut geschützt alles kontrollierte, sondern ausgerechnet die Messe. Wegen dieses unsinnigen Aufbaus hatte Willy in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass zumindest die wichtigsten Systemzugänge nicht ins Cockpit verliefen, sondern hierher, wo normalerweise gegessen wurde, damit sie bei einem Treffer nicht sofort tot im Weltraum dahintaumelten. Abgesehen davon war das Cockpit schon klein genug. Wenn bei jedem Wartungseingriff Willy und Dozer hinter ihm rumhängen und vor sich hin schrauben würden, ohne dass man noch an ihnen vorbeikäme, wäre Dev längst wahnsinnig geworden.

»Wie läuft’s?«, fragte er seinen Bordingenieur über Funk, der sich umdrehte wie ein Bär und ihn und Aura durch sein Helmvisier angrinste wie ein Schuljunge.

»Weihnachten und Geburtstag …«

»… an einem Tag.«

»Ganz genau, Boss. Ganz genau. Das ganze Spielzeug, das wir kriegen, ist ein reines Fest.«

Dev stellte sicher, dass ihre Kommunikationsverschlüsselung aktiv war.

»Wie sieht es mit dem Bordcomputer aus?«, fragte er vielsagend.

»Keine Ahnung, wie du das gemacht hast, aber sie schnüffeln nicht herum. Die Software meldet keinerlei Infiltrationsversuche, nicht einmal simple Abfragen. Die Flotte lässt uns in Ruhe, während sie die ganzen Geschenke einbauen«, antwortete Willy und grunzte zufrieden. »Dozer und ich gucken ihnen trotzdem auf die Finger und haben an jedem Knotenpunkt Firewalls installiert, die uns warnen, wenn auch nur ein Huster im Code zu hören ist.«

»Sehr gut. Wirklich sehr gut.« Er warf Aura einen Siehst-du-Blick zu und wurde mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck belohnt.

»Nur eine Sache macht mir Sorgen«, sagte sein Bordingenieur nach kurzer Pause und deutete mit einem Daumen in Richtung des Schotts zum Lagerraum, das verschlossen war und gerade von einem Bot mit vier Plasmaflammen versiegelt wurde. »Die tauschen das komplette Frachtmodul aus, schneiden es vollständig aus dem Rumpf und setzen ein neues ein. Ich wollte darauf bestehen, dass wir nur mit Zeugs fliegen, von dem wir wissen, aber das hat mir bloß die strengen Blicke zweier Marines eingebracht, die mich angeglotzt haben wie verdammte Stiere, die ein rotes Tuch sehen. Es gibt auch keinerlei Systemintegration.«

»Doch, eine einzige«, sagte Dev. »Auf den Abwurfmechanismus.«

»Abwurfmechanismus?«, wiederholte Willy irritiert.

»Mir wurde nur so viel gesagt, dass es sich um eine geheime Waffe handelt, die wir über unserem Zielort abwerfen sollen, wenn es so weit ist. Ich tippe auf Clusterbomben für Oberflächenschäden gegen weiche Ziele.« Er senkte seine Stimme, obwohl sie niemand hören konnte. »Die Dinger sind geächtet, darum denke ich, dass der Flottenadmiral die Sache lieber unter Verschluss hält. Ich schlage vor: Wir stellen einfach keine Fragen, genießen die Upgrades, machen unseren Job und ziehen mit den 100 Millionen Credits ab.«

»Wenn die danach überhaupt noch was wert sind«, brummte Aura.

»Für den Fall haben wir immer noch eine generalüberholteBitch, die uns an bessere Orte fliegen kann.«

»Falls wir bei diesem Himmelfahrtskommando nicht als flüchtige Gaswolke enden«, gab sie zu bedenken.

»Flüchtige Gaswolke? Himmelfahrtskommando?«, fragte Willy. »Ich glaube, ein kleines Briefing wäre nicht schlecht.«

»Wir fliegen nach Harbingen, das ist die Kurzform«, antwortete Dev und räusperte sich.

»Nee«, sagte Aura. »Die Kurzform ist: Wir fliegen in einen Hinterhalt und werden vernichtet.«

»Wie schön«, befand der Dunkelheimer lakonisch. »Dann wäre ja wieder alles beim Alten. Und wann soll es losgehen?«

»In 36 Stunden.«

Willy blinzelte einige Male und schien nach Zeichen für einen Witz in Devs Miene zu suchen. Als er keine fand, überlegte er.

»Na ja, die ganzen Hosenscheißer hier sind schon recht fleißig. Vielleicht kriegen die das hin.« Er klang nicht überzeugt.

»Ich will nicht, dass die meinen Lieblingstisch abbauen«, sagte Dev mit einem vielsagenden Blick auf den Holotisch, unter dem in ihrem besten Versteck der Antimateriesprengkopf ruhte, den Willy und Dozer aus der Donau geborgen hatten. Er konnte es ihnen nicht verübeln, war das Ding auf dem Schwarzmarkt doch mehr wert, als die gesamte Bitch – nach ihren zahlreichen Upgrades. Zwar konnten sie immer noch nichts damit anfangen, aber jeder Krieg ging irgendwann zu Ende. Und falls nicht? Umso besser, würde der Bedarf an Massenvernichtungswaffen doch nur noch weiter ansteigen.

»Komm«, sagte er schließlich in Auras Richtung. »Setzen wir uns mit Jezzy ins Cockpit und machen uns an die Systemintegration.«

4

Nicholas ging mit Silly durch den Backbordkorridor und wich immer wieder den Reparaturteams aus, die die Hälfte aller wabenförmigen Wandabdeckungen abgerissen hatten, um an die Leitungen dahinter zu gelangen. Lichtbögen von Schweißgeräten blitzten auf, so weit das Auge entlang der leichten Biegung reichte. In regelmäßigen Abständen wischte er von seinem Unterarmdisplay Dokumente zu ihrem hinüber, die sie abzeichnen musste. Bei den meisten handelte es sich um die Lieferung von Waffen, Ausrüstungsgegenständen, Munition, die Versorgung mit Nahrungsbrei für die Proteinnabel in den Quartieren der Soldaten und jede Menge neuer Kleinstverbesserungen, die Silly Wort für Wort überprüfen wollte, ehe sie diese genehmigte.

»Wie sieht es mit der Panzerung aus?«, fragte sie, während sie immer wieder ihren Daumen auf das DNA-Scannerfeld ihres Unterarmdisplays drückte.

»Die Flotte kratzt jedes Gramm Carbin aus dem Erdorbit auf, das sie finden kann. Die noch nicht abgezogenen Schiffe der Clicks unterstützen sie dabei.«

»Und was soll das heißen?«

»Die Schäden werden womöglich behoben, aber die angeforderten Zusatzpanzerungen wird es realistischerweise nicht mehr geben, denke ich«, erklärte er. »36 Stunden sind 36 Stunden.«

»Zu wenig.«

»Alles ist zu wenig. Vor allem aber die Zeit, die uns bleibt.«

»Da hast du wohl recht«, seufzte sie und hielt in ihrem nächsten Daumenabdruck inne, um mit gerunzelter Stirn genauer hinzusehen. »Die Backbordauswurfschächte für unsere Barracudas werden umgebaut.«

»Ja.«

Sie hob den Blick und sah ihn vorwurfsvoll an. »Weshalb wurde ich nicht informiert? Was soll das?«

»Du hast mir aufgetragen, eine Strategie für den Überfall auf die Sendeanlage auszuarbeiten. Falls ein Bombardement nicht infrage kommt, müssen wir Bodentruppen absetzen, um den Job zu erledigen – ein Szenario, das ich für nicht unwahrscheinlich halte.«

»Du denkst, dass wir in ein Gefecht verwickelt werden, das uns keinen Raum zum Atmen lässt.«

»Davon gehe ich aus, ja. Wir rechnen mit dem Schlimmsten, dann sind wir immerhin vorbereitet. Jedenfalls erschien mir ein Absetzen der Enterfähren als zu riskant. Die Impaktorspitzen würden im Regolith versenkt und könnten sich nicht öffnen, also würden sich Ludwigs Marines aus den Seiten schneiden müssen, was viel zu lange dauert und sie zu Zielscheiben für die Verteidiger macht. Ich habe deshalb 80 Droppods angefordert, die mit relativ geringen Anpassungen in die Katapultstartschächte der Barracudas passen und schnell genug beschleunigen, um für den Feind schwer auszuschalten zu sein.« Nicholas machte eine Pause und Silly nickte zögernd.

»Ein guter Plan, denke ich. Du bist ein besserer Taktiker als ich«, gab sie zu und mit dem nächsten Satz zitierte sie – so glaubte er – seinen verstorbenen Vater: »Ein guter Kommandant weiß, wann er nicken statt befehlen sollte.«

»Danke.«

»Wie steht es um die Besatzung?« Sie drückte ihren Daumen auf das grün blinkende Feld und sie gingen weiter, machten einem Technikerteam Platz, das mit klimpernden Magnetgürteln an ihnen vorbeilief, und duckten sich unter herabhängenden Kabeln hindurch, von denen Funken sprühten. Einer der Elektriker stieß einen wüsten Fluch aus und zitierte zwei seiner Helfer herbei.

»Die Krankenstation wird gerade mit neuen Medikamenten und Medibots aufgefüllt. Einige der Systeme, bei denen es schnell geht, werden noch durch modernere ausgetauscht, aber das Meiste wird bleiben, wie es ist. Alt, aber funktionsfähig und unsere Ärzte und Pflegekräfte kennen sich damit gut aus und sind einsatzbereit. Einige der integrierten Flüchtlinge haben im Medizinsektor gearbeitet und sich als große Hilfe erwiesen. Die – nun ja – Rückständigkeit von Lagunia hat uns in die Karten gespielt, weil sie mit unserem Equipment vertraut waren und die entsprechenden Schulungen während der Mitarbeit vorgenommen werden konnten.«

»Was ist mit den Patienten?«

»Wir haben insgesamt 40 weitere Kameraden verloren, die nach der Schlacht in kritischem Zustand waren, 100 Intensivpflichtige wurden auf die Himmelsfestung transferiert, um besser betreut werden zu können, und etwa 200 Matrosen durchlaufen gerade eine schnelle Reha und sollten in einer Woche wieder im Einsatz sein, wenn wir in fünf Tagen in Harbingen ankommen«, zählte er mit Blick auf sein Unterarmdisplay auf.

»Kriegen wir unsere intensiv betreuten Kameraden zurück, ehe wir ablegen?«, fragte Silly hoffnungsvoll.

»Nein.« Nicholas schüttelte den Kopf. »Sie wurden in Meditanks gelegt und in ein künstliches Koma versetzt. Es wird Zeit brauchen, bis sie in einem transportfähigen Zustand sind.«

»Verdammt. Ich lasse sie nur ungern hier zurück.«

»Wir sind jetzt wieder Teil der Flotte, Silly. Daran müssen wir uns gewöhnen.«

»Ich werde es versuchen. Der letzte Flottenadmiral wollte mich hängen. Im Grunde genommen hatte er sogar recht.«

»Aber er hatte auch recht damit, seine Befehle aufgrund der Umstände zu widerrufen. Ich denke, dass dieser Präzedenzfall zu verkraften ist vor dem Hintergrund, wie es um die Föderation gerade bestellt ist. Du bist diejenige, die einen Frieden zwischen uns und den Clicks erst möglich gemacht hat.«

»Nein, das waren Jason und du. Jason, weil er den Kontakt hergestellt hat und du, weil du mich überzeugt hast, ihm zu glauben und alles auf die Vertrauenskarte zu setzen«, korrigierte sie ihn ernst.

»Nennen wir es eine Teamleistung?«, schlug er vor und versuchte es mit einem Lächeln. Es fühlte sich ungewohnt an, aber auch wie etwas, das notwendig war.

Silly nickte. »Was hältst du von unserem neuen Flottenadmiral?«

»Zielstrebig, unprätentiös, asketisch, schnörkellos und nachdenklich zugleich«, fasste er seine Gedanken zusammen. »Auf mich wirkt er wie eine Weiterentwicklung des bereits geschätzten Vorgängers, der ebenfalls als der Politik abgeneigt galt.«

»Niemand, der der Politik abgeneigt ist, sitzt auf dem Posten eines Flottenadmirals«, gab sie zu bedenken, und damit hatte sie einen Punkt.

»Zumindest scheint es, als hätte er sie höchstens genutzt, um sie nicht mehr nutzen zu müssen. Er geht mit diesem Einsatz ein großes Risiko ein. Wenn herauskommt, dass er einem Download des Omega zugestimmt hat, ist er geliefert.«

»Das Parlament ist doch momentan so gut wie machtlos. Sie haben nicht einmal eine halbe Stunde gebraucht, um rasch dem Friedensvertrag zuzustimmen, den von Solheim mit den Clicks ausgehandelt hat, obwohl sie aus den Nachrichten davon erfahren haben und so tun mussten, als wäre die Demokratie noch intakt.«

»Das ist sie auch. Es musste nur schnell gehen.« Nicholas hatte lange darüber nachgedacht, wie der ehemalige Flottenadmiral das Parlament umgangen hatte, weil der Ausnahmezustand für ganz SOL offiziell bis zur Unterzeichnung des Vertrags verhängt gewesen war. Das Parlament hatte sich ranhalten müssen, um sein Gesicht zu wahren. Er selbst war froh darüber gewesen, sonst hätte sich der gesamte Prozess durch Tausende von Gremien und Ausschüsse dahingequält – mit unsicherem Ausgang. Schon in Friedenszeiten ein schrecklicher Gedanke, der die militärischen Fähigkeiten der Flotte immer wieder unnötig gelähmt hatte und sie gleichzeitig davor bewahrte, zu einer sich selbst erhaltenden, außer Kontrolle geratenen Maschine zu werden, die den Blick für das verlor, was sie zu schützen hatte. Ein Militär ohne Zivilkontrolle war so etwas wie ein herzloses Monster, das überall rote Tücher sah. Ein anderes Thema fiel ihm ein, das er bislang bewusst umschifft hatte: »Hast du darüber nachgedacht, die vorgeschlagenen Matrosen der Admiralität an Bord aufzunehmen?«

»Ja.« Sillys Gesicht wurde hart wie Granit. »Ich habe mit Hinweis auf die zu kurze Integrationszeit abgelehnt. Die Oberon ist ein Titan, und nur wenige sind dafür ausgebildet, ihn zu fliegen, zu warten und in ihm zu leben.«

Nicholas dachte über ihre Worte nach und musste gerade Letzterem zustimmen. Aber aus anderen Gründen. Er konnte sich vorstellen, dass es für Nicht-Harbinger schwierig war, mit ihrem Volk von Ausgestoßenen klarzukommen, die überzeugt waren, der besten Nation der Föderation anzugehören und von dem Rest der Menschheit verraten worden zu sein, als sie sie gebraucht hatten. Wie das ausgehen konnte, hatten sie an dem Umgang mit den fremden Rekruten gesehen, sobald der Krieg ausgebrochen war, und er wollte so etwas nicht noch einmal erleben, weil er überzeugt war, dass sie besser waren als das. Für Silly lag die Sache sicherlich anders, da sie nur Harbingern überhaupt vertraute. Wahrscheinlich brauchte sie einfach Zeit, sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen.

»Was ist mit deinem Bruder? Ist er bereit für seinen Einsatz?«, wechselte sie das Thema, da sie vermutlich befürchtete, er würde auf sie einreden, um sie zum Einlenken zu bewegen. Aber das tat er nicht. Stattdessen ließ er sich auf den Themenwechsel ein.

»Ich wollte gleich zu ihm gehen und ein letztes Mal nachsehen. Er ist enttäuscht, dass er nicht mit der Abordnung des Botschafters zu den Clicks entsandt worden ist. Ich glaube, dass er insgeheim gehofft hatte, selbst Botschafter zu werden. Er ist geradezu versessen darauf, den Kontakt mit der Brutmutter aufrechtzuerhalten«, seufzte er. »Aber er hat die Notwendigkeit eingesehen.«

»Wenn ich mit einem Haufen Piraten in eine Falle fliegen müsste, um etwas zu tun, das noch vor einem Tag als Hochverrat galt, hätte ich auch gezögert, darauf kannst du Gift nehmen.«

»Mir gefällt es auch nicht, aber mich hast du ja nicht freigegeben.«

»Ich brauche dich hier.

---ENDE DER LESEPROBE---