Das Merry Christmas Projekt - Cathy Bramley - E-Book

Das Merry Christmas Projekt E-Book

Cathy Bramley

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Beschreibung

Weihnachten war für Merry schon immer etwas Besonderes. Dieses Jahr wurde ihr zwar gerade das Herz gebrochen, aber ihr neues Kerzengeschäft boomt. Das Letzte, was sie gebrauchen kann, ist eine weitere Aufgabe. Doch als das jährliche Weihnachtsfestival in ihrer Heimatstadt eine neue Organisatorin sucht, kann Merry einfach nicht widerstehen. Auch Cole ist ein Mann mit einer Mission. Allerdings hat die meist mit Ziegeln und Mörtel zu tun. Frisch geschieden baut er gerade ein neues Haus für sich und seine Kinder. Viel mehr hat in seinem Leben keinen Platz. Bis sich seine Wege mit denen von Merry kreuzen. Gibt es in der magischen, nach Zimt und Tannennadeln duftenden Winterluft eine Chance für die beiden? Schließlich kann an Weihnachten (fast) alles passieren...

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Seitenzahl: 514

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Das Buch

Ich beendete das Telefonat und beeilte mich, präsentabel auszusehen. Ich guckte nach Mascararesten unter meinen Augen und band mein Haar zu einem Knoten zusammen, um zu verbergen, dass es dringend gewaschen werden musste. »Merry?«, rief Cole von der Treppe her.

»Vorne«, antwortete ich, während mein zu stramm gebundener Knoten mich vor Schmerz das Gesicht verziehen ließ. Ich lockerte ihn schnell, zog ein paar Strähnen heraus und hoffte, dass ich eher gewollt lässig als wie gerade aus der Hecke gekrochen aussah.

»Hey«, sagte er von der Tür her.

Ich schmolz dahin, als er eintrat und die winterliche Luft mit hereinbrachte. Seine Wangen waren rosig von der Kälte, seine Augen leuchteten und in einer Hand trug er mehrere Einkaufstaschen. Es tat so gut, ihn zu sehen. Er war so attraktiv, und ich mochte den satten Karamellton seines Haars, irgendwo zwischen Rot und Braun.

Die Autorin

Cathy Bramley lebt mit ihrem Hund in einem kleinen Dorf in Mittelengland. Von ihrem Haus blickt sie über Felder, Streuobstwiesen und Pferdekoppeln. Geschichten und Bücher waren schon immer ihre große Leidenschaft, doch sie leitete erst viele Jahre lang eine Marketingagentur, bevor sie sich dazu entschloss, als Autorin noch einmal neu durchzustarten. Von ihrem Erfolg war sie dabei wohl als Einzige selbst überrascht.

Lieferbare TitelDer BrombeergartenZitronensommerApfelherbst

Cathy Bramley

Das Merry Christmas Projekt

Roman

Aus dem Englischen von Hanne Hammer

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Die Originalausgabe The Merry Christmas Project erschien erstmals 2021 bei Orion Fiction, an imprint of The Orion Publishing Group Ltd, Hachette UK, London.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Deutsche Erstausgabe 09/2024

Copyright © 2021 by Cathy Bramley

Copyright © 2024 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Lisa Scheiber

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München, unter Verwendung von Motiven von © Rachael Lancaster / Orion Books

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-31336-4V001

www.heyne.de

Prolog Merry

24. August

Es war ein herrlicher Sommertag. Selbst hier oben in den Derbyshire Dales war die Luft süß und warm. Der Geruch der Farne und Blumen, die auf den Hügeln wuchsen, und der wild in den Hecken wachsenden Brombeeren war göttlich. Daniel und ich wanderten das erste Mal gemeinsam, und ich war überglücklich.

Mit einer letzten Kraftanstrengung erreichte ich den Gipfel des Wysedale Peak nur ein oder zwei Sekunden hinter meinem sehr viel fitteren Freund. Daniel war in jeder Hinsicht top. Er war attraktiv, hatte hellblonde Haare, blaue Augen und an freien Tagen wie heute einen goldenen Dreitagebart. Außerdem hielt sein tägliches Laufen ihn schlank und beweglich. Ich bewunderte seine Disziplin. Ich selbst versuchte, morgens ein zwanzigminütiges Online-Work-out zu absolvieren, was jedoch immer damit endete, dass ich es mir ansah, statt selbst aktiv zu werden, während ich mich anzog und Jagd auf ein zusammenpassendes Paar Turnschuhe machte.

»Was für eine Aussicht«, sagte ich, als Daniel einen Arm um meine Taille schlang. »Bist du nicht froh, dass ich dich heute Morgen zu diesem Abenteuer aus dem Bett gescheucht habe?«

Er lachte. »Bin ich. Das ist ein großartiger Einstieg ins lange Wochenende. Wer muss schon ausschlafen?«

»Wir jedenfalls nicht.« Ich lehnte mich an ihn und freute mich, dass er sich auf meinen spontanen Einfall eingelassen hatte.

Er musste jeden Morgen in aller Frühe aufstehen, um Good Earth aufzumachen, seinen Obst- und Gemüseladen. Heute war einer seiner seltenen freien Tage, und er hätte jedes Recht der Welt gehabt, meinen Vorschlag abzulehnen, in aller Frühe zu einem Picknick aufzubrechen. Aber nein.

Wir standen nebeneinander und schwiegen, ein Schweigen, das nur von einem gelegentlichen Flügelschlag der Vögel über uns unterbrochen wurde. Die Szenerie war fast zu schön, um wahr zu sein. Das tiefe, tiefe Blau des weiten Himmels, die sattgrünen Hänge, die sich bis in alle Unendlichkeit auszudehnen schienen und von silbernen Bändern durchzogen wurden, Bäche, die ins Tal hinunterflossen, um dort in den großen Fluss zu münden.

Ich war zu Hause. Daniel, ich, mein neues kleines Unternehmen … Ich seufzte glücklich. Das Leben konnte kaum besser werden.

Es fühlte sich gut an, nach den letzten hektischen Wochen zu entspannen. Viel war passiert, und mir schwirrte der Kopf von dem ganzen Chaos. Hier zu sein, in der Natur, nur er, ich und meilenweit Grün, das war perfekt.

»Das war wirklich eine nette Überraschung.« Er trank einen Schluck aus seiner Wasserflasche und reichte sie mir. »In dem Jahr, das wir jetzt zusammen sind, hast du nie vorgeschlagen, wandern zu gehen. Ich hätte dich nicht für einen Wandertyp gehalten.«

»Ich mich auch nicht«, sagte ich. Das einzige Mal, dass ich wandern war, war auf einer Geografieexkursion in Wales und das in Klamotten, die ich mir aus der Kiste mit den vergessenen Sachen in der Schule geliehen hatte. In den Stiefeln hatte ich nach fünf Minuten Blasen, und meine Regenjacke hatte einen großen Riss in der Kapuze, was ich erst feststellte, als es in Strömen goss. Es war eine Erfahrung gewesen, die ich nicht so bald hatte wiederholen wollen.

Ich trank einen Schluck und gab Daniel die Flasche zurück. »Manche Kinder kommen aus Familien, die gerne draußen sind und Sonntagsspaziergänge und Campingferien machen. So eine Kindheit hatte ich nicht, deshalb war ich davon ausgegangen, dass das nicht für mich bestimmt war.«

Daniel strich mir sanft die Haare aus dem Gesicht. »Ich weiß, dass du es schwer hattest, aber lass dich von deiner Kindheit nicht zurückhalten. Du brauchst weder eine Erlaubnis noch zu warten, dass du gefragt wirst. Es gibt nichts, dass nicht für dich bestimmt ist. Du bist eine hinreißende, intelligente Frau, die für ihr eigenes Leben verantwortlich ist.«

Manchmal sagte er so etwas. Ich wusste, dass er es gut meinte, aber er hatte es nie wirklich verstanden. Meine schwierige Kindheit war nichts, das ich im Erwachsenenalter einfach so ablegen konnte; sie war ein Teil von mir. Daniel hatte sich mit seinem Bruder ein Zimmer geteilt, bis er zu Hause ausgezogen war. Ich hatte den Überblick über die ganzen Zimmer verloren, die ich gehabt und mit wem ich sie geteilt hatte. Und das war nur einer der Unterschiede; es gab tausend andere.

»Ich weiß«, antwortete ich diplomatisch. Ich holte die Sonnencreme aus meiner Tasche und cremte mir das Gesicht ein. »Außerdem hatte ich zwei Möglichkeiten zur Wahl für heute, und ich dachte, dass du diese bevorzugen würdest.«

»Was war die andere?« Er verrieb einen Rest Sonnencreme auf meiner Wange.

»Ein Besuch in einem Tierheim. Was würdest du davon halten, wenn wir uns ein Kätzchen anschaffen?«

Ich sah ihn forschend an und hoffte auf eine positive Aufnahme meiner Idee. Ich hatte mir immer ein Haustier gewünscht und bis jetzt nie irgendwo gewohnt, wo Haustiere erlaubt waren.

»Oh, Merry.« Daniels Augen blitzten vor Lachen. »Ich traue dir keine fünf Meilen im Umkreis eines Tierheims.«

»Warum nicht?«, fragte ich, wobei ich nur halb so tat, als wäre ich verletzt.

»Du würdest alle mit nach Hause nehmen wollen. Und statt eines Kätzchens würdest du dich in einen großen, geriatrischen Hund mit Mundgeruch und nur drei Beinen verlieben.«

»Möglich«, gab ich zu.

Er hatte nicht ganz unrecht. Diese Vermittlungssendungen für Hunde, die seit Jahren in einem Tierheim lebten, weil niemand sie haben wollte, brachen mir das Herz. Es war mir ein bisschen zu vertraut. Ich dachte daran, dass er gerade gesagt hatte, ich brauche keine Erlaubnis, um etwas zu tun, und überlegte, ihn darauf hinzuweisen, aber es war immer noch sein Haus, er hatte das letzte Wort.

»Nur dass du es weißt«, fügte ich hinzu, »ich nehme aus diesem Gespräch einmal mit, dass ein Kätzchen einem Hund vorzuziehen wäre.«

»Ich sterbe vor Hunger«, sagte Daniel und wechselte abrupt das Thema. »Sollen wir hierbleiben und zu Mittag essen?«

»Klar.« Ich ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen und setzte mich. Meine Beine taten weh von dem ganzen Klettern, und ich massierte meine Oberschenkel und hielt mein Gesicht in die Sonne, während er das Picknick auspackte.

»Was ein Haustier angeht«, sagte er und holte diverse Plastikbecher heraus, »ich hätte lieber keins, wenn es dir nichts ausmacht. Ich habe mich gerade erst daran gewöhnt, mein Haus mit dir zu teilen, abgesehen von allem anderen. Ich bin kein Freund von Unordnung, wie du weißt.«

Wollte er damit ausdrücken, dass ich unordentlich war oder dass ein Hund Chaos mit sich bringen würde? Ich war nicht gerade für mein Organisationstalent berühmt. Ich warf ihm einen Blick zu. »Wenn du deine Meinung geändert hast …«

Er unterbrach meinen Protest, indem er mich auf die empfindliche Stelle unterhalb meines Ohrs küsste. »Absolut nicht. Du bist eine großartige Mitbewohnerin, und du machst die besten …«, er inspizierte ein Sandwich, »Erdnussbutter und …?«

»Nutella«, ergänzte ich erleichtert. Mitbewohnerin war nicht die romantischste Bezeichnung, die ich mir vorstellen konnte, aber zumindest war ich darin die Beste.

Er lachte und schüttelte den Kopf. »Du machst die besten Erdnussbutter-Nutella-Sandwiches der Welt.«

»Danke.« Ich musste das hören; es minderte das Gefühl, mich ihm aufzudrängen.

Er teilte die Sandwiches aus, legte sie ordentlich auf gefaltete Küchenpapiervierecke, und ich goss uns aus einer Thermosflasche Tee ein.

Alles an Daniel war ordentlich und sauber. Ich war ihm dankbar, dass er mir in seinem Haus Platz eingeräumt hatte, und gelobte mir feierlich, dieses Arrangement nicht dadurch zu gefährden, dass ich überall Sachen herumliegen ließ. Zusammenzuziehen war keine dieser sorgfältig geplanten Entscheidungen gewesen, bei denen zwei Erwachsene über ihre Beziehung reden und sich zu dem nächsten Schritt entscheiden. Es hatte sich so ergeben, weil ich vor einigen Wochen meinen Job bei Tractor World aufgegeben und beschlossen hatte, mich mit meinem geringen Arbeitslosengeld und dem vagen Plan, mit meinem Hobby, dem Kerzengießen, Geld zu verdienen, selbstständig zu machen. Ich hatte mein kleines Unternehmen Merry and Bright genannt und viele Ideen, doch es dürfte eine Weile dauern, bis es Profit abwarf.

»Ich stecke meine ganze Energie hinein«, hatte ich Daniel gesagt. »Und wenn es sich in einem Jahr nicht auszahlt, suche ich mir wieder einen Bürojob.«

»Ich liebe deine Entschlossenheit«, hatte er gesagt, »und ich bin sicher, dass du Erfolg haben wirst, aber warum ziehst du in der Zwischenzeit nicht zu mir, um deine Ausgaben zu reduzieren?«

Das war vor einem Monat gewesen, und jetzt war ich ganz bei Daniel eingezogen und er hatte mir für meine Arbeit den Schuppen im Garten ausgeräumt. Es war ein riskanter Schritt gewesen, mich selbstständig zu machen statt mich nach einem neuen Job umzusehen, aber mir machten Risiken keine Angst. Meine beste Freundin Nell hatte gewaltigen Respekt vor meinem Schritt, sie konnte nicht glauben, dass ich etwas so Schwerwiegendes so schnell entschieden hatte. Und ehrlich gesagt, wäre es auch etwas eng geworden, würde Daniel mich nicht unterstützen. Doch ich hatte das Gefühl, dass die Gründung von Merry and Bright genau das war, was ich brauchte.

»Das ist großartig«, sagte Daniel jetzt, womit er den Blick und das Picknick meinte. »Aber ich muss noch etwas arbeiten, wenn wir zurück sind. Wenn ich nicht dranbleibe …«

»Ich weiß«, sagte ich, »dann wirst du die ganze Woche hinterherhinken.«

Neben einem ordentlichen und sauberen Haus war es ein ständiges Anliegen von ihm, alles unter Kontrolle zu haben. Daniel war ehrgeizig und hatte den Plan, in der Nachbarstadt ein weiteres Geschäft zu eröffnen, und wenn sich das gut entwickelte noch eins und noch eins. Meine Karriereambitionen waren eher bescheiden: Ich hatte nicht wirklich mehr vor, als so viele Kerzen zu machen wie möglich und sie zu verkaufen; aber ich bewunderte sein vorausschauendes Denken.

Ich stopfte mir den letzten Rest Sandwich in den Mund und sprang auf, um mit meinem Handy ein Foto von der schönen Aussicht zu machen. Unglücklicherweise rutschte mein Fuß auf ein paar losen Steinen aus, und ich verdrehte mir den Knöchel, fiel nach hinten und landete auf dem Hintern.

»Autsch. Scheiße. Autsch.« Ich biss mir auf die Lippe und versuchte, nicht zu weinen.

»Merry Shaw, was soll ich nur mit dir machen?« Daniel sprang hoch, um mir aufzuhelfen.

»Ich habe nicht geguckt«, sagte ich, während ich in kurzen Stößen ausatmete, um die Schmerzen wegzuatmen, wie ich es in Dokumentationen von Geburten gesehen hatte.

»Bevor du aufgesprungen bist? Das passt gar nicht zu dir«, zog er mich auf.

»Falls Kinderkriegen weher tut als das hier, weiß ich nicht, ob ich welche will.«

»Kinderkriegen?«, Daniel lachte nervös. »Wie kommst du denn darauf? Du bist doch nicht … bist du …?«

»Nein, natürlich nicht«, sagte ich und zuckte zusammen. »Es war nur so eine Bemerkung.«

»Dann ist es ja gut.« Seine Schultern entspannten sich. »Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«

Die Erleichterung in seiner Stimme war unmissverständlich. Aber es wäre doch wohl nicht so eine Katastrophe gewesen? Okay, es war nicht geplant, aber wir lebten in einer festen Beziehung und waren in den Dreißigern. Ein Kind hätte durchaus Platz in dem Leben, das wir für uns gerade aufbauten.

»Also, nur der Klarheit halber.« Ich schluckte und spielte an den Umschlägen meiner Shorts herum. »Es wäre also eine Katastrophe, wenn ich schwanger wäre?«

»Ich habe gerade mitangesehen, wie du auf einem Berg auf Steinen ausgerutscht bist, zwanzig Meilen vom nächsten Krankenhaus entfernt … wenn du schwanger wärst, würde ich mir Sorgen machen, was da drinnen passiert«, sagte er und zeigte auf meinen Bauch.

Ich war erleichtert: Er war nur realistisch, wie immer; natürlich war er das.

Ich lachte leise. »Puh, einen Moment habe ich gedacht …«

»Obwohl, wenn ich ehrlich bin«, sagte er beiläufig, »es wäre nicht ideal, nicht wahr? Du willst dir eine neue Existenz aufbauen, und ich stecke meine gesamte Energie in das Geschäft.«

»Ich schätze nicht.« Er hatte recht, aber ich konnte nicht umhin, leicht enttäuscht zu sein. »Ich muss mich definitiv auf Merry and Bright konzentrieren.«

Ich setzte mich vorsichtig wieder hin, mein Knöchel tat immer noch weh, und Daniel gesellte sich zu mir.

»Achtung, Welt«, sagte er und gab mir einen Kuss, »Merry wird dich mit ihren Kerzen erleuchten. Verstanden?«

»Sehr gut.« Ich lächelte schwach. Es lag mir auf der Zunge zu sagen, dass es nach dem, was ich gelesen und gehört hatte, nie den richtigen Zeitpunkt gab, eine Familie zu gründen, und wenn wir warten wollten, bis Daniel seine Energie einmal nicht in seinen Gemüsehandel steckte, waren wir vielleicht beide in Rente. Bevor ich es in Worte fassen konnte, die ihn nicht provozierten, kündigte sich laut eine SMS auf seinem Handy an.

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich so weit oben Netz habe.« Daniel runzelte die Stirn, als er sein Handy herausholte. »Sie ist von Tom.«

Ich rückte von ihm ab, während er die Nachricht seines jüngeren Bruders las, und nahm mir ein paar Chips.

»Käse und Zwiebel oder Rind?«, fragte ich und hielt ihm die Tüten hin. »Oder möchtest du etwas Hummus und … Daniel?«

Er schien meilenweit weg zu sein, blickte über die Berge unter uns, während er noch immer das Handy in der Hand hielt. Ich bekam Angst.

»Daniel?«, versuchte ich es noch einmal. »Was ist los? Ist alles okay?«

»Äh, ja.« Er blinzelte mehrmals, bevor er mich kurz ansah. Er drückte auf den Knopf an der Seite seines Handys, um den Bildschirm auszuschalten. »Tom hat gesagt, dass sie endlich die Stelle des Schulleiters neu besetzt haben.«

Die Schulleiterin der Grundschule von Wetherley, an der Tom der Stellvertreter war, war vor den Sommerferien plötzlich wegen Krankheit länger ausgefallen, und man hatte hektisch nach einem Ersatz vor dem neuen Schuljahr gesucht.

»Das ist gut. Jemand, den wir kennen?«, fragte ich.

»Ja. Ich zumindest. Du nicht«, er lachte verlegen und schob das Handy zurück in die Tasche. »Es ist eine Frau. Tasha Sandean.«

»Woher kennst du sie?«, fragte ich und zermalmte einen Chip.

Er rieb sich mit den Fingern über den Kiefer. »Eine Freundin aus der Schule. Sie ist aus Wetherley weggegangen, um zu studieren, und nie mehr zurückgekommen. Ein sehr cleveres Mädchen. Bei allem unter den Besten und brillant in Französisch, weil ihre Eltern aus Mauritius sind. Als sie im Ruhestand waren, sind sie dorthin zurückgegangen, glaube ich. Ich habe jahrelang nicht mehr an sie gedacht.«

Jetzt dachte er eindeutig an sie, wie ich feststellte, denn er wurde rot. War sie eine gute Freundin gewesen oder mehr?

»Wir können sie einladen, wenn sie wieder hierherzieht, dann kannst du sie neu kennenlernen«, schlug ich vor, um meine Theorie zu testen. »Die alte Freundschaft wiederbeleben.«

»Vielleicht.« Er öffnete die Tüte mit den Rindfleischchips und nahm sich eine Handvoll. »Das ist eine lustige Geschichte. Als wir siebzehn waren, hatten wir beide einen befristeten Weihnachtsjob in einem Gartencenter. Wir haben in der Werkstatt des Weihnachtsmanns gearbeitet. Ich habe sie gefragt, ob ich sie unter dem Mistelzweig küssen darf, aber sie ist mir ausgewichen.«

»Oh, armer Daniel«, neckte ich ihn und tippte ihm mit der Fingerspitze auf die Nase. »Verschmäht und immer noch verletzt.«

»Es hatte viel Mut gebraucht, das sage ich dir«, meinte er lachend. »Es ist nicht leicht für Jungs herauszufinden, ob Mädchen einen mögen oder nicht.«

Ich runzelte die Stirn. »Du warst also in sie verliebt?«

Einen Moment sah er wehmütig aus.

»Alle waren das.« Er verputzte den Rest seiner Chips und klaute sich einen von mir. »Wir haben es ins Lächerliche gezogen. Wir haben gesagt, wenn ich mit vierzig noch nicht verheiratet bin, küsst sie mich.«

»Wie diese Eheabkommen, bei denen man gegenseitig zur Verfügung steht, wenn man mit dreißig oder so immer noch Single ist; das ist lustig!«, ich lachte, obwohl etwas in seinem Blick mir zu schaffen machte. Dann fiel es mir ein. »Hey, du wirst diesen November vierzig.«

»Ich weiß.« Er kramte in seinem Rucksack. »Hast du irgendwo Schokolade?«

»Nein, tut mir leid«, sagte ich geistesabwesend, während ich ihn mir als bis über beide Ohren verliebten Teenager vorstellte, der sich nach einem Mädchen verzehrte.

»Daniel?«

»Hmm?«, sagte er und biss in einen Apfel.

»Wenn Tasha diese Weihnachten zurück in Wetherley ist, will sie dich vielleicht unter dem Mistelzweig küssen. Falls du nicht verheiratet bist.«

Es war nur halb Spaß. In der Regel war ich nicht der eifersüchtige Typ. Aber ich wollte nicht, dass ein sehr gescheites Mädchen, bei allem unter den Besten und ein früherer Schwarm meines Freundes, glaubte, sie könnte einfach mit einem Mistelzweig ankommen und erwarten, dass er sie um der alten Zeiten willen küsste.

Er sah mich belustigt an. »Ich bin mir sicher, dass sie sich nicht einmal daran erinnert.«

»Du hast dich daran erinnert«, sagte ich.

»Vielleicht ist sie verheiratet«, sagte Daniel lachend. »Wechseln wir das Thema. Es war nur eine alberne Geschichte; ich hätte sie dir nicht erzählt, wenn ich gewusst hätte, dass du sie so ernst nimmst.«

»Okay«, sagte ich kleinlaut.

Doch in Gedanken konnte ich sie nicht loslassen, weil mir gerade eine Idee gekommen war. Eine spontane Idee, die Art Idee, in der ich Spezialistin war. Was wäre, wenn er an Weihnachten verheiratet war? Mit mir. Ich konnte mir nichts Romantischeres vorstellen als eine Hochzeit im Dezember. Solange ich mich erinnern konnte, hatte ich mir ein richtiges Familienweihnachten gewünscht, und wenn wir Weihnachten verheiratet waren, wäre das einfach die Glasur auf dem Weihnachtskuchen.

Wenn ich ihm hier und jetzt einen Antrag machte, könnte es Wirklichkeit werden. Alles was nötig war, war eine Frage. Nur eine einfache Frage. Ich fühlte eine brennende Hitze im ganzen Körper, während die Idee Form annahm und mein Inneres von dem Adrenalinstoß zu prickeln begann. Konnte ich das tun? Es war das perfekte Setting, die perfekte Gelegenheit, und wir liebten einander. Zugegeben, es war ein bisschen plötzlich, doch seit wir uns kennengelernt hatten, probte ich meine neue Unterschrift, nur für den Fall. Und es wäre so aufregend und romantisch!

Du musst nicht darauf warten, dass du gefragt wirst. Genau das hatte Daniel vor ein paar Minuten gesagt. Ich hoffte, dass er es auch meinte. Okay. Ich stieß scharf die Luft aus. Ich würde es tun.

»Daniel?« Mein Puls begann zu rasen, als ich nach seiner Hand griff und auf die Knie ging.

»Ja, Merry.« Er sah verwirrt aus. »Was hast du jetzt vor?«

»Ich liebe dich von ganzem Herzen und möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen.« Ich schluckte, merkte, wie trocken mein Mund war. »Willst du mich heiraten?«

Um uns herum war es so still, der Moment war so spannungsgeladen, dass ich ein paar Sekunden zu atmen vergaß. Ich beobachtete, wie sein Blick nach rechts und nach links huschte, während sich verschiedenste Gefühle auf seinem Gesicht abzeichneten.

Er lachte hohl. »Heute ist nicht der 29. Februar, oder?«

»Nein«, sagte ich lässig, »aber du glaubst doch nicht wirklich, dass Frauen nur an einem Tag in vier Jahren die Möglichkeit haben, jemandem einen Antrag zu machen und Männer dagegen … egal, oder?«

»Eintausendzweihundertfünfundsechzig«, ergänzte Daniel ruhig. Er war brillant im Kopfrechnen. »Und du hast recht. Das wäre nicht fair.«

Wir hielten Augenkontakt, und ich konnte seine Gedanken so klar lesen, als wären sie ihm auf die Stirn gemeißelt. Tatsache war, dass all diese möglichen Tage, an denen er mich hätte fragen können, ob ich ihn heiraten wollte, vorübergegangen waren, ohne dass er mich gefragt hätte.

Die Sekunden verstrichen, und es war klar, dass ich das Falsche gesagt hatte. Während das Ausmaß meines Fehlers immer größer wurde, wurde mein Herzschlag immer schneller. Wenn ich meinen Antrag hätte zurücknehmen können, hätte ich das getan, aber jetzt stand er wie ein großer, verlegener Elefant zwischen uns, dessen Ohren in der Brise flatterten.

»Merry«, murmelte er und streichelte meine Wange. »Ich fühle mich wirklich geschmeichelt. Geehrt, dass du mich gefragt hast.«

»Gut, denn ich habe nicht vor, so etwas noch einmal zu tun; es ist nervenaufreibend«, sagte ich zitternd, bereit, das ganze Fiasko unter den Teppich zu kehren und in einen Witz umzufunktionieren.

»Jetzt weißt du, wie ich mich unter diesem Mistelzweig gefühlt habe«, sagte er in dem Versuch, selbst einen Scherz zu machen.

Ich biss die Zähne aufeinander und wünschte, er wäre nicht wieder auf sie zu sprechen gekommen. »Abgesehen davon, dass du ein Junge warst, der ein Mädchen um einen heimlichen Kuss gebeten hat; ich bin deine Freundin und habe dir einen Antrag gemacht. Das bewegt sich nicht gerade in derselben Liga.«

»Ich schätze nicht«, murmelte er und sah auf seine Füße hinunter.

»Also?« Ich versuchte mich an einem lässigen Lächeln. »Was sagst du?«

»Sieh mal, Merry, ich liebe dich wirklich, aber …« Er hielt die Luft an und fuhr sich zerstreut durch die Haare. »Es tut mir leid, aber ich möchte mich im Moment einfach nicht binden. Nicht durch eine Heirat oder ein Baby oder auch nur ein Kätzchen. Jetzt, wo du das Thema angeschnitten hast, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das überhaupt nicht möchte. Es tut mir wirklich leid.«

»Oh.« Meine Augen brannten von der Demütigung. Das hier war … welterschütternd. Warum hatten wir vorher nie darüber gesprochen? Er wollte nichts, was ich wollte. Nichts. »Ich hatte keine Ahnung, dass du das so siehst.«

Er sah verlegen aus. »Ich nehme mal an, es war nie Thema.«

Mit tränenverhangenen Augen sah ich auf den steinigen Boden. »Aber ich habe doch schon mal von Kindern gesprochen, da bin ich mir sicher.« Obwohl er immer das Thema gewechselt hatte, wie mir jetzt, wo ich darüber nachdachte, auffiel.

Er streckte die Hand nach mir aus, doch ich wich zurück.

»Was ist nicht in Ordnung mit mir?« Ich sprach es laut aus, obwohl diese Frage ebenso an mich selbst gerichtet war. Bedauern machte sich in mir breit. Wir hatten so einen schönen Tag, und natürlich musste ich etwas Impulsives tun und alles verderben.

»Nichts. Absolut nichts!«, versicherte er mir. »Du bist eine wundervolle Frau. Es liegt ausschließlich an mir.«

Ich schüttelte den Kopf; ich konnte das einfach nicht akzeptieren. Ein vertrautes Gefühl der Zurückweisung nagte an mir; ich hatte gedacht, Daniel wäre der Eine, mit dem ich mir eine Zukunft aufbauen, Wurzeln schlagen und ein Heim bauen könnte, eine Familie …

Ich stand auf, unsicher, was ich mit mir anfangen sollte. Er erhob sich ebenfalls und hielt mich an den Schultern fest. »Aber ich liebe dich, das glaubst du mir doch, oder?«

Ich nickte, war mir der Tränen auf meinen Wangen bewusst. Ich hatte nie daran gezweifelt, dass er mich liebte. Ich hatte gedacht, wir wären füreinander bestimmt, wollten die gleichen Dinge. Bis heute.

»Gut.« Er küsste mich auf die Stirn. »Das hier muss nichts ändern.«

»Sicher«, murmelte ich und schluckte den Kloß in meiner Kehle hinunter.

Aber natürlich tat es das. Zwangsläufig veränderte es alles.

Kapitel 1 Merry

12. Oktober

Wie ich vorhergesagt hatte, veränderte sich alles: Von diesem Moment auf dem Hang an war unsere Beziehung eine tickende Zeitbombe. Obwohl mein Antrag total spontan gewesen war, wusste ich im selben Moment, in dem mir die Idee in den Kopf gekommen war, dass ich mich nach Sicherheit sehnte, was uns anging. Ich brauchte den Glauben daran, dass ich jemanden gefunden hatte, der dasselbe wollte wie ich, der vor allem mich wollte. Trotz Daniels Versuchen, weiterzumachen wie bisher, war für mich offensichtlich, dass das nicht ging, dass wir irgendwann getrennte Wege gehen mussten, um das Leben zu leben, das wir leben wollten. So wie sich meine Hoffnungen für die Zukunft auflösten, löste sich auch unsere Beziehung auf, und Ende September waren wir nicht viel mehr als Hausgenossen.

Getreu meinem Muster hatte ich die Trennung nicht geplant, sie ergab sich einfach. Im einen Moment machte er eine bissige Bemerkung über die vielen Pappkartons, die die Diele blockierten (es war zu spät geworden, sie zur Post zu bringen), und im nächsten erklärte ich ihm, dass ich ausziehen würde. Ich hielt die Luft an; das wäre sein Moment gewesen, mir zu sagen, dass er es sich anders überlegt hatte und alles tun würde, um mich nicht zu verlieren. Aber er hatte nicht versucht, mich zum Bleiben zu bewegen.

Ich brauchte nur zwei Wochen, um eine andere Unterkunft zu finden, und deshalb war Nells Transporter auch heute mit meinen Habseligkeiten beladen, und wir bogen in einen langen, belaubten Weg in den Außenbezirken von Wetherley ein.

»Die Sache ist die, dass nur ein Ja aus vollem Herzen akzeptabel ist, wenn du total verliebt bist und jemandem einen Antrag machst«, sagte ich, während ich Nell zu verstehen gab, dass sie weiter geradeaus fahren sollte. »Ich will niemanden, der mich gerade genug liebt, um ein Leben mit mir auszuhalten. Und um ehrlich zu sein, glaube ich, dass Daniel schon bei diesem Grad an Verbindlichkeit gezögert hätte. Ich möchte jemanden, der sich eine Zukunft ohne mich nicht vorstellen kann. Und der keine Sekunde nachdenken müsste, wenn ich einen dreibeinigen Hund mit Mundgeruch zu mir nehmen wollte.«

»Das verstehe ich jetzt nicht«, Nell sah mich stirnrunzelnd von der Seite an.

»Egal, Daniel bin ich jedenfalls los«, seufzte ich und machte mir nicht die Mühe, unsere Tierheimdiskussion wiederzugeben. »Ein Teil von mir sorgt sich, dass ich möglicherweise die beste Beziehung, die ich je hatte, ruiniert habe. Aber ein kleiner Teil tief in mir drinnen sagt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und auf diesen Teil höre ich.«

»Das Bauchgefühl irrt sich relativ selten«, verkündete Nell und wurde langsamer, um im Vorbeifahren einen Blick auf die Cottages zu werfen. »Ich habe auf meins gehört und Olek geheiratet.«

Ihr Mann war ein liebenswürdiger Riese, der als Teenager mit seinen Eltern von Polen nach England gekommen war. Sie waren seit vier Jahren verheiratet und, soweit ich das beurteilen konnte, immer noch in der Flitterwochenphase.

»Ich liebe Daniel immer noch. Aber ich will auch einen Olek. Wir sind fast da.« Ich zeigte auf das allerletzte Haus in der Straße. »Du kannst direkt in die Auffahrt einbiegen.«

Nell pfiff, als sie vor dem allerletzten Haus vorfuhr. »Das hier?«

Ich nickte.

»Es ist großartig, Merry!«, rief sie. »Ich liebe es!«

Ich lächelte meine beste Freundin an und war dankbar für ihren grenzenlosen Enthusiasmus, mit dem sie mich in dieses neue Kapitel meines Lebens schubste. Dann sah ich mir mein neues Haus an, ein kleines Steincottage mit einer mit Efeu bewachsenen Vorterrasse und einem schiefen Schornstein, das an drei Seiten von Wald umgeben war.

»Ich auch«, sagte ich tapfer.

Ich verscheuchte die Gedanken an das Leben, das ich hinter mir gelassen hatte und zwang mich zu lächeln. Heute ging es um neue Anfänge. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, was hätte sein können.

Als könnte sie meine Gedanken lesen, griff Nell nach meiner Hand und drückte sie. »Du wirst hier glücklich werden, das fühle ich.«

»Komm«, sagte ich, ignorierte die stechenden Tränen in meinen Augen und zog die Tür des Transporters auf. »Darf ich dir Holly Cottage vorstellen?«

Wir verschafften uns Einlass, und ich führte sie durch mein neues Zuhause. Nell ließ mich nicht im Stich und gab überall an den richtigen Stellen Ahs und Ohs von sich. Sie bewunderte die freiliegenden Eichenbalken und die Originalfliesen in der Diele, die dort, wo zahllose Füße Spuren auf ihnen hinterlassen hatten, ganz glatt waren. Zusammen erkundeten wir jede Ecke und jeden Winkel, von dem rußigen Kamin im Wohnzimmer, der heimelige Abende vor dem Feuer versprach, bis hin zu den tiefen Fensterbänken, die perfekt waren, um es sich mit einem Buch darauf gemütlich zu machen. Das Schlafzimmer oben unter der Traufe war bezaubernd mit den geblümten Rosenvorhängen und der Frisierkommode aus Holz, die ich zum Fotografieren meiner Kerzen nutzen konnte. Dem Vermietungsbüro zufolge war das Cottage mehr als fünfhundert Jahre alt, und es gab nicht eine gerade Wand. Außerdem stand es an einem Hang, und von der Diele führten ein paar Stufen in die Küche. Ich stieg sie mit Nell hinunter, und ihre Augen schweiften über die Kieferanrichte und das altmodische Spülbecken und die alten Küchenschränke.

»Ich weiß, dass es nicht gerade modern ist«, sagte ich. »Aber ich liebe es umso mehr für seinen Charme.«

»Absolut«, stimmte Nell mir zu. »Es sprudelt nur so vor Exzentrik und Charakter. Passt also ausgezeichnet zu dir. Und wenn wir erst deine Sachen hereingebracht haben noch viel mehr.« Sie klimperte mit ihren Schlüsseln, und wir gingen zusammen zu ihrem Auto und machten uns an die Arbeit.

Eine halbe Stunde später mussten wir nur noch das Doppelbett ausladen. Holly Cottage war möbliert, wie es all meine vorherigen Mietwohnungen auch gewesen waren, aber ich hatte mein eigenes Bett, das ich in Daniels Gästezimmer gelagert hatte. Wir analysierten noch immer meine Trennung.

»Er war wirklich nett zu mir«, sagte ich, während wir die Matratze über die Türschwelle und die Treppe hochhievten. »Er hat kein Geld von mir genommen, weder für die Nebenkosten noch für etwas anderes, sodass ich genug habe, um über die Runden zu kommen.«

»Das ist das Mindeste, was er tun konnte, so wie er sich benommen hat«, sagte Nell, die die Matratze hochschob, während ich von oben zog.

»Wenigstens habe ich es herausgefunden, bevor ich mich zu sehr in dem gemeinsamen Leben mit ihm eingerichtet hatte«, sagte ich keuchend vor Anstrengung.

Mit einem letzten Zug gelang es mir, die Matratze auf den kleinen Treppenabsatz zu ziehen und an das Geländer zu lehnen.

Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Was hast du herausgefunden, dass er ein Arschloch ist?«

Trotz allem musste ich lachen. »Nein, dass eine Ehefrau, Kinder und das ganze Drum und Dran nicht sein Ding sind.«

»Er besitzt nicht das kleinste bisschen Verstand. Ich meine, wer, der noch alle fünf Sinne beieinanderhat, will dich nicht heiraten?«

»Genau«, sagte ich überzeugt. »Wahrscheinlich bekommt er nie mehr ein besseres Angebot.«

»Es sei denn, du glaubst in deinem tiefsten Inneren, dass er schwul ist und noch nicht damit klarkommt?«, fügte sie mit einem Zwinkern hinzu.

»Nell! Nein!«, keuchte ich und musste lachen. Wir hievten die Matratze zwischen uns auf das Bettgestell und ließen uns erleichtert darauf fallen. »Er mag Angst haben, sich zu binden, aber schwul ist er definitiv nicht.«

Sein Bruder Tom, der wirklich schwul war, war zu Anfang des Terms mit seinem Partner Chris zum Essen gekommen und hatte von der neuen Schulleiterin, Miss Sandean, geschwärmt. Was für einen frischen Wind sie in die Schule gebracht hatte und wie beliebt sie bei Eltern und Kindern war, und Daniel hatte bei jedem Wort an seinen Lippen gehangen. Es war ziemlich nervig gewesen.

»Nun, ich hätte dich nicht so einfach gehen lassen, wenn ich er wäre.«

»Ach, du Liebe«, sagte ich. »Dafür bekommst du einen Kaffee.«

»Endlich«, stöhnte Nell und streckte die Arme über dem Kopf aus. »Und ich bleibe hier liegen, während du nach dem Kessel suchst.«

»Nein, tust du nicht«, sagte ich und zog an ihren Füßen.

Ich beauftragte sie mit dem leichten Job, meine Kleider in den Kleiderschrank zu hängen, bevor sie für einen Imbiss nach unten kam. Ich fand den Karton, auf den Daniel »Kessel etc.« geschrieben hatte und packte ihn aus.

So sehr er mir versichert hatte, dass er traurig war, mich gehen zu sehen, hatte ich doch bemerkt, wie erfreut er meine gerahmten Fotos, die Pflanzen und die große Kollektion an Duftkerzen eingepackt hatte, die über das ganze Haus verteilt waren. Er hatte mir für heute seine Hilfe angeboten, aber ich hatte abgelehnt. Stattdessen war Nell vorbeigekommen, nachdem Daniel zur Arbeit gegangen war. Das war weniger unangenehm, und ich wusste, dass Nell gerne half.

Ich füllte Wasser in den Kessel und stellte ihn auf die Platte, während ich durch das große Fenster auf einen überwucherten Garten und die dicht stehenden Bäume dahinter blickte.

So, jetzt war ich offiziell Single und lebte wieder allein. Das Geld würde eine Weile knapp sein, doch glücklicherweise kamen über meine neue Website Bestellungen herein, und Nell verkaufte die Kerzen inzwischen auch an ihrem Marktstand. Solange ich aufpasste, sollte ich auskommen. Die Miete war niedrig, da es sich nur um eine kurzzeitige Vermietung handelte. Das hatte andere vermeintliche Interessenten offenbar abgeschreckt, doch mir machte es nichts. Sechs Monate im Holly Cottage erschienen mir eine sehr viel glücklichere Lösung als irgendwo zu wohnen, wo es mir nicht so gefiel, nur weil ich dort länger bleiben konnte. Und ich würde meinen eigenen Raum haben, um mich auszubreiten und so viel Chaos anzurichten, wie ich wollte, ohne dass Daniel hinter mir aufräumte.

»Der Kaffee ist fertig!«, rief ich die Treppe hoch.

Während ich wartete, dass Nell herunterkam, fand ich eine Packung Kekse, stieß die Tür zum Garten auf und nahm unseren Imbiss mit nach draußen in die Oktobersonne.

Der Garten war eine Wildnis, in seinen herbstlichen Farben jedoch wunderschön. In dem hohen Gras lagen Blätter in allen Schattierungen von Orange, Rot und Braun. Üppiges Geißblatt überwucherte den alten Schuppen am hinteren Ende und bildschöne zyklamfarbene Blumen blühten in Terracottatöpfen neben einer Holzbank. Der Garten war von Wald umgeben, der ihn von der neuen Wohnsiedlung abschirmte, die, wie ich wusste, hinter den Bäumen entstand. Es würde wahrscheinlich nicht lange dauern, bis das Cottage neue piekfeine Nachbarn mit Schlafzimmern mit eigenen Bädern und Hauswirtschaftsräumen und integrierten Garagen bekam; ich hatte Glück gehabt, dass ich es mieten und die natürliche Umgebung genießen konnte, solange sie noch existierte. An diesem Ende der Straße gab es keine Nachbarn und das Einzige, das ich hören konnte, war das Plätschern des Flusses, der durch den Wald floss, das Säuseln des Windes in den Blättern und in der Ferne einen Specht, der emsig einen Baum bearbeitete. Diese Geräusche hatten sich seit Hunderten von Jahren nicht verändert, dachte ich und schloss die Augen.

»Oh, Koffein, komm zu Mama«, Nells Stimme brachte mich zurück ins 21. Jahrhundert, und ich drehte mich um und sah sie in den Garten hinaustreten, ihre Nase folgte dem Duft des Kaffees.

Wir gingen in den hinteren Teil und setzten uns auf die alte Bank.

»Danke für deine Hilfe«, sagte ich und reichte ihr eine Tasse. »Ohne dich hätte das Ewigkeiten gedauert.«

»Wofür hat man gute Freunde?«, antwortete sie und versetzte mir einen liebevollen Stoß. »Außerdem konnte ich es nicht abwarten, mich umzusehen.«

Nell und ich waren seit unserem ersten Tag im College mit sechzehn die besten Freundinnen und hatten einander immer unterstützt. Ich hatte allein in der Cafeteria gesessen und eine Banane aufgeschnitten, nachdem ich mein von zu Hause mitgebrachtes Sandwich gegessen hatte, als Nell ihr Tablett, ohne zu fragen, neben meins geknallt und sich hingesetzt hatte.

Ich erinnerte mich, dass ich total fasziniert von ihr gewesen war; ihr welliges kupferfarbenes Haar und ihre Sommersprossen, ihr Vertrauen, dass es für mich völlig okay war, dass sie sich neben mich setzte.

»Oh, wow, wie du die Bananenscheiben arrangiert hast: Das ist total schön.«

»Danke.« Ich sah auf die traurigen Bananenscheiben, die ich in der Schale liegen gelassen hatte, um keinen Teller zu brauchen.

»Meine Mutter würde dich lieben.« Nell spritzte Ketchup auf ihre Fritten und schaffte es, dass er auf ihrem T-Shirt landete. »Oh, Scheibenkleister. Du bist eine ordentliche Esserin. Im Gegensatz zu mir.«

Ich lachte; ich kannte niemanden, der Scheibenkleister als Fluch benutzte. Es war offensichtlich, dass sie vornehm und reich war. »Ich bin nicht ordentlich, ich stecke dauernd in Schwierigkeiten, weil ich so ein Chaos anrichte.«

Sie lächelte nur und schob ihr Tablett zu mir hin und bot mir von ihrer Pizza an. »Bitte hilf mir hierbei, sonst komme ich zu spät zur nächsten Stunde.«

»Okay«, antwortete ich nach einer Nanosekunde Bedenkzeit, »aber nur, wenn du meine Banane mit mir teilst.«

»Deal.«

Danach haben wir jeden Tag zusammen gegessen. Ich habe etwas von zu Hause mitgebracht, und sie hat in der Cafeteria genug Essen gekauft, um es mit mir zu teilen. Es war die beste Mahlzeit und das Highlight meines Tages. Aber die Freundschaft war nicht einseitig; ich war eine sehr viel bessere Schülerin als sie und habe ihr regelmäßig bei den Hausaufgaben geholfen. Und ich habe sie ermutigt, gesünder zu essen, was irgendwann dazu führte, dass sie sich für Ernährung interessiert hat. Unser Hintergrund hätte nicht unterschiedlicher sein können: sie war vornehm und privilegiert und hatte Eltern, die ihr die Luft zum Atmen nahmen, und ich … nun ja, ich hatte das nicht. Aber Nell war das egal, sie mochte mich, weil ich ich war, und ich mochte sie.

Sie war immer noch vornehm, aber um einiges ärmer, seit sie Olek geheiratet hatte, den ihre Eltern ablehnten; Olek war Schlosser, geschieden und hatte einen dreizehn Jahre alten Sohn. Sie hatte ihre Missbilligung noch verschlimmert, indem sie Nell’s Nuts aufgemacht hatte, einen Stand auf dem Markt in Wetherley, an dem sie Trockenobst, Nüsse und Samen verkaufte. Ihr Leben bewegte sich meilenweit von dem Leben entfernt, das ihre Eltern sich für sie vorgestellt hatten, doch Nell war viel zu verliebt, um sich darum zu scheren, was sie dachten.

Jetzt, nachdem sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, erwischte ich sie dabei, wie sie den Zustand des Gartens in Augenschein nahm; die verwilderte Hecke und die Garteneinfassung, die mit Disteln und Brombeeren durchsetzt war. Es mit ihren Augen zu sehen, ließ einen Anfall von Zweifel aufkommen.

»Ich weiß, dass es ein bisschen ungepflegt ist«, sagte ich, »aber es ist meins, und das ist es, was zählt.«

»Du bist unglaublich«, Nell schüttelte langsam den Kopf. »Du hast deine Arbeit verloren, Merry and Bright gegründet, eine Beziehung beendet, die für dich nicht funktioniert hat, und bist dann in dieses Haus gezogen. Ich bin stolz auf dich.«

»Danke. Aber um ganz ehrlich zu sein, bin ich nicht entlassen worden, ich habe freiwillig gekündigt«, ich lächelte sie verstohlen an.

»Was?« Nells Augen wurden ganz groß. »Warum hättest du das tun sollen?«

»Weil es dann, wenn ich das nicht getan hätte, vielleicht Trisha, eine meiner Kolleginnen, getroffen hätte, und das konnte ich der armen Frau nicht antun.«

Tractor World hatte Entlassungen angekündigt, und Trisha war überzeugt gewesen, dass es sie treffen würde, weil sie noch nicht lange dabei war. Sie unterstützte ihren kranken Ehemann und sparte für die Hochzeit ihrer Tochter. Ich hatte sie weinend im Flur getroffen und spontan beschlossen, freiwillig anzubieten, dass ich kündigte, damit ihr Job sicher war.

»Du Spinnerin.« Sie lachte. »Du hast ein zu weiches Herz.«

Ich zuckte die Schultern. »Die Dinge passieren nicht grundlos. Ich habe nie wirklich gern dort gearbeitet. Außerdem schien es mir die perfekte Gelegenheit zu versuchen, aus den Kerzen ein Geschäft zu machen. Denn das ist etwas, was ich wirklich mit Leidenschaft mache.«

»Einfach so?«, staunte Nell. »Ich beneide dich. Ich habe ungefähr vier Jahre gebraucht, bis ich den Mut hatte, Nell’s Nuts zu eröffnen.«

Im Gegensatz zu mir war Nell die langsamste Entscheidungstrefferin der Welt. Nicht untalentiert, nur langsam.

Das einzige Mal, dass sie sich absolut spontan entschieden hatte, war, als ihr Vater ihr erklärt hatte, dass er die Heirat mit Olek nicht unterstützen würde, weil er nicht das war, was er sich für seine einzige Tochter vorgestellt hatte. Er hatte sie gezwungen, sich zwischen ihrem Freund und ihrer Familie zu entscheiden. Der gutmütige Olek mit seinen breiten Schultern, seinem blonden Haarschopf und seiner absoluten Ergebenheit Nell gegenüber hatte gewonnen, und am nächsten Morgen wurden Pläne für die Hochzeit geschmiedet.

Die Beziehung zu den Eltern hatte sich im Lauf der Zeit wieder etwas verbessert, vor allem weil Olek ein Familienmensch war und Nell ermutigt hatte, es immer wieder bei ihren versnobten Eltern zu versuchen. Wie es schien, gab ihr Vater vor seinen Kumpeln auf dem Golfplatz immer wieder damit an, dass seine Tochter eine Händlerin war, was auch stimmte, wenn man einmal davon absah, dass sie mit Datteln statt mit Devisen Geschäfte machte.

»Es war eine riskante Entscheidung«, gab ich zu. »Glücklicherweise hat alles funktioniert. Im Gegensatz zu meinem Heiratsantrag. Das war ein Risiko zu viel. Daniel hat recht; ich gucke nicht, bevor ich springe.«

»Du bist spontan!«, protestierte Nell. »Das macht es zu so einem Abenteuer, deine Freundin zu sein.«

»Wenn das so ist …«, ich stand auf, »sollen wir ganz spontan ein paar der Kisten in der Küche in Angriff nehmen?«

Sie stibitzte sich den letzten Keks und kam mit einem Stöhnen auf die Füße. »Ja, Mylady. Nachdem ich dem kleinsten Raum einen Besuch abgestattet habe.«

Ich zeigte Nell das Bad, das von der Küche abging.

»Macht es dir nichts aus, wenn du nachts zum Pinkeln die Treppe runtermusst?«, fragte sie.

»Wahrscheinlich schon«, sagte ich und schauderte bei dem Gedanken an meine kalten, nackten Füße auf den Fliesen. »Da hast du’s, siehst du. Ich treffe schnelle Entscheidungen, ohne die Konsequenzen zu bedenken.«

Ich fing mit den Kartons in der Küche an, während sie im Bad war. Ich packte das Besteck in die Schubladen der Anrichte und stapelte das Geschirr in die Regale.

»Aber du gibst nicht auf«, fuhr Nell fort, während sie sich die Hände an ihrer Jeans abtrocknete. »Du fängst dich selbst auf und ziehst zur nächsten Herausforderung weiter.«

Ich schob sie zu dem Karton mit den Kochtöpfen, die ausgepackt werden mussten, und sie legte los.

»Aber ich will nicht immer so weitermachen«, sagte ich traurig. »Als Daniel meinen Antrag abgelehnt hat, hat er gesagt, dass es nicht an mir liegt, sondern an ihm. Aber wenn es nun doch an mir liegt? Ich könnte vielleicht so weitermachen, aber ich bin den vierzig Jahren näher als dem Sesshaftwerden.«

Sie betrachtete die Reihe von Bechern, die ich schon auf der Anrichte arrangiert hatte. »Auf mich wirkst du ziemlich sesshaft.«

»Du weißt, was ich meine. Nein, ich denke, dass es Zeit für eine neue Herangehensweise ist.« Ich lehnte mich an die Arbeitsfläche. »Spontan zu sein und Risiken einzugehen ist gut und schön, aber es bringt mich nicht dahin, wohin ich will. Ich will nicht den Schmerz einer weiteren Trennung erleben, wie ich das gerade getan habe. Wenn ich Stabilität in meinem Leben will, muss ich organisiert sein. Keine schnellen Entscheidungen mehr. Ich muss einen Plan machen und mich daran halten, das ist mein neues Motto. Guck mal, ich habe mir sogar einen Terminkalender zugelegt.«

Ich griff nach dem Tischterminkalender, den ich zu einem Spottpreis gekauft hatte, weil das Jahr bereits zu zwei Dritteln herum war, und schwenkte ihn in der Luft. Bis jetzt war nur ein Eintrag darin: Einzug ins Holly Cottage.

»Dieses neue Motto, das hat nichts damit zu tun, Daniel zurückzugewinnen?« Sie kniff die Augen zusammen.

»Nein«, sagte ich. »Aber seien wir doch mal ehrlich, spontan zu sein, hat sich bisher nicht ausgezahlt, oder?«

»Hmmm«, Nell sah nicht überzeugt aus. »Wenn du das sagst. Komm, lass mich mal ein Datum in deinen Terminkalender eintragen.«

Ich wurde munter und gab ihn ihr. »Mädelsabend?«

»So was in der Art.« Sie blätterte zehn Tage vor. »Da ist das Weihnachtsprojekttreffen, auf dem wir besprechen wollen, wie wir Benny Dunford Ehre erweisen können.«

Ich hatte Benny nicht gut gekannt, aber er war angeblich der Einwohner Wetherleys mit dem größten Gemeinschaftsgeist gewesen, und sein Tod im Sommer hatte alle traurig gestimmt. Er war einer dieser Menschen, die andere zusammenbrachten, und es war schön, dass man sich an ihn erinnerte. Ich hatte in der Vergangenheit bei Gemeinschaftsaktionen mitgeholfen, aber ich wollte nicht in die Organisation dieser involviert werden.

»Weißt du, Nell, ich hatte nicht vor hinzugehen«, sagte ich. »Du weißt, Weihnachten ist immer eine merkwürdige Zeit für mich und dieses Jahr … ich hatte mich so darauf gefreut, es mit Daniel zu feiern. Wie eine richtige Familie. Eigentlich will ich alles, was mit Weihnachten zu tun hat, dieses Jahr einfach vergessen.«

Ihre Lippen wurden zu einer dünnen Linie, und sie verschränkte die Arme. »Du weißt, dass richtige Familien sehr oft zu viel essen und trinken und dass es damit endet, dass sie sich streiten.«

»Okay, aber ich habe trotzdem keine Lust an einem langen, langweiligen Meeting teilzunehmen, während irgendjemand Punkte auf einer nie endenden Liste abhakt, deshalb denke ich, dass ich das lasse.«

Nell grinste. »Daniel hat gesagt, dass du Nein sagen wirst.«

Ich starrte sie an. »Wann hat er das gesagt?«

»Er hat am Stand vorbeigeschaut, um ein paar Cashewnüsse zu kaufen. Er ist dem Komitee beigetreten. Genau wie die neue Schulleiterin.«

Ich richtete mich auf. »Tasha Sandean?«

Nell nickte. »Wie es scheint, rüttelt sie die Schule echt wach. Sie klingt nach jemandem, den wir kennenlernen sollten.«

»Daniel kennt sie sogar.« Ich erzählte Nell von Tasha und dem Versprechen, ihn unter dem Mistelzweig zu küssen, wenn er mit vierzig immer noch Single war.

»Wow«, Nells Augen wurden groß. »Okay, ich gehe definitiv zu dem Meeting, und du musst das auch. Bist du nicht neugierig, wie sie aussieht?«

»Weißt du was, ich komme doch mit«, sagte ich lässig. »Jetzt, wo ich hier im Ort ein Geschäft habe, sollte ich mich vielleicht mehr einbringen, vielleicht hilft es mir ja, neue Kontakte zu knüpfen. Meinst du nicht?«

»Bestimmt.« Nell versuchte, ihr Grinsen zu verbergen. »Natürlich hat das nichts mit Daniel oder Tasha zu tun und damit, dass du total neugierig bist.«

»Natürlich nicht. Ich mag es, Projekte zu planen.« Ich gab ihr einen Pappkarton mit Küchenutensilien. »Hilfst du mir jetzt, diese Holzlöffel auszupacken, oder bist du für heute fertig?«

Kapitel 2 Cole

15. Oktober

Coles Körper war angespannt wie ein Flitzebogen hinter dem Lenkrad, die Arme waren verkrampft, der Kiefer stramm. Noch sieben Minuten bis zu dem Videoanruf. Noch sieben Minuten, um nach Hause zu seinem iPad zu kommen und ihn anzunehmen. Dieser Anruf war zu wichtig, um sich auf das unzuverlässige Netz in dem Baucontainer auf der Baustelle in Wetherley zu verlassen. Umgeben von Bäumen, würde das einmal ein schöner Platz sein, um dort zu leben, aber im Moment war es ein Internet-Schandfleck.

Er hatte seinen ganzen Nachmittag um diesen Anruf herum organisiert, hatte Josh, seinem Vorarbeiter, eingeschärft, dass er heute um drei gehen musste, egal, was passierte. Er war rechtzeitig losgefahren, oder hatte das zumindest gedacht, doch auf der halbstündigen Fahrt hatte es diverse Umleitungen und Staus gegeben und jetzt war die Zeit gefährlich knapp. Die Angst, das hier zu verbocken, war real und er begann zu schwitzen.

»Werd grün, werd grün, werd grün«, skandierte er leise, als er auf weitere Ampeln zufuhr. Doch sie blieben unbeeindruckt auf Rot und zwangen ihn zu bremsen.

Sobald er freie Fahrt hatte, trat Cole das Gaspedal durch und beschleunigte. Ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er es immer noch schaffen konnte. In ein paar Minuten würde er in die Rectory Lane einbiegen. Er biss die Zähne zusammen, als er die Geschwindigkeit reduzieren und langsam über die Temposchwellen fahren musste, aber es ging nicht anders; in den luxuriösen frei stehenden Häusern zu beiden Seiten von ihm lebten Familien, und die Verkehrsberuhigung hatte ihren Grund. Schließlich bog er in die Auffahrt von Nummer sechzehn ein, schaltete den Motor aus und zog die Handbremse an.

Im nächsten Moment war er aus dem Wagen und rannte die Metalltreppe hoch, die zu dem Apartment über der Garage führte. Auf seinem Handy leuchtete eine neue SMS von Lydia auf. Er musste die Nachricht von seiner Ex-Frau nicht öffnen, um zu wissen, was darin stand. Nicht vergessen. Sei da, wenn Harley anruft. Er will unbedingt mir dir reden. Er konnte ihr keinen Vorwurf machen, wenn sie sich rückversichern wollte; er hatte sie in der Vergangenheit oft genug enttäuscht. Aber er hatte seine Lektion auf die harte Weise gelernt und versuchte jetzt, es besser zu machen, und er hatte es nicht vergessen, wie könnte er? Das heutige Datum würde für immer in sein Gedächtnis eingraviert sein. Es war der Tag, an dem er Vater geworden war.

Er fingerte an den Schlüsseln herum und verschaffte sich genau in dem Moment Einlass, als das iPad auf dem Sofatisch zu klingeln begann. Er warf sich aufs Sofa und berührte den Bildschirm, um den WhatsApp-Videoanruf anzunehmen, und seine beiden Lieblingsmenschen erschienen vor ihm auf dem Bildschirm.

»Hallo, Dad!«, riefen sie einstimmig.

Cole lachte, er war nach dem Sprint außer Atem. »Hey, Guten Morgen, ihr beiden, und alles Gute zum Geburtstag, Harley.«

»Danke, Dad.«

Cole versuchte, das Stechen in seinen Augen zu ignorieren. Sein wunderbarer Junge, der heute zwölf und langsam erwachsen wurde. Neben ihn quetschte sich die achtjährige Freya, sein geliebtes Mädchen. Und beide waren viereinhalbtausend Meilen von ihm entfernt.

Er erinnerte sich an den Abend, an dem er die Kinder wieder bei Lydia abgesetzt und sie ihm erklärt hatte, dass sie aus heiterem Himmel von einem Headhunter für ihren Traumjob akquiriert worden war, und wie er genickt hatte, sich für sie gefreut und sich die ganze Zeit gefragt hatte, wo der Haken war, der Grund, warum ihre Körpersprache so angespannt und nervös war, ihre Augen überallhin nur nicht zu ihm sahen. Und dann kam es, der Job war in Whistler, einem Skiurlaubsort in Kanada, ein Einjahresvertrag, die Saisonkräfte zu beaufsichtigen, die Zeitarbeiter, die jeden Winter für die Arbeit in den Hotels rekrutiert wurden.

Sie hatte alle Gründe aufgezählt, warum das nicht nur für sie, sondern auch für die Kinder ein guter Schritt war. Sie hatte gesagt, dass ihre Lebenshaltungskosten gedeckt sein würden, die Kinder eine exzellente Schule besuchen könnten und dass ein Skipass ihnen eine ganze Saison lang Zugang zu Weltklasseskihängen bieten würde. Sie hatte gesagt, dass es viel verlangt war zu fragen und viel zu akzeptieren und dass sie das Angebot ablehnen würde, wenn er ernsthaft dagegen war, doch dass sie wirklich das Gefühl hatte, dass Harley und Freya es lieben würden. Er hatte ernst zugehört, versprochen, genau darüber nachzudenken, und gefragt, ob er darüber schlafen könnte. Dann war er nach Hause gegangen und hatte geweint, als würde sein Herz brechen.

Sie hatten beide dunkles rostbraunes Haar und braune Augen wie er.

Freya hatte Lydias feine, glänzende Wellen, während Harleys Haar dick und glatt war wie bei allen Robinson-Männern. Cole schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter; ihre Gesichter zu sehen, war das Highlight seines Tages, doch seine Kinder nicht in den Arm nehmen zu können, war die reinste Tortur.

Als sie abgereist waren, hatte er sich nicht vorstellen können, jemals wieder vernünftig zu schlafen mit dem Wissen, dass sie am anderen Ende der Welt waren, außerhalb seiner Reichweite, außerhalb seines Alltags und dass er einen Tag brauchen würde, um zu ihnen zu kommen, sollte etwas Schlimmes passieren. Zwei Monate später hatte er gelernt, damit zu leben, war aber nie mehr wirklich entspannt gewesen.

»Habt ihr etwas Besonderes zum Frühstück gegessen?«, fragte er bemüht enthusiastisch.

Harley nickte. »Pancakes mit Ahornsirup und Bacon.«

»Ich hatte Marmelade auf meinem.«

Cole griff sich an den Bauch und stöhnte. »Ich bin so neidisch, ihr Glücklichen. Ich möchte auch welche.«

Seine Kinder lachten, und er lachte mit ihnen, sein Herz barst vor Liebe.

Cole stellte ihre Trennung immer positiv hin, betonte, wie wunderbar das alles war, wie glücklich sie sein konnten, dort zu leben, wo sie lebten. Aber an manchen Tagen war es die reinste Höllenqual, die Fassade aufrecht zu halten. Die Videoanrufe waren großartig, doch er vermisste es, so zu tun, als würde er mit Harley kämpfen, ihn als Entschuldigung zu umarmen, er vermisste es, ihn zum Fußballtraining zu fahren und zu hören, wie er ihm anvertraute, was in seinem Leben passierte. Er vermisste Freya, die in seine Arme gerannt kam, sodass er sie schnappen und an sich drücken und ihr Erdbeershampoo riechen konnte, er vermisste es, Teddybärenpicknick mit ihr zu spielen und obwohl er nie gedacht hätte, dass er das einmal sagen würde, vermisste er es sogar, sich zum Wer-weiß-wievielten-Mal Vaiana anzusehen.

»Kann ich jetzt mein Paket aufmachen?« Harley hielt das große Airmail-Paket mit den Geschenken hoch, das Cole viele Wochen im Voraus geschickt hatte, um sicherzugehen, dass es rechtzeitig ankam.

»Natürlich.« Cole lachte, als Freya sich auf ihre Hände setzen musste, um nicht beim Auspacken zu helfen, während Harley das Paket aufriss. »Harley«, schmeichelte Freya, »darf ich ein Päckchen aufmachen, bitte?«

Ihr Bruder zerzauste ihr die Haare und seufzte. »Ich denke schon.«

»Da ist auch eins mit deinem Namen drauf, Süße«, sagte Cole. »Auf dem Einpackpapier sind Regenbögen. Alles Gute zum Nicht-Geburtstag.«

Harley reichte es ihr, und sie schnappte vor Freude nach Luft.

Fünf Minuten später war das Paket leer und Harleys Bett voll mit zerknülltem Geschenkpapier.

»Danke für die Kopfhörer und die Turnschuhe, Dad«, sagte Harley, der die Hörer bereits in den Ohren hatte. »Großvater und Tante Hester rufe ich später an, um mich bei ihnen zu bedanken.«

»Guter Junge.« Cole war stolz auf seinen Ältesten; er war ein gutes Kind, schlau und kontaktfreudig, und Lydia zufolge blühte er im Outdoor-Leben des kanadischen Skiurlaubsorts auf. Plötzlich hatte er einen Flashback von dem Tag, an dem Harley zur Welt gekommen war. Er hatte seinen Erstgeborenen in den Armen gehalten und ihm ein Versprechen gegeben: Ich werde immer für dich da sein, immer. Trotzdem wuchs sein Junge jetzt auf der anderen Seite der Welt heran. Falls Cole jemals eine Erinnerung gebraucht hätte, dass er als Vater versagt hatte, war es das.

Freya hielt ihren neuen Bären vor dem Bildschirm hoch. »Ich nenne ihn Daisy. Gib Daisy einen Kuss, Daddy.«

Cole blies einen Kuss zum Bildschirm hin. »Hallo, Daisy, schön dich kennenzulernen.«

Daisy war der Name ihrer besten Freundin, die Freya zurückgelassen hatte. Sie waren jetzt zwei Monate dort und schienen keine Schwierigkeiten zu haben, sich einzuleben. Vielleicht war das Freyas Art, ihm zu sagen, dass sie ihr Zuhause doch vermisste.

»Sagt Dad jetzt Auf Wiedersehen«, hörte er Lydias Stimme im Hintergrund, »der Schulbus ist gleich da.«

Cole hatte ein flaues Gefühl im Magen; in wenigen Sekunden würden sie wieder weg sein. »Hab einen schönen Geburtstag, Harley, schick mir später ein paar Fotos, damit ich sehen kann, was du gemacht hast. Bye, bye, Freya, hab einen schönen Tag. Ich liebe euch beide.«

Nachdem die Kinder sich verabschiedet hatten, stand Cole vom Sofa auf, holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank und genehmigte sich einen schönen, kalten Drink, bevor er unter die Dusche ging, um den Schmutz abzuwaschen, der dazugehörte, wenn man mit dem Bauen von Häusern sein Geld verdiente.

Sie waren großartige Kinder, dachte er, als er sich auszog und seine Sachen in den Schmutzwäschekorb warf. Freya fragte höflich, ob sie ein Geschenk öffnen durfte, und Harley sagte netterweise Ja. Obwohl er sie wie verrückt vermisste, musste er zugeben, dass Lydia ihren Job als Mutter gut machte.

Als der Dampf des heißen Wassers ihn einhüllte, gingen seine Gedanken zurück zum letzten Mal, dass er sie persönlich gesehen hatte, dem Tag, an dem sie das Land verlassen hatten. Lydia hatte gesagt, dass sie sich für ihren Flug nach Vancouver ein Taxi zum Manchester Airport nehmen könnten, doch Cole hatte keine Sekunde mit ihnen missen wollen, ihren Anblick in sich aufnehmen und ihre Macken und Gewohnheiten in sich speichern wollen, um davon zu zehren, bis er sie wiedersah. Deshalb hatte er sie gefahren und Lydia geholfen, das viele Gepäck einzuchecken. Während sie durch die Flughafenhalle zum Abflugbereich gegangen waren, er und Lydia direkt hinter den Kindern, hatte er auf die Handgepäckanhänger der Airline an ihren Rucksäcken geschaut und gespürt, wie der Angstknoten in seinem Bauch immer größer wurde. Er hatte seit Wochen gewusst, dass seine Kinder ihn an diesem Tag verlassen würden, doch ein Teil von ihm hatte die Wahrheit nicht akzeptieren wollen. Obwohl es jetzt kein Zurück mehr gab.

Er hatte sich gezwungen sich zusammenzureißen, als sie sich von ihm verabschiedet hatten. Freya hatte von ihm losgerissen werden müssen, und selbst Harley hatte kurz das Visier hochgeklappt und seinem Vater erlaubt, ihm einen Kuss zu geben. Und dann war Lydia an der Reihe gewesen.

»Danke«, hatte sie gesagt und ihn leicht auf die Wange geküsst.

Er hatte mit den Schultern gezuckt. »Kein Problem, ich habe euch gerne gefahren.«

»Ich meinte dafür, dass du uns gehen lässt«, hatte sie klargestellt. »Dass du mich diesen Job annehmen lässt. Dass du es mir einfach machst. Viele Ex-Männer hätten Theater gemacht. Also, danke.«

»Oh, das hatte ich fast vergessen.« Lydia kramte in ihrer Tasche. »Hier ist meine E-Mail-Adresse auf der Arbeit. Nur für den Fall.«

Sie reichte ihm eine Visitenkarte. Seine Augen landeten auf ihrem Namen: Lydia Broom, Leiterin der Personalbeschaffung, Premier Ski Resorts, Whistler. Sie hatte ihren Mädchennamen wieder angenommen, stellte er traurig fest.

»Ich dachte, es wäre an der Zeit«, sagte sie, wobei ihre Wangen eine leichte Röte annahmen. »Neuer Job, neuer Start.«

Er tippte mit den Fingerspitzen auf die Karte. »Nur ein Jahr, richtig?«

»Der Vertrag ist nur für ein Jahr, ja. Dann kommen wir nach Hause.«

Er nickte, während er hoffte, dass seine Kinder eine großartige Zeit hatten, aber nicht so großartig, dass sie nicht nach England zurückwollten. »Ich bin stolz auf dich«, sagte er und küsste sie auf die Wange. »Das hast du verdient.«

Lydia hatte vor Harleys Geburt in der Personalabteilung einer Hotelkette gearbeitet. Später hatte sie wieder halbtags gearbeitet, bis Freya gekommen war. Doch der Spagat zwischen der Versorgung der Kinder und einem anspruchsvollen Job zusammen mit Coles langen Arbeitszeiten hatte sich als untragbar erwiesen, und Lydia hatte ihre eigenen Ziele aufgeschoben. Seit ihrer Scheidung hatte sie versucht, ihre Karriere wieder in Schwung zu bringen, und er hatte sie natürlich voll und ganz unterstützt. Was er nicht hatte voraussehen können, war, dass ihr Job seine Kinder so weit von ihm wegbringen würde.

»Danke«, sagte sie, während ihre Augen vor Tränen funkelten. »Du bist ein guter Mann.«

Sie legte die Arme um ihre Kinder, und sie entfernten sich von ihm zur Abflughalle hin. Er sah ihnen nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, und machte sich dann mit schwerem Herzen auf den Weg zum Parkplatz.

Ein guter Mann, hatte Lydia gesagt; aber nicht gut genug, um länger ihr Ehemann zu sein, hatte Cole gedacht.

Zehn Minuten später zog er sich ein T-Shirt und eine Jogginghose an und rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch trocken. Von unten war ein dumpfes rhythmisches Schlagen zu hören, was bedeutete, dass Paul einen Klienten in der Mangel hatte. Paul war Steuerberater gewesen. Als er Hester kennengelernt hatte, hatte er sich aber zum Personal Trainer und Motivationscoach umschulen lassen und betrieb jetzt in der Doppelgarage, die er in ein Fitnesscenter umfunktioniert hatte, das Smart Fitness Solutions. Der Raum darüber war gleichzeitig in ein separates Studioapartment umgerüstet worden. Es bestand aus einem offenen Raum mit einem Doppelbett an dem einen Ende, einem Sofa mit Blick auf den Fernseher in der Mitte und einem Küchenspülbecken sowie ein paar Schränken und einem Kühlschrank nahe der Tür. Cole hatte einen Wasserkocher, eine Mikrowelle und eine Kaffeemaschine, und um richtig zu kochen, ging er ins Haupthaus hinüber.

Das Apartment war klein für seine wuchtigen ein Meter achtzig, doch mit der Baustelle in Wetherley plus dem Sanierungsprojekt an der Hauptstraße, das er übernommen hatte, verbrachte er in der Regel nur wenig Zeit hier.