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Eine Spukgeschichte von E.T.A. Hoffmann!Der Erzähler Theodor entdeckt eines Tages in einer Residenzstadt ein kleines notdürftiges Haus, welches dadurch auffällt, dass es zwischen zwei wunderschönen Gebäuden steht. Als er ein paar Tage später auch noch eine weibliche Hand in einem der Fenster sieht, beginnt er fasziniert das Haus zu betrachten und versucht mehr über das "öde Haus" herauszufinden. Schließlich hört Theodor auch noch Geschichten darüber, dass es in dem Haus spuken soll...-
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Seitenzahl: 58
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E.T.A. Hoffmann
Saga
Das öde HausCoverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 1817, 2020 E.T.A. Hoffmann und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726642810
1. Ebook-Auflage, 2020
Format: EPUB 3.0
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Man war darüber einig, dass die wirklichen Erscheinungen im Leben oft viel wunderbarer sich gestalteten als alles, was die regste Phantasie zu erfinden trachte. „Ich meine,“ sprach Lelio, „dass die Geschichte davon hinlänglichen Beweis gibt und dass eben deshalb die sogenannten historischen Romane, worin der Verfasser in seinem müssigen Gehirn bei ärmlichem Feuer ausgebrütete Kindereien den. Taten der ewigen, im Universum waltenden Macht beizugesellen sich unterfängt, so abgeschmackt und widerlich sind.“ „Es ist“, nahm franz, das Wort, ,,die tiefe Wahrheit der unerforschlichen Geheimnisse, von denen wir umgeben, welche uns mit einer Gewalt ergreift, an der wir den über uns herrschenden, uns selbst bedingenden Geist erkennen.“ „Ach!“ fuhr Lelio fort, ,,die Erkenntnis, von der du sprichst! — ach, das ist ja eben die entsetzlichste Folge unserer Entartung nach dem Sündenfall, dass diese Erkenntnis uns fehlt!“ „Viele,“ unterbrach Franz den Freund, „viele sind berufen und wenige auserwählt! Glaubst du denn nicht, dass das Erkennen, das beinahe noch schönere Ahnen der Wunder unseres Lebens manchem verliehen ist wie ein besonderer Sinn? Um nur gleich aus der dunklen Region, in die wir uns verlieren könnten, heraufzuspringen in den heiteren Augenblick, werf’ ich Euch das skurrile Gleichnis hin, dass Menschen, denen die Sehergabe, das Wunderbare zu schauen, mir wohl wie die Fledermäuse bedünken wollen, an denen der gelehrte Anatom Spalanzani einen vortrefflichen sechsten Sinn entdeckte, der als schalkhafter Stellvertreter nicht allein alles, sondern viel mehr ausrichtet als alle übrigen Sinne zusammengenommen.“ „Ho ho,“ rief Franz lächelnd, „so wären denn die Fledermäuse eigentlich recht die geborenen natürlichen Somnambulen! Doch in dem heiteren Augenblick, dessen du gedachtest, will ich Posto fassen und bemerken, dass jener sechste bewunderungswürdige Sinn vermag, an jeder Erscheinung, sei es Person, Tat oder Begebenheit, sogleich dasjenige Exzentrische zu schauen, zu dem wir in unserem gewöhnlichen Leben keine Gleichung finden und es daher wunderbar nennen. Was ist denn aber gewöhnliches Leben? — Ach, das Drehen in dem engen Kreise, an den unsere Nase überall stösst, und doch will man wohl Kurbetten versuchen im taktmässigen Passgang des Alltagsgeschäfts. Ich kenne jemanden, dem jene Sehergabe, von der wir sprechen, ganz vorzüglich eigen scheint. Daher kommt es, dass er oft unbekannten Menschen, die irgend etwas Verwunderliches in Gang, Kleidung, Ton, Blick haben, tagelang nachläuft, dass er über eine Begebenheit, über eine Tat, leichthin erzählt, keiner Beachtung wert und von niemandem beachtet, tiefsinnig wird, dass er antipodische Dinge zusammenstellt und Beziehungen herausphantasiert, an die niemand denkt.“ Lelio rief laut: „Halt, halt, das ist ja unser Theodor, der ganz was Besonderes im Kopfe zu haben scheint, da er mit solch seltsamen Blicken in das Blaue herausschaut.“ ,,In der Tat,“ fing Theodor an, der so lange geschwiegen, „in der Tat waren meine Blicke seltsam, solang darin der Reflex des wahrhaft Seltsamen, das ich im Geiste schaute. Die Erinnerung eines unlängst erlebten Abenteuers“ — „O erzähle, erzähle,“ unterbrachen ihn die Freunde. „Erzählen“, fuhr Theodor fort, ,,möcht’ ich wohl doch muss ich zuvörderst dir, lieber Lelio, sagen, dass du die Beispiele, die meine Sehergabe dartun sollten, ziemlich schlecht wähltest. Aus Eberhards Synonymik musst du wissen, dass wunderlich alle Äusserungen der Erkenntnis und des Begehrens genannt werden, die sich durch keinen vernünftigen Grund rechtfertigen lassen, wunderbar aber dasjenige heisst, was man für unmöglich, für unbegreiflich hält, was die bekannten Kräfte der Natur zu übersteigen oder, wie ich hinzufüge, ihrem gewöhnlichen Gange entgegen zu sein scheint. Daraus wirst du entnehmen, dass du vorhin rücksichts meiner angeblichen Sehergabe das Wunderliche mit dem Wunderbaren verwechseltest. Aber gewiss ist es, dass das anscheinend Wunderliche aus dem Wunderbaren sprosst, und dass wir nur oft den wunderbaren Stamm nicht sehen, aus dem die wunderlichen Zweige mit Blättern und Blüten hervorsprossen. In dem Abenteuer, das ich euch mitteilen will, mischt sich beides, das Wunderliche und Wunderbare, auf, wie mich dünkt, recht schauerliche Weise.“ Mit diesen Worten zog Theodor sein Taschenbuch hervor, worin er, wie die Freunde wussten, allerlei Notizen von seiner Reise her eingetragen hatte, und erzählte, dann und wann in dies Buch hineinblickend, folgende Begebenheit, die der weiteren Mitteilung nicht unwert scheint.