Das Provence-Lesebuch - Almut Irmscher - E-Book

Das Provence-Lesebuch E-Book

Almut Irmscher

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Beschreibung

Die Provence – das blühende Land des Lichts Die Vielfalt der Aromen ist betörend. Rosmarin und Thymian mischen sich mit wildem Knoblauch, und dann, unvermittelt, erobert Lavendelduft die laue Luft. Stürmisch breitet sein würziges Parfum sich aus und betört die Sinne. Mediterrane Wärme und heitere Gelassenheit bestimmen das Leben – wir sind in der Provence, dem Land des Lichts. Dort, wo die Magie des Südens mit dem Charme und der Lebenskunst Frankreichs verschmilzt. Wo die farbenprächtigen Spiele des Lichts, die verwunschenen Weiler, der Zauber der Natur und der Gesang der Zikaden das Herz umschmeicheln und man spürt: Das Leben ist schön. Die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur ist so vielseitig, wie dieser Name schon vermuten lässt. Da gibt es das Rhonedelta und die endlosen Schilfwälder der Camargue, da gibt es die noble Küstenregion der Côte d'Azur, die hohen Gipfel der Alpen und die gewaltige Schlucht des Grand Canyon du Verdon, da gibt es so unterschiedliche Städte wie das quirlige Marseille und das glamouröse Cannes. Könnte es noch bunter zugehen? Kommen Sie mit auf eine lebendige Entdeckungsreise! Geschichten, die Südfrankreich lebendig werden lassen, Kurzweil für zwischendurch, Stoff für die Träume von Provence und Côte d'Azur daheim oder im Urlaub vor Ort. Dieses Buch erzählt von der Provence und ihren Besonderheiten. Die einzelnen Geschichten greifen provenzalische Themen auf und lassen Sie in die besondere Atmosphäre dieses Landes eintauchen. Sie sollen Ihnen einen umfassenden Eindruck vermitteln, ohne dabei den Anspruch auf die Vollständigkeit eines gewöhnlichen Reiseführers zu haben. Auflistungen von Adressen, Daten und Fakten suchen Sie hier vergeblich. Stattdessen finden Sie unterhaltsame Impressionen und einen lebendigen Bilderbogen. Weiterführende Links helfen Ihnen bei der individuellen Reiseplanung, und auf www.almutirmscher.de erwartet Sie ein Fotoalbum mit vielen Bildern aus der Provence Damit Sie alle Sinne mit Impressionen aus Südfrankreich verwöhnen können, gibt es zu jedem Kapitel ein typisches Rezept. Lassen Sie sich überraschen! Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie sich nach Südfrankreich entführen. Bienvenue en Provence!– Willkommen in der Provence!

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Almut Irmscher

Das Provence-Lesebuch

Impressionen und Rezepte aus dem Land des Lichts

Inhalt

Einführung

Auf der Suche nach dem Parfum – Grasse

La fougassette – Orangenbrot aus Grasse

Gipfel der Individualisten – Mont Ventoux

Velouté de potiron aux truffes – Kürbissuppe mit Trüffeln

Wie Gott in Frankreich – das Essen in der Provence

Ratatouille – provenzalischer Gemüseeintopf

Crème brûlée au safran

Der Playboy und das Sexsymbol – Sommer in Saint-Tropez

Sorbet tropèzienne – Champagnersorbet

Im Rausch der Farben – die Ockerfelsen von Roussillon und Rustrel

Tapenade – eine Olivenpaste

Von Streiterei und Freudenfesten – Avignon

Papeton d’aubergines – eine Auberginen-Terrine aus Avignon

Auf dem Weg ins Licht – van Gogh in der Provence

Fleurs de courgettes – gefüllte Zucchiniblüten

Die Blüte der Provence – vom guten Leben in Vaison-la-Romaine

Salade de pois chiches avec des tomates – Kichererbsen-Tomaten-Salat

Bon marché? – Die Märkte der Provence

Dorade grillé provençale – gegrillte Dorade nach provenzalischer Art

Wildleben mit Mücke – die Camargue

Bœuf Gardiane – Rinderschmortopf aus der Camargue

Der Schädel und das Horoskop – die Geschichte des Nostradamus

Vin d’orange – Orangenwein

Ein Märchen mit traurigem Ende – Marseille

Bouillabaisse – Fischsuppe aus Marseille

Ein rauschendes Fest – die Zeit der Lavendelblüte

Truffes d’orange – Orangentrüffel

Felsen, Dichter und geheimnisvolle Höhlen – von Marseille nach Toulon

Poulet à Bandol – Hähnchen Bandol

Die Herde des Geryon – Besuch in Les Baux

Gâteau à la lavande – Lavendelkuchen

Traumstraßen an der Côte d’Azur – die Corniches

Salade niçoise

Berg der Blitze – die Naturwunder des Parc National de Mercantour

Legumes des jardins de Provence – Gemüse aus den Gärten der Provence

Vom Mut, den Apfel zu essen – eine Kinderrechtlerin in der Provence

Biscuits aux fleurs de lavande – Lavendelblütenplätzchen

Wasser Marsch! – Von der Baukunst der Aquädukte

Aïoli

Am Zenit des Glamours – die Filmfestspiele von Cannes

Îles flottantes – schwimmende Inseln

Der Grand Canyon von Europa – les Gorges du Verdon

Quiche provençale

Vom Siegeszug der Liebeslieder – die Troubadoure

Soupe aux fèves de Marseille – Bohnensuppe aus Marseille

Heilkräfte und Blütenpracht – die Gärten von Salagon

Pistou – provenzalische Kräuterpaste

Nietzsche, Kakteen und Luxushotels – Èze

Confiture de melon – Melonenmarmelade

Begegnung mit der Belle Époque – das Hotel Negresco

Pissaladière – Zwiebelkuchen aus Nizza

Eine spektakuläre Sichtung – UFOs über der Provence!

Nougat provençale

Die Prinzessin und die Millionäre – Ausflug nach Monaco

Barbajuan – Teigtaschen aus Monaco

Bücher, Verse und Platanen – drei Freunde aus Aix-en-Provence

Calissons d‘Aix – ein Konfekt aus Aix-en-Provence

Auf dem Weg in die Zukunft – ITER

Les crevettes à Pernod – Garnelen in Pernod

Der schreiende Baum – vom Lied der Zikaden

Gigot d'agneau en croûte de sel – Lammkeule in der Salzkruste

Summer of Seventy-One – Exile on Côte d’Azur

Loup de mer provençale – Seewolf nach provenzalischer Art

Explosion der Farben – Künstler im Licht der Provence

Clafouits de cerise – Kirsch-Auflauf

Das letzte Wort

Danksagung

Karte

Bilder

Einführung

Die Provence! Haben Sie auch gleich das Bild eines violett leuchtenden Lavendelfelds vor Augen? Erklingt in Ihrer Fantasie der alte melancholische Schlager von Nana Mouskouri? Fühlen Sie die Wärme der südlichen Sonne und sehen Sie den alten Bauern mit Rotwein, Baguette und schmackhaftem Käse? Es ist das typische Provence-Klischee, das wir vor Augen haben.

Aber unsere Vorstellung ist ein bisschen dürftig. Denn die Provence ist weit mehr als nur das. In Wirklichkeit reden wir von einem beachtlich großen Gebiet im Südosten von Frankreich, etwas größer als Belgien und fast so groß wie Nordrhein-Westfalen. Es ist die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur, und sie ist so vielseitig, wie dieser Name schon vermuten lässt. Da gibt es das Rhonedelta und die endlosen Schilfwälder der Camargue. Oder die noble Küstenregion der Côte d’Azur, die hohen Gipfel der Alpen und die gewaltige Schlucht des Grand Canyon du Verdon, außerdem so unterschiedliche Städte wie das quirlige Marseille und das glamouröse Cannes. Könnte es noch bunter zugehen?

Die Provence ist eine Landschaft für die Sinne. Ihre glanzvollen Farben schmeicheln dem Auge, die südliche Sonne wärmt die Haut – zumindest im Sommer, denn zur Winterzeit wird es hier ganz schön kalt. Doch bleiben wir im Sommer: Der Gesang der Zikaden betört das Ohr, die Aromen der Kräuter bezirzen die Nase – Rosmarin, Thymian und Lavendel sind allgegenwärtig. Kein Wunder, dass Grasse, die alte Welthauptstadt des Parfums, sich in dieser Region befindet.

Die Küche der Provence schöpft aus dem Vollen. Im hiesigen Klima gedeiht das Gemüse fabelhaft, pralle Auberginen, aromatische Tomaten, zarte Zucchini, saftige Paprika. Dazu gibt es kostbare Trüffel, würziges Olivenöl, hervorragenden Wein und die berühmten Kräuter der Provence. Was sich damit alles anstellen lässt, verraten die Rezepte, die Sie jeweils im Anschluss an die einzelnen Kapitel finden. Zaubern Sie sich damit den Geschmack der Provence in Ihre heimische Küche!

Dieses Buch erzählt von der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur und ihren Besonderheiten. Die einzelnen Geschichten greifen provenzalische Themen auf und lassen Sie in die besondere Atmosphäre dieses Landstrichs eintauchen. Begleiten Sie mich auf eine Reise mit unterhaltsamen Impressionen und einem lebendigen Bilderbogen. Auf meiner Website

www.almutirmscher.de

erwartet Sie außerdem ein Fotoalbum mit vielen schönen Aufnahmen aus der Provence, die Ihre Eindrücke abrunden.

 

Willkommen im Land des Lichts –

bienvenue en Provence!

Auf der Suche nach dem Parfum – Grasse

Beginnen wir dort, wohin unser erster Gedanke ging: im Lavendelfeld. Vor Jahren fuhr ich nach Grasse, der Welthauptstadt des Parfums, um in Aromen und Düften zu schwelgen. Die Stadt müsse ein einziges wogendes Meer aus Lavendel sein, so hatte ich es mir vorgestellt. Hübsche kleine Häuser, in denen glückliche Menschen leben, umgeben von Lavendelfeldern. Aber die Realität sah ganz anders aus.

Nicht nur, dass ich Grasse nicht so reizvoll fand, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich entdeckte auch kein einziges der lilastrahlenden Felder, die ich mir erträumt hatte. Die Französin, die ich in einem Parfumladen danach fragte, schüttelte nur den Kopf und sah mich verständnislos an. Dann machte sie eine ausholende Armbewegung und wies nach links: »250 Kilometer in diese Richtung«, sagte sie. Sie wird sich über die naive Touristin gewundert haben. Und tatsächlich hatte ich damals noch keine Ahnung.

Grasse liegt in etwa 300 Metern Höhe 20 Kilometer nördlich von Cannes. Tatsächlich war die Stadt ehemals von Blumenfeldern umgeben, da blühten außer Lavendel auch Rosen, Orangen, Jasmin und zahllose andere duftende Blumen. Doch heute ist es wirtschaftlicher, diese Blüten aus der Türkei, aus Indien oder aus Marokko zu importieren. Lediglich die Mairose Centifolia verströmt noch ihren betörenden Duft in der Gegend von Grasse, sechs Wochen lang im Frühjahr. Bis zu 100 Kilo Rosenblüten werden dann jeden Tag geerntet, um zu kostbarer Essenz weiterverarbeitet zu werden. Es ist der Duft dieser Blume, der zum Beispiel Chanels legendärem No. 5 seine betörende Note verleiht. Chanel No. 5 ist eines der Aushängeschilder von Grasse, denn es wurde hier kreiert.

Doch nicht immer war Grasse die Hauptstadt süßer Düfte. Es sind eher würzig-herbe Aromen gewesen, die die Atmosphäre der Stadt bis ins 17. Jahrhundert hinein dominierten. Denn Grasse fungierte als eine Metropole der Gerberei. Der Grund dafür, dass sich dieses Handwerk hier ansiedelte, ist das an den südlichen Ausläufern der Alpen überreichlich fließende Wasser. Das feine Leder, das in Grasse entstand, wurde zu Gürteln, Taschen, Schuhwerk und Handschuhen weiterverarbeitet.

Während der Epoche des Barocks kam dann in der feinen Gesellschaft die Mode auf, sich die Handschuhe zu parfümieren. Die Handschuhmacher aus Grasse begannen, Blütensaft zu extrahieren, um ihre Produkte schon köstlich parfümiert auf den Markt zu bringen. Die Mode ging, die Fertigung von Handschuhen verlagerte sich hin zu anderen Orten. Doch der Duft blieb. Die Manufakturen von Grasse spezialisierten sich auf die Herstellung edler Salben, Seifen und Parfums. Denn eine gute Versorgung mit Wasser dient auch dem Pflanzenwuchs. Und nicht nur damit besaß Grasse optimale Voraussetzung für den Anbau von Blumen aller Art. Das Klima im Hinterland der Côte d’Azur ist ausgesprochen freundlich, es gibt den Luxus von 300 Sonnentagen pro Jahr.

Die hochspezialisierten Fachleute von Grasse genießen Weltruf. Niemand beherrscht die Kunst der Duftstoffgewinnung so wie sie. Jahr für Jahr extrahieren sie die kostbaren Essenzen aus 10.000 Tonnen unterschiedlichster Blüten, sie beliefern nicht nur Parfumhersteller weltweit, sondern auch die Kosmetikindustrie und Produzenten von Waschmitteln, Geschmacks- und Aromastoffen.

Und selbstverständlich komponieren sie auch exquisite Düfte. Es gibt an die vierzig Parfumhersteller in der Stadt, die bekanntesten davon sind Fragonard, Molinard und Galimard. In der Altstadt von Grasse verkaufen sie die Produkte ihrer Kunst, manche öffnen auch die Tore ihrer Werkstätten für Besucher oder bieten wie Molinard sogar Kurse zur Parfumherstellung an.

Die Lernenden dürfen dabei ihren eigenen Duft kreieren. Sie erfahren zunächst, was Kopfnote, Basisnote und Fußnote eines Parfums ausmacht und können dann ganz nach ihrer persönlichen Vorliebe verschiedene Essenzen mischen. Dazu gibt es reihenweise Gläser mit farbigen Flüssigkeiten, Messbecher, Pipetten und Papierstreifen, die zur Verkostung der Düfte dienen. Nun heißt es, die Augen schließen und allein das Aroma auf sich wirken lassen. Rose? Zitrone? Verbene? Manche Extrakte riechen eher abstoßend, Neroliöl und Moschus für sich genommen stinken sogar richtiggehend. Doch die exakte Dosis in der geeigneten Kombination, das ist es, was den Zauber eines Parfums bewirkt.

Wer das Erlernte vertiefen möchte, kann im Anschluss das weltweit einzige Parfummuseum besuchen. Hier erfahren die Besucher, welche komplizierten Verfahren zur Gewinnung der Duftextrakte angewendet werden. Spezialisten pressen die Schalen oder destillieren die Blüten, sie tränken die Pflanzen in Fett, um damit deren Duftessenz zu extrahieren. Das Museum zeigt eine Sinfonie aus Kupferbottichen, Glaszylindern, Handpressen, Destillen und kunstvollen Flakons.

Spätestens jetzt gewinnen wir eine Vorstellung davon, was ein Parfümeur leisten muss. Solch ein Profi heißt nicht umsonst auch einfach nur »Nase«. Gute Parfümeure können bis zu 3.000 Gerüche auseinanderhalten, präzise erkennen und gekonnt miteinander kombinieren. Sie müssen wissen, welche Düfte miteinander harmonieren und welche Symbiosen diese miteinander eingehen, wenn sie gemischt werden. So etwas schaffen weltweit nur um die tausend Personen, fünfzig der besten davon leben in Grasse.

Zweifelsohne hat Grasse bessere Tage erlebt. Die Stadt duftet an den meisten Stellen nach allem Möglichen, aber nicht nach Parfum. Die Altstadt von Grasse ist eng, dicht zusammengepfercht reihen sich die Bauten am Hang entlang aufwärts. Oft sind die Häuserschluchten nur wenige Meter breit, kein Sonnenstrahl dringt in ihre Tiefen.

Diese Wohnlagen sind heutzutage nicht mehr besonders begehrt. Folge davon ist, dass die Gebäude heruntergekommen sind oder gleich ganz leer stehen. Überall bröckelt der braungraue Putz, in den Ecken sammelt sich Schmutz. Nicht gerade ein Aushängeschild für die Stadt der Düfte, in die die Touristen mit ganz anderen Erwartungen strömen. Spätestens seit Patrick Süskinds Bestseller »Das Parfum« ist Grasse nämlich in ihr Visier gerückt. Sie kommen, um ein Paradies für die Sinne zu erleben, und sie finden morbiden Verfall.

Inzwischen haben die Verantwortlichen wohl bemerkt, dass sie dagegenhalten müssen, denn sie haben damit begonnen, die Altstadt sanieren zu lassen. Die Häuser erstrahlen in frischem Putz, Blumenampeln zaubern neuen Charme in die Stadt der Blüten.

Und spätestens, wenn wie jedes Jahr im Mai die »Expo Rose« stattfindet, versöhnen sich die Menschen mit Grasse. Dann verwandelt sich die ganze Stadt in ein Meer aus prachtvollen Rosen aller Art und versinkt tief in deren wollüstigem, schwül-süßen Parfum. Grasse ist eben doch die Welthauptstadt des Parfums.

La fougassette – Orangenbrot aus Grasse

Zutaten:

500 g Mehl 50 ml Olivenöl 1 El süßer Senf 50 g Zucker 3 Eier 50 g Hefe 10 cl Orangenblütenöl 1 unbehandelte Orange 10 g Salz 300 ml lauwarmes Wasser Mehl zum Einstäuben Olivenöl zum Einfetten ein Wasserzerstäuber

Zubereitung:

Zunächst einen »Vorteig« herstellen. Dazu 100 g Mehl, den Zucker und 150 ml lauwarmes Wasser mit der Hefe gut vermischen. Den Teig in einer Schüssel mit einem Geschirrtuch abdecken und 40 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen, sodass das Volumen sich verdoppelt.

Die Orange waschen und mit dem Zestenschneider die Schale dünn abschälen (nicht das Weiße verwenden, weil das bitter schmeckt). Die Schale fein hacken und die Orange auspressen.

Das restliche Mehl auf eine Arbeitsfläche streuen, in die Mitte eine Mulde drücken. Die Eier hineinschlagen, Salz, Orangenblütenöl und Senf dazugeben.

Den Vorteig durchkneten, das Olivenöl einarbeiten und den Teig auf die Masse auf der Arbeitsplatte geben. Nun nach und nach alle Zutaten miteinander verkneten, dabei so viel lauwarmes Wasser zugeben, bis ein feuchter, lockerer Teig entstanden ist. Mindestens fünf Minuten lang kräftig weiterkneten. Danach in eine Schüssel geben und erneut abgedeckt 40 Minuten gehen lassen.

Den Backofen auf 230°C vorheizen. Die Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben, den Teig daraufgeben und erneut durchkneten. Dann ca. 1 cm dick ausrollen, in Quadrate von ca. 10 cm Seitenlänge schneiden, in die Mitte jeweils etwas Orangensaft träufeln und ein paar Orangenschalen daraufstreuen. Jeweils zwei Quadrate aufeinanderlegen und an den Seiten festdrücken.

Ein Backblech mit Olivenöl einstreichen, die Fladen darauflegen und mit etwas Olivenöl bepinseln. Mit Geschirrtüchern abdecken und 30 Minuten ruhen lassen. Anschließend in den Ofen geben und mit dem Wasserbestäuber kurz in den Ofen sprühen. 25 Minuten goldbraun backen. Fünf Minuten vor Ende der Backzeit noch einmal rasch mit dem Wasserbestäuber in den Ofen sprühen. Dadurch wird die Kruste knusprig.

Die Fladen aus dem Ofen nehmen, noch einmal mit Olivenöl bestreichen und auf einem Rost abkühlen lassen.

Gipfel der Individualisten – Mont Ventoux

Schneeweiß ragt seine Kuppe majestätisch in den Himmel. Ich komme aus Richtung der Ebene von Avignon, er wirkt wie ein Wesen aus einer anderen Welt – eben noch war ich am Meer, und plötzlich erhebt sich ein kolossaler Berg ganze 1.912 Meter in die Höhe! Eben noch empfand ich die Wärme fast schon als drückend, woher kommt jetzt der schneebedeckte Berg mitten im Hochsommer?

Da gibt es nur eins: Hinauffahren und es selbst herausfinden. Zu verlockend erscheint mir die Vorstellung, nach der Gluthitze mal kurz die Füße in frischen Schnee zu stecken! Die Südseite des Berges zieht sich relativ sanft empor, eine schmale Straße führt nach oben. Also nichts wie hinauf!

Doch kaum begebe ich mich auf diese Straße, sind sie wie emsige Insekten auf einer Ameisenstraße überall: unzählige Fahrradfahrer! Wie von einem geheimnisvollen Magneten angezogen strampeln sie bergauf, unaufhaltsam, unbeirrbar. Oder sie kommen mir auf der Gegenfahrbahn entgegen, lassen sich mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Tal rollen, die Gesichter teils gelöst und entspannt, teils scheinbar entrückt in die mir fremde Welt höchster sportlicher Triumphe. Was geht hier vor?

Ich bin am Mont Ventoux. Dieser Name bedeutete in einer uralten Sprache aus vorlateinischer Zeit so viel wie »von weitem sichtbarer Berg«. Den Kelten galt der Mont Ventoux wohl als ein heiliger Berg.

Später machte der italienische Dichter und Philosoph Francesco Petrarca den Gipfel berühmt, als er ihn im 14. Jahrhundert bestieg. Petrarca zeigte sich so überwältigt von dem spektakulären Panorama, welches sich ihm von der Höhe aus bot, dass er seine Denkweise radikal änderte: Fort von mittelalterlicher Abstraktion, mit der die diesseitige Welt nur als üble, aber notwendige Zwischenstation auf dem Weg ins ewige Leben betrachtet wird, hin zur individuellen Empfindung und zum subjektiven Naturerlebnis. Das ist spektakulärer, als es zunächst klingen mag, denn es bedeutete eine völlig neue und zur damaligen Zeit exotische Weltanschauung: die Empfindung der Schönheit der Natur als reiner Selbstzweck. Diese gewaltige Veränderung gilt heute als kulturhistorischer Schlüsselmoment auf dem Weg Europas vom Mittelalter in die Neuzeit. Und ganz nebenbei gilt Petrarca seitdem auch als der Vater aller Bergsteiger.

Es muss wohl ein vergleichbares individuelles Erlebnis sein, das die Radfahrer dazu anspornt, den 21 Kilometer langen Weg von Bédoin im Südwesten des Berges oder den etwas längeren vom östlich gelegenen Sault anzutreten und aufwärtszustrampeln. 1.600 Höhenmeter liegen vor ihnen und durchschnittliche 7,6 Prozent Steigung. Seit mehr als sechzig Jahren ist diese Strecke immer wieder ein Teilabschnitt der Tour de France. Der Mont Ventoux gilt sogar als einer der legendärsten Streckenabschnitte. Denn er stellt mit seinem langen und qualvollen Aufstieg eine wahrhaftige Herausforderung.

Seine schneeweiße Kuppe ist tatsächlich oft bis in den Mai hinein verschneit. Aber jetzt im Sommer ist es kein Schnee, der sie erstrahlen lässt, es ist das blankliegende Kalkgestein, aus dem der Gipfel besteht. In der Zeit vor der Französischen Revolution haben die Menschen diesen ehemals dicht bewaldeten Berg gerodet, um aus dem Holz Schiffe für die gewaltige Flotte des Ancien Régime zu bauen. An den unteren Hängen des Berges wurde der Wald wieder aufgeforstet, doch im Bereich des Gipfels hatte die Erosion mit Wind und Wetter dem Erdreich keine Chance gelassen: Der Gipfel verkarstete. Kein Baum findet hier mehr nahrhaften Boden, der ihm sein Wachstum ermöglichen würde.

Und so ragt er nackt und weiß in den strahlend blauen Himmel, stets mehr oder weniger heftig vom Wind umweht. Es ist der Mistral, der den Gipfel das ganze Jahr hindurch mit kräftigen, eisigen Böen peinigt. Dieser kalte Fallwind jagt aus nordwestlicher Richtung von Irland und Schottland herkommend das Rhônetal entlang. Und er ist es, den die Radfahrer am Mont Ventoux am meisten fürchten. Denn auch bei großer Sommerhitze ist am Gipfel mit eisigem Sturmwind zu rechnen.

Deshalb fordert der Berg seine Opfer. 1955 fiel ein Rennfahrer vor Erschöpfung in Ohnmacht und konnte nur mit Mühe gerettet werden, 1967 brach ein englischer Radrennfahrer am Gipfel tot zusammen, und Radlegende Eddy Merckx musste drei Jahre später mit Sauerstoff beatmet werden, weil er nach seinem Etappensieg einen Schwächeanfall erlitt. Jedes Jahr gibt es unter den Radamateuren zahlreiche Tote durch Unfälle oder Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit.

Da wäre es vielleicht angenehmer gewesen, an den Autorennen teilzunehmen, die ab dem Jahr 1900 auf der Strecke stattfanden. Wer die engen Kurven selbst einmal hinaufgefahren ist, ahnt, welchen Schwierigkeiten sich die Autorennfahrer hier stellten. Seit 1977 werden diese Rennen deshalb nicht mehr bis zum Gipfel ausgetragen, sondern enden bereits am Chalet Reynard, einem Bergrestaurant in 1.440 Metern Höhe.

Und seit 1990 gehört der Mont Ventoux zu den Biosphärenreservaten der UNESCO, um seine Pflanzenvielfalt zu schützen. Wer mit dem Moto-Cross oder Quad abseits der Wege im Naturreservat erwischt wird, dessen Fahrzeug wird beschlagnahmt. Bleiben wir also auf der Straße!

Endlich oben angekommen eröffnet sich mir Petrarcas Panorama. Und spätestens jetzt kann ich die Überwältigung des Dichters sehr gut verstehen. Richtung Nordosten genieße ich an diesem klaren Tag eine grandiose Aussicht auf die Gipfel der Alpen, im Südwesten flirrt die Hitze über den grünen Tälern der Provence, und im Hintergrund glitzert das Meer. Bei sehr klarem Wetter sind in der Ferne sogar die höchsten Spitzen der Pyrenäen zu erahnen. Der schneeweiße Gipfel des Mont Ventoux gleißt fast überirdisch vor diesem Rundblick.

Die Straße zieht sich ein Stück weit über den Grat hinweg, das ist der von Radfahrern gefürchtete »Sattel der Stürme«. Oben gibt es ein Observatorium, Sendeanlagen und ein Brasserie-Lokal für erschöpfte Radfahrer und Autotouristen. Es gibt auch Stände mit provenzalischen Spezialitäten zu astronomischen Preisen.

Auf der Weiterfahrt über die Nordseite des Berges geht es durch blühende Wiesen mit atemberaubender Blumenvielfalt wieder hinab in die bewaldeten Regionen. In diesen Wäldern der Nordseite gedeihen hochbegehrte Trüffel, die die Speisekarten der Restaurants im Tal bereichern.

Die 21 Kilometer lange Strecke führt hinunter nach Malaucène, wo Petrarca nach seiner Gipfelbesteigung im Jahre 1336 übernachtete und das Erlebte auf sich wirken ließ. Er besaß weder Fahrrad noch Auto, und noch heute tun die wahren Genießer es ihm gleich. Schöne Wanderwege führen durch die Wälder hinauf auf den kegelförmigen Gipfel, in dem die Kelten den Palast eines Windgottes vermuteten. Zahlreiche Artefakte, die auf dem Berg gefunden wurden, erzählen davon. So war es nicht Petrarca, der den Berg als erster bestieg, die Kelten kannten den erhabenen Blick vom Gipfel schon lange vor ihm. Wer kann es ihnen verdenken, wenn sie darin die Göttlichkeit zu erkennen glaubten?

Velouté de potiron aux truffes – Kürbissuppe mit Trüffeln

Zutaten für 4 Personen:

1 nicht zu großer Hokkaido-Kürbis (ca. 1 kg)

100 g Butter 250 g Crème fraîche 200 ml milder Weißwein 80 g schwarze Trüffel Salz Pfeffer

Zubereitung:

Den Kürbis waschen, teilen und die Kerne entfernen. Anschließend grob in Stücke schneiden. Hokkaido-Kürbis braucht nicht geschält zu werden.

Die Kürbisstücke zusammen mit dem Weißwein in einem Topf aufkochen, die Hitze reduzieren und den Kürbis 10 Minuten lang im Wein köcheln lassen. Danach mit dem Passierstab zerkleinern. Butter und Crème fraîche unterrühren, mit Salz und Pfeffer würzen.

Die Trüffel trocken abbürsten und hobeln. Die Hälfte der Hobelstreifen unter die Suppe heben und bei ganz milder Hitze 5 Minuten ziehen lassen, dabei auf keinen Fall aufkochen.

Die Suppe auf Tellern anrichten und mit den restlichen Trüffelhobeln bestreuen.

Mit frischem Baguette servieren.

Wie Gott in Frankreich – das Essen in der Provence

Nun werde ich schwelgen wie Gott in Frankreich – so dachte ich, als ich mich auf der Terrasse des kleinen Restaurants unter einer ausladenden alten Platane niederließ. Die Spätnachmittagssonne verzauberte die Szenerie mit ihrem warmen Licht, wohlige Entspannung und südländische Leichtigkeit lagen in der Luft. Zwar irritierte mich die Speisekarte ein wenig, weil ich mit meinem rudimentären Französisch nur wenig verstand. Es wurde auch nicht besser, als der Kellner kam, um die Bestellung aufzunehmen, denn obwohl das Restaurant in einem von Touristen hochfrequentierten Ort lag, sprach er kein Wort Englisch, geschweige denn irgendeine andere Fremdsprache. Irgendwie gelang die Bestellung trotz allem, doch das servierte Essen riss mich aus all meinen provenzalischen Gourmetträumen: das Fleisch fast roh, das Gemüse verkocht, lieblos gewürzt und trostlos im Fett herumschwimmend. Sollte das die vielgepriesene französische Küche sein?

Tatsächlich ist es schwer, auf den ausgetretenen Touristenpfaden ein Restaurant mit gutem Essen zu finden. Wer die provenzalische Küche entdecken will, sollte nach kleinen, familiengeführten Tavernen abseits der großen Routen Ausschau halten. Und hilfreich ist es, im Französischunterricht gut aufgepasst oder zumindest einen guten Sprachführer oder eine entsprechende App bei sich zu haben. Tatsächlich sprechen auch jüngere Leute oft ausschließlich Französisch.

Die Sonne zeigt sich spendabel im Süden von Frankreich. Dieses Land ist gesegnet, hier reifen Obst, Gemüse und Kräuter unter den besten denkbaren Bedingungen. Das Resultat sind wahre Geschmacksexplosionen, jedes einzelne Kräutlein gibt alles, was es an Aroma zu bieten hat. Sie werden das im deutschen Supermarkt erhältliche Basilikum vergessen, wenn Sie einmal das kleinblättrige provenzalische gekostet haben! Tomaten, Zucchini, Artischocken, Auberginen, Paprika, Pilze, Knoblauch und Zwiebeln sind die Stars der provenzalischen Küche, fein aromatisiert mit Thymian, Rosmarin, Basilikum, Salbei, Fenchel und Lorbeer. Die Bauern konnten sich in früheren Zeiten nicht viel Fleisch leisten, deshalb beherrschen die Gemüse in all ihrer Vielfalt die Küche der Provence. Basis der Gerichte ist das herrlich würzige Olivenöl, das die allgegenwärtigen Haine mit ihren teilweise uralten knorrigen Ölbäumen hervorbringen. Und natürlich begleitet die Mahlzeit ein guter hausgekelterter Wein.

Zartes Lammfleisch, Rind, Fisch und Geflügel wie Perlhuhn oder Taube bereichern die Hauptmahlzeit. Der Blick in die Speisekarte eröffnet allen Nichtfranzosen ein fremdes Universum: Die Bezeichnungen von Fleischstücken lassen sich oft überhaupt nicht ins Deutsche übersetzen, weil Schlachttiere hier ganz anders zerlegt werden. Allein das Rinderfilet besteht aus mehreren Teilen mit jeweils anderem Namen. Schauen Sie sich die Bezeichnungen auf der Speisekarte sehr genau an. Wenn Sie »pieds paquets« bestellen, wird man Ihnen Schweinefüße servieren. Und »andouillette« bezeichnet eine recht derbe Grillwurst aus allerhand Innereien.

Entlang den Küsten sind Fisch und Meeresfrüchte wichtige Bestandteile des Speiseangebotes. Da finden sich Muscheln und Meeresschnecken, Hummer oder Taschenkrebse. Außerdem gibt es Käsespezialitäten aus Ziegen- und Schafsmilch. Einer der bekanntesten Ziegenkäse ist der Banon, ein kleiner runder Ball, der von Kastanienblättern umwickelt reift. Er kommt aus der Region Alpes-de-Haute-Provence und wird in unterschiedlichen Reifestadien angeboten. Der Brousse ist ein weicher Frischkäse aus Ziegenmilch, den es im Frühling und im Herbst auf den zahlreichen Märkten zu kaufen gibt. Man verzehrt ihn mit Lauchzwiebeln und Baguette oder aber zum Dessert mit Honig, Nüssen und frischen Feigen. Daneben existieren noch Sorten wie der Abondance, ein nussiger Rohmilchkäse, Confit d'Epoisses, ein Streichkäse mit kräftigem Aroma oder verschiedene Sorten des Weichkäses Tomme. Den besten Käse gibt es auf den Märkten oder aber direkt beim Bauern. Hülsenfrüchte, Getreide und saftige, süße Früchte runden den Speiseplan ab.

All das sorgt dafür, dass die Bewohner der Provence die höchste Lebenserwartung von ganz Frankreich haben. Kein Wunder, dass sich auch die meisten Spitzenköche des Landes in dieser Region betätigen, finden sie doch hier die denkbar besten Zutaten für ihre Kreationen.

Wie in allen mediterranen Ländern ist das Frühstück auch in der Provence das einzige Stiefkind unter den Mahlzeiten. Dort, wo noch keine italienische Kaffeemaschine Einzug gehalten hat, ist das, was als »café« bezeichnet wird, eine bittere, dünne Plörre, die nur durch die großzügige Beigabe von Milch genießbar wird. Und schon wird daraus »café au lait«. Dazu gibt es Weißbrot und Marmelade, eventuell Butter und gelegentlich mal ein Croissant.

Ganz anders sieht es dann schon zur Mittagszeit aus. Traditionell gibt es drei Gänge, erst die »hors d’œuvres«, anschließend den Hauptgang und danach Käse oder eine Süßspeise, selbstverständlich immer von Wasser und Wein begleitet. Doch diese Tradition schwindet, immer mehr Franzosen begnügen sich mittags mit einem Salat oder gar mit Fast Food wie den auch hier allgegenwärtigen Hamburgern, Pizzen oder Lasagnen.