Das Püppchen in seinem Schaukelbett - Gaby Halfas - E-Book

Das Püppchen in seinem Schaukelbett E-Book

Gaby Halfas

4,8
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Helene wird 1930 in der Nähe von Aachen geboren. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen, Vater Bergmann, Mutter Hausfrau. Die Zeit ihrer Jugend ist eine aufregende, unvorhersehbare und auch schreckliche Zeit, die aber auch ein Stück deutscher Geschichte der Menschen in und um Aachen ist. Und welche Rolle spielt dabei das Püppchen in seinem Schaukelbett? 86 Jahre später erzählt sie ihrer Tochter; was alles geschah 1930-1958.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 41

Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
15
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALT

Prolog

Kapitel I 1930 - 1936, die Familie

Kapitel II 1936 - 1939, Kriegsbeginn

Kapitel III 1939 - 1945, Kriegsende

Kapitel IV 1945 - 1958

Nachfrage

Epilog

Erläuterungen

Danke

PROLOG

Es ist 2016 und ich bin gerade 53 Jahre alt geworden. Manchmal mache ich mir Gedanken, wie mein Leben bisher so verlaufen ist. Wahrscheinlich ist es normal in dem Alter, das Leben Revue passieren zu lassen und in Erinnerungen zu kramen – was war gut und was hätte man am liebsten nicht erlebt. Immer wenn ich meine Mutter besuche, denke ich daran, was sie wohl für eine Jugend hatte und ob sie in meinem Alter auch anfing das gelebte Leben nochmal zu überdenken. Manchmal erzählt sie mir etwas aus ihrem Leben, von früher, als sie selber noch ein Kind war.

Manche ihrer Erzählungen kenne ich bereits, andere dagegen sind mir unbekannt und völlig neu. Aber immer wieder stelle ich fest, dass ihr Leben so ganz anders war als mein Leben zu der Zeit als ich selber Kind war.

Meine Mutter Helene und ich 1975, Privatbesitz

Und nicht bloß wegen der politischen Umstände, die uns die Geschichte ja lehrt, sondern auch wegen der Veränderungen, die durch den zweiten Weltkrieg oder das anschließende Wirtschaftswunder in Deutschland entstanden sind.

Auf jeden Fall sind ihre Erzählungen immer sehr interessant, denn meine Mutter wurde in eine schwierige Zeit hineingeboren. Eine Zeit, die wir uns heute kaum vorstellen können und auch auf keinen Fall erleben wollen. Wer will schon auf die Annehmlichkeiten der jetzigen Zeit verzichten? Unvorstellbar, dass es nur kaltes Wasser in der Wohnung gab, dass sich die Toilette oftmals im Hof befand und nur ein einziger Raum durch Kohle beheizt wurde. Und dennoch war nicht alles schlecht in der damaligen Zeit.

Es war eine andere Art zu leben, der Mensch und die Gemeinschaft wurden mehr hervorgehoben als heute in unserer schnelllebigen Zeit und vor allem ist es unsere Geschichte, das Leben unserer Eltern und Großeltern. Deshalb fasste ich den Entschluss, meine Mutter zu fragen ob sie mir ihr ganzes Leben, zumindest ihre Jugend, ihre Erlebnisse erzählen möchte – von der ersten Erinnerung an – mit allen Gedanken und Gefühlen, die man damals so hatte in der Zeit ab 1930.

1930 waren die Aussichten für das neue Jahrzehnt nicht rosig. Im Gegenteil. Nachdem die Große Regierungs-Koalition zwischen der SPS und der DVP zerbrochen war, die Weimarer Republik ihrem Ende zuging, war die politische Ausrichtung nach rechts unverkennbar geworden. Immer mehr braun-uniformierte Hitler-Anhänger zeigten sich ungeniert in der Öffentlichkeit.

Die Reichstagswahlen brachten zudem der NSDAP die zweitstärkste Stimmenmehrheit. Weltweite Schlagzeilen machte auch Max Schmeling als er den Box-Weltmeistertitel in New York gegen Jack Sharkey gewann. In Deutschland erregte der Film „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich nach dem Roman „Professor Unrat“ von Heinrich Mann enormes Aufsehen.

Mama erzähl doch mal!“, sagte ich also eines Tages. „Meine Erinnerungen beginnen aber erst 1936 als ich in die Schule kam“, sagte meine Mutter und begann tatsächlich zu erzählen und ich hörte gespannt zu. Es war irgendwie ein fremdes Leben und doch auch bekannt, weil ich die Menschen, die darin vorkommen ja gut kannte. Und es ist ein Stück Zeitgeschichte, die ich erzählenswert finde.

Und hier ist sie – die Geschichte meiner Mutter Helene.

Kapitel I 1930 - 1936, die Familie:

Der 13.02.1930 war ein Donnerstag. Ein kalter, sonniger Tag denn der Februar 1930 war extrem trocken im Deutschen Reich. Die Temperaturen lagen um die null Grad.

Franz war Bergmann in der Grube Laurweg (einem Steinkohlenbergwerk des Eschweiler Bergwerkvereins – EBV), seine Frau Elisabeth war Hausfrau und sie hatten bereits eine kleine Tochter, Gerta.

Sie wohnten in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Aachen. Die Gemeinde Kohlscheid liegt im Westen von Deutschland, direkt an der Grenze zu Niederlande und Belgien. Die Geburt des zweiten Kindes fand zu Hause statt, das war an der Tagesordnung. Hilfe leistete nur die Hebamme und dann musste man alleine klar kommen.

Kohlscheider Wappen, die Hammer verweisen auf den Bergbau

Es war ein Mädchen, die zweite Tochter. Lieber wäre ihnen vielleicht ein Junge, ein Stammhalter gewesen? Aber das Baby sah so süß aus und öffnete die Herzen der Beiden und so tauften sie die Kleine auf den Namen Helene (die Strahlende, die Schöne).

Die kleine Familie wohnte in zwei Zimmern im Hause des Vaters von Elisabeth in Wilsberg. Ihre Schwester Maria und der Vater Nikolaus wohnten im Erdgeschoß. Lange würde der Platz nicht mehr ausreichen und Franz und Elisabeth machten sich schon Gedanken ob sie wohl bald eine schöne, günstige Wohnung finden würden.

Haus in der Wilsbergerstraße