Das Spukhaus - Ambrose Bierce - E-Book

Das Spukhaus E-Book

Ambrose Bierce

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Beschreibung

Spukhäuser, Geister und verschwundene Personen - das sind die Themen in den Geschichten von Ambrose Bierce. Sie sind geprägt von seinen Erfahrungen als Soldat im amerikanischen Bürgerkrieg und von privaten Schicksalsschlägen. Charakteristisch ist sein vom Journalismus geprägter reportagenhafter Stil, in dem er, trotz der phantastischen Elemente, ein realistisches Bild seiner Zeit vermittelt. Bierce selbst wurde zur Legende, als er 1914 in Mexiko spurlos verschwand … Die Sammlung enthält auch Klassiker wie das 'Spukhaus' und 'Die Schwierigkeit eine Weide zu überqueren'.

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Ambrose Bierce

Das Spukhaus

In einer Übersetzung von Walter Brunhuber

Weitere Geschichten von Ambrose Bierce:Tod in Resaca (Sammelband)

Inhaltsverzeichnis

Motto

Ambrose Bierce

Erstes Epigramm

Das Spukhaus

Drei und einer – macht einen

Zweites Epigramm

Der Mann mit den zwei Leben

Der Weinstock

Drittes Epigramm

Die Festnahme

Der Gehängte

Viertes Epigramm

Staley Fleming's Halluzinationen

Wissenschaftliche Vorbemerkung

Fünftes Epigramm

Charles Ashmores Spuren

Die Schwierigkeit eine Weide zu überqueren

Sechstes Epigramm

Eine kühle Begrüßung

Unheimliche Bewohner

Siebtes Epigramm

Aufstand der Götter

Eine Verrückte Welt

Achtes Epigramm

Impressum

Motto

I dreamed I was dreaming one morn as I lay

In a garden with flowers teeming.

On an island I lay in a mystical bay,

In the dream that I dreamd I was dreaming.

The key note

Aus: Black Beetles in Amber, Ambrose Bierce

Ambrose Bierce

Bierce' Geschichten, die sich häufig um Spukhäuser, Geister und verschwundene Personen drehen, sind geprägt von seinen Erfahrungen als Soldat im amerikanischen Bürgerkrieg und von familiären Schicksalsschlägen. Charakteristisch ist auch sein vom Journalismus geprägter reportagenhafter Stil, in dem er, trotz der phantastischen Elemente, ein realistisches Bild seiner Zeit vermittelt.

Bierce selbst wurde zur Legende, als er 1914 mit siebzig Jahren im Gefolge des Revolutionärs Pancho Villa über den Mexikanischen Bürgerkrieg berichten wollte und spurlos verschwand ... In einigen Geschichten wurde Ambrose Bierce wieder zum Leben erweckt, etwa in Ray Bradburys Kurzgeschichte Die Verbannten oder in der Erzählung Der Mann vom Klondike von Leonard Eden. Seine schicksalhafte Reise durch Mexiko, von der er nicht mehr zurückkehrte, wurde 1989 mit Gregory Peck in der Hauptrolle verfilmt (Old Gringo).

Das vorliegende Buch lässt Bierce auch anhand einiger Epigramme und einem originellen Essay mit dem Titel Eine verrückte Welt zu Wort kommen.

Walter Brunhuber

Erstes Epigramm

„Wohin gehst du?“, fragte der Engel. „Ich weiß es nicht.“ „Wer bist du?“ „Ich weiß es nicht.“ „Dann bist du ein Mensch. Sieh dich nicht um und gehe weiter auf deinem Weg, bis zu dem Ort, von dem du kommst.“

Das Spukhaus

An der Straße, die vom Norden Manchesters, im Osten von Kentucky, in das zwanzig Meilen entfernte Booneville führt, stand 1862 noch das Holzhaus eines Plantagenbesitzers, das um einiges stabiler gebaut war, als die meisten Häuser der Gegend. Das Haus wurde im folgenden Jahr von einem Feuer völlig zerstört - wahrscheinlich wurde das Feuer von einigen Nachzüglern gelegt, die aus General George W. Morgans Abteilung stammten, die damals von General Kirby Smith aus dem Cumberland Gab vertrieben wurde und sich bis zum Ohio River zurückzog. Zum Zeitpunkt seiner Zerstörung stand das Haus bereits seit vier oder fünf Jahren leer. Auf den umliegenden Felder wucherte Gestrüpp, die Weidezäune waren verschwunden – und sogar die Nebengebäude sowie die wenigen Unterkünfte für die Schwarzen waren zum größten Teil nur noch Ruinen, zerstört durch die jahrelange Vernachlässigung und durch Plünderungen.

Die Schwarzen und die armen Weißen aus der Nachbarschaft sahen in den Gebäuden und den Zäunen einen ergiebigen Vorrat an Brennstoff, den sie sich unverholen und bei helllichtem Tageslicht ohne zu zögern zunutze machten. In diesem Fall sogar nur bei Tageslicht, denn nach Einbruch der Dunkelheit näherte sich – abgesehen von zufällig vorbeikommenden Fremden – keine Menschenseele diesem Ort.

Das Haus war als 'Spukhaus' bekannt. Dass es von bösen Geistern bewohnt war, sichtbaren und unsichtbaren, die äußerst rege waren, bezweifelte in der Umgebung niemand - daran wurde ebensowenig gezweifelt wie an all den Dingen, die die Wanderprediger den Leuten sonntags erzählten. Die Meinung des Besitzers zu diesem Thema ist unbekannt – er und seine Familie sind eines Nachts verschwunden, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Sie ließen alles zurück: Ihren gesamten Haushalt, Kleidung, Proviant, die Pferde im Stall, die Kühe auf dem Feld, die Neger in ihren Quartieren – sie ließen alles liegen und stehen, nichts wurde vermisst, abgesehen von einem Mann, einer Frau, drei Mädchen, einem Jungen und einem Baby. Alles in allem durfte es wohl niemanden überrascht haben, dass eine Plantage, auf der sieben Menschen gleichzeitig ausgelöscht wurden, ohne dass jemand auch nur ahnte, wodurch, misstrauisch beäugt wurde.

Eines Nachts, im Juni 1859, reisten zwei Einwohner von Frankfort, Col. J. C. McArdle sowie der Rechtsanwalt und Richter Myron Veigh, Angehöriger der staatlichen Bürgerwehr, von Booneville nach Manchester. Die Geschäfte, in denen sie unterwegs waren, waren so wichtig, dass sie sich dazu entschieden, die Fahrt nicht zu unterbrechen, trotz der Dunkelheit und trotz des Grollens eines herannahenden Sturmes, der ausgerechnet in dem Moment über sie hereinbrach, als sie das 'Spukhaus' erreichten.

Im Licht der ununterbrochen aufflammenden Blitze hatten die beiden keine Mühe den Weg durch das Tor zu finden und einen Stall zu erreichen, in dem sie ihr Pferdegespann festmachten und ausschirrten. Danach eilten sie durch den Regen hinüber zum Haus und klopften an alle Türen, ohne dass eine Reaktion erfolgte. Aufgrund dieses Umstandes und aufgrund des pausenlosen Donnergrollens, traten sie gegen eine der Türen, bis diese schließlich nachgab. Sie begaben sich ohne weitere Umstände in das Haus und schlossen die Tür hinter sich. Im selben Moment umgab sie Dunkelheit und Stille. Kein Schimmer der unaufhörlich aufleuchtenden Blitze drang durch die Fenster oder durch die Spalten im Holz der Wände, nicht das kleinste Geräusch des schrecklich tobenden Sturmes erreichte die beiden hier drinnen. Es war, als wären sie plötzlich taub und blind geworden, und McArdle sagte später, dass er für einen Augenblick dachte, in dem Moment, in dem er die Türschwelle überschritten habe, von einem Blitzschlag getötet worden zu sein. Der weitere Fortgang dieses Abenteuers kann mit seinen eigenen Worten – nachzulesen im Frankfort Advocate vom 06. August 1876 - wiedergegeben werden:

„Als ich mich von der Verwirrung, die der Wechsel von lautem Getöse zu dieser Stille in mir auslöste, erholt hatte, war mein erster Impuls, die Tür wieder zu öffnen, die ich eben geschlossen hatte und deren Knopf ich, soweit ich mich erinnern konnte, noch nicht losgelassen hatte. Ich spürte ihn noch immer deutlich zwischen meinen Fingern. Dadurch, dass ich wieder in den Sturm hinaustrat, wollte ich mich versichern, ob ich tatsächlich mein Augenlicht und mein Gehör verloren hatte. Ich drehte den Türknopf und zog die Tür auf.

Sie führte in einen anderen Raum!

Das Zimmer war von einem matten, grünen Licht erfüllt, dessen Quelle ich nicht ermitteln konnte und das alles, was in dem Raum vorhanden war, deutlich hervorhob, obwohl eigentlich nichts davon scharf umrissen war.

---ENDE DER LESEPROBE---