Das Urwaldrätsel - Walther Kabel - E-Book

Das Urwaldrätsel E-Book

Walther Kabel

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Beschreibung

In den ersten Dezembertagen war’s. Draußen unfreundliches Wetter, weder Schnee noch Regen, jene unangenehme Mischung von beiden, die bei scharfem Wind die Sehnsucht nach behaglich durchwärmtem Zimmer selbst in den fanatischsten Spaziergänger wachruft.
Ich hatte ein paar Einkäufe erledigt und kehrte gegen sechs Uhr nachmittags heim. Harald Harst war zu Hause geblieben, weil er seinen Schreibtisch einmal wieder aufräumen wollte.
Als ich in unsere Blücherstraße einbog, bemerkte ich schon von weitem trotz des Schneeregens die grellen Lichtstreifen der Scheinwerfer eines Autos, das vor unserem Vorgarten hielt. Dieser Kraftwagen setzte sich jetzt in Bewegung, schoß an mir vorüber und verschwand um die nächste Ecke. Ich hatte lediglich erkannt, daß es ein sehr elegantes Auto war, daß der Chauffeur einen Vollbart trug und daß die Vorhänge der Seitenfenster zugezogen waren. Ob jemand außer dem Fahrer in dem dunkel lackierten Wagen gesessen, war nicht festzustellen gewesen.

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Der Detektiv

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

Band 188

Das Urwaldrätsel

© 2023 Librorium Editions

ISBN : 9782385740856

 

Inhalt

Das Urwaldrätsel

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

Jakob Maschel, der Hausierer

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

Das Urwaldrätsel

1. Kapitel.

In den ersten Dezembertagen war’s. Draußen unfreundliches Wetter, weder Schnee noch Regen, jene unangenehme Mischung von beiden, die bei scharfem Wind die Sehnsucht nach behaglich durchwärmtem Zimmer selbst in den fanatischsten Spaziergänger wachruft.

Ich hatte ein paar Einkäufe erledigt und kehrte gegen sechs Uhr nachmittags heim. Harald Harst war zu Hause geblieben, weil er seinen Schreibtisch einmal wieder aufräumen wollte. So große Ordnung er auch in den Schubfächern seines nie versagenden Gedächtnisses hält: sein Schreibtisch wird zumeist aus Mangel an Zeit in dieser Beziehung grob vernachlässigt, und was sich dort, so im Laufe eines Monats an überflüssigen Briefen, Druckschriften und anderen Papieren ansammelt, ist geradezu unglaublich.

Als ich in unsere Blücherstraße einbog, bemerkte ich schon von weitem trotz des Schneeregens die grellen Lichtstreifen der Scheinwerfer eines Autos, das vor unserem Vorgarten hielt. Dieser Kraftwagen setzte sich jetzt in Bewegung, schoß an mir vorüber und verschwand um die nächste Ecke. Ich hatte lediglich erkannt, daß es ein sehr elegantes Auto war, daß der Chauffeur einen Vollbart trug und daß die Vorhänge der Seitenfenster zugezogen waren. Ob jemand außer dem Fahrer in dem dunkel lackierten Wagen gesessen, war nicht festzustellen gewesen.

Ich dachte natürlich sofort an einen Klienten, der Harald aufgesucht hatte und den ich bei uns noch anzutreffen hoffte. Eine Unterredung mit meinem Freunde dehnt sich zumeist weit über zwanzig Minuten aus, und länger hatten mich meine Besorgungen nicht von daheim ferngehalten.

Als ich die Gartenpforte, die tagsüber nur eingeklinkt ist und erst abends verschlossen wird, nun öffnete, sah ich auf dem mit hellen Fliesen belegten Fußwege, der von der Pforte bis zu den Steinstufen der altertümlichen breiten Haustür läuft, in dem Schneeschlick klar ausgeprägte Spuren schmaler, kleiner Damenstiefel …

Also ein weiblicher Klient!

Doch nein — ein Irrtum, wie ich nun bemerkte, als ich dem Hause zuschritt. Die Fährte bog nach links ab und schien dann in dem Durchgang zwischen Zaun und südlicher Hausseite dem Hofe zuzuführen.

Das war merkwürdig.

Um eine Dame handelte es sich ja fraglos. Weshalb diese jedoch, nachdem sie dem Auto entstiegen und bis in unseren Vorgarten gelangt war, nach dem Hofe sich gewandt hatten mußte mich notwendig stutzig machen.

Ich folgte der Fährte. Nachdem ich den Lichtkreis der über unserer Haustür hängenden schmiedeeisernen Ampel verlassen hatte, schaltete ich meine Taschenlampe ein, ohne die ich kaum jemals ausgehe, genau so wie es mir zur Gewohnheit geworden, stets die kleine Clementpistole in der Schlüsseltasche der Beinkleider bei mir zu tragen.

Der Lichtkegel der Taschenlampe zeigte mir die Fährte der Fremden bis zum Hofe ganz deutlich. Hier aber stieß ich mit unserer Köchin Mathilde zusammen, die ganz eifrig mit1 einem mächtigen Besen den Schneeschlamm zusammenfegte.

Mathilde erschrak leicht …

»Herr Jotte noch mal, Herr Schraut,« meinte sie ärgerlich, »weshalb müssen Sie mir auch so ’nen Schreck einjagen! Weshalb schleichen Sie denn hier ums Haus herum, wo Sie’s doch vorn durch die Haustür viel näher haben!«

Man tut gut, Mathildes unliebenswürdige Anwandlungen einfach zu übersehen. Daher frage ich auch nur:

»Seit wann säubern Sie den Hof, liebe Mathilde?«

»Nu, ich hab jrade anjefangen, Herr Schraut … Ich will ja auch nur bis zum Stall den Matsch wegfegen …«

»Hm — ist eine Dame durch die Hintertür ins Haus gekommen?«

»Dame — — Hintertür?! Was für ’ne Dame?! Bei Harsts jeht man vorne rein, falls nicht jrade Herr Harald ’nen Klijenten von hinten bestellt von wegen ’s Nichtjesehenwerden sollen …«

»Sehr richtig, liebe Mathilde. Wenn Sie aber mal hier diese Spuren betrachten wollen, deren Fortsetzung Ihr Reinigungseifer jetzt leider zerstört hat … Das sind Abdrücke von elegantem Damenschuhwerk …«

»Stimmt, Herr Schraut …! Das wird vielleicht so eine jewesen sein, die sich nicht recht zu Herrn Harald jetraute … Vielleicht ist sie durch ’n Jemüsejarten wieder abjezogen …«

»Gut, sehen wir nach …«

Aber seltsamerweise war die Fährte nirgends mehr zu entdecken, was mich noch stutziger machte.

»Komisch!« meinte auch Mathilde, die mir mit geschultertem Besen gefolgt war. »Das Frauenzimmer kann doch nich durch die Luft wieder wejjeflogen sind!!«

Ich suchte nochmals nach der Fährte.

Wir in unserem Beruf haben ja allen Grund, vorsichtig zu sein. Es gibt eine ganze Menge Leute, die uns durchaus nicht lieben und deren geheime Rachegelüste zumeist nur durch die Angst vor uns zurückgedrängt werden.

Schließlich prüfte ich auch die ziemlich hoch über der Erde liegenden Hinterfenster der Parterreräume und fragte auch Mathilde, ob die Hoftür bestimmt verschlossen gewesen.

»Bestimmt!« versicherte die Köchin feierlich und begann brummend wieder ihre Arbeit, da ihr die ganze Geschichte wohl schon langweilig wurde. Mir nicht.

Wieder wandte ich mich an Mathilde …

»Halten Sie es für ausgeschlossen, daß die Person sich etwa heimlich an Ihnen vorbeigedrückt hat und ins Haus geschlüpft ist?«

Sie hob die Schultern bis zu den Ohren, und zeigte mit dem triefenden Besen nach der elektrischen großen Lampe über der Hintertür …

»Herr Schraut, — — bei die Beleuchtung!! Ich hab doch Augen im Kopp, und Sie wissen ja am besten, wie die Hintertür in den Angeln kreischt, Herr Schraut! Das Ölen hilft immer nur einen halben Tag. Die Tür hängt schief, und es is ’ne Lodderei, daß wir nicht mal ’nen Zimmermann bestellen, und …«

Das weitere von Mathildes Herzenserguß entging mir, da ich es vorzog, ins Haus zu eilen und Harald von meinen Beobachtungen zu berichten.

Als ich im Flur den Sportpelz und den Hut abgelegt hatte, betrat ich Haralds Arbeitszimmer, wo unser Lautsprecher gerade einen Vortrag über Körperpflege meinem am Schreibtisch beschäftigten Freunde übermittelte.

Harst saß inmitten von Stößen von Briefen, Zeitungen, Zeitungsausschnitten, Mappen, Kartons und anderem.

Die Zigarette im linken Mundwinkel, hielt er mit weit ausgebreiteten Händen eine alte Nummer der Londoner Times straff gespannt, und überflog irgendeinen Artikel, nahm von mir kaum Notiz, nickte nur, als ich ihm Guten Abend wünschte und sagte dann plötzlich:

»Stelle den Blechtrichter ab, mein Alter … Das Ding stört mich jetzt …«

»Was hast du denn in der alten zerknitterten Zeitung so Interessantes gefunden?« fragte ich etwas ironisch und schaltete den Apparat aus. »Ich glaube,« fügte ich lauter hinzu, »daß ich dir weit Wichtigeres berichten kann …«

»So?!«

Er ließ die Zeitung sinken.

Ich erzählte …

Sein Gesicht veränderte sich, je eindringlicher ich darauf hinwies, daß trotz Mathildens bestimmter Behauptung, die Fremde könne unmöglich unbemerkt an ihr vorübergeschlüpft sein, doch der Verdacht naheliege, die Dame könnte sich ins Haus geschlichen haben.

Kaum hatte ich den letzten Satz meiner etwas erregten Angaben beendet, als es klopfte und Haralds Mutter eintrat.

Die würdige weißhaarige Matrone mit dem schwarzen Spitzenhäubchen blieb angesichts der Unordnung auf Haralds Schreibtisch kopfschüttelnd an der Tür stehen und meinte dann humorvoll:

»Seit anderthalb Stunden räumst du nun auf, mein Junge, aber sehr viel geschafft hast du nicht …! Natürlich fandest du wie stets irgend etwas, das dein Interesse wachrief, und …«

»Zeitung gelesen hat er,« warf ich ein …

Frau Harst trat näher …

»Ich wollte nur fragen, worauf ihr zum Abendbrot Appetit habt …« — und sie lächelte noch immer. Aber — täuschte ich mich? — sie schien mir etwas nervös zu sein …