Das verliebte Ich - Matthias Petz - E-Book

Das verliebte Ich E-Book

Matthias Petz

4,9

Beschreibung

Er verliebt sich in die Liebe seines Lebens. Doch eines Tages wacht er auf und sie ist verschwunden. Es sind weder Fotos noch Erinnerungen in irgendeiner Form vorhanden. Er beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Nach einer langen und ernüchternden Suche tritt sie endlich wieder in sein Leben. Was er bis dahin nicht wusste, er ist krank. Erlebt er alles wirklich? Oder spielt es sich nur in seinem Kopf ab?

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Und so...

Einleitung

Mein Name? Ehrlich gesagt glaube ich, dieser spielt in meiner Geschichte keine Rolle. Nennen Sie mich Matt oder suchen Sie sich einen Namen aus, mit dem Sie sich identifizieren können. Denn für das persönliche „Ich“ gibt es keine Namen.

Aber lassen Sie uns von vorne beginnen. Begleiten Sie mich in meiner Geschichte, die viele Facetten des persönlichen Empfindens, ja sogar der eigenen Identität, wohl mehr als einmal in Frage stellt.

Kapitel 1

Wo soll ich beginnen? Manchmal kommt es mir vor wie ein Traum. Ein Traum, der wohl niemals hätte sein sollen.

In jungen Jahren dachte ich noch nicht groß über das Leben nach. Ich kam frisch von der Universität, das abgeschlossene Studium in der Tasche, wollte die Welt erforschen, Orte fotografieren und meine Erlebnisse und Erfahrungen niederschreiben. Dass ich einmal eine ganz andere Geschichte schreiben würde, konnte ich bis dahin nicht einmal ansatzweise ahnen.

Nach meinem Studium wollte ich nach Venedig. Die Welt entdecken, alten Legenden auf der Spur sein. Die berühmte Stadt Casanovas. Ein Mann, der sich der Liebe verschrieb und erst am Ende die wahre Liebe wirklich fand und alles für sie aufgab. Was war so besonders an dieser Stadt? Eigentlich nur ihre Menschen.

Das Leben auf der Straße, die Art das Leben zu sehen. So machte ich mich auf, um etwas von der Welt zu entdecken. Bilder zu machen und einfach ohne großen Plan, ohne vorher festgelegten Ablauf, die Welt zu erkunden.

Meine erste Station war jedoch nicht Venedig, sondern Rom. Eine beeindruckende Stadt, ein Magnet voll von Touristen und Einheimischen. Aber das interessierte mich nicht. Als leidenschaftlicher Fotograf suchte ich jene Seitengassen ab, die die heutigen „Römer“ ihr zu Hause nennen. Ein Leben abseits der Stadt, eine kleine eigene Welt für sich. Von jedem wurde man höflich begrüßt, überall bekam man einen Kaffee angeboten. Einladungen von Einheimischen waren schon fast an der Tagesordnung; fast so, als wäre man selbst ein Teil dieser kleinen Gassen Roms, die für Touristen oftmals so uninteressant waren - was ich nie verstehen werde.

Ich beschloss, spontan eine Weile in Rom zu bleiben. Ich suchte mir ein günstiges Zimmer, frühstückte mit meinen vorübergehenden Nachbarn und ließ mir von ihnen die Stadt aus ihrer Sicht zeigen. Es kam mir vor wie Tage, aber ehe ich mich versah, war ich schon Wochen in Rom. Viele Fotos zierten den Tisch in meinem Zimmer. Aber nicht von Sehenswürdigkeiten wie bei den unzähligen Touristen, die ich während meiner Streifzüge durch die Stadt sah, sondern von den Abenden mit den Menschen. Keine Klischees wie auf Touristen-Fotos, sondern wahrhafte Erinnerungen der ganzen Zeit. Es war manchmal seltsam. Morgens verließ ich das Hotel, jeder kannte mich auf der Straße, als wäre ich schon seit Jahren hier. Mittlerweile hatte ich schon provisorisch eine kleine Dunkelkammer in meinem Hotelzimmer eingerichtet, kannte die örtlichen Geschäfte und wusste genau, wenn ich fragen musste, wenn mir was fehlte. Doch eines fehlte doch...

An regnerischen Tagen, wenn das Leben auf den Straßen zum Stillstand kam, sah ich oft ein Bild vor meiner Kamera: frisch Verliebte. Liebespaare, denen der Regen nichts ausmachte. Als würde in diesem Moment die ganze Stadt ihnen gehören. Viele ließen sich mit Freude fotografieren. Mit manchen von ihnen pflege ich heute noch Kontakt und tiefe Freundschaften.

Sie fragen sich wahrscheinlich, was hat das Ganze mit der Geschichte zu tun? Ganz ehrlich? Darauf habe ich keine Antwort, nur die Gewissheit, dass es ein sehr wichtiger Teil dieser Geschichte ist.

Aber kommen wir zurück zur Story. An so vielen Regentagen war ich oft von Heimweh geplagt. Verstehen Sie mich nicht falsch, mein zu Hause war eigentlich schon lange nicht mehr meine alte Heimat, sondern hier in den kleinen Gassen Roms. Hier kannte man sich noch und wenn nicht, dann lernte man sich ohne Hintergedanken bei einem guten Glas Rotwein und angenehmer Musik kennen.

So lernte ich auch Francesca kennen. Eigentlich eine untypische Liebesgeschichte, wenn ich heute darauf zurück schaue. Es war ein regnerischer Herbsttag, eigentlich nichts Besonderes, aber trotzdem anders als bisherige Regentage. Ich genoss die Ruhe, sah zu, wie die Regentropfen langsam auf die Tische und Stühlen runter tropften und sich zu kleinen Pfützen vereinten.

Da bemerkte ich sie, eine junge Dame, die unter einem offenen Sonnenschirm saß und ihren Kaffee trank. Sie hatte dieses gewisse Etwas an sich - aber fragen Sie mich bitte nicht, was es für mich war. Für den einen ist es ein bestimmter Blick, für den anderen kann es die Art und Weise sein, wie man sich die Haare aus dem Gesicht streift. Irgendetwas hatte sie an sich, sie wirkte genauso in sich verloren beim Beobachten der Regentropfen wie ich selbst. Und doch strahlte sie etwas aus, was meinen Blick immer wieder zu ihr wandern ließ.

Eigentlich untypisch für mich, jeden Tag fotografierte ich so viele Menschen, die genau so die Ruhe suchten wie sie. Aber irgendwie traute ich mich in den ersten Momenten doch nicht, sie mit meiner Kamera festzuhalten. Hatte ich Angst, sie auf mich aufmerksam zu machen? Was ich nicht bemerkte, dass sie selbst eine Kamera dabei hatte - eine kleine Sofortbildkamera. Als sie mich bemerkte, lächelte sie mich an, nahm ihre Kamera und machte ein Foto von mir. Ich hatte nicht einmal genug Zeit, um meine Kaffeetasse aus der Hand zurück auf den Tisch zu stellen. Kurz darauf machte sie ein Foto von sich selbst, stand auf und ging in meine Richtung. Sie sah mich an, legte ihr Foto auf meinen Tisch und verschwand in eine der unzähligen kleinen Gassen Roms.

Bis heute kann ich mich noch sehr gut an diesen Moment erinnern - als wäre es erst wenige Sekunden her. Ich betrachtete ihr Foto zum ersten Mal und spürte diese unerklärbare Verbundenheit, eine mir bis dahin nicht bekannte Vertrautheit. Doch bis ich wieder bei Sinnen war, war sie schon verschwunden. Die nächsten Tage beschäftigte mich dieser Moment immer wieder. Warum sagte sie nichts? Warum machte sie das Foto von mir? Und warum legte sie das Portrait von sich auf meinen Tisch? Vor allem: Warum beschäftigten sie und ihr Verhalten mich so sehr?

Irgendwie musste ich sie wieder sehen, doch Rom war groß. Wie sollte man unter so vielen verschiedenen Menschen eine einzige, bestimmte Person wieder finden? Es war wie mit der berühmten Nadel in dem noch viel berühmteren Heuhaufen - eine für mich alleine eigentlich unmögliche Angelegenheit...

Dennoch muss ich heute zugeben, dass ich das Foto damals immer in meiner Tasche dabei hatte. Jeden Tag bei der Sichtung meiner neuen Fotografien kam es wieder zum Vorschein. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dieses Foto sollte mich nur eine Zeit lang auf meinem Weg begleiten und dann für immer verlorengehen. Außer in meiner Erinnerung: Dort wird dieses Foto ewig bleiben - unverändert wie an jenem verregneten Tag, als sie es für mich gemacht hat.

Kapitel 2

Am nächsten Tag suchte ich wieder dasselbe Café auf. Strahlender Sonnenschein, die Gassen Roms waren wieder das blühende Leben. Wenn es auch langsam Herbst wurde, so konnte ich mich nicht auf die Schönheit der Straßen einlassen. Noch immer dachte ich an die Begegnung mit dieser Frau.

Ich beschloss den Tag in diesem Café zu verbringen, beobachtete Leute und sah all diese verliebten Pärchen durch die Straßen schlendern. Von vielen machte ich Aufnahmen, doch aus dem Augenwinkel war ich immer noch auf der Suche nach einer bestimmten Dame. Vielleicht erhoffte ich mir ja, dass es ihr ebenso ging und sie genau wie ich zurückkam, um auf das Gegenüber mit der Kamera auf dem Tisch zu warten.