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"Das seine Rippen, so die Sonn Durchscheint so feuerrot; Und ist nur jenes Weib an Bord? Ist das ein Tod? Sind zweie dort? Ist ihr Gemahl der Tod? Rot ist ihr Mund; frei her sie schaut; Ihr Haupthaar golden wallt; Weiß ist, wie Aussatz, ihre Haut; Sie ist der Alp, die Totenbraut, Macht Menschenblut so kalt!" Das bekannte Schauergedicht von Samuel Taylor Coleridge um einen Seemann, der durch eine unbedachte Tat eine Katastrophe über sein Schiff heraufbeschwört.
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Seitenzahl: 19
Der alte Seemann.
Text nach der Ausgabe:
Gedichte von Ferdinand Freiligrath.
Stuttgart und Tübingen 1838.
Einen alten Seemann gibt’s, der hält Von Dreien einen an.
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Einen alten Seemann gibt’s, der hält
Von Dreien einen an.
Was will dein glühend Aug’ von mir,
Graubärt’ger alter Mann?
Macht Hochzeit doch der Bräutigam,
Nah sind verwandt wir beide!
Das Fest beginnt: versammelt sind
Die Gäste, ringsum Freude!
Er hält ihn mit der dürren Hand:
War stattlich einst und groß
Ein Schiff – Laß los, du alter Narr!
Stracks ließ die Hand er los.
Er hält ihn mit dem glühen Blick;
Der Hochzeitsgast steht stille
Und horcht ihm wie ein kleines Kind:
So war’s des Seemanns Wille.
Setzt sich auf einen Stein der Gast;
Er kann nicht von der Stelle.
Setzt sich auf einen Stein der Gast;
Er kann nicht von der Stelle.
Und so begann der alte Mann,
Der graue Schiffsgeselle:
Die Anker hoch, die Barke flog,
Frisch ging es durch die Bai,
Vorbei die Kirch’, vorbei den Berg,
Den Feuerturm vorbei.
Die Sonn’ erhob sich aus der See;
Zur Linken ging sie auf.
Und sie schien hell, senkt in die Well’
Zur Rechten dann den Lauf.
Und höher, höher jeden Tag,
Bis mittags überm Mast –
Da tönt von ferne das Fagott:
Vom Sitz fährt auf der Gast.
Die Braut betritt den Hochzeitssaal!
Die Braut betritt den Hochzeitssaal!
Der Rose gleich glüht sie;
Und vor ihr geh’n mit nickendem Haupt
Die lust’gen Musici.
Da kam der Sturmwind; der war stark,
Und groß war seine Wut.
Da kam der Sturmwind; der war stark,
Und groß war seine Wut,
Und seine Schwingen trieben uns
Fern nach des Südens Flut.
Das Bugspriet tief, die Masten schief,
Wie wer, verfolgt mit raschem Schritt,
Noch seines Feindes Schatten tritt,
Mit vorgebeugtem Haupt:
So auf gut Glück stürmte die Brigg
Südwärts, vom Nord umschnaubt.
Und Schnee und Nebel kamen jetzt.
Und Schnee und Nebel kamen jetzt,
Die haben’s kalt gemacht,
Und mastenhoch vorüberzog
Eis, grünlich wie Smaragd.
Und trüben Schein durchs Eis herein
Warf eine schnee’ge Spalte:
Nichts sahen wir, nicht Mensch noch Tier –
Die Treibeismauer hallte.