Der Code der Illuminaten - Walter Brendel - E-Book

Der Code der Illuminaten E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Geheimbünde und Verschwörungstheorien haben schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. Das Buch begibt sich auf die Spuren der bekanntesten unter ihnen. "Der Code der Illuminaten" folgt dem legendären Illuminatenorden und erkundet geheime Organisationen, deren Wurzeln nach eigener Aussage bis in die Antike zurückreichen. Seit Dan Browns Erfolgsroman "Illuminati" ist der Geheimbund der Illuminaten einem Millionenpublikum bekannt. Wobei bei aller Spannung desBuches sowie der Verfilmung es sich um eine freie Erfundung des Autoes handelt, die wenig mit der historischen Wahrheit gemein hat. Im Mai 1776 in Ingolstadt gegründet, hatte sich der Geheimbund nichts weniger als die Veränderung der herrschenden Systeme auf die Fahne geschrieben. Der Gründervater Adam Weishaupt war ein angesehener Philosoph und Theologe, der nicht nur die erdrückenden Dogmen der Kirche, sondern auch die totalitäre Regierungsform seiner Zeit bekämpfte. Um dieses Ziel zu erreichen, wollten er und seine Mitverbündeten die herrschenden Gewalten Schritt für Schritt unterwandern und die entscheidenden Positionen im Machtgefüge durch Mitglieder ihrer Bruderschaft besetzen.

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Seitenzahl: 149

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Walter Brendel

Der Code der Illuminaten

Impressum

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Walter Brendel

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

Inhalt

Einführung

Die Geschichte der Illuminaten

Der Ableger: "Skull and Bones"

Die Rosenkreuzer

Die Freimaurer

Der Templerorden

Quellen

Einführung

Geheimbünde und Verschwörungstheorien haben schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. Das Buch begibt sich auf die Spuren der bekanntesten unter ihnen. "Der Code der Illuminaten" folgt dem legendären Illuminatenorden und erkundet geheime Organisationen, deren Wurzeln nach eigener Aussage bis in die Antike zurückreichen. Seit Dan Browns Erfolgsroman "Illuminati" ist der Geheimbund der Illuminaten einem Millionenpublikum bekannt. Wobei bei aller Spannung desBuches sowie der Verfilmung es sich um eine freie Erfundung des Autoes handelt, die wenig mit der historischen Wahrheit gemein hat. Im Mai 1776 in Ingolstadt gegründet, hatte sich der Geheimbund nichts weniger als die Veränderung der herrschenden Systeme auf die Fahne geschrieben. Der Gründervater Adam Weishaupt war ein angesehener Philosoph und Theologe, der nicht nur die erdrückenden Dogmen der Kirche, sondern auch die totalitäre Regierungsform seiner Zeit bekämpfte. Um dieses Ziel zu erreichen, wollten er und seine Mitverbündeten die herrschenden Gewalten Schritt für Schritt unterwandern und die entscheidenden Positionen im Machtgefüge durch Mitglieder ihrer Bruderschaft besetzen.

Der Staat, von dem er träumte, sollte sich am Vorbild der alten Athener orientieren. Seine Ideen erwiesen sich als äußerst populär: Immer mehr Menschen schlossen sich den Illuminaten an. Viele Mitglieder hatten zuvor bereits anderen Geheimbünden angehört, wie den Freimaurern oder den Rosenkreuzern. Auch bei diesen Bruderschaften ging es um Veränderung, aber eher um die Verwandlung des Individuums in einen besseren Menschen. Die Mitgliedschaft bei den Illuminaten versprach einen aktiven Anteil bei der Gestaltung einer "neuen Weltordnung", die anstelle der alten Systeme treten sollte. Als die Regierungsorgane davon Kenntnis bekamen, wurde der Geheimbund sofort bei Strafe verboten.

Nur zehn Jahre operierte die von Weishaupt gegründete Bruderschaft. Doch bis heute halten sich Gerüchte, dass die "Erleuchteten" noch immer existieren und ihre Ziele im Verborgenen weiterverfolgen; etwa in Geheimbünden wie den "Skull and Bones". Die Anfang des 19. Jahrhunderts gegründete exklusive Studentenverbindung an der Yale Universität gehört zu den verschwiegensten Orden überhaupt. Ihr Hauptquartier trägt den bezeichnenden Namen "Gruft". Zu ihren Mitgliedern zählen mindestens zwei ehemalige Präsidenten der USA und viele weitere einflussreiche Persönlichkeiten. Und tatsächlich gibt es eine enge Verbindung nach Deutschland.

Die Rosenkreuzer, die damals so viele Mitglieder an die Illuminaten verloren, operieren bis heute ganz offen in vielen Ländern weltweit. Die Bewegung, die im frühen 17. Jahrhundert entstand, vertraute noch ganz den Prinzipien der Alchemie, der Umwandlung eines unedlen in einen edlen Stoff. Dieses Prinzip glaubten sie auch auf den Menschen anwenden zu können. Das Geheimnis um die dafür notwendigen Riten soll dem sagenhaften Gründer Christian Rosenkreuz von altägyptischen Priestern offenbart worden sein. Alle Organisationen, die sich auf den alten Rosenkreuzerorden berufen, haben bis heute eine stark esoterische Ausrichtung.

Auch die Freimaurer können auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Freimaurerei ist eine ethisch-philosophisch und in Teilen spirituell orientierte Organisation. Sie ist gelebte Praxis und hat den Menschen in Bezug auf sich selbst, seine/ihre Umwelt und, auch wenn es sich für manch einen heute etwas komisch anhören mag, auch in Bezug auf den Kosmos zum Inhalt. Primär geht es in der Freimaurerei um die Selbsterkenntnis durch Symbolik und Ritual, was sich viel spektakulärer und geheimnisvoller anhört, als es in Wirklichkeit ist. Die Inhalte und Botschaften werden in der Freimaurerei über Symbole vermittelt. In Allegorien verpackt ermöglichen sie den Zugang zum Unterbewussten und damit jedem Freimaurer oder Freimaurerin einen individuellen Zugang zu altem Wissen und sich selbst.

Nicht zu vergessen sind die Tempelritter. Der Templerorden war ein geistlicher Ritterorden, der von 1118 bis 1312 bestand. Seine Mitglieder werden als Templer, Tempelritter oder Tempelherren bezeichnet. Sein voller Name lautete Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem.

Der Ritterorden wurde 1118 im Königreich Jerusalem gegründet. Er war der erste Orden, der die Ideale des adligen Rittertums mit denen des Mönchtums vereinte, zweier Stände, die bis dahin streng getrennt waren. In diesem Sinne war er der erste Ritterorden und während der Kreuzzüge eine militärische Eliteeinheit. Er unterstand direkt dem Papst. Auf Druck des französischen Königs Philipp IV. wurde der Orden nach einem langwierigen, aufsehenerregenden Prozess von Papst Clemens V. am 22. März 1312 nicht auf dem Konzil von Vienne, sondern per Verwaltungsakt aufgelöst; das beträchtliche Vermögen der Templer wurde auch nicht dem französischen König überantwortet, sondern den Johannitern. In der Folge gab es mehrere Organisationen, die sich entweder aus ehemaligen Templern rekrutierten, wie den Christusorden in Portugal oder die sich auf das Erbe des Templerordens bezogen und teilweise noch aktiv sind.

All die genannten Organisationen sind Bestandteil dieses Buches.

Die Geschichte der Illuminaten

Der Professor für Kirchenrecht und praktische Philosophie an der Universität Ingolstadt, Adam Weishaupt, gründete am 1. Mai 1776 mit fünf seiner Studenten den Bund der Perfektibilisten (von lateinisch perfectibilis: zur Vervollkommnung befähigt). Johann Adam Weishaupt wurde am 6. Februar 1748 in Ingolstadt geboren und starnb am 18. November 1830 in Gotha. Er war ein deutscher Rechtswissenschaftler, Freimaurer, Autor, Hochschullehrer und Philosoph. Er gründete den Illuminatenorden. Als Gegner der Jesuiten wurde der Aufklärer in seinen religiösen und politischen Ansichten zunehmend liberal. Er favorisierte den Deismus und den Republikanismus.

Als Symbol des Bundes wählte er die Eule der Minerva, der römischen Göttin der Weisheit. Hintergrund war das intellektuelle Klima an der Universität, das fast vollständig von ehemaligen Jesuiten beherrscht wurde, deren Orden 1773 aufgehoben worden war. Der erst achtundzwanzigjährige Weishaupt war der einzige Professor in Ingolstadt ohne jesuitische Vergangenheit und dementsprechend isoliert im Lehrkörper, was auch an seiner Begeisterung für die Ideen der Aufklärung und seinem bisweilen konfliktträchtigen Auftreten lag. Weishaupt wollte mit dieser Gründung seinen Schülern Schutz vor jesuitischen Intrigen bieten, die er allerorten vermutete, vor allem aber ihnen Zugang zu zeitgenössischer kirchenkritischer Literatur gewähren. Er garnierte seine Gründung mit antiken Mythen, namentlich aus dem Zusammenhang der Mysterien von Eleusis. Laut der britischen Historikerin Peggy Stubley ähnelte Weishaupts Gründung zu diesem Zeitpunkt „eher einer extra-curricularen studentischen Lerngruppe […] als einer Dissidentenzelle auf Verschwörerkurs“.

Zudem sah Weishaupt im Orden der Gold- und Rosenkreuzer, einem mystisch-spirituellen, antiaufklärerischen Orden in der Freimaurerei, ein immer stärker werdendes Übel, das es zu bekämpfen gelte. Über diesen Gründungsanlass der Illuminati berichtete er 1790 in seiner Schrift Pythagoras oder Betrachtungen über die geheime Welt- und Regierungskunst:

„Zwei Umstände aber gaben vollends Ausschlag. Zu eben dieser Zeit [1776] hatte ein Offizier, Namens Ecker, in Burghausen eine Loge errichtet, welche auf Alchemie ging und sich gewaltig zu verbreiten anfing. Ein Mitglied dieser Loge kam nach Ingolstadt, um dort zu werben und die Fähigsten unter den Studierenden auszuheben. Seine Auswahl fiel zum Unglück gerade auf diejenigen, auf welche auch ich mein Auge geworfen hatte. Der Gedanke, so hoffnungsvolle Jünglinge auf diese Art verloren zu haben, sich auch überdies mit der verderblichen Seuche, mit dem Hang zur Goldmacherei und ähnlichen Torheiten angesteckt zu sehen, war für mich quälend und unerträglich. Ich ging darüber mit einem jungen Mann, auf welchen ich das meiste Vertrauen gesetzt hatte, zu Rate. Dieser ermunterte mich, meinen Einfluß auf die Studierenden zu benutzen und diesem Unwesen durch ein wirksames Gegenmittel, durch Errichtung einer Gesellschaft, so viel als möglich zu steuern […]“

1777 gelang die Unterwanderung zweier Münchner Freimaurerlogen, in deren eine sich auch Weishaupt aufnehmen ließ. Einen weiteren, wenngleich noch bescheidenen Aufschwung nahm der Orden im Jahr darauf, als er von Franz Xaver von Zwackh, einem ehemaligen Schüler Weishaupts und späteren Regierungspräsidenten der Pfalz, reorganisiert wurde. Weishaupt schlug als neuen Namen „Bienenorden“ vor, weil ihm vorschwebte, dass die Mitglieder unter der Leitung einer Bienenkönigin den Nektar der Weisheit sammeln sollten. Doch entschied man sich für „Bund der Illuminaten“ und schließlich für „Illuminatenorden“. 1780 hatte dieser etwa 60 Mitglieder.

Die ersten Jahre verliefen eher chaotisch, da Weishaupt nicht willens war, die anfallende inhaltliche und organisatorische Arbeit alleine zu leisten. Andererseits wollte oder konnte er auch nicht delegieren. Wie seine engsten Mitarbeiter Zwackh und Franz Anton von Massenhausen fühlte er sich häufig überlastet oder missverstanden. Schließlich wurde in München ein so genannter Areopag als Ordensleitung eingesetzt, der aber ebenfalls nicht konfliktfrei arbeitete. Mehrmonatige Lücken in der Quellenüberlieferung 1777 und 1779 lassen den Schluss zu, dass der Orden in dieser Zeit streitbedingt gar nicht arbeitete.

Eine weitere Umorganisation erfolgte nach dem Beitritt des niedersächsischen Adligen Adolph Freiherr Knigge. Dieser war am 1. Juli 1780 in der Loge L’Union in Frankfurt am Main von dem bayerischen Hofkammerrat Constantin Costanzo für den Orden geworben worden und entfaltete nach seinem Beitritt eine rege Tätigkeit. Er gab dem Orden, der zu dieser Zeit nach Weishaupts eigenem Eingeständnis „eigentlich noch gar nicht, sondern nur in seinem Kopfe“ existierte, 1782 eine den Freimaurerlogen ähnliche Struktur: Die Hochgrade, die die Adepten nach Durchlaufen der traditionellen drei Gradstufen der Freimaurerei erreichen konnten, wurden nun vom Illuminatenorden gebildet. Auf diese Weise lasse sich, wie Knigge 1780 und 1781 in Briefen an Weishaupt schrieb, „auf gewisse Art die ganze Freymaurerey regieren“ und in neuer Gestalt „mit dem Operations-Plan des O[rdens] zum Besten und zur Erleuchtung der Welt verbinden“. Knigge entwickelte dazu ein Narrativ, das er Weishaupt am 13. Juli 1781 brieflich mitteilte: Demnach habe es schon immer eine kleine Gesellschaft von Männern gegeben, „welche sich dem Verderbniß, und den Pfaffen-Künsten entgegengesetzt haben“ und die ältesten Quellen von Religion und Philosophie genutzt hätten, um diese zu reinigen. Sie seien die wahren Urheber der Aufklärung. Sie hätten den Freimaurer „Spartacus“ in ihre Weisheit eingeweiht, der daraufhin die Gesellschaft der Illuminaten gegründet habe. Diese Vorstellung, einer jahrhundertealten Verbindung beitreten zu können, die durchsetzungsstärker sei als alle anderen Geheimbünde, erwies sich als enorm werbewirksam.

Adolph Freiherr Knigge, der wirksamste Werber für den Illuminatenorden

Mit dieser Strategie brachte Knigge die Illuminaten von Weishaupts ursprünglichem Plan der „geheimen Weisheitsschule“ ab. Nun wurden nicht mehr Studenten angeworben, die es durch Lektürevorschriften zu bilden und zu formen galt, sondern gestandene Männer, die in Staat und Gesellschaft bereits Karriere gemacht hatten. Damit hatte er großen Erfolg. Hintergrund war die Krise, in welche die deutsche Freimaurerei in ihren Hochgraden nach 1776 mit dem Zusammenbruch der Strikten Observanz geraten war. Mit dieser eher unpolitisch-romantisierenden Bewegung, die behauptete, in der Nachfolge des 1312 aufgehobenen Templerordens zu stehen, war es Karl Gotthelf von Hund und Altengrotkau gelungen, die deutschen Logen unter seiner Führung anzuwerben. Er hatte jahrelang behauptet, er stünde in Kontakt mit „Unbekannten Oberen“, die ihn in das tiefste Geheimnis der Freimaurerei eingeweiht hätten. Als sich nach von Hunds Tod 1776 aber keine „Geheime Oberen“ meldeten, war die Ratlosigkeit in den Logen groß. Knigge erkannte die Chance, die hierin für den Illuminatenorden lag. Am 16. Dezember 1780 schrieb er an Weishaupt: „Eine Revolution steht der Maurerey […] bevor […] Es ist also nöthig dabey nicht das Ruder aus den Händen zu verliehren, damit uns nicht andre kluge Köpfe zuvorkommen.“

Kurz darauf veröffentlichte er in Weishaupts Auftrag unter dem Titel Ueber Jesuiten, Freymaurer und deutsche Rosenkreuzer ein anonymes Verschwörungsszenario, in dem er behauptete, hinter der Strikten Observanz stecke in Wahrheit der Jesuitenorden, der damit die Aufklärung bekämpfen, Deutschland rekatholisieren und es der Herrschaft des Papstes unterwerfen wolle. Daher sei eine Gegenverschwörung nötig, die die Jesuiten spiegelbildlich mit deren eigenen Methoden, aber mit aufklärerischem Ziel bekämpfe:

„Wenn eine Gesellschaft der besten Menschen nach einem eben so vorsichtigen Plane zusammenträte, ihre Zöglinge ebenso zur Tugend bildete, wie die Jesuiten die ihrigen zur Bosheit abrichteten, wenn sie dieselben statt des Fanatismus von ihrer ersten Jugend an mit Liebe zu dem Menschengeschlechte, mit Begierde edle große Grundsätze zu verbreiten und im Großen zum Wohle der Welt würksam zu seyn erfüllte – was würde diese Gesellschaft nicht leisten können.“

Diese „Gesellschaft der besten Menschen“ sollte der Illuminatenorden sein. Auf dem großen Freimaurerkonvent der Strikten Observanz, der vom 16. Juli bis zum 1. September 1782 in Wilhelmsbad stattfand, konnte der Illuminat Franz Dietrich von Ditfurth die Meinungsführerschaft für den Orden gewinnen, und dies, obwohl er eine Woche zu spät angereist und es Knigge selber nicht gelungen war, sich von seiner Freimaurerloge als Delegierter aufstellen zu lassen und daher nicht teilnehmen konnte. Das Templersystem wurde aufgegeben; der Orden der Gold- und Rosenkreuzer, der sich seinerseits bemüht hatte, die Strikte Observanz zu beerben, blieb in der Minderheit. Die Illuminaten konnten zahlreiche prominente Freimaurer für sich gewinnen, darunter Johann Christoph Bode, einen der führenden Vertreter der Strikten Observanz. Gern hätte Knigge die gesamte Organisation der Strikten Observanz inkorporieren lassen, doch Weishaupt bestand darauf, dass der Logik des Ordens entsprechend nur Einzelpersonen aufgenommen werden konnten.

Bei der Unterwanderung des absolutistischen Staates war der Orden teilweise sehr erfolgreich: Das bayerische Zensurkollegium etwa bestand bis zum Einschreiten des Kurfürsten 1784 überwiegend aus Illuminaten, darunter Zwackh, Maximilian von Montgelas, Karl von Eckartshausen und Aloys Friedrich Wilhelm von Hillesheim. Auch die Zensoren, die dem Orden nicht angehörten, sympathisierten mit der Aufklärung, und dementsprechend war die Praxis der Behörde: Schriften von Ex-Jesuiten und andere gegenaufklärerische oder klerikale Schriften, ja sogar Gebetbücher wurden verboten, aufklärerische Literatur dagegen befördert. Auch auf das Reichskammergericht konnten die Illuminaten vorübergehend Einfluss gewinnen. Insgesamt lassen sich an 90 Orten Filialen des Ordens, so genannte Minervalkirchen, oder aktive Einzelmitglieder ausmachen, sowohl innerhalb des Heiligen Römischen Reiches als auch außerhalb: So gab es in den Niederlanden, in Ungarn und Siebenbürgen Niederlassungen. Besonders aktiv war der Orden in München, wo es zwei, und in Wien, wo es vier Filialen des Ordens gab.

Die rasch angestiegenen Mitgliederzahlen bedeuteten gleichzeitig den Anfang vom Ende des Illuminatenordens, denn nun brachen ordensintern Konflikte auf: Weishaupt kritisierte, dass zu rasch zu viele Mitglieder aufgenommen würden, ohne jede Prüfung, ob sie für die Ziele des Ordens geeignet wären. Auch fand er die theosophisch-esoterischen Bilder und Motive entsetzlich, die Knigge in Anknüpfung an die zeitgenössische Hochgradfreimaurerei in der Ausarbeitung zu den einzelnen Graden verwenden wollte. Daraufhin erarbeitete er in Konkurrenz zu Knigge Texte für den Grad Illuminatus dirigens, was beim Dompropst von Eichstätt Ludwig Graf Cobenzl, auch er ein führendes Mitglied des Ordens, erhebliche Verwirrung auslöste. Knigge ordnete Weishaupts Entwurf kurzerhand etwas höher in die illuminatische Gradhierarchie ein und verbreitete seinen eigenen Entwurf im Orden, was zu einer Beschwerde des Göttinger Philosophieprofessors Johann Georg Heinrich Feder bei Weishaupt führte, dieser Text sei zu wenig aufklärerisch. Den Eichstätter Mitgliedern des Areopags gingen Knigges Entwürfe dagegen schon zu weit. Sie fürchteten die Zensur und änderten sie in eigener Verantwortung ab. Weishaupt verlangte daraufhin von Knigge, auch Texte, denen er bereits zugestimmt hatte, zurückzunehmen. Auch zwischen Ditfurth und Knigge gab es Meinungsverschiedenheiten über die künftigen Inhalte und Strategien des Ordens.

Knigge war hochgradig unzufrieden, dass Statuten, Grade und Lehren des Ordens weiterhin unzureichend ausgearbeitet waren und sah seine Leistungen bei der Rekrutierung neuer Mitglieder nicht honoriert. Er tat sich mit Bode zusammen und versuchte, die Leitung des Ordens zu übernehmen. Auch verfolgte er weiter sein Vorhaben, den Orden mit den noch bestehenden Resten der Strikten Observanz zu verschmelzen, was von Weishaupt strikt abgelehnt wurde. Brieflich drohte Knigge gar damit, Ordensgeheimnisse an Jesuiten und Rosenkreuzer zu verraten, was nur Weishaupts Misstrauen verstärkte: Dem bereitete es nämlich erhebliche Sorgen, dass Bode und Knigge Vertreter der absolutistischen Obrigkeit wie die Prinzen Karl von Hessen und Ferdinand von Braunschweig sowie die Herzöge Ernst von Sachsen-Gotha und Carl August von Sachsen-Weimar in den Orden gebracht hatten. Ernst II. nutzte die Gothaer Illuminatenloge als geheimes Schattenkabinett.

In der Folge spitzte sich der Dissens zwischen Weishaupt und Knigge derart zu, dass der Orden zu zerbrechen drohte. Im Februar 1784 wurde daher ein „Congress“ genanntes Schiedsgericht in Weimar einberufen, an dem unter anderen Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Herzog Ernst von Sachsen-Gotha beteiligt waren. Für Knigge überraschend urteilte der Congress, es müsse ein gänzlich neuer Areopag gebildet werden; beide führenden Persönlichkeiten des Ordens sollten ihre Machtpositionen aufgeben. Dies schien ein tragbarer Kompromiss zu sein. Da aber absehbar war, dass der Ordensgründer auch ohne formalen Vorsitz im Areopag weiterhin einflussreich bleiben würde, bedeutete es eine klare Niederlage für Knigge. Es wurde Stillschweigen und Rückgabe aller Papiere vereinbart. Am 1. Juli 1784 verließ Knigge den Illuminatenorden. Er wandte sich danach von der „Mode-Thorheit“ ab, die Welt durch geheime Gesellschaften verbessern zu wollen. Weishaupt gab die Leitung des Ordens an Johann Martin Graf zu Stolberg-Roßla ab.

Inmitten der internen Streitereien gerieten die Illuminaten ins Blickfeld der bayerischen Obrigkeit. Ihr waren die Ziele von aufklärerisch gesinnten Geheimorden suspekt, richteten sie sich doch darauf, die überkommene Ordnung zu verändern, ja durch Unterwanderung der öffentlichen Ämter einen „Vernunftstaat“ zu errichten. Nach einem erfolglosen Aufnahmegesuch hatte der Münchner Verleger Johann Baptist Strobl zwei anti-illuminatische Polemiken Joseph Marius Babos veröffentlicht, die eine lang anhaltende „Presseschlacht“um den Orden nach sich zogen. Obendrein hatte es der Orden gewagt sich in die hohe Politik einzumischen. Er befürwortete das unter den Fürsten des Reiches hochumstrittene Projekt des Kurfürsten Karl Theodor, seine bayerischen Territorien gegen die Österreichischen Niederlande einzutauschen. Mitglieder des Ordens hatten den jungen Hofkammerrat Joseph von Utzschneider, einen ehemaligen Illuminaten, dazu verleiten wollen, die Papiere Maria Annas, der Witwe von Karl Theodors Vorgänger zu durchsuchen, um deren Inhalt Kaiser Joseph II. zu übergeben. Utzschneider deckte daraufhin nicht nur den Plan, sondern gleich eine Liste mit Ordensmitgliedern auf. Maria Anna warnte Karl Theodor vor den Plänen des Ordens, doch der blieb zunächst untätig. Erst als der Hofarchivar Karl von Eckartshausen, auch er ein ehemaliges Ordensmitglied, Diebstähle von Dokumenten aus dem kurfürstlichen Archiv meldete, erließ er am 22. Juni 1784 ein Dekret, das alle „Communitäten, Gesellschaften und Verbindungen“verbot, die ohne seine „landesherrliche Bestätigung“ gegründet worden waren. Die Illuminaten waren gemeint, auch wenn sie im Text nicht explizit genannt waren.

Karl Theodor von der Pfalz (hier ein Porträt von Heinrich Carl Brandt aus dem Jahr 1767)