Der ganz normale Irrsinn - Torsten Raap - E-Book

Der ganz normale Irrsinn E-Book

Torsten Raap

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Beschreibung

"Beruflich betreibt der Liegeradfahrer ein Geschäft für Lenkdrachen, Handpuppen oder Kinderbekleidung. Manchmal auch einen Öko-Imbiss. Aber meistens ist er Sozialarbeiter, Sonderschullehrer oder Betreuer in einem Montessori-Kindergarten. Und er wählt immer Grün." Ob zuhause beim Wohnungsputz, beim Umgang mit Behörden oder im normalen Alltag: Der Irrsinn lauert überall. Er kann nicht gestoppt werden.

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Seitenzahl: 52

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Wohnungsputz

Ein Abend in Derendorf

Viel Spaß mit Ihrem Finanzamt

Hindernismenschen

Der Liegeradfahrer

Der Homo Sachsiens

Sonntagsausflug

Rennradfahrer

Weihnachtsmarkt

Wie man Freunde gewinnt

Vorwort

In diesem kleinen Büchlein habe ich einige Erlebnisse, Geschichten und Anekdoten zusammengestellt, die mich in meinem täglichen Dasein bewegen. Die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit lasse ich dabei bewußt etwas verschwimmen. Was wirklich passiert ist und was der Phantasie aus meinem kranken Hirn entsprungen ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Besonderes Augenmerk versuche ich auf den alltäglichen Wahn- und Irrsinn zu legen, den das Zusammenleben von knapp 5 Milliarden Menschen auf einem relativ kleinen Klumpen Urknallmaterie nun mal mit sich bringt. Aber meistens braucht man gar nicht in so großen Dimensionen zu denken, der größte Irrsinn passiert meistens direkt vor der eigenen Haustür. Das Weltall und die Dummheit der Menschheit unterliegen nun mal keiner Limitation.

Ich bitte um Nachsicht, falls das Ganze etwas ungelenk und amateurhaft daherkommt. Nein, nicht falls, es wird ganz bestimmt so sein! Ich bin ein aufstrebender Jungautor im zarten Alter von 52 Jahren und dies ist mein erster Versuch, meine Phantasien in gedruckter Form anderen zugänglich zu machen. Wer einen Computer hat, kann diese Geschichten auch in meinem kleinen Blog verfolgen. Unter http://ganznormalerirrsinn.blogspot.de/ werde ich in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder etwas Neues einstellen, wenn es meine Zeit erlaubt. Zwar ist das Internet für mich kein Neuland (wie für unsere Kanzlerin), gleichwohl bin ich weder gewillt noch in der Lage, alles was das Netz hergibt in Profimanier zu beherrschen. Getwittert habe ich noch nie und wozu Instagram da ist werde ich in diesem Leben wohl auch nicht mehr kapieren. Aber ich kann Facebook und Whatsapp, das ist doch schon mal was.

Die meisten der Geschichten wären übrigens ohne den Einfluß einiger guter Freunde und größerer Mengen Alkohol niemals entstanden. Beiden Gruppen gilt hiermit mein herzlicher Dank.

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Lesen!

Wohnungsputz

Ich habe es lange genug hinausgezögert, jetzt gibt es kein Zurück mehr: Es steht mal wieder ein Putztag an. Wie schnell doch so ein Jahr vergeht! Von einem Frühjahrsputz kann Mitte Juni zwar keine Rede mehr sein, aber das aktuelle Wetter vermittelt ja ohnehin mehr den Eindruck von Ende Februar.

Also frisch ans Werk, es ist aber auch wirklich mal wieder an der Zeit. Auf dem ehemals roten Badteppich hat die Evolution mittlerweile einige ganz neue Arten hervorgebracht. Survival of the fittest, heißt es bei Darwin. Wenn ich jetzt nicht reagiere, werde ich beim Badbesuch also irgendwann von einer anderen Spezies verdrängt. Ich spüre schon jetzt, wie man mich beim morgendlichen Rasieren argwöhnisch beobachtet. Das Teppichvolk plant den Aufstand und wartet nur darauf, daß ich unaufmerksam werde. Und ich kann sie nicht alle unter meinen nackten Füßen zermalmen. Also greife ich mir den Staubsauger, schalte auf die stärkste Stufe und erledige den Feind. Zum Glück stehen Staubsauger nicht auf der Verbotsliste der Genfer Konvention. Die Dusche hingegen ist schon ein härterer Gegner, gegen Schimmel und dunkle Ränder kommt man hier nur mit chemischem Kampfstoff weiter. Laut Hinweis auf der Flasche darf dieser allerdings nur in gut belüfteten Räumen verwendet werden. Da diese vage Anweisung doch sehr viel Interpretationsspielraum zulässt, pumpe ich einen guten Liter Domestos-Reiniger in mein innenliegendes Zwei-Quadratmeter-Bad ohne Fenster. Ich kann ja die Abluft einschalten, das muß reichen. Als ich nach zwei Stunden wieder aus meiner Ohnmacht erwache ist das Bad porentief rein geätzt und auch die Mehrzahl der Kacheln klebt sogar noch an der Wand. In zwei bis drei Wochen darf ich das Bad laut Gesundheitsamt dann auch wieder betreten. Ich kann auch schon langsam wieder Farben sehen.

Vom Badezimmer aus rechts ist es nur einen Katzenwurf weit bis zum Gästeklo. Da ich nur selten Gäste beherberge, benutze ich das Klo meistens selbst. Außerdem habe ich nur das eine. Daher kann ich leider auch niemanden sonst für den Zustand des Gästeklos verantwortlich machen. Schade, denn es riecht dort nicht sehr angenehm. So eine männlich-herbe Mischung aus abgestandenem Urin und Raumspray Marke Zitronenfrisch. Saisonal bedingt auch mal Sommerbrise. In der Summe jedenfalls nicht schön. Unter dem WC-Rand findet sich auch so manche Überraschung. Laut Fernsehwerbung lebt dort ein grünes Zeichentrickmonster, das zwar griesgrämig dreinschaut, aber irgendwie immer noch ganz niedlich ist. In der Realität finden sich hier allerdings weit weniger niedliche Dinge. Das ist aber nicht meine Schuld, die Form der Klobürste lässt eine gründliche Reinigung der Unterkante einfach nicht zu. Eine komplette WC-Enten-Familie muß für diesen guten Zweck ihr Leben lassen. Ich spüle ihre Überreste hinunter, versprühe anschließend eine Familiendose Fichtennadel-Duft und versiegele danach die Tür von außen. Mehr kann ich hier nicht tun.

Nun ist die Küche an der Reihe. Ich bearbeite zuerst die dunkelgelben Fliesen über den Kochplatten mit Scheuerpulver und stelle dabei fest, daß sie eigentlich weiß sind. Während des Schrubbens fallen mir die an der Wand befestigten Küchenutensilien wie Suppenkelle, Schneebesen und Pfannenwender entgegen. Erstaunlicherweise waren diese gar nicht mit Saugnäpfen dort befestigt, sondern hielten sich allein durch die Adhäsionskraft des Bratfetts an der Wand. Ich denke über eine Patentanmeldung nach, werde aber zunächst mal doch lieber Klebehaken anbringen. Der Küchenboden ist übrigens auch nach dem Schrubben noch immer schwarz-weiß kariert. Dabei fällt mir ein, daß ich mal wieder Schach spielen könnte. Leider kenne ich die Regeln nicht.

Beim Öffnen des Kühlschranks grüße ich vorsichtshalber freundlich, da ich nicht weiß, ob eines der dort deponierten Lebensmittel in der Zwischenzeit ein eigenes Bewußtsein erlangt hat. Man will ja nicht unhöflich sein, außerdem ist es sinnvoll, bei der Suche nach der letzten Flasche Bier einen Verbündeten zu haben. Ich leere den Kühlschrank und ordne die Lebensmittel nach ihrem Haltbarkeitsdatum auf dem Küchentisch an. Rekordhalter ist eine Tube Delikatess-Mayonnaise, haltbar bis Ende Oktober 2006. Auf die undefinierbaren organischen Reste, die nach Abtauen des Eisfachs zum Vorschein kommen, möchte ich hier lieber nicht weiter eingehen. Ich sandstrahle das Innere des Kühlschranks, lege alle Lebensmittel mit Verfallsdatum nach Ende 2012 wieder hinein und schließe die Tür. Den Backofen brauche ich zum Glück nicht zu reinigen, da ich mir nach der großen Lasagne-Explosion im April diesen Jahres einen neuen zulegen mußte.