Der Herr von Moor House - Anne Ashley - E-Book
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Der Herr von Moor House E-Book

Anne Ashley

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Beschreibung

Niemals wollte die zauberhafte Megan den Mann wiedersehen, der ihr junges Herz gebrochen hat. Doch jetzt, im November 1799, steht er vor ihr: Christian Blackmore, groß, breitschultrig und Herr von Moor House. Einst träumte Megan bereits von einer glanzvollen Hochzeit mit ihm - da heiratete er ohne Erklärung die reiche Louisa. Ihr Unfalltod führte zu so vielen Gerüchten, dass Christian eine Zeit lang lieber in Indien lebte. Nun ist er zurückgekehrt, um als Vormund für die 16-jährige Sophie zu sorgen. Sie will jedoch nicht ohne ihre Tante Megan nach Moor House ziehen. Schweren Herzens stimmt diese zu. Sie weiß, dass sie Christian immer noch liebt. Damit er sich endlich mit Megan versöhnt, sorgt Sophie dafür, dass die beiden gemeinsam eine Nacht im Keller eines Klosters verbringen müssen...

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Seitenzahl: 244

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Anne Ashley

Der Herr von Moor House

IMPRESSUM

Der Herr von Moor House erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Telefon: 040/60 09 09-361

Fax: 040/60 09 09-469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v.l.S.d.P.)

Produktion:

Christel Borges

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

©

1999 by Anne Ashley Originaltitel: „The Master of Moor House” erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: HISTORICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

©

Deutsche Erstausgabe in der Reihe MyLady Band 0319 Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Vera Möbius Fotos: Hankins & Tegenborg

Veröffentlicht im ePub Format im 12/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: readbox, Dortmund

ISBN 978-3-95446-028-1

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

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1. KAPITEL

Der große, elegant gekleidete Gentleman, der an diesem feuchtkalten, deprimierenden Novemberabend durch einen der weniger ansehnlichen Stadtteile Londons ging, zog viele neugierige Blicke auf sich. Nur wer kein Dach über dem Kopf hatte, blieb heute auf der Straße. Umso unverständlicher war es, dass ein so vornehmer Mann um diese Stunde hierher kam.

Da er den Kragen seines voluminösen Mantels hochgeklappt und den Zylinder tief in die Stirn gezogen hatte, konnte man sein Gesicht kaum sehen. Aber hin und wieder fiel aus einem Fenster Licht auf gebräunte Wangen und eine verdrossene Miene. Deshalb lag die Vermutung nahe, der Gentleman wäre ein angenehmeres Klima gewöhnt und hätte England nur notgedrungen um diese unfreundliche Jahreszeit aufgesucht.

Zumindest gewann der junge Schreiber im Vorraum der Firma Messrs. Blagdon, Blagdon und Metcalf diesen Eindruck, als der Gentleman durch die Tür trat und ohne höfliche Umschweife verkündete: “Mein Name ist Blackmore, Christian Blackmore, und ich möchte Mr Metcalf sprechen.”

“Gewiss, Sir, er erwartet Sie.” Der Schreiber sprang hastig auf und führte den Besucher in ein Büro, wo ein schmächtiger Mann mit einer altmodischen Perücke hinter einem massiven Eichenschreibtisch saß.

“Mein lieber Sir, welch eine Freude!” Mr Metcalf verbarg sein Entsetzen über die drastische Veränderung des Mannes, dem er vor einem halben Jahrzehnt zuletzt begegnet war, erhob sich lächelnd und schüttelte seinem Besucher die Hand. Seit langer Zeit fungierte er als Anwalt der Familie Blackmore, und er hatte den fröhlichen, unbeschwerten kleinen Christian zu einem attraktiven, charmanten Gentleman heranwachsen sehen, der zahlreiche Frauenherzen betörte.

Natürlich hatte ihn der Tod seiner schönen jungen Gemahlin ein knappes Jahr nach der Hochzeit tief getroffen. Und es war auch begreiflich, dass er den Familiensitz Moor House, den Schauplatz der Tragödie, sofort verlassen hatte. Die folgenden Jahre waren für ihn dann wirtschaftlich sehr profitabel gewesen. Im Gegensatz zu seinem Vater besaß Christian einen ausgeprägten Geschäftssinn. Er investierte die Mitgift seiner Frau in eine Handelsfirma in Indien, die er gemeinsam mit einem Freund gründete. Für beide Partner warf das Unternehmen beträchtlichen Gewinn ab. Doch die Jahre harter Arbeit hatten ihren Tribut gefordert, wie Christians äußere Erscheinung deutlich zeigte.

Zu beiden Seiten seiner eindrucksvollen Nase hatten sich tiefe Kerben gebildet, die bis zu den Winkeln des zusammengepressten Mundes reichten. Die hohe Stirn war gefurcht, feine Fältchen umgaben die durchdringenden dunklen Augen mit den langen Wimpern. Soweit Mr Metcalf das feststellen konnte, zogen sich noch keine grauen Fäden durch das dichte, leicht gewellte, zu einer modischen Windstoßfrisur gekämmte schwarze Haar. Und die Figur unter dem weiten Mantel wirkte genauso athletisch wie damals. Trotzdem glich Christian mit seinen einunddreißig Jahren eher einem Vierzigjährigen.

“Verzeihen Sie, dass ich Sie so spät am Abend aufsuche”, begann er und nahm im Besuchersessel vor dem Schreibtisch Platz. “Wie ich in dem Brief erwähnte, den ich Ihnen kurz nach meiner Ankunft auf englischem Boden schrieb, wollte ich ein paar Wochen mit Freunden in Derbyshire verbringen. Unglücklicherweise war meine Rückkehr in die Stadt von etlichen Missgeschicken begleitet. Obwohl sich während meiner Abwesenheit der Zustand vieler Straßen erheblich verbessert hat, versinkt man auf den Nebenstraßen nach starken Regenfällen immer noch im Schlamm.”

“Oh, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Sir. Am Freitag arbeiten mein Schreiber und ich oft etwas länger. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?” Der Anwalt ging zu einem Eckschrank. “Da müsste ich irgendwo einen ausgezeichneten Portwein haben.”

Mit einem schwachen Lächeln überlegte Christian, wie tröstlich es war, dass sich manche Dinge niemals änderten. Er respektierte den vertrauenswürdigen Familienanwalt und verstand nicht, warum sein Vater Mr Metcalfs Ratschläge in späteren Jahren missachtet hatte. “Daran zweifle ich nicht. Wann immer ich hier war, hatten Sie stets einen besonderen Tropfen zu bieten.”

Lachend kehrte der Anwalt mit dem Portwein und zwei Gläsern zum Tisch zurück. “Mein einziges Laster, Sir.”

“Dann muss ich Ihnen gratulieren. Nur wenige Männer dürfen sich eines so tugendhaften Lebens rühmen.”

Klugerweise enthielt sich Mr Metcalf eines Kommentars. Wenn Christian auch mehrere Jahre in Indien verbracht hatte – die Geschichten über seine Affären mit diversen verheirateten oder ledigen Damen waren bis in sein Heimatland gedrungen. Nicht, dass es Christian interessiert hätte, was der Klatsch über ihn verbreitete. Schon bei seiner Abreise aus England waren bösartige Gerüchte aufgekommen, die jeder Grundlage entbehrten. Aber der Anwalt hatte keine Sekunde lang geglaubt, Mrs Blackmores Tod wäre etwas anderes gewesen als ein tragischer Unfall.

“Wollen wir über Geschäftliches reden, Sir?” Mr Metcalf reichte seinem wohlhabenden Klienten ein gefülltes Glas und setzte sich hinter den Schreibtisch. “Nachdem ich Ihre letzte Nachricht aus Indien erhalten hatte, schrieb ich Mr Drews Schwestern, informierte sie über seinen beklagenswerten Zustand und bereitete sie auf das Schlimmste vor. Und um den Wunsch zu erfüllen, den Sie in Ihrem letzten Brief geäußert hatten, fuhr ich nach Somerset und teilte den Damen persönlich mit, ihr Bruder habe das Zeitliche gesegnet. Einen Tag später besuchte ich sie noch einmal und erläuterte ihnen den Inhalt seines Testaments.”

“Und wie haben sie es aufgenommen?”

“Verständlicherweise waren sie enttäuscht, weil Mr Drew Sie zum einzigen Vormund ihrer Nichte bestimmt hat. Immerhin lebt das Kind – obwohl man Miss Sophie nicht mehr so nennen kann, da sie schon sechzehn ist – seit mehreren Jahren bei den Tanten in Taunton und liebt sie sehr, vor allem die jüngere der beiden, Miss Megan Drew.” Als dieser Name erwähnt wurde, zuckte Christian zusammen, was dem Anwalt nicht entging. Dann leerte er sein Glas in einem Zug, ohne den edlen Tropfen richtig zu würdigen. “Sicher sind Ihnen die Damen bekannt”, fuhr Mr Metcalf fort, “ihr Haus liegt ganz in der Nähe von Moor House.”

“Ja, sie waren unsere nächsten Nachbarn.” Ungeduldig stand Christian auf und trat ans Fenster. Inzwischen war es dunkel geworden, und Mr Metcalf sah das Spiegelbild der markanten Gesichtszüge in der Glasscheibe. “Ich kenne die Familie mein Leben lang.”

“Also müssten Sie wissen, was für eine tüchtige, vernünftige junge Frau Miss Drew ist.”

“Als ich sie zuletzt sah, war sie noch ein halbes Kind.”

Mr Metcalf fragte sich, ob Christians eindrucksvolle Stimme wirklich unsicher geklungen hatte. Oder besaß er eine zu lebhafte Fantasie? “Das ist sie jetzt nicht mehr.”

“Wohl kaum. Im März wird sie fünfundzwanzig. Wahrscheinlich wird sie bald heiraten und sich nicht mehr mit der Verantwortung für mein Mündel belasten wollen.”

“Miss Drew hat mir versichert, sie habe keine Heiratspläne und würde gern auch weiterhin für ihre Nichte sorgen. Selbst wenn das nicht zuträfe – ich halte die andere Tante, Mrs Pemberton, ebenfalls für eine gewissenhafte Betreuerin.”

“Das will ich Ihnen gern glauben. Aber Charles Drew hat seine Tochter mir anvertraut, und ich werde das Wort halten, das ich einem sterbenden Mann gab.”

Falls Christians Stimme vorhin tatsächlich gezittert hatte, so ließ sie jetzt keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen. Mr Metcalf wusste, dass er nur seinen Atem verschwenden würde, wenn er das Thema noch länger verfolgte. Doch Miss Drew, die seine Hochachtung verdiente, hatte ihn gebeten, mit seinem Klienten wenigstens zu vereinbaren, dass das Mädchen nicht sofort von Taunton wegmusste. “Nachdem Miss Sophie eben erst vom Tod ihres Vaters erfahren hat, Sir – wäre es nicht ratsam, wenn sie vorerst in der Obhut ihrer Tanten bliebe?”

“Ich bin nicht völlig gefühllos, Metcalf”, erwiderte Christian, setzte sich wieder und hielt dem prüfenden Blick des Anwalts stand. “Sicher wird es eine Weile dauern, bis mein Mündel über den schmerzlichen Verlust hinwegkommt, und ich möchte Sophie nicht von heute auf morgen dem Schoß der Familie entreißen. Außerdem muss ich einige Vorbereitungen treffen. Bis jetzt habe ich keine geeignete Anstandsdame gefunden. Deshalb soll das Mädchen noch eine Zeit lang bei den Tanten wohnen. Natürlich werde ich Sophie bald besuchen. Sie wird sich vermutlich nicht an mich erinnern.”

“Also wollen Sie in nächster Zukunft nicht nach Indien zurückkehren, Sir?”

“Ich habe keine festen Pläne. Über fünf Jahre lang war ich am anderen Ende der Welt, vielleicht zu lange. Als ich England verließ, war mein Bruder Giles noch ein Junge.” Ein Lächeln milderte Christians harte Züge. “Vor meiner Reise nach Derbyshire besuchte ich ihn in Oxford. Wir müssen eine Menge nachholen”, seufzte er bedauernd. “Auch um meine Schwester und ihre Familie will ich mich kümmern. Ich kenne meine Nichte und meinen Neffen noch gar nicht. Und es gibt andere Pflichten zu erfüllen, die ich sträflich vernachlässigt habe.”

Verwirrt hob Mr Metcalf die Brauen. Soviel er wusste, waren die geschäftlichen Angelegenheiten seines Klienten in bester Ordnung. “Um Moor House müssen Sie sich nicht sorgen, Sir. Mr Farley ist ein sehr gewissenhafter Verwalter, der mich jeden Monat brieflich über die Ereignisse auf Ihrem Landsitz informiert.”

“Ja, gewiss, ich kann ihm rückhaltlos vertrauen. Seit Jahren arbeitet er für meine Familie, und er leistet uns vorzügliche Dienste. Trotzdem möchte ich einige Zeit in Moor House verbringen.” Christian stand auf, um das Gespräch zu beenden. “Seien Sie so freundlich und teilen Sie den Tanten meines Mündels mit, ich würde sie am Monatsende besuchen. Vor seinem Tod schrieb Charles Drew einen Brief an seine jüngere Schwester, den ich ihr persönlich übergeben will.”

“Werden Sie am Jahresende in die Hauptstadt zurückkehren, Sir?”

“Ich habe es nicht vor.” Christian war bereits zur Tür gegangen. Nun drehte er sich noch einmal um. “Wieso fragen Sie?”

“Aus keinem besonderen Grund. Ich dachte nur, Sie würden mit uns feiern. So etwas muss man gebührend würdigen, und so hat meine Familie beschlossen, ein paar Freunde einzuladen, zu einem Dinner mit Champagner. Die meisten meiner Bekannten werden das Ereignis auf ähnliche Weise zelebrieren.”

“Zelebrieren?” Christian runzelte die Stirn. “Was denn?”

“Das neue Jahrhundert, Sir!”

Plötzlich erklang ein Gelächter, das seltsam freudlos und fast unheimlich von den Wänden des kleinen Büros widerhallte. “Die englische Mentalität verblüfft mich jedes Mal aufs Neue, Metcalf. Zum Teufel, was hat dieses Land zu feiern? Europa befindet sich im Aufruhr, jeden Augenblick droht uns eine Invasion, und unsere Armen hungern. Soll man das feiern?” Während Christian vergeblich auf eine Antwort wartete, lächelte er sarkastisch. “Soweit es mich persönlich betrifft – ich kann mir keine einschneidenden Veränderungen in meinem Leben vorstellen, nur weil ein Jahrhundert zu Ende geht und ein neues beginnt. Und ich sehe auch keinen Anlass, irgendetwas zu feiern.” Mit diesen Worten ging er hinaus, und der scharfsinnige Anwalt gewann die Überzeugung, dass es nicht nur Mrs Blackmores Tod gewesen sein konnte, der seinen Klienten in einen verbitterten, unglücklichen Mann verwandelt hatte.

2. KAPITEL

“Ich werfe ihn hinaus!” verkündete Mrs Pemberton und mimte erfolgreich eine Frau, die einem hysterischen Anfall nahe war. Doch diese Pose konnte sie nicht allzu lange beibehalten, und sie lächelte wehmütig. “Zumindest werde ich – da ich im Gegensatz zu unserer albernen Nachbarin Mrs Cunningham nicht zu dramatischen Szenen neige – die Dienstboten beauftragen, ihm die Tür zu weisen.”

“Zum Glück bist du nicht so wie diese Närrin, Charlotte”, erwiderte Megan und warf ihrer älteren Schwester einen liebevollen Blick zu. “Der arme Mr Cunningham muss die Geduld eines Heiligen besitzen. Sonst würde er die Launen seiner Frau unmöglich ertragen.” Seufzend lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Blatt Papier und die wenigen Zeilen in jener kühnen, unvergesslichen Handschrift. “Wohl oder übel müssen wir ihn empfangen. Letzte Woche hat uns Mr Metcalfs Brief auf Christians Besuch vorbereitet. Und ich möchte nichts riskieren, was unseren Kontakt mit Sophie gefährden könnte. Ob es uns passt oder nicht, er ist der Vormund unserer Nichte und hätte das Recht, uns von ihr fernzuhalten.”

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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