Der Hund in mir -  - E-Book

Der Hund in mir E-Book

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Beschreibung

In diesem Buch erzählt der Autor eindrucksvoll, wie er seine Urheimat Indien erlebt. Dazu gehören seine persönlichen Erfahrungen mit Ängsten, Konfrontationen mit alten Sitten, Bräuchen, Spirituellem, Ritualen und Religionen. Dabei wird auch aufgezeigt, wie sich persönliche Lebenseinstellungen und der Blickwinkel im Umgang mit verschiedenen Alltagssituationen verändern, wenn man als gebürtiger Inder mehr als vier Jahrzehnte in Deutschland lebt.

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Seitenzahl: 45

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Inhalt

Das wahre Ich hab ich heut erst gesehen

Das Schweben auf der Tonleiter

Enttraumatisierende Klänge

Only for Hindus

Handwerker in Indien

Die indische Eier legende Wollmilchsau!

Eine gefühlte vollkommen gefüllte Leere

Die Sonnenstirn

Gandhi Veedhi

Fremdwörter Glossar

Der Autor über sich selbst

Was ist tezere?

Buchempfehlung

Das wahre Ich hab‘ ich heut‘ erst gesehen...

Meine Muttersprache ist Tamil, eine südindische Sprache, von der Volksgruppe der Draviden gesprochen. Sie ist die älteste lebendige Sprache der Welt. Meine Vatersprache ist Malayalam, eine Mischung aus Tamil und Sanskrit. Sanskrit wird, ähnlich wie Latein, vor allem von Akademikern und im Bereich der Religion verwendet. Weitere südindische Sprachen, wie Kannaries und Telugu, sind ebenso aus dem Tamilischen entstanden. Allerdings werden in diesen Sprachen neben einem unterschiedlichen Wortschatz auch andere Betonungen benutzt.

Malayalam ist meiner Ansicht nach die schönste Sprache, weil sie nasal klingt, ein reiches Vokabular hat und man sich sehr präzise ausdrücken kann.

Malayalam

Tamil

Thiruvananthapuram

Thiruvananthapuram ist die Hauptstadt Keralas, dem bekanntesten Bundesstaat an der Südwestküste Indiens. Bis auf eine kleine Minderheit von 1,3% der Bevölkerung können alle in ihrer Muttersprache MalaYalaM lesen und schreiben. Bewusst habe ich die Buchstaben M und Y groß geschrieben, um zu zeigen, dass man dieses Wort von vorwärts und rückwärts richtig schreiben und lesen kann. Solche Wörter nennt man Palindrom, (zum Beispiel Lagerregal oder Ein Esel lese nie).

In der Schule, lange ist es her, hatte uns unsere englische Lehrerin als Hausaufgabe aufgetragen, ein Satzpalindrom zu finden. Als ich meinen Vater um Hilfe bat, kam spontan die Antwort ABLE WAS I ERE I SAW ELBA.

Mein Vater stellte mir nun die Frage, was dieser Satz bedeutet und wer ihn gesagt haben könnte. Nach meinem Stillschweigen und nichtssagendem Blick klärte er mich auf: Angeblich habe der patriotische Franzose Napoleon diesen Satz nach seiner Niederlage auf Elba gesagt!

Heute nach einem halben Jahrhundert möchte ich wissen, ob ich jetzt die Hausaufgabe von damals bewältigen kann und fordere mich auf, einen Palindrom-Satz zu bilden. Nachdem es mir weder in der deutschen noch in der englischen Sprache gelingt, versuche ich, es in meiner Muttersprache zu kreieren und nach einer Weile scheitere ich auch damit kläglich.

Nun muss ein Gedicht her als Ausgleich, sage ich streng zu mir und mache mich ans Werk. Da erinnere ich mich an das Gespräch mit dem Verkäufer in einem Souvenirladen. Dieser hatte exklusive Sachen in ausgezeichneter Qualität.

Ein handgemaltes Bild auf handgeschöpftem Papier, Armreifen in feinster Handarbeit, Ketten und Ohrringe aus Kokosnussschalen, Halsketten nach dem Design aus der Travancore-Dynastie usw. Alles sehr schön und sehr teuer.

Ein Kosmetikspiegel mit bronzenem Rahmen fesselte meine Aufmerksamkeit. Er war sehr schön verarbeitet und ich wollte ihn in die Hand nehmen, der Verkäufer war jedoch schneller und putzte die Griffe sorgfältig mit einem weichen Tuch aus Baumwolle.

Ich dachte, er würde ihn mir gleich überreichen, aber nein, er hielt ihn vor mein Gesicht und der Spiegel zeigte mein Gesicht sehr deutlich, die Reflektion aber gedämpft, als ob es die Lichtquelle einer Öllampe wäre. Es war sonderbar, aber es zeigte ein klares Bild. Der Verkäufer sagte mir ehrfürchtig: „It is made of Metal, Sir.“

Auf meinen fragenden Blick hin ergänzte er: „Nur einige Familien in Kerala können diese Art von Spiegel aus Metall herstellen.“ Damals waren Spiegel aus Glas noch nicht erfunden worden.

Der Verkäufer erwartete ein anerkennendes Zeichen von mir, aber ich streckte meine Hand aus und vorsichtig übergab er mir den Metallspiegel. Ich schaute in den Spiegel und bekam einen Schreck. Plötzlich fallen mir dazu passende Worte für mein Gedicht ein:

Spieglein, Spieglein in der Hand

Wer ist es, der mich anblickt unverwandt?

Was hat er da an seinem Gesicht,

schwarzer Streifen über den Lippen,

ich kenne ihn nicht.

Doch, oh Schreck, der bin ich,

in eig’ner Gestalt,

bin ich denn wirklich so fett und alt?

Das ist ein Irrtum, ich fall‘ nicht drauf rein,

ich mag 35 oder 53, aber älter nicht sein.

Der magische Spiegel zeigt

mein entsetztes Gesicht,

und sagt mir die Wahrheit,

doch sie gefällt mir nicht.

Drum in den Spiegel von damals, liebe Leut‘,

schaut nicht hinein, da ihr es sonst bereut,

denn eines ist jetzt sonnenklar,

dass dieser Spiegel verzaubert war.

Das Schweben auf der Tonleiter und der Hund in mir

Das ist weder Verwirrung noch Überforderung, sondern eine Überflutung von Gefühlen, Impressionen, Eindrücken und Emotionen. Dennoch bin ich ruhig, beobachte das Geschehen um mich herum, habe das Gefühl, dass ich neben mir stehe und sehe mich, wie ich regungslos dasitze. Nein, verrückt bin ich nicht, nur vielleicht etwas daneben gerückt.

Inmitten einer fröhlichen, lustigen Gesellschaft von Menschen aus vier Kontinenten sitze ich also und bewundere die Natur. Wir befinden uns auf einer Dachterrasse des Double Dutch Ressorts in Dindigul in Südindien an einem langen Tisch. Zwölf Personen zu meiner rechten und dreizehn zu meiner linken Seite. Es ist warm und eine leichte Brise stimmt uns gesellig. Es werden diverse Köstlichkeiten aufgetischt, exotische Früchte und gebackenes, gekochtes, Gemüse in verschiedenen Appetit anregenden Farben, all‘ das macht uns hungrig.

Wir können von der Dachterrasse aus einen See erblicken, der die umliegenden Berge in seinem Spiegelbild auf den Kopf stellt. Der Sonnenuntergang war erst vor einer halben Stunde, aber die Dunkelheit schreitet rasant voran. Ich