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"Lieber Gott und Jesus, Verzeihung! Bitte macht, dass ich nicht so bin, und bitte macht, dass das vorbeigeht." Aus den Befürchtungen wird für den 13-jährigen Yngve schnell eine Sehnsucht nach mehr, nachdem er mit Magnus auf der Turnmatte lag. Es beginnt eine Liebe, die vollkommen zu sein scheint. Vor anderen verborgen treffen sie sich heimlich in einem romantischen Waldstück und die Beziehung und Gefühle der beiden wachsen stetig ("Er. kam wie ein Geysir mit Lärm und Getöse"). Belastet wird die Freundschaft durch das stark religiöse Elternhaus von Magnus und einer Gesellschaft, die Schwule nicht akzeptiert. Die Freundschaft zerbricht und mit ihr auch Yngve. Es beginnt eine lange Reise, die von der Suche nach seiner eigenen Identität angetrieben wird. Der daraus resultierende Irrlauf ist geprägt durch Alkohol, Drogen, Sex und Wahnsinn und endet mit einem längeren Aufenthalt in der Psychiatrie, der zur Hölle wird.Vindland inszeniert durch die skurrilen Erlebnisse des Icherzählers Yngve ein Bild der Gesellschaft Norwegens in den 60er- und 70er-Jahren. Seine schonungslose Darstellung der Verhältnisse in der Psychiatrie und der schwulen Szene lösten in den 80er-Jahren noch heftige Kritik aus. Neben dieser Gesellschaftskritik steht eine der schönsten und romantischsten Liebesgeschichten, die je geschrieben wurden. Vindland verzichtet auf Klischees und Vorurteile. Wir erleben die Erzählung durch Yngves Sichtweise der Dinge und durch sein tief gehendes Erleben. Dadurch erhält der Der Irrläufer im Gegensatz zu anderen Coming-out-Romanen eine starke emotionale Dimension. -Emir Ben Naoua-
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Seitenzahl: 566
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Lindhardt und Ringhof
Der Jüngling
Über dem Wald liegt Dämmerung. Je heller das Licht wird, desto bleicher werden die Sterne am Himmel. Tief im Südwesten ist die Mondsichel noch schwach zu sehen. In der Rodung liegt wieder viel Schnee, unter den Bäumen nicht. Die ganze Woche lang hat es gleichmäßig geregnet. Kälteschwaden ziehen langsam ins Tal hinunter. In den Senken verdichten sie sich, und man kann nur die herausragenden Baumspitzen sehen.
Aus einem solchen Nebelpolster trottet ein kleines Geschöpf hervor. Ein Junge. Das bin ich. Ich heiße Yngve. Ich arbeite mich zielbewußt voran. Stapfe durch den klebrigen Schnee. Ich bin kaputt, schweißnaß. Die Haare kleben mir an der Stirn. Ich will oben auf den Hügel. Versuche, unter den Kiefern zu gehen, da ist weniger Schnee. Ich kämpfe mich über die weichen Schneewehen hinweg.
Endlich bin ich oben bei dem großen Stein. Unserem Stein. Ich taumle darauf zu und falle daneben, auf den Zweigen der Fichte krümme ich mich zusammen.
Mein keuchender Atem beruhigt sich nicht.
Bald heult es aus meinem Versteck, wie ein angeschossenes Tier.
Weinen ist schlecht, aber mir tut es gut. Nach einer Weile werde ich ruhiger und erhebe mich. Sehe, wie die Sonne durch die Baumwipfel auf den Bergrücken fällt. Ich schluchze noch ein bißchen, trockne mir mit der Hand das Gesicht ab und klettere auf den Stein. Auf unseren Stein. Dann setze ich mich auf ein Mooskissen und starre in das rotgelbe Licht, lasse die Sonne in mich eindringen, um alle Gefühle wegzupressen, alle Gedanken, alles. Aber das nützt nichts. Der Schrei baut sich auf. Ich muß das schreien, werfe mich über den Stein und schluchze: «Magnus, Magnus, Magnus ...»
Dann setze ich mich plötzlich auf und spreche, klar und verbissen: «Du bist feige, feige! Du hast mich immer gekannt. Ich kenne dich so gut wie du dich selbst. Du hast genauso mitgemacht wie ich. Wir waren immer zwei! Jetzt traue ich mich endlich, das beim Namen zu nennen, was wir seit zwei Jahren wissen, und da haust du ab, du Arsch. Mein schöner Arsch. Ich weiß ja, das ist wegen deiner scheinheiligen Familie und Gott und sonst wem und aller Welt. Du brauchst nur das Wort zu hören, das unaussprechliche Wort ‹homosexuell›, und schon donnert das Echo in deinem Kopf: Unnormal! Abnorm! Sünde! Ach, Herrgott, Magnus, mein Junge, was soll nur aus uns werden? Was soll aus dir werden? Und was soll ich mit mir anfangen? Ich liebe dich, Magnus, nur dich ...»
So liege ich da und wimmere, sehne mich und fluche.
Yngve Vilde heiße ich, und im Herbst werde ich sechzehn.
Die Sonne scheint kalt auf mich und den feuchten Stein. Unseren Stein.
Magnus
In der vierten Klasse wurden wir Freunde. Wir waren gerade von Toten, wo meine Mutter, mein Bruder und ich zwei Jahre lang allein gelebt hatten, nach Lambertseter umgezogen. Mein Vater arbeitete in Oslo, hatte zur Untermiete gewohnt und auf eine Wohnung gespart. Ich war froh, als die Familie wieder zusammen war, aber in der Schule hatte ich es zuerst verdammt schwer. Ich wurde ausgelacht und gehänselt, weil ich einen anderen Dialekt sprach. Niemand wollte mit mir zu tun haben. Aber einmal, als zwei von den starken Jungs mich ganz besonders piesackten, mischte Magnus sich ein. Er war der Sohn des strengsten und frömmsten Lehrers, und niemand traute sich an ihn heran. «Ihr seid feige, er ist doch kleiner als ihr», sagte Magnus.
Das reichte. Die starken Jungs verdrückten sich, und Magnus half mir hoch. Danach wurde ich ziemlich in Frieden gelassen, aber ich bekam weiterhin keinen richtigen Kontakt zur Klasse. Ich stand jetzt unter dem Schutz des «Schäferhündchens» und wurde verachtet. Aus Rache hatte ich immer die besten Noten, aber davon wurde die Sache auch nicht besser.
Unsere Freundschaft wuchs langsam. Magnus ging oft zum christlichen Jugendclub und schleifte mich mit. Damals gab es für mich keine andere Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zusammenzusein, aber dort gefiel es mir nicht. Ich hatte nur wenig für Jesus und für Kirchenlieder übrig – eine Abneigung, die ich wohl schon mit der Muttermilch eingesogen hatte.
«Wenn du mit der einen Hand Gott um Speise bittest und in die andere hineinspuckst», sagte meine Mutter einmal, «was meinst du, in welcher Hand du nachher mehr hast?» Auch sie konnte in Gleichnissen reden, aber ihre waren sehr viel greifbarer als die aus der Heiligen Schrift. Ich ging weiter zum Jugendclub, Magnus zuliebe. Es dauerte länger als zwei Jahre, bis ich mir einzugestehen wagte, daß ich in ihn verliebt war. Diese Erkenntnis drängte sich mir unbarmherzig auf. Es war eine Katastrophe. Verwirrend und erschreckend. Einerseits die starken und warmen Gefühle. Guter Wille, Zärtlichkeit und Verlangen. Andererseits die Angst. Angst vor dem Unaussprechlichen. Vor der drohenden Verdammnis. Vor der eiskalten Einsamkeit. Ich konnte doch mit keinem darüber reden. Das war unvorstellbar.
Zum ersten Mal in meinem Leben betete ich abends. «Lieber Jesus, erlöse mich von dem Übel und von allen sündhaften Gedanken.»
Aber ich betete nur mit einer Hand – mit der anderen wichste ich. Ich konnte nicht schlafen, weil ich so geil war wie ein zum Platzen gefüllter Karnickelstall. Ich konnte einfach nicht anders. Ich dachte die ganze Zeit an Magnus, sah seinen Mund vor mir, seine Stupsnase, die großen braunen Augen und die dunklen Locken. Und seinen schönen Körper ... Ooooh! Danach betete ich weiter: «Lieber Gott und Jesus, Verzeihung! Bitte macht, daß ich nicht so bin, bitte macht, daß das vorbeigeht!» Aber es ging nicht vorbei. Die Wahrheit – die unveränderliche Wahrheit – legte sich um mich wie eine Zwangsjacke, immer enger, immer enger: Du bist homo!
Im Jugendclub sangen wir ein schönes Lied:
In der Jugend lernt man leicht,
Denk, wie diese Zeit verstreicht.
Wir gingen in Parallelklassen. Turnen hatten wir gemeinsam. Mit dreizehn wuchsen uns die ersten Haare über dem Pimmel, und im Sommer vor dem Konfirmandenunterricht kamen wir in den Stimmbruch. Wir trafen uns oft, lernten zusammen und brachten uns selber Gitarrespielen bei. Aber über vieles sprachen wir nicht. Ich traute mich einfach nicht, ihm zu sagen, wie es um mich stand. Denn was, wenn er mich dann nicht mehr sehen wollte? Dann wäre die Jugend jedenfalls vorbei. Für immer. Ich betete und wichste und weinte.
Als wir eines Herbstabends bei Magnus Hausaufgaben machten, kam sein Vater ins Zimmer. Er war ein großer, kräftiger Mann, hatte ein strenges Gesicht und viele Haare in den Nasenlöchern. Er befahl uns spazierenzugehen. Es sei ungesund, immer drinnen zu hocken. Und außerdem könnten wir dann eine Mappe holen, die er in der Schule vergessen hatte. Es sei nicht eilig. Wir bekamen einen Schlüssel und machten uns auf den Weg.
«Jetzt machen wir was Tolles!» rief Magnus. «Wir erforschen die Schule im Dunkeln. Das ist verboten, aber unheimlich spannend.»
Es war unheimlich spannend. Wir schlichen auf geheimer, gefährlicher Mission in Gängen, Winkeln und Ecken herum. Das Verbotene erregte uns sehr.
«Jetzt bin ich der Schurke, und du mußt mich fangen!» Magnus rannte in die Turnhalle, und ich hinterher. Wir waren überall, oben und unten. Tobten uns aus, so leise wie möglich. Schließlich fiel ich über ihn her und hielt ihn an den Beinen fest. Aber Magnus wand sich aus seiner Hose und entwischte. Ich mußte ihn sehr lange jagen, bis ich ihn in einer Ecke der Garderobe eingeklemmt hatte. Als ich ihn endlich festhielt, war er nackt. Unser Atem war warm, wir klammerten uns aneinander.
«Du mußt dich auch ausziehen, Yngve!» Er legte die Hände um meinen Kopf, während ich mir die Hose auszog. Dann zog er mich an sich. Nackte Haut an nackter Haut. Zum ersten Mal in unseren jungen Leben. Wir drückten uns hart und fest. Lange. Dann fingen wir an, uns anzufassen. Vorsichtig tastend, streichelten wir uns über den Rücken, durch die Haare. Die Tränen liefen. Keiner von uns wollte loslassen. Außer Atem legten wir uns auf die stinkenden Schweißturnmatten und liebten uns. Lange, lange. Lernten uns richtig gut kennen und lernten viel über uns selber.
«Ich hab mich so nach dir gesehnt!» sagte ich.
«Und ich mich nach dir!» sagte Magnus. Und wir küßten uns wieder und wieder. Lachten und weinten. Patschten einander ins Gesicht. Ich nahm seinen Schwanz in die Hand. Er war einfach schön. Und nicht größer als meiner.
«Sollen wir’s jetzt machen?» flüsterte ich.
«Was denn?»
«Kommen.»
«Wieso denn?»
Verstehen überflutete mich wie eine Welle von Zärtlichkeit. «Nein, aber, Magnus, o mein Junge, hattest du denn noch nie ... einen ... Orgasmus?»
«Nein ...» Er versteckte sein Gesicht an meinem Hals.
«Ach, Magnus, keinen Schreck kriegen, keine Angst haben, ich helf dir. Guck mal, es ist nicht gefährlich, nur schön.»
Wir halfen uns gegenseitig. Wir waren so geil, daß wir sofort kamen, gleichzeitig. Das war’s, wovon ich geträumt hatte; mit ihm, von dem ich geträumt hatte! Und diesmal war es kein Traum. Er war noch immer da – ich konnte ihn anfassen und fühlen. Er hing krampfhaft in meinen Haaren und stöhnte, ein kleines, überwältigtes Stöhnen.
«Geht’s dir gut, Magnus?»
«Ich weiß nicht, doch, gut, gut. Aber es ist bestimmt nicht gefährlich? Es war so ... stark.»
«Nein, ganz sicher nicht gefährlich. Sie sagen das nur, damit wir ... das nicht machen. Damit es uns nicht gutgeht.»
«Kannst du nicht das Licht anmachen? Ich möchte sehen, wie das aussieht. Der Schalter ist da hinten neben der Tür.»
«Da gibt’s nichts zu sehen. Es ist weiß und glänzt.»
«Ja, aber ich will es sehen. Du brauchst doch nur das Licht anzumachen. Niemand kann uns hier entdecken.»
Blink-blink-blink. Das Licht tat mir in den Augen weh. Aber jetzt konnte ich ihn auch sehen. Er lag noch mit dem Rücken auf der Gummimatte und schaute mit offenem Mund und mit erstaunten Augen über seinen glänzenden Bauch. Ich war sofort bei ihm und nahm seine Hand. Er hatte Angst.
«Wie kannst du überhaupt wissen, daß es nicht gefährlich ist?»
«Weil ich das jeden Tag mache, schon über ein Jahr, und weil es in Karl Evangs Arztbuch steht. Keine Angst, Magnus. War’s denn nicht schön?»
«Doch. O doch!» Sein ganzes Gesicht leuchtete auf, als er mich ansah.
Wir betrachteten uns lange.
«Ich finde dich schön», sagte er.
«Ich dich auch.»
Dann trockneten wir uns mit meiner Unterhose ab. Wir hatten nichts anderes. Als wir uns anzogen, umarmte er mich plötzlich hart und hatte wieder Angst. «Du sagst es doch keinem?»
«Nein, spinnst du? Natürlich sag ich’s keinem. Keiner Menschenseele. Das ist und bleibt unser Geheimnis ... und ... wir tun das doch wieder? Wir bleiben doch ... zusammen?»
Magnus hielt mich mit ausgestreckten Armen von sich ab. Ich sah in seinen glänzenden Augen die Stärke wachsen. Sein Entschluß leuchtete stark und schelmisch in seinem Blick. Mit einem «Jaaa!» warf er mich auf die Matte.
Ich war gerade vierzehn geworden. An diesem Abend fing mein Leben an. Auch innerlich wuchs ich – wuchs ich mich stark. Ich werde niemals vergessen, was da zwischen uns passiert ist. Magnus auch nicht, auch wenn er es mit aller Kraft versucht.
Von da an waren wir unzertrennlich. Aber wir verstanden instinktiv, daß wir uns in acht nehmen mußten. Vor allem in der Schule. Am meisten aber vor Magnus’ Vater. Wir wußten genau, daß etwas Schreckliches passieren würde, wenn man uns entdeckte. Die Erziehung der fünfziger Jahre hatte uns davon überzeugt, daß «nette Onkel» kein bißchen nett waren – und daß Wichser, Schwule, Arschficker und Exhibitionisten minderwertige gefährliche Tiere waren, vor denen brave Jungen sich hüten mußten. Das taten wir auch! Denn wir waren ja nicht so. Wir waren ineinander verliebt, mit den Kräften der Jugend in doppelter Potenz. Keine Macht der Welt hätte uns voneinander trennen können. Trotz der gründlichen Bearbeitung durch die Mächtigen und die Moral.
Ich hatte eine glückliche Hand gehabt bei der Wahl meiner Eltern. Gesundes Zusammenleben haben sie mich zwar nicht gerade gelehrt, aber sie versuchten auch nicht, die sexuellen Seiten des Lebens zu unterdrücken. Evangs Arztbuch stand bei ihnen im Regal, und darin las ich, bis meine Augen groß und feucht wurden – und mein Schwanz auch. Ich fand alles sozusagen auf eigene Faust heraus und brauchte nicht zu fragen.
Der arme Magnus hatte es da nicht so leicht. All sein Wissen über unsere Körperfunktionen verdankte er drohend gereckten Zeigefingern und einem «Gesundheitslexikon», das für armselige Knaben mit schmutzigen Lüsten und Lastern bestimmt war. Dort stand: «Onanie, siehe Selbstbefleckung». Und all die Ansteckungsgefahren, die im Pimmel lauerten, waren fürwahr kein Pappenstiel. Ich geriet völlig in Verzweiflung, als Magnus mir zeigte, was wir Selbstbeflecker für schicksalhafte Leiden zu erwarten hatten: Pickel, trockenes Haar, Schuppen, Haarausfall, bleiche Haut, unsteten Blick, Rückenmarkschwund. Und zum Schluß noch unheilbaren Irrsinn. Die einzige tröstliche von all den Prophezeiungen war: «Übersteigerte Reizung der Manneskraft führt zu übermäßigem Wachstum derselben.» Immerhin ein Trost! Aber erst nach einigen Monaten legte sich Magnus’ Angst vor Rückenmarkschwund und all den anderen Scheußlichkeiten. Ganz losgeworden ist er sie wohl nie. Es bleibt nicht ohne Folgen, wenn man seine ganze Kindheit hindurch mit den Händen auf der Bettdecke schlafen muß.
Aber nach und nach widerlegten wir gemeinsam diese blöden Behauptungen – durch theoretische und praktische Experimente. Leider zeigte es sich im Lauf der Zeit, daß wir uns mit einer gnadenlosen Übermacht angelegt hatten: mit dem Herrn und seinen eifrigen Dienern.
Bei Magnus zu Hause konnten wir nicht Zusammensein. Er war das vorletzte von sechs Geschwistern und teilte sein Zimmer mit einem älteren Bruder. Sein Vater hatte alle Kinderzimmerschlüssel eingezogen; also konnte, auch wenn Magnus’ Bruder nicht da war, jederzeit irgendwer hereinplatzen. Bei mir zu Hause ging alles leichter. Jedenfalls konnte ich meine Zimmertür abschließen. Aber diese Teure-Heimat-Blocks sind ja so verdammt hellhörig, daß wir einfach nicht zu wichsen wagten, wenn meine Eltern da waren. Zum Glück waren sie beide in der Gewerkschaft aktiv, wir hatten also meistens zwei oder drei Abende in der Woche für uns. Wir beide – allein. Ich war schon vorher krank vor Verlangen und Lust. Magnus auch. Was zwischen Magnus und mir entstand, gehörte nur uns, und ich bewachte es wie den kostbarsten Schatz der Welt – das war es ja auch.
In der Schule redeten wir so wenig wie möglich miteinander. Einfach, weil wir uns sonst verraten hätten. Ich war ganz sicher, wenn jemand gesehen hätte, wie Magnus mich verliebt anlächelte, hätte er sofort gewußt, was Sache war. Ich selber war bestimmt auch wie ein offenes Buch – also mußte ich mich schließen. Die meisten anderen Jungs wichsten zwar auch zusammen, aber niemand redete darüber. Statt dessen florierten Schwulen- und Arschfickerwitze, und wehe dem, der mit diesem Kainsmal gezeichnet war. Er bekam die Doppelmoral am eigenen Leib zu spüren. Natürlich wurden immer die Schwachen zu Sündenböcken gemacht – nach den Buchstaben der christlichen Moral. Die meisten warfen gern den ersten Stein. Lynchjustiz gab es schon damals oft. Seitdem ist es eher schlimmer geworden. Wir hatten Angst und lernten schon mit vierzehn Jahren, uns zu verstecken. Wir hatten ja auch etwas zu verbergen. Wir hatten ein Liebesverhältnis, das in uns und mit uns wuchs. Aber uns wurde beigebracht, daß dies unerwünscht und gefährlich war. Gefährlich für die anderen, wohlgemerkt. Für uns lagen darin alle Werte des Lebens, und die wollten wir um jeden Preis schützen.
Der Pastor Christian
Jeden Dienstagabend gingen wir zum Konfirmandenunterricht. Um auf die «Erneuerung unseres Taufgelöbnisses» vorbereitet zu werden, wenn ich mich recht entsinne. Wir waren hundertvierundzwanzig Jungen und Mädchen und hatten eine Menge Gemeinsames. Unter anderem wußten wir nicht mehr, was wir bei der Taufe gelobt hatten. Genau das hatte auch die Kirche kapiert, und sie benutzte die Gelegenheit, um ein Maximum an strenger Gottesfurcht und miefiger Sexualmoral in den Unterricht zu pferchen. Der Punkt war, daß das Taufgelöbnis für alle Zukunft gelten sollte. Als ob wir einmal einen Vertrag unterschrieben hätten, der jetzt plötzlich eine Menge Kleingeschriebenes auf dünnem Papier enthielt, ein paar tausend Seiten sogar. Im Grunde war das vergeudete Zellulose. Die Essenz von dem Ganzen war kurz und bündig: Alles, was guttut oder Spaß macht, ist Sünde!
Auch der Mammon war Sünde. Das mußten wir gründlich lernen, und das verstanden alle. Genau deswegen erschienen die meisten von uns, um mit dem Segen Gottes und der Kirche ihre Taufe zu konfirmieren. Im Jahr zuvor hatte Aages Bruder dreitausendsechshundert Kronen einkassiert. Das war der Rekord.
Ein junger und dynamischer Vikar namens Fuchsholm leitete den Grundkurs in Furcht und Sünde und bestand darauf, daß wir ihn Christian nannten. Er seinerseits hatte Augen für Magnus und mich. Es dauerte nicht lange, bis er uns zu sich rief. Mir war nicht ganz klar, was wir zu erwarten hatten, aber mir schwante Übles. Drohendes. Er war noch nicht lange in der Gemeinde, aber er kannte uns aus dem Jugendclub. Wir wurden zu ihm zum Essen eingeladen – um zu besprechen, wie wir die Konfirmanden in ein christlicheres Milieu bringen könnten.
Der Priester war schon mit Magnus’ Familie befreundet, und der Junge nahm die Einladung für uns beide dankend an. Ich hatte nicht die geringste Lust dazu. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Ich konnte ja schließlich Magnus nicht allein gehen lassen. Die Pastorenwohnung lag bescheiden zurückgezogen in der besten Villengegend und unterschied sich durch nichts von den übrigen Häusern. Fünf vor fünf schellten wir an der Tür, aber niemand machte auf.
«Er ist wohl aufgehalten worden, er hat sicher viel zu tun», sagte Magnus.
Wir setzten uns auf die Treppe und warteten. Schlag fünf kam der Pastor in einem blauen Trainingsanzug den Gartenweg heraufgejoggt, ganz rotes Gesicht und weißes Lächeln.
«Nein so was, ihr seid ja zu früh, Jungs! Ja, ja, macht nichts, hoffich. Ich persönlich bin pünktlich. Immer pünktlich!»
Wir murmelten eine Art Entschuldigung, während der Pastor die schwere Eichentür weit aufmachte. «Wie ihr seht, schließe ich nicht ab, Jungs. Ihr hättet gleich reingehen können. Meine Tür steht immer offen für nette Jungs wie euch!»
Er schob uns in eine große Diele. «Hängt euch hier auf, Jungs, und zieht eure Schuhe aus. Ich hab was anderes zu tun, als Fußböden zu putzen, das könnt ihr euch bestimmt vorstellen. Ich hab ja keine Frau, die mich versorgt!»
Doch. Konnten wir uns vorstellen.
«Aber ihr müßt wissen, Jungs, daß ich eine sportliche Natur bin. An wirklich jedem Tag jogge ich ein paar Kilometer vor dem Essen ... außer sonntags natürlich ... und danach mach ich’s mir in der Sauna gemütlich. Das ist gesund und erhält jung, hehe, und hier im Haus gibt’s eine Sauna. Ihr könnt mir also Gesellschaft leisten, bevor wir essen. Ich habe einen schönen Lammbraten aus der Tiefkühltruhe genommen, in einer halben Stunde müßte der fertig sein. Also, kommt hier lang.»
Der Priester nahm uns beide um den Nacken und schob uns die Kellertreppe hinunter, hinein in einen großen Waschraum mit zwei Duschen. «Zieht euch schon mal aus, ich muß eben nach der Temperatur sehen», sagte er und verschwand durch eine Seitentür.
Ich sah Magnus skeptisch an, aber der zuckte nur mit den Schultern. «Keine Sorge. Das ist doch nicht gefährlich.»
«Natürlich nicht gefährlich, aber, um Gottes willen, was will er denn bloß von uns?»
«Nun mach dir doch keine Gedanken, er ist doch ein Pastor!» sagte Magnus und fing an, sich auszuziehen. Widerstrebend folgte ich seinem Beispiel. Und dann standen wir da, nackt. Ich sah auf den Körper meines Liebsten und mußte einen Klumpen im Hals hinunterschlucken.
«Na, kommt schon! Hier spielt die Musik!» Der Pastor steckte seinen Kopf durch die Saunatür. Wir gingen hinein. «Macht schnell die Tür zu. Hier sind jetzt über achtzig Grad. Setzt euch hier nebeneinander. Ich lauf am liebsten ein bißchen herum», sagte der Pastor Christian. Und das tat er. Magnus und ich saßen ganz blöd da. Wir waren beide ziemlich gleich und durchschnittlich ausgerüstet, aber der Priester hatte einen Hammer, wie wir noch nie einen gesehen hatten. Und auf den war er offenbar reichlich stolz. Er hüpfte und sprang herum und schüttelte sich und das Seine.
Ich fühlte mich unangenehm berührt, und mir wurde langsam ziemlich flau. Als ich mich umdrehte und Magnus ansah, bekam ich wirklich einen Schreck: Er saß da mit großen Augen und weit offenem Mund und starrte wie hypnotisiert den Riesenschlegel des Priesters an, der da vor ihm hin und her schwang. Er hatte sogar einen stehen und beugte sich vornüber, um das zu verbergen. In mir krampfte sich alles zusammen. Ich konnte kaum noch atmen. Ich war wütend und hatte Angst und verstand plötzlich, was Eifersucht ist. «Scheiß Pope, verdammter!» dachte ich, so laut ich konnte.
«Ihr müßt mich auf jeden Fall Christian nennen», sagte der Pastor. «Im Kurs gibt es anscheinend viele, die das nicht wollen, aber ihr kennt mich doch schon so gut, das fehlte gerade noch!» Er sah uns schelmisch auf Erwachsenenweise an und zeigte dann seine Zähne.
Wir sahen beide zu Boden. Magnus, weil er sich nicht wohl fühlte, und ich, weil ich mir überfahren vorkam und weil ich merkte, wie der Widerwille drohend immer mehr in mir wuchs.
«Wollt ihr euch denn nicht ein bißchen bewegen?» rief der Mann aufmunternd und setzte sein linkes Bein auf die Bank. Dann fing er an, sich vor und zurück zu strecken, und sein Schwanz bammelte einen halben Meter vor Magnus’ Gesicht.
Ich konnte keine Sekunde länger mehr ruhig sitzen und sprang auf – ich hatte jedenfalls keinen stehen. Meiner war aus lauter Protest total eingeschrumpft.
«Sieh mal!» rief der Pastor. Er griff nach einer alten Birkenrute, die auf der obersten Bank lag, und schlug mir damit über den Hintern, daß es brannte. Ganz automatisch riß ich sie ihm aus der Hand. «Toll!» rief er begeistert. «Jetzt kannst du mich ein bißchen peitschen!» Darum brauchte er mich nicht zweimal zu bitten. Ich schlug aus voller Wut und ohne nachzudenken auf ihn ein, und der Pastor drehte mir den Arsch zu und rief: «Aaaah! Schön ... mehr!» Okay, also machte ich weiter, bis der Mann seinen Hintern in die Luft streckte und wie ein Schwein grunzte.
Erst da konnte ich mich soweit zusammennehmen, daß ich die widerliche Birkenrute hinwarf. Was sollte ich damit? Was tat ich denn bloß hier?
Der Pastor war jetzt richtig geil und fiel über Magnus her. «Und jetzt massieren wir uns ein bißchen!» sagte er befehlend und fing an, meinem Liebsten mit der einen Hand über die Brust und mit der anderen über den Rücken zu reiben. Magnus richtete automatisch seinen Oberkörper auf, und sein niedlicher Schwanz stand in die Luft. Und der Pastor erzielte den Weltrekord in Blitzmassage und war schon bei Magnus’ Schritt angekommen.
Da reagierte ich spontan. Ich packte die schlaffe, schweißnasse Popenschulter, schleuderte ihn fast einen Meter weit weg auf die Bank und schrie: «Zum Teufel, nimm dich endlich zusammen, du geiler Idiot!»
Das hatte er nicht erwartet. Er war ganz überrascht und kam mit einem ziemlich zahmen und wirren Kommentar: «Aber, was ist denn mit dir los, junger Mann? Du hast doch nicht etwa Angst vor ein paar gesunden Leibesübungen?»
Ich konnte nicht antworten, Tränen und Wut saßen mir im Hals. Der Pastor kapierte offenbar, daß es mir ernst war. Er tarnte rasch, was er zwischen den Beinen hatte, und begann, alles wegzuerklären. Ich stand mit geballten Fäusten vor ihm.
«Jetzt beruhig dich doch und hör mir zu», sagte er eindringlich mit seiner salbungsvollen Stimme, die er sich auf dem Priesterseminar anstudiert hatte. «Ihr wißt beide gut, daß ich ein Anhänger des liberalen Christentums bin. Ich bin ein positiver Mensch. Ich bin gern richtig schön und gemütlich mit meinen Mitmenschen zusammen. Ich habe nun sieben, acht Jahre Theologie studiert und kann nicht einsehen, was daran falsch sein sollte, wenn wir Jungs uns auch ein bißchen ... zusammen amüsieren. In meinem innersten Gewissen bin ich davon überzeugt, daß Gott nichts dagegen hat, wenn Menschen sich untereinander Gutes tun! Stimmst du mir zu, Yngve?»
«Doch, schon», preßte ich mit belegter Stimme hervor. «Aber das wissen Magnus und ich schon lange, ganz von alleine.» Ich ging zu meinem Jungen hinüber und nahm seine Hand. Und brach in Tränen aus. «Wir sind zusammen, und du darfst dich da nicht einmischen! Wir haben uns gern, und wir kommen allein zurecht ... ohne fremde Hilfe.»
Ich hatte gehofft, daß Magnus auch etwas sagen würde, aber das tat er nicht. Er stand nur da und sah zu Boden.
«Ach so, ja. So ist das also. Ja, ja, dann versteh ich alles viel besser!» Der Pastor war wieder obenauf. Fast ein bißchen drohend. Langsam und eindringlich sprach er weiter: «Und ihr zwei jungen hübschen Knaben wollt alles für euch selber behalten. Ihr wollt mit keinem teilen ... am allerwenigsten mit einem ungeschickten dreißigjährigen Pastor, der ein bißchen menschlichen Kontakt braucht. Na gut, Jungs! Das ist eure Entscheidung!»
Magnus ließ mich los und versteckte sein Gesicht in den Händen. Ich war noch immer so sauer, daß die Moralpredigt von mir abprallte, aber trotzdem wußte ich nicht, was ich sagen sollte. «Ja, meinst du denn, daß ...»
«Ich meine nur eins, und merk es dir, Yngve: Jesu Gebot der Nächstenliebe gilt für alle. Auch für euch!»
In der schwülen Sauna herrschte gefährliche Stille. Das Atmen machte mir Mühe, und der Pastor musterte mich streng und gründlich. Ich versuchte, trotzig zurückzustarren. Zum Schluß befahl er: «Ihr könnt schon mal duschen gehen. Ich komm gleich nach!»
Wir beeilten uns. Magnus hatte Gott sei Dank keinen mehr stehen. Als wir glücklich draußen im Duschraum waren, blieben wir stehen und sahen uns an.
«Zum Teufel, so was Widerliches!» sagte ich.
«Aber du hättest doch nicht so böse zu werden brauchen?»
«Böse? Herrgott, Magnus, was hätten wir denn machen sollen?» Ich war ganz verzweifelt und wollte ihn berühren, aber er schob mich weg.
«Faß mich nicht an!» sagte er irritiert und stellte die Dusche an.
Ich merkte, wie meine Tränen stärker wurden als mein Zorn. Ich fühlte mich krank und zitterte am ganzen Körper, wollte nur noch weg von dort. «Können wir nicht gehen? Wir müssen doch darüber reden!»
Magnus sah mich ernst an und nickte. Der Pastor hatte sich noch nicht wieder blicken lassen. Als wir wieder im Erdgeschoß waren, fiel mir das Atmen leichter.
«Wolltest du wirklich so eine Orgie mit dem Typ veranstalten?»
«Quatsch, spinnst du? Aber er hat’s bestimmt auch nicht so leicht. Du hättest ruhig etwas freundlicher sein können. Hast du nicht gesehen, daß du ihn schrecklich verletzt hast ...»
«Aber, du hast doch gehört, was er gesagt hat! Nächstenliebe bedeutet, das mit ihm zu machen. Er will uns ausnützen! Findest du nicht, daß wir mit uns selbst genug haben?»
«Ja, klar, aber er hat doch auch recht, man soll nett zu seinen Mitmenschen sein und so ...»
Genau da kam der Pastor die Kellertreppe hochgejoggt, wieder so munter und dynamisch wie zuvor. «Ja, ja, Jungs. Jetzt lassen wir’s uns jedenfalls schmecken. Ihr mögt doch Lammbraten? Der muß jeden Augenblick fertig sein. Hilfst du mir den Tisch decken, Magnus?»
Ich war alles andere als hungrig. Mir war übel, und ich wollte nur weg – aber nicht ohne Magnus. Der wiederum war der nette, wohlerzogene Konfirmand zu Besuch beim Pastor und übernahm für uns beide die Unterhaltung. Ich konnte kein Theater spielen, war stumm und verschlossen, aber der Pastor ließ sich davon nicht beeinflussen. Er konzentrierte statt dessen alle Aufmerksamkeit auf Magnus und war richtig gut aufgelegt. Schließlich fühlte ich mich noch elender als in der Sauna – und aß gar nichts.
«Hast du denn keinen Hunger, lieber Yngve?» Der Pastor hatte eine aufrichtige, bekümmerte Miene aufgesetzt.
Und davon kamen mir erneut die Wut und die Tränen. «Mir ist der Appetit vergangen.»
«Also, wirklich, Yngve! Nimm das doch nicht so schwer. Du hast überhaupt keinen Gund, hier zu sitzen und zu schmollen. Wir werden schon noch wieder gute Freunde, wart’s nur ab.» Er nahm einen großen Bissen Fleisch, bevor er weitersprach. «Denk nur an Jesus und seine Jünger! Die moderne theologische Forschung ist zu dem Ergebnis gekommen, daß sie alles andere als nur platonische Freunde waren. Jesus mochte vor allem Johannes leiden. Ihr habt vielleicht gemerkt, daß sich Johannes in seinem eigenen Evangelium als ‹der Jünger, den Jesus liebte› bezeichnet? Das kann nur eins bedeuten, nämlich, daß sie buchstäblich ... äh, zusammen schliefen. Das sind historische Fakten, die natürlich nicht täglich in der Lehre der Kirche zu ihrem Recht kommen, und dagegen kann man ja auch nichts machen. Aber wir, die wir auf diese Weise fühlen, müssen wissen, daß wir von Gott nichts zu befürchten haben!» Der Pastor lächelte sein selbstsicheres Lächeln.
Magnus lächelte verlegen zurück und sagte unsicher: «Toll.»
Ich fühlte instinktiv, daß es jetzt gefährlich wurde. Wenn ich weiter opponierte – gegen den Pastor und gegen Gott –, würde ich eine schreckliche Niederlage erleiden. Also sagte ich: «Nein, es kann doch auch nicht falsch sein, wenn Leute sich mögen.»
«Nein, genau! Und daß wir ab und zu ein bißchen nett zueinander sind, ist nur gut und richtig! Ja, ja. Wenn ihr jetzt satt seid, räumst du vielleicht das Geschirr weg, Yngve, und dann setzen wir uns ins Wohnzimmer und trinken ein Glas Portwein zum Kaffee. Das lehnt ihr doch wohl nicht ab, Jungs! Auch Jesus trank Wein, wißt ihr. Mit Maßen natürlich. Alles mit Maßen, das ist mein Wahlspruch. Ihr werdet ja ohnehin bald zum Abendmahl gehen, da schadet es nicht, wenn ihr euch ein Gläschen gönnt. Ich persönlich rauche nach dem Essen auch gern eine Zigarre. Ein kleines Laster muß man sich doch ab und zu erlauben dürfen. Es ginge vielleicht zu weit, euch Tabak anzubieten, oder? Obwohl, an mir soll’s nicht liegen. Na gut, dann nicht. Nein, nein, das ist ja nur vernünftig, Jungs, aber wenn ihr probieren möchtet, könnt ihr ja einen Zug von meiner nehmen ...»
Ich verabscheute schon den Gedanken an seine Zigarre. Magnus dagegen zog vorsichtig daran.
«Zigarren dürfen nicht inhaliert werden. Blas den Rauch leicht wieder aus und genieße den Geschmack.» Der Mann dozierte weltgewandt. Magnus ließ sich instruieren, nickte anerkennend und sagte, sie schmecke sehr gut. Der Pastor bot auch mir die Zigarre an, aber ich schüttelte ablehnend den Kopf. Er hob die Augenbrauen: «Dann nicht, Yngve. Niemand hier will dich zwingen. Zu nichts. Aber, ehrlich gesagt, ich finde, du bist ein kläglicher Tropf. Du machst nur alles für dich kaputt und setzt die gute Meinung der anderen ... ja, vielleicht auch ihre Freundschaft ... aufs Spiel, wenn du dich weiter so aufführst. Ich habe wirklich nichts gegen dich. Ich halte euch beide für nette, nicht zuletzt auch für intelligente junge Männer, und ... wie ich schon gesagt habe ... dieses Haus steht euch offen, wann immer ihr wollt. Und es täte mir weh, wenn ihr dieses Angebot nicht annehmen würdet.»
Die Worte hingen genauso schwer in der Luft wie der Zigarrenrauch. Dann warf mir Magnus einen langen Blick zu, und mir sackte das Herz in die Hose: Der Junge wollte alles versprechen! Und wenn ich nicht nachgab, konnte ich alles verlieren. Deshalb ging ich den ersten Kompromiß meines Lebens ein: «Das ist schrecklich nett von dir ... Christian. Wir können ja eigentlich sonst nirgendwo hingehen ... Bei uns beiden zu Hause sind so viele neugierige Leute. Bisher haben wir das ja trotzdem geschafft ... Aber es ist sicher gut, wenn wir einen erwachsenen Freund haben, der uns mag und ... respektiert.» Das letzte sagte ich leise und sah dabei meine gefalteten Hände an. An den Knöcheln waren sie blau.
«Yngve!» sagte der Pastor. «Da machst du mir aber wirklich eine Freude! Jetzt trinken wir auf uns. Auf die drei verschworenen Brüder im Geiste ... und im Fleische. Wir werden noch viel Spaß miteinander haben, und ... By the way, das bleibt doch unter uns, oder? Unsere Privatangelegenheiten gehen niemand anderen etwas an, nicht?»
«Ja, ganz klar!» Magnus war begeistert.
Ich nickte beifällig, aber ich traute mich nicht, die beiden anzusehen, denn innerlich schrie ich lauthals Protest.
Der Pastor füllte unsere Gläser. Vorher mußte Magnus noch ganz schnell seines austrinken. Er hatte noch größere und glänzendere Augen und war so schön, daß es weh tat. Er sah ganz hingerissen aus, aber er war es nicht meinetwegen. Das brachte mich wenigstens auf klare Gedanken: Herrgott, wie leichtgläubig du bist! Mein lieber, unschuldiger Junge, du merkst nicht, was echt ist und was falsch ... Aber das mußt du lernen! Was ist bloß los mit dir?
Pastor Christian beantwortete mir diese Frage. «Ich bin wirklich beeindruckt von euch Jungen heutzutage. Beeindruckt, weil ihr in bezug auf eure persönliche Entwicklung und in menschlicher Hinsicht schon so weit seid. So weit wie ihr sind natürlich noch nicht alle, ihr gehört ja immerhin zur Elite, und das darf euch auch nicht beunruhigen. Die Gesellschaftsentwicklung deutet darauf hin, daß die Intelligenzija die neue Oberklasse sein wird ...»
Jawohl, ja. Die Taktik war leicht zu durchschauen. Er lobte die Jugend, besonders uns, über den grünen Klee und brachte Magnus um Sinn und Verstand. Der Junge kapierte einfach nichts. Er saß nur da, glotzte, lächelte und fühlte sich anerkannt – von einem Erwachsenen! Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Aber nicht mit mir! Ich wollte mich nicht durch Schmeicheleien oder Überredungskünste zu irgend etwas bringen lassen, und ich wollte nichts von meinem Verhältnis zu Magnus hergeben. Um keinen Preis. Ich war noch nie eifersüchtig gewesen, auch wenn ich jeden Tag meinen Jungen mit einer Menge Leute teilen mußte. In der Schule. Im Jugendclub. Zu Hause bei der Familie. Das war ja ganz natürlich. Aber dieser Pastor hier wollte ihn mir wegnehmen. Er lockte und zog ihn zu sich hin, und ich mußte die Zähne zusammenbeißen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Aber in mir wuchs der Haß auf diesen hinterhältigen Bibelprediger. Der Haß war so groß, daß ich Angst vor mir selber bekam.
Als wir endlich loskamen, konnte ich noch durchhalten, bis wir vom Pastorenhaus aus nicht mehr zu sehen waren. Und dann platzte die Reaktion aus mir heraus. Ich weinte und kotzte.
Magnus bekam Angst. «Mein Güte, was ist denn los mit dir? Bist du krank? Verträgst du keinen Wein?»
«Wir dürfen da nie mehr hingehen, Magnus! Er ist gefährlich. Er lügt!»
«Nein, jetzt übertreibst du. Du warst sauer und fies. Ich finde, er ist okay. Versetz dich doch mal an seine Stelle. Er ist einsam und alleine und ... Pastor und so.»
«Er mußte ja nicht Pastor werden!»
«Sag so was nicht. Er muß doch seiner Berufung folgen.»
«Seiner Berufung, uns zu quälen?»
«Er hat uns nicht gequält! Was glaubst du, wie es dir einmal geht, wenn du dreißig bist?»
«Weiß ich doch nicht. Aber ich werde bestimmt nicht versuchen, anderen alles kaputtzumachen, wenn sie zusammen sind und sich mögen. Magnus, du mußt mir glauben! Der Typ ist sicher in Ordnung, aber wir sind wichtiger. Wir müssen alles festhalten, was wir zusammen haben. Wir können nicht mit ihm teilen! Ich kann das nicht!»
«Das mein ich doch auch nicht. Daß wir mit ihm schlafen sollen ... Aber wir können doch trotzdem nett zu ihm sein. Ihn besuchen und so.»
«Dann mußt du alleine gehen. Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Dir ist doch wohl klar, daß er unheimlich scharf auf dich ist?»
Im Laternenlicht sah ich, wie Magnus rot wurde. Bei dem Schnee war außer uns niemand auf der Straße. Ich drehte mich um und umarmte ihn. Fühlte seinen Körper durch den dicken Wintermantel. Er legte seine Arme sanft um meinen Hals.
«Wir dürfen nicht böse aufeinander sein, Magnus. Wir haben doch nur uns.»
Die Kapuzen unserer Mäntel berührten sich. Es war, als wenn wir in einem Zelt stünden. Ich weinte. Magnus auch.
«Verzeih mir, Yngve! Ich will doch nur dich. Das weißt du doch. Christian hat mir nur leid getan.»
«Würdest du mich denn mit irgendwem teilen?»
«Nein. Um nichts in der Welt.» Zwei Autos fuhren vorbei, während wir uns küßten. Eines hupte.
Confirmare
Auf die Dauer wurde der Pastor Christian ganz schön nervig. Er hatte offenbar beschlossen, daß er Magnus um jeden Preis haben wollte, und er zog ihn ganz offen allen anderen Konfirmanden vor. Der Junge wurde zu einer Art Kirchendiener ernannt und mußte jedesmal das Eingangsgebet lesen. Ansonsten sollte er als Christians rechte Hand fungieren. Aber es lief nicht so, wie der Pastor sich das vorgestellt hatte. Es dauerte lange, bis ihm aufging, daß seine Taktik ganz falsch war. Magnus führte alle Aufträge aus, aber nur aus Pflichtgefühl: nicht, weil es ihm gefiel. Die meisten anderen hoffnungsvollen Sünder waren natürlich entzückt, daß sie nichts zu tun brauchten. Mich versuchte der Pastor völlig zu ignorieren, aber trotzdem hatte ich den Hauptgewinn. Das Verhältnis zwischen Magnus und mir wurde nicht davon berührt, daß Christian versuchte, ihn mit Beschlag zu belegen. Wir schlossen uns nur noch enger aneinander. Natürlich paßte ich die ganze Zeit auf wie ein Luchs. Mit der Eifersucht konnte ich gut fertig werden. Ich vertraute Magnus.
Es war ein schöner Winter.
Wir besuchten den Pastor nie mehr – zusammen.
O ja, mit meinem Magnus wuchs ich und wurde stark. In dieser Zeit hatte ich selten Angst. Der Jugendclub kam uns zu trist vor, wir gründeten eine Theatergruppe. Genau das hatte gefehlt. In wenigen Monaten stieg die Mitgliederzahl von sechzig auf hundertdreißig, und jeden Freitag war der Bär los. Wir führten alle Sketche auf, die wir finden konnten, und schafften es immer, eine Menge draus zu machen. Wir hatten einen irren Spaß. Kostüme in allen Varianten erbettelten wir von enthusiastischen Müttern, und unsere Ausgaben für Schminke waren «unverantwortlich hoch», meinten die Verantwortlichen. Von denen gab es viele. Es gab immer ein paar Verantwortliche, die unser Programm zensierten, bevor es zur Aufführung kam. Auf diese Weise konnten sie eine Menge Vergnügen verhindern.
Aber wir lernten bald, sie zu linken. Wir veränderten unser Programm, wenn wir schon auf der Bühne waren. Frode und ich konnten das besonders gut. Er war in denselben Häuserblock wie ich gezogen und ging in meine Klasse. Wir freundeten uns ziemlich schnell an, denn ich wußte noch, wie das war, neu in der Schule zu sein. Er war ein lebhafter Typ mit viel Humor und vielen Pickeln, und wir wollten beide unbedingt Theater spielen. Wir spezialisierten uns darauf, Der Schneider und das Pusterohr aufzuführen, eigentlich zwei Sketche, zusammengerührt zu einem. Es ging darin um einen schwerhörigen Schneider, der alles falsch verstand, und zwar in immer deutlicherer erotischer Richtung. Womit wir unsere Aufführung auch anfingen, es ging immer in Der Schneider und das Pusterohr über. Jedesmal lachte das Publikum mehr.
Und jedesmal mußte nachher einer der Verantwortlichen extra deutlich betonen: «Es ist ja schön und lustig, wenn gelacht und gescherzt wird, aber trotz allem sind wir hier versammelt, um die christliche Botschaft zu hören!»
Das war eine glatte Lüge. Die meisten kamen nur, um andere zu treffen und unsere Vorführung zu sehen. Vor der Andacht gingen sie wieder – bis die Verantwortlichen eine wirkungsvolle Maßnahme ergriffen. Während des Programms wurden die Türen abgeschlossen. Sie schlössen hundertfünfzig Jugendliche eine halbe Stunde lang ein, um ihnen zu erzählen, wie sehr Jesus seinen Nächsten geliebt hat.
Aber sie wurden ja durch ihre allumfassende Bibel darin gedeckt. Autorisiert von höchster Stelle. «Weidet meine Lämmer!» sagt nämlich der Meister an irgendeiner Stelle, und das muß ja genauso wörtlich ausgelegt werden wie der Rest der Schrift.
Und da ist ein Schafstall gerade richtig.
In dieser Hinsicht war Christian schlimm. Eine ansteckende Popenpest! Ach, wie grau und freudlos alles sein sollte! Wahrscheinlich beurteilte er das Unterhaltungsrepertoire meinetwegen besonders streng – aber das soll kein mildernder Umstand sein. Je mehr er einsah, daß er Magnus nicht kriegen konnte, um so offener versuchte er, mich kaputtzumachen. Aber er hielt sein Publikum für genauso dumm wie eine gewisse andere biblische Größe. Solange ich Magnus hatte, war ich unschlagbar, und außerdem waren neunzig Prozent der anderen im Jugendclub auf meiner Seite.
Aber Christian hatte ja die Macht und konnte vieles ruinieren. Es war, als ob er mit einer nassen Wolldecke herumlief und jeden kleinsten Funken von Leben zu ersticken versuchte. Der Kriminaltango wurde ganz verboten, als er entdeckte, daß Mona (das wird ausgesprochen mit einem Kuß—M) auf einer Schubkarre voll Trauben und Bananen auf die Bühne gefahren werden sollte, und Das Blut wurde nach nur einer Aufführung aus dem Programm gerissen. «Das geht einfach zu weit. Es muß doch gewisse Grenzen geben!» quakte die Popenpest.
«Ja, alles mit Maßen!» antwortete ich. Er starrte mich haßerfüllt an. Ich starrte zurück. Christian Anstand!
Im übrigen war er ein ungewöhnlich begabter Prediger. Das muß man ihm lassen. Christian konnte das wirklich, Jugend erwecken und so – aber dafür hatte er ja auch mehrere Jahre studiert. Ich will mich hier darauf beschränken, eine seiner schlagenden Andachten mit Zeugnisablegen zu referieren – stark verkürzt:
«Die Jugend ist faul und träge, sagen heute viele Erwachsene. Die Jugend kehrt Gott den Rücken! Wenn ich das höre, nehme ich euch immer in Schutz. Vor nicht mehr als fünfzehn Jahren war ich selbst in eurem Alter, und ich werde mich immer daran erinnern, wie schwer es war zu glauben. Sehr lange spürte ich in mir einen nagenden Zweifel. Gibt es Gott wirklich? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Am Ende wurde der Zweifel in mir zur Besessenheit. Ich mußte eine Antwort haben. Ich wollte Gott auf die Probe stellen. Zu Ostern war ich mit anderen christlichen Jugendlichen auf einer Berghütte, und da geschah es. Wir machten eine lange Skiwanderung, und plötzlich war ich allein. Ohne es zu merken, war ich vor lauter Grübelei zurückgeblieben. Da fiel ich in meiner Verzweiflung auf die Knie und rief zum Herrn: Allmächtiger Gott, nimm diesen schrecklichen Zweifel von mir. Gib mir ein Zeichen deiner Existenz! Nur ein winzig kleines Zeichen! Und da geschah es. Ich hörte ein fernes Getöse und spürte, wie die Erde unter mir bebte. Ich sah auf, und da, ein Stück entfernt am Berghang, ging eine Lawine ab. Nur meinetwegen hatte Gott eine Schneelawine ausgelöst! Und dieser gewaltige und großartige Anblick erfüllte mich mit Glauben und Gottesfurcht. Für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete ich, es könnten Menschen darunter gewesen sein, aber sofort wußte ich die Antwort: Gott hätte das nicht zugelassen!
Als die anderen mich endlich fanden, lag ich noch immer auf den Knien und betete. Sie hatten nichts gehört oder gesehen. Sie freuten und wunderten sich, als ich erzählte, was geschehen war: daß ich nun bekehrt sei und daß ich mein Leben dem Herrn weihen und Priester in seiner Kirche werden wolle.
Euch Jugendlichen, die ihr heute abend hier versammelt seid, will ich sagen: Lernt aus meinem Erlebnis! Werft allen Zweifel über Bord und wendet euch dem Herrn zu. Ohne ihn geht alles verloren. Mit ihm gewinnt ihr alles ... das ewige Leben. Lasset uns beten!»
Die Konfirmation ist ein ekelhaftes Ritual. Ich glaube, so fühlen die meisten, die diese demütigende Vorstellung mitmachen. Die sich stillschweigend dazu zwingen lassen, öffentlich zu lügen. Die Prüfung war eine glatte Farce. Die Jungen und Mädchen standen in alphabetischer Reihenfolge zu beiden Seiten des Mittelgangs. Mit jugendlicher Würde schritt der Pastor einher und stellte rein zufällig Ausgewählten leichte Fragen – immer denen, die die Antwort sicher wußten.
Er war schon an mir vorbeigegangen, als er sich plötzlich umdrehte und mit einem glatten, demütigen Lächeln um den Mund fragte: «Kannst du, Yngve, uns bitte den ersten Teil des Glaubensbekenntnisses aufsagen?»
«Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!» antwortete ich, ohne zu zögern.
«Nein, das stimmt nicht ... das ist nicht das Glaubensbekenntnis. Weißt du, was du aufgesagt hast, Yngve?»
«Jesus sagt, das ist das wichtigste Gebot.»
«Nein, das sagt er nicht. Er sagt, es ist genauso wichtig wie das wichtigste Gebot ... und wie lautet das?»
«Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!» Ich sah eine nervöse Röte auf seinen Wangen.
«Vera!» kommandierte er mild.
Sie konnte alles auswendig und verstand kein Wort, die Arme. Auch jetzt nicht: «Ich glaube angottdenvaterdenallmächtigendenschöpferdeshimmelsunddererde ... einatmen ... ich glaube anjesuschristusseineneingeborenen ... und so weiter ... Auferstehung dertotenunddasewigelebenamen!»
«Ja, das war das Glaubensbekenntnis, Yngve. Kannst du das in Zukunft auseinanderhalten?»
«Ist das Gebot der Nächstenliebe genauso wichtig wie das Glaubensbekenntnis?»
«Ja, das ist es, genauso wichtig, ja!»
In dem Moment war ich richtig zufrieden mit Luther. Hätte der Pastor einen katholischen Weihwasserwedel in der Hand gehabt, er hätte mich wohl auf der Stelle totgeschlagen! Statt dessen bekam er ein paar merkwürdig weiße Flecken zwischen all dem Roten.
Jedenfalls wurden wir konfirmiert, und das war wirklich ein schöner Moment. Diesmal ging es nicht alphabetisch, und niemand konnte verhindern, daß Magnus und ich zusammen am Altar knieten. Wir hielten uns dicht nebeneinander und drückten uns mit den Ellbogen. Magnus hatte die Augen geschlossen – und er betete. Er versuchte trotz allem, seiner Konfirmation eine Bedeutung zu geben.
Und das respektierte ich, denn im Grunde betete ich ja auch: «Lieber Gott, wenn es dich gibt. Ich danke dir für Magnus und dafür, daß wir zusammen sind. Danke für alles, was du für uns getan hast. Bitte, laß es so bleiben ... immer. Amen.»
Der Pastor Christian stellte sich vor Magnus, legte ihm die Hand auf den Kopf und las einen Bibelvers vor. Magnus drückte fester gegen meinen Arm, und ich erwiderte seinen Druck. Der Pastor zögerte und sagte ein paar unpersönliche, wohlgesetzte Worte. Magnus hatte ja seine ganze fromme Familie in der Kirche.
Für mich hatte der Pastor einen richtig düsteren Vers hervorgefischt, und schon lange, bevor er damit fertig war, versuchte ich gar nicht mehr, ihn zu verstehen. So ein gutgemeinter Rat auf dem Weg ins Leben! Ich konzentrierte mich auf den Körperkontakt mit meinem Liebsten. Der Pastor kratzte mich ein wenig auf der Kopfhaut, als er seine Hand wegnahm. Boshaft wie König Christian der Siebte!
Unser Familienfest war eigentlich schön. Unter normalen Arbeitern macht man nicht soviel Gedöns. Niemand behauptete, ich wäre nun in die Reihen der Erwachsenen eingetreten, und darüber war ich froh. Die Verwandtschaft aß und trank und machte sich einen schönen Tag. Ich dachte viel an Magnus, der jetzt bei seiner Familie sitzen mußte, der Familie mit sauren Betmündern und strammen Haarknoten.
Mein armer, schöner Junge!
Ich bekam tausendvierhundert Kronen, und das war klasse. Dafür kaufte ich mir unter anderem meine erste Schreibmaschine.
Unser Frühling
Gleichzeitig brach der Frühling los. Der Schnee schmolz, die Birken schlugen aus – und auch wir sprangen auf wie die Knospen. Wir waren fast jeden Tag im Wald. Nahmen unsere Schulsachen mit und taten, als wollten wir Aufgaben machen. Die meisten machten wir übrigens auch – aber zuallererst waren wir zusammen, zusammen, zusammen.
Wir waren zwei schmusige, heiße Kälber. Wir kletterten und sprangen und hüpften und liebten. Oft konnten wir stundenlang zusammen in einer Höhle aus Fichtenzweigen liegen, oder oben auf dem Stein, nackt in der Hitze der Sonne, und unser liebes Spiel spielen. Wir beobachteten neugierig, wie das Leben sich in der Natur rings um uns Bahn brach – und nicht zuletzt auch in uns selbst. An einem Sonntagmorgen sahen wir eine Schar Graugänse in Formation nach Norden fliegen. Als wir zusammenlagen, sagte Magnus: «Du bekommst ein paar schöne Haare am Arsch.»
«Hast du schon lange», antwortete ich.
Das heißt jetzt nicht, daß wir, rein sexuell, technisch besonders avanciert waren. Danach hatten wir noch kein Bedürfnis. Vorläufig war es für uns mehr als genug, daß wir uns nah waren, zusammen, nackt. Der Orgasmus kam ganz von selbst.
In jeder Hinsicht wuchsen wir zusammen. Es gab keine verbotenen Themen mehr. Wir diskutierten über alles mögliche. Durch die ganze Pubertät hindurch waren wir gleich groß gewesen und näherten uns jetzt beide den eins achtzig. Magnus hatte ein bißchen breitere Schultern als ich, aber sonst waren wir ziemlich gleich. Nicht nur körperlich übrigens – und das ist wichtig: Wir waren gleichgestellt und gleichwertig. Und verliebt. Es war ein Jubelfrühling!
Magnus schlug ein lockeres Trainingsprogramm vor, um unsere neue Muskulatur richtig zu entwickeln. Ich wies darauf hin, daß wir bei unserer Samenproduktion darauf achten mußten, genügend Proteine abzubekommen. Wir fraßen unheimliche Mengen Eier – und wurden geiler und geiler aufeinander. Seitdem habe ich nie mehr so intensiv gelebt. Magnus auch nicht. Das geht einfach nicht.
Ich habe mich oft darüber gewundert, wieso in dieser Zeit niemand etwas gemerkt hat. Fast niemand jedenfalls. Wir gingen uns in der Schule nämlich nicht mehr aus dem Weg. Die Antwort ist sicher, daß unser Verhältnis uns so viel Lebensmut und Kraft gab, daß niemand auf die Idee kam, wir könnten etwas «Häßliches oder Falsches» tun. Wir erlebten das, was wir zusammen taten, als das genaue Gegenteil – als schön und richtig –, und deshalb hatten wir im Grunde nichts zu verbergen. Wir hatten keine Angst mehr, entdeckt zu werden, und darum wurden wir auch nicht entdeckt. Außerdem waren wir wegen unseres Theaterspielens ziemlich beliebt und konnten uns allerlei erlauben, ohne ernst genommen zu werden. Einmal trug Magnus mich quer über den Schulhof, während ich heulte und zappelte. So direkt provozierten wir die Vorurteile nur selten. Wir konnten gut mit dem Umarmen warten, bis wir allein im Wald waren. Wir wußten ja beide, daß wir auf etwas Gutes und auch nicht vergeblich warteten.
Ich war fast nie zu Hause, aber die Familie konnte mir sicher ansehen, daß irgendwas anlag. Daß ich übermütig und froh war und sehr in Anspruch genommen, darüber freuten sie sich dann auch – ohne sich aufzudrängen.
Nur Harald, mein Bruder, fragte mich direkt. Er war drei Jahre älter als ich und ging auf das Gymnasium. Er war übrigens immer der Kronprinz in der Familie gewesen – tüchtig und strebsam. «Was treibst du eigentlich jetzt? Wir kriegen dich ja fast nie mehr zu sehen.»
«Ich bin mit Magnus zusammen.»
«Ja, soviel hab ich auch mitgekriegt. Aber, was macht ihr? Wo treibt ihr euch rum?»
«Wir haben im Wald eine Lieblingsstelle.» Er sah mich neugierig an, und ich beschloß, ihn zu schockieren. «Du hast doch gesagt, daß du das kapiert hast. Ich bin zusammen mit Magnus. Wir lieben uns.»
«Jesses!» sagte Harald. Ich dachte: Gleich fällt er vom Stuhl. «Spinnst du? Bist du denn sicher ...? Weißt du überhaupt, was das bedeutet?»
«Das bedeutet, daß wir uns gern haben und daß wir unheimlich gern zusammen sind. Und du hältst die Fresse, wenn du das so schrecklich findest. Ich hab dir das erzählt, weil du gefragt hast, und nicht, damit ...»
«Nein, nein, beruhig dich doch, Yngve! Ich erzähl’s nicht weiter, das versprech ich. Es ist nur so ungewohnt für mich, mir meinen kleinen Bruder vorzustellen, wie ...»
«Mensch! Ewig mußt du in allem das Schlimmste sehen! Du hast wohl noch nie mit einem zusammen gewichst, hm? Oder was?»
«Doch, ja. Als ich in deinem Alter war, klar. Aber du hast ja gesagt, ihr wärt zusammen. Das klingt so ... so gewaltig.»
«Ja, ist es auch!»
«Na gut, mir egal. Aber was ist mit Mädchen? Hast du keine Lust, mit Mädchen zusammenzusein?»
«Nein, weiß ich nicht. Das ist irgendwie nicht dasselbe.»
«Nein, das ist was ganz anderes!»
«Ja, fragt sich bloß, was du da machst. Oder hast du etwa schon oft richtig gefickt?»
«Nein, sicher nicht. Wenn du ehrlich bist, kann ich’s ja auch sein. Eigentlich hab ich das nur einmal richtig gemacht. Die Mädchen haben zuviel Angst, weil sie dann nicht mehr Jungfrau sind. Aber man kann ja trotzdem zusammenliegen ...»
«Ganz recht! Genau das machen wir auch.»
«Was! Du und Magnus ... Macht ihr noch mehr?»
«Was meinst du denn?»
«Ach, du weißt genau, was ich meine. Arschficken!»
«Nein, tun wir nicht, das ist nicht ... nötig. Wir kommen auch so gut klar.»
«Ihr seid also nicht so widerliche Arschficker?»
«Genausowenig wie du ein Arschloch!»
«Jetzt reg dich doch nicht auf, Yngve. Ich mach doch nur Witze.» Harald mußte lachen. «Weißt du, mir fällt was ein. Früher, als ich noch zur Volksschule ging, und vielleicht auch noch später, hab ich geglaubt, daß das neunte Gebot genau davon handelt. Daß es verboten ist, daran zu denken, also, an den Arsch.»
«Sag bloß! Steht denn auch was davon drin?»
«Klar. Bei all dem Latein im alten Katechismus. Da steht schwarz auf weiß: ‹Du sollst nicht begehren deines Nächsten Asinus ... ›» Wir lachten, bis wir am Boden lagen. Harald hielt sich den Bauch und brachte stockend heraus: «Für mich ist’s okay, Yngve. Nur den Esel von Johansens aus der fünften Etage darfst du nicht ficken. Den soll er für sich behalten dürfen.»
Als wir endlich wieder einigermaßen ernst sein konnten, saßen wir noch lange da und redeten miteinander. Wir klärten eine ganze Menge alter Mißverständnisse und beschlossen, daß es langsam Zeit wäre, Freunde zu werden. Als ich gehen mußte, sagte Harald: «Herzlichen Glückwunsch, Yngve. Mach, was für dich am besten ist. Aber sag’s keinem. Nicht mal unseren Alten. Die kapieren das nicht!»
«Teufel auch, Harald! Hätt ich bloß vorher gewußt, daß ich so einen tollen Bruder hab!» Damit ging ich hinaus in den Maitag, um meinen Jungen zu treffen.
Übrigens gab es noch einen Menschen, der verstand, was vorging, und das war Magnus’ Mutter. Sie war eine kleine, graue Frau, die immer zu Hause war und sich für ihren respektablen Mann und die sechs Kinder abplackte.
Einmal blieb ich eine Weile bei ihr in der Küche sitzen, und wir klönten ein bißchen. Sie stand wie üblich am Herd: «Du und Magnus, ihr seid doch jetzt richtig unzertrennlich?» sagte sie plötzlich und drehte sich mir zu.
Sie hätte uns genausogut im Bett überraschen können, denn ich sah, daß sie alles begriffen hatte. Ich wurde feuerrot und konnte sie nur anstarren. Sie hatte einen putzigen Ausdruck im Gesicht – als ob sie sich amüsierte –, und dann lächelte sie aufmunternd und sagte eindringlich: «Aber, Yngve, nein! Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Du darfst ruhig wissen, daß ich mich freue, daß ihr zusammen seid. Ich merk es Magnus an, daß es ihm gutgeht, und das kann ich von den anderen im Haus nicht sagen ... leider. Ich mag dich wirklich sehr, Yngve, also bleibt ruhig zusammen. Solang ihr könnt.»
Ich mußte einen dicken Kloß hinunterschlucken und sagte nur: «Vielen Dank.»
Und in dem Moment kam Magnus herein: «Ich bin fertig. Gehen wir?»
Die Mutter lächelte und sagte hinter uns her: «Aber seid ein bißchen vorsichtig, Jungs.»
Das ist der schönste Segen, der mir je zuteil geworden ist. Als ich das Magnus erzählte, freute er sich: «Sie erzählt das bestimmt nicht dem Alten. Sie hat uns immer gegen ihn unterstützt. Aber trotzdem bestimmt immer nur er.»
Und das stellte sich als schrecklich wahr heraus.
Inzwischen gingen wir in die erste Realschulklasse und schafften es, genug Zeit für die Hausaufgaben abzuzweigen. Beim Examen am Ende des Schuljahres hatten wir keine Probleme und bekamen gute Noten. Aber trotz allem geschahen im Wald wichtigere Dinge. Wir hatten nämlich eine neue Stelle entdeckt. Nachdem wir einem großen Bach einige Kilometer lang durch ziemlich unwegsames Gelände gefolgt waren, standen wir auf einmal oben an einem glitzernden Wasserfall. Ungefähr fünf bis sechs Meter hatte das Wasser freien Fall, und es hatte sich im Lauf der Jahre eine tiefe Kuhle gegraben, in der Forellen standen. Wir haben nie versucht, sie zu fangen. Statt dessen lebten wir mit ihnen zusammen. Mit den Fischen und den Vögeln – und einer Kreuzotternfamilie, die zuerst in unser Paradies gekommen war. Sie blieben im Geröll auf der Sonnenseite, und wir respektierten ihren Bereich. Wir haben nie andere Menschen in der Nähe gesehen.
«Sollen wir ihn Sündenfall taufen?» fragte ich und küßte Magnus vorsichtig unterm Ohr. Aber das gefiel ihm nicht, dem Armen – der Name, wohlgemerkt.
«Können wir ihn nicht lieber Segen nennen, oder Liebesdusche oder so was?»
Klar konnten wir das – und wir machten dem Namen keine Schande. Dort schwammen und spielten wir zusammen. Dort liebten wir uns bei Sonnenschein, Regenwetter und Mondschein. Dort verwuchsen wir zu einer Einheit, die nie hätte getrennt werden dürfen. In der ersten Woche der Sommerferien zogen wir dorthin, mit dem Zelt und einem Schlafsack für jeden – um den Schein zu wahren. Wir haben immer nur in einem geschlafen. Wir lebten so einfach wie möglich, mit einer Feuerstätte, einer Bratpfanne und zwei Kochtöpfen. Tagsüber machten wir Wanderungen, angelten ein bißchen und waren ein Teil von der Erde um uns und dem Himmel über uns.
In der Mittsommernacht blieben wir die ganze Nacht auf und redeten. Über die Welt, das Christentum und unsere Zukunft. Wir waren uns einig, daß unser Verhältnis, und was wir zusammen machten, unmöglich eine Sünde gegenüber Gott sein konnten. «Nein, und das hat ja sogar Christian gesagt», erinnerte sich Magnus.
«Ach, red doch nicht von dem! Er hat ja trotz allem auch noch ganz andere Sachen gesagt.»
«Ja, aber was er über Jesus und Johannes gesagt hat: ‹Der, den Jesus liebte?›»
«Ja, sicher. Wir wollen’s wirklich hoffen, daß sie sich liebten, so wie wir. Daß sie es genauso gut zusammen hatten und sich genauso gerne mochten. Aber ganz sicher werden wir das bestimmt nie erfahren. Wir können das ja nicht beweisen. Sicher ist jedenfalls, daß wir zusammen sind und daß das gut und richtig ist. Gott weiß das und segnet uns.»
«Komm», sagte Magnus, «wir gehen rauf und sehen uns den Sonnenaufgang an. Wenn Gott etwas gegen uns hat, kann er uns ja ein Zeichen geben.»
Und Gott gab uns ein eindeutiges Zeichen: Er ließ seine Sonne aufgehen und über Gerechte und Ungerechte scheinen. Das goldene Licht ließ die Welt erglühen, und wir standen mitten in der Welt und glühten mit. Wir entblößten uns vor Gottes Sonne und empfingen das lebensspendende Licht. Ich habe nie etwas so wunderbar Schönes gesehen wie Magnus an jenem Morgen. Und dann empfingen wir einander. Legten uns in das glühende Heidekraut und spielten sanfte Liebesmelodien – Gott ist die Liebe. Dort im Heidekraut bliesen Magnus und Yngve einander zum ersten Mal. Und auch das glühte. Gott lächelte gerührt auf uns herab – und mußte schlucken.
Ein paar Tage danach verlobten wir uns. Nicht mit Ringen – aber mit Halsketten. Ich wollte, daß wir einander ein Herz geben sollten, aber wegen seiner Familie durfte Magnus das nicht. Deshalb hängte ich meinem Jungen ein Kreuz um den Hals.
Er gab mir ein Herz aus Gold.
Magnus als Kreuzritter
Am ersten Clubabend nach den Ferien war unheimlich viel los. Sozusagen als ganz besonderen Aperitif hatte die Leitung ein junges Ehepaar aus Norwegens christlichem Jugendbund eingeladen, das der ganzen Sache zusätzlichen Glanz verleihen sollte. Nach ihrer Hochzeit im Frühling hatten sie den Sommer in Frankreich verbracht. Sie beglückten uns mit einer feierlichen Diaplauderei, in der mindestens sechzig Kathedralen und Kirchen vorkamen, aber kein Tropfen Rotwein und nicht auch nur ein Käsekrümel.
Als endlich unsere Theatergruppe an die Reihe kam, hatten Frode und ich längst erkannt, was hier not tat, damit ein bißchen Witz in die Sache kam: Der Schneider und das Pusterohr auf französische Art. Frode mit Baskenmütze, Schnurrbart und wahnsinnigem gallischen Temperament. Ich mit pomadigem, glattgelecktem Haar, französischer Aussprache und einer Menge Spitzen. Es kam natürlich ganz toll an. Schon kurz nach dem Anfang heulte das Publikum vor Begeisterung. Ich glaube, wir hatten es an diesem Abend so leicht wie richtige Schauspieler im Kabarett, obwohl wir nicht ein einziges Mal «Arsch» sagen durften. Aber das war eigentlich auch gar nicht nötig. Unser Sketch artete zu einer wilden Eierschlacht auf der Bühne aus, bevor es den Verantwortlichen gelang einzuschreiten. Riesenerfolg.
Ich sah, wie die junge Predikantenfrau nach Herzenslust lachte und applaudierte.
Danach sollte sie die Andacht halten – aber irgendwie war sie nicht so ganz bei der Sache. Sie versprach sich ein paarmal, und dann passierte etwas Unerwartetes; sie sollte Christus am Kreuz zitieren: «Da wandte Jesus sich dem Schächer zu und sprach: Wahrlich, ich sage dir, noch heute bist du mit mir in Paris!» Sie fuhr entsetzt zusammen und schlug die Hand vor den Mund, während der Saal in Gelächter ausbrach. Sie verlor die Nerven. Frode und ich waren gerade aus dem Hinterzimmer gekommen und standen in der Tür, zusammen mit dem Pastor Christian und ihrem Mann. Sie kam auf uns zugelaufen, das Gesicht in den Händen versteckt.
«Los, rein hier, schnell!» zischte der liebende Ehemann. Er schubste sie ins Hinterzimmer und knallte die Tür zu. Dann enterte er mit vier Sprüngen die Bühne und brüllte: «Ruhe da unten, ihr Brüllaffen! Hier gibt’s nichts zu lachen. Und eins merkt euch gefälligst: Nur der eine Schächer ... der nicht über Jesus gelacht hatte ... durfte mit ihm ins Paradies. Der andere Schächer, und alle, die gelacht hatten, endeten im heißesten Höllenfeuer!»
Natürlich wurde es sofort still im Saal. Auch im Hinterzimmer hörten wir keinen Laut mehr. Ich wollte nach ihr sehen, aber Christian der Schreckliche versperrte mir den Weg.
«Du bleibst hier!» stieß er zwischen den Zähnen hervor. Danach übernahm der Gatte die Wache. Der Schweinepriester mußte etwas kundtun: «Nun beginnen wir also ein neues Schuljahr und damit eine neue Saison in unserem Jugendclub. Das ist eine gute Gelegenheit, ein paar ernsthaftere Aktivitäten in Angriff zu nehmen. Wir wollen Bibelgruppen