Der König kauft eine Unterhose - Hajo Doehring - E-Book

Der König kauft eine Unterhose E-Book

Hajo Doehring

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Beschreibung

"Der König kauft eine Unterhose" ist eine Sammlung von kurzen Geschichten, ironischen Betrachtungen, Reflexionen über die Banalitäten des Alltags und die Absurditäten des menschlichen Seins. Kuriose Momente, die mit dem Brennglas unterhaltsam seziert und in ihrer Flüchtigkeit festgehalten werden und den Leser zum Schmunzeln und auch Nachdenken animieren sollen.

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Seitenzahl: 65

Veröffentlichungsjahr: 2023

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HAJO DOEHRING

DER KÖNIG KAUFT EINE UNTERHOSE

KURZE GESCHICHTEN

Impressum

Hajo Doehring

Ulmenstraße 34a

22299 Hamburg

Copyright © 2023 Hajo Doehring

Inhaltsverzeichnis

DER SCHEUNENFUND.

DER KELLERFUND.

MEISTER.

NOCH EIN KELLERFUND.

DAS BUCH DER BÜCHER.

WIR SIND HIER JA NICHT IN AMERIKA.

WALTHERS TRAUM.

ACH SO.

DIE GRASS-MASCHINE.

PEST ODER PESTO.

KÜRZLICH BEI KIESOW.

1 X HOSE GRATIS !

DER ADLER IST GELANDET.

LUFTGESCHÄFTE.

ABSCHRAUBEN & ABWARTEN.

DER FLUCH DER FLATRATE.

KANN MAN JETZT EIGENTLICH NOCH ALFA FAHREN?

EX NIX HOPP.

DEJA VU.

GESCHEITER HAUFEN.

DOPPELTE DEMÜTIGUNG.

PIFF.PAFF.PENG.

DER PREIS DER UNTREUE.

SCHLÜRFEN + SCHRAUBEN.

1 PREIS & 3 TODESFÄLLE.

FUNKENFLUCH.

DER ZWEIE ENGEL.

DREIFACHES DILEMMA.

DER TOAST SCHIMMELT NICHT!

WIE ICH MIT EINEM OSCARGEWINNER BEIM ITALIENER WAR.

UDO UND JOHANN SEBASTIAN UND DIE SACHE MIT DEN KANTATEN.

OH JE !

CAFÉ UND TULPEN.

„WAS DU AUCH TUST, DU WIRST ES BEREUEN.“

DIE KUNST DES VORBEITRITTS.

DIE WEISHEIT DES TIERPRÄPARATORS.

AUSSERLANDESBRINGUNG.

MUTATIONEN.

SCHLUMMERN FÜR SCHRAUBER.

SKANDAL! ANARCHIE! POLIZEI!

DIE DROSSELKLAPPE.

GEGENBESUCH.

ÜBER RÄCHTSCHREIBUNG.

STEUERFREI. KLIMANEUTRAL. REPARIERBAR.

MONTE CARLO MEMORY.

DER GEISTERFAHRER.

DER SCHEUNENFUND

Scheunenfund –  das ist das magische Wort, das alle elektrisiert, die ein Herz für altes Blech haben. Altes Blech auf zwei oder vier Rädern. Zu einem guten Scheunenfund gehören ein paar wichtige Voraussetzungen: Die Anhänglichkeit. Die Zeit. Das Vergessen. Das Erinnern. Die Neugier. Das Erbarmen. Die Verrücktheit. Nur wenn sich alles in der richtigen Konstellation fügt, gibt es ein glückliches Ende. Wenn nicht: Endstation Schrottplatz, unwiederbringlich.

Hier kam alles zusammen.

Der alte Mini wurde nicht mehr gebraucht und beiseitegestellt. Vielleicht hatte er den TÜV nicht geschafft. Aber richtig trennen mochte man sich noch nicht von ihm. So kam er erstmal in den Schuppen beim Nachbarn auf dem Land. Der Platz war da, und der kleine monatliche Obolus fürs Unterstellen war ein Witz. Da stand er dann zehn Jahre und wurde langsam vergessen.

Irgendwann aber wurde der Platz gebraucht, und man entdeckte, dass dort noch das kleine Auto stand. Und dann erinnerte sich der Besitzer, dass er jemanden kennt, der jemanden kennt, der sich vielleicht so eines knuffigen kleinen Autochens erbarmt und verrückt genug ist, es wieder auf die Straße zu bringen.

Und so wechselte das alte Blech für einen symbolischen Preis den Besitzer. Der übrigens ohne es zu wissen, schon geraume Zeit Tür an Tür mit dem Zufallsfund lebte. Auch das gehört zu den Mythen der Scheunenfunde.

Diese Geschichte habe ich nicht von jemandem gehört, der sie von jemandem gehört hat. Ich habe sie aus erster Hand. Nur dass das klar ist.

VON HAND.

Heute in meinem Lieblingsradio: ein sehr kultiviert geführtes Gespräch zwischen Pädagogen und anrufenden Hörern über das Schreiben mit Hand oder Tastatur, über Schönschrift und Persönlichkeit, Effektivität und Fortschrittlichkeit, Vergangenheit und Zukunft, Bildung und Kultur, bis zu Analogien in Richtung Fastfood und Essen mit Messer und Gabel.

Schönes Thema, passt gut in mein Blog. Autos werden heute von Robotern zusammengesetzt, bei Defekten werden nur noch ganze Baugruppen ausgetauscht, von sogenannten Mechatronikern, die beim Anblick eines herkömmlichen Unterbrecherkontakts völlig überfordert sind und lediglich mit starrem Gesicht nach einer Teilenummer fragen.

Mit der Hand schreiben ist wie mit der Hand schrauben. Es ist die Frage der menschlichen Dimension, beim Verfassen von Text ebenso wie beim Instandsetzen von Mechanik. Mit den Händen schrauben kann man eigentlich nur an Autos und Motorrädern, die irgendwann mal jemand mit den Händen zusammengeschraubt hat. Alte Technik ist mitunter störrisch, aber sie ist sinnlich. Aktuelle Technologie ist zwar funktional und praktisch, aber bar jeden Gefühls. Viele der Schrauber, die ich kenne, schrauben mit großer Hingabe an Fahrzeugen aus den 30er bis 60er Jahren, ihr modernes Alltagsgebrauchsauto hingegen bringen sie in die Werkstatt.

Im Radiobeitrag bringt eine Teilnehmerin Beileidsbekundungen und Liebesbriefe ins Gespräch. Sowas gehe nur per Hand, jeder Einsatz von Tastatur sei unpersönlich, unglaubwürdig und herzlos. Besser kann ich es auch nicht sagen. Und ich habe überhaupt kein Problem damit, in einem zutiefst digitalen Medium diese Lanze für das Schreiben und Schrauben per Hand zu brechen. Ohne Ironie jetzt.

DER KELLERFUND.

Der Kellerfund ist, wenn man so will, die bescheidenere Variante des Scheunenfunds. Statt eines ausgewachsenen Automobils erwartet den Finder in der Regel eher ein in Vergessenheit geratenes Zweirad. Ein Fahrrad zumeist, ein Tretroller oder günstigerenfalls ein Moped. Die Freude über den Fund muss aber keineswegs im gleichen Verhältnis zur Zahl der Räder stehen. Zumal der anstehende Arbeitsaufwand bis zur glücklichen Rückführung auf die Straße in den meisten Fällen deutlich geringer ausfällt und den familiären Haussegen entsprechend geringer belastet.

Aufpumpen, Staub wischen und Losfahren. Sowas gibt es. Und wenn man Glück hat, ist es eines dieser grundsoliden Exemplare aus der ersten Remobilisierungsphase Nachkriegsdeutschlands, das vermutlich irgendwann dem Trend nach 21-Gang-Schaltungen und gefederten Vordergabeln weichen musste. Dass solche Kinkerlitzchen im topfebenen Norden der Republik völlig unnötig sind, merkt der hocherfreute und meistens eher jüngere Finder schon bei der ersten Ausfahrt. Der Geradeauslauf des Veteranen ist sensationell. Das geschmeidige Tretlager bildet eine unvergleichliche Einheit mit der perfekten Übersetzung und der mäßig trainierten Beinmuskulatur. Und das altmodisch gekröpfte Lenkrohr ermöglicht die entspannteste aller denkbaren Haltungen und zaubert dem Lenkenden ein Lächeln ins Gesicht, ob er nun will oder nicht. Kein Vergleich mit den handgelenkverkrampfenden Querrohren zeitgenössischer Hightech-MTBs. Gewöhnungsbedürftig ist lediglich die eher symbolische Einrichtung zum Abbremsen des Vorderrads in Form eines Gummiklotzes. Was wiederum Demut und vorausschauende Fahrweise fördert. Mehr braucht man nicht. Das Rad muss nicht alle paar Jahre neu erfunden werden.

MEISTER.

Ich sehe im Vorbeifahren ein Graffiti an einem schönen alten Haus, das offensichtlich abgerissen werden soll, halte an und steige aus, um ein Foto zu machen. Während ich die geeignete Position zum Fotografieren suche, denke ich darüber nach, warum ich dieses Foto machen möchte und worauf der Sprüher uns wohl hinweisen wollte.

Wir sind Weltmeister steht da. Da ich kein Fußball gucke, mutmaße ich in dem hier artikulierten Graffiti spontan einen stummen Protest an der überall in dieser Stadt praktizierten und auch mir ganz gehörig auf den Keks gehenden Methode, schöne alte Häuser abzureißen und durch würfelförmige schuhschachtelähnliche Gebäude zu ersetzen.

Denkbar scheint mir aber auch, dass es sich hier nicht um einen schnöden Sprüher handeln könnte, sondern um einen Vertreter der aktuellen Streetart. Was wiederum die Möglichkeit einschließt, es mit einem Kenner zeitgenössischer Lyrik zu tun zu haben. Allerdings sprach Paul Celan lediglich vom Meister aus Deutschland, nicht vom Weltmeister. Und so entscheide ich mich am Ende dann doch für die Fußballversion.

NOCH EIN KELLERFUND.

Ich lese in meiner Tageszeitung die Geschichte einer gewissen Lisa, die ihren Ehemann Georg wegen fortlaufender Untreue hinausgeworfen und sich hat scheiden lassen. Ein Teil von Georgs Sachen lagerte jedoch noch im Keller des Wohnhauses, wohin Lisa sich allerdings nur selten begab. Bei einer dieser Gelegenheiten entdeckte sie entsetzt, dass ihr Ex sich dort ein Matratzenlager eingerichtet hatte. Seine Freundin hatte ihn ebenfalls hinausgeworfen. Meine Kenntnis dieser Geschichte, die auf wunderbare Weise Tragisches mit Komischem verbindet, endete leider mit dem Eingeständnis eines schlechten Gewissens seitens Lisas, ob sie ihren Ex in dieser unwürdigen Situation belassen könne, müsse oder dürfe.

Muss sie Georg jetzt wieder in die einst gemeinsame Wohnung aufnehmen? Muss sie dulden, dass ihr Ex allfällige neue Freundinnen dort im Keller empfängt? Kann Lisa es mit ihrem Selbstverständnis vereinbaren, gelegentlich hinabzusteigen und die Nacht bei Georg zu verbringen? Und ist in diesem Fall die mietrechtliche Umwidmung des Raumes zu einem Hobbykeller statthaft?

Ich wüsste wirklich gern, wie die Geschichte weiterging. Aber ich weiß ja nicht einmal, ob sie überhaupt stimmt oder nur erfunden wurde, um ein abseitiges juristisches Problem zu erörtern. Oder einfach nur solche Leser wie mich zu ergötzen.

DAS BUCH DER BÜCHER.

Mein Glaubensbekenntnis muss ich gottseidank nicht mehr schreiben. Das hat schon jemand vor mir getan. Der Mann heißt Matthew B. Crawford, und sein ungemein kluges Buch trägt den unschlagbaren Titel „Ich schraube, also bin ich“.