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Walter Brendel

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Beschreibung

Kaum ein Geheimdienst ist so berüchtigt wie der israelische Mossad. Unzählige Legenden ranken sich um seine Aktionen. Das Buch erzählt seine Geschichte. Von Feinden umgeben, soll er die Existenz Israels garantieren. Er gilt als Lebensversicherung gegen einen zweiten Holocaust. Nach dem Sechstagekrieg rückt der Palästinenserkonflikt immer mehr in den Fokus des Mossad. Überall auf der Welt macht der Geheimdienst nun Jagd auf palästinensische Terroristen. Der Mossad gilt als einer der schlagkräftigsten Geheimdienste der Welt. Einige seiner spektakulären Aktionen sind öffentlich geworden. Wie wichtig der Mossad für die Sicherheit Israels ist – und wo seine Grenzen liegen. Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad ist für zahlreiche spektakuläre Einsätze bekannt. Doch wie ist die Organisation zu ihrem legendären Ruf gekommen und wie wichtig ist der Mossad für die Verteidigung des Staates Israel?

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Walter Brendel

Der Mossad

Impressum

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Walter Brendel

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

Inhalt

Einführung

Mythos Mossad - Israels geheime Krieger

Überlebenskampf

Vergeltung

In letzter Minute

An der Nordgrenze zu Libanon

Besatzer

Die Atombombe

Quellen

Einführung

Kaum ein Geheimdienst ist so berüchtigt wie der israelische Mossad. Unzählige Legenden ranken sich um seine Aktionen. Das Buch erzählt seine Geschichte. Von Feinden umgeben, soll er die Existenz Israels garantieren. Er gilt als Lebensversicherung gegen einen zweiten Holocaust. Nach dem Sechstagekrieg rückt der Palästinenserkonflikt immer mehr in den Fokus des Mossad. Überall auf der Welt macht der Geheimdienst nun Jagd auf palästinensische Terroristen.

Der Mossad gilt als einer der schlagkräftigsten Geheimdienste der Welt. Einige seiner spektakulären Aktionen sind öffentlich geworden. Wie wichtig der Mossad für die Sicherheit Israels ist – und wo seine Grenzen liegen.

Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad ist für zahlreiche spektakuläre Einsätze bekannt. Doch wie ist die Organisation zu ihrem legendären Ruf gekommen und wie wichtig ist der Mossad für die Verteidigung des Staates Israel?

Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad wurde offiziell am 13. Dezember 1949 vom damaligen Ministerpräsidenten David Ben Gurion gegründet. Rund 18 Monate zuvor, am 14. Mai 1948, war der Staat Israel gegründet worden.

Die drei israelischen Geheimdienste – neben dem Mossad der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und der Militärgeheimdienst Aman – seien aus dem Geheimdienst der Hagana hervorgegangen. Bereits vor der Staatsgründung gab es nachrichtendienstliche Strukturen.

Die Hagana, so Krieger, war „eine Untergrundarmee vor der Gründung des Staates Israel, eine Untergrundarmee zum Schutz der jüdischen Siedler in Palästina. Schon die Hagana hatte einen eigenen Geheimdienst.“

Für den jungen jüdischen Staat war ein leistungsfähiger Geheimdienst überlebenswichtig, da das Land von Feinden umgeben war. Hinzu kam der existenzielle Wunsch, nach dem Holocaust nie wieder Opfer zu sein.

Zu den Zielen des Mossad gehört es, neben der Informationssammlung und der Durchführung von Operationen, Juden weltweit zu beschützen und beispielsweise bei Evakuierungsoperationen nach Israel zu bringen. Zuständig ist der Mossad für „verdeckte Aktivitäten“ im Ausland.

Eine wichtige Ausnahme: „Schin Bet ist zuständig für palästinensischen Terrorismus und Spionageabwehr sowie für die Auseinandersetzung mit den arabischen Nachbarstaaten.“ Krieger hat sich auf die Geschichte der Geheimdienste spezialisiert.

Das Zeichen des Mossad und die israelische Flagge auf einer abbröckelten Mauer.

Dem Mossad werden spektakuläre Operationen zugerechnet. Einige Beispiele:

Die Rede, die der spätere sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow auf dem 20. Parteitag der KPdSU gehalten hat, leitete nach dem Tod Josef Stalins die sogenannte Tauwetterperiode ein. Von dem „Geheimreferat“ durften keine Aufnahmen gemacht werden. Allerdings ließ Chruschtschow die gedruckte Rede innerhalb der Parteistrukturen verteilen. Mittels eines polnischen Kommunisten gelang es dem Mossad, an den Text zu gelangen, der im Westen von großem Interesse war.

Die aus deutscher Sicht vielleicht spektakulärste Mossad-Operation war die Entführung von Adolf Eichmann. Er war zur Zeit des deutschen Faschismus SS-Obersturmbannführer und einer der wichtigsten Organisatoren der Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden durch Nazi-Deutschland. Eichmann war ein „Schreibtischtäter“ im Reichssicherheitshauptamt.

Nach dem Ende des NS-Regimes setzte sich Eichmann nach Argentinien ab und lebte dort unter falscher Identität. Der hessische Generalstaatsanwalt und Holocaust-Überlebende Fritz Bauer soll dem Mossad den entscheidenden Hinweis zur Ergreifung von Adolf Eichmann gegeben haben. Zuvor hatte die Adenauer-Regierung Bauers Vorschlag abgelehnt, Eichmann per Auslieferungsantrag nach Deutschland zu bringen.

Agenten des Mossad entführten Eichmann nach Israel. Betäubt und mit falschen Papieren brachten sie ihn in ein Flugzeug. Der Prozess in Israel endete mit einem Todesurteil. 1962 wurde Eichmann hingerichtet. Die Entführung sei eine „Machtdemonstration“ gewesen, „Du kannst dich nirgendwo verstecken, wir finden dich und viele andere Nazis überall.“

Der Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas im Oktober 2023 auf Israel hat in der Region wieder die Gewalt entfacht. Israel möchte die Hamas zerstören. Diese wird wie die Hisbollah im Libanon vom Iran unterstützt.

Ende Juli 2024 wurde der Chef der palästinensischen Hamas, Ismail Haniyeh, in Teheran getötet. Er wurde in der iranischen Hauptstadt vermutlich innerhalb eines Hauses von einem Luftgeschoss getroffen. Dass es dem Mossad, dem die Aktion zugeschrieben wird, gelungen war, im Herzen des feindlichen Staates zu agieren, gilt als besondere Demütigung des Iran.

Im September 2024 machte die Hisbollah Israel für die Explosionen Hunderter Pager und Walkie-Talkies im Libanon verantwortlich, bei denen zahlreiche Hisbollah-Anhänger, aber auch Zivilisten getötet wurden. Man geht davon aus, „dass der Mossad beteiligt war“ – ebenso wie der militärische Nachrichtendienst und der Schin Bet. Ein solcher Angriff sei in jedem Fall „darauf angelegt, Angst und Schrecken zu verbreiten, Das sei „eine Kriegstaktik“.

Nicht alle Aktionen des israelischen Auslandsgeheimdienstes waren oder sind erfolgreich. Zu den wichtigsten missglückten Operationen gehören:

1972 konnte der Mossad nicht verhindern, dass beim Olympia-Attentat in München elf israelische Athleten getötet wurden. Der Angriff wurde von der palästinensischen Gruppe „Schwarzer September“ ausgeführt. Der Mossad verfolgte daraufhin die Verantwortlichen jahrelang und tötete mehrere Personen in verschiedenen europäischen Ländern sowie im Nahen Osten, darunter auch Unschuldige.

1997 scheiterte ein Anschlag auf den damaligen Hamas-Chef Khaled Mashal. Mossad-Agenten hatten sich in Amman als Touristen ausgegeben und versuchten, Mashal zu vergiften. Dieser überlebte jedoch und fiel ins Koma. Um die Agenten freizubekommen, musste Israel das Gegengift liefern und Hamas-Kämpfer freilassen.

Seit seiner Gründung habe der Mossad „immer wieder spektakuläre, neuartige Geheimdienstaktionen durchgeführt“. Der Mossad habe den Ruf, besonders „innovationsfähig“ zu sein.

Dazu gehöre allerdings auch eine jahrzehntelange gewaltvolle Seite: langfristig geplante Mordoperationen gegen zahlreiche Menschen in aller Welt. Nach seinem Ruf gestrebt habe der Mossad aber wohl nicht. Publik seien die Aktionen meist durch Fehler geworden.

Israel befindet sich seit seiner Staatsgründung 1948 praktisch ununterbrochen im Kriegszustand. Deshalb hätten die Geheimdienste große Kompetenzen und eine umfangreiche Personalausstattung.

Offizielle Zahlen gebe es nicht. Überschlägig komme er auf ungefähr 25.000 Geheimdienstmitarbeiter in Israel. Zum Vergleich: In Deutschland gebe es etwa 15.000 Geheimdienstmitarbeiter. Doch Deutschland hat mehr als 80 Millionen Einwohner, während Israel weniger als zehn Millionen hat.

Der Mossad habe zudem „eine Art stehendes Netzwerk von Menschen in der ganzen Welt, die aktiviert werden können, wenn es um bestimmte Operationen geht. Die Aktionen des Dienstes gehörten zur „taktischen und strategischen Sicherheitspolitik Israels. Der Mossad sei „ein Baustein der israelischen Sicherheitsarchitektur“.

Der Premierminister ist in der israelischen Regierung für den Mossad zuständig. Der Regierungschef trägt die politische Verantwortung und erteilt auch Aufträge.

Er unterliegt ganz strikter Kontrolle. Im israelischen Parlament, der Knesset, werden Mossad-Einsätze im Geheimdienstausschuss erörtert und kritisiert.

Mythos Mossad - Israels geheime Krieger

Dubai 2010. Männer die dort agieren, sind keine Touristen, sondern Agenten des Mossad mit dem Auftrag zu töten. Sie steigen mit ihren ahnungslosen Opfer in den Aufzug .Kurz darauf finden Hotelmitarbeiter den Mann tot auf. Ermordet in seinen Zimmer. Das Opfer ist eine Anführer der Palästinenser Organisation Hamas. Die Spuren der Täter führen nach Israel zum Geheimdienst, den Mossad. Die Verdächtigten können Dubai noch rechtzeitig verlassen.

Offiziell nachweisen kann man dem Geheimdienst nichts. Wer immer die Operation geplant hat, hat das mit einkalkuliert. Das regt die Fantasy an. Seit jeher setzt das von Feinden umzingelte Israel auf spektakuläre Geheimdienstoperationen. So wurde der Mossad weltweit bekannt und gefürchtet. Er war an allen großen Dingen beteiligt, an allen, was sich die letzten über 50 Jahre hier ereignet hat.

Jede Tat, die den Mossad zugeschrieben wird, nützt dem Mythos des Geheimdienstes. Höchstens 3000 Mitarbeiter soll der Dienst beschäftigen, die genaue Zahl ist geheim. Doch die waghalsigen Operationen machen Eindruck und schrecken Israels Feinde seit jeher ab.

Bereits vor der Staatsgründung setzen jüdische Untergrundgruppen in Palästina auf die Wirkung gezielter Geheimdienstoperationen. Mit Anschlägen gegen die arabische Mehrheit und die britische Besatzer kämpfen sie für einen eigenen Staat. 1947 beschließt die UN die Teilung Palästinas. David Ben-Gurion wird erster Ministerpräsident und Verteidigungsminister. Am 14. Mai 1948 verkündet er Israels Unabhängigkeit.

David Ben-Gurion proklamiert am 14. Mai 1948 den Staat Israel

Sofort eskaliert der Konflikt im Nahen Osten. Noch in der Gründungsnacht erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Transjordanien, der Libanon, der Irak und Syrien dem neuen Staat den Krieg. Es folgte der Israelische Unabhängigkeitskrieg (Erster Arabisch-Israelischer-Krieg), der von Mai 1948 bis Januar 1949 dauerte und der Israel gegenüber dem Teilungsplan erhebliche Gebietsgewinne – vor allem im westlichen Galiläa um Akko und im nördlichen Negev – brachte. 1949 wurde mit den arabischen Angreifern jeweils ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Der Irak zog sich ohne ein solches Abkommen aus dem Westjordanland zurück. Die nach dem Teilungsplan für die Palästinenser vorgesehenen Gebiete gelangten unter jordanisches (Westjordanland einschließlich Ostjerusalem) beziehungsweise ägyptische Besatzung (Gazastreifen).

Während des Krieges flohen rund 850.000 Araber aus Palästina. Zum Teil wurden diese Flüchtlinge durch israelische Streitkräfte vertrieben, zum Teil wurden sie von den arabischen Streitkräften aus strategischen Gründen evakuiert. Infolge dieses Schwunds der arabischen Bevölkerung besteht die Mehrheit im Staat Israel seit diesem Zeitpunkt aus Juden.

Israel gewinnt den Krieg, doch Ben-Gurion will auf weitere Kriege vorbereitet sein und deshalb braucht er schlagkräftige Geheimdienste. Angesiedelt werden sie in Tel Aviv. Hier entsteht ein Netzwerk, was bis heute besteht. Der militärische Geheimdienst Aman hat die meisten Mitarbeiter und das größte Budget. Er konzentriert sich auf das Ausspähen fremder Armeen. Der zivile Inlandgeheimdienst Schin Bet kümmert sich um Spionage und Terrorabwehr und schließlich der kleinste Geheimdienst, der Mossad. Zuständig für geheime Aktivitäten im Ausland, zum Schutz nicht nur der Bürger Israels, sondern der ganzen jüdischen Gemeinschaft. Der Mossad operiert im Verborgenen. Doch eine spektakuläre Aktion macht ihm schon bald weltberühmt.

Adolf Eichmann ist bei Kriegsende untergetaucht. Er war ein deutscher SS-Obersturmbannführer. Während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges leitete er in Berlin das „Eichmannreferat“. Diese zentrale Dienststelle des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA, mit dem Kürzel IV B 4) organisierte die Verfolgung, Vertreibung und Deportation von Juden und war mitverantwortlich für die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen im weitgehend vom NS-Staat besetzten Europa.

Im Frühjahr 1945 trennte sich Eichmann im österreichischen Altaussee von seiner Familie und den letzten verbliebenen Mitarbeitern. Unter dem Namen Adolf Barth und im angeblichen Rang eines Obergefreiten der Luftwaffe geriet er in US-Kriegsgefangenschaft. Aufgrund seiner Blutgruppentätowierung, die ihn eindeutig als SS-Mitglied auswies, bezeichnete er sich jedoch bald als SS-Untersturmführer Otto Eckmann. Man internierte ihn im Gefangenenlager Oberdachstetten. Nachdem er gegenüber einigen Mitgefangenen seine wahre Identität preisgegeben hatte, erhielt er von dem ehemaligen SS-Offizier Hans Freiesleben im Januar 1946 ein Empfehlungsschreiben, das ihm ein Untertauchen in der kleinen Ortschaft Altensalzkoth in der Lüneburger Heide ermöglichen sollte. Im Februar floh Eichmann aus dem Lager und gelangte mit der Unterstützung alter Seilschaften über Hamburg zu diesem neuen Zufluchtsort. Auf seinem Weg dorthin konnte er sich gefälschte Papiere beschaffen, die ihn als Kaufmann Otto Heninger aus Prien auswiesen, geboren in Breslau. Unter diesem Namen nahm er in der Kloster-Revierförsterei Kohlenbach eine Arbeit als Holzfäller und Waldarbeiter an.

SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann 1942

Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer erhielt 1957 einen Brief des mit ihm befreundeten deutschen Juden und KZ-Überlebenden Lothar Hermann aus Buenos Aires, dessen Tochter Sylvia Eichmanns ältesten Sohn kennengelernt und sich über dessen antisemitische Äußerungen gewundert hatte. Fritz Bauer informierte die israelische Regierung, denn es bestand ein Haftbefehl und er fürchtete, dass ein deutsches Auslieferungsbegehren Eichmann warnen würde. Die Regierung von David Ben Gurion hatte jedoch kein Interesse an der Verfolgung von Naziverbrechern, weil sie nach dem Luxemburger Abkommen ihre Beziehungen zur Regierung Adenauer nicht gefährden wollte. Ein eigens angereister Mossad-Agent soll nach der Besichtigung von Eichmanns Wohnung in der Calle Chacabuco zu der Einschätzung gekommen sein, ein so wichtiger Nationalsozialist könne nicht in so ärmlichen Verhältnissen leben. Aber Lothar Hermann mobilisierte die deutsch-jüdische Gemeinschaft in Buenos Aires und schrieb schließlich im März 1960 einen Brief an die israelischen Behörden: „Wie es scheint, haben Sie kein Interesse, Eichmann zu fassen.“

Wie im August 2021 bekannt wurde, stammte der entscheidende Hinweis samt Belegen auf Eichmanns Aufenthaltsort in Buenos Aires, der den Zugriff des Mossad auslöste, von dem deutschen Geologen und Historiker Gerhard Klammer, dem Adolf Eichmann zwischen 1950 und 1953 bei einer Baufirma in der Provinz Tucumán im Nordwesten Argentiniens als „Landvermesser“ zugearbeitet hatte. Bei einem weiteren Argentinien-Aufenthalt Klammers im Herbst 1959 kam es zu einer Zufallsbegegnung mit Eichmann an dessen neuer Wirkungsstätte in Buenos Aires, bei der Klammer Kenntnis von Eichmanns genauem Aufenthaltsort erlangte. Unter Mitwirkung seines Göttinger Studienfreundes Giselher Pohl, Militärpfarrer in Unna, und von dessen Vorgesetztem Hermann Kunst, dem ersten evangelischen Militärbischof der Bundeswehr, gelangte diese Information samt Belegen im November 1959 an Fritz Bauer. Als Bauer dem Mossad im Dezember 1959 in Jerusalem Klammers Belege übermittelte, ohne seinen Informanten preiszugeben, ordnete Ben Gurion kurz darauf die Ergreifung Eichmanns an.

Anfang 2011 wurde durch erst zu jenem Zeitpunkt freigegebene BND-Akten bekannt, dass der westdeutsche Auslandsgeheimdienst (Organisation Gehlen, ab 1956 BND) bereits 1952 sichere Kenntnis vom Aufenthaltsort Eichmanns hatte. Die Journalistin Gaby Weber klagte 2010 erfolgreich vor dem Bundesverwaltungsgericht auf Freigabe der Akten, die zuvor mit einer Sperrerklärung des Bundeskanzleramtes versehen waren. Bereits im Juni 2006 hatten erstmals zugängliche CIA-Akten Hinweise darauf geliefert, dass Eichmanns Aufenthaltsort der CIA sowie dem BND und damit vermutlich auch der Bundesregierung bereits seit 1958 bekannt war. Nach der Einschätzung des Historikers Timothy Naftali deutet das Material darauf hin, dass es in westdeutschen Geheimdienstkreisen Befürchtungen in Bezug auf mögliche Aussagen Eichmanns über Hans Globke gab. Der damalige Chef des Bundeskanzleramts war während der Nazi-Zeit Herausgeber eines Kommentars zu den Nürnberger Rassengesetzen gewesen. Naftali spricht von einer „Eichmann-Krise in der Bonner Regierung“. Weder diese noch die CIA informierten Israel über ihren Kenntnisstand, obwohl der Staat seit Jahren nach Eichmann suchte.

Eichmann fühlte sich in Argentinien sehr sicher und gab sogar Interviews. Aber soweit er je stillen Schutz aus den USA oder Westdeutschland hatte, verlor er ihn, als er versuchte, sich in Interviews mit Willem Sassen, einem niederländischen SS-Mann und NS-Propagandisten, durch die Belastung Dritter reinzuwaschen und Sassen Teile der Interviews an das Life-Magazin verkaufen wollte. CIA-Chef Allen Dulles meldete am 20. September 1960, Life wolle die Fluchterinnerungen Eichmanns drucken.

Am 11. Mai 1960 gelang einer Zielfahndergruppe des Mossad (u. a. Peter Malkin, Zvi Aharoni und Rafi Eitan) der Zugriff auf Eichmann in San Fernando, einem Stadtteil von Buenos Aires. Argentinien hatte zu der Zeit kein Auslieferungsabkommen mit Israel, so dass die Operation ohne Einbeziehung der örtlichen Behörden ausgeführt wurde. Die Zielperson „Attila“ (Eichmann) wurde sodann mit einem Flugzeug der El Al – als Flugbesatzungsmitglied getarnt und so an den argentinischen Flughafenkontrollen vorbeigeschmuggelt – am 22. Mai direkt von Buenos Aires nach Israel verbracht. Premierminister David Ben Gurion gab am 23. Mai bekannt, dass Eichmann sich in Israel in Haft befinde.

Am 23. Mai 1960 erließ der Distriktrichter in Haifa den Haftbefehl gegen Eichmann. Auf Antrag Argentiniens befasste sich auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit dem Vorfall. Er stellte nach einer Anhörung Israels mit der Resolution 138 vom 23. Juni 1960 fest, dass ein Vorgehen wie das in Betracht stehende im Wiederholungsfall den internationalen Frieden und die Sicherheit gefährden könne, und verlangte von Israel die Leistung angemessener Wiedergutmachung. In einer gemeinsamen Erklärung vom 3. August 1960 ließen Argentinien und Israel verlautbaren, übereingekommen zu sein, die Angelegenheit, die auf ein Vorgehen israelischer Staatsbürger zurückgehe, das fundamentale Rechte des argentinischen Staates verletzt habe, als erledigt zu betrachten.

Lothar Hermann, der erste Hinweisgeber, wurde 1961 in Argentinien verhaftet und misshandelt. Erst 1972 erhielt er heimlich die von der israelischen Regierung ausgelobte Belohnung. Im Jahr 2012 wurde er von der jüdischen Gemeinde Buenos Aires geehrt.

Adolf Eichmann im Hof des Ajalon-Gefängnisses in Israel (April 1961)

Eichmann war der erste Nationalsozialist, der in Israel nach dem Gesetz zur Bestrafung von Nazis und Nazihelfern angeklagt wurde. Der Eichmann-Prozess vor dem Jerusalemer Bezirksgericht (Aktenzeichen 40/61) begann am 11. April 1961 und endete am 15. Dezember des Jahres mit dem Todesurteil. Das Urteil wurde am 29. Mai 1962 durch das Berufungsgericht bestätigt.

Eichmanns Zelle hatte eine Größe von drei mal vier Metern. Die Sicherungsmaßnahmen waren enorm, da die israelische Regierung fürchtete, Eichmann könne Suizid begehen. Ein Wachmann saß rund um die Uhr in seiner Zelle, hinter der Zellentür ein zweiter, der durch ein Guckloch seinen Kollegen beobachtete. Ein weiterer Wachposten stand hinter der Tür zum Ausgang. In der Zelle brannte Tag und Nacht Licht und ein Polizeiarzt untersuchte Eichmann zweimal täglich.

Die von dem israelischen Generalstaatsanwalt Gideon Hausner ausgearbeitete Anklageschrift umfasste fünfzehn Punkte, unter anderem „Verbrechen gegen das jüdische Volk“, „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, „Kriegsverbrechen“ und die „Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation“.

Im Verlauf des Verfahrens wurden mehr als einhundert Zeugen aufgerufen und Tausende von Dokumenten als Beweismaterial vorgelegt. Insbesondere die Zeugenaussagen der Überlebenden der Konzentrationslager trugen mit dazu bei, dass die Schrecken der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerufen wurden. Die internationalen Medien berichteten ausführlich über diesen spektakulären Prozess und Adolf Eichmann wurde rasch zum Stereotyp eines NS-Schreibtischtäters. Vor allem auch in der deutschen Öffentlichkeit stieß der „Fall Eichmann“ auf großes Interesse. Alle großen deutschen Tageszeitungen sowie das Fernsehen berichteten ausführlich und nahezu täglich über den Jerusalemer Prozess. Sein Strafverteidiger war der Deutsche Robert Servatius.