Der Nonnengärtner - Theodor Nebl - E-Book

Der Nonnengärtner E-Book

Theodor Nebl

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Beschreibung

Junge Menschen flüchten aus Florenz, Italiens vielleicht schönster Stadt, weil ein jeder Angst vor der Pestilenz und Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit hat! Sie waren einander sehr zugetan und ihre Erzählung erotischer Novellen begann. Dass Boccaccio dabei gewesen, ist wohl übertrieben, doch er hat sie gesammelt und aufgeschrieben. Die schönsten habe ich für Sie ausgewählt, in Reime gesetzt und zu Ihrer Freude neu erzählt!

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Freuen Sie sich auf …

Die Pest in Florenz

Die Pest bringt den Tod in die Stadt

und unsägliches Verderben.

Nichts bleibt, wie es ist,

Blütenträume zerfallen zu Scherben.

Eine Gruppe junger Leute aus Florenz entflieht.

Die Lust auf Liebe und Leben, sie in die Ferne zieht.

Manch schöne Geschichte

ihnen die Zeit vertreibt,

soll nun berichtet werden.

Sicher sind Sie dazu bereit …!

Der Nonnengärtner

Einem jungen Manne wurde einst berichtet,

wie es in einem Kloster zugegangen.

Darum hat er nicht darauf verzichtet,

dort als stummer Nonnengärtner anzufangen.

Was an allen Tagen nun

in dem Kloster ist geschehn,

können Sie hier erfahren,

ich ahne, Sie werden nicht widerstehn …!

Ciappollettos Beichte

Ein großer Bösewicht

am Ende seines Lebens

eine verlogene Beichte spricht!

Wozu das alles führen kann,

zeigt Ihnen diese Geschichte an …!

Die drei Ringe

Saladin brachte einst einen Juden in Not!

Doch was der ihm, statt eines Religionsstreites,

in einer formulierten Parabel anbot,

sicher allen Lesern der Welt,

auch heute noch sehr gut gefällt …!

Des Abtes Sünde

Ein Mönchlein schleppt ein Mädchen an,

mit dem er sich verlustieren kann.

Sein Abt kommt ihm auf die Schliche

und tät’ auch gerne ein paar Stiche.

Was nun geschieht, ob Freude,

Liebe, Strafe oder Lust,

hätten Sie sicher gern gewusst …!

Das Hühnerfleischgericht

Ein König hatte einst gedacht,

dass er einer Dame,

mit seiner Rede über ein Huhn

und einen strammen Hahn,

seine Wünsche deutlich macht.

Doch auf geschickte Art, konnte sie

ihm zu verstehen geben,

dass auch Könige nicht alles erhalten,

wonach sie manchmal streben …!

Der Stallknecht und die Königin

Ein Stallknecht hatte sich

in die Königin verliebt!

So etwas es sicher nur ganz selten gibt!

Er träumt davon, ihr beizuwohnen,

würde auch der König dann,

gewiss sein Leben nicht verschonen …!

Die Bußübung und die Seligkeit

Ein Mönchlein zeigte

einem strohdummen Mann,

wie dieser schon bei Lebzeit,

den Weg zur himmlischen Seligkeit,

durch harte Buße finden kann.

Hat am Ende seine Buße,

die trefflich ihn berührt,

ihn oder seine Frau

in des Himmels Seligkeit geführt …?

Die schweigende Unterredung

Eines prachtvollen Auftritts wegen,

möchte ein Bürgermeister

ein stolzes Ross erlangen.

Nur darum will er einen Handel

mit einem jungen Pferdebesitzer anfangen.

Der sagt: »Ich schenke dir dieses Pferd,

wird mir ein Gespräch mit deiner Frau gewährt!«

Die List, die der Bürgermeister nun erdacht,

sollte Sie interessieren.

Aber auch, was der junge Mann

dann daraus macht,

und was dann wird passieren …!

Wie man den Teufel in die Hölle schickt

Was der beste Gottesdienst wohl sei,

brachte ein Einsiedler

einem schönen, jungen Mädchen bei.

Was hat ihm das am Ende wohl gebracht?

Ich wette, darüber wird sehr gelacht …!

Der Gesang der Nachtigall

Catarina gab vor, der Hitze der Nacht zu entfliehn.

Darum wollte sie mit ihrem Bette,

zum Schlafen auf den Balkon gleich ziehn.

Auch weil sie dort der Nachtigall Gesang

viel besser noch gehöret hätte!

Doch das war nicht der wahre Grund.

Sie wollt’ dort treffen zur nächtlichen Stund’,

einen jungen Mann,

dem sie in Liebe zugetan.

Was sich daraus hat ergeben,

können Sie, wenn Sie weiterlesen, erleben …!

Die entdeckten Liebhaber

In der Hoffnung, einen besseren Leumund zu bekommen,

hat sich Pietro eine schöne Frau genommen.

Es geschah mehr, um die Leute in die Irre zu führen,

als ein Verlangen nach einem Weibe zu verspüren.

Nur weil er anders war gepolt,

hat sie sich Liebhaber ins Haus geholt …!

Wie Witz und Lachen vor Strafe schützen

Schlauer Witz und kluges Wort,

treiben oftmals die Probleme fort.

Wer mit gewitztem Verstand gesegnet,

auf jede Wendung des Geschicks,

mit einer klugen Rede begegnet.

Wer stets die rechte Antwort weiß,

den verlässt das Glück um keinen Preis …!

Die Schlagfertigen

Diese Erzählung soll bekunden,

dass bewundernswerte Geistesgaben

nicht selten mit missgestalteten

Körpern sind verbunden.

So trafen sich auf einer Reise

zwei verwachsene Männlein klein.

Jeder sollte ein geistiger Riese sein,

und das auf seine eigene Weise.

Sofort kam es zu einem Wortgefecht,

welches beide beherrschten artgerecht …!

Das schlechte Gesetz

Wer redegewandt ist, der ist gut dran,

weil er sich trefflich verteidigen kann!

Das wird vor Gericht recht oft registriert,

wer gut argumentiert, nur selten verliert!

In diesem Falle wird kommentiert,

wie ein schlechtes Gesetz,

durch kluge Rede einer schönen Frau wird korrigiert …!

Der Blick in den Spiegel

Unsere Geschichte soll von der törrichten Einbildung

eines jungen Mädchens berichten,

das durch eine scherzhafte Ermahnung,

worauf ihr Onkel nicht mochte verzichten,

hätte gebessert und geläutert werden können.

Doch sie begriff nicht, was er ihr vorgetragen

und war zu dumm, zu beherzigen,

was er ihr mit seinem Spruche wollte sagen …!

Der verkleidete Priester

Diese Geschichte handelt von einem

grundlos eifersüchtigen Ehemann,

der alles versucht und tuen kann,

was seine Frau des Ehebruches überführt!

Weil er sich dafür interessiert,

welche Sünde sie begangen hat,

nimmt er verkleidet ihr die Beichte ab.

Wer sich versteigt in solchen Sinn,

findet dabei niemals wohl Gewinn …!

Das geborgte Geld

Einst verliebte sich ein junger Mann

in eine Schönheit sondergleichen.

Doch diese war für ihn wohl nicht zu erreichen!

Ein kleines Brieflein sollt’ es richten.

Er schrieb von seiner Liebe ihr,

und dass er nicht auf sie konnt’ verzichten!

Aber sie wollte Geld dafür!

Seine Liebe schlug fast um in Hass!

So überlegte er, wie er sie strafen konnt’,

mit einem von ihm erdachten, deftigen Spaß …!

Des Richters Hose

Die Richter in einer kleinen Stadt

urteilten nach Gefühl und Wellenschlag,

weil keiner von ihnen die Gesetze gelesen hat,

oder deren Inhalt zu deuten vermag!

Drei junge Burschen führten einen dieser Richter vor,

womit, das flüstere ich Ihnen nicht ins Ohr!

Aber was die Burschen sich ausgedacht,

hat die ganze Stadt zum Lachen gebracht …!

Der doppelte Liebesbetrug

Diese Geschichte handelt von einem Mann,

der eine böse Kränkung

weit gelassener hinnehmen kann,

als es in jener Zeit wohl üblich war.

Der Betrogene fädelt seine Rache ein,

darauf dürfen gespannt Sie sein.

Das wird Ihnen beim Lesen klar …!

Das Kopftuch der Äbtissin

Eine Äbtissin wurde des Nachts geweckt,

denn die Nönnlein hatten im Kloster

ein Paar beim Liebesspiel entdeckt!

Das hat die Dame sehr erschreckt,

denn auch sie war nicht allein,

doch das sollte ihre Sünde sein!

Hektisch zog sie sich gleich an,

damit sie über das Liebespaar

ihr Urteil sprechen kann.

Die Pest in Florenz

Einleitung

Meine sehr verehrten, holden Leserinnen,

mit einer schmerzlichen Erinnerung

an die unsägliche Zeit der Pest,

möchte und muss ich meinen Bericht beginnen!

Anders sich sein Inhalt nicht begreifen lässt.

Sie sollten ihn trotzdem nicht schwer und traurig finden,

darum werde ich mein Vorgehen begründen:

Sie haben nicht Tränen und Seufzer zu erwarten,

sondern einen grünen, blühenden Garten,

der sich hinter einem hohen Berge versteckt!

Lesen Sie weiter, dann wird er sogleich entdeckt!

Auf eine kurze traurige Zeit,

verspreche ich Ihnen süße Lust!

Seien Sie sich dessen wohl bewusst,

die Sie von Trübsal gleich befreit.

Gewiss sind Sie dazu bereit!

Florenz, die schönste von den Städten Italiens allen,

wurde im Jahre des Herrn 1348 von der Pest befallen.

War es nun Gottes Zorn, den er als Züchtigung

auf all ihre Bosheit verhängt,

oder war ihre Ausbreitung durch die Einwirkung

höherer Weltkörper gelenkt?

Eine jede Familie war betroffen,

nur Gebete ließen die Menschen hoffen!

Mit Nasenbluten hat die Krankheit häufig begonnen

und durch Geschwülste in den Weichen

und den Armhöhlen,

ist das Leben erbarmungslos verronnen!

Schwarze Flecken gingen damit einher.

Sie machten den Menschen das Leben

und auch das Sterben schwer.

Die Unwissenheit der Ärzte,

ließ all das geschehn!

Die Menschen, die nie in Heilkunde unterrichtet,

mussten auf schreckliche Weise untergehn.

Bei denen, die am Leben geblieben,

gingen mancherlei Furcht und Besorgnis um!

Es hat sie von den Kranken fortgetrieben.

Der Ansteckung konnten sie trotzdem nicht entgehn,

das mussten sie sich schmerzvoll eingestehn.

Die Pest war zu stark, und die Menschen

waren zu schwach und zu dumm!

Manch einer meinte, das beste Mittel

der Krankheit vorzubeugen,

ist mäßig zu leben

und sich vor Üppigkeit zu scheun.

Viele mochten das bezeugen,

doch keiner konnt’ sich sicher sein!

Die so dachten, schlossen sich

in kleinen Gruppen zusammen.

Sie sperrten sich freiwillig in Häusern ein,

in die die Pest bisher nicht drang hinein.

Sie lebten mit mäßigem Genusse,

jedoch stets mit köstlichem Wein.

Weder von Toten noch von Kranken

wollten sie belästigt sein.

Sie ließen sich auf keine Wollust ein.

Doch bei Musik und Tanz

schwenkten sie Rock und Bein!

Andere behaupteten Stock und Stein:

Das beste Gegenmittel sind Suff und Lustigsein!

Sie befriedigten sich auf jede

mögliche Art und Weise.

Sie lachten und spotteten

und achteten nicht auf die Höhe der Preise!

Doch bei all dem seltsamen Leben

mieden sie die Krankheit!

Diese Vorsicht war ihnen gegeben!

Alle Gesetze wurden gebrochen,

auch die göttlichen hatte es getroffen!

Instanzen, sie durchzusetzen, gab es nicht.

Ihre Diener waren tot und standen selbst

vor des Herrgotts Gericht.

Manche Leute dachten,

die beste Arznei ist die Flucht.

Sie verließen die Stadt,

haben keinen Kranken betreut

und auch nicht einen Sterbenden besucht.

So kam es, dass der Bruder den Bruder verließ,

der Neffe den Onkel verstieß!

Die Tochter die Mutter

und das Weib seinen Mann hat verlassen!

Alles Menschliche erstarb, war das denn zu fassen?

Mütter ließen ihre Kinder zurück,

überantworteten sie dem schrecklichen Geschick!

Die Not trieb Überlebende zu Taten,

die sie früher niemals im Sinne hatten!

So sind in den Mauern von Florenz

mehr als hunderttausend Menschen umgekommen!

Niemand hätte vor der Pestilenz

eine solche Zahl an Einwohnern angenommen!

Ganze Familien sind ausgelöscht worden.

Schlimmer war es, als im Kriege das Morden.

Manch schöner Jüngling, manch blühende Frau,

die man als Bild der Gesundheit erklärt’,

von denen man dachte,

das Unglück bleibt ihnen verwehrt,

haben des Mittags an der Tafel der Lebenden gesessen

und abends schon wurde ihnen vom Herrgott,

ihr Strafmaß ohne Erbarmen zugemessen!

Ich mag nicht länger das Elend beschreiben,

darum wird mich sicher keiner beneiden.

Von einer wahren Begebenheit möchte ich berichten,

darüber würde ich gern’ für sie dichten.

Als die Stadt von Einwohnern

fast entblößt und verlassen war,

ich denke, das war in der Pestilenz drittem Jahr,

da waren fast alle Kirchen lehrgefegt,

kaum Überlebende haben sich zur Messe bewegt.

Da trafen sich sieben junge Damen aus der Stadt.

In der Kirche Santa Maria Novella

dies sich zugetragen hatt’:

Durch Freundschaft, Nachbarschaft, Verwandtschaft

waren sie sich alle herzlich zugetan.

So fängt mein Bericht nun an.

Sie waren um die dreiundzwanzig Jahre alt.

Vernünftig, edel, wohlerzogen und schön.

Das ist nötig zu wissen,

um den Fortgang der Geschichte zu verstehn.

Mit züchtigem Frohsinn waren sie begabt,

auch das sei Ihnen, liebe Leserin, gesagt.

In Trauerkleider waren sie alle gehüllt.

Die Pflicht zur heiligen Messe

hatten sie gerade erfüllt.

Ihre Namen gebe ich hier nicht preis,

um sie zu schützen, wie wohl jeder weiß!

Ihren guten Ruf mag ich nicht beschädigt sehn,

darum werde ich sorgsam mit der Wiedergabe ihrer,

teilweise unziemlichen, Reden umgehn.

Ich werde versuchen, für jede einen Namen zu finden,

mit dem es möglich scheint,

ihren Charakter trefflich zu begründen!

Das werden Sie sicher verstehn.

Die Erste werde ich Pampinea nennen,

die Zweite soll Fiametta heißen,

das möchte ich hier und jetzt bekennen!

Filomena soll der dritten Dame Name sein,

Emilia fiel mir für die vierte Dame ein.

Der Name Lauretta passt für die Fünfte gut.

Die Sechste nenne ich Neifile, ohne Übermut.

Die Siebte soll Elisa heißen,

warum, das wird sich noch erweisen.

Durch Zufall hatte ich mich in der Kirche

in ihre unmittelbare Nähe gesetzt.

So verstand ich, was sie sprachen,

und darüber berichte ich jetzt.

Pampinea setzte als Erste zu ihrer Rede an,

die jede andere wohl verstehen kann:

»Es ist Gesetz auf dieser Welt,

dass der, der sein gutes Recht bedient,

ganz sicher nicht in Unrecht fällt!

Sind wir denn alle nur dazu bestellt,

um unsere Toten zu zählen?

Ich denke, es ist sinnvoll,

ein anderes Schicksal zu erwählen!

Wer könnte es wohl nicht verstehen,

würden wir uns in Frohsinn und Lustbarkeit ergehen?

Wer würde es wohl nicht begreifen,

würden für uns solche Blütenträume reifen?

Lasst uns darum in die Ferne eilen

und nicht in der kranken Stadt Florenz verweilen.

Jeden Tag an einem anderen Ort,

setzen wir unsere Vergnügungen fort!

Lasst uns das so lange tun,

nicht verweilen, nicht ausruhn,

bis der Tod ein End’ uns setzt,

wir brechen auf, hier und jetzt!«

Die anderen Frauen, die diese Rede gehört,

waren voll der Freude, nicht verstört!

Der Vorschlag kam bei ihnen recht gut an,

sie beratschlagten, wie man ihn umsetzen kann.

Nur die verständige Filomena griff ergänzend ein:

»Mit Bedacht soll unsere Handlung sein!

Ihr alle seid zu tun geneigt,

was uns Pampineas Rede aufzeigt.

Einer jeden von uns fällt sicher ein,

dass das, was wir vorhaben,

nicht einer Gruppe von Frauen gelingt allein!

Wir können nicht gänzlich ohne

männlichen Rat, Beistand und Betreuung sein!«

»Freilich«, stimmte Elisa ein,

»unser Plan gelingt nur mit Männern ganz allein!

Doch wir müssen bedenken,

dass uns da, wo wir Vergnügen suchen

und in Ruhe wollen verweilen,

nicht Verdruss und Schande ereilen!«

Als die Damen sich solcher Art beredet haben,

drei junge Männer in die Kirche kamen.

Weder die Widrigkeiten der Zeit,

noch der Verlust ihrer Bekannten und Verwandten,

brachten sie ab vom Verlangen nach Lust und Freud’!

Dass sie für die Liebe lebten,

wussten alle, die sie kannten, und das nicht erst seit heut’!

Ihre Namen waren mir bekannt.

Sie wurden Pamfilio, Filostrato und Dioneo genannt.

Sie waren lauter wohlgesittete, anmutige, junge Herrn,

das muss ich hier eingestehen und ich tue es gern.

In diesen trübseligen Zeiten

bestand ihre Glückseligkeit darin,

nach schönen Damen zu sehn,

mit ihnen Hand in Hand zu gehn.

Das ist nicht zu bestreiten.

Drei von den angebeteten schönen Frauen

befanden sich unter den genannten sieben.

Das ist sicher und nicht übertrieben,

darum wird es hier nun aufgeschrieben!

Als Pampinea die jungen Herren erblickt’,

sagte sie: »Ich glaub’, ich werd’ verrückt!

Das Glück schickt seine Boten aus,

die gehen gewiss mit uns aus Florenz hinaus.

Sie sollen uns Führer und Begleiter sein!«

Die anderen Damen stimmten glücklich ein.

Neifile errötete bis an die Ohren,

denn ihr Geliebter war dabei,

den sie längst schon glaubte an die Pest verloren!

Das war ihr gewiss nicht einerlei.

Sie sprach:

»Nehmen wir diese Verehrer mit,

von denen es nur noch wenige gibt

und die schon jetzt sind in einige von uns verliebt,

so wird man uns tadeln und Böses nachsagen

und das gewiss auf Schritt und Tritt

und ohne nach den Gründen zu fragen!«

Filomena versetzte:

»Das kann mich nicht kränken,

an keinem einzigen Tag!

Möchte an so viel Schönes denken,

weil ich die Herren schon jetzt gerne mag!«

Alle anderen Damen schlugen vor,

die jungen Herren herbeizurufen

und ihnen zu erklären, wonach die Damen suchen!

Sie zu bitten, die Frauen

auf ihren Ausflügen zu begleiten.

Das würde große Freude bereiten!

Diese Bitte trug Pampinea den Herren vor

und erreichte gleich deren freudvolles Ohr!

Mit Freude zeigten die jungen Männer

ihre spontane Dienstwilligkeit.

Sie waren zur Erfüllung dieser Bitte gern bereit.

Einen verlassenen Palast

hatten sie sehr bald gefunden,

weil er sich nahe bei Florenz befunden.

Als sie ankamen, fühlten sie,

es war alles zu ihrer Freude gerichtet!

Auf keine Annehmlichkeit wurde verzichtet!

Alles war gekehrt und geschmückt,

die Betten bezogen und mit Seidenkissen bestückt.

Dioneo, ein munterer Jüngling, voller Ideen,

hat sich all’ die Damen angesehn.

Er sprach aus, was ihm auf dem Herzen lag,

auch was alle gut verstehn

und das gleich am ersten Tag:

»Ich ließ all meine Sorgen in Florenz zurück!

So lacht und singt mit mir,

vielleicht von großer Lieb’ ein Stück.

Tut ihr es nicht, dann schickt mich fort!

So hänge ich alten Sorgen nach,

in unserem so geplagten Heimatort!«

Pampinea antwortete:

»Dein Spruch war vortrefflich und gut!

Wir alle flüchteten aus Florenz,

wegen der verheerenden Pestilenz

und weil wir zum Weiterleben

und nach den schönsten Vergnügungen streben.

Dafür haben wir unendlich viel Mut!

So lasst uns nun ein Oberhaupt wählen

und ihm einen Tag lang gestatten zu befehlen!

Es soll unseren Aufenthaltsort bestimmen

und mit welchem Zeitvertreib,

welchen Vergnügungen, wir beginnen.

Nur ein Tag besteht seine Regierungsgewalt.

Am nächsten Tage erfolgt der Wechsel sobald.«

Diese Worte haben bei allen Eindruck gemacht,

darum wurde Pampinea die Königskrone

für den allerersten Tag dargebracht!

Ganz zuerst hat sie über die Organisation nachgedacht:

»Damit eine Ordnung in unser Leben einkehre,

sich niemand über seine Aufgaben beschwere,

die ich nun an alle verteile,

ehe ich in Anstand, Lust und Ruhe verweile!«

Haushofmeister, Köche und Diener wurden bestimmt,

sodass ein jeder seine Aufgaben in Angriff nimmt.

»Des Dame- und Schachspiels wollen wir

in unserer Freizeit möglichst entsagen,

weil der Sieger sich freut,

und der Unterlegene wird sich beklagen!

Die heiße Tageszeit sollten wir im Schatten verbringen.

Ein jeder wird eine Erzählung zu Gehör uns bringen.

Das Thema dafür ist frei zu wählen

und jeder muss seine Geschichte auch selbst erzählen.

Filostrato, du sollst der erste Erzähler sein.

Wir alle sind gespannt darauf,

welche Geschichte dir fällt ein,

und welchen Inhalts sie wird sein.«

Filostrato gehorchte unverzüglich.

Alle hörten aufmerksam zu.

Als er begann, herrschte eine gespannte Ruh’.

Und so blieb es im Verlauf

aller Geschichten immerzu.

Der Nonnengärtner

Meine wunderschönen, hochgestellten Damen,

gar viele Menschen schon

zu der irrigen Annahme kamen,

dass ein junges Mädchen,

welches mit einem Nonnenschleier wird behängt

und in ein schwarzes Nonnenkleid gezwängt,

ganz und gar aufhört, ein Weib zu sein

und in seinem neuen Leben

nie mehr an die Liebe denkt!

Kommt den Leuten, die so etwas glauben,

einstmals anderes zu Ohren,

oder es sticht ihnen in die Augen,

dann sprechen sie von ungeheuren Verbrechen

und meinen sicher, diese muss man rächen!

Auch Gottes Gnade sei verloren,

darauf hätten sie geschworen!

Ganz vergessend, wie unersättlich

sie selbst sehr oft in solchen Dingen sind.

Machen Nonnenkleid und Schleier sie denn blind?

Wie sehr sie einer Täuschung sind erlegen,

soll meine Geschichte nun belegen!

Viele Menschen sind zu der Überzeugung gelangt,

dass karge Speisen und körperliche Mühen

und diese sicher schon allein,

die Bauern von sinnlichen Genüssen befrein

und ein solches Sehnen aus ihrem Geiste ziehn!

Auch bescheren sie ihnen wohl einen simplen Verstand!

Solche Gedanken sind dumm und nicht zu verzeihn!

Dass dies ein falsches Denken ist,

dafür soll diese Geschichte ein Beleg nun sein.

Ich hoffe, das wird von euch anerkannt!

In einem Frauenkloster, das ich als Kind bereits gesehn,

ist die folgende Geschichte tatsächlich geschehn.

Das Kloster war wegen seiner Heiligkeit bekannt,

sie ward gerühmt im ganzen Land.

Acht Nonnen und eine Äbtissin lebten dort,

an diesem hochgelobten Ort.

Sie alle waren noch recht jung,

so hab’ ich’s in Erinnerung.

Ein alter Gärtner bestellte dort den Klostergarten.

Auf sein Salär musste er häufig sehr lange warten.

Unzufrieden mit seinem Lohn,

rechnete er eines Tages mit dem Klostervogte ab

und machte sich in seinen Heimatort davon.

Freundlich wurde er daheim empfangen.

Masetto, ein kräftiger junger Mann,

ist auf ihn fröhlich zugegangen

und fragte ihn aus,

was er in den letzten Jahren angefangen?

So hat er ihm von seinem Klosterdienst berichtet

und auf kein einziges Detail verzichtet:

»Ich hab’ den Klostergarten gut bestellt.

Erhielt dafür Brot und dünne Suppe,

aber viel zu wenig Geld!

Auch Holz musst’ ich im Walde schlagen

und es danach auch nach Hause tragen.

Ich arbeitete wohl nur für mein täglich' Essen.

Den Lohn, den mir der Vogt gezahlt,

konnt’ wirklich ich vergessen.

Nichteinmal zum Besohlen

meiner Schuhe hat es gereicht!

Darum fiel mir das Fortgehen

auch am Ende leicht!

Die Nonnen redeten mir in alles,

was ich tat, hinein!

Pflanz’ es hier, reiß es dort heraus …!

Sie konnten ganz schön zickig sein!

Lob hab ich fast nie erhalten.

Sie nur immer mit mir schalten!

Drum hab’ ich ihnen das Werkzeug

vor ihre Füße hingeschmissen

und bin ganz einfach ausgerissen!

Der Klostervogt bat mich noch zum Schluss,

dass ich ihm aus meinem Dorfe

einen Nachfolger schicken muss!

Doch darauf kann er lange warten,

er jätet nun selbst das Unkraut im Klostergarten!«

Als Masetto die Worte des Alten gehört,

packten ihn unsägliche Lust und Verlangen,

in besagtem Kloster als Gärtner anzufangen.

Aus dem Bericht hatte er herausgehört,

dass es ihm wohl gelingen möge,

dort das zu tun, was er so heiß begehrt!

Um seine Pläne nicht zu gefährden,

tat er so, als teile er des Alten Beschwerden:

»Tatest gut daran, alles hinzuschmeißen!

Konntest damit, dass ein rechter Kerl du bist, beweisen!

Wer hätte schon mit lauter Weibern leben sollen,

die in sieben Fällen, sechsmal nicht wissen,

was sie eigentlich wollen!«

Nach diesem Gespräche hatte Masetto begonnen,

ernsthaft darüber nachzusinnen,

wie es ihm wohl könnt’ gelingen,

zu den Nonnen zu gelangen

und als ihr Gärtner anzufangen.

›Hoffentlich ist die Stelle noch frei‹,

ja, das war die Krux dabei,

denn sehr viel Zeit war schon verronnen.

Und so kam er zu dem Schluss,

dass ihn in dem weit entfernten Kloster

sicher keiner kennen muss!

Schulterte seine Axt und auch den Spaten

und hoffte, dass die Nonnen

gewiss schon auf ihn warten.

Wenn ich stumm mich stellen kann,

stellt der Vogt mich vielleicht an.

Und ich denke, dass alles, was ich begehre,

irgendwann auch geschehen werde!

In dem Kloster angekommen,

hat er den Vogt gleich wahrgenommen.

Mit Gebärden machte er klar,

dass er mächtig hungrig war.

Und er deutet’ auch gleich an,

dass er Holz gut spalten kann!

Der Vogt gab freundlich ihm etwas zu essen

und wollte danach sogleich messen,

ob der ankommende junge Mann,

derbe Holzkloben spalten kann,

was dem alten Gärtner selten nur gelang!

Auch Bäume im Walde zu fällen,

war für Masetto kein Problem.

Das war dem Vogt sehr angenehm.

Und dass er stumm war obendrein,

das könnte im Kloster von Nutzen sein!

Darum behielt er den jungen Mann

im Kloster noch für kurze Zeit,

um liegengebliebene Arbeiten zu verrichten.

Dazu war Masetto gern bereit

und was er tat, gelang zu seiner Zufriedenheit!

Dabei hatte ihn die Äbtissin erblickt

und sogleich nach dem Vogte geschickt.

Der sprach: »Der junge Mann hatte

um ein Almosen gebeten,

gleich nachdem er das Kloster betreten.

Dafür war er zur Arbeit geneigt

und hat sich dabei von seiner besten Seite gezeigt!

Taubstumm scheint er wohl zu sein.

Mit Gebärden gebe ich ihm, was er tun soll, ein.

Wenn er auch etwas von Gartenarbeit versteht,

dann wäre es schade, wenn er wieder geht!

Er ist jung und hat viel Kraft!

Alle Arbeiten, die ich ihm gegeben,

hat er gut und schnell geschafft.

Auch Dummheiten könnte er

den Nonnen nicht erzählen.

Stellen wir ihn ein,

dann würden wir gewiss

den Richtigen erwählen!

Denn die Gärtnerstelle ist vakant.

Wie ihr wisst, ist der alte Gärtner fortgerannt!«

Die Äbtissin erwiderte:

»Haltet ihn fest und redet ihm gut zu!