Der rätselhafte Gast - Walther Kabel - E-Book

Der rätselhafte Gast E-Book

Walther Kabel

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Beschreibung

Ein großer Komposthaufen ist die Freude jedes Gartenbesitzers …
In diesen Komposthaufen schlug ich mit einer sogenannten Mistforke vormittags neun Uhr am 31. März eine gewaltige Bresche, das heißt, ich füllte die Kompostmasse in eine Karre, die Harald dann nach den Beeten schob, um dort die Verteilung vorzunehmen.
Mit einem Male spürte ich, daß die Zinken der Forke sich in etwas Hartes einbohrten … etwas Metallisches, das ein wenig nachgab, — vielleicht eine große leere Konservenbüchse, dachte ich … Wie allerdings eine solche Büchse hier in den »Stolz« unseres Gemüsegartens hineingelangt sein könnte, war mir unklar, denn wir hatten den Kompost mit Liebe und Sorgfalt gesammelt, und selbst die Köchin Mathilde würde niemals gewagt haben, ausrangierte Wirtschaftsgegenstände hier unterzubringen.

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Der Detektiv

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

Band 173

Der rätselhafte Gast

© 2023 Librorium Editions

ISBN : 9782385741297

 

 

Inhalt

Der rätselhafte Gast

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

Lydia Salnavoors Testament.

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der rätselhafte Gast

1. Kapitel.

Wir waren Ende März nach monatelangem Aufenthalt in Indien wieder heimgekehrt, und Harald hatte sich mit Feuereifer an die Bestellung unseres großen Gemüsegartens herangemacht, hatte der dicken Köchin Mathilde den strikten Befehl erteilt, immer noch auf telephonische oder persönliche Anfrage zu erklären, daß wir noch im Auslande weilten.

Vier Tage ging denn auch alles gut, das heißt, niemand störte uns. Wir hatten in Indien auch pekuniär so tadellos abgeschnitten, daß wir bequem ein ganzes Jahr hätten faulenzen können.

Wie gesagt: wir hätten unseren geliebten Detektivberuf getrost vorläufig an den Nagel hängen können …

Vier Tage hing er nur an dem bewußten Nagel … Dann ging der Tanz schon wieder los …

Und das kam so …

Ein großer Komposthaufen ist die Freude jedes Gartenbesitzers …

In diesen Komposthaufen schlug ich mit einer sogenannten Mistforke vormittags neun Uhr am 31. März eine gewaltige Bresche, das heißt, ich füllte die Kompostmasse in eine Karre, die Harald dann nach den Beeten schob, um dort die Verteilung vorzunehmen.

Mit einem Male spürte ich, daß die Zinken der Forke sich in etwas Hartes einbohrten … etwas Metallisches, das ein wenig nachgab, — vielleicht eine große leere Konservenbüchse, dachte ich … Wie allerdings eine solche Büchse hier in den »Stolz« unseres Gemüsegartens hineingelangt sein könnte, war mir unklar, denn wir hatten den Kompost mit Liebe und Sorgfalt gesammelt, und selbst die Köchin Mathilde würde niemals gewagt haben, ausrangierte Wirtschaftsgegenstände hier unterzubringen.

Ich zerrte mit aller Macht …

Und der Kompost wölbte sich, barst … öffnete sich zum Loche, aus dem … ein Marmeladeneimer zum Vorschein kam … Meine Forke hatte gerade den Deckel durchbohrt, der offenbar sehr fest saß.

Harald kehrte gerade mit der leeren Karre zurück …

»Na nu?!« rief er. »Das ist ja ein Marmeladeneimer für zwanzig Pfund Inhalt!«

»Allerdings! Wie mag das Ding nur …«

Und schwieg …

Hatte meine Forke von dem Anhängsel befreien wollen …

Hatte tüchtig geschüttelt …

Und da war der Deckel an den Zinken haften geblieben, und der Eimer rollte Harald vor die Füße — — und aus dem Eimer ein in braunes Leder gehülltes rundliches Paket …

»Hallo — — die Sache erscheint doch nicht so ganz harmlos!« meinte Harald und bückte sich … schnupperte, als ob er etwas Unangenehmes röche …

Auch ich roch’s …

Der Komposthaufen duftete ja fraglos kräftig …

Aber — dies hier war Verwesungsgeruch …

Harst kniete schon nieder …

Betrachtete die Lederhülle, die mit Bindfaden umschnürt war …

Meinte:

»Das ist ein Stück von einer Lederjacke … Und da Bindfaden — hm, das ist keine gewöhnliche Hanfschnur, sondern eine ganz dünne Leine, wie man sie bei Wasserfahrzeugen braucht …«

Ich beugte mich tiefer …

»Harald, da muß ein Kadaver eingewickelt sein … Vielleicht eine Katze …«

Er schlug die Lederhülle schon auseinander …

Und — wir beide fuhren zurück, als ob zwischen uns eine Bombe geplatzt wäre …

Da lag auf dem braunen Leder nun im hellen Lichte des Vorfrühlingstages ein bereits stark in Verwesung übergegangener menschlicher Kopf …

Ein Kopf eines jüngeren blonden Mannes mit schmalem Gesicht — bartlos, — im übrigen schon so entstellt, daß man von Gesichtszügen nicht mehr sprechen konnte.

Nicht genug hiermit …

Da war noch neben dem Kopfe auf dem Leder ein großer gelber Umschlag zu sehen — ein Brief mit Aufschrift …

Harst nahm den leeren Marmeladeneimer, stülpte ihn über den unheimlichen Fund und hob den Brief empor, dem natürlich schon der Leichengeruch äußerst stark anhaftete …

Ich schaute mit hin, las mit:

»Herrn

Harald Harst

mit der Bitte, dieses Verbrechen aufzuklären. —

Einer, der nicht in aller Öffentlichkeit die Angelegenheit verfolgen kann.«

So lautete die Aufschrift auf dem gelben Umschlag.

In dem Umschlag selbst steckte nur eine Zeitung: die »Berliner Mittagspost«, deren genaue Berichterstattung über alles Sensationelle bekannt ist!

Und in dem Blatte war ein Artikel rot angestrichen:

»Der rätselhafte Gast. Wir sind heute in der Lage, über den mysteriösen Gast des Schwedischen Pavillons in Wannsee unseren Lesern mit weiteren Einzelheiten dienen zu können.

 

Um diese seltsamen Tatsachen nochmals von Beginn an nach Tagen zu ordnen:

Am 4. März landete an der Bootsbrücke des bekannten Restaurants ein Kanufahrer, ein jüngerer Herr in Lederjacke und Ledermütze. Er traf bei Dunkelwerden ein, übergab sein grün gestrichenes Zweisitzerkanu dem Hausdiener und ließ sich ein Zimmer geben, wo er sich eine Mahlzeit servieren ließ. Kurz vor acht Uhr entfernte er sich zu Fuß, kehrte um neun zurück und ging zu Bett, nachdem er dem Hausdiener befohlen hatte, ihn um sieben zu wecken und ihm gleichzeitig das Frühstück zu bringen. Morgens halb acht ruderte er in seinem Kanu davon.

Am 6. März erschien er zu derselben Zeit. Ließ sich dasselbe Zimmer geben und entfernte sich wieder gegen acht Uhr, kehrte diesmal aber erst um zehn Uhr sehr aufgeregt zurück, bestellte eine Flasche Rotwein und bedeutete dem Hausdiener, ihn um sechs zu wecken. — Der Hausdiener tat es auch pünktlich, — das heißt, er pochte an die Tür. Niemand meldete sich jedoch, und als der Hausdiener die Tür öffnete, fand er das Zimmer leer und auf dem Tische einen Fünfzigmarkschein, den der Gast offenbar dort zur Begleichung seiner Rechnung hingelegt hatte. Das eine Fenster stand offen, und der Kanufahrer war von hier fraglos an dem einen Verandapfeiler hinabgeklettert, hatte sein Fahrzeug geholt und war in aller Stille davongerudert.

Am 8. März erschien er wieder bei Anbruch der Dunkelheit zum dritten und letzten Male im Schwedischen Pavillon, entschuldigte sich bei dem Wirt wegen seines eigentümlichen Verhaltens beim vorigen Besuch und erklärte, er habe nicht einschlafen können und sei daher schon morgens zwei Uhr aufgebrochen. — Auch diesmal verlief alles wie bisher. Der junge Mann aß, trank und ging um acht zu Fuß davon. Inzwischen hatte jedoch einer der jüngeren Kellner sich vorgenommen, ihm heimlich zu folgen. — Der Kanufahrer begab sich in den nahen Wald und erkletterte hier, wie der Kellner beobachten konnte, eine verkrüppelte Kiefer blieb eine Weile oben in der Krone und kletterte wieder herab. Dann ging er bis zum Seeufer, setzte sich hier in den Sand und … weinte und schluchzte so kläglich, daß der Kellner ganz weich gestimmt wurde. Gegen neun kehrte der rätselhafte Gast, der sich übrigens Kaufmann Fritz Schmidt nannte, in den Schwedischen Pavillon zurück, trank wieder eine Flasche Rotwein und wollte um sieben geweckt sein. — Der Kellner hatte sich derweil in das Nebenzimmer geschlichen und von hier aus durch ein vorbereitetes Loch in der Verbindungstür seine Beobachtungen fortgesetzt.

Viel zu sehen gab es nicht. Der junge Herr Schmidt lief im Zimmer nervös hin und her und trank zuweilen einen Schluck Wein … Seine Armbewegungen und seine lauten Seufzer deuteten auf eine verzweifelte Stimmung hin. Mitunter trat er an das Fenster, schlug den Vorhang zurück und reckte die gefalteten Hände zum ausgestirnten Nachthimmel empor.