5,99 €
Es wird sportlich am Hirschgrundsee: Sofia verleiht nun E-Bikes und der attraktive Yogalehrer Felix bietet Kurse an, die vor allem von den weiblichen Campern besucht werden. Doch dann überschattet ein Vorfall die gute Stimmung: Die Bank im Dorf wurde ausgeraubt! Vom Täter und dem Geld fehlt jede Spur. Als Sofia dann auch noch auf der Suche nach einem nicht zurückgebrachten Lasten-E-Bike einen Toten in der Transportbox des Fahrrads entdeckt, ist das ein klarer Fall für die Hirschgrundis.
Für die Herren ist ein Verdächtiger schnell gefunden: Felix! Ist er ihnen doch schon lange ein Dorn im Auge, seit die Vroni und die Schmidkunz nur noch von ihm schwärmen. Doch daran kann Evelyn nicht glauben, schließlich war sie in der Tatnacht mit Felix zusammen ... Eins steht jedenfalls fest: Der Mörder ist auch der Bankräuber. Und so müssen die Hirschgrundis nicht nur das verschwundene Geld, sondern auch den Mörder finden.
»Der Tod macht eine Fahrradtour« ist der zweiundzwanzigste Teil der erfolgreichen Bayern-Krimi-Reihe »Sofia und die Hirschgrund-Morde« von Susanne Hanika. Krimi trifft auf Humor, Nordlicht auf bayerische Dickschädel, Wieder-Single-Frau auf Jugendliebe und feschen Kommissar - dazu jede Menge Leichen, Mörder und Ganoven. Und all dies vor herrlich bayerischer Kulisse!
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 247
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank, dass du dich für ein Buch von beTHRILLED entschieden hast. Damit du mit jedem unserer Krimis und Thriller spannende Lesestunden genießen kannst, haben wir die Bücher in unserem Programm sorgfältig ausgewählt und lektoriert.
Wir freuen uns, wenn du Teil der beTHRILLED-Community werden und dich mit uns und anderen Krimi-Fans austauschen möchtest. Du findest uns unter be-thrilled.de oder auf Instagram und Facebook.
Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich auf be-thrilled.de/newsletter für unseren kostenlosen Newsletter an.
Spannende Lesestunden und viel Spaß beim Miträtseln!
Dein beTHRILLED-Team
Melde dich hier für unseren Newsletter an:
Blaues Wasser, klare Luft, in der Ferne bei schönem Wetter die Alpen – das ist der Hirschgrund, ein idyllischer See mitten in Bayern. Nebenan der gleichnamige Campingplatz. Doch die Idylle trügt – denn diese Saison wird mörderisch.
Kaum ist die neue Besitzerin Sofia auf dem Platz angekommen, stolpert sie über den ersten Toten. Sofia ist entsetzt! Und dann neugierig. Bald schon entdeckt sie ihr Talent fürs Ermitteln und fängt an, in der bayerischen Idylle so einiges umzukrempeln …
Es wird sportlich am Hirschgrundsee: Sofia verleiht nun E-Bikes und der attraktive Yogalehrer Felix bietet Kurse an, die vor allem von den Campingbewohnerinnen besucht werden. Doch dann überschattet ein Vorfall die gute Stimmung: Die Bank im Dorf wurde ausgeraubt! Vom Täter und dem Geld fehlt jede Spur. Als Sofia dann auch noch auf der Suche nach einem nicht zurückgebrachten Lasten-E-Bike einen Toten in der Transportbox des Fahrrads entdeckt, ist das ein klarer Fall für die Hirschgrundis.
Für die Herren ist ein Verdächtiger schnell gefunden: Felix! Ist er ihnen doch schon lange ein Dorn im Auge, seit die Vroni und die Schmidkunz nur noch von ihm schwärmen. Doch daran kann Evelyn nicht glauben, schließlich war sie in der Tatnacht mit Felix zusammen … Eins steht jedenfalls fest: Der Mörder ist auch der Bankräuber. Und so müssen die Hirschgrundis nicht nur das verschwundene Geld, sondern auch den Mörder finden.
SUSANNE HANIKA
Der Tod macht eine Fahrradtour
Ein Bayernkrimi
Der Fahrtwind fuhr mir unter mein Kleidchen, das locker um meine Beine flatterte, meine Haare wirbelten mir um den Kopf und fühlten sich luftig und frei an. Ich trat in die Pedale und sauste glücklich über den neuen Radweg am Hirschgrunder See. Lola und Clärchen sausten genauso glücklich vor mir her und verschwanden hin und wieder im Wasser. Zumindest nahm ich an, dass es meine Hunde waren, die im dunklen See plantschten, denn die Sonne war bereits untergegangen, und es war zu dunkel, um Genaueres zu erkennen. Sehr deutlich sah ich jedoch meinen alten Hundeherren Milo. Der saß nämlich mit stoischer Miene vorne im Lastenteil des Fahrrads und sah um Jahre jünger aus, während er die Ohren flattern ließ und – genau wie ich – die Geschwindigkeit genoss.
Alex holte mich ein und fuhr nun neben mir. Nichts war schöner, als in die beginnende Nacht zu radeln und dabei den Fahrtwind zu spüren!
»Und du wolltest keine Leihstation am Campingplatz«, grinste er. »Jetzt bist du diejenige, die sich ständig ein Fahrrad ausleiht.«
Damit hatte Alex recht. Ich hatte mich wochenlang geweigert, auf die Anfrage der Firma Eagle-e-Mobil zu antworten. Vroni hatte mich richtig geschimpft, als sie erfuhr, dass auf unserem Campingplatz schon längst eine Verleihstation stehen würde, wenn ich nur nicht so zögerlich wäre.
»Ja. Schließlich habe ich meine Liebe zu Lasten-E-Bikes entdeckt«, strahlte ich und bremste, weil mein Handy loswalzerte – Jonas, mein Freund, hatte mir den Donauwalzer als Klingelton eingestellt.
»Wo bist du?«, fragte er.
»Ich …«
»Sag nichts, du fährst schon wieder Fahrrad«, seufzte er.
»Bist du schon zu Hause?«, wollte ich wissen.
»Ja.«
»Alle Verbrechen geklärt?«, zog ich ihn auf, denn Jonas war Kriminalhauptkommissar. »Heute war bestimmt die Hölle los.«
»Naja. Ging so«, antwortete er, denn obwohl Vatertag und Christi Himmelfahrt war, also Feiertag, war er im Dienst. Schließlich war er kein Vater.
»Bin gleich da!«, versprach ich.
In einiger Entfernung hörte ich einen dumpfen Knall, und neben mir flog aus dem Schilfgürtel ein Schwarm kleiner Vögel auf, der Richtung Wald stob. Ich sah den Vögeln kurz nach, dann radelten Alex und ich in kommodem Tempo weiter, denn nur ich hatte ein E-Bike, Alex fuhr Mountainbike.
»Ich bin vor allen Dingen froh, dass ich darauf bestanden habe, dass unser Hirschgrunder Forst innerhalb der Reichweite der Fahrräder ist«, erzählte ich. »Stell dir vor, die wollten, dass die Fahrräder am Waldrand stehen bleiben und nicht mehr weiterfahren.«
»Damit die Leute die Fahrräder nicht im Wald stehen lassen«, nickte Alex. »Kann ich verstehen. Schließlich will die Firma nicht in den Tiefen des Forsts nach Fahrrädern suchen.«
»Ja, die wollen alle Fahrzeuge mit ihrem Lieferwagen erreichen können«, bestätigte ich. »Aber hier bei uns macht es überhaupt keinen Sinn, wenn man nicht in den Wald hineinfahren darf. Die ganzen schönen Strecken, die dann alle wegfallen!«
»Und die Firma hat sich da einfach drauf eingelassen?«, wunderte sich Alex.
»Das nun nicht gerade«, antwortete ich, »aber es gibt jetzt die Klausel, dass ich diejenige bin, die suchen muss, wenn ein Fahrrad nicht zur Station zurückgebracht wird.«
»Wie bitte?«, fragte Alex mit empörtem Unterton. »Ist das überhaupt legal?«
»Die bringen schon Fahrräder zurück und laden sie auf«, beruhigte ich Alex. »Eben nur dann nicht, wenn sie im Wald abgestellt werden.«
»Und dem hast du zugestimmt?«
»Wieso nicht? Meine Hirschgrundis sind der Gipfel der Verlässlichkeit«, erklärte ich ihm. »Die würden niemals irgendwelche Räder in den See werfen oder hinter einen Busch im Wald.«
Diejenige, die sich nicht an die Aufforderung hielt, bei Nichtgebrauch das Rad zurückzustellen, war nämlich ich. Meine Liebe zu dem Lastenfahrrad ging so weit, dass ich es regelmäßig – natürlich komplett versehentlich – hinter dem Haus abstellte, damit es sich kein anderer auslieh. Meist stellte ich es nur zum Laden zu den anderen zehn E-Bikes. Ich hatte mir schon überlegt, so gemein zu sein und es mit einem eigenen Schloss zu sichern.
Alex nickte. Auch er wusste natürlich, dass meine Campinggäste normalerweise ausgesprochen nett und zuverlässig waren, vor allem meine Dauercamper. Erst vor Kurzem hatte ich beobachtet, wie der Hetzenegger bei einer Tür im Klohäusl Schrauben nachgezogen hatte. Und der Schmidkunz, seines Zeichens Apotheker, hatte zwei Kindern Pflaster auf die aufgeschürften Knie geklebt und einer Mutter eine Schmerztablette geschenkt. So was war nicht selbstverständlich.
»Und außerdem: Eine Fahrradtour durch den Wald machen und dann das Fahrrad stehen lassen, ist vollkommen idiotisch«, machte ich zusätzlich deutlich, weshalb ich keine Angst hatte, mich jemals auf die Suche nach einem Eagle-e-Bike begeben zu müssen.
Wir fuhren in gemächlichem Tempo in den Ort hinein. Hier konnte man nicht mehr lange nebeneinander fahren, außerdem würde Alex beim Stöcklbräu abbiegen – die Brauerei und das Wirtshaus am Hirschgrunder See gehörten nämlich ihm.
»Das machen wir morgen gleich noch einmal«, freute ich mich, während ich auf dem Marktplatz anhielt. Über dem Platz hing der schwache Geruch von verschmortem Plastik, als hätte einer der Anwohner seine Abfallkosten reduzieren wollen. »Das war eine schöne Abendrunde, und auch gar nicht anstrengend.«
Milo sah mich etwas anklagend an, als wäre es durchaus anstrengend, durch den Forst gefahren zu werden. Lola und Clärchen hechelten laut, und unter der Straßenlaterne konnte man sehen, dass beide bis zur Brust nasses Fell hatten.
»Morgen kann ich nicht«, sagte Alex. »Da kommt eine Busladung voller Leute, und ich muss eine Führung halten. Über nachhaltiges Brauereimanagement.«
Ich nickte beeindruckt. »Okay. Dann vielleicht nächste Woche, weil diese Woche …«
Bevor ich ausgesprochen bekam, dass wir diese Woche bereits einige Sonderaktivitäten am Campingplatz geplant hatten – wegen des Brückentags nach Christi Himmelfahrt war schon ziemlich viel los auf dem Campingplatz –, blieb mein Blick an einem Auto hängen. Es stand ziemlich schief vor der Sparkasse und wäre mir nicht weiter aufgefallen, wenn es nicht noch nach rechts geblinkt hätte. An den Lichtern sah man, dass der Schlüssel stecken musste. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass es mein eigenes Auto war!
Anscheinend hatte sich meine liebe Evelyn, exaltierte Café-Besitzerin bei mir am Campingplatz, gerade in den Ort aufgemacht. Was sie zu dieser Zeit hier wollte, konnte ich mir nicht erklären, denn bei uns im Ort wurden schon um sechs Uhr abends die Bürgersteige hochgeklappt.
»Moment«, sagte ich zu Alex und fuhr mit dem Fahrrad direkt neben mein Auto.
Es war nicht abgesperrt, was natürlich nichts Neues war, Evelyn bemühte selten einen Schlüssel. Und dass sie sich mein Auto auslieh, war ebenfalls gelebter Alltag. Aber dass sie es mit steckendem Schlüssel mitten im Ort stehen ließ, war nun doch etwas eigenartig. Ich umrundete das Auto, fand aber nirgendwo eine zusammengebrochene Evelyn.
»Was will sie denn hier?«, fragte ich ärgerlich ins Nichts hinein.
»Vielleicht die Sparkasse ausrauben«, schlug Alex vor.
Das war nämlich das Einzige, was man um diese Uhrzeit hier im Ort anstellen konnte.
Ich holte mein Handy heraus und starrte auf die vier Picknickkörbe, die auf der Rückbank meines Autos standen. Diesen Sommer wollte Evelyn gefüllte Picknickkörbe anbieten, mit denen dann Familien, Pärchen oder wer auch immer losziehen und sich in der Natur ein lauschiges Plätzchen suchen konnten. Im nächsten Moment hatte ich eine atemlose Evelyn an der Strippe.
»Natürlich, das Auto«, sagte sie, als wäre das selbstverständlich. »Schätzchen, das müsstest du zurückfahren. Habe ich das nicht gesagt?«
»Ich?«, fragte ich. »Also ich sitze hier auf meinem fantastischen Fahrrad und bin gerade auf dem Weg …«
»Das kannst du ja auf dem Marktplatz stehen lassen. Schließlich ist es der Sinn und Zweck dieser Fahrräder, dass man sie überall stehen lassen kann«, erklärte mir Evelyn. »Ich will heute nicht noch einmal raus und in den Ort …« Sie setzte zu einer langwierigen Erklärung an, bei der ein Yogatrainer namens Felix Fraunreuter, der bei uns den Sommer über angestellt war, um ein Sportprogramm auf die Beine zu stellen, die Hauptrolle spielte.
»Wahrscheinlich ein Sonnenstich«, erklärte sie mir, weshalb Felix gerade Probleme hatte. »Er duscht gerade, und danach leg ich ihm einen kalten Waschlappen auf die Stirn und flöße ihm kalte Getränke ein, dann wird das schon wieder.«
»Es ist doch schon dunkel, wie will er denn da einen Sonnenstich bekommen«, wandte ich ein, weil ich den Eindruck hatte, dass Evelyn ein bisschen flunkerte.
Felix war nämlich ungefähr dreißig und ein Bild von einem Mann. Dass er von dem bisschen Yoga-Unterricht unter freiem Himmel schon einen Sonnenstich bekam, kam mir eigenartig vor.
»Den Sonnenstich hat er halt vom Nachmittag«, erklärte Evelyn mir.
Vom Nachmittag? Hatte er da nicht im wunderbaren Schatten der drei Birken vor dem Hetzeneggerschen Wohnwagen gestanden und in Zeitlupe Qi Gong unterrichtet?
»Ich dachte, du wolltest nach Regensburg fahren«, merkte ich an.
»Wollte ich auch, und das war sein Glück, sonst hätte ich ihn gar nicht erst gefunden. Ihm war so schwindelig, dass er mit seinem Auto mitten auf dem Marktplatz angehalten hat. Wenn ich nicht zufällig vorbeigekommen wäre, hätte er wahrscheinlich bis zum Sankt Nimmerleinstag in seinem Auto gesessen.«
»Du hast also mein Auto stehen gelassen und ihn in seinem Auto zurück zum Campingplatz gefahren?«, versuchte ich das Geschehen zu rekonstruieren.
»Ja. Ich vermute, dass ich mich jetzt den ganzen Abend um ihn kümmern muss. Nicht, dass er uns im Gruberhäusl kollabiert.« Felix wohnte nämlich auf meinem Campingplatz im Gruberhäusl. »Deswegen, lass dein Fahrrad stehen und fahr das Auto einfach zurück.«
»Du hast den Schlüssel im Auto stecken lassen! Damit hätte jetzt jeder davonfahren können …«, meckerte ich weiter.
»Das steht da jetzt gerade mal eine Viertelstunde«, unterbrach mich Evelyn und beendete das Gespräch. Ich seufzte.
Das meinte ich mit flunkern. Wer wusste schon, ob er wirklich einen Sonnenstich hatte. Wahrscheinlich hatte sich Evelyn einfach abschleppen lassen, war zu Felix ins Auto gestiegen und saß mit ihm in einer Kneipe in Regensburg. Mein Auto wollte ich auf jeden Fall nicht über Nacht hier stehen lassen, also blieb mir in der Tat nichts Anderes übrig, als mich von dem Fahrrad zu trennen.
Alex grinste.
»Komm, Milo«, sagte ich.
Genau deswegen versteckte ich gern das Lastenfahrrad! Milo, der alte Herr, saß nämlich auch lieber vorne im Lastenfahrrad als zu gehen oder Auto zu fahren. Sobald ich das Fahrrad aus den Augen ließ, würden bestimmt irgendwelche Halbwüchsigen aus Coolness-Gründen damit herumgurken, auch wenn sie das Lastenteil überhaupt nicht brauchten!
Als die anderen Hunde bereitwillig ins Auto sprangen, konnten Alex und ich auch Milo endlich überreden.
»Dann bis demnächst!«, winkte ich Alex zu und gab Gas.
Aus den Augenwinkeln erkannte ich noch einen Typen, den ich schon öfter am Campingplatz gesehen hatte. Genauer gesagt im Café, dort hatte er die letzten Tage immer gesessen und Bier getrunken.
Für einen Moment sahen wir uns in die Augen, dann bretterte ich schon mit dem Auto über den gepflasterten Marktplatz und fuhr an der Kirche vorbei Richtung Campingplatz. Irgendwie hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass dieser Kerl vorgehabt hatte, mein Auto zu klauen. Jonas würde sich über diese Vermutung ziemlich lustig machen, denn mein Auto war gefühlt hundert Jahre alt. Wenn man nur ein kleines bisschen zu schnell fuhr, dröhnte das ganze, als würde es gleich auseinanderbrechen.
Statt vor die Campingplatzschranke zu fahren, bog ich zum Besucherparkplatz ab. Zwar reagierte die Schranke zu jeder Tages- und Nachtzeit auf mein Nummernschild, aber da es schon spät war, wollte ich die Ruhe nicht stören. Schließlich schliefen die Eltern mit kleinen Kindern bestimmt schon!
Ich parkte direkt zwischen dem alten Auto von Felix und einem nagelneuen und superschicken Mini Cooper in knallrot. Der gehörte Kristian und Sonia Übel, und irgendwie freute es mich, dass er nun doch außerhalb des Platzes stand. Heute in der Früh hatte es bereits leichte Missstimmungen zwischen mir und den beiden gegeben. Obwohl es aussah, als wären sie steinreich, hatten sie sich geweigert, sofort zu zahlen. Bei Leuten, die nur zwei Tage blieben, kassierte ich nämlich gerne gleich ab, denn wenn ich schon alle Daten der Camper eingegeben hatte, ging das in einem Rutsch. Sie hatten eine Weile herumgeredet, was wäre, wenn sie doch länger bleiben wollen würden, und wieso sie zwei Plätze bezahlen mussten, sie hatten doch nur ein Wohnmobil. Das stimmte, aber es war riesig und musste quer über beide Stellplätze stehen. Und dann hatten sie auch noch ihren kleinen PKW auf einen dritten Stellplatz gestellt, schließlich war der Campingplatz noch nicht überfüllt und das würde ja nicht weiter stören.
Ich hatte darauf hingewiesen, dass ich für jeden Stellplatz Stellplatzgebühr fordern musste, vor allen Dingen, wenn sie überhaupt nicht vorhatten, das Auto jemals umzuparken. Anscheinend waren sie nun doch zur Besinnung gekommen und hatten den kleinen Flitzer raus auf den Besucherparkplatz gestellt. Beschwingt ging ich zum Wohnhaus, denn oben im ersten Stock stand Jonas am Fenster und winkte mir zu. Feierabende mit Jonas allein waren einfach immer wunderbar!
Der nächste Tag begann mit der Erkenntnis, dass das Lasten-E-Bike noch immer auf dem Marktplatz parkte. Das hatte natürlich keiner in der Nacht versehentlich auf den Campingplatz gebracht. Die Firma bot den Rückholdienst ohnehin nur alle paar Tage an. Gesehen hatte ich von den Mitarbeitern noch keinen, weil es bislang nicht nötig gewesen war, ein Fahrrad zurückholen zu lassen. Etwas betrübt stand ich vor meinem Klohäusl. Die Fahrradstation befand sich direkt daneben, sieben der zehn Fahrräder standen auch brav dort. Die zweite Erkenntnis war, dass Jonas ganz in der Früh bereits eine wichtige Besprechung hatte und deswegen ohne Frühstück losgefahren war. Der hätte mich nämlich mitnehmen und vorne am Marktplatz absetzen können, und ich hätte ein Auge auf »mein« Fahrrad haben können!
Eine Weile stand ich nur vor der Rezeption und dachte über das Problem nach, wer mich zu dem Rad fahren könnte. Mich darauf verlassen, dass die Firma es irgendwann noch zurückbrachte, wollte ich nicht. Zu groß die Gefahr, dass jemand anderer zwischenzeitlich die Gunst der Stunde nutzte!
Ich schlenderte über den stillen Campingplatz, auf dem die meisten Leute noch schliefen, wie so oft um halb acht Uhr in der Früh. Und die nicht schlafenden Gäste waren in der Mehrzahl unten am Strand versammelt, denn dort fand gerade das »Morgen Yoga« mit Felix statt, noch klassisch an Land und nicht auf einem schwimmenden Unterteil. Das würde die Stunde im Anschluss sein, auf die er sich ganz besonders freute, wie er schon mehrfach angekündigt hatte. Glücklicherweise schien sich Felix von seinem »Sonnenstich« gut erholt zu haben.
Ich schaute der Vroni eine Weile zu, wie sie sich auf dem Boden herumwälzte. Es sah nicht sehr nach Yoga aus, eher nach Schildkröte, die die Orientierung verloren hatte und auf dem Rücken liegend mit den Beinen strampelte. Aber Vroni schien ihren Spaß zu haben, und der Hetzenegger auch. Der saß in einer Art Schneidersitz mit geschlossenen Augen neben ihr. Anscheinend war er nicht über die Anfangsübung hinaus gekommen.
Evelyn turnte nicht mit. Mit Sport hatte sie es nicht so.
Auf der Suche nach Evelyn ging ich weiter zum Café. An die Tür war ein Flyer gepinnt mit dem Titel »Open-Air-Buffet« und dem Bild eines der Picknickkörbe, der dekorativ auf einer karierten Picknickdecke stand. »Um Anmeldung im Café wird gebeten.«
»Voll die Picknick-Vibes«, sagte ich zu Evelyn, die bereits die Körbe aus meinem Auto geholt hatte und diverse Leckereien vorbereitete. Es mussten sich schon einige Leute angemeldet haben, denn fünf Picknickkörbe standen schon bereit.
Gerade füllte Evelyn Tomaten, Feta, Zwiebeln und Basilikum in einen Behälter und schmeckte die Mischung mit Olivenöl und Salz ab. Die Brotwürfel kamen in ein kleines Tütchen, damit man sie kurz vor dem Essen darüber streuen konnte.
»Ich habe heute eine Bestellung für fünf Picknick-Körbe, das läuft wie geschmiert. Und wenn morgen schönes Wetter wird, mache ich sieben«, erwiderte Evelyn.
»Die Schmidkunz will demnächst mit ihrem Mann so ein Picknick machen«, berichtete ich Evelyn, die das natürlich schon wusste. »Weil sie es sich sehr romantisch vorstellt!« Ich erinnerte mich an mein Problem. »Meinst du, die Hetzeneggers fahren mich zum Marktplatz? Ich will das Rad wieder zum Campingplatz bringen.«
Evelyn wusch sich die Hände ab. »Weißt du was, ich muss eh noch zur Meierbeck fahren, vorher setze ich dich am Marktplatz ab, und du radelst zurück.«
Dankbar für das Angebot, verließ ich gemeinsam mit ihr das Café.
Das Abholen der Backwaren hätte ich zu gerne mit dem Fahrrad erledigt! Es war so wunderbar, mit den Brotkörben vorne auf dem Lastenrad zum Meierbeck zu sausen und voll beladen wieder zurück. Das Sausen lag mir im Blut, fand ich.
»Denkt an die Strudel!«, rief uns die Vroni zu, die sich aus ihrer misslichen Schildkrötenlage befreit hatte. Die Yoga-Stunde war zu Ende. »Es ist doch Strudel-Woche bei den Meierbecks. Ich bin schon gespannt, was sie sich alles ausgedacht haben.«
»Sogar deftige Strudel soll es geben«, wusste die Schmidkunz, die auch schon auf den Beinen war.
»Dann sparen wir uns das Kochen«, freute sich die Vroni. »Jetzt, wo der Elias da ist. Dann hab ich mehr Zeit für ihn. Um ihn muss ich mich nämlich schon richtig kümmern, in dem Alter haben Jungs doch nichts als Unfug im Kopf.«
Elias war der Enkelsohn der Hetzeneggers und vierzehn Jahre alt. Gerade war er nur über das verlängerte Wochenende zu Besuch. Vroni senkte die Stimme. »Schulisch läuft es bei ihm gerade auch nicht so prickelnd.«
Eine Weile blieben wir noch am Strand stehen, denn der wunderbar gestählte und nach der Yoga-Einheit fantastisch gestretchte Felix schwang sich auf sein Stand-up-Paddelboard, von allen inzwischen nur noch profimäßig SUP genannt, und machte gleich einmal einen schönen Kopfstand auf dem schwankenden Brett. Nicht lange, denn im nächsten Moment düste ein SUP mit heulendem Motor so nah vorbei, dass Felix kenterte und ins Wasser fiel.
»Sorry!«, rief der braungebrannte Kerl von seinem motorisierten SUP und fuhr weiter.
»Was für ein unverschämter Kerl«, merkte Vroni an und prüfte besorgt, dass Felix auch wieder auftauchte. »Dieser Kristian ist ein wahnsinnig eingebildeter Typ.«
Ja, Kristian Übel war unverschämt, das sah man auch daran, wie uneinsichtig er weiterhin drei Stellplätze belegte! Und dann nicht zahlen – keiner konnte mir weis machen, dass er nicht genügend Geld zur Verfügung hatte! Er hatte an Campingausrüstung dabei, was nur ging, und immer wieder war man aufs Neue erstaunt, was er alles in seinem Wagen verstaut bekam!
»Das wär auch was für mich«, stellte der Hetzenegger begeistert fest. »So ein Motor, und dann ab über den See.«
»Ich dachte, wir machen alle Kurse vom Felix gemeinsam«, erklärte ihm die Vroni etwas eisig. »Für so einen Schmarrn wie ein SUP mit Motor hast du überhaupt keine Zeit.«
Die beiden begannen ein bisschen herumzustreiten, ob es nötig sei, lauter Sportkurse zu machen, und Evelyn und ich beschlossen, uns da rauszuhalten. Auf dem Weg hoch zu meinem Auto kamen wir an Kristians riesigem Wohnmobil vorbei. Das war ungefähr doppelt so hoch wie jedes andere Wohnmobil und gefühlt ein Hochhaus auf unserem Platz. Seine Frau Sonia Übel saß gerade vor diesem Ungetüm und scrollte auf einem Tablet herum. Der Campingstuhl, auf dem sie Platz genommen hatte, war garantiert sauteuer, ihre Beine hatte sie auf dem anderen Sessel hochgelegt. Ihren Mann bewundern wollte sie gerade offensichtlich nicht. Genau wie ihr Mann war sie braungebrannt und schlank und sehr attraktiv. Wenn sie nicht gerade Sport trieb, hing sie eigentlich nur am Handy. Uns beachtete sie nicht.
Der kleine rote Mini Cooper stand schon wieder auf dem Platz direkt neben dem riesigen Wohnmobil, und wenn ich nicht dringend mein Lastenrad hätte holen wollen, hätte ich mich jetzt so richtig aufgeregt.
»Der kostet 40.000 Euro, der Mini Cooper«, sagte der Hetzenegger so nahe hinter mir, dass ich aufquietschte. »Der hat 231 PS und kommt locker auf 250 km/h.«
»Das haben sie dir erzählt?«, fragte die Vroni. »Das sind ja ganz schöne Angeber.«
»Nein, das haben sie natürlich nicht erzählt. Das habe ich gegoogelt«, erklärte der Hetzenegger.
»So ein Mini Cooper ist doch eh nix für dich und deinen Bauch«, sagte die Vroni, als wäre sie richtig schlank.
Ihr Mann lachte nur. Er und sein Bauch waren nämlich komplett im Einklang.
»Aber dass sie dann nicht für die Plätze zahlen, die sie belegen«, sagte er nun in einer Lautstärke, dass es auch wirklich jeder im Umkreis von zehn Metern verstand, »das kapiere ich wirklich gar nicht. Die müssten ja eigentlich drei Plätze zahlen.«
Ich seufzte nur, schließlich wollte ich mich nicht aufregen.
Erstaunlicherweise richtete sich Sonia auf und rief: »Ich zahle noch heute! Kein Problem. Dann nehmen wir eben drei Stellplätze! Ich komme gleich, wenn die Rezeption aufmacht!«
Der Hetzenegger sah mich triumphierend an. So macht man das, schien das zu heißen.
»Danke«, sagte ich freundlich zu Sonia.
Lieber wäre mir allerdings gewesen, sie würden nicht so viel Platz belegen, aber das nur nebenbei.
»Und, war’s schön gestern Abend?«, fragte ich Evelyn, als wir endlich im Auto saßen. Evelyn gab ziemlich Gas.
»Ja. Felix war dann doch noch fit«, antwortete sie.
Meine Rede.
»Dann kann er also heute wie geplant alle Kurse geben?«, vergewisserte ich mich.
»Ich denke schon. Das wird großartig. Wir werden dem Steglmaier sämtliche Gäste ausspannen«, freute sich Evelyn.
»Ich will dem gar niemanden ausspannen«, wandte ich ein.
Der Steglmaier hatte eine ganz andere Klientel als ich auf seinem Campingplatz, und ich war eigentlich heilfroh, wenn keiner von denen zu mir wechselte!
»Felix ist der Liebling aller Frauen über sechzig«, verriet Evelyn mir. »Die Vroni und die Schmidkunz sind ihm schon total verfallen.«
»Und du?«, wollte ich wissen, und mein Auto machte einen so heftigen Schlenker, dass ich quietschte. Das war wohl die falsche Frage gewesen, schließlich war Evelyns Alter ein großes Geheimnis.
Evelyn brauste über die Landstraße ins Dorf hinein, wo mitten auf dem Marktplatz ein blinkender Streifenwagen und zwei Feuerwehrautos standen sowieeine riesige Ansammlung von Schaulustigen.
»Oh, oh«, sagte Evelyn erstaunt.
»Was ist denn da los?«, fragte ich besorgt. »Hat mein Fahrrad einen Polizeieinsatz ausgelöst?«
»Wenn da nicht schon wieder eine Leiche gefunden wurde«, unkte Evelyn, weil der Dorfpolizist Brunner schon voll in Aktion war und sich gerade in einem Absperrband verhedderte.
»Wenn, dann nicht von mir«, stellte ich erfreut fest. Das war eine sehr begrüßenswerte Entwicklung, nachdem normalerweise ich diejenige im Ort war, die jede Leiche fand, selbst die gut versteckten.
»Siehst du irgendwo den Leichenwagen?«, fragte Evelyn.
»Nein, siehst du das Lastenfahrrad?«, fragte ich.
Das war meines Erachtens die wichtigere Frage. Evelyn rollte mit dem Auto immer näher an den Ort des Geschehens und kam erst direkt neben dem Brunner zum Stehen. Dieser hatte ein knallrotes Gesicht und versuchte gerade, einen seiner Schuhe am Bordstein abzustreifen. Es stank bestialisch.
»Wer ist es diesmal?«, fragte sie.
»Hier ist alles gesperrt«, fauchte der Brunner sie an, ohne ihre Frage zu beantworten. »Das ist ein Tatort, schleicht’s euch, die Spurensicherung muss gleich kommen …«
Noch immer versuchte er, seine Schuhsohlen zu reinigen, jetzt auf dem kleinen Grasstreifen neben dem Brunnen.
»Ich will nur mein Fahrrad holen«, erklärte ich und beugte mich halb über Evelyn, um dem Brunner ins Gesicht zu sehen. »Wo ist das denn hingekommen?«
Nachdem der Bereich vor der Sparkasse gesperrt war, sah ich nämlich ganz deutlich, dass dort, wo ich das Fahrrad abgestellt hatte, gähnende Leere herrschte.
»Wieso stinkt es hier eigentlich so gewaltig?«, fragte Evelyn mit gerümpfter Nase, und der Brunner sah aus, als würde er gleich vor Zorn platzen.
»Hat die Spurensicherung mein Fahrrad eingetütet, oder was?«, wollte ich empört wissen.
»Die Spurensicherung ist noch gar nicht da!«, grantelte der Brunner. »Alles muss ich selber machen, die ganzen Schaulustigen bändigen …«
»Du musst mich nicht bändigen«, entgegnete Evelyn gelassen. »Du musst mir nur sagen, wer tot ist, dann bin ich auch schon wieder weg.«
»Tot ist gar niemand!«, grummelte der Brunner. »Das wär ja noch schöner.«
»Der Geldautomat ist kaputt«, sagte die Hildegard direkt neben mir und rumpelte mit ihrem Gehwagerl an die Beifahrertür. Sie war schon über neunzig Jahre alt, und man konnte ihr nicht wirklich böse sein, wenn sie einem den Lack zerkratzte. Schließlich war es um ihr Innenohr nicht so gut bestellt, weswegen ihr manchmal schwindelig war. »Ich bin ganz in der Früh losmarschiert, weil meine Schwiegertochter mal wieder keine Zeit hat, und hab mir gedacht, ich heb schnell Geld vom Automaten ab und geh dann beim Bäcker vorbei, und dann das …«
»Das«, wiederholte Evelyn interessiert.
»Der Geldautomat kaputt«, konkretisierte Hildegard.
»Aber wo ist mein Fahrrad?«, mischte ich mich wieder ein, schließlich ging mich das mit dem Geldautomaten gar nichts an.
»Und wo kann ich jetzt mein Geld abheben?«, fragte die Hildegard. »Ich wollte heute zweihundert Euro abheben, und jetzt ist der Automat gesprengt.«
»Gesprengt?«, fragte ich erstaunt.
»Gesprengt?«, fragte eine Männerstimme neben mir.
Benni und sein Freund Karl! Das waren auch Camper auf unserem Campingplatz. Benni war der Enkel der Köglbauers, also von der Irmi und ihrem Mann. Die beiden waren, seit der Köglbauer gesundheitliche Probleme hatte, nicht mehr regelmäßig Gast bei mir, und ich hatte eigentlich schon damit gerechnet, dass sie den Wohnwagenstellplatz aufgeben würden. Umso schöner, dass sie ihrem Enkel so einen billigen Sommerurlaub ermöglichten. Die beiden jungen Männer waren erstaunlich früh auf den Beinen für ihr Alter.
»Ein Banküberfall!«, stieß Karl begeistert hervor. »Das gibt’s doch nicht! Ich dachte, hier ist der Hund verreckt.«
Das beschrieb die Lage in unserem Ort vortrefflich, wie ich fand. Ich liebte es, dass hier der Hund verreckt war. Wenn jetzt noch mein Lastenfahrrad auftauchen würde, wäre alles in Ordnung.
»Die Bankräuber sind über alle Berge«, informierte uns die Hildegard. »Ich sag euch eins, die Welt wird immer schlechter.«
»Die müssen ein Fluchtfahrzeug direkt vor der Bank geparkt haben«, überlegte die Evelyn. »Vielleicht haben sie dabei das Lastenfahrrad umgefahren und es dann mitgenommen.«
Der Brunner wedelte mit den Armen. »Zurück!« Seine Laune war heute besonders schlecht. Vermutlich, weil er in einen Kackhaufen getreten war.
»Was macht ihr hier eigentlich so früh?«, fragte ich die beiden Jungs.
Wollten die etwa auch mein Lasten-E-Bike kapern?
»Zur Autowerkstatt, wegen meines Autos«, erklärte mir Benni und wirkte auch unglaublich begeistert darüber, dass hier mal was geboten war.
»Dein Auto. Ist das nicht weg?«, fragte Evelyn die beiden Jungs und kniff die Augen zusammen, ganz im Ermittlermodus.
»Ja«, nickte Benni. »Seit gestern.«
»Da haben wir es schon«, nickte Hildegard, »Die Welt ist schlecht.«
»Unser Auto ist nur in der Werkstatt«, korrigierte Karl den falschen Eindruck. »Ich glaube nicht, dass es für einen Banküberfall genutzt worden ist.«
»Schade. Sonst wäre der Fall schon gelöst«, seufzte die Hildegard. »Woher bekomme ich jetzt meine 200 Euro? Wer das wieder alles zahlt!«
»Schluss jetzt!«, schrie der Brunner dazwischen. »Zurück!«
Evelyn rollte mit dem Auto noch näher an die Sparkasse ran, fuhr dabei über das Polizeiabsperrband und rief etwas von »Ich muss wenden, aus dem Weg! Hallo, darf ich mal durch, ich müsste hier mal …«
»Stopp!«, rief der Brunner aus dem Off.
Evelyn blieb direkt vor der Sparkasse stehen, mit dem Wenden hatte sie es nicht sonderlich eilig. Deswegen hatten wir jetzt einen prima Ausblick auf den gesprengten Automaten. Die Glastür zur Filiale stand offen, ein Plakat mit der Aufschrift »Ich will wissen, mit welchen Erträgen ich rechnen kann« baumelte angekokelt von der Decke, und der vordere Teil des Automaten hing schräg aus der Wand heraus. Zwei Fünfziger lagen noch auf dem Boden, ansonsten sah man nur verbeultes Blech und einen Mitarbeiter mit hochrotem Gesicht und verschwitztem Hemd, das nicht mehr faltenfrei war. Noch bevor Evelyn aussteigen und den Tatort genauer unter die Lupe nehmen konnte, erreichte uns der Brunner.
»Jetzt reicht’s!«, brüllte er und wedelte so lange mit den Armen, bis Evelyn den Rückwärtsgang einlegte.