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Während die Jagellowsk II ihren Jungfernflug absolviert, wird Leutnant Gella Hailey auf eine geheime Mission auf den Planeten Rialta VI entsandt. Dort soll die Probe vom Asteroiden GJ 3021 b verschiedenen Tests unterzogen werden, um neue Erkenntnisse für die Raumfahrt zu gewinnen. Doch ein Alarm im Laborkomplex sorgt dafür, dass der scheinbar ruhige Aufenthalt auf dem Planeten zu eioner Gefahr wird. Die SSD-Agentin folgt einer deutlichen Spur von Gewalt. Schon bald findet sie heraus, dass hinter all den Schwierigkeiten ein unberechenbarer Mann steckt., der nicht umsonst "Crazy Ivan" genannt wird.
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2024
Peter R. Krüger
Sternenlicht Nr. 24
Der Tod wartet auf Rialta VI
Saphir im Stahl
Sternenlicht Nr. 24
Peter R. Krüger - Der Tod wartet auf Rialta VI
e-book Nr: 272
Erste Auflage 01.12.2024
© Saphir im Stahl
Verlag Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
www.saphir-im-stahl.de
Titelbild: Thomas Budach
Lektorat: Peter Heller
Vertrieb: neobooks
Peter R. Krüger
Sternenlicht Nr. 24
Der Tod wartet auf Rialta VI
Saphir im Stahl
Inhaltsverzeichnis
01 Schweiß, Schläge & Blut
02 Raumpatrouille
03 Testreihe Delta
04 Evakuierungsalarm
05 Was ist hier passiert?
06 Tot oder lebend?
07 Da, oder nicht da?
08 Eine Reihe von Fehlfunktionen
09 Falsche Fährte
10 Auf der Flucht
11 Im Todeskampf
12 Ein Hoffnungsschimmer am Horizont
13 Mit Crazy Ivan in der Gosse
14 Foltermethoden
15 Drei irre Totschläger
16 Willkommen an Bord der JAGELLOVSK II
01. Schweiß, Schläge & Blut
Die Schläge prasselten unerbittlich auf sie ein. Gella Hailey hätte nicht gedacht, dass der Kampf derart fordernd werden sollte, doch ihr Gegenüber schien alle Register seiner Kampfkünste zu ziehen. Links, rechts, links, rechts, ausweichen, abwehren. Es gab kaum eine Chance, durch den Schlaghagel hindurchzukommen. Sobald sie versuchte, sich auf das Tempo einzustimmen, wurde der Takt geändert.
„War das etwa schon alles?“, spottete sie, um den Mann aus seinem Konzept zu bringen. Obwohl sie sich inzwischen ausgelaugt fühlte, bemerkte sie, dass auch ihm die Schweißperlen die Stirn hinabliefen.
Er erwiderte ihre Provokation mit einem raschen Fußtritt, der sie zu Boden warf.
Sie wollte zügig wieder auf die Beine kommen, doch mittlerweile schwanden auch ihre Kräfte. Ihre Kondition war schon mal besser gewesen. Sie schwor sich, künftig wieder mehr auf sich Acht zu geben.
Der Mann deutete einen sogenannten Nackenbrecher an. Einen Tritt, der bei unterlegenen Gegnern dafür sorgen sollte, dass die Halswirbelsäule getroffen wurde. Das Ziel war es, damit den Zweikampf zu beenden, sollte dieses Manöver gelingen. Doch Gella bemerkte einen Fehler in der Ausführung und konnte einen Konter ansetzen. Die berüchtigte Schwalbenschere war eine riskante Gegenaktion. Wenn man die Schere falsch ansetzte, konnte der Tritt leicht den Kehlkopf treffen und dann war nicht nur der Kampf, sondern Möglicherwiese auch das Leben des unterlegenen Kontrahenten vorbei. Alles musste in Sekundenschnelle einwandfrei ausgeführt werden.
Gella sah den Fuß wie in Zeitlupe auf sich zurasen. Mehr als einen sehr kurzen Atemzug hatte sie nicht, dann musste sie reagieren. In einer relativ geschmeidigen Bewegung warf sie ihren Oberkörper in die entgegengesetzte Richtung und präsentierte für einen Moment ihre ungeschützte Kehle. Dem Mann musste sofort klar sein, was sie versuchte, doch er hatte keine Chance mehr, darauf zu reagieren. Er konnte seinen eigenen Schwung nicht mehr abfangen.
Schon schossen ihre Arme empor. Gekreuzt schoben sie sich zwischen ihren Hals und den Fuß des Mannes. Was nun folgte geschah im Bruchteil einer Sekunde. Ihre Arme bekamen den Fuß zu fassen, und während sie eine Drehung unter den Fuß vollzog, gab die Scherenbewegung ihrer Arme dem Schwung des Angreifers eine neue Richtung. Ein gezielter Schlag brachte nun ihn zu Boden, während sie die Chance erhielt, sich in einer fließenden Bewegung aufzurichten.
Sein Gesichtsausdruck war grimmig. „Riskant, Mädchen!“
Gella konnte die Überheblichkeit in seiner Stimme regelrecht spüren.
„Riskant ist es, sich mit einer Sicherheitsoffizierin des SSD anzulegen … Bübchen.“ Das traf. Ihr Kontrahent sprang auf und deckte sie sogleich mit einer unbeherrschten Salve aus Schlägen, Tritten und Remplern ein, so dass sie erneut nur ausweichen und abwehren konnte. Ihr blieb der Atem weg, als sie sich kurz darüber wunderte, woher dieser Mann plötzlich eine solche Kraftreserve anzuzapfen vermochte.
Genau dieser Gedanke störte jedoch ihre Konzentration und schon knallte seine Faust durch ihre Deckung und traf sie unsanft auf die Nase. Die Wucht des Schlages stieß sie von den Füßen und sorgte dafür, dass sie rücklings auf dem Boden landete. Zum Glück war der Trainingsraum mit Matten ausgestattet, sonst hätten sich beide in diesem Kampf bereits mehrere ernste Verletzungen zugezogen.
„Einigen wir uns auf Unentschieden?“, bot ihr Gegenüber an und sein Gesicht verriet, dass er selbst wohl ebenso erschöpft sein musste, wie Gella. Sie ging in diesem Trainingskampf bis an ihre Grenzen. Ihre Muskeln rebellierten, ihr Atem ging schwer und es fühlte sich für sie an, als wurden alle ihre Knochen ordentlich durchgeschüttelt.
Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen.
„Einverstanden. Unentschieden.“ Sie griff zu und nur einen Moment standen sie sich so nah gegenüber, dass ihre beiden verschwitzten Körper aneinander zu kleben schienen. Schnell trat sie einen Schritt zurück, als sie bemerkte, dass der Mann diese Nähe womöglich zu genießen schien. Sie wollte ihm keinen Grund geben, anzunehmen, dass der Trainingskampf womöglich noch ein erotisches Nachspiel haben könnte. Danach stand ihr überhaupt nicht der Sinn.
Nach dem langen Flug von SIGMA-3 zum Planeten Rialta VI hatte sie endlich den Geheimauftrag von Oberst Marquard abschließen und die gesammelten Proben vom Asteroiden GJ 3021 b an das wissenschaftliche Labor in der Siedlung Dreiberg abgeliefert. Um sich selbst wieder in Form zu bringen, wollte sie die Zeit nutzen, die ihr zur Verfügung stand. In einem Sportzentrum wurde angeboten, sich im Uingudansu zu beweisen. Eine exotische Kampfsportart, die am besten mit dem Wort Flügeltanz zu übersetzen war und eine Kombination alter Kampftraditionen der früheren Erde war. Uingudansu konnte sowohl als Kampfsportart, aber auch als Meditationstraining dienen. In manchen Fällen sogar als ritueller Tanz für besondere Feierlichkeiten, weswegen vermutlich der klangvolle Name für diese besondere Art der körperlichen Ausdrucksform genutzt wurde.
„Vielen Dank für die Lehrstunde im Uingudansu.“ Sie deutete eine respektvolle Verbeugung an, was ihr Gegenüber ebenso erwiderte.
„Es war mir ein Vergnügen.“
Anstatt sich jedoch voneinander zu trennen und den Trainingsplatz nun für andere Kontrahenten freizumachen, blieb der Mann stehen und sah Gella mit einem durchdringenden Blick an.
Offenbar hatte er noch nicht verstanden.
„Wir sollten uns nun verabschieden und duschen gehen.“ Als sie sah, wie sich ein lüsterner Blick in seinem Gesicht abzeichnete, änderte sie ihre Tonlage und fügte eisig hinzu: „Allein!“
Sein Blick klärte sich und nun endlich setzte er zum Gehen an, so dass auch sie den Trainingsplatz verlassen und sich den Schweiß sowie das Blut abwaschen konnte. Zu ihrer Bestürzung verfügte das Sportzentrum über keine herkömmliche Wasserdusche. Da das kostbare Nass auf diesem Planeten sehr selten war und ausschließlich für die Trinkwasseraufbereitungsanlage zur Verfügung gestellt wurde, konnte die Körperpflege nur mittels Vibrationsdusche möglich gemacht werden. Bei deren Nutzung wurde die umliegende Luft derart in Schwingung versetzt, dass sich sämtliche Verunreinigungen nach und nach von der Haut lösten und bei gleichzeitigem Abwärtsstrom zum Boden der Duschtasse transportiert wurden. Effektiv, aber bei weitem nicht so belebend, wie eine echte Wasserdusche, die gerade nach derartiger sportlicher Betätigung zusätzlich dafür gesorgt hätte, dass sich die Muskeln etwas entspannen konnten. So beschloss Gella, dass sie anschließend noch eine Massage in Anspruch nehmen würde. Zeit hatte sie noch genug, ehe sie sich erneut mit Doktor Stab im wissenschaftlichen Labor treffen wollte.
*
In den unendlichen Weiten des Weltalls gleitete die JAGELLOVSK II lautlos dahin. Der neue Kreuzer der ORION-Klasse des Sternenlicht Sicherheitsdienstes absolvierte gerade den Abschluss der Testphase nach der Indienststellung. Nachdem das Vorgängerschiff während eines Einsatzes in einer Raum-Zeit-Verzerrung aufgegeben und schließlich vernichtet wurde, hatten der Kommandant des Schiffes Walt Kargon und seine Besatzung einige Zeit auf SIGMA-3 verbracht, ohne zu wissen, ob sie gemeinsam auf ein anderes Schiff versetzt werden sollten, oder aber jeder von ihnen künftig auf einem anderen Schiff seinen Dienst verrichten musste. Doch zur Erleichterung aller Besatzungsmitglieder wurde ihnen ein neuer Kreuzer überantwortet. Die JAGELLOVSK II.
„Lichtspruch von Oberst Krabb“, meldete Oberleutnant Carl Ruyther.
Walt saß mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht in seinem Kommandosessel und erlaubte es sich, einen Moment lang nicht zu reagieren. Er wollte den Moment der Freude über sein neues Schiff, welches er mit seiner altbewährten Besatzung steuern durfte, noch einen Augenblick auskosten. Doch dann fiel ihm ein, dass der Gedanke nicht ganz richtig war. Es war nicht seine altbewährte Besatzung. Jedenfalls nicht gänzlich. Seine Astrogatorin Liane Chryss und der Wissenschaftler Professor Bilmen Okan galten beide als vermisst. Weit in der Vergangenheit verschollen.
Ersetzt wurden die beiden durch die jungen Offiziere Cecilia Rue, die noch etwas unsicher in der Steuerung eines Kreuzers der ORION-Klasse war, und Doktorin Lyonesse Callum, eine Absolventin der Universität von Tyros mit dem Fachgebiet Weltraumwissenschaften. Beide blutjung und absolut unerfahren. Und obwohl sich Walt freute, zwei jungen Menschen die Gelegenheit geben zu können, sich in der Praxis an Bord eines Kreuzers zu bewähren, huschte ganz kurz der dunkle Schleier des Bedauerns über sein Gesicht, als er an die beiden verlorenen Besatzungsmitglieder dachte.
„Walt?“ Carls Stimme drang verzögert zu ihm durch.
Er straffte sich, setzte wieder sein zufriedenes Lächeln auf. „Übertragung auf die Astroscheibe“, gab er dem Kommunikationsoffizier zu verstehen. Nur einen Moment später war das holografische Gesicht von Oberst Krabb zu sehen.
„Die letzten Berichte von Ihnen lesen sich eindrucksvoll“, meinte der Oberst ohne Umschweife. „Fast könnte man denken, es wäre ein glücklicher Umstand gewesen, dass die JAGELLOVSK I verloren ging.“
„Oberst Krabb“, grüßte Walt angemessen, „so weit würde ich niemals gehen. Schließlich haben wir damit auch zwei wertvolle Mitglieder unserer Besatzung verloren. Aber ich stimme Ihnen zumindest insofern zu, als dass die JAGELLOVSK II in einem tadellosen Zustand ist.“
„Das höre ich gerne. Antrieb, Lebenserhaltung, Waffen, Sensoren … alles in Ordnung?“
Walt nickte. „Wir haben sogar einen Belastungstest für die Maschinen gemacht, um den neuen Beta-6-Stabilisator auf Herz und Nieren zu prüfen. Für einen Moment hatten wir bedenken, dass er doch die gleichen Macken, wie das Vorgängermodell haben könnte. Doch er hielt durch und gibt uns keinen Grund zur Klage.
Eine weibliche Stimme rief plötzlich aus dem Hintergrund: „Als ob das ein Wunder wäre. Ihre Schaukelei muss ja auch durch einen Hochleistungscomputer ausgeglichen werden. Andernfalls hätten einige Manöver wohl dafür gesorgt, dass sich die menschliche Besatzung einige Knochenbrüche und geplatzte Lungenflügel zugezogen hätte.“
Krabbs Gesichtsausdruck verzog sich. „Wer war das?“
„Das, werter Oberst“, antwortete Walt nach einem kurzen Lachen, „war der etwas vorlaute Bordcomputer der JAGELLOVSK II. TAMARA.“
Nach einem kurzen Stirnrunzeln machte der Oberst eine wegwischende Handbewegung. „Vorlaut … zumindest in diesem Punkt scheint der Computer ja in bester Gesellschaft zu sein.“
Walt setzte eine gespielte Miene der Entrüstung auf, lächelte daraufhin aber entspannt. „Wie können wir Ihnen weiterhelfen? Soll die JAGELLOVSK II den Rücksturz nach SIGMA-3 einleiten?“
Krabb schüttelte den Kopf. „Nicht nach SIGMA-3. Vielmehr möchte ich, dass sie sich umgehend an Bord der GENERAL SHUBASHI melden. Admiral Müller hat neue Befehle für Sie und Ihre Mannschaft. Ich sende die Koordinaten direkt an ihre Astrogationsstation.“
Walt warf einen Blick zu Cecilia Rue, die ihm durch ein Nicken zu verstehen gab, dass sie die Koordinaten erhalten hatte.
„In Ordnung, Oberst. Dann machen wir uns auf den Weg.“
„Viel Erfolg, Major!“
Walt hob die Hand zum Gruß an die Stirn, bevor die Holoverbindung getrennt wurde.
„Auf geht’s. Dann wollen wir Admiral Müller mal nicht warten lassen. Alle Stationen bereit machen.“ Die Abfrage der Koordinaten sparte er sich.
02.
Raumpatrouille
„Herein“, hörte Walt die Stimme von der anderen Seite der Tür. Der Flug verlief ohne Probleme und er musste der jungen Astrogatorin Cecilia Rue insgeheim sogar bescheinigen, dass sie das Landemanöver des neuen Kreuzers in der zugewiesenen Bucht des übergroßen Kriegsschiffes GENERAL SHUBASHI außergewöhnlich akkurat durchgeführt hatte. Ein kleines Lob war angebracht, doch noch wollte er sich lieber etwas zurückhalten. Wirkliches Talent bewies sich erst in schwierigen Situationen und dazu gehörte ein computergestützter Anflug in eine Landebucht eher nicht. Wobei ihm durchaus bewusst war, dass andere nervöse Jungoffiziere schon so manch hässliche Dellen verursacht haben.
Die Tür zum Besprechungsraum an Bord der GENERAL SHUBASHI glitt zur Seite, woraufhin Walt der Aufforderung des Admirals folge leistete. Etwas erstaunt sah er sich in dem Raum um. Er hatte erwartet die Kommandanten der anderen Kreuzer der ORION Klasse, die auf der SHUBASHI stationiert waren anzutreffen, doch es war offenbar nur Admiral Müller anwesend.
„Sind wir allein?“, fragte er überflüssigerweise.
Müller nickte. „Wie sie sehen können.“
In der Mitte stand eine große Astroscheibe, größer als das Modell, das in den Kreuzern eingebaut war. Hier konnten nicht nur Nachrichten, Diagramme und Astrogationsprojektionen dargestellt werden. Diese Astroscheibe eignete sich auch dafür, komplizierte taktische Manöver darzustellen und auch große strategische Verschiebungen ganzer Flottenverbände mitsamt aller benötigten Daten aufzurufen. Walt hatte so etwas bereits mehrfach bei Flottenmanövern des SSD gesehen. Jedoch war ihm dieser Besprechungsraum noch nicht bekannt und er registrierte mit einiger Verwunderung, dass die Wände mit hochwertigen Holzpaneelen vertäfelt waren, die dem Raum eine fast schon gemütliche Atmosphäre gaben.
„Nicht so nüchtern, wie die meisten anderen Besprechungsräume, nicht wahr?“ Walt hätte eher erwartet, dass die Worte den Moment zerschneiden würden, doch die Stimme des Admirals fügte sich passend in die Atmosphäre ein.
Der Major klopfte vorsichtig an ein Paneel. „Das klingt sehr massiv.“
„Ist es auch“, bestätigte der Admiral. „Beste Ockerbuche von Ragnir.“
Walt horchte auf. „Ragnir?“
„Der pure Luxus. Sie können sich nicht vorstellen, wie teuer das war.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, warum hier Ockerbuche verbaut wurde, obwohl Ragnir ein fürchterliches Schicksal ereilte.“ Walt spielte damit auf die Zerstörung Ragnirs durch das Raumglühen im Jahre 3166 an.
„Nicht obwohl“, konterte Müller, „sondern weil.“
„Wie meinen Sie das, Admiral?“
„Ragnir war eine blühende Welt und wir alle waren geschockt ob des fürchterlichen Schicksals dieser Welt. Uns waren die Hände gebunden. Wir konnten nichts für die Menschen tun, als sie mitsamt ihrer Welt durch das Raumglühen vergingen. Aber wir können uns an sie erinnern und auch daran, dass wir schon morgen viel zu leicht etwas verlieren können, was uns heute noch sicher erscheint.“ Er legte eine kurze Pause ein, ehe er fortfuhr. „Diese Wandpaneele entstanden aus einer der letzten Lieferungen von Ragnir. Was hätte sonst damit geschehen sollen? Entsorgen? Möbel für wohlhabende Familien herstellen, damit sie sich rühmen können, etwas Unbezahlbares zu besitzen? Vielleicht eine Holzbrücke in einem Park damit bauen?“
„Das scheint mir alles nicht richtig“, antwortete Walt überzeugt. „Vielleicht hätte man das Holz einem guten Zweck zuführen sollen.“
„Und genau deshalb hat sich die Regierung dafür entschieden, es hierin zu verbauen. Als Ermahnung an uns, daran zu denken, dass wir ein ganz fragiles Gefüge zu beschützen haben.“
„Wissen wir das nicht auch ohne Holzvertäfelungen?“
„Hoffentlich!“, erwiderte Müller. „Aber es schadet auch nicht, es uns manchmal direkt vor Augen zu führen.“
„Ich denke, ich verstehe, Admiral.“
Müller zuckte nur kurz mit dem Mundwinkel, so als ob er Walt kurz zulächeln wollte, es sich dann aber doch verwehrte.
„Kommen wir zu den Themen, weswegen ich Sie herbeordert habe. Nachdem Sie die JAGELLOVSK II getestet haben, dürfte der offiziellen Indienststellung nichts mehr im Wege stehen.“