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Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar Der siebzehnjährige Karl Roßmann wird von einem Dienstmädchen verführt, sie bekommt ein Kind. Zur Strafe verbannen ihn seine Eltern nach Amerika, wo Karl zunächst bei einem reichen Onkel in New York unterkommt, der ihn fördert. Als dieser ihn aufgrund unglücklicher Umstände aus seiner Obhut entlässt, muss Karl sich in dieser fremden Welt, die ihm rätselhaft und undurchschaubar erscheint, ganz allein durchschlagen. Kafkas unvollendet gebliebener Roman erschien erstmals 1927 postum unter dem Titel »Amerika«.
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Seitenzahl: 135
Franz Kafka
Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler
Reclam
Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:
Franz Kafka: Der Verschollene. Hrsg. von Vanessa Greiff. Stuttgart: Reclam, 2021. (Reclam XL. Text und Kontext, 16117.)
Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 9688.
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Lektüreschlüssel XL | Nr. 15535
2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2022
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-961950-7
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015535-6
www.reclam.de
1. Schnelleinstieg
2. Inhaltsangabe
I Der Heizer
II Der Onkel
III Ein Landhaus bei New York
IV Der Marsch nach Ramses
V Im Hotel Occidental
VI Der Fall Robinson
[VII] »Es musste wohl eine entlegene …«
[VIII] »›Auf! Auf!‹ rief Robinson …«
Fragmente
3. Figuren
4. Form und literarische Technik
5. Quellen und Kontexte
Biographische Einflüsse
Sachtexte
Literarische Leseerfahrungen Kafkas
Der zeitgenössische Film
Die Vielfalt der Einflüsse
6. Interpretationsansätze
Kafkaesk
Die Schauplätze der Handlung
Verurteilung und Bestrafung
Der Verschollene als Stufenroman
Bildungs- oder Entwicklungsroman
Der Verschollene oder Amerika
Der erste Satz
Schlüsselpassagen
Das Erzählen
Komik
Das Werk als Traum
Vergleich mit Prätexten
7. Autor und Zeit
8. Rezeption
9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen
Aufgabe 1
Aufgabe 2
Aufgabe 3
Aufgabe 4
Aufgabe 5
Aufgabe 6
Aufgabe 7
Aufgabe 8
Aufgabe 9
10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen
Ausgaben
Weiterführende Literatur
Hörbuch
Filme
11. Zentrale Begriffe und Definitionen
Kafkas Werke gelten als schwierig. Verrätselt seien sie, ohne Anleitung oder gar Übersetzung kaum zu erschließen, fast Literatur für Fachleute, wird gerne vermutet. Die Fülle der verfügbaren Sekundärliteratur legt nahe, dass tatsächlich Klärung in großem Umfang nötig ist, will jemand sich mit einem Werk Kafkas auseinandersetzen. Der vorliegende Lektüreschlüssel will diesem Eindruck widersprechen. Der Verschollene, Kafkas erstes RomanprojektRomanprojekt, verhält sich nämlich auf den ersten Blick durchaus nicht übermäßig widerständig: »Als der siebzehnjährige Karl Roßmann, der von seinen armen Eltern nach Amerika geschickt worden war, weil ihn ein Dienstmädchen verführt und ein Kind von ihm bekommen hatte, in dem schon langsam gewordenen Schiff in den Hafen von New York einfuhr, erblickte er die schon längst beobachtete Statue der Freiheitsgöttin wie in einem plötzlich stärker gewordenen Sonnenlicht.« (S. 7) So beginnt sachlich und klar der Roman mit einer wenig komplexen AusgangssituationAusgangssituation. Wer vor allem der erzählten Handlung und dem Erleben des Protagonisten folgen will, sieht sich hier wie im weiteren Verlauf kaum ernsthaften Hindernissen ausgesetzt. Aber, und schon der erste Satz macht dies deutlich, es gibt viel zu entdecken. Der Grund für Karls Reise, die Schwangerschaft des Dienstmädchens, wird nämlich auf eine Weise erwähnt, die den jungen Protagonisten passiv, geradezu unschuldig und zu Unrecht bestraft erscheinen lässt. Die Eltern, die Karls Auswanderung veranlasst haben, werden als die »armen Eltern« eingeführt, ohne dass klar würde, inwiefern sie bedauernswert sind. Solche BesonderheitenBesonderheiten kommen stets sehr diskret daher. Man kann sie zum Anlass einer genaueren Untersuchung nehmen, ist aber nicht dazu gezwungen. Karl etwa, um ein weiteres Beispiel zu nennen, wird im Laufe der Romanhandlung häufiger verurteilt und verstoßen werden, stets von Vaterfiguren. Im ersten Satz des ersten Kapitels wird auf diese Motivkette hingewiesen. Auch hier kann man, ausgehend von einer solchen Besonderheit, in die Tiefe gehen.
Erzählt wird die HandlungGeschichte von Karl Roßmann, der, von seinen Eltern verstoßen, als ahnungsloser Einwanderer in Amerika den Versuch eines Neuanfangs unternimmt. Während er an verschiedenen Orten versucht Fuß zu fassen und sich mit Menschen und Situationen auseinandersetzt, erlebt er gleichzeitig eine unbekannte, neue Welt. Seine Versuche schlagen übrigens, wo und worum er sich auch bemüht, fehl. Mit den Fehlschlägen ist ein kontinuierlicher gesellschaftlicher Abstieg verbunden, wenngleich nicht klar ist, wie der Fragment gebliebene Roman enden sollte. So wurde der Roman früh als Schilderung eines Schicksals und Bild einer fremden und unbarmherzigen Welt verstanden, in der der Mensch der Moderne unterzugehen droht. Weitere Deutungskonzepte folgten. Kafka hat das Romanprojekt vor dessen Vollendung aufgegeben, was schlüssige Gesamtdeutungen schwieriger macht. Über den Ausgang der Handlung und Karl Roßmanns Schicksal kann also nur spekuliert werden. Allerdings existieren neben dem Romanfragment auch Aussagen Kafkas zu seinem Projekt, die weiteren Aufschluss geben. So stammt zum Beispiel der Titel Der Verschollene, der sich heute durchgesetzt hat, aus einem Brief Kafkas an seine Verlobte Felice Bauer.
Insgesamt Lohnende Lektürelohnt es sich aus verschiedenen Gründen, den Verschollenen neugierig und intensiv zu lesen. Zum einen bietet er einen nicht zu schwierigen Einstieg in das Werk Franz Kafkas. Auf der Handlungsebene ist der Roman klar und verständlich. Der einsträngig erzählten Handlung ist recht leicht zu folgen. Andererseits sind Grundthemen des Kafka’schen Schreibens hier gut zu erkennen, zum Beispiel die Auseinandersetzung mit herrschenden und richtenden Vaterfiguren, aber auch die tragische Existenz des Individuums in einer undurchschaubaren Welt. Als erster Einblick in das Universum Kafka ist Der Verschollene also gut geeignet. Aber auch mit der Erlebniswelt der Leserinnen und Leser hat der Roman zu tun. Das im Verschollenen beschriebene Gefühl, einer in sich nicht stimmigen und letztlich fremdartigen, unverständlichen, ja sogar bedrohlichen Welt ausgesetzt zu sein, kommt heutigen Lebenserfahrungen durchaus nahe. Eine Welt mit immer komplexer werdenden Strukturen und wechselseitigen Abhängigkeiten erschwert uns in steigendem Maße die Orientierung. Der in diesem Zusammenhang geprägte Begriff »kafkaesk« definiert treffend das beschriebene Welterleben. Der über hundert Jahre alte Roman eignet sich somit als ferner Spiegel, in dem sich ein Blick auf uns und unsere heutige Welt werfen lässt. Schließlich ist Der Verschollene auf diskrete Weise ein stilistisches Meisterwerk. Die literarische Qualität des Kafka’schen Schreibens ist frühzeitig erkannt worden. Im Verschollenen lässt sie sich auf eindrucksvolle Weise erleben.
Der Verschollene ist Kafkas frühestes EntstehungRomanprojekt, dessen Ergebnisse erhalten sind. Lediglich das erste Kapitel hat der Autor zur Veröffentlichung freigegeben. Davor und danach geschriebene Teile des Gesamtwerkes sind entweder vernichtet, im Manuskript erhalten oder, das ist wahrscheinlich die kleinste Gruppe von Texten, veröffentlicht. Nach Kafkas Tod erschien das Romanfragment im Zusammenhang, unter dem Titel Amerika nach damaligen Editionsgewohnheiten herausgegeben von Kafkas Freund und Nachlassverwalter Max Brod. Erst seit 1983 liegt der Roman in einer Fassung vor, die dem Zustand der Handschrift und damit der Vorstellung des Autors zumindest sehr nahekommt. Sie ist auch die Textgrundlage für den vorliegenden Lektüreschlüssel.
In der ForschungForschung wurden lange die späteren Romane Kafkas bevorzugt behandelt, unter anderem weil sie früher veröffentlicht wurden. Das hat sich inzwischen geändert: Der Verschollene findet in der Literaturwissenschaft mittlerweile viel Beachtung. Bei aller offenkundigen Fragmenthaftigkeit und bei aller Kritik, die der Autor selbst an seinem Werk hatte, übt der Roman heute eine große Faszination auf Fachwelt und Leserinnen und Leser aus. Sein Platz in der Weltliteratur ist unbestritten.
Der vorliegende Lektüreschlüssel zum Verschollenen soll und kann nicht den einen endgültigen Schlüssel zum Werk liefern, der alle Fragen beantwortet. Er ist vielmehr bemüht, hilfreiche Informationen bereitzustellen, die bei der Lektüre helfen können. Gleichzeitig bietet er verschiedene Zugänge zur Erschließung des Werkes an, macht also Deutungsangebote. Aufgabe von Leserinnen und Lesern bleibt es, einen Zugang auszuwählen, zu verfolgen und die Ergebnisse der Suche am Text zu überprüfen. Die Deutung, die daraus dann entsteht, steht am Ende nicht in Konkurrenz zu anderen Deutungen, wohl aber unter der Forderung nach Sorgfalt bei der Prüfung der Verträglichkeit von Deutung und Text. Der vorliegende Lektüreschlüssel will also in erster Linie ein hilfreicher Informations- und Ideengeber sein, der eine vertiefte Lektüre begleitet. Weiterführende Literatur, die an Überblicken oder einzelnen Aspekten arbeitet, wird im entsprechenden Kapitel vorgeschlagen.
Der Verschollene ist RomanfragmentFragment geblieben, dieses Faktum ist für eine Inhaltsangabe von großer Bedeutung. Gerade die großen Bögen einer Romanhandlung lassen sich nur beim vollendeten Werk sinnvoll nachzeichnen. Allerdings hat Kafka das Projekt zu einem Zeitpunkt aufgegeben, als Struktur und Handlungsverlauf schon weiter entwickelt und festgelegt waren als zum Beispiel beim späteren Process. Den größten und in der KapitelanordnungReihenfolge der Teile unstrittigen Block bilden sechs nummerierte und betitelte Kapitel, denen zwei weitere ohne Nummer und Titel folgen. Sie bilden zusammen den Hauptteil des Werkes. Außerdem sind drei unterschiedlich lange Kapitelfragmente erhalten, die in der folgenden Übersicht am Ende stehen. Insgesamt ist also der Roman nicht nur unvollendet, es ist auch die Reihenfolge der einzelnen Abschnitte nicht bis ins Letzte gesichert. Außerdem ist das Ende der Romanhandlung offengeblieben und wird je nach Interpretationsansatz unterschiedlich vermutet. Der vorliegende Lektüreschlüssel folgt der Ausgabe in der Universal-Bibliothek, die ihrerseits der Ausgabe nach der Fassung der Handschrift folgt.1 Neben dieser sind noch außerhalb des Romantextes stehende Zeugnisse wie zum Beispiel Tagebucheinträge zu berücksichtigen, in denen Kafka Absichten und Pläne zum Verschollenen äußert.
Die Handlung des Romanfragments Der Schauplatzspielt durchgehend in den USA. Sie beginnt mit der Einfahrt in den Hafen von New York und führt den Leser am Ende der erhaltenen Romanteile in die Weiten der amerikanischen Landschaft und in ein ungewisses Schicksal Karl Roßmanns, des Protagonisten. Den Schauplätzen und Ortsangaben eignet eine gewisse Unschärfe in Benennung und Beschreibung.
Das erste Kapitel beschreibt die Ankunft in AmerikaAnkunft des Protagonisten Karl Roßmann in New York. Er ist von seinen Eltern nach Amerika verbannt worden, weil ein Dienstmädchen von ihm schwanger geworden ist. Das ist alles, was an dieser Stelle von der Vorgeschichte zu erfahren ist. Während der Einfahrt in den Hafen lernt Karl einen Mann kennen, der in der Folge nur »der Begegnung mit dem HeizerHeizer« genannt wird. Diesem begegnet Karl zufällig, als er, während das Schiff in den Hafen einfährt, auf der Suche nach seinem Regenschirm in den Gängen des Schiffes umherirrt. Er klopft in seiner Verwirrung »an eine beliebige kleine Türe« (S. 8) und gerät so an den Heizer, dessen Namen er nicht erfährt. Das ist umso auffälliger, als sogar die Namen der Personen, von denen nach ihrem kurzen Auftreten nicht mehr die Rede sein wird, genannt werden. So heißt der Mann, der auf Karls Koffer aufzupassen versprochen hat, Franz Butterbaum, der Obermaschinist des Schiffes und Vorgesetzte des Heizers heißt Schubal. Der Heizer übrigens ist im Gegensatz zu dem Geheimnis, das um seinen Namen gemacht wird, in der Lage, die Namen der zwanzig Schiffe, auf denen er gedient hat, zu nennen, nur eben der eigene Name bleibt ungenannt. Karl fasst sofort Zuneigung zu dem Heizer und begleitet ihn zum »Im BureauBureau«, wo dieser sich beim Kapitän über erlittene ungerechte Behandlung beschweren will. Dort angekommen, verlangt der Heizer nach dem Oberkassierer, wird aber abgewiesen. Karl ergreift die Partei des Heizers, obwohl er wenig von dessen Angelegenheiten weiß, und überlässt dann diesem das Wort, der sich aber kaum Aufmerksamkeit zu verschaffen weiß. Die anwesenden Offiziere verlieren schnell das Interesse an den Ausführungen des Heizers, der sich bei seiner Darstellung einer Sache in Einzelheiten verwirrt und jegliches Selbstvertrauen verloren zu haben scheint. Der hinzugekommene Obermaschinist SchubalSchubal beginnt, unterstützt von mitgebrachten Zeugen, seine Sicht der Dinge auszubreiten, als einer der anwesenden Männer nach Karls Namen fragt und sich als der Der OnkelOnkel herausstellt, zu dem Karl unterwegs ist. Karl, der sich weiterhin als Anwalt des Heizers versteht, erkennt, dass sich das Interesse der Versammlung gänzlich vom Heizer abwendet. Es ist nur noch von ihm, seinem Onkel und der Vorgeschichte seiner Reise die Rede. Dieser enthüllt den Anwesenden Details von den Vorfällen, die zu Karls Reise geführt haben, und macht seine Freude über die Ankunft des Neffen deutlich. Nach herzlicher Verabschiedung von dem Heizer verlässt Karl mit dem Onkel das Schiff unter dem Eindruck, einen großen Verlust erlitten zu haben. Die Handlung verlässt das Schiff und den Heizer und kehrt nicht mehr zu ihnen zurück, soweit das Romanfragment reicht.
Das zweite Kapitel beginnt im Karls Onkel und seine WeltHaus des Onkels in New York und endet mit der Ankunft Karls vor dem Landhaus des Herrn Pollunder. Der Onkel stellt sich als sehr reich und großzügig heraus, Karl bewohnt in seinem Haus Zimmer, die im sechsten Stock über fünf Stockwerken voller Geschäftsräume liegen und prächtig eingerichtet sind. Sogar ein Klavier wird angeschafft, um Karls Bildung und Ausbildung zu fördern, desgleichen ein moderner Schreibtisch. Nach einer Zeit der Eingewöhnung beginnt Karl, Englisch zu lernen. Daneben erhält er Reitunterricht durch Herrn Mack, den Sohn eines Bauunternehmers, auch lernt Karl das Geschäft seines Onkels ein wenig kennen. Zum Beispiel besichtigt er, vom Onkel geführt, die gigantische Telegraphenzentrale des Unternehmens. Überhaupt wird er sehr freundlich und großzügig behandelt. Von der neuen Welt allerdings bekommt Karl nur wenig zu sehen. Von seinem Balkon aus kann er lediglich die nie abreißenden Verkehrsströme in den Straßen unter ihm beobachten. In der Folge lernt Karl im Hause seines Onkels Herrn Green, einen Geschäftsfreund, und Herrn Pollunder, einen Bankier kennen, der öfter Gast bei Karls Onkel ist. Pollunder lädt Karl auf seinen Landsitz außerhalb von New York ein, womit Karls Onkel offensichtlich nicht einverstanden ist, obwohl er zunächst einem Besuch freudig zustimmt. Pollunder und Karl reisen mit dem Auto ab, obwohl der Onkel, seiner vorherigen Einwilligung zum Trotz, mehrere Einwendungen macht. Karl und Pollunder reisen in dessen Auto ab. Zum ersten Mal bewegt sich Karl weiter vom Haus des Onkels entfernt auf den Straßen New Yorks und des Umlandes.
Die Handlung des dritten Kapitels spielt ausschließlich im Landhaus des Der Besuch bei Herrn PollunderHerrn Pollunder. Das Kapitel beginnt mit der Ankunft Karls und Pollunders vor dem riesigen Landhaus des Geschäftsmannes. Sie werden von Pollunders Tochter Klara begrüßt, die ihnen mitteilt, dass unangekündigt bereits Herr Green eingetroffen ist, was in Karl unangenehme Gefühle auslöst. Er empfindet Greens Verhalten als unhöflich und abstoßend. Von Klara hingegen ist er positiv beeindruckt. Er bewundert ihre Schönheit und den »Glanz ihrer unbändig bewegten Augen« (S. 60). Gemeinsam gehen sie durch das finstere Landhaus. Klaras Verhalten dabei befremdet Karl zunehmend, in seinem Zimmer verwickelt sie ihn sogar in einen Ringkampf, in dem sie ihn auf ein Kanapee zwingt und würgt. Dann läuft sie davon. Karl irrt durch das finstere Haus und findet nur mit der Hilfe eines alten Dieners zu Pollunder und Green zurück. Der Diener berichtet Karl auch von Klaras Verlobung mit Mack, dem Reitlehrer Karls. Im Verlauf des weiteren Aufenthaltes wird Karl zunehmend klar, dass er gegen den Willen seines Onkels mit Pollunder gereist ist. Er ist zwischen seinen Schuldgefühlen, »Herrn Pollunders Güte und Herrn Greens Abscheulichkeit« (S. 76) gefangen. Am Ende des Kapitels erhält Karl durch Green einen Brief seines Die Verstoßung durch den OnkelOnkels, in dem dieser aus Enttäuschung über Karls Besuch bei Pollunder alle Brücken zu seinem Neffen abbricht. Der Onkel entpuppt sich hier als allmächtige, richtende Instanz, die es vermag, Karl, um ihn zu bestrafen, aus seinem Lebensraum zu verstoßen. Ausgestattet mit seinem Koffer und dem Regenschirm, macht sich Karl zu Fuß auf den Weg ins Unbekannte.
Das Kapitel beginnt in einem sehr einfachen Wirtshaus, in dem Karl den Rest der Nacht seit seinem Fortgang aus dem Landhaus Pollunders verbringen will. Von heftigem Heimweh überwältigt, versenkt er sich in das Foto seiner Eltern. In dem finsteren fensterlosen Hotelzimmer lernt er, nachdem er seinen Koffer inspiziert hat, Delamarche und RobinsonRobinson und Delamarche kennen, zwei Maschinenschlosser auf Arbeitssuche, die im selben Zimmer übernachten. Diese bieten Karl an, gemeinsam weiterzuziehen. Sie stellen ihm sogar eine Lehrstelle in Aussicht. Karl ist zunächst misstrauisch, zieht aber dann mit ihnen am nächsten Morgen los, obwohl sie ihn, wie er feststellt, schon bald übervorteilen und bestehlen. Zum Beispiel verkaufen sie seinen besseren Anzug, geben ihm aber nur einen kleinen Teil des Erlöses. Später überlassen sie ihm das Bezahlen der Zeche in einem Gasthaus. Auf dem Marsch bekommt Karl zum ersten Mal einen Eindruck von der amerikanischen Landschaft. Am Abend suchen sie sich ein Nachtlager im Freien in der Nähe der Stadt Ramses. Karl zieht los, um in dem nahe gelegenen Das Hotel Occidental