Der Verschwender - Ferdinand Raimund - E-Book

Der Verschwender E-Book

Ferdinand Raimund

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Beschreibung

Humorvolles und tragisches Original-Zaubermärchen in drei Aufzügen von Ferdinand Raimund: Schlossherr Julius von Flottwell, ist dank eines großen Erbe reich geworden, verprasst aber auch viel Geld. Veranstaltet pompöse Feste und beschenkt seine Untertanen sehr großzügig, verarmt schließlich und muss fliehen. 20 Jahre später kehrt der todgeglaubte Julius von Flottwell heim, seine Frau und Kinder sind tot. Sein Schloss hat sein ehemaliger Kammerdiener Wolf einnommen.

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Ferdinand Raimund

   Der Verschwender

Original-Zaubermärchen in drei Aufzügen

(1834)

Inhaltsverzeichnis
Der Verschwender
Personen:
Erster Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Verwandlung
Dreizehnter Auftritt
Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Verwandlung
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Verwandlung
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Fünfzehnter Auftritt
Sechzehnter Auftritt
Siebzehnter Auftritt
Achtzehnter Auftritt
Neunzehnter Auftritt
Zwanzigster Auftritt
Einundzwanzigster Auftritt
Dritter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt

Personen:

Erster Aufzug:

Fee Cheristane Azur, ihr dienstbarer GeistJulius von Flottwell, ein reicher EdelmannWolf, sein KammerdienerValentin, sein BedienterRosa, Kammermädchen, dessen GeliebteChevalier Dumont, Flottwells FreundHerr von Pralling, Flottwells FreundHerr von Helm, Flottwells FreundHerr von Walter, Flottwells FreundGründling, BaumeisterSockel, BaumeisterFritz, BedienterJohann, Bedienter Dienerschaft Jäger. Gäste in Flottwells Schoß. Genien

Zweiter Aufzug(spielt um drei Jahre später):

Ein Bettler Julius von Flottwell Wolf, KammerdienerValentin, BedienterRosa, KammermädchenPräsident von Klugheim Amalie, seine TochterBaron Flitterstein Chevalier Dumont Herr von Walter Ein Juwelier Ein Arzt Ein altes Weib Ein Haushofmeister Ein Kellermeister Ein Diener Betti, KammermädchenMax, SchifferThomas, Schiffer Gäste. Bediente. Tänzer. Tänzerinnen

Dritter Aufzug(spielt um zwanzig Jahre später):

Fee Cheristane Azur, ihr dienstbarer GeistJulius von Flottwell Herr von Wolf Valentin Holzwurm, ein TischlermeisterRosa, sein Weib Ihre KinderLiese, Michael, Hansel, Hiesel und Pepi(vier Jahre alt)Ein Gärtner Ein BedienterBediente. Nachbarsleute. Bauern. Senner und Sennerinnen. Genien

Erster Aufzug

Erster Auftritt

Vorsaal in Flottwells Schloß. Mit Mittel- und vier Seitentüren, vorne ein Fenster. Dienerschaft in reichen Livreen ist im Saale beschäftigt. Einige tragen auf silbernen Tassen Kaffee, Tee, Champagner, ausgebürstete Kleider nach den Gemächern der Gäste. Fritz und Johann ordnen an. Ein paar Jäger putzen Gewehre.

Chor. Hurtig! Hurtig! Macht doch weiter! Holt Champagner! Kaffee! Rum! Bringt den Gästen ihre Kleider, Tummelt euch ein wenig um. Alles sei hier vornehm, groß In des reichen Flottwells Schloß.

(Im Hofe ertönen Jagdhörner. Alle ab bis auf Fritz und Johann, welche ans Fenster treten.)

Fritz. Ja blast nur zu! Da könnt ihr noch lange blasen. Die Herrschaften sind erst aufgestanden. Heute wird es eine späte Jagd geben.

Johann. Das Spiel hat ja bis zwei Uhr gedauert.

Fritz. Ja wenn sie nach dem Souper zu spielen anfangen! Da ist kein Ende.

Johann(lachend). Aber heute Nacht haben sie den Herrn schön gerupft.

Fritz. Ich kann mich ärgern, daß er so viel verspielt.

Johann. Warum denn? Er wills ja nicht anders. Die reichen Leute sollen die Langeweile bezahlen, die sie andern verursachen.

Fritz. Ah, über den gnädgen Herrn ist nichts zu sagen. Das ist ein wahrhaft nobler Mann. Er bewirtet nicht nur seine Freunde, er unterstützt die ganze Welt. Die Bauern, hör ich, zahlen ja fast niemals eine Abgabe.

Johann. Er hat mir nur zu heftige Leidenschaften. Wart, bis du ihn einmal in Wut erblickst. Da schont er weder sein noch eines andern Glück. Da kann alles zugrunde gehen.

Fritz. Aber wenn er sich besinnt, ersetzt ers sicher dreifach wieder.

Johann(achselzuckend). Ja! Wenns nur immer so fortgeht.

Fritz. Wer ist denn der junge Mann, der gestern angekommen ist? Ein scharmanter Mensch.

Johann. Das weiß ich nicht. Das wird sich schon noch zeigen. Für mich gibt es nur zweierlei Menschen. Menschen, die Trinkgeld geben, und Menschen, die keines geben. Das bestimmt meine Dienstfertigkeit.

Fritz. Ich finde, daß er sehr höflich ist.

Johann. Da wird er vermutlich sehr wenig geben. Wer mich mit Höflichkeit beschenkt, macht mich melancholisch. Aber wenn mir einer so einen Dukaten hinwirft und zuruft: Schlingel, heb ihn auf! da denk ich mir: Ha! welch eine Lust ist es, ein Schlingel zu sein!

Zweiter Auftritt

Vorige. Pralling.

Pralling(tritt einen Schritt aus seinem Kabinett und ruft). He! Bediente!

Beide(sehen sich um). Ja! Befehlen?

Pralling. Ich habe schon zweimal geklingelt. Wollen Sie so gefällig sein, mir Rum zu bringen?

Johann(vornehm nickend). Sogleich, mein Herr! (Zu Fritz.) Hast du den gehört? Der hat mir in sechs Wochen noch keinen Pfennig Trinkgeld gegeben, und ein solcher Mann hat bei mir keinen Anspruch auf Rum zu machen. Den laß ich warten.

Fritz. Oh, auf den acht ich auch nicht. Der Herr hält ja nicht viel auf ihn.

Johann. Das ists, auf was man sehen muß. Auch der Kammerdiener mag ihn nicht.

Fritz. Nun, wenn ihn der nicht mag, da kann er sich bald aus dem Schlosse trollen. Der wird ihn schon gehörig zu verleumden suchen.

Johann. Ja, der reitet auf der Gunst des gnädgen Herrn, und niemand kann ihn aus dem Sattel werfen.

Fritz. Du kennst ja seinen Wahlspruch: Alles für den Nutzen meines gnädgen Herrn, und dabei stopft er sich die Taschen voll.

Johann. Das wird aber auch eine schöne Wäsche geben, wenn dem seine Betrügereien einmal ans Tagslicht kommen. Ich kenne keinen raffinierteren Schurken. Da ist unsereiner gerade nichts dagegen.

Dritter Auftritt

Vorige. Wolf aus dem Kabinette rechts. Sein Betragen ist gegen Diener sehr nobel stolz, gegen Höhere sehr demütig.

Wolf(hört die letzten Worte). Schon wieder Konferenz? Von wem war hier die Rede?

Johann. Von einem guten Freund.

Wolf. Nu ihr seid solcher Freundschaft wert! Ist alles besorgt? Die Gäste bedient?

Johann. Auf das pünktlichste!

Wolf. Der gnädge Herr läßt euch verbieten, von den Gästen Geschenke anzunehmen. Ihr habt sie von seiner Freigebigkeit zu fordern.

Beide. Dann haben wir dadurch gewonnen.

Wolf. Seid uneigennützig. Das ist eine große Tugend.

Johann. Aber eine sehr schwere – nicht wahr, Herr Kammerdiener?

Wolf. Wo ist der Valentin? Hat er die Quittung von der Sängerin gebracht?

Fritz. Er ist noch nicht zurück, obwohl der gnädige Herr befohlen hat, er müßte bei der Jagd erscheinen, damit die Herren auf der Jagd etwas zu lachen hätten.

Wolf(lächelnd). Ein wahrhaft unschädlicher Bursche.

Johann. Da sollten doch der Herr Kammerdiener ein Werk der Barmherzigkeit ausüben und den gemeinen Kerl aus dem Hause bringen.

Wolf. Gott bewahre mich vor solcher Ungerechtigkeit. Das wäre gegen die Gesinnung meiner gnädgen Herrschaft. Der Bursche ist zwar plump und roh, doch gutmütig und treu. Dann steht er in der Gunst des Herrn, der seine Diener alle liebt wie eigne Kinder. Ja das ist wohl ein seltner Mann, der in der Welt nicht seinesgleichen findet. Und wollte man sein Lob in Büchern schreiben, man würde nie damit zu Ende kommen. Drum dankt dem Himmel, der euch in dies Haus geführt, denn wer ihm treu dient, der hat sich wahrlich selbst gedient. Das Frühstück für den gnädgen Herrn!

Fritz. Sogleich! (Geht ab.)

Johann(im Abgehen). Die Moralität dieses Menschen wird mich noch unter die Erde bringen. (Ab.)

Wolf. Das sind ein paar feine durchgetriebne Schufte. Die muß ich mir vom Halse schaffen.

Vierter Auftritt

Voriger. Baumeister Gründling.

Gründling. Guten Morgen, Herr Kammerdiener, kann ich die Ehre haben, Herrn von Flottwell meine Aufwartung zu machen?

Wolf. Herr Baumeister, ich muß um Verzeihung bitten, aber Seiner Gnaden haben mir soeben befohlen, Sie bei jedermann zu entschuldigen, denn Sie machen heute eine Jagdpartie.

Gründling. Wissen Sie nicht, Herr Kammerdiener, ob Herr von Flottwell meinen Plan zu dem Bau des neuen Schlosses für gut befunden hat?

Wolf. Er hat ihm sehr gefallen. Nur hat sich der Umstand ereignet, daß ihm auch ein anderer Baumeister einen ähnlichen Plan vorgelegt hat und sich erbietet, das Schloß in derselben Größe um zehntausend Gulden wohlfeiler zu bauen.

Gründling. Das tut mir leid, aber als ehrlicher Mann kann ich es nach seinen Anforderungen nicht wohlfeiler bauen. Ich übernehme diesen Bau überhaupt mehr aus Ehrgeiz als aus Gewinnsucht, hat aber Herr von Flottwell einen Künstler gefunden, von dem er sich Schöneres oder Besseres verspricht, so werde ich mich zu bescheiden wissen.

Wolf. Das heißt, es ist Ihnen nichts daran gelegen.

Gründling. Im Gegenteil, es ist meiner Ehre sehr viel daran gelegen.

Wolf. Ja dann müssen Sie Ihrer Ehre auch ein kleines Opfer bringen.

Gründling. Es wäre sehr traurig für die Kunst, wenn es mit ihr so weit gekommen wäre, daß die Künstler Opfer bringen müßten, um Gelegenheit zu finden, ein Kunstwerk hervorzubringen. Die Kunst zu unterstützen, ist ja der Stolz der Großen, und eine ökonomische Äußerung wäre an dem geldberühmten Herrn von Flottwell etwas Unerhörtes.

Wolf. Sie verstehen mich nicht, Herr Baumeister.

Gründling. Genug! Morgen will ich mit Herrn von Flottwell selbst darüber sprechen. Glauben Sie aber nicht, Herr Kammerdiener, daß ich ein Mann bin, der nicht zu leben versteht. Sollten Sie sich für die Sache bei dem gnädgen Herrn glücklich verwenden, so werde ich mich sehr geehrt fühlen, wenn Sie ein Geschenk von hundert Dukaten nicht verschmähen wollen.

Wolf. Sie verkennen mich. Eigennutz ist nicht meine Sache, ich spreche nur zum Vorteil meines gnädgen Herrn!

Gründling. Den werden Sie durch mich besser bezwecken, als wenn das Schloß von einem andern wohlfeiler und schlechter gebaut wird.

Wolf. Nun gut. Ich will versuchen, was mein geringer Einfluß zugunsten eines so großen Künstlers vermag, und gelingt es mir, so werde ich Ihr Geschenk nur unter der Bedingung annehmen, daß Sie mir erlauben, es auf eine wohltätige Weise für andere zu verwenden.

Gründling. Ganz nach Ihrem Belieben. (Beiseite.) Die Kunst mag mir diese Herabwürdigung verzeihen. (Laut.) Morgen erwarte ich einen günstigen Bescheid. (Will ab.)

Wolf(blickt zum Fenster hinaus). Teufel! der andere. (Schnell.) Wollen Sie nicht so gefällig sein, sich über die Nebentreppe zu bemühen, weil die Bedienten auf der großen Möbel transportieren. Ich empfehle mich ergebenste (Läßt ihn durch eine Seitentür hinausgehen. Wolf allein.) Diese Zitrone gibt wenig Saft, jetzt wollen wir die andere pressen.

Fünfter Auftritt

Voriger. Baumeister Sockel.

Sockel. Guten Morgen, Herr von Wolf! Sie haben mich rufen lassen, ich wäre schon gestern gekommen, aber ich hab ein Haus stützen müssen, was ich vor zwei Jahren erst gebaut hab. Verstanden? Ich sag Ihnens, man möcht jetzt lieber Holz hacken als Häuser bauen. Erstens brennen s' Ziegel, wenn man einen nur ein unbeschaffenes Wort gibt, so fallt er schon voneinander. Nachher wollen s' immer ein Million Zins einnehmen, lauter Zimmer, keine Mauern. Verstanden? Drum sind manche moderne Häuser auch so dünn, als wenn s' bloße Futteral über die alten wären. Hernach hat halt ein Baumeister vor Zeiten auf solide Einwohner rechnen können, aber jetzt zieht sich ja manchmal ein Volk hinein, das nichts als rauft und schlagt, Tisch und Stühl umwirft und das Unterste zu oberst kehrt. Ja wo soll denn da ein Haus die Geduld hernehmen, da wirds halt springgiftig, und endlich fallts vor Zorn zusamm. Verstanden?

Wolf. Das ist alles ganz recht, aber jetzt lassen Sie uns vernünftig reden.

Sockel. Erlauben Sie, aber meine Reden sind ein wahrer Triumph der Vernunft. Verstanden?

Wolf. Ich habe Ihnen die unangenehme Nachricht zu sagen, daß Sie den Bau des Schlosses nicht bekommen werden.

Sockel. Hören Sie auf, oder ich stürz zusamm wie eine alte Gartenmauer. Das ist ja nach unserer Verabredung nicht möglich! Verstanden?

Wolf. Der gnädge Herr will den Baumeister Gründling nehmen.

(Ein Bedienter, der Flottwell das Frühstück gebracht hat, kommt zurück.)

Sockel. Aber es war ja schon alles richtig. Ich hab Ihnen ja tausend G –

Wolf(rasch auf den Bedienten blickend). Nun ja, Sie haben mir da tausend Gründe gesagt, die –

Sockel. Nein, ich habe Ihnen versprochen –

Wolf. Ja (stampft unwillig mit dem Fuß), Sie haben versprochen, gute Materialien zu nehmen. Fritz, dort hat jemand geläutet. (Der Bediente geht in ein Kabinett ab.) Aber ich kann nicht dafür, daß ein anderer gekommen ist, der noch größere Versprechungen gemacht hat und das Schloß um zehntausend Gulden wohlfeiler baut.

Sockel. Aber das ist ja ein elender Mensch, der gar nicht zu bauen versteht. Ein hergelaufener Maurerpolier, ein Pfuscher, und ich bin ein Mann auf dem Platz. Verstanden?

Wolf. Es macht Ihnen sehr viel Ehre, daß Sie so über Ihren Kollegen schimpfen, aber das kann die Sache nur verschlimmern!

Sockel. Aber Sie bringen einem ja zur Verzweiflung. (Beiseite.) Ich kann den Bau nicht auslassen, er trägt mir zu viel ein. (Macht gegen das Publikum die Pantomime des Geldzählens.) Verstanden? (Laut.) Liebster Herr Kammerdiener, ich weiß, es hängt nur von Ihnen ab. Der gnädige Herr bekümmert sich nicht darum, er ist zu leichtsinnig. Ich geb Ihnen tausend Gulden Konventionsmünze.

Wolf. Herr! – Was unterfangen Sie sich –

Sockel. Ich unterfange mich, Ihnen noch fünfhundert Gulden zu bieten.

Wolf. Sie häufen ja Beleidigung auf Beleidigung –

Sockel. Freilich, ich bin der brutalste Kerl auf der Welt. Aber jetzt bin ich schon in meiner Grobheit drin, ich muß Ihnen noch fünfhundert Gulden antragen.

Wolf. Halten Sie ein! Sie empören mich mit solchen unmoralischen Zumutungen!

Sockel(beiseite). Ah, da möcht man sich selber köpfen.

Wolf. Ich sehe ein, daß Ihre Ehre –

Sockel. Ah was Ehre! Es ist einem gerade keine Schande, wenn man ein Schloß baut, aber in Feuer lassen s' einem auch nicht vergolden deswegen. (Beiseite.) Nur das Geld ist verloren!

Wolf. Man wird Sie auslachen!

Sockel. Freilich, es hats die ganze Stadt erfahren.

Wolf. Wie war das möglich?

Sockel. Weil ichs meiner Frau gesagt hab.

Wolf. Ja sind Sie denn verheiratet?

Sockel. Leider! Verstanden?

Wolf(ängstlich). Haben vielleicht Kinder!

Sockel. Jawohl.

Wolf. Ach, das ist ja sehr traurig. Wie viele?

Sockel. Mein Gott, soviel Sie wollen, verschaffen Sie mir nur den Bau.

Wolf. Ja das muß ich wissen.

Sockel. Fünf, und zwei noch zu erwarten! Verstanden?

Wolf. Entsetzlich! Das rührt mich!

Sockel. Lassen Sie sich erweichen. Nehmen Sie die zweitausend Gulden.

Wolf(mit Bedauern). Sie sind Familienvater! Sie haben fünf Kinder! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Und der andere Baumeister hat vielleicht keine Kinder.

Sockel. Kein einziges.

Wolf. Ah, da müssen Sie ja den Bau erhalten. Das wäre ja die höchste Ungerechtigkeit.

Sockel. O Sie edelmütger Mann!

Wolf. Jetzt kann ich Ihr Geschenk annehmen. Aber Sie müssen mir versprechen, ein Meisterstück für die Ewigkeit hinzustellen –

Sockel. Zehn Jahre keine Reparatur –

Wolf. Denn der Vorteil meiner gnädgen Herrschaft geht mir über alles.

Sockel(weinend). Große Seele!

(Beide in Flottwells Kabinett ab.)

Sechster Auftritt

Valentin.

Valentin.

Lied

Heissa lustig ohne SorgenLeb ich in den Tag hinein,Niemand braucht mir was zu borgen,Schön ists, ein Bedienter z' sein.Erstens bin ich zart gewachsenWie der schönste Mann der Welt,Alle Säck hab ich voll Maxen,Was den Mädchen so gefällt.