Der Wahnsinn, den die Nacht erschafft - Tom Schillerhof - E-Book

Der Wahnsinn, den die Nacht erschafft E-Book

Tom Schillerhof

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Beschreibung

Der erste Gedichtband von Tom Schillerhof

Das Buch handelt von Liebe und Beziehungen, Verlust und Nostalgie. Es geht um die unerfüllten Träume kaputter Existenzen, die ziellos durch die nächtlichen Straßen der Großstädte streifen und ihren Kummer allein in dunklen Bars ertränken. Es geht um kritische Momente, selbstzerstörerische Stimmungen und um die Hoffnung auf einen besseren Morgen.

Inhalt:

Jetzt live – direkt aus der Bar
Champagner
Tage des Malens und des Sterbens
Der Gekko
Sie haben ihn begraben
Eine andere Zeit
Begegnungen in Tokio
Vier Wände
Wenn einer stirbt, sterben sie alle
Durch die Nacht I
Durch die Nacht II
Hinter dem Fenster
Neonreklamen
An der Rezeption
Xanadu
Sammen i himlen
Ein guter Drink
Im Hotel
Mitternacht
Pappe
Der Rausch
Nachts im Bus
Kaffee

Mehr von diesem Autor

»Hinter dem großen Glas: 23 Gedichte«

»Ein Student – Schreie aus der Anstalt Bologna: 33 Gedichte«

»Aufzeichnungen vom Scheitern: 23 Gedichte«

»Urlaub von allem: 23 Gedichte«

»Tagebuch eines Besiegten: 23 Gedichte«

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Tom Schillerhof

Der Wahnsinn, den die Nacht erschafft

23 Gedichte

Für alle Wahnsinnigen da draußenBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

 

Der Wahnsinn, den die

Nacht erschafft: 23 Gedichte

vonTom Schillerhof

 

Texte Copyright © 2014 Tom Schillerhof

Alle Rechte vorbehalten

 

Weitere Gedichtbände:

 

»Hinter dem großen Glas: 23 Gedichte«

»Ein Student – Schreie aus der Anstalt Bologna: 33 Gedichte«

»Aufzeichnungen vom Scheitern: 23 Gedichte«

»Urlaub von allem: 23 Gedichte«

»Tagebuch eines Besiegten: 23 Gedichte«

»Champagner vom Balkon: Sammelband«

 

 

Jetzt live – direkt aus der Bar

 

Die Musik spielt einen leichten

Swing aus dem Jahr 1956.

Auf dem Hocker sitzt es sich

überaus bequem und ein paar

Gesichter sprechen leise im

Hintergrund. Ich genieße es,

dass nichts passiert, außer,

dass mir der Mann hinter der

Theke ein neues Glas hinstellt.

Das kühle Glas hinterlässt einen

kleinen Ring auf dem Holz.

Ich schwenke das Glas leicht herum

und höre zu, wie die Eiswürfel darin

klimpern. Der Tag erscheint mir nun

recht angenehm. Das Verhältnis

zwischen mir und der Welt

wird besser. Alles wird leicht,

als tänzelt man fast schwerelos,

sorgenlos.

 

Es braucht nur ein paar Drinks,

da bin ich plötzlich ein begnadeter

Crooner und kenne die Melodien,

die die Frauen dahinschmelzen lassen,

zu denen jeder mit dem Fuß wippt.

Ich werde zum Schauspieler und kenne

die Texte, die die Menschen da draußen

berühren. Ich bin ein bekannter Künstler

und ein großer Philosoph. Das, was ich

zu sagen habe, erscheint nun wichtig,

ganz auf den Moment bezogen,

abseits von Moral und Pflicht.

Das gedimmte Licht ist das

Scheinwerferlicht, das auf meine Bühne

strahlt. In der kühlen, klaren Nacht

klatscht man mir mit ganzer Leidenschaft

Beifall. Ein paar Rosenblätter fallen vom

Himmel herab und landen geradewegs

auf meinem lächelnden Gesicht.

 

Und wie ich hier so dasitze, fernab von

draußen, wo das Übel der Welt haust

und die Kranken zum letzten Mal in

den Spiegel schauen, der fleißige Kerl

von nebenan das Ende seiner Nachtschicht

herbeisehnt, das alte Paar sich hinter

vorgezogenen Gardinen wegen

Belanglosigkeiten anschreit und die

Wahnsinnigen ihre Messer wetzen,

dann schau ich mir noch einmal die

reinen, vollkommenen Facetten

des Ringes auf dem Holz an.

Der Kreis ist die perfekte geometrische

Figur – kein Anfang, kein Ende.

 

Ich kippe das Glas runter, bestelle einen

neuen Drink und wippe mit den Füßen

zur Musik, ganz locker und

leicht.

Champagner

 

Ich schenke mir einen guten Kelch

voll, nach einem weiteren endlosen

Tag voller kleiner Tragödien,

die ich auf schnellstem Wege zu

vergessen versuche.

Der kühle Champagner sprudelt

empor, kleine Luftbläschen entstehen,

steigen hinauf an die leuchtende Oberfläche,

die von meiner Schlafzimmerlampe in der

Dunkelheit geschaffen wird.

Ich lebe für diese stillen Augenblicke, in

denen man ganz für sich allein sein kann.

Die Nacht ist wunderschön.

Mittlerweile schlafen die meisten, die ich

kenne und die meisten, die ich

verabscheue. Endlich halten sie

den Mund.

Morgen, wenn sie aufwachen,

werden sie wieder zu reden anfangen,

stundenlang, bis zum späten Abend

werden sie Belanglosigkeiten austauschen,

bis ihnen der Mund fusselig wird.

Was für ein abstoßender Vorgang.

Doch die Nacht gehört den Wahnsinnigen,

den Süchtigen. Ich trinke mein Glas und

denke an bessere Zeiten. Da gibt es ein

paar Momente, an die ich mich erinnern

kann, ohne dass es mir Übel aufstößt,

ein paar grandiose Augenblicke, die mir

wirklich etwas bedeutet haben.

Ich will verdammt sein, wie bin ich nur

hier hergekommen?

Mein Leben sollte das Zeugnis eines

ewig Wahnsinnigen sein,

von all der Leidenschaft schon halb

aufgefressen, ein Feind der Allgemeinheit,

vollkommen kaputt und zerstört,

aber doch irgendwie glücklich. Und nun

sitze ich hier und sehe mir selbst dabei

zu, wie ich mich allein in der Dunkelheit

betrinke.

Ich bin einer von ihnen, ein Idiot unter

Tausenden, der harmlose Nachbar von

nebenan, verwechselbar auf der Straße,

vollkommen austauschbar und verzichtbar.

Ach, zum Teufel damit!

Immerhin lebe ich noch.

Das können längst nicht alle von sich behaupten.

Statt also an die Unausweichlichkeit des

Todes zu denken, schenke ich mir lieber

ein neues Glas ein und bewundere die feinen

Luftbläschen, die so eifrig an die Oberfläche

sprudeln. Wer wird sich denn aufregen,

wenn es doch so viel Schönheit zu sehen gibt?

Ich will verdammt sein, wenn die da draußen

es schaffen, dass ich irgendwann

aufstecke – das könnt ihr vergessen.

Ich werde das Feld niemals den

gesichtslosen Geiern überlassen.

Die geflügelten Ungeheuer kommen aus

der Dunkelheit der Nacht und fliegen

an meiner Zimmerdecke entlang.

Doch das ganz in Gold getränkte Glas

gibt mir zu verstehen, dass es

keinen Grund gibt, zu zweifeln.

Ich muss mich nur daran erinnern,