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In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Buch komplett gelesen zu haben.
Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert.
Inhalt:
- Schnellübersicht
- Autor: Leben und Werk
- ausführliche Inhaltsangabe
- Aufbau
- Personenkonstellationen
- Sachliche und sprachliche Erläuterungen
- Stil und Sprache
- Interpretationsansätze
- 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen
NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen
NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung
Layout:
- Randspalten mit Schlüsselbegriffen
- übersichtliche Schaubilder
NEU: vierfarbiges Layout
In seinem ersten Roman
In Der zerbrochene Krug zeigt durch einen korrupten Richter als Protagonisten auf, wie sehr das Funktionieren der Gerichtsbarkeit von der moralischen Integrität ihrer Vertreter abhängt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 201
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Heinrich von Kleist: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Eilfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Letzter Auftritt
Variant
3.3 Aufbau
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Adam, der Dorfrichter
Walter, der Gerichtsrat
Licht, der Schreiber
Frau Marthe Rull
Eve, ihre Tochter
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
3.8 Schlüsselszenenanalysen
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 ***
Aufgabe 5 **
Aufgabe 6 ***
Lernskizzen und Schaubilder
Literatur
Zitierte Ausgaben
Weitere Ausgaben
Lernhilfen und Kommentare für Schülerinnen und Schüler
Sekundärliteratur
Sonstige Literatur
Verfilmungen
Damit sich alle Leser:innen in unserem Band rasch zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.
Im zweiten Kapitel beschreiben wir Kleists Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:
Heinrich von Kleist wurde 1777 in Preußen geboren, führte meist ein unstetes Leben und beging 1811 Selbstmord.
Die Zeit ist geprägt von den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution sowie von den Napoleonischen Kriegen. Preußen führt nach der Niederlage von 1806 Reformen durch, und im Kampf gegen Napoleon entsteht ein deutsches Nationalbewusstsein.
Der zerbrochne Krug ist eines von zwei Lustspielen Kleists und zugleich eine der berühmtesten deutschen Komödien überhaupt. Zahlreiche Themen und Motive aus Kleists Gesamtwerk kehren in diesem Gerichtsdrama wieder.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation:
Kleist schrieb zwischen 1802 und 1806, parallel zu anderen Werken, eine erste Fassung des Zerbrochnen Krugs, die 1808 in Weimar uraufgeführt wurde. Die von Goethe besorgte Aufführung war ein Misserfolg. Für die Buchausgabe, die 1811 erschien, überarbeitete Kleist den Text noch einmal stark.
Als Quellen dienten ihm neben einem Gemälde u. a. Sophokles’ König Ödipus und Werke zeitgenössischer Dichter, v. a. Goethes und Schillers.
In dem niederländischen Dorf Huisum erscheint der Gerichtsrat Walter mit dem Auftrag, die Justiz auf dem Land zu prüfen und zu verbessern. Der Dorfrichter Adam befindet sich jedoch an diesem Morgen in einem schlechten Zustand, er ist verletzt und hat seine Perücke verloren. Unter Walters Aufsicht leitet er einen Prozess, in dem es um einen zerbrochenen Krug geht. Frau Marthe Rull beschuldigt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, den Krug bei einem nächtlichen Besuch in Eves Zimmer zertrümmert zu haben. Ruprecht jedoch behauptet, ein anderer Mann sei bei Eve gewesen, und beschimpft diese als Hure. Eve jedoch schweigt zu den Vorgängen. Der Richter indessen hat offenbar etwas zu verbergen und ist bemüht, den Prozess so schnell wie möglich abzuschließen. Als eine neue Zeugin, Frau Brigitte, mit einer Perücke erscheint, gerät nun Adam in Verdacht, der Täter zu sein. Der Gerichtsschreiber Licht, der selber gerne Dorfrichter werden will, verrät Adam, indem er dessen widersprüchliche Geschichten über den Verlust seiner Perücke offenlegt. Als Adam dann Ruprecht als Täter verurteilt, bricht Eve ihr Schweigen und beschuldigt den Richter, dieser sei selber der Täter. Adam flieht aus dem Gericht, Eve erzählt, Adam habe sie mit einem Attest erpresst, das Ruprecht vom Militärdienst befreien sollte, und sie in der Nacht besucht. Sie habe befürchtet, dass Ruprecht nach Ostindien muss. Walter bestreitet, dass die Armee nach Asien verschickt werde, und will Ruprecht, falls doch, vom Militärdienst freikaufen. Adam wird als Dorfrichter suspendiert und Licht als sein Nachfolger eingesetzt.
Das Lustspiel schließt mit der Figur des Dorfrichters und dem mitunter derben Wortwitz eher an die Tradition der altgriechischen Komödie bzw. des Satyrspiels an als an die Tradition der Aufklärung, welche die Gattungsbezeichnung „Lustspiel“ zunächst annehmen lässt. Eigentlich handelt es sich beim Zerbrochnen Krug um ein Schein-Lustspiel, in dem die Konflikte nur oberflächlich gelöst werden, unterschwellig aber in Kraft bleiben. Darauf weisen auch die geradezu parodistische Einhaltung aristotelischer Regeln sowie die Anzahl der 13 Auftritte hin, die eine symbolische Bedeutung hat. Der Aufbau lehnt sich zudem an den sechsstufigen Aufbau von Sophokles’ Tragödie König Ödipus an.
Die Hauptpersonen sind
Adam, der Dorfrichter:
verkörpert den Menschen im Allgemeinen,
widersprüchlicher und tragikomischer Charakter,
verantwortungsloser und korrupter Genussmensch,
einsam und zugleich triebhaft und erfindungsreich,
Walter, der Gerichtsrat:
repräsentiert den modernen Staat,
wichtigster Gegenspieler des Dorfrichters,
vertritt die Ideen der Aufklärung,
Formalitäten sind ihm wichtiger als das Menschliche,
Licht, der Schreiber:
verkörpert die Aufklärung, aber auch das Böse,
der zweite wichtige Gegenspieler des Dorfrichters,
profitiert wie Adam von Betrügereien im Amt,
gebildet und redegewandt, aber auch ehrgeizig und illoyal,
Frau Marthe Rull:
führt die Gruppe der Dorfbewohner an,
tatkräftige, dem praktischen Leben zugewandte Frau,
temperamentvoll und aufbrausend,
ausschließlich um die Ehre der Familie, nicht aber um das Wohl ihrer Tochter besorgt,
Eve, ihre Tochter:
ihr Name spielt auf Eva, die Urmutter der Menschheit, an,
hat ihre Unschuld verloren,
liebt Ruprecht, will ihn vor dem Militär bewahren, wird aber von Adam erpresst,
muss als unschuldig erscheinen, damit Walter ihr hilft.
Wir stellen diese Hauptpersonen und ihre Beziehungen untereinander ausführlich vor.
Der zerbrochne Krug ist in Blankversen abgefasst, verwendet also den Vers eines Dramas im Stil der Weimarer Klassik. Konterkariert wird dies aber dadurch, dass der Sinn des Blankverses parodistisch vorgeführt wird, indem die Figuren zum Beispiel häufig zu derben Flüchen neigen, aneinander vorbeireden, sich missverstehen und absichtlich lügen und vertuschen. Das Ideal der Weimarer Klassik wird so ad absurdum geführt. Hinzu kommen zahlreiche Wortspiele, Zwei- und Mehrdeutigkeiten sowie obszöne Anspielungen, die den allgemeinen Eindruck einer Verwirrung mit Hilfe der Sprache nur noch verstärken. Insbesondere die Bereiche der Religion und der Justiz sind dabei Ziele der Verspottung.
Die Forschung zu Kleists Zerbrochnem Krug hat sich in den letzten drei Jahrzehnten hauptsächlich mit folgenden Aspekten bzw. Fragen befasst:
die Komödie als Kritik am Rechtswesen bzw. der Gesellschaft im Allgemeinen,
die zwiespältigen Rollen Lichts, Walters und Eves und die Frage nach der Wahrheit,
die symbolische Bedeutung des zerbrochenen Krugs.
Heinrich von Kleist
(1777–1811) © picture alliance / Heritage Images | The Print Collector/Heritage Images
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1777
Frankfurt/O.
18. Oktober: Geburt von Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist als ältestem Sohn des Stabskapitäns Joachim Friedrich von Kleist und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz. Kleist hat sechs Geschwister, darunter die beiden älteren Halbschwestern Wilhelmine und Ulrike, von denen Ulrike ihm später besonders eng verbunden ist.
1788
Frankfurt/O. Berlin
18. Juni: Tod des Vaters. Kleist wird nach Berlin in eine Privatschule gegeben.
10
1792
Potsdam
20. Juni: Konfirmation. Danach Eintritt als Gefreiterkorporal ins Garderegiment.
14
1793
Frankfurt/Oder
3. Februar: Tod der Mutter.
15
Frankfurt/Main
März: Kleist reist zu seinem Regiment nach Frankfurt am Main.
Mainz
Von April bis Juli nimmt er an der Belagerung der Stadt Mainz teil (Erster Koalitionskrieg gegen Frankreich). Er liest Werke Christoph Martin Wielands und schreibt sein erstes Gedicht Der höhere Frieden.
1795
Osnabrück
März: Verlegung des Garderegiments nach Osnabrück.
17
1798
Potsdam
Mai bis Juni: Rückmarsch in die Potsdamer Garnison. Kleist widmet sich verstärkt seinen geistigen und musischen Interessen.Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden (erschienen 1799).
20
1799
Potsdam
Kleist erbittet und erhält den Abschied vom Militär.
21
1800
Frankfurt/Oder
Kleist beginnt ein Studium an der Universität Frankfurt an der Oder (Physik, Mathematik, Kulturgeschichte, Naturrecht und Latein). Verlobung mit Wilhelmine von Zenge, einer Tochter des Frankfurter Garnisonschefs.
22
Berlin
Im Sommer Abbruch des Studiums. Aufenthalt in Berlin.
Würzburg
September und Oktober: Reise nach Würzburg.
1801
Berlin
Anfang des Jahres: existenzielle Krise, ausgelöst durch philosophische Studien („Kant-Krise“). Entschluss, mit der Halbschwester Ulrike für ein Jahr nach Frankreich zu gehen.
23
Dresden
Unterwegs Aufenthalt in Dresden.
Paris
Dort und in Paris (Juli bis November) wendet sich Kleist endgültig der Kunst zu.
24
Bern
Ohne Ulrike reist Kleist weiter in die Schweiz und trifft Ende des Jahres in Bern ein.
1802
Thuner See
Kleist unternimmt den Versuch, am Thuner See als Landwirt zu leben. Er schreibt sein erstes Drama Die Familie Ghonorez (späterer Titel: Die Familie Schroffenstein), arbeitet an dem Drama Robert Guiskard (Fragment) und entwickelt den Plan zum Lustspiel Der zerbrochne Krug. Mai: Auflösung der Verlobung mit Wilhelmine von Zenge.
24
Bern
Kleist will die Schweiz verlassen. Ulrike holt ihn ab.
Oßmannstedt bei Weimar
Gemeinsame Reise mit Ludwig Wieland, dem Sohn des berühmten Schriftstellers, nach Weimar. Kleist verbringt den Rest des Jahres bei Wieland.
25
1803
Oßmannstedt
Wieland bestärkt Kleist in seinen schriftstellerischen Ambitionen.
25
Bern
Die Familie Schroffenstein erscheint anonym in der Schweiz.
Dresden
Von April bis Juli ist Kleist wieder in Dresden. Dort beginnt er mit der Arbeit am Drama Amphitryon und schreibt weiter am Zerbrochnen Krug und an Robert Guiskard. Anschließend bricht er zu einer weiteren längeren Reise ins Ausland (Schweiz, Italien, Frankreich) auf.
Paris
In Paris verbrennt er das Manuskript des Robert Guiskard.Die preußischen Behörden beordern ihn zurück in die Heimat.
Mainz
Auf der Rückreise bricht Kleist in Mainz gesundheitlich zusammen. Mehrmonatiger Aufenthalt im Haus des Arztes und Schriftstellers Georg Wedekind.
1804
Graz
9. Januar: Uraufführung der Familie Schroffenstein in Graz.
26
Berlin
Anfang Juni: Rückkehr nach Berlin.
1805
Berlin Königsberg
Arbeit im Berliner Finanzdepartement und ab Mai Aufenthalt in Königsberg zur weiteren Ausbildung. Ulrike von Kleist zieht zu ihrem Bruder und bleibt bis Frühjahr 1806.
27
1806
Königsberg
Im August erhält Kleist auf eigenen Antrag einen sechsmonatigen Urlaub. Er beendet den Zerbrochnen Krug und arbeitet am Drama Penthesilea. Im Oktober wird Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt von Napoleon vernichtend geschlagen. Der Hof flieht nach Königsberg.
28
1807
Berlin
Januar: Reise in Begleitung verabschiedeter Offiziere nach Berlin.
29
Joux bei Pontarlier
Die Reisenden werden dort als vermeintliche Spione verhaftet und in die Jura-Festung Fort de Joux gebracht.
Châlons-sur-Marne
April: Verlegung in das Kriegsgefangenenlager Châlons-sur-Marne.
Dresden
Im Mai veröffentlicht Adam Müller in Dresden das Lustspiel Amphitryon, das er zusammen mit einem Manuskript des Zerbrochnen Krugs an Goethe in Weimar schickt. Juli: Nach dem Frieden von Tilsit kommt Kleist frei.
Dresden
Danach lebt er als freier Schriftsteller in Dresden. Mit Adam Müller versucht Kleist, eine Buchhandlung und einen Verlag zu gründen. Das Unternehmen scheitert jedoch. Im September erscheint die Erzählung Jeronimo und Josephe (späterer Titel: Das Erdbeben in Chili) in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände.
Die Penthesilea wird fertig. Gegen Ende des Jahres bereiten Kleist und Müller die Herausgabe einer Monatsschrift Phöbus. Ein Journal für die Kunst vor.
30
1808
Dresden
Im Februar erscheint im Phöbus die Erzählung Die Marquise von O... Im Laufe des Jahres erscheinen in der Zeitschrift Fragmente aus weiteren Werken Kleists: aus Penthesilea, dem Zerbrochnen Krug, Robert Guiskard, dem neu entstandenen Drama Das Käthchen von Heilbronn und der Erzählung Michael Kohlhaas.
30
Weimar
2. März: Die Uraufführung des Zerbrochnen Krugs unter der Leitung Goethes wird zu einem Misserfolg.
Dresden
Kleist lernt den romantischen Dichter Ludwig Tieck kennen, der nach Kleists Tod als Erster dessen Werke herausgeben wird. Auf die Nachricht antinapoleonischer Aufstände hin beginnt Kleist, das Drama Die Hermannsschlacht zu schreiben. Buchausgabe der Penthesilea.
1809
Dresden
Januar: Kleist stellt die Hermannsschlacht fertig (veröffentlicht 1821). Februar: Der Phöbus wird aufgrund finanzieller Schwierigkeiten eingestellt. In der ersten Hälfte des Jahres entstehen patriotische Gedichte und Prosa.
31
Österreich
Österreich erklärt Frankreich den Krieg. Kleist bricht mit dem Historiker Friedrich Christoph Dahlmann nach Österreich auf und liefert Geheimberichte vom Kriegsgeschehen.
Prag
Ab Ende Mai halten sich Kleist und Dahlmann in Prag auf, wo Kleist ein patriotisches Wochenblatt Germania herausgeben will. Da die Franzosen im Sommer militärisch wieder die Oberhand gewinnen, scheitert der Plan.
Berlin
Ende November: Rückkehr über Frankfurt an der Oder nach Berlin.
32
1810
Wien
17. März: Uraufführung des Käthchens von Heilbronn im Theater an der Wien. Ende September erscheinen im Verlag von Georg Reimer das Käthchen von Heilbronn und der erste Band der Erzählungen, der die Erzählungen Michael Kohlhaas, DieMarquise von O… und Das Erdbeben in Chili enthält.
32
Berlin
Ab Oktober: Herausgabe der Berliner Abendblätter, in denen Kleist auch eine Reihe eigener kleinerer Arbeiten veröffentlicht: Anekdoten, Erzählungen (z. B. Das Bettelweib von Locarno und Die heilige Cäcilie oder Die Gewalt der Musik) und Aufsätze (z. B. Über das Marionettentheater).
33
1811
Berlin
Februar: Buchausgabe des Zerbrochnen Krugs. Im März und April erscheint die Erzählung Die Verlobung (späterer Titel: Die Verlobung in St. Domingo) in dem Unterhaltungsblatt Der Freimüthige. Ende März: Letzte Ausgabe der Berliner Abendblätter nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit der preußischen Regierung. Juni: Kleist bietet Reimer das Stück Prinz Friedrich von Homburg (erschienen 1821) an. Im August erscheint bei Reimer der zweite Band der Erzählungen, der auch die bis dahin unveröffentlichten Texte Der Findling und Der Zweikampf enthält.
33
Im Herbst vertieft Kleist seine Beziehung zu der verheirateten und krebskranken Henriette Vogel (geb. 1780), die er wohl bereits seit 1809 kannte. Sie möchte gemeinsam mit ihm sterben.
34
Wannsee
Am Nachmittag des 21. November erschießt Kleist am Kleinen Wannsee bei Berlin zuerst Henriette Vogel und dann sich selbst.
Zusammenfassung
Wichtig für das Verständnis von Kleists Drama sind
die Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution,
die Napoleonischen Kriege und die Niederlage Preußens 1806,
die preußischen Reformen seit 1807,
das entstehende Nationalgefühl in Deutschland.
Die Zeit, in die Heinrich von Kleist hineingeboren wurde, war eine Zeit grundlegender gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Veränderungen. Die Ideen der Aufklärung stellten die absolutistische Ständegesellschaft sowie die Herrschaft der Kirche in Frage und riefen bei vielen Gebildeten, vor allem im Bürgertum und im niederen Adel, den Wunsch nach sozialen und politischen Veränderungen hervor. Oft wiederholte Forderungen etwa waren die durch die natürliche Gleichheit aller Menschen begründete Gleichheit vor dem Gesetz, die Emanzipation benachteiligter Bevölkerungsgruppen und politische Mitbestimmung des Bürgertums.
In Frankreich wurden im Zuge der 1789 ausgebrochenen Revolution der Absolutismus und die feudale Ständegesellschaft abgeschafft, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789 versprach jedem Bürger Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz, Recht auf Eigentum und demokratische Mitbestimmung. Die europäischen Großmächte, vor allem Österreich und Preußen, mussten fürchten, dass die Revolution über die Grenzen Frankreichs ausgreifen könnte. Von 1792 bis 1815 führten sie fast ununterbrochen und in wechselnden Koalitionen Krieg gegen Frankreich, das seit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November) 1799 von Napoleon Bonaparte (seit 1804 als Napoleon I. Kaiser der Franzosen) regiert wurde.
Innerhalb weniger Jahre veränderte Napoleon mit seinen Kriegen die Landkarte Europas. Nachdem bereits 1803 viele kleine Territorien innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verschwanden und den mittelgroßen Staaten zugeschlagen worden waren, führte die Gründung des Rheinbunds und das nun auch formal besiegelte Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 zu grundlegenden politischen und sozialen Veränderungen auch in Deutschland. In den von Frankreich abhängigen Staaten, wie zum Beispiel in dem neugeschaffenen Königreich Westfalen, wurden das feudale System abgeschafft und bürgerliche Reformen durchgeführt.
Der Code civil (oder Code Napoléon), das erste bürgerliche Gesetzbuch, wurde in diesen Staaten eingeführt; er revolutionierte das bisherige Rechtssystem, indem er das Recht vereinheitlichte, die Unabhängigkeit der Gerichte garantierte, für Rechtssicherheit und öffentliche Rechtsprechung sorgte und dem Grundsatz der Gleichheit aller vor dem Gesetz sowie dem Schutz und der Freiheit des Individuums und des Eigentums Geltung verschaffte.
Nach der für Preußen vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 und dem Frieden von Tilsit (7. und 9. Juli 1807) wurden auch in Preußen unter der Leitung der Minister Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein und Karl August Fürst von Hardenberg eine Reihe von Reformen durchgeführt, deren wichtigster Zweck die Neukonstituierung des preußischen Staates war. Das Oktoberedikt von 1807 hob die Erbuntertänigkeit der Bauern auf und gewährte allen Untertanen des preußischen Königs die Freiheit der Berufswahl und das Recht auf freien Eigentumserwerb. Die preußischen Reformen, wie dann auch die Heeres-, die Verwaltungs- und die Bildungsreformen, erfüllten Forderungen des Bürgertums und begünstigten die Entwicklung eines deutschen Nationalbewusstseins, das sich gegen die zunehmend als Tyrannei empfundene französische Fremdherrschaft richtete.
Die Heeresreform etwa sollte die teilweise bestehenden Schranken zwischen Armee und Gesellschaft beseitigen (Abschaffung des Adelsprivilegs für Offiziere, Einführung des Leistungsprinzips, Selbstverantwortlichkeit der Offiziere, Reform der Militärjustiz); so hoffte man, die Armee auf den Patriotismus der Staatsbürger aufbauen zu können.
Ermuntert durch den 1808 ausgebrochenen Volksaufstand in Spanien, wurde auch in Preußen der Ruf nach einer Befreiung von der napoleonischen Herrschaft laut, wobei man sich seinerseits der revolutionären Parolen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bediente und die während der Französischen Revolution entstandene Idee des Volkskrieges übernahm, welche auf die vollständige Vernichtung des Feindes abzielte. König Friedrich Wilhelm III. verhielt sich jedoch zögerlich und versuchte eigenmächtige Aktionen, wie etwa diejenige des Freikorps Schill, gegen die französischen Besatzer zu verhindern und stellte solche Gehorsamsverweigerungen unter Strafe. Auch der Krieg Österreichs gegen Frankreich (1809) mit den anfänglichen Erfolgen der Österreicher (Schlacht bei Aspern), wovon auch Kleist sich ein Signal für eine Volkserhebung in ganz Deutschland versprach, veranlasste den preußischen König nicht dazu, sich einem Befreiungskampf anzuschließen, zu dem es erst 1813, nach der Niederlage Napoleons in Russland, kam. Der Frieden von Schönbrunn (Oktober 1809) führte im Gegenteil zunächst zu einer größeren Abhängigkeit der deutschen Staaten von Frankreich.