Der Zwerg Nase - Theodor Nebl - E-Book

Der Zwerg Nase E-Book

Theodor Nebl

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Beschreibung

Mit diesem Märchenbuch, so wunderfein, soll euch Folgendes berichtet sein: Ein Kraut mit Zauberkraft hat Zwerg Nases Befreiung geschafft. Durch Fragen, von einer Fee gestellt, der falsche Prinz sofort auffällt. Der kleine Muck, der stets belacht, durch bestandene Abenteuer Anerkennung schafft. Peter Munk lässt sich mit Waldgeistern ein, bekommt darum ein Herz aus Stein. Ein schwarzes Pulver ist schuld daran, dass ein Kalif zu einem Storche werden kann. Lest die Märchen, die so schön, Der Spannung werdet ihr nicht widerstehn!

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Inhaltsverzeichnis

Der Zwerg Nase

Jacobs Begegmmg mit der hässlichen alten Frau

Jacobs Traum

Jacobs Verzauberung

Jacob erkennt, dass er ein hässlicher Zwerg geworden ist

Zwerg Nase wird der Koch des Herzogs

Zwerg Nase lernt die Gans Mimi kennen

Die Pastete Souzeraine

Mimis Hife und das glückliche Ende

Das Märchen vom falschen Prinzen

Labakan, der Schneidergeselle, der gern ein Prinz wollt' sein

Omar, ein richtiger Prinz, erzählt seine Geschichte

Labakans Betrug

Omar kämpft um sein Recht

Der Zweifel an dem falschen Prinzen

Eine Fee hilft, den Fall zu lösen

Der Betrug fliegt auf und das glückliche Ende

Die Geschichte vom kleinen Muck

Der kleine Muck wird verspottet

Vaters Geschichte über den kleinen Muck

Frau Ahavzis Katzen

Pantoffeln und Stöckchen

Der Wettlauf

Das Stöckchen und der Schatz

Der kleine Muck wird bein König angezeigt

Muck erklärt dem König das Geheimnis der Pantoffeln und des Stöckchens

Die Wirkung der Feigen

Mucks Rache

Der kleine Muck erhält seine Pantoffeln und das Stöck zurück und belehrt den König

Das Ende

Das Kalte Herz

Die Schwarzwälder und ihre Waldgeister

Peter Munks Frust

Des Schwarzwaldes Sagen

Der Holländer-Michel

Das Glasmännchen

Was Peter Munk aus den erfüllten Wünschen macht

Peters Handel mit den Holländer Michel

Peters kaltes Herz

Wie Peter mit Hilfe des Glasmännchens den Holiänder-Michel überlistet

Peter bereut und wird glücklich

Die Geshichte vom Kalif Storch

Der seltsame Handel

Das Storchenabenteuer

Die schrecklichen Folgen

Die Rettung naht

Die furchtbare Rache und das glückliche Ende

Der Zwerg Nase

Jacobs Begegmmg mit der hässlichen alten Frau

I n einer schönen deutschen Stadt,

vor langer Zeit ein Schuster

mit seinem Weib und Sohn,

redlich und fromm gelebet hat.

Der Schuster flickt’ Pantoffeln und auch Schuh’,

an jedem Tag, das tat er immerzu.

Auch neue Schuhe hat er gern gemacht,

wenn jemand dazu

einen Auftrag ihm gebracht.

Vorräte legt er keine an, er war zu arm,

darum er keine kaufen kann!

Auch Gesellen stellte er nicht ein,

denn die knappe Arbeit schaffte er allein.

In einem Garten hinter dem Haus

säte des Schusters Frau gern

Kräutlein und Gemüse aus.

Die Pflanzen pflegte sie,

und hat sie auf den Markt gebracht,

und damit manch’ Geschäft gemacht.

Ihr kleiner Sohn, der Jacob hieß,

sie nie zum Markte alleine gehen ließ.

Er half der Mutter beim Verkauf,

und rief all’ ihre Waren auf,

um den Kunden zu verkünden,

welch’ Kraut und welch’ Gemüse,

sie an ihrem Stande finden.

Auch half den Käufern er beim Tragen,

wenn sie höflich danach fragten.

Manch’ Pfennig und manch’ Stückchen Brot,

bekam er oft als Lohn dafür,

wenn er die Ware trug, bis an die Tür,

das half auch lindern ihre Not.

Doch eines Tages früh um acht,

hat eine seltsame Frau

einen Besuch an ihrem Stand gemacht.

In all’ den Jahren, da sie auf dem Markte stehn,

haben sie die Alte noch nie gesehn.

Ihr kleines, spitzes Gesicht war von Furchen voll,

die roten Augen fand wohl keiner toll.

Die Nase war gebogen, lang, bis an das Kinn.

Bis dort wächst gewöhnlich keine Nase hin.

Ihr Gang war seltsam anzusehn.

Sie rutschte, hinkte und wankte,

als würden sich an ihren Füßen Räder drehn.

An Jacobs Stand, da blieb sie stehn.

»Seid ihr Hanne, die Gemüsehändlerin?«,

fragte das Weib, und schüttelte ihr Köpfchen hin und her.

»Ja, die bin ich!«, antwortete die Schusterfrau,

»wär’ euch gern gefällig, bitte sehr!«

»Wollen sehn, wollen sehn!

Ich würde gar zu gern verstehn,

ob du Kräutlein hast, die ich kann gebrauchen.

Kräutlein schauen, Kräutlein schauen,

hab’ zu dir nicht groß Vertrauen!«

Mit ihren schmutzigen, braunen Händen

grapschte sie die Kräutlein an.

Hebt mit den dünnen Spinnenfingern,

sie an ihre lange Nas’ heran.

Beschnuppert und beroch sie gleich,

die Schusterfrau ward furchtbar bleich:

Wer will meine Kräutlein

nach dieser Tortur noch haben?

Das musst’ die Händlerin sich fragen.

Doch Warenprüfung war der Alten Recht!

Nur wie sie’s tat, das war sehr schlecht!

Als die Bemusterung war vorbei,

hatt’ ein vernichtendes Urteil sie verkündet,

das war der Hanne nicht einerlei:

»Schlechtes Zeug, schlechtes Kraut,

vor fünfzig Jahren hat das besser ausgeschaut!«

Diese Rede mochte Jacob nicht ertragen,

und schon hörte man ihn sagen:

»Erst fährst du mit deinen garstigen Fingern

in unsere frischen Kräuter hinein,

quetscht und zerrupfst sie,

das war gar nicht fein!

Steckst deine feuchte Nase in das schöne Kraut,

kein Mensch es kauft, der das geschaut!

Und dann schimpfst du noch,

die Ware wäre schlechtes Zeug gewesen!

Grad hat der Koch des Herzogs seine Kräutlein ausgelesen.

Er kauft alles Gemüse bei uns nur ein,

dem Herzog schmeckts, nur du musst garstig sein!«

Die Alte schielte den Knaben an,

lachte widerlich und sprach sodann:

»Söhnchen, Söhnchen, also gefällt dir

meine schöne lange Nase,

die mir der Herrgott gab.

Sollst auch so eine haben,

die hängt dann über dein Kinn herab!«

Grapschte nach dem Kohl, der weiß und fest,

schmiss achtlos ihn in ihren Korb:

»Schlechte Ware, schlechter Kohl,

weiß nicht, ob ich ihn kaufen soll!«

Das gab dem Jacob dann den Rest:

»Wackelst garstig mit dem Kopfe hin und her,

ist er für deinen dünnen Hals zu schwer?«

»Dünne Hälse magst du nicht?

Passen nicht in dein Gesicht!

Sollst bald keinen Hals mehr haben,

Kopf auf deinen Schultern tragen,

der nicht fällt vom kleinen Körperlein,

kannst wie ich so hässlich sein!«

Die Mutter griff ein:

»Schwatzt nicht so dummes Zeug mit meinem Sohn,

Angst und Bange wird ihm schon!

Sputet euch und kaufet ein,

muss nun dem nächsten Kunden verfügbar sein!«

»Sechs Kohlköpfe werde ich kaufen,

und dann getrost nach Hause laufen.

Jacob soll sie mir gleich tragen,

will ihn bitten drum und fragen.

Wird dabei er sich nicht schonen,

werde ich ihn reich belohnen!«

Der Kleine weinte, wollte nicht mit ihr gehen,

und das kann man auch verstehen.

Weil er fürchtet’ sich so sehr,

wird der Kohl ihm ja so schwer!

Die Mutter hatt’ es aber für Unrecht gehalten,

nicht behilflich zu sein,

der gebrechlichen Frau, der alten!

So trug Jacob ihr den Korb mit dem Kohl nach Haus.

Woll'n sehn, was sich nun entwickelt daraus.

Jacobs Traum

Die Alte sprach:

»Mache es dir auf dem Sofa gemütlich,

und halte dich an der Suppe,

die ich dir koche, nun auch gütlich.

Die Menschenköpfe waren schwer,

die du trugst für mich hierher!«

»Aber Frau, wie wunderlich könnt ihr das sagen?

Kohlköpfe hab’ ich doch für euch getragen.

Menschenköpfe waren nicht im Korbe drin,

die kann man auf dem Markt nicht kaufen,

das macht auch wirklich keinen Sinn!«

Doch als die Alte aus dem Korbe

einen Menschenkopf hervorgebracht,

hat Jacob an die Mutter nur gedacht.

Sollt’ die Alte jemals davon Kenntnis geben,

wird die Mutter nicht mehr lange leben!

Der Richter würde sie sofort anklagen,

und ein hartes Urteil ihr dann sagen.

»Eine Weile musst du dich gedulden,

das Süppchen, das ich koche,

begleicht dann meine Schulden.

Ein Leben lang denkst du dann daran,

was diese Suppe bewirken kann!«

Sie pfeift! Meerschweinchen und

Eichhörnchen erschienen,

angetreten, um der Alten zu dienen.

Sie waren in Küchenschürzen

und weiße Kochmützen gekleidet.

So mancher Koch sie darum beneidet.

Pfannen, Schüsseln, Eier, Butter, Mehl,

trugen sie herbei sehr schnell.

Und auch Kräutlein, wunderfein,

kamen in die Suppe rein.

Wer sie riecht, der schläft gleich ein.

»So Söhnchen, die Suppe ist gar,

verkoste sie, mir schmeckt sie wunderbar.

Wenn du sie dann aufgegessen,

dann hast du all’ das auch besessen,

was dir an mir so sehr gefiel.

Dieses ist der Suppe Ziel!

Sollst ein geschickter Koch auch werden,

hochberühmt auf dieser Erden.

Doch das Kräutlein findest du nie mehr,

das auch deine Mutter nicht besessen,

und das freut mich gar so sehr!«

Alles, was seine Mutter ihm gekocht,

hat er immer sehr gemocht.

Doch die Suppe, die ihm nun kredenzt,

geschmacklich an 'unübertrefflich' grenzt!

Kaum hatte Jacob die Suppe aufgegessen,

begann auch schon sein großes Vergessen.

Arabischer Weihrauch ward angezündet,

wodurch der Junge tiefen Schlaf gleich findet.

Er träumte, er ward ausgezogen,

und in ein Eichhörnchenfell gesteckt.

Nun konnt’ er hohe Sprünge machen,

den Jacob hat er im Traume nicht entdeckt!

Im Traum versah er Dienste bei der Alten

mit Eichhörnchen und Meerschweinchen,

die gesittete Leute waren, und ihn niemals schalten

und die wie er, als Diener galten.

Zuerst wurde er als Schuhputzer eingesetzt,

nichts daran hatte ihn verletzt.

Schuhe und Pantoffeln der Alten wurden geputzt

und dazu pflegende Öle benutzt.

Bei Vater schon hatt’ er das gelernt,

den Schmutz von allen Schuhen entfernt.

Jacob träumte immer fort,

realisierte feinere Geschäfte am nämlichen Ort.

Sonnenstäubchen fing er ein,

sie sollten Zutaten für das Brot der Alten sein.

Als er das zweite Jahr verbracht,

als Wasserträger er sich nützlich macht.

Mit Haselnussschalen wurde Tau aus Rosen gewonnen.

Das hat die Alte als Trinkwasser zu nutzen begonnen.

Nach einem weiteren Jahr, ward er zum Diener bestellt.

Der innere Dienst im Hause war nun seine Welt.

Böden musst er reine machen,

blinkend fein, und noch viele andere Sachen.

Im vierten Jahre seiner Fron

lief er natürlich nicht davon.

Nach langer Prüfung wurd’ er der Küche zugeteilt,

hier er die Karriereleiter gleich nach oben eilt.

Bis er die allerschwierigsten Sachen

von allen Köchen, konnt’ am besten machen.

Pasteten aus zweihundert Essenzen waren dabei,

und Kräutersuppen aus der Erde Kräuterallerlei.

So träumte er, dass auch das siebte Jahr

im Dienste der Alten bald vergangen war.

Als sie eines Tages ausging, hat sie ihm befohlen,

ein Hühnchen aus dem Stall zu holen.

Er sollt’ es schlachten und rupfen fein,

mit Kräutern sollt’ gefüllt es sein.

Sodann gegrillt, bis es schön braun.

Vor dem Essen wollt’ sie es beschaun.

Nach den Regeln aller Kochkünste sollte das geschehn.

Unter diesem Label, konnte bei ihr gar nichts gehn!

So dreht’ er dem Hühnchen den Kragen um,

brüht es mit heißem Wasser, um und dumm,

riss ihm alle Federn aus,

schabt die Haut,

und nahm die Eingeweide ihm heraus.

Sodann fing er mit dem Kräutersammeln an,

damit er das Hühnchen regelgerecht auch füllen kann.

In der Kräuterkammer blieb er vor einem Schränkchen stehn,

das er bisher noch nie gesehn.

Viele Kräuter wurden darin aufgehoben,

deren Gerüche hat er aufgesogen.

Er fand Kräutlein von besonderer Farbe und Gestalt,

die wuchsen wohl in Feld und Wald.

So auch Stängel grün und blau,

mit Blüten rot, weiß es genau,

und dazu noch ein gelber Rand,

wer weiß, wo die Alte diese fand?

Daraus hatte die Alte ihm

einst eine köstliche Suppe gekocht.

Sie hatt’ geschmeckt, er hatt’ sie gemocht.

Als er an allen Kräutlein gerochen,

ist ihm ein Niesen in die Nase gekrochen.

Hap-tschi, hap-tschi, hat er gemacht,

und davon ist er aufgewacht.

Jacobs Verzauberung

»Nein, wie man so lebhaft träumen kann!«,

sprach Jacob sich wohl selber an.

»Ich hätte geschworen, hatt’ es im Sinn,

dass ein berühmter Koch ich geworden bin!«

Wie wird die Mutter lachen,

wenn ich ihr meinen Traum berichte

und auf kein einziges Detail verzichte.

Vielleicht wird sie mich schelten:

Wie kannst du solche Dinge machen?

Noch waren steif vom Schlafe Jacobs Glieder,

den Nacken drehen, konnte er nicht wieder.

Den Kopf nicht recht auch hin und her bewegen,

stieß mit seiner Nase überall dagegen.

Jacob machte sich auf,

ging zur Straße hinaus.

Er musste in der Nähe eines Zwerges sein,

hörte die Rufe von groß und klein:

»Seht euch den hässlichen Zwerg nur an,

ob er mit der langen Nase riechen kann?

Wie tief sein Kopf in den Schultern steckt!

So braune, hässliche Hände

habe ich noch nie entdeckt!«

Er schaute sich den Zwerg nicht an,

wozu auch, es wär’ gewiss nicht wohlgetan.

Lief schnell zum Markt

und ließ sich keine Zeit,

wär’ gern der Mutter hilfsbereit!

Ängstlich war es ihm zumut’,

doch als er seine Mutter wieder sah,

da wurd’s ihm wieder gut.

Aber sie sah blass und traurig aus.

Irgendetwas war wohl geschen,

so richtig gut konnt’s ihr nicht gehen.

Jacob ist hinter sie geschlichen,

hat mit seiner Hand

über ihren Arm gestrichen:

»Ach, Mütterchen, ich bin so froh,

dass ich dich fand!«

Sie dreht’ sich um und schrie vor Schreck;

»Hässlicher Zwerg, hebe dich hinweg!

Solch’ Gaukelei kann ich nicht vertragen!

Von dieser Missgeburt dreht sich mein Magen!«

»Lieb’ Mütterlein, ich bin doch dein Sohn!«

Wegen der Mutter Geschrei,

kamen die Nachbarhändler schon herbei

und jagten den bösen Zwerg davon!

»Du hässlicher Zwerg solltest dich schämen,

die unglückliche Frau noch zu verhöhnen!

Vor sieben Jahren wurde ihr schöner Sohn gestohlen.

Mach dich fort, sonst werden wir dich versohlen!«

Jacob wusste nicht, wie ihm geschah.

Er war doch heute in der Früh,

mit der Mutter auf dem Markte da,

Dann hatte er das alte Weib mit ihren Waren heimgebracht,

bis sie ein Süppchen ihm hat dargebracht.

Und nun sollen es sieben Jahre gewesen sein?

Hässlicher Zwerg nannte ihn sein Mütterlein!

Ihm standen Tränen in den Augen,

er konnt’ den Spuk noch gar nicht glauben:

Nun will ich sehen, ob mich der Vater erkennt?

Schnellen Schrittes er zu dessen Werkstatt rennt.

»Guten Abend Meister«, sprach er ihn an.

»So sagt mir doch, geht es euch gut, ihr fleißiger Mann?«

»Nein, gut geht es mir seit Langem nicht,

werd’ alt, und leide an der Gicht.

Hilfe im Geschäft zu haben,

könnt’ mich erfreun, an allen Tagen!«

»Habt ihr denn kein Söhnchen,

das euch bei der Arbeit helfen kann?«,

sprach Jacob seinen Vater an,

und hoffte, dass er ihn erkennt,

gleich sofort oder irgendwann.

»Ich hatte einen lieben Sohn,

war fleißig sehr, das wusst’ ich schon!

Doch dann ward er mir fortgenommen.

Sieben Jahre ist das her,

er ist nie wieder heimgekommen!

Auf dem Markt ward er gestohlen.

Wir taten alles, um ihn zurückzuholen.

Doch wo er ist, das blieb verborgen,

und uns verließen nie die Sorgen!

Mit einem hässlichen, alten Weibe

war er vom Markte fortgegangen.

Seitdem sind sieben Jahre nun vergangen.

Hat ihr den Kohl nach Haus’ getragen,

den sie bei meiner Frau gekauft.

Als er mit ihr ging, hatte er Angst, das muss ich sagen,

er hat die Haare sich gerauft.

Die Alte ward nimmermehr gesehn,

kannst unser Unglück du verstehn?«

Nur einem greisen Mütterlein,

dem fiel dazu das Folgende ein:

»Es könnte die Fee Kräuterweis gewesen sein,

die alle fünfzig Jahr’ zum Kräuterkauf,

kehrt in unser Städtchen ein!«

Nun war Jacob endlich klar,

dass sein Traum die Wahrheit war.

Als Eichhörnchen diente er der bösen Fee,

sieben Jahr’ im Sonnenschein und auch im Schnee.

Die Meerschweinchen haben ihn

in dieser Zeit Geheimnisse gelehrt.

Dass dabei sieben Jahre vergangen waren,

das hat sein Herz beschwert.

Da fragte ihn sein Vater:

»Könnte euch etwas von meiner Arbeit gefallen?

Vielleicht ein Paar Pantoffeln,

von den vielen allen?

Oder für eure Nase ein Futteral?«

»Wozu brauche ich für meine Nase ein Futteral?

Das frage ich euch allemal.«

»Ein Futteral für eure lange Nase

würde Schmerzen euch ersparen!

Wohl tausendmal schlagt ihr sie euch an,

in ein, zwei Jahren!«

Der kleine Mann fasste seine Nase an.

Den Schreck man kaum beschreiben kann!

Zwei Hände lang war sie und breit,

jetzt war ihm klar,

warum ein jeder, hässlicher Zwerg, nur schreit!

»Schuster, habt ihr einen Spiegel wohl zur Hand?

Die lange Nase ist mir unbekannt.«

»Kein Spiegel liegt bei mir bereit,

ich staune über eure Eitelkeit!

Eure Gestalt ist nicht so, ich sag’s euch im Vertrauen,

um stündlich wohl, in den Spiegel hineinzuschauen.

Geht zum Barbier, der wohnt nebenan,

euch in einen Spiegel, er sicher blicken lassen kann!«

Jacob erkennt, dass er ein hässlicher Zwerg geworden ist

So wie vom Vater vorgeschlagen, hat Jacob es gemacht:

»Barbier, ich komme um von euch

eine Gefälligkeit zu erbitten.

Lasst mich in euren Spiegel blicken!«

»Mit Vergnügen, dort steht er ja,

doch solch ein Kerlchen wie euch,

er wirklich lang schon nicht mehr sah!«

Er lachte, und seine Kunden lachten mit.

Jacob unter diesem Lachen litt!

»Ihr seid ein hübsches Bürschlein,

schlank und fein,

mit einem Hälschen, wie bei einem Schwan,

den schaut ein jeder sich gern’ an,

so zierlich, dünn und klein.

Ein Stupsnäschen, wie eine Königin,

ja, da schaut ein jeder hin!

Ein wenig eitel müsst ihr wohl sein,

sonst fiele es euch bestimmt nicht ein,

in meinem Spiegel euch zu beschaun.

Habt ihr zu eurem Aussehn kein Vertraun?

Seid extra in mein Geschäft gekommen.

Ich hab’ auch freudig aufgenommen.

Denn keiner soll mir sagen,

ich könnte es nicht fassen,

ich hätte euch nur aus Neid,

nicht in meinen Spiegel schauen lassen!«

So brach der Barbier erneut in Gelächter aus,

und macht’ sich einen Spaß daraus!

Der Kleine war indes’ vor den Spiegel getreten,

und sah erschreckt und sehr betreten,

was die böse Fee aus ihm gemacht,

und darum hat er gleich gedacht:

Ja, Mutter, so konntest du deinen

lieben Sohn nicht wiedererkennen,

und bei seinem Namen nennen.

Meine Augen sind so klitzeklein,

gerade so, wie bei einem Schwein.

Die Nase, wie beim Elefant,

sich über Mund und Kinn befand.

Der Kopf sitzt auf den Schultern fest,

er nur mit Schmerz sich drehen lässt,

Der Körper prall, so dick und rund,

auf dünnen Beinchen, ist das gesund?

Die Arme lang, bis an die Hacken,

kann stehend mich in die Füße zwacken.

Die Hände grob und dunkelbraun,

keiner möchte sie anschaun!

Die Finger lang, wie Spinnenbein’,

das kann doch nicht der Jacob sein!

Ein missgestalteter Zwerg war er geworden!

Jetzt dachte er an jenen Morgen,

als das alte Weib

zum Gemüsestand der Mutter kam

und jedes Kräutlein prüfend in die Hände nahm.

All’ das, was ihn an ihr gestört,

hat er nun selbst, wie unerhört:

Die lange Nase im Gesicht,

die braunen Hände mag er nicht.

Die Spinnenfinger, dünn und lang,

na, dafür wirklich vielen Dank.

Den zittrigen Hals hatt’ sie weggelassen,

er hatte keinen, nicht zu fassen!

Der Barbier sprach:

»Nun habt ihr euch lang’ genug angesehn,

selbst einen Traum könnt’ man nicht verstehn,

der einem diese Missgestalt wohl bringt,