Des Neides Brüder - Peer Karlson - E-Book

Des Neides Brüder E-Book

Peer Karlson

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Beschreibung

Der Arzt Francesco Corelli lernt auf einer Party Lydia Sanders kennen und verliebt sich in sie. Schon sehr bald heiraten sie. Doch nach der Hochzeit ist Francesco mit der Untreue seiner Frau konfrontiert. Als Francesco sie in flagranti beim Ehebruch erwischt, reicht er die Scheidung ein. Wenige Tage später wird Lydias Leiche gefunden - und Francesco steht unter Mordverdacht. In einer anderen Stadt absolviert Mirjam Steiner die Krankenpflegeschule. In ihrer Freizeit widmet sie sich der Kirchenmusik. Mirjam hat einen großen Traum, sie will studieren. Unterstützt wird sie bei diesem Vorhaben von ihrem Bruder Gernot und dessen Freund Christian. Nachdem Mirjam Unregelmäßigkeiten am Arbeitsplatz entdeckt, beginnt für sie jedoch eine gefährliche Zeit. Durch Zufall trifft Francesco auf Mirjam …

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Seitenzahl: 375

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2017 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-903067-84-4

ISBN e-book: 978-3-903067-85-1

Lektorat: Lucy Hase

Umschlagfoto: Ron Chapple | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Peer Karlson

www.novumverlag.com

Vorwort

Übersetzung:

Halte dich fern vom Neid!

Seine Freunde sind Verleumdung und zerstörte Freiheit.

O Freundin, erfreue dich an den Freundinnen,

welche dein Freisein nicht zerstören.

Wahre Freunde gibt es nicht viele.

1. Kapitel

In der Innenstadt, im Café Hawelka, saßen einander zwei Männer gegenüber und unterhielten sich angeregt. Beide Mediziner. Der eine, ein hochgewachsener, sportlicher Mann Mitte der Dreißiger, etwas dunkler vom Hauttyp mit fein geschnittenem Gesicht und großen, dunklen Augen, hörte seinem Gegenüber interessiert zu. Sein Gegenüber, Hans Waldenstein, war etwas kleiner, ebenfalls schlank und seine Augen, deren Farbe ein helles Blau zeigten, blickten ruhig in das Gesicht des Zuhörers, während er einwarf: „Aber ich muss dir doch nicht erzählen, wie schwer es ist, interessierte Studenten zu finden. Tempora mutantur, Francesco, und das ist immer mehr fühlbar.“

Der Angesprochene lächelte und fragte: „Warum stört dich das? Der Zeitgeist ist eben ein anderer geworden und das Internet beschleunigt die Schnelllebigkeit eben. Wir sollten diese Dinge nicht werten, sondern nützen.“

Hans nickte nachdenklich und ergänzte: „Möglicherweise sehe ich das tatsächlich zu … einseitig.“

Francesco entgegnete: „Ich kann dich verstehen, aber ich sehe alles doch ein wenig anders. Du weißt, wie sehr mir das englische System bekannt ist, und ich finde die Öffnung in dieser Richtung durchaus begrüßenswert. Allerdings sollte man tatsächlich gezielter vorgehen, damit wären manche Stilblüten von vornherein nicht gegeben.“

Hans schien noch kurz einem Gedanken nachzuhängen, doch dann streckte er sich durch und meinte: „Egal. Wir werden das sowieso nicht ändern können. Erzähl mir doch von deinen neuen Arbeiten. Du erwähntest, du hättest im Immunsystem einige interessante Details genauer unter die Lupe genommen, die dich faszinieren.“

Francesco lächelte: „Es ist noch nicht so weit, dass ich darüber schon vieles erzählen kann.“

Hans verdrehte die Augen und entgegnete: „Natürlich! Du brütest wieder über deinem Projekt, wie eine Henne über ihrem Ei, und dann schreibst du eine Publikation nach der anderen. Wie machst du das nur?“

Francesco hob die Schultern und erklärte: „Du kennst mich, wenn ich von einer Sache begeistert bin, dann gibt es eben nur noch dieses Projekt, und ich kann erst aufhören, wenn ich meine Theorie entweder bestätigt oder ausgeschlossen habe. Im Augenblick muss ich allerdings meine Ideen eher ausschließen und kann kaum etwas von meinen Vorstellungen bestätigen. Darum möchte ich darüber auch nichts erzählen, um keine falschen Theorien in Umlauf zu bringen. Aber es ist faszinierend, was ich mache.“

Hans erkundigte sich interessiert: „Und seit wann bist du wieder in deiner Wissenschaft verloren gegangen?“

Der andere antwortete: „Seit meiner Rückkehr aus der Toskana, das war vor dreieinhalb Wochen, arbeite ich wieder an einigen Hypothesen und hoffe, dass ich mich nicht zu sehr in ein Hirngespinst verlaufen habe.“

Hans nippte von seinem Kaffee, dann erkundigte er sich: „Du bist im Sommer also in Italien gewesen? War das eine Kulturreise?“

Francesco entgegnete kurz: „Nein, ich habe die Weingüter meines Vaters besucht.“

Interessiert wollte Hans wissen: „Du hast Weingüter? Ich dachte, dein Vater hätte dir eine Fabrik hinterlassen.“

Francesco atmete tief durch und entgegnete: „Nun, bei dieser Fabrik war noch einiges an Ländereien dabei.“

Hans zögerte und überwand sich schließlich doch zu fragen: „Es ist jetzt nicht Neugierde, sondern Interesse, wenn ich dich frage, wie deine Bande nach Italien reichen. Empfinde es bitte nicht als aufdringlich.“

Francesco entgegnete ehrlich: „Nein, wenn du mich fragst, stört mich das nicht.“ Er blickte kurz in die Augen seines Gegenübers und erzählte schließlich: „Alles, was ich dir jetzt erzähle, lieber Hans, kennt in Wien nur meine Mutter. Behalte es bitte für dich.“ Nach einer kurzen Pause fuhr Francesco fort: „Mein Vater, Eduardo Corelli, hatte von seinem Vater eine Zuckerraffinerie geerbt, die er nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg wieder ganz von vorne aufbauen hatte müssen. Bald hatte er alle Bauern, die in der Region Zuckerrüben anbauten, unter Vertrag und die Fabrik schrieb Gewinne.

Zudem hatte er von einem Onkel, dessen einziger Sohn im letzten Weltkrieg gefallen war, ein Werk für Automotoren übernommen, das mit namhaften Größen der italienischen Autoindustrie zusammenarbeitete. Das sind die beiden Industriezweige, die in der Po-Ebene liegen und die ich nach dem Tod meines Vaters übernommen habe.“

Hans fragte weiter: „Und wie kommst du dann zu den Weinbergen?“

Francesco erklärte: „Nun, zu den großen Betrieben der Familie Corelli haben ursprünglich die größten Weinbetriebe der Toskana gehört, die aber in den beiden großen Kriegen des letzten Jahrhunderts verloren gegangen waren. Mein Vater war von einem regelrechten Wahn getrieben, alles, was im Krieg verloren gegangen war, der Familie wieder einzuverleiben. So hatte er bereits in wenigen Jahren alle Ländereien zurückgekauft und diese weitläufigen Weingüter in der Toskana waren wieder sein Eigen. Zudem hatte er noch weitere Betriebe aufgekauft, wodurch er bald zum reichsten Grundbesitzer in der Region geworden war. Er investierte, kaufte, baute um und machte Gewinn. Er war wohl zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und jede seiner Ideen ging auf.“

Hans blickte ihn fasziniert an und fragte: „Verstehe, diese Weingüter gehören also auch dir. Und das machst du alles so nebenbei? Das ist schon bewundernswert. Im Prinzip müsstest du nicht mehr arbeiten, oder?“

Francesco entgegnete: „Die Medizin ist aber meine große Liebe, und das wird sie immer bleiben. Diese Güter und Industrien in Italien sind das, was ich von meinem Vater behalten habe, es ist mir sehr wichtig, alles anständig und gewissenhaft zu verwalten.“

Hans erkundigte sich weiter: „Hast du eigentlich Geschwister?“

Francesco schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein, aber ich habe einen Cousin, den ich als Verwalter in meinem prächtigsten Weingut nahe Florenz eingesetzt habe.“

Es blieb kurz still, ehe Hans erneut fragte: „Deine Mutter ist aber Wienerin, oder?“

Francesco nickte und erklärte: „Ja, sie ist ein echtes Wiener Mädel.“

Die Antwort war Hans doch zu wenig, weshalb er nachbohrte: „Wie haben sich deine Eltern kennengelernt?“

Der Gefragte erzählte: „Du weißt doch, meine Mutter ist Innenarchitektin, und sie war einmal sehr erfolgreich in ihrem Beruf. Mein Vater hatte ein wunderschönes, leider total verfallenes Anwesen südlich von Pisa, inmitten seiner Weinregion erstanden, welches er in mehreren Jahren kunstvoll restaurieren ließ. Allein die Lage dieser Villa ist einzigartig. Sie liegt auf einer hohen Felsklippe. Darunter befindet sich unter einem hervorspringenden Felsen eine weitläufige Bucht. Das Haus thront geradezu auf diesem Monolithen, fast 30 Meter über dem Meer. Mein Vater war fasziniert von dieser Lage, von dem Bau und es wurde bald seine Leidenschaft. Unter dem zweistöckigen Gebäude gibt es im Felsen noch weitere versteckte Bereiche.“

Francesco verstummte und wirkte in diesem Augenblick abwesend. Waldenstein war ein guter Beobachter und fühlte, wie sehr Francesco an diesem Haus hängen musste, deshalb unterbrach er die entstandene Stille: „Du bist gerne in diesem Haus?“

Es dauerte, schließlich antwortete der Gefragte: „Es ist mein Zuhause. In diesem Haus bin ich aufgewachsen. Du solltest es sehen. Auf der westlichen Seite endet es über der Klippe, doch die anderen Seiten sind von Gärten und weitläufigen Parkanlagen umgeben, die sich dem sonst hügeligen Land öffnen.

Allein die baulichen Arbeiten für den Umbau sollen, laut Aufzeichnungen, über zweieinhalb Jahre gedauert haben. Mein Vater liebte es, aufwendige Gärten zu besitzen, und orientierte sich teilweise sogar an der Antike, wenn es um die Gestaltung der Brunnen aber auch der Figuren in den Gärten ging. Jedes Stück ist für sich ein Meisterwerk aus weißem Marmor gehauen und entrückt den Besucher in eine andere Welt.

Dieses Anwesen war sein liebstes Projekt, und er steckte ein wahres Vermögen in den Umbau dieser Villa, um sie nach seinen Vorstellungen zu erweitern, zu ergänzen und allmählich zu einem wahren Juwel erstrahlen zu lassen.

Dieses Haus war es auch, weshalb meine Mutter nach Italien reiste. Denn mein Vater hatte für die Innenausstattung des groß angelegten Umbaus eine junge Innenarchitektin aus Wien, die ihm von einem Freund empfohlen worden war, beauftragt. Der Name der Frau war Ellen Buchner, und sie sprach sehr gut Italienisch, was verpflichtend für den Auftrag war. So lernte meine Mutter Eduardo Corelli kennen. Sie lebte ein Jahr lang auf einem Weingut in der Nähe dieses Anwesens, wo sie Eduardos Gast war. Meinem Vater gefiel es einfach, wie genau Ellen seine Vorstellung umsetzen konnte. Er war aber auch sonst durchaus begeistert von ihr, und sehr bald hielt er um ihre Hand an.

Aber auch meine Mutter hat dieser gut aussehende Mann fasziniert, der sie galant umwarb und mit Geschenken zu verwöhnen verstand. Natürlich ist sich meine Mutter wie in einem Märchen vorgekommen, denn sie war aus ärmlichen Verhältnissen kommend, diesen Luxus nicht gewohnt.

Bereits ein Jahr später hat Ellen den Antrag meines Vaters angenommen und dieser hat schließlich eine wahre Traumhochzeit organisiert. Allein das Hochzeitskleid war ein Meisterwerk italienischer Modeschöpfer. Mein Vater hat den Dom von Florenz für das Fest gewählt, der mit weißen Lilien und Callas und roten und weißen Rosen über und über geschmückt war, zumindest zeigen das die Fotos. Das waren auch die Blumen im Brautstrauß. Sogar der Boden war mit einem kunstvollen Blumenteppich ausgelegt, und das den ganzen langen Hauptgang des Domes entlang. Mein Vater war verrückt nach seinem Wiener Mädel, davon erzählen noch immer Freunde von ihm.“

Hans entgegnete: „Nun, das kann man nachvollziehen, denn deine Mutter ist eine warmherzige Frau, das ist unumstritten.“

Francesco lächelte seinen Freund an und entgegnete: „Ja, das ist sie tatsächlich. Tja, und nach drei Jahren kam auch noch der ersehnte Sohn. Es war alles perfekt.“

Der Mann gegenüber von Francesco blickte lange nachdenklich in seinen Kaffee ehe er fragte: „Aber … warum bist du dann in Wien aufgewachsen?“

Der Jüngere zögerte, dann erklärte er: „Mein Vater verunglückte tödlich bei einem Verkehrsunfall als ich acht Jahre war. Danach ging meine Mutter nach Wien zurück.“

Hans fragte eher rhetorisch: „Hatte sie Probleme mit den Verwandten?“

Francesco blieb einen Augenblick ruhig, ehe er wie beiläufig antwortete: „Wo gibt es keine Erbstreitereien? Meine Familie in Italien war da keine Ausnahme. Allerdings war alles geklärt, und ich war der Erbe, was niemand ändern konnte, egal, was man unternommen hätte.“ Er lehnte sich zurück und meinte lächelnd: „Und somit habe ich im Sommer immer sehr viel zu tun, denn ich muss die Bücher kontrollieren, alle Betriebe aufsuchen, das braucht schon einiges an Zeit.“

Hans wollte nun wissen: „Und, hast du auch Zeit für dich? Zum Erholen?“

Francesco nickte und gestand: „Ja, ich ziehe mich gerne in diese Villa am Meer zurück. Dort ist es einfach nur still, man ist fernab von den Empfängen und der lauten Stadt, ja, dort kann ich mich gut erholen. Ich liebe dieses Haus, in dem ich aufgewachsen bin.“

Waldenstein blieb einige Zeit still, doch er hatte noch weitere Fragen: „Deine Mutter lebt jetzt in Wien?“

Der andere erklärte: „Nein, derzeit lebt sie in der Nähe von Barcelona. Der Tod meines Vaters liegt nun mehr als 25 Jahre zurück, und sie hat schließlich den Antrag des langjährigen Freundes Paolo del Negro angenommen. Seit vier Jahren ist sie mit ihm verheiratet und lebt in Spanien, nördlich von Barcelona. Paolo ist ein international anerkannter Architekt und erhält immer wieder große Aufträge, besonders im asiatischen Raum. Meine Mutter und er arbeiten schon seit Jahrzehnten zusammen und jetzt natürlich noch viel mehr. Sie hat diesen Schritt aus Rücksicht auf mich sehr spät gemacht. Paolo ist auch mir ein guter Freund geworden. Ich schätze ihn sehr.“

Hans war überrascht: „Deine Mutter hat noch einmal geheiratet? Das wusste ich nicht.“

Francesco ergänzte: „Ich gönne ihr dieses Glück. Sie war mir immer eine gute Mutter und hat immer auf mich Rücksicht genommen. Ich freue mich, dass sie diesen liebevollen Partner gefunden hat. Wir sehen einander auch immer wieder; einmal besuchen sie mich, dann bin ich wieder einmal ein Wochenende in Spanien. Es ist eine gute Situation.“

Hans war noch immer überrascht: „Warum hast du mir das nie erzählt?“

Der andere entgegnete: „Nun, das Leben meiner Mutter war tatsächlich nie Inhalt unserer Gespräche.“

Beide lachten. Schließlich fragte Hans: „Wie lange warst du in England?“

Francesco entgegnete: „Vier Jahre. Nach dem Medizinstudium studierte ich in England weiter, machte auch meine Facharztprüfung für innere Medizin drüben und studierte dort mehr zum Vergnügen auch Anglistik und englische Literatur.“

Hans antwortete: „Ich weiß, du bist Internist, aber warum hast du dann noch das Fach der Histologie absolviert?“

Francesco überlegte kurz, ehe er gestand: „Weil mich alles fasziniert! Und es hilft mir bei meinen Forschungen.“

Hans nickte nachdenklich.

Francesco nahm nun einen Schluck von seinem Kaffee und war selbst etwas überrascht über sich selbst, da er seinem Freund so vieles erzählt hatte. Deshalb ergänzte er: „Ihr, also du und deine Frau, solltet mich einmal in meinem Haus am Meer besuchen. Es wird euch gefallen.“ Noch ehe der andere antworten konnte, ergänzte Corelli: „Ich werde nächstes Wochenende noch einmal das Haus aufsuchen, da ich noch zwei Verträge unterzeichnen muss. Es wird ein kurzer Aufenthalt werden, also drei bis vier Tage. Begleitet mich einfach. Wir starten am Freitag am Flughafen und kommen am Montagabend wieder zurück. Ihr seid meine Gäste.“

Etwas verlegen entgegnete Hans: „Das kann ich nicht so einfach annehmen!“

Auch wenn sich Hans noch etwas wehrte, Francesco hatte bereits entschieden, seinen Freund mitzunehmen, und so sollte es auch geschehen.

Nach der Rückkehr von dieser kurzen Reise in die Toskana zog sich Francesco Corelli wieder zurück in sein großes Labor und nutzte noch die letzten Tage, bevor der Betrieb auf der Universität wieder losging.

Wie jeden Donnerstag arbeitete Francesco auch an diesem Tag bis spät in die Nacht in seiner privaten Ordination. Obwohl er eine Wahlarztordination betrieb, waren seine Termine ausgebucht. Er war dafür bekannt, dass er sehr genau arbeitete und dass er sich für seine Patienten einsetzte. Kurz vor 21 Uhr waren noch zwei Patienten im Wartezimmer. Francesco ging ins Labor, um zu sehen, ob noch eine Blutabnahme zu machen war. Doch die Krankenschwester bereitete gerade alles für den Botendienst vor.

Francesco fragte: „Sind noch Unterlagen zu unterschreiben?“

Schwester Monika schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein, es ist alles fertig.“

Er überlegte kurz, dann erklärte er: „Ich werde die letzten Patienten allein durchschleusen. Sie können für heute abschließen. Aber am Dienstag bräuchte ich wieder Ihr Hilfe, können Sie sich das einteilen?“

Die Schwester nickte und fragte: „Ab wann soll ich da sein, Herr Professor?“

Er überlegte kurz: „16 Uhr wäre ideal.“

Die Schwester notierte alles in ihrem Block und bestätigte: „Kein Problem! Gerne!“

Bevor er in den Behandlungsraum zurückkehrte, sagte er noch: „Danke!“

Während die Schwester die Ordination verließ, rief er den nächsten Patienten auf. Der letzte Patient war schließlich ein älterer Mann. Geduldig hörte sich Francesco die Geschichte des alten Hofrates an, so wie er es immer tat, wenn dieser kam. Es waren auch immer die gleichen Geschichten, aber der Hofrat konnte diese nicht vielen Menschen erzählen, also erzählte er sie seinem netten Arzt, der ihn ernst nahm. Deshalb nahm er sich ja auch immer den letzten Termin, damit danach noch Zeit war. Das Gespräch wirkte immer wieder gut als eigentliche Therapie, denn nach jedem Arztbesuch ging es dem Mann besser.

Es war nach 22 Uhr, als Francesco die Ordination verließ und nachdenklich durch die Gassen des ersten Bezirks schlenderte. Seine Gedanken beschäftigten sich mit einer bestimmten Gruppe von Blutzellen, den T-Lymphozyten, die wohl beim Verlauf des allergischen Asthmas sehr wichtig waren. Sie fokussierten sich auf ein Gen, das ein gewisses Eiweiß produziert. Wenn …

Sein Handy läutete. Er nahm es aus seiner Jacke heraus und meldete sich. Schon hörte er seinen Freund Michael Schober reden: „Hier ist Michael. Bist du noch in der Ordination?“

Corelli entgegnete: „Nein, ich bin schon auf dem Heimweg. Warum?“

Der andere zögerte, ehe er fortfuhr: „Das ist blöd, ich bin auf dem Weg zu dir.“

Francesco fragte besorgt: „Bist du krank?“

Michael erklärte: „Aber nein, ich bin doch nicht krank. Vielmehr habe ich einen Fall, bei dem ich nicht weiterkomme. Könntest du mir da eine Sache erklären?“

Francesco wollte wissen: „Worum geht es?“

Michael bat: „Nicht am Telefon. Ich bin mit dem Wagen unterwegs zu dir. Kann ich dich irgendwo auflesen?“

Francesco überlegte kurz, dann nannte er die Straße.

Wenige Augenblicke später bog Michaels Bentley in die Gasse ein und blieb neben Corelli stehen, wartete, bis dieser eingestiegen war, und fuhr schließlich weiter.

Während der Fahrt erklärte der Anwalt, worum es ging: „Ich habe kurzfristig heute einen Klienten übernommen, und da gibt es einige medizinische Details, die ich vielleicht verstehen sollte, da morgen bereits die erste Verhandlung sein wird.“

Francesco nickte und fragte: „Arbeitsrecht? Ich nehme an, du hast die Akte in der Kanzlei?“

Michael antwortete: „Ja, und einige Befunde. Natürlich ist das alles so detailliert, und ohne genauere Ausführungen weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Das heißt, einige Dinge sind schon klar, aber dann wird mir das Fachchinesisch doch zu viel.“

Francesco entgegnete: „Ist schon gut. Wir werden das gleich haben!“

Nun, von „gleich haben“ war in diesem Fall nicht die Rede, denn Francesco musste seinem Freund tatsächlich einige Dinge erklären, damit dieser die Gegebenheiten verstand. Aber sie waren für diesen Fall von großer Bedeutung.

So war es schließlich nach Mitternacht, als die beiden Männer die Kanzlei verließen und Michael seinen Freund zu dessen Wohnung brachte. Obwohl es nun schon sehr spät war, setzte sich Francesco noch an sein Projekt und arbeitete weiter an seiner Theorie, die ihn immer mehr faszinierte. So war es schließlich nach 3 Uhr morgens, als er sich dazu zwang, doch ins Bett zu gehen. Aber auch dort hing er noch seinen Gedanken nach, ehe er in einen erholsamen Schlaf kippte, aus welchem ihn kurz vor 7 Uhr der Wecker riss.

Am Vormittag stand er im Hörsaal und unterrichtete anfänglich teilweise interessierte, zumeist jedoch gelangweilte Studenten. Doch schon sehr bald gelang es ihm, seine Begeisterung auf das gesamte Auditorium zu übertragen. Es war eine seiner großen Stärken, die Hörerschaft mehr und mehr zu begeistern, während er sich in seinen Ausführungen verlor. Sein Vortrag faszinierte nicht zuletzt deshalb, weil die Faszination, die er selbst für all diese Bereiche in sich trug, fühlbar war. Er lebte das, was er erzählte, er lebte darin und darum war sein Unterricht in dieser unvergleichlichen Art lebendig.

Doch kaum hatte er den Hörsaal verlassen, zog er sich in sein Labor zurück und verfolgte seine Arbeit weiter. Irgendwann meldete sich die Sekretärin ab, denn es war Abend geworden. Er wünschte ihr noch ein schönes Wochenende, dann widmete er sich wieder seinem Projekt.

Als er wieder aufblickte, war es draußen Nacht geworden, und er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Diese zeigte gerade eine halbe Stunde nach Mitternacht an. Unentschlossen blickte er auf den Arbeitsplatz. Schließlich legte er die Präparate zurück, verschloss die Kassette, danach den Schrank, in welchem er alles lagerte. Schließlich versperrte er das Zimmer und danach die gesicherte Tür, die er noch ein weiteres Mal mit einem eigenen Schloss versah. Er war sich nicht sicher, ob es hier nicht doch auch eine gewisse Form von wissenschaftlicher Spionage gab, also hatte er diese Sicherheitstür einbauen lassen.

Schließlich verließ er das Institut über den Ausgang zum Hof, wo sein Wagen stand. Gleich darauf fuhr er auf die Straße.

Es war nach 2 Uhr morgens, als er seine Wohnung erreichte. Müde ging er ins Bad, bald darauf lag er im Bett, wo er aber nicht sofort einschlief. Noch lange überlegte er sich eine Möglichkeit, wie diese Wirkkaskade, die ihn nun beschäftigte, sein könnte. Doch irgendwann schlief er ein.

Am Samstagnachmittag war Francesco bei Michael eingeladen. Für den Abend hatten sie einen Opernbesuch geplant. Michael war, wie Francesco, Junggeselle. Auch ihn drängte es nicht, diesen Status zu verändern, was er gerne auch das ein oder andere Mal betonte. Es war auch nur die Tatsache, weil diese Treffen mit Michael einen gewissen Kultstatus hatten, dass Francesco seine Arbeit kurz unterbrach, um diesen Termin einzuhalten. Doch Francesco wirkte abwesend.

Michael erzählte, als er ihm das gewünschte Glas Whisky reichte, von seinem Erfolg vor Gericht, den er mit Hilfe von Francesco erringen hatte können. Danach besprachen sie allgemeine Dinge. Irgendwann wollte nun Michael doch wissen: „Sag, was beschäftigt dich so sehr, dass du so wortkarg bist? Eine neue Forschungsidee? Oder hast du eine Frau kennengelernt?“

Francesco lächelte und gestand, wobei er den letzten Satz seines Freundes total ignorierte: „Ja … ich bin da wieder einmal auf etwas Faszinierendes gestoßen … Ich habe parallel noch etwas entdeckt. Weißt du, wir wissen einfach nichts, es ist alles erst am Anfang und ich hinterfrage immer mehr alles, was wir kennen. Nichts ist so, wie wir denken. Ich beginne teilweise tatsächlich ganz von vorne, aber es ist unglaublich!“

Michael entgegnete: „Das ist nicht neu, dass du von vorne beginnst, das machst du, seit ich dich kenne. Darf ich wissen, was dich so fasziniert?“

Francesco antwortete: „Ja, ich werde dir davon erzählen, allerdings noch nicht heute! Derzeit wäre es zu früh, über diese Dinge zu reden … immerhin könnte alles ganz anders sein, als ich jetzt denke.“

Diese Antwort kannte Michael bereits und beide begannen nun herzlich zu lachen, da es wohl schon die Standardfloskel war, wenn Francesco noch nicht reden wollte. Michael schüttelte schließlich den Kopf und meinte: „Du und dein Immunsystem. Du wirst irgendwann erkennen, dass dieses in Wirklichkeit weiblich ist und dann wirst du diese wunderbare Frau vom Fleck weg heiraten!“

Francesco entgegnete: „Nein, man sollte seine große, entrückte Liebe nie heiraten, weißt du das nicht? Sonst verliert man irgendwann das Interesse und das wäre in diesem Fall nicht gut. Außerdem werde ich einmal heiraten, und zwar eine Frau, die mich genauso faszinieren wird. Ich bin mir sicher, dass diese kommen wird.“

Michael ätzte: „Klar, diese Frau müsste schon splitternackt aus deinem Retortenglas steigen, damit du sie wahrnehmen könntest, mein Freund.“

Francesco lachte und fragte: „So schlimm siehst du mich?“

Der andere nickte nachdenklich, eher er ehrlich zugab: „Manches Mal schon. Du solltest ein wenig mehr leben, immerhin, dein Leben kann nicht nur aus Pflichterfüllung und Selbstdisziplin bestehen.“

Francesco erklärte: „Ich bin zufrieden. Ich mag meinen Beruf, ich mag meine Arbeit, genau genommen mache ich das, was ich gerne tue. Warum sollte ich etwas ändern? Natürlich stört es mich bisweilen, dass ich allein bin, das wäre gelogen, wenn ich es negierte, aber ich bin eben auch dieser einsame Wolf, der ich bin. So schnell pflückt man mich nicht und ich möchte nicht einfach eine Beziehung, um eine solche zu haben. Das ist mir dann zu wenig. Entweder passt es oder ich bleib allein, was ja auch kein Problem ist. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass ich einst auch eine Familie haben werde. So, und hör du nur auf, mich wegen meines Singledaseins zu maßregeln, denn du sitzt im gleichen Glashaus.“

Michael entgegnete etwas reumütig: „Ich bin schon ruhig, aber du weißt schon, dass wir diese Frauen noch kennenlernen sollten, und das werden wir kaum in der Oper tun.“

Francesco erklärte: „Warum nicht? Unsere zukünftigen Partnerinnen sollten zumindest in diesen Bereichen zu uns passen, finde ich.“

Der andere nickte, blieb aber nun stumm.

Eine Stunde später fuhren sie zur Oper, wo Francesco eine Loge gebucht hatte. Sie hörten an diesem Abend „La Bohème“. Francesco liebte diese Oper. Michael empfand die Handlung eher traurig, immerhin hätte man das Mädchen nicht sterben lassen müssen, fand er. Aber Francesco hatte ihm schon mehrmals erklärt, wie sich das Tuberkelbakterium verbreitet, wie schrecklich die Erkrankung ist und wie arm die zugewanderte Bevölkerung in Paris, wie auch sonst überall in den Großstädten auf der Welt damals war. Wien war da keine Ausnahme. Diese Zuwanderer hatten ihr Dasein unter unvorstellbaren Bedingungen fristen müssen, und niemand hatte sich darum gekümmert. Kein Wunder, dass Krankheiten sich so rasch verbreitet und ihre Opfer gefordert hatten. „Das war also die gute alte Zeit“, dachte Michael, als sie im letzten Akt das Sterben der Mimi im Beisein des verzweifelten Rudolfo mitverfolgten. Francesco wirkte nun auch abwesend und Michael ahnte, dass er nur physisch in dieser Loge anwesend war. Dabei liebte er doch Puccini. Es musste etwas passieren, sein Freund verlor sich zu sehr in seinen Forschungen und vergaß zu leben. Er sollte doch an eine Familie denken, aber das tat er ganz offensichtlich nicht. So würde er nie eine Frau finden. Er entwickelte sich zum schrulligen Wissenschafter. Das konnte er noch immer tun, nachdem er eine Familie gegründet hatte, dachte Michael und beobachtete stumm seinen Freund.

Nach der gelungenen Aufführung entließ Michael seinen Freund nicht, sondern sie gingen noch in eine Bar. Als sie endlich den bestellten Drink bekommen hatten, erwähnte Michael: „Mich erschüttert diese Oper immer wieder aufs Neue.“

Francesco entgegnete: „Das macht für mich Puccini zusätzlich interessant; er spricht die Themen an, die tabu sind!“

Michael korrigierte: „Die damals tabu gewesen sind.“

Francesco widersprach: „Nein, sie sind es auch heute. Die Gesellschaft hält es noch immer nicht aus, mit Krankheit und Ungerechtigkeiten konfrontiert zu werden. Also werden diese ausgeblendet. Aber Puccini wählte seine Helden aus dieser Schicht der Unberührbaren und diese leben in seinen unvergesslichen Melodien weiter.“

Darauf Michael: „Ich hätte die Mimi schon gerne gerettet.“

Francesco lachte und sann: „Das glaube ich dir schon, mein Freund, Rudolfo hätte das sicher auch gerne getan. Dann wäre das Penicillin und idealerweise auch das Rifampicin schon erfunden gewesen, und auch Rudolfo hätte schlussendlich nicht sterben müssen.“

Michael erklärte: „Der lebt ja weiter, Mimi ist diejenige, die in dieser Oper stirbt. Sag, kennst du die Handlung nicht?“

Der andere warf ein: „Doch, doch, ich kenne die Handlung sehr wohl, aber ich kenne auch den Infektionsverlauf einer Tuberkulose. Mimi, die Geliebte von Rudolfo, starb an Tuberkulose; an einer Krankheit, die durch Tröpfcheninfektion weitergegeben wird. Als seine Geliebte hat sie ihn sehr wahrscheinlich geküsst und somit auch angesteckt. Das bedeutet, die Krankheit wird auch ihn fordern und einige der Freunde auch. Es reicht, wenn man angehustet wird, um an einer Tuberkulose zu erkranken. Das erlebt der Zuseher nicht mit, doch diese Krankheit wird sehr bald auch das Schicksal von Rudolfo sein.“

Michael entgegnete: „Das ist ja grausam! Das sollte doch der Zuseher auch wissen?“

Francesco: „Ja, vielleicht sollte man das schon auch bedenken, denn diese Krankheit erlebt allmählich auch eine Renaissance, worüber wir Mediziner nicht besonders glücklich sind. Es gibt schon einige resistente Erregerstämme, und die Forschung ist da durchaus gefordert!“

Michael warf ein: „Apropos Forschung! Was macht dein Projekt wirklich? Willst du nicht doch wenigstens ein bisschen erzählen?“

Der Gefragte entgegnete: „Ich trete ein wenig auf der Stelle, aber ich weiß, da ist etwas, was ich noch nicht sehen kann. Ich weiß, dass es da ist, es muss vor mir liegen und ich kann es nicht erkennen.“

Der Anwalt fragte: „Vielleicht suchst du zu verbissen?“

Francesco entgegnete: „Nein … das glaube ich nicht … wir denken in bestimmten Bahnen, aber wer sagt, dass diese richtig sind? Es ist sicher ganz einfach …“

Michael seufzte: „Du mit deiner Alles-Umdreh-Theorie; wir Juristen dürfen auch nicht alles umdrehen, das geht nicht. Bei uns ist alles genau definiert und benannt und wir müssen genau daran festhalten. Gewisse Dinge haben eben Bestand.“

Der andere blickte ihn lange an, ehe er fragte: „Ist es so? Solltet ihr Juristen nicht auch einmal eure Scheuklappen abnehmen? Jedes eurer Urteile betrifft ein oder mehrere Menschenschicksale.“

Michael ereiferte sich: „Du, das ist kein leichter Job, hinterfrag nicht alles. Wenn ich mit dir rede, bekomm ich noch ein schlechtes Gewissen. So sehr ich dich und deine Arbeit schätze, Francesco, die Juristerei wirst du nie verstehen.“

Francesco nickte und entgegnete irgendwann: „Ja, das stimmt, das werde ich nie. Aber das muss ich auch nicht, denn dafür habe ich dich, mein Freund! Und glaube mir, dafür bin ich sehr dankbar!“ Er hob sein Glas und prostete seinem Gegenüber lächelnd zu, eher er einen Schluck nahm.

Ihre Aufmerksamkeit wurde nun gefordert, da man in diesem Augenblick zum Karaokegesang auf einer Bühne aufrief. Es hatten sich einige Menschen gemeldet, und nun wurde die erste Sängerin auf die Bühne gebeten und bald begann sie mit dem Gesang, den sie in das Mikrofon säuselte. Sie hatte „Memory“ aus dem Musical „Cats“ gewählt, und Francesco hörte erst interessiert zu. Das Mädchen hatte eine nette Stimme, aber zu schwach für diesen Song, wie sich zum Schluss zeigte. Das Publikum applaudierte freundlich, und der Sprecher redete noch ein wenig, ehe er eine neue Kandidatin aufrief, die aus dem Musical „Elisabeth“ das Lied „Ich gehör nur mir“ vortrug. Diese Stimme war dem Song durchaus gewachsen und entsprechend war auch die Antwort des Publikums.

Nun wandte sich Francesco wieder an seinen Freund und fragte: „Willst du dir das anhören?“

Michael schüttelte den Kopf und entschied: „Lass uns noch ein wenig gehen.“

Sie bezahlten, dann verließen sie die Bar.

Sie gingen einige Zeit stumm nebeneinander her und irgendwann begann Michael: „Ich finde, du schottest dich zu viel ab, Francesco.“

Dieser blieb stehen und blickte seinen Freund überrascht an, ehe er herausbrachte: „Findest du?“

Michael nickte und erklärte: „Ja, das finde ich. Du brütest über deinen Forschungsarbeiten herum, erfindest das Rad neu und ziehst dich immer mehr zurück. Es gibt nur deine Projekte, deine Patienten, deine Studenten, dann noch ein wenig Reisen und deine Opern. Das war es dann schon. Das ist nicht gut.“

Der andere entgegnete: „Ich kenne da einen Anwalt, der brütet über seinen Akten bis Mitternacht herum. Irgendwie ist nicht viel Unterschied zu mir. Aber warum ist es bei dir erlaubt und mich ermahnst du?“

Michael entgegnete: „Weil es dann für mich wieder ein anderes Leben gibt. Ich lasse mich von der Arbeit nicht auffressen, was bei dir mehr und mehr passiert.“

Francesco meinte: „Die Grenzen sind verwischt, aber das ist eben die Tatsache. Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Sehr sogar!“

Michael erklärte: „Nein, du brauchst eine Familie … und ich brauch das auch.“

Nun starrte Francesco seinen Freund an und wiederholte leise: „Wie, du brauchst eine Familie?“ Doch schon nach einer kurzen Pause fuhr Francesco erkennend fort: „Hey, du alter Junggeselle hast jemanden kennengelernt! Das willst du mir also den ganzen Abend schon erzählen. Und ich schnall es nicht. Das gibt’s doch nicht! Erzähl doch!“

Michael schüttelte den Kopf, ehe er erklärte: „Nein, es geht hier nicht um mich, es geht um dich.“

Francesco antwortete: „Ja, schon klar. Also, wer ist sie. Erzähl schon! Lass uns noch in ein ruhigeres Lokal gehen, ich möchte jetzt alles wissen!“

Bald fanden sie ein ruhiges Plätzchen in einer anderen Bar und dort erfuhr nun Francesco von einer Frau namens Andrea, die da ganz offensichtlich seinen Freund ziemlich zu beeindrucken verstand. Erst erzählte Michael nicht viel. Er habe sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt. Sie wäre beruflich hier gewesen. Francesco wollte natürlich wissen, was sie beruflich mache. „Lehrerin“, sprudelte es aus Michael heraus. „Lehrerin mit besonderer Ausbildung für Kinder mit Teilleistungsstörungen. Und um solche Kinder ist es auch bei dieser Veranstaltung gegangen“, ergänzte der Anwalt.

Das klang für Francesco gut.

Michael fuhr fort: „Andrea nimmt ihre Arbeit sehr ernst.“

Francesco war nun ein überaus aufmerksamer Zuhörer und lauschte, was sein Freund von dieser Frau zu erzählen wusste. Ihm wurde klar, dass sich Michael Hals über Kopf verliebt hatte. Aber so etwas von verliebt. Irgendwie beneidete er ihn, denn er war so glücklich, so liebenswert in dieser neuen Ära seines Lebens. Nachdenklich kam er zu der Erkenntnis, dass er für einen solchen Höhenflug wohl viel zu nüchtern wäre. Nein, diesen Bereich würde er wohl nie in derselben Intensität kennenlernen. Das brauchte es auch nicht. Ja, er war viel zu nüchtern, dann hatte er zu viele Hobbys, keine Frau wäre an allen diesen Bereichen interessiert. Jeder Beziehungspartner hatte wohl auch seinen eigenen Bereich, das war gut so. So wie er nun seinen Freund Michael erlebte, wollte er nie sein. Immerhin konnte er sich das als Arzt nicht leisten, wenngleich Michael dieser Zustand guttat, das musste sich Francesco eingestehen. Deshalb freute er sich aufrichtig mit seinem Freund, der nun nicht mehr aufhörte zu erzählen.

Es war lange nach Mitternacht, als Francesco endlich, nachdem er seinen redseligen Freund heimgebracht hatte, selbst nach Hause kam. Und er war tatsächlich zu müde, um an diesem Tag noch etwas nachzulesen.

Schon wenige Tage später lernte Francesco Andrea kennen und nun verstand er noch mehr, warum sein Freund so beeindruckt war. Diese junge Frau war tatsächlich von einem gewinnenden Wesen beseelt, sie verstand es auch, Francesco als Freund zu gewinnen.

Es war Ende September, als Francesco seinen Freund Michael zu einer Party begleitete.

Francesco war gerade in diesen Tagen absolut nicht nach Unterhaltung, aber er ließ sich schließlich doch von Michael überreden. Junge Leute tummelten sich auf der Tanzfläche und Francesco war unentschlossen, ob er überhaupt einen Platz suchen oder vielleicht doch gleich wieder gehen sollte. Er blickte sich im Raum um und wandte sich nun in die Richtung, aus der er Michael seinen Namen sagen hörte. In diesem Augenblick lief eine junge Frau gegen ihn und er fing sie auf, da er befürchtete, dass sie sonst hinfallen würde. Überrascht blickte er in die großen, blauen Augen der Frau, die seinen Blick suchten. „Was für wunderschöne Augen“, dachte er. Ihm gefielen blaue Augen seit jeher. Die Farbe dieser Augen hatte er allerdings noch nie gesehen. Es war ein Graublau, doch nicht hell, eher grau als blau. Diese Augenfarbe faszinierte ihn sofort, und noch in der Kombination mit den dunklen Haaren. Die Haare wirkten schwarz und doch war eine dunkelblaue Nuance darin zu sehen. Das Haar war fein und deshalb kurz geschnitten, klassisch. Diese Frisur betonte das wohlgeformte Gesicht mit der milchigen, makellosen Haut.

„Ein Schneewittchen“, dachte Francesco. So weiß wie Schnee … die Lippen waren seiner Meinung nach zu sehr mit rotem Lippenstift betont. Aber diese Kombination hatte durchaus ihren Reiz, besonders wenn dieser Mund lachte und sich darin die weißen Zähne zeigten. Der Farbton des Lippenstifts war der des Kleides, welches sie trug. Es war ein Kleid aus roter Seide, das sehr eng anlag und ihren perfekten Körper stark betonte. Lydia hatte die Maße eines Models und liebte es, diese zu zeigen.

Nun hielt sich diese Frau unsicher an Francescos Schultern fest und versuchte Halt zu gewinnen. Jener hielt sie noch immer, obwohl sie gleich darauf wieder sicheren Stand gefunden hatte. „Was für eine aufregende Frau“, dachte er.

Er hielt sie noch für einen Augenblick, schließlich gab er sie aber wieder frei.

Die Frau entschuldigte sich: „Oh … es tut mir leid, ich … habe Sie nicht gesehen.“

Francesco entgegnete knapp: „Kein Problem!“

Die Frau stellte sich nun vor: „Lydia Sanders!“

Auch Francesco stellte sich vor und reichte der Frau seine Hand. Dann blickte er wieder in diese großen Augen, die ihn faszinierten und die nun erneut zu ihm aufblickten.

Um die Situation zu entschärfen, witzelte er: „Sie haben eine durchaus stürmische Art, Bekanntschaften zu machen, Frau Sanders.“

Lydia gestand: „Es ist mir sehr unangenehm.“

Schließlich fragte Francesco, da ein Kellner an ihnen vorüberging: „Champagner?“

Sie nickte und er gab dem Kellner ein Zeichen. Dieser reichte der Frau ein Glas mit dem Getränk und Francesco bestellte ein Glas Whisky mit Eis, welches ihm bald gebracht wurde.

Bald entwickelte sich zwischen Francesco und Lydia ein Gespräch und sie setzten sich schließlich auf eine Bank auf der Terrasse, um ungestört zu sein. In diesem Gespräch erfuhr er, dass Lydia Sanders aus New York stammte und seit dem siebenten Lebensjahr in Deutschland und in der Schweiz in verschiedenen Mädchenpensionaten aufgewachsen war. Ihr Vater sei Diplomat gewesen, die Mutter habe den Vater begleitet. Lydia sprach fast akzentfrei die deutsche Sprache. Zudem erfuhr er nun auch, dass die Frau Kunststudentin sei und nun wäre sie in Wien gelandet, an der Akademie für bildende Künste. Sie erzählte von ihrer Liebe zur Fotografie und davon, wie es war, Filme zu produzieren, zu schneiden, einfach Regie zu führen.

Ihre Augen begannen zu leuchten, als sie davon erzählte, wie anstrengend es war, die idealen Darstellerinnen und Darsteller zu finden, und ihre Wangen röteten sich leicht, als sie erzählte, dass sie auch in die Schauspielerei hineinschnupperte, weil man alles von jeder Seite auch kennenlernen musste. Wie könne sie mit den Darstellern umgehen, wenn sie nicht wüsste, wie es war, ein solcher zu sein.

Francesco war wie immer ein guter Zuhörer, und nachdem er so viel von ihr erfahren hatte, wusste sie noch immer nichts von ihm. Deshalb fragte sie: „Der Name Corelli klingt … italienisch? Sind Sie Italiener?“

Francesco erklärte: „Halbitaliener.“

Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas, welches sie noch immer in der Hand trug, und flüsterte: „Das klingt aber aufregend, wissen Sie das?“

Francesco hob seine rechte Augenbraue, wie er das immer tat, wenn er überrascht war, und wollte wissen: „Was klingt daran aufregend? Mögen Sie Italien?“

Lächelnd antwortete Lydia, mit tiefer Stimme: „Ich habe bis jetzt nur nette Menschen in Italien kennengelernt! Das sind überaus interessante Begegnungen.“ Sie nahm erneut einen Schluck, ehe sie ihn leise fragte: „Und … was machen Sie beruflich?“

Francesco zögerte, doch dann erklärte er knapp: „Ich bin Arzt!“

Sie entgegnete: „Oh … das finde ich noch viel aufregender … ich bewundere Ärzte. Das ist ein wunderbarer Beruf.“

Francesco knapp: „Ja, bisweilen ist dieser Beruf wunderbar, da stimme ich Ihnen zu.“

Auch wenn Francesco nichts von sich erzählen wollte, Lydia schaffte es, von ihm doch einige interessante Details zu erfahren, zum Beispiel, dass er eine Ordination hatte. Nun war es nicht so, dass sie das nicht schon gewusst hätte, aber sie musste es schaffen, diese Dinge von ihm zu erfahren. Das war für sie wichtig.

Sie erwähnte auch, dass sie teilweise ihr Studium mit Partyservice finanzierte, was bedeute, dass sie bei diversen Partys auftrat und die Gäste unterhielt. Sie erwähnte, dass sie bei solchen Gelegenheiten auch singe. Francesco nickte stumm und ihm tat die Frau leid, denn es war sicher nicht immer nett, bei diesen Partys gute Laune zu vermitteln. Studenten hatten es eben nicht immer leicht. In diesem Moment war er schon froh, dass es ihm gegeben gewesen war, sich nur mit den Wissenschaften auseinandersetzen zu können, und dass er nicht fürs Überleben kämpfen hatte müssen. Nach einer Weile fragte er: „Seit wann sind Sie in Wien?“

Lydia antwortete: „Seit einem Jahr.“ Da Francesco sie nur stumm anschaute, erklärte sie weiter: „Davor war ich in Florenz. Kennen Sie Florenz?“

Er lächelte und nickte, ehe er bekannte: „Ja, ich kenne diese Stadt sogar sehr gut. Was haben Sie dort gemacht?“

Lydia erklärte: „Ich war auf der Suche nach Motiven … ich habe diese Stadt mit der Kamera durchwandert und alles fotografiert, was mir irgendwie gefallen hat. Sie glauben nicht, wie unendlich viele Bilder ich habe … das ist so bei mir. Vor einem Jahr schaffte ich die Aufnahmeprüfung an der Wiener Kunst und nun bin ich hier.“

Francesco wollte wissen: „Wie gefällt es Ihnen in Wien?“

Sie überlegte kurz und meinte: „Meistens gut. Wissen Sie, es ist manches Mal gar nicht so leicht, alles unter einen Hut zu bringen, wenn man alleinstehend ist und für sein Studium arbeiten muss. Und das goldene Wienerherz ist nicht immer golden, das habe ich auch schon gelernt.“

Francesco blickte stumm in ihr Gesicht und überlegte, ob diese Frau tatsächlich alleinstehend sein konnte. Diese Aussage überraschte ihn etwas, aber er ließ sich nichts anmerken. Deshalb antwortete er nur: „Das … kann ich mir vorstellen.“

Es entstand eine Pause und diese wurde durch Lydias Frage unterbrochen: „Sind Sie alleinstehend?“

Er blickte stumm in das Gesicht seines Gegenübers und aus einem Impuls heraus wollte er diese Frage nicht beantworten, deshalb wich er aus: „Irgendwo sind wir das doch alle, oder?“ Er war überrascht, dass er nun gelächelt hatte, aber er war sich im selben Augenblick dessen bewusst, dass er es aus Unsicherheit tat.

Lydia fragte: „Wollen Sie nicht auch von sich erzählen?“

Er blickte sie lange an, ehe er ein klares „Nein!“ entgegnete. Eine Pause entstand, weshalb er schließlich abschwächend erklärte: „Nein, von mir gibt es nichts Großartiges zu erzählen. Ich bin Arzt und das erklärt schon alles, was es von mir zu sagen gibt.“

Lydia hauchte: „Aber … das kann ich mir gar nicht vorstellen.“

Er lenkte mit seiner nächsten Frage ab: „Worauf wollen Sie sich spezialisieren?“

Sie überlegte und erklärte: „Auf den Film … und auf Gesang. Ich liebe es zu singen.“

Francesco fragte interessiert: „Welches Gebiet?“

Sie warf ihren Kopf in den Nacken und verkündete stolz: „Englische Literatur … teilweise Rock … und ich liebe härtere Musikrichtungen!“

Francesco hob nun überrascht beide Augenbrauen und fragte erstaunt: „Wie, Sie lieben Rockmusik?“

Lydia schwärmte: „O ja, diese Musik ist so stark … so durchdringend, so erfüllend! Es … ist wie eine Welle und ich bin in ihr … es ist stark! Ich liebe es, mit dieser Musik zu arbeiten, und ich liebe es, mich davon inspirieren zu lassen.“

Francesco fragte interessiert: „Sie singen auch diese Stücke, die es in dieser Szene gibt?“

Sie nickte und erklärte: „Ja, ich singe die Hits, und ich bin darin ziemlich gut … wenn man den Kritikern glauben darf. Peter Hofmann, Sie erinnern sich, der Opernsänger, der den Rock in die Klassik eingeführt hat. O, ich bete diesen Meister an. Er war der beste Sänger, den ich kenne.“

Francesco erinnerte sich bei diesem Namen vor allem auch an die Diagnose Parkinson, von der man im Zusammenhang mit diesem Sänger immer wieder lesen hatte können. Er beobachtete die Frau, die nun lachend erneut ihren Kopf zurückwarf und weiter ausführte: „Sie sollten mich einmal singen hören. Es würde Ihnen gefallen, da bin ich mir sicher. Mögen Sie Musik?“

Er nickte und erklärte: „Ja, ich mag gute Musik durchaus.“

Lydia überlegte: „Dann sollten Sie unbedingt zu meinem Konzert kommen. Es wird …“ In diesem Moment wurde die Unterhaltung von einem jungen Mann unterbrochen, der zu Lydia sagte: „Entschuldung, aber ich habe für Frau Sanders eine wichtige Nachricht.“ Schon beugte sich der Mann an ihr Ohr und flüsterte ihr etwas zu. Lydia erhob sich sofort und sagte kurz: „Ich … muss weg. Sie entschuldigen mich. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen … so sagt man doch hier in Wien, oder?“

Francesco erhob sich, doch schon eilte Lydia davon. Nachdenklich nahm Francesco wieder Platz und blickte der jungen Frau interessiert nach, die schon im nächsten Augenblick durch den Raum eilte und danach hinter einer Tür verschwand.

Im hinteren Bereich des Hauses trat Lydia kurz darauf in einen verdunkelten Raum ein. Während sie auf einen Schreibtisch zuging, hinter dem ein Mann mittleren Alters saß und eine Zigarre rauchte, fragte sie: „Warum hast du mich jetzt weggeholt, wo dein Goldfisch endlich mit mir geredet hat?“

Der Mann erklärte: „Weil du dich wie ein blöder Trampel angestellt hast. Du solltest ihn neugierig und … ein wenig nervös machen, und Sams Droge im Whisky war ausreichend, dass er es auch geworden wäre. Aber so wie du dich gegeben hast, war der Typ nicht einmal interessiert.“

Lydia widersprach zornig: „Das stimmt nicht! Er war interessiert und … er wollte bereits wissen, wo ich singe … ich wollte ihn gerade einladen.“

„Ich habe dich gesehen … und gehört!“, sagte er. „Das mit dem Studium war schon recht gut, die Idee von deinen Singauftritten zu erzählen, auch. Da ist er tatsächlich neugierig geworden. Er liebt Musik, das weißt du doch, aber er liebt die Klassik und die Oper, nicht lautes Blech. Also lass ihn zappeln. Dein Studium war herrlich, er hat es geglaubt … Du hast übrigens nicht gelogen, denn du wirst jetzt wieder sehr oft an der Akademie sein … als Model!“

Sie lachte und flüsterte, während sie sich nun vor dem Mann auf den Schreibtisch setzte und zuließ, dass er ihr unter das Kleid griff und sanft über ihre Oberschenkel strich: „Und … du wirst dabei sein?“

Er nickte und raunte: „Wie immer, meine Schöne!“

Sie lächelte und flüsterte: „Danke!“

Er küsste sie sanft. „Du bist ein Star! Mein Star!“

Am Dienstag in der darauffolgenden Woche traf Francesco Lydia vor einem Geschäft im ersten Bezirk. Er war über das zufällige Zusammentreffen überrascht und doch auch irgendwie erfreut. Ihm war die junge Frau nicht aus dem Kopf gegangen. Sie wirkte auf ihn aufregend und irgendwie gefiel sie ihm. Aufgrund des Wiedersehens lud er sie in ein Café ein, was sie annahm.

Als sie endlich die Bestellung erhalten hatten, fragte Francesco interessiert: „Sie waren das letzte Mal so schnell weg, ich habe es bedauert, Sie an diesem Abend nicht mehr gesehen zu haben.“

Lydia lächelte: „Ich habe überraschend nach Hause müssen, eine Freundin hat mich dringend gebraucht.“

Francesco nickte und erklärte: „Natürlich, solche Dinge gehen vor.“

Sie nickte ebenfalls: „Ja, es kam bei ihr an diesem Abend schon recht dick, also stand ich ihr einfach bei.“

Nun erkundigte sich Francesco doch: „Etwas … Ernsteres?“

Sie schüttelte den Kopf und murmelte: „Nein … eher nicht … nur das normale Auf und Ab des Lebens. Sie wissen doch, wie das ist. Manches Mal bekommt man eben mehr davon ab … egal, auf jeden Fall hat es länger gedauert, bis ich dann alles im Griff hatte. Aber nichts, was ich nicht schaffe, wenngleich es heftig war.“