Desire - Emma Watson - E-Book

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Emma Watson

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Beschreibung

Ein bewegender Roman über die Sehnsucht nach Liebe und die Kraft der Hoffnung. Er ist so ein Blödmann, dieser Kerl! Okay, ich habe mich in Dinge eingemischt, die mich nichts angehen. Okay, ich war diejenige, die ihn zuerst verfolgt hat. Okay, er ist einfach umwerfend mit seinen schwarzen Augen, seinem kantigen Kiefer, seinen vollen Lippen ... Aber verdammt, er ist so was von unausstehlich! Obwohl so viel zwischen ihnen steht, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen.

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Ein bewegender Roman über die Sehnsucht nach Liebe und die Kraft der Hoffnung.

Er ist so ein Blödmann, dieser Kerl! Okay, ich habe mich in Dinge eingemischt, die mich nichts angehen. Okay, ich war diejenige, die ihn zuerst verfolgt hat. Okay, er ist einfach umwerfend mit seinen schwarzen Augen, seinem kantigen Kiefer, seinen vollen Lippen ... Aber verdammt, er ist so was von unausstehlich!

Obwohl so viel zwischen ihnen steht, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Doch kann ihre Liebe stärker sein als Verführung, Leidenschaft und Sex – und der Druck ihrer Familien? Sie ist eine störrische Draufgängerin, er ist kühl, entschlossen und selbstbeherrscht. Eigentlich hätten sich die beiden nie kennenlernen dürfen, und sich zusammentun erst recht nicht. Keiner von beiden ist es gewohnt nachzugeben. Aber ihnen wird wohl nichts anderes übrig bleiben ...

Inhaltsverzeichnis

Es dreht sich alles um das Genital des Mannes

Sexuelle Eskapaden

Liebe im Restaurant Teil 1

Der Alltag

Der Zug

Jobs sind wie Beziehungen

Zeitung hin, Zeitung her

Abgabe des Artikels, dein ernst?

Jackie, Freundin

Die Umerziehung des Herzens

Die glücklich verheiratete Frau

Der glücklich verheiratete Mann

Der Junggeselle von Nebenan

Liebe im Restaurant Teil 2

Das Gummi

Liebe im Restaurant Teil 3

Der Freund, der Freund und nochmal der Freund

Liebe im Restaurant Teil 4

Umnachtung in der Thiki Lounge

Swinging Sex?

Unordentliche Frauen

Der Sex Club

Sexgespräche mit Mr. Green Eye

Ich liebte diese Wiederholungstäter

Wie der Ex so der neue Freund

Wie alles begann

Männer, das Ding mit der Größe

Wir heiraten

Ehen in der Großstadt

Die seltenen Zutaten

Die Macke mit der Reizwäsche

James Theorie

In der Friendzone

Models und Popöchen

Fotograf und Model

Fotoshooting Mädchen

Models auf dem Podest

Du kannst alle haben

Verführung

Power Frauen und dümmliche Männer

Begegnung mit Mr. Green Eye

Noch mal Sam

Glamour Girls

Wenn Männer die eine Fragen stellen

Die Abgründe des Sex

Vergebliche Suche

Nein, heißt nein, heißt nein!

Sex ist wie Sport

Tussis und Zicken

Sex in der Beziehung

Welch eine Überraschung, eine Toilette

Ich bin empört

Single Frauen

Der Muskelmann

James macht sich Sorgen

Die 80er sind zurück

Autos und Männer

Autos sind sexy

Sexpuppe

FKK Strände

Tagträume

Mr. Right ist verliebt

Der nackte Junge

Du Uhr tickt

Die Nacht der lebenden Schönheiten

Reden wir über Ekelpakete

Müll im Hotel

Hello Kitty

Das Unterwäschemodel

Das Sexsymbol

Zweite Kindheit

Er lieb sie, sie liebt ihn

Richtige Freunde, falsche Freunde

Dann kam der Bruch

Ratlos

Aladin und die Wunderlampe

Seite Sechs

Mr. Logan

Er war so gedemütigt

Spezialausgabe, Gehsteig Phantasien, Trinkgelage, der

Sams Hitzeritual

Sagt alle Käse

Kannibalen im Zoo

Spindeldürr oder Schmetterlinge

Ausraster

So können sie einen Mann erobern; für Fortgeschrittene

Kuschelzeit ist Kaschmir Zeit

Flower Power und verrückte Vögel

Frauen sind wie Raubtiere

Vergleichen wir

Ich sollte mein Leben genießen

Geduldig

Mütter, Psychologen und Verhaltensauffälligkeiten

Die Frau in Weiß

Kindermädchen

Wie viele?

Sex in der Ehe

Der Duft der Männer

Weihnachten

Mir geht es schlecht

Meine Weihnachtsgeschichte

Hi, Mom

Reich aber hässlich

Wahn

Dunsley

Türkei

Ich betrachte Schwänze

Männer und ihre Macken

Geheimnisse

Hilfe! Meine Füße sind kalt ...

Bin ich zu blöd, oder was?

Ich fing zu weinen an

Das letzte Kapitel

Eine Beziehung? Ernsthaft?

Tu’s nicht!

Echt jetzt?

Ich will die Wahrheit

Ambers neue Küche

Früher habe ich ständig über Dinge nachgedacht, die mir

Epilog

Es dreht sich alles um das Genital des Mannes

New York Verlag Hamilton

Avenue Street 11

Betreff: Kolumnentitel - Lieben Frauen Penisse?

Frauen lieben Penisse. Weil sie so schön und stattlich sind und wir sie gerne anfassen und in den Mund stecken. Und weil das Gefühl, ineinander zu verschmelzen, unbezahlbar, animalisch und romantisch zugleich ist. Doch ist es eine Typfrage, welche Penis-Länge und -Dicke die jeweilige Dame bevorzugt. Lassen sie uns nicht um den heißen Brei herumreden: Manche Frauen brauchen es groß. Weil sie sich sonst nicht ausreichend ausgefüllt fühlen. Andere Damen wiederum können aufgrund ihrer Anatomie keinen großen Penis aufnehmen und sind mit kleinen bis mittleren Exemplaren glücklich und zufrieden. Sie glauben gar nicht, wie viele Frauen Sex mit ihrem Partner nicht genießen können, weil sein Penis zu groß für sie ist und sein Eindringen ihr Schmerzen bereitet. Eine tragische Situation für beide Seiten und nur schwierig zu lösen. Deshalb lautet mein erster Tipp: Seien Sie froh mit dem, was die Natur Ihnen mitgegeben hat. Genau so sind Sie richtig. Dann suchen Sie sich eine Frau, mit der alles passt. Auch untenrum. Finden Sie eine Partnerin, die ihre körperlichen Vorzüge zu schätzen weiß und sie genießt, ganz gleich, ob sie nun S, M, L oder XXL gebaut sind.

Mit freundlichen Grüßen

Emma Hahn

Ich klappte meinen Laptop zu, jetzt war keine Zeit den Artikel fertig zu schreiben, denn ich wollte mir eine Wohnung ansehen. »Eine wirklich schöne Wohnung, und sie sind sich sicher, dass sie sie verkaufen wollen, Frau Hasley?« »Ja, ganz sicher.« Ich versuche zu lächeln, während mir tausend Gedanken durch den Kopf gehen. Jetzt stehe ich in meiner zukünftigen Wohnung und überlege für einen Moment, ob ich nicht doch alles abblasen soll. Der Verkauf dieses Objekts ist ein Schlussstrich für diese Frau und ein Neuanfang für mich. Damit soll ein neuer Lebensabschnitt beginnen, will ich das?

Ich beobachte die Besitzerin, wie sie durch die Wohnung läuft, und ihre Absätze klackern laut auf den Fliesen. »Nun gut, wenn sie sich wirklich sicher sind, werde ich ihr Angebot an meinen Sohn weiterleiten. Bestimmt wird er nichts dagegen haben. Bitte unterschreiben sie hier.« Währenddessen legt mir die Frau den Kaufvertrag auf den Holztisch. »Ich werde sie auf dem Laufenden halten«, sagt sie schließlich. Ihre Lippen sind zusammengepresst und ihr Blick wirkt kühl. Ich habe das Gefühl, dass dies meine Wohnung wird. Ich nehme den Kugelschreiber, unterzeichne den Vertrag und setze dabei ein gespieltes Lächeln auf. Jenes, welches ich mir in den letzten Jahren sehr gut antrainiert habe. Es ist nicht einfach, alles alleine durchzuziehen, aber ich bleibe stark. Wie immer. Deshalb stehe ich an dieser Stelle ohne meinen Ex Freund, der mich begleiten wollten. Mir fällt jetzt erst auf, dass die schöne Frau sogar kleiner ist als ich, trotz ihrer hohen Plateaupumps. Sie ist etwa um die fünfzig und hat zarte Fältchen im Gesicht. Sie lächelt und atmet tief aus.

Wahrscheinlich vor Zufriedenheit, dass sie Geld verdienen wird.

Gutes Geld. Endlich gehen wir gemeinsam raus. In diesen vier Wänden zu sein, wo sie mit so gut wie jedem Mann geschlafen hatte, ist immer ein komisches Gefühl; zerstörerisch auf irgendeine Weise.

Ich schließe ab. Das war's. Diese Hürde ist geschafft und bald ist dieser Ballast weg. Meine eigene Wohnung. Ich freue mich. In der letzten Stunde habe ich das Gefühl gehabt, als hätte ich nicht richtig atmen können, als hätte die Teufelsschlinge mich gefesselt und fast zerdrückt. Tränen der Freunde schießen mir in die Augen. Mir wird schwindelig und meine Schritte werden immer schneller. Ich muss schnellstmöglich raus und öffne die Tür des Gebäudes. Endlich meine eigenen vier Wände. »Darf ich sie noch fragen, warum sie die Wohnung kaufen wollen? Ich meine, sie könnten sich ebenso gut eine größere und besonders nähere Wohnung, in einer Toplage leisten.«

»Ich will meine Erfahrungen mit den Männern aus der Großstadt machen, jeden Schwanz reiten und sie alle nehmen, wie es mir gefällt und da passt mir ihre Sexhöhle sehr gut.«

»Das kann ich verstehen«, antwortete mir die Verkäuferin. »Mal unter uns Frauen, es gibt nichts besseres, als einen richtig geilen Ständer in der Muschi zu spüren und am nächsten Tag zu wissen, dass man sich einen neuen Mann angeln kann. Falls sie mal über Sex reden wollen, meine Nummer haben sie.«

»Würden sie mir ein Interview geben?, fragte ich sie, nicht ganz ohne Hintergedanken, denn meine neue Arbeitsstelle verlangte genau das von mir. Ich sollte über Sex schreiben. Sex in der Großstadt. Aus der Sicht einer Frau.

Sexuelle Eskapaden

Sind mächtige Männer besonders anfällig für sexuelle Eskapaden?

Es ist eben wahr: Sex ist kein Refugium, kein verlässliches wenigstens; er ist auf vielerlei Weise von Macht, Status und Kontrolle durchdrungen. Das machen Politiker und andere Mächtige, deren sexuelle Eskapaden auffliegen. Wo alle Frauen Dirnen sind, ist jeder Mann ein Hurenbock. Der abendländische Blick auf den Orient scheint immer wieder geprägt von anzüglichen Fantasien über frivole Frauen und ausschweifende Männer. Manchen Römern waren Ägypten und Syrien Synonyme für sexuelle Eskapaden, den Griechen Asien im Allgemeinen, Babylon und das Perserreich im Besonderen. Im Osten ist alles möglich: Warum also nicht auch ein Volk, dessen weibliche Hälfte sich samt und sonders prostituiert.

Und sei es auch lediglich ein einziges Mal in ihrem Leben. Die Übertragung geheimer Sehnsüchte auf fremde Völker ist natürlich kein ausschließlich antikes Phänomen: Exotik und Erotik bilden stets ein zugkräftiges Gespann. Die Maler des Orientalismus im 19.

Jahrhundert schwelgten in Visionen sich räkelnder Haremsdamen und lasziver Tanzszenen. Emmanuelle Arsan, die erfolgreichste Romanautorin der sexuellen Revolution in den 1960er und 1970er Jahren, ließ ihre Protagonisten bevorzugt auf den Philippinen oder auf Java dem Erotismus frönen. Bis heute steht das traditionelle Indien mit seinen Tempeln und Tänzerinnen auch für Freizügigkeit.

Ein Wort, zuvor Sexuelle Eskapaden genannt sind seit mehreren Jahren auch für ganz normale Bürger in greifbare Nähe gerückt.

Wenn Orgien mit mehreren Frauen und Männern früher Privileg der Reichen und Mächtigen waren, die die dafür erforderlichen Summen bezahlen konnten, so hat sich seit den 70er Jahren die Sexualmoral so durchgreifend geändert, dass heute die Nachbarin von nebenan und der Kollege am Schreibtisch gegenüber ebenso verrückte erotische Phantasien realisieren können, wie sie in Pornofilmen und Büchern wie diesem längst geschildert werden. Eine besonders beliebte Variante im Bereich des normalen Sex – also nicht in den exotischen Gefilden der Sadomasochisten und anderer spezieller Neigungen – ist es seit einigen Jahren, dass die Ehefrau von ihrem Mann anderen Männern zum Ficken zur Verfügung gestellt wird.

Waren noch vor fünf Jahren die Annoncen in den einschlägigen Magazinen eher selten, in denen Männer ihre Hobbynutten anderen Kerlen anboten, so finden wir das inzwischen immer häufiger, ja, es ist heute mehr oder weniger an der Tagesordnung. Offenbar hat es einen besonderen Reiz, seine Frau dabei zu beobachten, wie sie von anderen Schwänzen in Mund, Fotze oder Arsch gefickt wird respektive dabei mitzumachen. Offenbar sind Frauen, besonders wenn sie die Fünfunddreißig überschritten haben, immer häufiger bereit, das nicht nur über sich ergehen zu lassen, sondern sie genießen den besonderen Reiz, zwischen mehreren, immer steifen Schwänzen wählen zu können, beliebig lange durch gerammelt und dann von mehreren Ladungen Sperma vollgespritzt zu werden.

Allerdings: Es scheint eher selten zu sein, dass solche Orgien mit Phantasie geplant und raffiniert durchgeführt werden. Meistens sind es – wie man auch in nahezu allen einschlägigen Pornofilmen sehen muss – ziemlich einfallslose Rammel-Runden mit Männern, die schweigsam ihre Schwänze irgendwo in die Frau reinstecken und mit kaum einer Regung grunzend abspritzen. Kaum einmal wird dabei überhaupt gesprochen, und weder die Frauen noch die Männer lassen sich zu anderen Äußerungen hinreißen als zu »Ah ja, das ist geil«, und das pausenlos und in allen Tonlagen. Die Szenen fangen ebenso unvermittelt an wie sie enden, und die Dramaturgie beschränkt sich in der Regel auf Stellungsvarianten jeder Art bis hin zu absurd artistischen Einlagen potenter Schwanzträger, die die Beteiligten auch noch für erotisch halten. Meine Erfahrung ist, dass es zum einen nur sehr wenige Männer gibt, die es beim Ficken und vorher fertig bringen, eine wirklich von erotischer Spannung aufgeladene Situation zu schaffen, und noch weniger, die nicht nur mit dem Schwanz, sondern auch mit Mund und Händen, mit Sprache und Gesten so geschickt agieren können, dass alle Beteiligten und insbesondere die Frauen in diesem Spiel auch danach noch entspannt und vom Genuss der Szenarien erfüllt an die nächsten Inszenierungen denken – und sie dann auch tage und wochenlang planen, sozusagen in der Phantasie vorkosten und dann realisieren.

Das ist der Hintergrund, warum ich als Journalistin eingestellt wurde: Denn zuerst und vor allem geht es um die Befriedigung der jeweiligen Frau, auch wenn sie sich als Fickobjekt präsentiert, auch wenn sie durch die Situation und die obszönen Worte, die sie begleiten, gedemütigt wird, auch wenn sie scheinbar hilflos vorgeführt und hart ran genommen wird – sie ist die eigentliche Herrin der Lage, der Mittelpunkt der Geschehens. Ihr Orgasmus ist es, um den sie sich alle bemühen. Männer mit erotischem Verständnis empfinden selbst kaum Genuss aus einer Situation, in der die Frau nichts davon hat, auch wenn sie schließlich abspritzen – denn das geht auch, wenn man es mechanisch herbeiführt, allerdings mit einem bitteren Bei- und Nachgeschmack. Wenn in der Stadt die Lichter der Geschäfte ausgehen, dann beginnt erst das Großstadtabenteuer. Die Klassefrauen beginnen eine endlose Cocktailparty, auf der es nur ein Thema zu geben scheint: Sex. Mit Romantik hat das allerdings wenig zu tun, denn die ist zeitaufwendig, unrealistisch und im Alltag nur schwer aufrechtzuerhalten. Doch träumt am Ende nicht jede Frau heimlich vom Trauschein? Heim, Kinder, Garten? Derweil tickt bei jeder Frau die innere Uhr. Davon weiß auch ich, als vierzigjährige Journalistin, Single, allein und verlassen, ein Liedchen zu singen. Fast täglich werde ich auf mein Singledasein angesprochen. Aber auch meine Freundinnen können sich von ihrer inneren Uhr nicht trennen. Sie tickt und tickt. Doch trotz Torschlusspanik sind wir nicht zu Kompromissen bereit. Vielleicht habe ich ja Glück? Treffe ich den richtigen Mann, den Mr. Right? Reich, nett, verständnisvoll und ehrlich… will er heiraten?

Liebe im Restaurant Teil 1

Es ist Dienstag Abend und ich habe eine Verabredung. Ich bin nicht wirklich in Stimmung, aber mal ehrlich, ich habe sonst nichts Besseres zu tun und nach dem stressigen Arbeitstag, den ich hinter mir habe, kann ein Glas Wein in Gesellschaft doch nicht schaden, oder? Meine Freundin Amber hatte mich zu dieser Verabredung überredet. Ich schreibe schon länger mit dem Typen auf einer dieser langweiligen Sozialmedia Plattformen, aber wir sind beide beruflich viel unterwegs und irgendwie waren wir nie zur gleichen Zeit in derselben Stadt. Nach der Arbeit ziehe ich mir also schnell mein schwarzes Kleid über, schmeiße mir meine Lederjacke über die Schulter und schlüpfe in meine schwarzen Cowboyboots. Etwas Haarspray, zwei- dreimal durch die Haare gewuschelt und fertig ist der Look. Ich habe heute wirklich keinerlei Ambitionen, die Verabredung bei einem von uns Zuhause zu beenden, also sollte das wirklich ausreichend sein. Ich mache mich auf den Weg und bin nach zwanzig Minuten beim Restaurant angekommen. Und das hätte ich mir vorher mal lieber angeschaut.

»Wo bin ich denn hier gelandet und was hat dieser Typ vor?«, läuft es mir durch den Kopf. Ich stehe vor einem der besten Restaurants in der Stadt, schick, edel, teuer. Da werde ich von hinten angetippt. Ich drehe mich erschrocken um und vor mir steht der Typ: »Oh hi, schön, dass es endlich geklappt hat«, sagt er und lächelt mich an.

Eine Sekunde später verschwindet sein Lächeln allerdings und er fragt mich, ob ich direkt von der Arbeit komme und nicht mehr geschafft habe mich umzuziehen. »Whaaat«, na das geht ja schon mal gut los.

»Na ja, wird schon irgendwie gehen«, sagt er und wir gehen nach drinnen. Drinnen läuft leise im Hintergrund klassische Musik und der Kellner begrüßt übertrieben höflich. Die Gäste sind sehr vornehm gekleidet und sprechen leise miteinander. Er führt uns zu unserem Tisch um hinteren Bereich und als ich ihm folge, sehe ich eine Gruppe Männer in Anzügen um einen runden Tisch sitzen. Dabei sticht einer besonders heraus. Graues, volles Haar, grüne Augen und gut gebaut. Er sitzt am Tisch und nimmt die anderen Männer mit seiner Präsenz vollkommen ein. Wir nähern uns seinem Tisch, er schaut kurz auf, unsere Blicke treffen sich und seine grünen Augen durchbohren mich förmlich. Wow, was für ein Mann. Mr. Green Eye, willkommen in meinem Kopf!

»So die Herrschaften, darf ich sie bitten hier Platz zu nehmen«, unser Kellner deutet auf den Tisch gegenüber der Männergruppe. Ich setze mich mit dem Rücken zur Wand, sodass ich den Tisch gut im Blick habe. »Ein sehr guter Platz findest du nicht? Das Essen hier ist wirklich vorzüglich«, bemerkte meine Verabredung. Oh Gott, wenn das die ganze Zeit so weiter geht, halte ich das keine fünfzehn Minuten durch. Ich blicke auf und schaue direkt in die Augen des Typen am Nachbartisch. Wir schauen uns ca. drei Sekunden an und diese drei Sekunden haben es ziemlich in sich. In meinem unteren Bauch zieht es angenehm. Wie zu erwarten war, wurde die Verabredung mit meinem Gegenüber nicht besser. Ein unfassbar langweiliger Typ, der ziemlich steif in seinem frisch gebügeltem Hemd dasitzt und sich am liebsten selbst reden hört. Warum ich das überhaupt durchgezogen habe und nicht nach fünf Minuten gegangen bin? Tja, weil der Mann am gegenüberliegenden Tisch das ganze dann doch etwas erträglicher gemacht hat. Während wir da so sitzen und ich mir unzählige Geschichten über vermeintliche berufliche Erfolge anhören muss, spüre ich immer wieder Blicke auf mir. Ich schaue auf, blicke ihm tief in die Augen und lächle. Auch er kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Als meine Verabredung einen Anruf bekommt und ganz dringend nach draußen muss, hat er vollen Blick auf mich und freundlich wie ich bin liefere ich ihm eine kleine Show. Ich ziehe langsam meine Lederjacke aus und Ups, da rutscht der Träger meines Kleides runter und bietet einen Blick auf meine nackte Schulter. Ich streiche mir die Haare hinters Ohr, grinse und schaue zu ihm rüber. Er schaut mich gespannt an. Ich setze mich aufrecht hin und ziehe mein Kleid dabei ein Stück höher. Ich sehe wie er sich auf die unteren Lippen beißt, während die anderen Männer am Tisch weiterhin tief in ein Gespräch vertieft zu sein scheinen. Das Spiel macht mir großen Spaß und ich zwinkere ihn an.

Ganz ehrlich, für diesen miesen Abend hab ich mir wirklich eine Belohnung verdient. Ich hole einen Stift aus meiner Tasche und schreibe auf die Stoffserviette, die das Logo des Restaurants trägt.

»Ziemlich langweilig hier, oder? Lust auf ein bisschen Spannung?

Dann komm in zwei Minuten auf die Herrentoilette.« Danach legte ich 50 € auf den Tisch, um meine Vorspeise und ein Glas Wein zu begleichen und stehe auf. Ich gehe auf den Nachbartisch zu und lasse die Serviette neben ihm fallen. Ich schaue nach, ob jemand auf der Herrentoilette ist und als ich mir sicher bin, dass sie leer ist, husche ich schnell in die Kabine. Nach einer Minute geht die Tür auf und es klopft an der Kabinentür. Ich mache auf und lache ihn an: »Oh, dich hab ich hier gar nicht erwartet.« Er lacht, hält die Serviette in den Händen und sagt: »Du hast das was verloren.« Seine Stimme ist tief und bestimmt, was mich wirklich verdammt an turnt.

»Ah ja hab ich das? Vielen Dank, dass du sie mir bringst, das ist wirklich sehr aufmerksam von dir«, sage ich und schaue ihm dabei tief in die Augen. Er geht einen Schritt nach vorne, schließt die Tür hinter sich und dreht das Schloss. »Sehr gerne, ich bin generell ein sehr aufmerksamer Typ. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass du dich mit deiner Verabredung offenbar ziemlich gelangweilt hast.«

»Ist es dir das, ja? Und jetzt bist du gekommen, um meinen Abend doch etwas aufregender zu machen?« Da zieht er mich zu sich ran und küsst mich. Und wow, das kann er wirkliche ziemlich gut. Ich erwidere den Kuss und drücke ihn an die Wand. Er ist ein ganzes Stück größer als ich und ich muss mich auf die Zehenspitzen stellen, um seinen Mund zu erreichen. Er greift in meine Haare und intensiviert seine Küsse. Zwischendurch bringt er ein: »Und ich hoffe, dass mir das jetzt schon gelungen ist«, hervor. Unsere Lippen lösen sich voneinander, ich stehe vor ihm und schaue ihn an. »Hmm, das war schon mal ein guter Anfang, aber ich glaube da geht noch mehr.« Ich streife mir langsam meine Träger von der Schulter, erst rechts, dann links. Mein Kleid gleitet zu Boden.

An die Wand gelehnt schaut er mir dabei zu, in seinen Augen brodelt es. Ich fange an, sein Hemd aufzuknöpfen, schaue ihn dabei die ganze Zeit an.

»Du möchtest mehr, ja? Was hast du dir denn so vorgestellt?« Ich bin nun am Ende seines Hemdes angekommen und mache mich nun an seiner Gürtelschnalle zu schaffen. Mit einer Hand fasse ich in seine Hose und umfasse seinen Schwanz, der schon ganz hart ist. Ich küsse ihn und flüstere ihm in sein Ohr: »Ich will, dass du es mir schnell und hart besorgst, hier und jetzt.« Er packt mich und hebt mich hoch, ich schlinge meine Beine um ihn.

»Mhh, da muss ich mal schauen, was sich machen lässt«, erwidert er.

Er wandert mit seinen Küssen meinen Hals herab, über mein Schlüsselbein, umfasst meine Brüste und küsst auch diese. Dabei drückt er mich gegen die Kabinenwand. Er packt seinen Schwanz aus, schiebt mein Höschen zu Seite und oh my fucking Gott schiebt sich in mich. »Fuck, Fuck.« ich schnappe nach Luft. Er stößt direkt und fest zu. Jeder Stoß bringt mich noch mehr in Ekstase. Ich kralle meine Nägel in seinen Rücken und erwidere seinen Rhythmus. Ich stöhne, er drückt mir seine Hand auf den Mund. »Du musst etwas leiser sein oder willst du, dass uns deine Verabredung hört«, grinst er mich an, während er erneut zustößt. »Oh Gott, scheiß auf den Kerl, lass mich dich lieber reiten«, sage ich, drücke ihn von mir und führe ihn Richtung Toilettensitz. Er setzt sich auf den Deckel und ich schaue gierig auf seinen Ständer. Ich ziehe mein Höschen aus und setze mich auf ihn. »Shit, das fühlt sich so geil an«, sage ich als er mich komplett ausfüllt. Ich fange an ihn zu reiten und liebe seinen Blick, der mir zeigt, wie sehr er es genießt. Er umfasst meine Taille und bewegt sich mit mir zusammen. Ich halt mich an ihm fest und werde immer schneller. »Scheiße, du weißt, dass ich das nicht mehr lange aushalte, oder?«, stöhnt er.

»Ich hoffe, dass du es nicht mehr lange aushältst«, grinse ich und mache in diesem Tempo weiter. Ich führe meine Hand an meinen Kitzler und fange an, ihn intensiv zu streicheln. Das wars, ich kann nicht mehr an mich halten und stöhne laut auf. In diesem Moment höre ich ein »Oh jaaa shit, fuck. Jaaaa.« von ihm und weiß, dass er gekommen ist. Ich verringere mein Tempo und lasse mich erschöpft auf seine Brust fallen. Er schaut mich zufrieden an und sagt: »Na, so schlecht war deine Verabredung doch gar nicht, oder?« Ja, verdammt. Er hatte Recht dieser Mann mit seiner Peitsche hat es mir so richtig besorgt. Als wir aus der Toilette kamen, war meine Verabredung bereits gegangen.

Wir gingen an einen Ort, der weit genug von zu Hause entfernt war, um alle Freiheiten zu haben, die wir uns wünschen konnten. Als wir ankamen, erinnerte ich mich, dass ich daran gedacht hatte, besser nicht nochmal mit ihm zu schlafen, und war plötzlich überwältigt von Schuldgefühlen. Er zog mich aus und berührte jeden einzelnen Teil von mir, er küsste mich überall. Er leckte mich und ich kam und meine Beine hörten nicht auf zu zittern. Hier war ich, irgendwie unbeholfen, und er war so sanft und leidenschaftlich... und bereit, nur so viel zu geben und zu nehmen, wie ich zuließ. Er legte sich auf mich und ließ seinen Schwanz direkt auf mir ruhen. Ich wollte ihn so sehr in mir spüren. Er bewegte sich an meiner Klitoris auf und ab und ich gab diesem Rhythmus nach und bewegte mich mit ihm in der sinnlichsten Missionarsstellung aller Zeiten. Ich konnte ihn hart und warm an mir spüren, kurz davor, einzudringen. Er nahm meine Fußknöchel und klemmte sie unter seine Knie. Ich war weit geöffnet und feucht, aber er rieb sich nur an mir. Er fühlte sich überlegen. Es war innig, und ich zog ihn fester an mich. Ich kam und hielt ihn, während er noch fester rieb. Mein Körper entspannte sich, als er auf meinem Bauch kam, und ich werde mich immer fragen, ob er diese Begegnung genauso genossen hat wie ich. An diesem Abend verabschiedete ich mich von ihm, ohne irgendetwas bereut zu haben.

Ich wusste noch nicht, dass genau er zu den Männern gehörte die es sich geschworen hatten Frauen und ihre Bedürfnisse zu respektieren und sie somit in den siebten Himmel zu ficken. Die Gruppe von Männern würde mich im späterem Leben noch mehrfach zur Besinnungslosigkeit meiner Seele bringen. Ich würde mich fallen lassen können, genießen und nie mehr etwas anderes wollen.

Der Alltag

»Ich würde meinen Rock hochraffen«, das Höschen beiseiteschieben und mich dann nach vorn beugen, damit seine Finger mich da unten kitzeln, bis ich feucht bin, und sein harter Schwanz leicht in mich eindringen kann. Es war gerade mal 11:34 Uhr, und meine Gedanken kreisten schon wieder um die schönste Sache der Welt. Mir wurde ganz warm im Schritt. Hmmm, was für eine schöne und heilsame Vorstellung: eine kleine Nummer auf der Toilette mit dem gut aussehenden Mann von der Kasse. Das wäre jetzt genau der richtige Start für den Start in den Tag. Jedenfalls, wenn das hier der spielerisch humorvolle Softporno wäre, den ich mir manchmal anstelle meines eigenen Lebens wünschte. Mit ganz einfachen Zutaten: zusätzlich zu meinem beruflichen Erfolg nämlich mit einem tollen Mann und einer liebevollen Beziehung, die den Alltag angenehm machte und trotzdem aufregend blieb. Weil man zu zweit immer wieder neue Abenteuer erlebte und das auch in erotischer Hinsicht. Wieso bitte konnte das Leben nicht so sein? Wieso war ich mit beinahe Mitte dreißig gerade mal wieder voll auf die Fresse gefallen? Und wieso tat das auch dieses Mal wieder so weh? Ich stoppte das Gedankenkarussell. Diese Fragen brachten mich nicht weiter. Ein kleiner Drink hingegen könnte zumindest für ein wenig Prickeln auf der Zunge und ein bisschen Ruhe im Kopf sorgen. Ich stand vom Tisch der Bäckerei, in der ich jeden Morgen einen Kaffee holte auf, zappelte mein Minikleidchen zurecht und trat betont lässig durch den Ausgang. Wenn schon kein Sex auf der Toilette, dann konnte doch zumindest ein kleiner Flirt nicht schaden. Ich hatte ein Credo: Nichts bereuen, alles probieren. Also los! Der Bäcker war halb leer. Ich guckte auf angegraute Halbglatzen und aufgeschlagene Zeitungen, zwei brünett gefärbte Turmfrisuren und einen weißblonden Hinterkopf, auf dem rosafarbene Riesenkopfhörer klemmten. Ich ging zielstrebig in Richtung des Bahnhofs und spürte die Blicke, die von den Menschen hinunter auf meinen Hintern glitten und dort kleben blieben. Das Kleid war neu. Ich hatte es mir vor zwei Tagen gekauft, zusammen mit einer Sonnenbrille, drei Bikinis. Das war alles zusammen ziemlich teuer gewesen und überhaupt nicht gut überlegt. Aber keine zwei Stunden vorher hatte mein jetzt Ex-Freund Tom mir mitgeteilt, dass er ausziehen würde. »Baam!« Er trennte sich von mir nach gut drei Jahren, und zwar ohne jede Vorwarnung.

In dem Moment selbst hatte ich stumm dagesessen, Tom angestarrt und irgendwann gefragt: »Wieso?« Als er angefangen harte, von seiner neuen Kollegin zu sprechen, hatte ich augenblicklich die Hand gehoben und ihm damit zu verstehen gegeben, er solle die Klappe halten. Dann hatte ich ihm zwei Stunden Zeit gelassen, seine wichtigsten Sachen zusammenzupacken. »Haben sie mich nicht gesehen?« Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Der attraktive Mann der deutschen Bahn sah aus der Nähe noch besser aus. Tief dunkle braune Reh Augen und ein Grübchen im Kinn, das trotz seines sexy Dreitagebarts gut zu sehen war. »Oh, wahrscheinlich nicht, tut mir leid!«, hauchte ich und lächelte unschuldig. Ich sah auf seine breite Brust und las sein Namensschild: »Heiko?«

»Ja, Heiko. Sie sollten wirklich aufpassen wohin sie laufen.«

Ich lächelte frech: »Das ist so nett von ihnen. Die meistens hätten jetzt los geschrien.«

»Darf ich sie zu ihrem Bahnsteig begleiten?« Heiko verzog keine Miene.

»Ich wollte zur ... Toilette:«, erklärte ich ihm und merkte selbst, dass es klang, als spräche ich vom angesagtesten Swingerclub der Stadt. Upsi, das war eine Nummer zu dick gewesen.

»Es befinden sich mehrere Toiletten im hinteren Bereich des Bahnhofs«, Heiko machte einen Schritt auf mich zu, um seiner Ansage Nachdruck zu verleihen. Ich aber blieb einfach stehen, und so standen wir einander auf einmal sehr nah gegenüber.

»Das ist ein sehr guter Duft, Heiko. Gefällt mir. Tut mir leid, dass ich sie angerempelt habe«, ich streckte ihm meine Nase und Lippen fast unmerklich noch ein Stückchen weiter entgegen, dann drehte ich mich um und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Ha!

Sexy Heiko schaute augenblicklich auf meinen Allerwertesten. Das Kleid war wirklich ein guter Kauf gewesen, scheiß’ auf den Preis!

Als Heiko meinen Blick auffing, wurde ich für den Bruchteil einer Sekunde rot - erwischt! Dann aber trat er an mir mit besorgter Miene vorbei und ging vor, in Richtung der Toiletten. »Bitte sehr. «

Ich hatte auf ein Lächeln gehofft, vielleicht wenigstens auf die Andeutung eines Augenzwinkerns. Doch Heiko, der große Dunkelblonde mit der schicken Uniform, würdigte mich keines Blickes mehr. Zerknirscht lief ich den Weg entlang. Nun musste ich doch auf die Toilette gehen, um mich zu erleichtern.

Wenn Tom jetzt hier wäre, hätten ich mich volllaufen lassen und hier gekotzt. Wieso hatten ich zusammen mit Tom eigentlich nie Sex in der Toilette gehabt?

War mein Sexleben einfach zu langweilig geworden? Hatte er sich deshalb getrennt? Bis auf die Tatsache, dass Tom mich nicht oral beglücken wollte, waren wir doch beide immer gut auf ihre Kosten gekommen. Ich wurde sauer. Wieso saß ich jetzt hier und überlegte, ob ich meinem verdammten Ex vielleicht sexmäßig nicht genug geboten hatte? War das mein Ernst? Jedenfalls war ich nun erst mal durch mit angenehmen erotischen Träumen von harten Fremdschwänzen und gekonnten Fingerspielen unter meinem Kleid.

Ich klappte die Tür zu und verließ das stinkende Loch, was die deutsche Bahn als Toilette bezeichnete und machte den ersten Eintrag in mein Tagebuch: Ziele für mich: Ich will geleckt werden. Bis ich komme.

Danach soll er mich streicheln.

Und wenn ich dann wieder Lust bekomme, darf er langsam in mich eindringen.

So einfach war das.

Das erste Ziel des neuen Lebensweges war formuliert.

Tom aus meinem Kopf zu bekommen, sollte nur eine Frage der Zeit sein.

Dann öffnete ich meinen Rucksack auf dem Weg zum Bahnsteig »Meine Zeitung, hoffentlich steht was gescheites drin.«

Der Zug

Die Zugfahrt war unsanft. Ich wurde mal wieder hin und her gewippt, schreckte hoch. Nach der dritten gelesenen Seite meiner Zeitung war ich offenbar doch noch eingeschlafen. Ich glaubte, mich an einen Traum mit Tom zu erinnern. Tom, der mit seinem Kumpel vor der Tür meiner Wohnung stand und sich über mich lustig machte, weil ich in der Wohnung feststeckte und die Tür nicht auf bekam.

Was für ein Quatsch.

Noch ziemlich müde sammelte ich meinen Kram zusammen und wartete darauf, dass die Bahn anhielt und die Menschen ihre Luxusärsche aus dem Gang schälten. Ich wankte ein bisschen. Oder vielleicht stand ja der Zug doch noch nicht still? Jetzt wäre es toll gewesen, Tom hier zu haben. Er hätte mir seine Hand entgegengestreckt und mich sicher aus dem Zug geleitet.

»Hoppla!«

Ich war dem Mann vor mir direkt in die Arme gestolpert.

»Oh Entschuldigung, Verzeihung«, nuschelte ich.

»Der Zug ist aber auch voll«, seine Stimme klang ganz warm und verständnisvoll. Er sah mir tief in die Augen. Huch! Und er ließ mich gar nicht los? Offenbar hatte er nichts gegen einen Flirt mit einer Unbekannten. Ich rappelte mich hoch. Der Mann hielt mich unnötigerweise immer noch an den Armen fest.

»Hatten sie denn eine angenehme Zugfahrt?« fragte er und sah einmal an mir herunter. »Soll ich ihnen beim aussteigen behilflich sein?«

»Ja«, sagte ich und wusste gar nicht, wohin mit mir und meinen Sachen. Jetzt, da ich müde und noch nicht wirklich wach war, fühlte es sich gar nicht gut an, so hemmungslos angemacht zu werden. Ich spürte, dass das verflixte neue Minikleid gerade eher auf der Position eines breiten Gürtels hing. Peinlich berührt versuchte ich erfolglos, es ein Stück nach unten zu ziehen, , als ich von hinten einen unsanften Schubs bekam.

Der fette Dauerpupser aus der Reihe vor mir wollte offenbar schnellstmöglich aus dem Zug aussteigen. Ich konnte mich gerade noch abstützen, um nicht noch einmal in den muskulösen Mann hineinzufallen, und stiefelte dann nervös lächelnd, so schnell es ging, über die Türschwelle hinaus.

Neun Stunden Aufenthalt in meiner Arbeitsstelle lagen vor mir. Was für eine beschissene Idee, diese Arbeit zu wählen, weil ich zweihundert Euro mehr verdiente! Unschlüssig und etwas wütend zuckte ich mit den Schultern, als wollte ich meiner inneren Stimme eine Antwort geben. Hinterher ist man eben immer schlauer. Auch in Bezug auf Männer und Arschlöcher. »Pfff!«

Das kurze Stück zu Fuß vom Bahnsteig zum Bürogebäude verhieß Temperaturen um die fünfundvierzig Grad. Das Gebäude selbst war auf gefühlte fünfzehn Grad heruntergekühlt, warum auch immer ich reihte mich in die endlos lange Schlange vor dem Bäcker ein. Trotz der Klimaanlage war die Luft stickig. Ich war nicht die Einzige, die müde war. Überall schaute ich in schlecht gelaunte Gesichter Auf einer kleinen Bank fand ich schließlich ein Stückchen Platz, um meinen Rucksack abzustellen, mich kurz zu ordnen und endlich mein Minikleid wieder in seine richtige Position zu ziehen. Die vielen fremden Blicke auf meinem Dekolletee zwischen meiner Wohnung und der Arbeit genügten bereits für die nächsten Tage.

Jobs sind wie Beziehungen

Noch neun Stunden auf der Arbeit. Ich schaltete mein Handy ein. Drei Nachrichten von Tom erschienen auf dem Display. Mit einem leisen Sausen in den Ohren und ziemlich lautem Atem las ich sie: Hi. Sag mal, das Geschirr mit den blauen Muster, deine oder meine? Siebzehn Minuten später hatte er geschrieben: Ich lass sie einfach bei dir!

Zehn Minuten später: Sehen wir uns beide noch? Und noch mal dreiundzwanzig Minuten später: Hi, wo bist du eigentlich? Fühlt sich komisch an. Wie geht’s dir? Melde dich mal, okay?

Mir stockte das Herz. Ich ließ mich auf den Sitz, mitten zwischen den Rauchern nieder und las wieder und wieder Toms Nachrichten. Fühlt sich komisch an? Ja, verdammt, jetzt weißt du vielleicht langsam, was du verloren hast. Tränen stiegen in meinen Augen und kullerten ungeniert die Wangen hinunter.

Langsam musste ich in das Gebäude gehen. Meine Schicht würde gleich anfangen. Gerade wollte ich alles lieber als ich selbst sein. Kein Stück von diesem ganzen Tag wollte ich erleben. Ich wollte zurück nach Hause und sofort in meine Wohnung eilen, um Tom zu sagen, dass ich ihm alles verzeihen würde. Ich wollte Tom zurückhaben. Ich wollte, dass alles so blieb, wie es war. Fast alles.

Ich ließ kopfschüttelnd mein Telefon sinken. Nein, das wollte ich nicht. Nichts von dem. Zurück nicht und auf keinen Fall zurück zu Tom, dem Betrüger dem Feigling, dem Verräter, dem Herzensbrecher. Ich wollte mich verkriechen. Abtauchen.

Möglichst schnell durch den Schmerz hindurch tauchen, um auf der anderen Seite des Kummers zurück zu mir selbst zu finden. Das würde schon alles wieder gut werden. Irgendwann ...

Ich probierte, tief durchzuatmen. Es klang wie ein jammervolles Grunzen. Das weckte Lebensgeister in dem Mann zu meiner Rechten. Seine Hand viel dabei in meinen Schoß. Ich erstarrte. Das kam völlig unerwartet und war auf einmal recht viel Körperkontakt mit dem Unbekannten. Ich sah von der Hand auf meinen Schenkel hoch und guckte mir den Mann genauer an.

Er war vielleicht ein paar Jahre jünger als ich selbst, hatte ein schönes Gesicht mit feinen Zügen und auffällig zur gezupfte Augenbrauen. Ich dachte kurz an meine eigenen. Es wurde wirklich Zeit wieder zum Frisör zu gehen. Die Hand in ihrem Schoß war sehr gepflegt: groß und kräftig, die Fingernägel waren schön manikürt.

Kurz war ich von Neid erfüllt. Im nächsten Moment gab ich mir innerlich eine Backpfeife. Ich war auf dem Weg zur Arbeit! Ich tat mir ordentlich selber leid. Völlig zu Recht, wie ich fand. Ich bin Journalistin. Ich hatte zwei feste Kolumnen, eine in einem Frauenmagazin und eine in einem Fitnessmagazin für Männer. Dazu verfasste ich für eine monatlich erscheinende Illustrierte unter einem Pseudonym Beziehungsratschläge und beantwortete Leserbriefe.

Meine Hauptthemen waren Frauen und Beziehungen. So gesehen war eine frische Trennung gar nicht das Schlechteste. Nun konnte ich frei von der Leber weg mal wieder richtig authentisch über Herzschmerz und Liebeskummer schreiben. Schönen Dank auch!

Neben mir schmatzte es. Der Typ zog augenblicklich mit einem Ruck seinen Arm so heftig zu sich heran, dass seine schöne Hand sehr unsanft mit meinem Ellenbogen zusammenschlug, »Autsch!«, rief ich im Affekt. Der Mann sah mich erschrocken und ärgerlich zugleich an. Er schnauzte etwas was ich nicht verstand. Oh Mann, was war denn mit dem los? Schon war er aufgesprungen und hastete davon. In meiner Hand vibrierte das Handy. Schon wieder eine neue Nachricht von meinem Ex.

Was sollte das denn? Empört, aber viel zu neugierig lud ich das gesendete Bild herunter: Auf einem nicht zu identifizierenden Stapel lag obenauf ein Foto von mir und Tom. Glücklich und braun gebrannt lachten wir in die Kamera. Das Foto war von unserem letztem Urlaubstrip vor zwei Jahren. Tom hatte es damals ausdrucken lassen, aber ich wollte es partout nicht in die Wohnung hängen, weil ich auf dem Bild ein leichtes Doppelkinn hatte. Tom hatte immer wieder betont, wie sehr er das Foto liebte, weil ich so schön lachte.

Bitte, sehr? Schön sah ich da aus? Wenn er so was schön fand, war es wohl kein Wunder, dass er angefangen hatte, sich anderweitig umzusehen. Idiot!

Und jetzt schickte er ihr dieses Foto? Mehr nicht. Keinen Kommentar! Was sollte mir das nun sagen?

Ich wartete noch einen Moment. Vielleicht würde er ja beginnen, zu schreiben. Würde sich entschuldigen, mich anflehen, ihm zu verzeihen. Nichts. Es blieb bei dem Bild.

Wutentbrannt tippte ich los: Bin auf der Arbeit. Komme nicht zurück. Kannst so lange in der Wohnung bleiben. Oder einfach da, wo der Pfeffer wächst. Schmeiß das Foto endlich weg!

Wusch, die Nachricht war unterwegs, vielleicht hätte ich etwas anderes schreiben sollen? Oh Mann! Wieso fühlte ich mich auch bei dieser Trennung wieder wie mit fünfzehn? Hört das nie auf? Schon klar, dass man traurig, war, wenn einem der Partner völlig unerwartet den Laufpass gab, aber jetzt hier zu sitzen und sich den Kopf über die richtigen letzten Worte im gemeinsamen Chat zu zerbrechen - ernsthaft? Nein! Das war ein No-Go! So viel war mir klar: Ich jedenfalls würde rein gar nichts tun, um diesen Scheißkerl zurück zugewinnen.

Ich wollte ihn auf gar keinen Fall zurückhaben. Jemand, der mich nicht wollte, der sollte mir den wohlgeformten Hintern lecken und sich auf immer und ewig verkrümeln.

Nie, nie wieder wollte ich Tom wiedersehen. Und schon sehr bald würde ich einfach nur noch Mitleid für ihn empfinden, weil er nicht sehen konnte, wie schön und vielversprechend unsere gemeinsame Beziehung gewesen war und auch weiter hätte sein können. Weil er sich nicht vorstellen konnte, wie sie beide grauhaarig, aber Hand in Hand die Strandpromenade entlang tippelten. Dort, wohin unsere vielen tollen Kinder uns einmal mehr auf Reisen geschickt hätten, weil sie einfach die coolsten Eltern waren. All das hatte Tom verspielt. Was für ein armes Würstchen!

Gottverdammter Mist. Wieso fühlten sich Trennungen so scheiße an?

Ich dachte an zärtliche Küsse auf ihr Ohr und Toms Blick, wenn er sagen wollte: »Komm mit aufs Sofa.« Tränen stiegen mir in die Augen. Jetzt nicht wieder heulen, wegen diesem Arsch!

Ich stand auf und lehnte mich, so weit es ging, nach hinten. Der Mann zu meiner Linken war wohl nach Flirten. »Du siehst aber geil aus«, er war sicher um einiges älter als ich, starrte auf meine Hüften und lächelte breit. Ich zog die Augenbrauen hoch, nahm meinen Rucksack und ging schnellen Schrittes davon. Es war wirklich Zeit für die Arbeit.

Zeitung hin, Zeitung her

Müde und ausgebrannt hing ich auf meinem Bürosessel und fühlte mich außerstande, das nötige Arbeitspensum zu erledigen.

Einfach sitzen. Ich schloss die Augen. Das Büro bedeckte ein Teppich, dessen Muster und Farben psychedelisch zu wirken schienen. Mir wurde davon übel. Vielleicht waren es auch die Nachwirkungen des unruhigen Schlafes und der zwei Machos die ich heute kennengelernt hatte.

»Willst du eine Massage?«, fragte da eine unangenehm hohe Stimme. Genervt öffnete ich meine Augen einen kleinen Spalt.

»Willst du einen Massage?«, fragte es erneut.

»Ja eigentlich schon«, antwortete ich entnervt. »eine Massage kann nicht schaden« Mein Mund war trocken und fühlte sich klebrig an beim Sprechen.

»Danke, beste Mia!«

Ich nickte müde und wühlte einhändig auf dem Schreibtisch. Wo war der verdammte Massagestab?

»Weiß nicht wo der ist!« Die junge Dame, die vor mir an ihrem Schreibtisch saß, in ihrem schicken Anzug mit dem Serviceschild vom Unternehmen lächelte steif.

»Vielleicht ist der Massagestab in deiner Schublade?«

»Eh, Gleich!« Das elektrische Spielzeug war unauffindbar.

»Hast du den mitgenommen?« Wiederholte diese Barbie wirklich alles zweimal? Checkte die, dass ich bereits den Massagestab suchte?

Checkte die, dass ich eigentlich einfach nur allein sein wollte, damit das Drehen im Kopf und der Schmerz im Herzen sich etwas beruhigen konnten? Checkte die eigentlich irgendwas?

»Hast du ihn?« Jetzt lächelte Barbie weniger, aber immer noch maskenhaft. Gruselig.

»Hi, ihr beiden. Alles klar bei euch?« Eine zweite, nicht weniger unangenehme Stimme schrillte jetzt in mein anderes Ohr. »Ja klar, hast du den heute schon den neuen Aushang gelesen?«, in dem exakt gleichen Tonfall wandte sich die Tussi, mit der ich mein Büro teilte jetzt an die offenbar heiter, fröhliche Maus, die meinen Sessel betrachtete, als wäre er schon ihrer.

»Okay, klar, was für ein geiler Ansporn. Ich finde die Idee hervorragend. Du nicht auch?«

»Ja und wir werden das Ding schon rocken,« Barbie war vielleicht doch ein Roboter. Sie sprach nur diese komischen Sätze.

»Wir rocken das, gib mir alle fünf. Das wird so was von Hip.«

Ach ja, es waren die Schlagwörter, mit denen sie um sich warf. Ich hasste sie. Alle beide. Wieso musste diese verdammt gut aussehende Trulla ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier ihre Message ablassen?

Ich versuchte umständlich, mich aufzusetzen. Es klappte nicht auf Anhieb. Ich hing so tief in dem Sessel, dass es mir plötzlich unmöglich schien, jemals wieder hochzukommen.

»Hey sweetie, wie geht’s mit deiner Kolumne voran? Wirst du schon mit James quatschen?«

Barbie griff mit der Hand nach ihrem Handy und sagte jetzt mit gefährlich funkelnden Augen, aber immer noch lächelnd: »Der steht total auf dich.«

»Der ist mir viel zu alt.« Ich schnaufte und konnte mich endlich hoch stemmen. Dabei rutschte mir der Rucksack vom Schoß, und da er von der Suche nach meinem Massagestab noch offen war, kullerten etliche Dinge auf den hässlichen Teppich. »Scheiße!«, murmelte ich erneut und fragte mich gleichzeitig, ob es Angebracht war auszurasten. Im Augenwinkel sah sie, wie die Tussi der Trulla mit der Hand ihren Sessel zuwies und immer weiter lächelnd sagte:

»James Monster Schwanz fühlte sich so geil an. Probiere ihn unbedingt aus. So dick und fleischig!«

Die dumme Pute tat wie ihr geheißen und ließ sich in den Sessel fallen, die sofort anfing, auf der Tastatur einzuhämmern.

Genießerisch betrachteten sie James bestes Stück und begann völlig unvermittelt, los zu stöhnen, als läge ihr G-Punkt mitten zwischen ihren Fingern. Gott, war die peinlich! Ich hockte mich noch auf den Boden, um meine Sachen wieder einzusammeln.

Mein zu kurzes Kleidchen rutschte dabei mal wieder ein Stück höher, als es mir recht war. Aber ich war so wütend, dass es mir fast wurscht war.

Durch das schnelle Hinhocken wurde mir mit einem Mal schwindelig. Ich bemühte sich, das Drehen im Kopf zu ignorieren, doch als ich mich ausstreckte, um nach zwei weiter wegkullerten Tampons und meinem Labello zu greifen, und mein Blick dabei wieder auf das eklige Teppichmuster viel, die Tussi aus dem Nachbarbüro hinter mir röhrte wie ein Hirsch und mir bewusst wurde, wie ich da selbst - das Kleid nur über die halbe Arschbacke auf dem Boden herum robbte, unter den Augen der am Büro vorbeigehenden Männer und Frauen, da brach alles aus mir heraus. Also: Ich brach. Mindestens fünf Liter Essen kotzte ich in einem Schwall auf den Teppich, und dank des scheußlichen Musters konnte man davon quasi gar nichts sehen.

Was für ein Scheiß, dachte ich, der es augenblicklich besser ging. Ich griff nach meinen Habseligkeiten, stopfte sie in den Rucksack zurück, schnürte ihn zu, und als die Barbie und ein Mann aus dem Flur auf mich zuliefen, eilte ich in die andere Richtung davon und beschloss, den Rest des Tages auf der Toilette zu verbringen.

Ich hatte mich ein wenig frisch gemacht und beschlossen, jede Art von Selbsterniedrigung fortan zu unterlassen.

»Hi du.«

Was war das denn für ein Spruch? Das war ja mal so Neunziger, das ging gar nicht! Das macht kein Mensch mehr. Von hinten drängelte sich einer zu ihr ran. Ich ahnte, dass ich gemeint war, wollte mich aber nicht umdrehen, denn die Stimme klang eindeutig nach meinem Vorgesetzten. James! Der mit dem Monster Penis, den alle Frauen aus meiner Abteilung schon einmal geritten haben, nach ihren Aussagen. War total erschöpft und zu allem Überfluss unzufrieden.

»Hi, du. Was ist los?«

Mein Vorgesetzter redete nie während der Arbeit mit mir, er wusste, dass ich in der Zeit anderes um die Ohren hatte. Dass er es trotzdem tat, war kein gutes Zeichen.

»Tut mir leid, dass ich dich störe, aber -«

»James, du störst nicht. Was ist los?«, hakte ich alarmiert nach. Er hörte sich schwach an, vielleicht war es aber auch nur mein Gehör, dass mir dies so vermittelte. Panik kroch mir den Nacken rauf.

»Also, der Termin heute ... Nun, es sieht nicht gut aus. Gar nicht gut.

Der Chef will es sofort haben, um ...«

Mehr bekam ich nicht mehr mit, schon fing sich der Raum um mich herum an zu drehen, und die Gedanken begannen, wie wild in meinem Kopf umherzugaloppieren. Der Abgabetermin. Eine schreckliche Vorahnung machte sich in mir breit. Das konnte nur bedeuten ... Nein! Bitte nicht! Warum verdammt?

»... keine Sorge«, redete er unablässig weiter, doch nichts davon drang mehr zu mir durch.

»Keine Sorgen machen? Du bist lustig!«, stöhnte ich leise auf.

»Wir kriegen alles hin, keine Sorge«, versuchte er, mich zu beruhigen.

»Wie weit sind wir?«

»Vorletzter Absatz« Ich kannte die Artikel bereits. Ich fragte, ob er noch was von mir brauchte, und versprach, gleich nach meinem nächsten Artikel zu ihm zu kommen. Mit zitternden Knien setzte ich mich auf die schwarze Liege im Aufenthaltsbereich. Auch wenn das Studiolicht hell, freundlich und warm war, wurde es um mich herum plötzlich dunkel und ungemütlich. Und mir war mit einem Mal eiskalt. Es fühlte sich an, als würde eine Hand meine Eingeweide umfassen und unerbittlich zudrücken, immer fester, zudrücken und ziehen, zudrücken und ziehen. »Hey, was ist den los?« Eine warme Hand legte sich schwer und real auf meine Schulter. Ich hatte nicht mal die Kraft zusammenzuzucken. Langsam hob ich den Kopf und sah zu James auf. Mein Vorgesetzer stand vor mir und blickte besorgt auf mich herab.

»Ja?«, fragte ich mechanisch.

»Ist alles in Ordnung?« Ich nickte stumm, er runzelte die Stirn. »Sieht mir nicht danach aus. Du bist leichenblass.«, rief er über die halbhohen Trennwände nach seiner Azubine, »bring mal eine Flasche Wasser.« Ich schluckte, wollte abwehren, aber ich fand keine Worte. Mein Kopf war beherrscht von einem einzigen Satz. Jemand drückte mir ein Wasser in die Hand, wie ferngesteuert hob ich es zum Mund und trank einen Schluck.

Aber auch die Flüssigkeit konnte den Kloß in meinem Hals nicht auflösen.

»Hallo, nicht wegtreten?« Mein Vorgesetzter sah mich eindringlich an, der Druck seiner Hand auf meiner Schulter verstärkte sich.

»Tom?«, flüsterte ich. Es wunderte mich, dass ich überhaupt in der Lage war, ein Wort zu formen. Ich hatte gehofft, dass ich nie in die Situation kommen würde, etwas aussprechen zu müssen. Die Liege wackelte ein wenig, als James sich zu mir setzte. Er fragte nicht weiter nach. Wartete einfach, bis ich von mir aus fortfuhr. Ich wollte nicht darüber reden. Aber ich wusste auch, dass der leicht reizbare und wortkarge Tätowierte Mann neben mir nicht einfach gehen würde. Also starrte ich auf die bunten Figuren auf meinen Unterarmen und erzählte es ihm.

Jetzt schluchzte ich tatsächlich auf und japste nach Luft. James legte wie selbstverständlich seinen Arm um meine Schulter und zog mich an seine breite Brust. Und dann weinte ich. Ich heulte meinen ganzen Schmerz raus, all die Angst, all die Hoffnung, die mich die letzten Jahre begleitet hatte.

»Wie ich es sehe, der hat dich nicht verdient«, sagte James, nachdem ich mich beruhigt und sein T-Shirt mit meinen Tränen durchweicht hatte. »Meinst du wirklich?«, schniefte ich. Er reichte mir die Box mit den Papiertüchern.

»Mach dir erst mal keinen Kopf. Komm, pack dein Zeugs zusammen.« James erhob sich und ging zur Küchenzeile. Ich stand mit immer noch wackeligen Knien von der Liege auf und räumte meine Sachen in den Rucksack, schnappte meinen Rucksack und folgte ihm. Ich sah, wie er und die Azubine die Köpfe zusammensteckten. Sie machte unsere Termine, kümmerte sich um die Bestellungen und sorgte dafür, dass der Laden reibungslos lief.

»Ich gebe dir einen aus«, versuchte ihn davon abzuhalten, seinen Arbeitsplatz zu verlassen. Ich wollte nicht alles durcheinanderbringen. »Hör auf zu quatschen.« Er hielt mir die Tür auf, und ich ging mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Die beiden Tussis in meinem Büro anzusehen, schaffte ich nicht. Ich wollte nicht in ihre fragenden und vermutlich mitfühlenden Gesichter blicken. Das hätte ich jetzt nicht ertragen. Ich war dankbar für James besonnene und pragmatische, aber auch etwas ruppige Art. Er meinte es nicht böse, das wusste ich mittlerweile. Als wir im Auto saßen, stellte er das Radio an. Ich war froh, dass James mich nicht zu einem Gespräch zwang, sondern einfach in Ruhe ließ. Viel zu viele Gedanken schossen mir durch den Kopf, ich hatte Mühe, sie alle zu ordnen. Die Fahrt in den Süden der Stadt dauerte nur eine knappe Dreiviertelstunde. Der Himmel strahlte blau, die Sonne brach vereinzelt durch die Häuserschluchten. Ich hätte einen Wolkenbruch vorgezogen, es kam mir so falsch vor, dass die Sonne schien und für gute Laune sorgte, während ich Trübsal blies. James kam gut durch den Verkehr und hielt dann direkt vor dem Einkaufscenter. Ich kannte die Ladenzeile von früheren Besuchen mit meiner Mutter. Ein kleiner Kieselstein fiel mir vom Herzen, als mir bewusst wurde, dass ich mir zumindest um mein Essen keine Sorgen machen musste.

Meine Finger lösten den Gurt, und ich warf James einen dankbaren Blick zu.

»Italienisch?«, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht so was schweres.«

Diese Selbstverständlichkeit, mit der er sich um mich kümmerte wie ein guter Freund, obwohl wir uns noch gar nicht lange kannten, rührte mich.

»Dann komm! Die Salatbar ist auch super.«

Als wir das Restaurant betraten und ich mich schon einmal an den Tisch setzte hatte ich James für einen Augenblick aus den Augen verloren. Als er sich dann doch zu mir gesellte fragte ich ihn: »Hast du schon bestellt?«, er ließ sich auf den Stuhl im Restaurant fallen.

»Ich sterbe vor Hunger.«

»Ich habe uns etwas Knoblauchbrot als Vorspeise bestellt«, antwortete er und nippte an seinem Weinglas. Die Kellner kam und brachte auch mir meine Apfelschorle.

»Ein Hummersalat bitte«, orderte James. »Gerne«, sagte die blonde Angestellte und füllte eine Schaufel Salat in ein durchsichtiges Schälchen. »Recht so?«

»Ja, super«, antwortete er und war sich nicht sicher, ob das eine dem Ambiente entsprechende Bestellung war. »Ich nehme einen Cheeseburger und Fritten«, erklärte ich der Kellnerin. »Und haben Sie richtige Cola, keine Diät?« »Dein Appetit ist wirklich besser geworden«, bemerkte James, als ich die Bestellung tätigte. Ein riesiges Festmahl steht vor mir und wartet nur darauf, endlich von mir verspeist zu werden. Jedes einzelne Gericht ist liebevoll auf einem extra Teller drapiert. So verbrachten wir eine wunderschöne Pause in diesem Lokal mit super leckerem Essen. »Guten Hunger«, wünschte er mir. Nach dem Essen brachte er uns wieder zum Büro und auch ich kehrte an meinen Schreibtisch zurück.

Die Tussi in meinem Büro hielt eine bestellte Pizza in der Hand, die sie genüsslich verspeiste. Ich hatte während dessen an einem Artikel geschrieben und die Zeit vergessen. Wollte bis zum Morgen an der Verlängerung meines Artikels arbeiten.

Sie streckte mir die Schachtel entgegen. Auf dem grün weiß roten Pappkarton stand mit großen, schwarzen Buchstaben der Name des Lieferdienstes, hinter dem sie sich versteckte. Ich nahm ihr die Schachtel nicht ab, sondern forderte sie auf sie in der Mitte unserer Schreibtische hinzustellen. Ohne zu zögern, folgte sie meinen Anweisungen. Kein einziges Mal versuchte sie auf meine Seite zu kommen oder mich in ein Gespräch zu verwickeln. Ich spürte, wie ihre Blicke meine Brüste, meinen Hintern, meine Beine taxierten. Ich schrumpfte in jenem Augenblick zu einem begehrten, sinnlichen Wesen. Vielleicht war das mein Geheimnis. Keine Zweifel plagten mich, als ich James die Tür aufhielt und er in mein Büro eintrat. Ich dachte nicht an die Tussi.

Sie saß vor dem Schreibtisch. Wie ein Student. Es war ihr letzter Auftrag an jenem Abend. Ab und zu reichte ich ihr zwar die Pappschachtel mit der Pizza über die hölzerne, mit Papier gestapelte Unterlagen beladene Barriere.

»Bestimmt ein interessanter Job. Man kommt viel herum, trifft viele Leute.«

»Die meisten scheißen dich nur an«, antwortete die Tussi und versank wieder in Schweigen. Zwischen den Papierstößen fixierten mich ihre schwarzen Augen. »Bitte setz dich doch, mein Stuhl überlasse ich dir, James.« Er schaute nicht auf meine Brüste, die sich oberhalb der Papierstapel befanden. Ich hatte erwartet, dass James mich mehr musterte. Er sah in meine Augen, während er die Schachtel der Tussi zurückgab.

»Auf den Augenblick warte ich schon seit Wochen.«

»Welchen Augenblick?«

»Welchen Augenblick!« Er lachte und kam um den Tisch. Ich wusste ganz genau, was passieren würde. Ich wusste es eigentlich seit dem Augenblick, als ich ihn am Eingang des Büros stehen sah, nein, seit voriger Woche, als dieser blöde Artikel geschrieben werden sollte.

Wieder einmal hatte die dumme Tussi nichts getan. Hatte nur dagesessen, gewartet und zugesehen, ich pausenlos recherchiert hatte.

Leise hatte ich mich sogar dagegen gewehrt. Es war von selbst auf mich zugekommen.

Die Tussi summte eine Melodie, die Melodie, zu der sie am Morgen getanzt hatte. Sie summte jene Melodie, als sie James ihren Pracht Arsch entgegen hielt. Ups, der Pizza Karton passt nicht in den Papierkorb. Wie einfältig. Er ging ohne ein Wort. Vielleicht hatte ich ihn enttäuscht. Vielleicht hatte sich mein Geheimnis als banal entpuppt. Vielleicht ist es auch mein Geheimnis, dass ich überhaupt keines habe. Allmählich dringen wieder ihre Worte an mein Ohr. Sie rätselt noch, wie sie James verführen konnte. Ich will an meinen Schreibtisch, zu meinem Artikel. Ich will ihn endlich loswerden.

»Hör mal, ich kann heute nicht länger bleiben.«

»Du machst Scherze. Natürlich bleibst du hier. Ich werde deine Arbeit nicht mit machen.«

»Einmal kannst du auch alleine arbeiten.«

»Es macht keinen Spaß, alleine herumzusitzen.«

»Aber du sitzt doch nicht herum. Du schreibst die ganze Zeit. Ich sitze herum.«

»Wenn du mir nicht hilfst, werde ich nicht fertig. Wir müssen den Artikel abgeben.«

»Was für eine Hilfe bin ich denn?«

»Bitte!«

»Ich muss mich heute flach legen lassen, bitte.«

»Nein!«

Ein Wasserfall prasselt auf mich hernieder. Mir bleibt nur noch eins.

»Von dieser Ekstase habe ich aber nichts«, sage ich langsam und deutlich. Meine Stimme zittert, aber die Tussi hört nicht, dass ich Lüge und Wahrheit vermische.

Jäh stoppt ihr Wortschwall. Das Schweigen, lang und unendlich, das ich seit Jahren zwischen uns vermisse, hockt auf der Leitung.

Nach langen, qualvollen Sekunden schluchzt sie: »Wie bitte?«

Vielleicht glaubt sie mir, dass eine Laune mich dazu trieb, derart mit ihr zu scherzen.

Solange ich schweige, wird auch sie schweigen. Ich will gar nicht wissen, ob sie heute jemanden versetzt. Wie einen schlechten Traum wische ich das Gespräch beiseite und gehe zurück an den Schreibtisch, zurück in die Vergangenheit. Was treibt mich, plötzlich wie eine Besessene in der Vergangenheit zu graben, die längst von den Schatten der Geschichte verschlungen wurde, Spuren zu suchen, die längst nicht mehr auffindbar sind. Alles nur für den Chef und seinen Ideen.

»Hallo, James? Du ich müsste heute mal früher gehen, kannst du für mich hier kurz weiter machen?«, hörte ich sie mit einem Ohr telefonieren. Oh man, dass war jetzt nicht ihr ernst?

»Sehr gut, ich danke dir. Ich werde mich erkenntlich zeigen. Danke, danke!«

Sie würde sich erkenntlich zeigen, na da wusste ich schon wie.

Bestimmt wird sie die Beine breit machen. Was für eine Tussi.

Minuten später schälte die Tussi sich in ihr Outfit und James klopfte an die Tür. Gut gelaunt und fröhlich, wie immer. Das tat mir gut.

Denn ich war traurig, frustriert und sehr angespannt. Mein Blick viel direkt auf seinen Schritt, von einer Fleisch Peitsche war dort allerdings wenig zu erkennen. Die Mädels hatten wohl doch übertrieben mit ihren Erzählungen. Mein Blick glitt an dem Mann hinauf zu seinen Augen, die mich abschätzend musterten.

Ich räusperte mich: »Hallo, mal wieder.« Sein gesteigertes Interesse für mich, die Bewunderung und Abhängigkeit, die in seinem Blick zu lesen sind erregten mich. Ich fühle mich bedeutsam wie auf einer Bühne oder Kinoleinwand: Es kommt mir vor, als sei mein Blick auf einmal viel interessierter an diesem Mann. Gut, ich gebe zu, diese Fleisch Peitsche, wenn er denn eine hätte, gerne einmal zu Gesicht zu bekommen. Nur aus Interesse, wie so was wohl aussehen mag.

»Hi, da bin ich. Also kannst du mir zeigen, wo du aufgehört hast?«

Diese Tussi. Klar zeigte sie ihm wo sie aufgehört hatte, mit vollem Körpereinsatz. Das ihre Tittis nicht herausgesprungen sind, war wohl nicht beabsichtigt, aber dennoch ersehnt. Mein Gott, nimm dir ein Zimmer. Seinen Blick, und diesmal lag etwas Gieriges in seinen Augen. Gefiel sie ihm? Bildete ich es mir nur ein? Sein Blick wendet sich von mir ab und unwillkürlich wünsche ich mir den Blickkontakt zurück. Viel zu lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Was hätte ich an seiner Stelle getan? »Alles klar. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend. Bis morgen!«

Klar das sie beim hinausgehen mit dem Arsch gewackelt hatte. Ob es ihm aufgefallen war?

»Da sind wir nun. Zwei einsame Helden, die den Kampf für die Berichterstattung aufnehmen.«

»Ja, zwei einsame Streiter, für Recht und Verfassung«, lachte ich ihm zu. Mehr als ein Scherz konnte ich in dieses Situation auch nicht machen. Er saß leicht nach vorn gebeugt, die gefalteten Hände zwischen den Knien, schaute sinnverwandt auf den Monitor.

»Kaffee?«, fragte James freundlich.

Ich grinste. »Mit viel Zucker bitte.«

James grinste zurück. Im nächsten Moment steckte Pascal, der Praktikant, seinen sorgfältig gestylten Schopf in die Tür und rollte theatralisch mit den Augen. »Der Fotograf ist da. Super süß. Ich habe ihn im Konferenzraum geparkt.«

»Guter Junge«, neckte James und griff sich die Unterlagen vom Stapel auf dem Schreibtisch. Auf diesen Termin freute er sich schon seit einer Woche. Da war der neue Kollege nämlich zum ersten Mal in der Redaktion gewesen. Nach einigem Hin und Her hatte sich der Verlagsleiter entschlossen, für dieHauptstrecken des Magazins nur noch einen Fotografen einzusetzen.

Ich hatte die Idee unterstützt. Mir gefiel es, wenn das Blatt einen durchgehenden Look bekam. Und mir gefiel der schnuckelige Fotograf. Gut gelaunt marschierten wir in den Besprechungsraum.

Der Fotograf stand am Fenster, als wir den Raum betraten, und drehte sich nun langsam zu uns um. Ich spürte, wie es in meinen Brustwarzen kribbelte. Der Typ war wirklich ein Sahnestückchen.

Groß, blond, etwas hager und mit verstrubbeltem Haar. Er hatte genau das gewisse Etwas, was ich an einem Mann anziehend fand, ohne genau sagen zu können, was es war. Er sah aus wie mein verflossener Ex Freund, Tom. Oh nein, Tom. Schon wurde mir wieder übel.

»Hi.«

»Hi, schön, euch zu sehen.« Er gab auch mir die Hand und lächelte. Blaue Augen, dachte ich, nein, graublau. Blaugrau.