Diagnose: Sehnsucht nach Dr. Reynolds - Sue MacKay - E-Book
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Diagnose: Sehnsucht nach Dr. Reynolds E-Book

Sue MacKay

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Beschreibung

Ein Ehemann, vielleicht sogar Kinder - für Ally ein Albtraum! Bis die Hebamme ihren Kollegen Dr. Flynn Reynolds kennenlernt. Er weckt eine bittersüße Sehnsucht in ihr: Flynn wäre der eine, mit dem sie glücklich werden könnte. Wenn er keinen Ehering tragen würde …

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IMPRESSUM

Diagnose: Sehnsucht nach Dr. Reynolds erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Midwife … to Mum“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBENBand 86 - 2016 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Michaela Rabe

Umschlagsmotive: stefanamer/Ilya Rumyantsev/GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751505659

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Alyssa Parker ließ ihre Taschen auf den Boden fallen und sah sich in ihrer neuen Bleibe um.

Sehr überschaubar, dachte sie. Nicht so wie in ihrer letzten möblierten Unterkunft. Hier ist man mit Staub wischen und saugen schnell durch. Sie würde sich etwas anderes suchen müssen, um sich nach der Arbeit zu beschäftigen. Mit Stricken anfangen? Sich als Hundesitter andienen?

Ihr Handy klingelte. Sie fischte es aus der Tasche, las den Namen auf dem Display und nahm das Gespräch an. „Hey, Boss, ich bin auf Phillip Island gelandet.“ Obwohl sie immer wieder eingedöst war, hatte die Busfahrt von Melbourne hierher kein Ende genommen. Erst als ihr auf der Fähre ein kräftiger Wind um die Nase wehte, wurde ihr Brummschädel einigermaßen erträglich.

„Was macht der Kopf?“, fragte Lucas Elliot, der Entbindungspfleger, der ihr die Wohnung vermittelt hatte.

„Besser. Wer hat gepetzt?“ Zusammen mit ein paar Kolleginnen von der Entbindungsstation war sie einen trinken gegangen, und es war nicht bei einem Drink geblieben, nachdem sie sich zu essen bestellt und bis in die Nacht hinein gefeiert hatten.

„Meine Lippen sind versiegelt“, antwortete Lucas. „Phillip Island, also – der nächste Ort auf der Weltkarte, den du abhaken kannst?“

„Genau.“ Immer wieder die Richtung wechseln, eine neue Umgebung kennenlernen, das gehörte zu ihrem Leben dazu wie die Butter aufs Brot. Sie hielt nichts von dem üblichen Nine-to-five-Job, den die meisten bevorzugten.

„Wie ist die Bude?“

„Nicht größer als ein Kaninchenstall.“ Ihr Blick fiel auf etwas, das wie ein überdimensionaler Schrank aussah. „Und es wäre übertrieben, dies hier als Küche zu bezeichnen. Aber was soll’s? Das gehört zum Abenteuer dazu!“ Außerdem, wozu brauchte sie eine Küche, wenn sie sich sowieso lieber auswärts etwas zu essen holte?

„Ally, ich hatte ganz vergessen, dir zu sagen, wo der Schlüssel liegt. Aber anscheinend hast du die Tür aufgebrochen und dir selbst Zutritt verschafft.“

„Er war unter dem Blumentopf auf der obersten Stufe.“ Wo sie als Erstes nachgesehen hatte.

„Warum machen die Leute das? Es ist das bekannteste Versteck der Welt.“

Sie sah sich flüchtig im Raum um. „Ich glaube nicht, dass es hier viel gibt, das einen Einbrecher reizen könnte.“ Kat, die Hebamme, für die sie einsprang, gab ihr Gehalt sicher nicht für häuslichen Komfort aus.

„Und, bist du zufrieden? Ich weiß, du liebst jeden Tapetenwechsel, aber dieser dürfte ein Sahnehäubchen sein, mit all den Stränden. Du arbeitest praktisch am Meer.“

„Falls es dir entgangen ist … wir haben Winter. Aber die Insel ist schön.“

Lucas lachte. „Okay, dann lasse ich dich jetzt in Ruhe auspacken, damit du die Gegend erkunden kannst. Man erwartet dich morgen früh um halb neun in der Praxis. Dr. Reynolds möchte mit dir einiges besprechen, und danach geht es gleich los mit der Schwangerschaftsvorsorge.“

„Also alles wie immer, wenn ich eine Vertretung übernehme.“ Den ironischen Unterton konnte sie sich nicht verkneifen.

Seit zwei Jahren arbeitete sie nun schon als sogenannte „Feuerwehr“ der Entbindungsstation des Victoria Hospital in Melbourne. Es waren Arbeitsbedingungen ganz nach ihrem Geschmack, sonst hätte sie der Melbourne Maternity Unit, kurz MMU, sicher schon längst den Rücken gekehrt. Sooft man ihr auch eine Festanstellung angeboten hatte, Ally lehnte jedes Mal ab.

Eine unbefristete Stelle brachte es mit sich, dass sie den Menschen, mit denen sie zusammenarbeitete, irgendwann näherkam. Doch die Zeiten, in denen sie es zugelassen hatte, von anderen bitter enttäuscht zu werden, waren lange vorbei. Und zwar von jenem denkwürdigen Tag an, als sie sechzehn geworden war und ihr Leben selbst in die Hand genommen hatte. Da war sie zum letzten Mal beim Sozialamt gewesen. Es spielte keine Rolle, dass sie kaum Geld besaß und auch nicht wusste, wie sie überleben sollte. Wichtig war nur, dass sie selbst entscheiden konnte, wie ihre Zukunft aussah.

Seitdem enttäuschte niemand mehr ihre Erwartungen. Weil sie die Richtung bestimmte. Immer. Und weil sie es sich nicht mehr gestattete, auf eine Familie, geschweige denn auf Liebe zu hoffen.

„Halte mich jetzt bitte nicht für pedantisch“, sagte Lucas. „Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles in Ordnung ist.“

Was sollte nicht okay sein? Ally mochte es nicht, wenn sie bemuttert wurde. Das roch nach Betreuung und Fürsorge, und davon hatte sie in ihrem Leben mehr als genug gehabt.

„Sobald ich meine Sachen verstaut habe, werde ich einen Spaziergang machen und mir mal ansehen, wo diese Praxis liegt.“

„Viel Erfolg, Ally. Falls es keine Probleme gibt, sehen wir uns in vier Wochen.“

Sie schob das Handy zurück in die Hosentasche, hob die größere der beiden Taschen auf, ging ins Schlafzimmer und warf sie aufs Bett. Immerhin ein Doppelbett …

Nicht dass sie einen Mann hätte, der es mit ihr teilen könnte. Noch nicht. Vielleicht lernte sie ja am Strand einen heißen Typen kennen, der einer kurzen Affäre nicht abgeneigt war. Athletisch, durchtrainiert, wie Surfer so sind. Dass es Winter war, hielt diese Kerle nicht davon ab, aufs Surfbrett zu steigen. Wozu gab es schließlich Neoprenanzüge? Noch besser, da zeichnete sich jeder Muskel ab. Ihr wurde warm bei dem Gedanken.

Nachdem sie die andere, mit Büchern und DVDs randvoll gefüllte Tasche in eine Ecke des Wohnzimmers geschoben hatte, stemmte sie die Hände in die Hüften und sah sich um.

Es war vier Uhr nachmittags, und sie hatte nichts zu tun.

Sobald sie mit der Arbeit anfing, war alles easy. Nur die ersten Stunden an einem neuen Ort machten sie unruhig. Ally zog den Reißverschluss der Tasche auf, holte zwei kleine silberne Figuren heraus und stellte sie auf das einzige Regal. „Hallo, Jungs, willkommen in Cowes auf Phillip Island.“ Sanft strich sie mit dem Finger über die Hunde. Falls sie sich jemals ein Tier anschaffen sollte, dann einen English Springer Spaniel wie diesen. Oder besser zwei davon. Einer allein wäre einsam.

Ally hatte den Bartletts nie vergeben, dass sie ihr das Herz gebrochen hatten – als sie ihr versprachen, sie immer zu lieben, um ihr dann zum Abschied die beiden Hundefiguren zu schenken. Daraufhin packte sie die Spaniels in eine leere Pralinenschachtel, verschnürte sie mit einem gelben Band und vergrub sie im Garten der Bartletts. Die hatten sie im Stich gelassen, sie wollte ihren Trostpreis nicht. Doch an einem rabenschwarzen Tag erinnerte sie sich an die Hunde, die sie ihrerseits im Stich gelassen hatte. Ally schlich sich in den Garten und grub die Schachtel wieder aus.

Seitdem hatte sie die Figuren immer bei sich, als Talisman und Beweis dafür, wie stark und unabhängig sie war.

Allerdings machten die kleinen Hunde aus der fremden Wohnung immer noch kein Zuhause. Ally überlegte, die Schränke zu inspizieren, damit sie wusste, wo was lag. Was jedoch keine fünf Minuten in Anspruch nehmen würde, und sie hätte danach immer noch keine Ahnung, was sie mit sich anfangen sollte.

Dies waren die einzigen Momente, in denen sie sich eingestand, dass ihr Leben nicht normal war. Aber was bedeutete schon „normal“?

Leben wie andere Menschen auch.

Wenn sie wie jetzt in einer Wohnung stand, die sie nie zuvor gesehen hatte und deren Besitzer sie nicht kannte, fragte sie sich jedes Mal, wie es wäre, sich für immer an einem Ort niederzulassen, an dem sie sich zu Hause fühlte.

Und jedes Mal konnte sie sich das beim besten Willen nicht vorstellen.

Auch nicht mit einem Mann, der dich bedingungslos liebt?

Die Antwort blieb immer die gleiche: Den gibt es nicht.

Nur nicht ins Grübeln verfallen, ermahnte sie sich. Ally zog ihre nagelneuen langen schwarzen Stiefel aus und schlüpfte in bequeme Laufschuhe. Sonnenbrille aufgesetzt, Schlüssel und Portemonnaie in die Hosentasche, und auf ging’s zur ersten Erkundungstour. Irgendwo musste es hier einen anständigen Coffeeshop geben. Und da konnte sie auch gleich sondieren, wo man Essen zum Mitnehmen bekam. Danach ans Meer, ein bisschen am Strand herumstromern.

Der Kaffee war einer der besten, den sie je getrunken hatte. Ally leerte den Pappbecher bis auf den letzten Tropfen und warf ihn in den nächsten Abfalleimer.

Der Strand schien endlos. Weicher Sand unter ihren Schuhen und vor ihr sanft plätschernde Wellen. Sie sah Ball spielende Kinder und Paare, die Hand in Hand am Ufer entlangschlenderten. Und ein Idiot, der es unbedingt wissen wollte, rannte ins eiskalte Wasser und kam schreiend sofort wieder heraus.

Ally zog ihr Handy aus der Tasche und rief auf der Entbindungsstation in Melbourne an. Sie konnte einen glücklichen Seufzer nicht unterdrücken, als Darcie sich meldete. „Hey, was macht dein Kopf?“, fragte Ally ihre Freundin.

„Dem geht’s gut, aber ich habe ja auch den ganzen Abend Orangensaft getrunken“, antwortete die Ärztin.

„Geschieht dir recht, wenn du dich freiwillig zur Rufbereitschaft meldest.“

„Sagt die Frau, die mehr Stunden arbeitet als wir alle zusammen“, murmelte Darcie. Was sie dann sagte, hob Allys Stimmung beträchtlich. „Übrigens kannst du bei mir einziehen, wenn du wieder in der Stadt bist. Heute Morgen ist meine Mitbewohnerin ausgezogen.“

„Großartig, das ist super.“ Darcie wurde mehr und mehr zu einer guten Freundin. Was Ally nicht geheuer war, wenn sie länger darüber nachdachte. Doch im Augenblick tat es gut, eine Freundin zu haben, zumal sie unruhiger war als sonst vor einem neuen Job.

Andererseits … hatte sie nicht schon vor langer Zeit gelernt, mit Einsamkeit umzugehen? Jedes Mal, wenn sie zur nächsten Pflegefamilie weitergereicht wurde, zu Menschen, die es gut mit ihr meinten und die sie doch eines Tages wieder wegschickten?

„Bist du noch dran?“, fragte Darcie.

Ally riss sich zusammen. „Gab es Notfälle?“

„Ich habe gerade einen Notkaiserschnitt hinter mir und wollte mir etwas zu essen holen.“

„Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Danke für das Angebot, ich komme darauf zurück, wenn ich ein Bett brauche.“ Ally steckte das Handy weg und schob die Hände tief in die Jackentaschen, während sie sich auf den Weg zum äußersten Ende des Strands machte.

Ein Ball rollte auf sie zu, sie nahm ihn an und kickte ihn zurück zu den Jungen, denen er entwischt war. Einer von ihnen streckte den Fuß aus, verfehlte ihn und musste sich spöttische Bemerkungen seiner Kumpel anhören, weil ein Mädchen besser war als er.

Mädchen können alles besser, wenn sie wollen, dachte sie und setzte lächelnd ihren Spaziergang fort. Ihre Stimmung hob sich mit jedem Schritt. Wie konnte man hier unglücklich sein? Der Strand war herrlich, die frische, salzige Luft tat gut, und morgen fing sie einen neuen Job an. Was wollte sie mehr?

Die Sonne sank hinter den Horizont und tauchte den Himmel in einen wahren Farbenrausch von Rot, Orange und Gold. Wie gebannt betrachtete Ally das prächtige Naturschauspiel.

Bis ihr irgendetwas oder irgendjemand einen Schlag versetzte. Sie schwankte, versuchte, sich auf den Beinen zu halten, doch der zweite Zusammenprall schickte sie zu Boden. Ally landete im Sand und etwas Schweres auf ihr – hechelnd, mit nasser Zunge, ein Kalb von einem Hund.

„Hey, runter von mir …“ Sie wand sich zwischen haarigen Pfoten und versuchte, sich aufzusetzen.

Eine große Pfote drückte sie wieder nieder, und der dunkle Hundekopf versperrte ihr die Sicht auf den Sonnenuntergang. Schwanzwedelnd wackelte das Tier mit dem Hinterteil.

„Sheba, hierher!“ Von irgendwoher über ihnen kam eine Männerstimme. „Sofort!“

Sheba leckte Ally übers Kinn und sprang zur Seite weg, wich geschickt der Hand aus, die sie am Halsband packen wollte.

„Puh.“

Doch Allys Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Die Hündin legte sich so dicht neben sie wie möglich, immer außer Reichweite des Mannes, der sie zu fassen versuchte. Und wieder landete eine schwere Pfote auf Allys Magen und drückte ihr die Luft aus den Lungen.

Hinter Ally ertönte helles Kinderlachen. „Sheba, du bist witzig.“

Da schien sich jemand vor Vergnügen den Bauch zu halten. Ally schob die Pfote behutsam beiseite, setzte sich auf und blickte sich um. Ein süßer kleiner Junge hüpfte begeistert auf und ab und lachte dabei so fröhlich, dass es ihr das Herz wärmte.

„Platz, Sheba!“ Herrchen wirkte alles andere als erfreut.

Ally blickte zu dem Mann auf, der sich jetzt über sie beugte. „Alles okay, mir geht’s gut.“ Sie lächelte, um ihn zu beruhigen.

„Es tut mir leid, dass Sheba Sie über den Haufen gerannt hat. Sie kennt ihre Kraft nicht.“ Als er zu dem Kind hinüberblickte, wich sein Unmut einem weicheren Ausdruck. „Adam, ermutige sie nicht noch.“

„Aber das war lustig, Dad.“ Der Kleine bog sich vor Lachen.

Ally erhob sich, klopfte sich den Sand von der Jeans und lächelte. „Wenn Kinder erst anfangen zu kichern, können sie nicht wieder aufhören.“ Dem Jungen nur zuzusehen, machte sie glücklich. Jetzt sprang der Hund auf ihn zu und stieß mit seinem großen, zotteligen Kopf gegen seinen Po, woraufhin Adam noch lauter lachte. Kullernd und jauchzend quoll das Lachen aus ihm hervor, tanzte in der Abendluft, so ansteckend, dass Ally von einem Ohr zum anderen grinste.

Der Mann, dem die Situation unangenehm zu sein schien, schüttelte den Kopf. „Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen. Haben Sie sich wirklich nicht wehgetan?“

Also war ihm nicht entgangen, wie sie kurz zusammengezuckt war, als sie sich den Sand abklopfte. Wahrscheinlich würde sie morgen an der Hüfte einen blauen Fleck haben. Was sie natürlich nicht zugeben würde.

„Es ist alles in Ordnung, wirklich. Sheba wollte spielen, und wenn ich nicht auf den Sonnenuntergang gestarrt hätte, wäre ich aufmerksamer gewesen.“ Sie streckte die Hand aus. „Ich bin Ally. Das ist Sheba, Ihr Junge heißt Adam. Und Sie?“

„Flynn. Wir haben den ganzen Tag bei Freunden verbracht und brauchten ein bisschen frische Luft, bevor es nach Hause geht.“ Zum ersten Mal blickte er sie direkt an, so als müsste er einen Moment nicht auf Hund und Kind aufpassen. „Und Sie?“

„So ähnlich. Der Strand zieht einen förmlich an, wenn die Luft so mild ist.“ Er brauchte nicht zu wissen, dass sie gerade erst in dieser Stadt angekommen war. Ally strich die letzten Sandkörnchen von ihren Jackenärmeln und versuchte, ihn nicht anzustarren. Aber es fiel ihr schwer, den Blick von ihm zu lösen.

Vielleicht war es der melancholische Ausdruck in seinen Augen, der ihre Aufmerksamkeit mehr erregte als sonst bei Zufallsbekanntschaften am Strand. Ein dunkler Bartschatten bedeckte sein markantes Kinn. Ziemlich sexy, genau wie die vom Wind zerzausten Haare über dem attraktiven Gesicht. Unwillkürlich wurden ihre Wangen warm, als sie sich vorstellte, diesen Mann näher kennenzulernen. Falls sie es geschickt anstellte, könnte sie ihn vielleicht zu einer kurzen Affäre verlocken.

Sie ließ den Blick über seine breitschultrige, athletische Gestalt gleiten, zu der eng anliegenden Jeans, unter der sich muskulöse Beine abzeichneten. An seiner Hand blitzte etwas auf, reflektierte die letzten Sonnenstrahlen, und da hatte sie ihre Antwort. Ein Ehering. Das sagte alles.

„Kann ich Ally zu dir sagen?“ Adam hopste vor ihr auf und ab.

Ally blinzelte und konzentrierte sich auf die jüngere Version, nachdem die ältere schlagartig außer Reichweite gerückt war. „Klar kannst du das.“ Als ob sie sich jemals wiedersehen würden … Obwohl, so unrealistisch war das nicht, wenn Flynn oft mit seinem Sohn an den Strand ging. Solange sie nicht gerade Babys auf die Welt holte und mit Schwangeren redete, wollte Ally so viel Freizeit wie möglich hier am Meer verbringen.

Hoffentlich brachte Flynn beim nächsten Mal seine Frau mit. Das dürfte das erotische Kribbeln, das sie in seiner Gegenwart verspürte, gehörig dämpfen! Ally ließ sich grundsätzlich nicht mit Männern ein, die vergeben waren. Wie könnte sie ihr Vergnügen mit dem Kummer anderer bezahlen?

Da musste sie sich wohl nach jemand anderem umsehen. Wow, Ally, du bist gerade mal eine gute Stunde hier. Wozu die Eile?

Ganz einfach: Ein Lover würde sie vor langen einsamen Nächten bewahren, in denen sie von etwas träumte, das für sie unerreichbar blieb. Sie konnte das Gefühl, nichts wert zu sein, vergessen. Zumindest für die Stunden, in denen sie einen Mann glücklich machte und er sie.

Flynn Reynolds riss den Blick von der schönsten Frau los, die er seit Langem gesehen hatte, und richtete ihn auf seinen Sohn. Allerdings stand Adam genau vor ihr, redete ununterbrochen, sodass Flynn die Gelegenheit nutzte, ihre Beine zu betrachten. Endlos lange, schlanke Beine in enger Jeans. Hinreißend!

Sie lachte wegen etwas, das Adam gesagt hatte. Ein herzhaftes, sinnliches Lachen, aus purem Vergnügen heraus.

Was er sehr erfrischend fand, nachdem er nicht nur einmal erlebt hatte, dass Frauen sich mit vorgetäuschtem Interesse an seinem Sohn an ihn heranmachen wollten. Keine von ihnen kapierte, dass Adam sie schnell durchschaute. Geschweige denn, dass Flynn nicht interessiert war. Nicht im Geringsten.

Warum ertappte er sich jetzt dabei, dass er das Lächeln dieser umwerfenden Frau erwiderte, obwohl es gar nicht ihm galt, sondern seinem Sohn? Zumal ihm in letzter Zeit selten zum Lächeln zumute war.

Flynn konzentrierte sich auf seinen Jungen. „Wir müssen nach Hause, Adam. Die Sonne ist gleich weg, dann wird es kühl.“ Eine lasche Ausrede, aber immer noch besser, als seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Sonst kam er womöglich noch auf die dumme Idee, Ally besser kennenlernen zu wollen. Er war noch nicht bereit für eine neue Frau in seinem Leben. Auf Jahre hinaus wahrscheinlich nicht.

„Müssen wir wirklich?“

„Ja, Adam.“

Je länger er jedoch hier stand und mit ihr redete, umso mehr könnte er versucht sein, sie zum Abendessen einzuladen. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass eine attraktive Frau wie sie Single war. Sie trug zwar keine Ringe, doch das hatte nichts zu bedeuten.

Flynn sah sich um und fluchte unterdrückt. „Sheba!“, brüllte er. „Komm hierher!“

Zu spät. Die Hündin landete bis zum Bauch im Wasser, sprang und tollte herum, als würde ihr die Kälte nichts anhaben.

Adam rannte hinterher, blieb am Ufer stehen, die kleinen Hände in die schmalen Hüften gestemmt. „Sheba, Dad sagt, wir gehen nach Hause“, rief er. „Willst du nicht dein Fressen haben?“

Ally, die neben Flynn stand, lachte leise auf. „Viel Glück.“

Er warf ihr einen Seitenblick zu. Ihre Wangen waren leicht gerötet, und die Röte vertiefte sich, wenn sie lachte. Was sie oft tat.

Adam und Sheba trotteten auf sie zu. Und dann tat der Hund das, was alle nassen Hunde taten – sie schüttelte sich kräftig, dass die Salzwassertröpfchen nur so flogen. Flynn erwartete, dass Ally nun endgültig genug hätte, sich beschweren und davongehen würde. Aber nein. Ihr Lachen erfüllte die milde Abendluft und wärmte sein Herz. Wie leicht wäre es, sich von einer Frau wie ihr verzaubern zu lassen. Nein, von ihr …

Flynn unterdrückte einen Seufzer der Enttäuschung. In seinem Leben war kein Platz für eine Frau, so schön sie auch sein mochte. Nicht einmal für kurze Zeit. Adam und seine Arbeit beanspruchten seine gesamte Aufmerksamkeit. Abgesehen davon hatte er keine Ahnung mehr, wie man eine Frau ansprach, sich verabredete. Er war zu lange raus aus dem Markt.

Ob es einen Ratgeber „Dating für Dummies“ gab? Ich brauche keinen. Ich will es nicht. Flynn versetzte sich eine mentale Ohrfeige. All diese Fragen und Zweifel nur wegen einer Frau, der er vor ein paar Minuten zum ersten Mal begegnet war! Er brauchte eine Auszeit, das war das eigentliche Problem. Alleinerziehender Vater und stark engagiert im Beruf – kein Wunder, dass sein Akku leer war.

„Auf geht’s.“ Er packte Sheba beim Halsband und wandte sich Richtung Straße. „War nett, Sie kennenzulernen.“ Flynn nickte der ersten Frau, die zwei Jahre nach Annas Tod sein Interesse erregt hatte, knapp zu. Sobald er zu Hause war und damit beschäftigt, das Abendessen zu machen, die Wäsche zusammenzulegen und sich auf die Arbeit morgen vorzubereiten, sollte sich dieses Interesse verflüchtigt haben. Verdammt. Es wäre schön gewesen, sie näher kennenzulernen.

„Bye, Ally“, sagte Adam, als sie losgingen.

Sie blieb zurück, beide Hände in den Jackentaschen. „Wir sehen uns.“

Täuschte er sich, oder hatte das hoffnungsvoll geklungen?

„Okay“, antwortete sein Sohn, der sich anscheinend nicht von ihr trennen mochte. „Morgen?“

„Adam“, mahnte Flynn. „Komm jetzt.“ Aber er musste sich zusammennehmen, um sie nicht doch zum Abendessen einzuladen. Ich brauche nicht die Probleme anderer, dachte er. Ich brauche niemanden.

Wahrscheinlich wäre sie auch nicht begeistert, wenn er ihr gebackene Bohnen auf Toast servierte.

Gebackene Bohnen. Im Geiste hörte er Anna sagen, wie ungesund sie wären. „Dosenfutter“ hatte sie immer abfällig gesagt. Aber heute Mittag hatten Adam und er viel Gemüse gegessen, da konnte er die Regeln am Abend ein bisschen lockern. Ab und zu gebackene Bohnen, das schadete seinem Sohn nicht und verschaffte ihm selbst etwas mehr Zeit. Vielleicht konnte er sogar die Spätnachrichten sehen. Es ging aufwärts mit seinem Leben!

2. KAPITEL

Ally setzte ein freundliches Lächeln auf und betrat die Gemeinschaftspraxis. Während sie den Reißverschluss ihrer Jacke aufzog, marschierte sie zum Empfangstresen.

„Hi, ich bin Alyssa Parker. Ich springe für Kat ein.“

Der Mann, der in der Patientenakte gelesen hatte, richtete sich auf, und Ally schnappte nach Luft, als sie in die blauen Augen blickte, die sie heute Nacht bis in ihre Träume verfolgt hatten. Dann lächelte sie. „Flynn!“ Das sinnliche Prickeln, das sie gestern in seiner Nähe gespürt hatte, war auf einmal wieder da, rieselte durch ihren Körper und erzeugte Hitze an Stellen, die tabu waren – jedenfalls für einen verheirateten Mann. Er war immer noch atemberaubend, auch wenn der Bartschatten verschwunden, Kinn und Wangen glatt rasiert waren. Hör auf, ermahnte Ally sich.

Doch sie hätte schon sechs Fuß unter der Erde liegen müssen, um nicht auf ihn zu reagieren.

„Hallo, Ally. Oder bevorzugen Sie Alyssa?“

„Lieber Ally. Niemals Alyssa. Dann sind Sie Dr. Reynolds?“ Gestern Abend hatten sie ihre Nachnamen nicht genannt. Und als es um den Job ging, hatte sie den Vornamen des Arztes nicht erfahren.

Ally merkte, wie die Angestellte hinter dem Tresen sie fragend musterte.

Flynn sah es auch. „Megan ist unsere Bürokraft und ein wahres Organisationstalent“, stellte er vor. „Sie wird Ihnen helfen, Akten und Bestandslisten zu finden und was Sie sonst noch brauchen.“

„Kennen Sie sich?“ Megan verlor den inneren Kampf mit ihrer Neugier.

Ally überließ Flynn die Antwort und sah sich um, während er sagte: „Wir sind uns gestern kurz begegnet. Sagen Sie den anderen bitte, dass wir im Teeraum sind, wo sie Ally begrüßen können?“

Er kam um den Tresen herum. „Ich führe Sie herum“, bot er Ally an. „Sie haben gleich heute Morgen volles Programm: Drei Mütter, die nur auf die Wehen warten, und vier im zweiten Schwangerschaftsdrittel.“

„Drei Hochschwangere? Gab es hier auf der Insel vor acht Monaten eine Party?“ Sie lächelte.

„Sie werden überrascht sein, wie viele Schwangere zu uns kommen. Die Bevölkerung von Phillip Island ist größer, als manche annehmen. Eine der Frauen, Marie Canton, ist Adams Tagesmutter, wenn er nicht im Kindergarten ist.“

Also war Adams Mum berufstätig. Ally fragte sich, was sie machte. War sie Ärztin?

„Wann ist mein erster Termin?“ Ally besann sich auf professionelle Fragen.

Aber da lächelte Flynn, und es fiel ihr schwer, bei der Sache zu bleiben, weil ihr plötzlich wieder warm wurde.

„Um neun“, antwortete er. „Hat man Ihnen gesagt, dass Kat auch an die Highschool geht, um mit Teenagern über Verhütung zu sprechen?“ Flynn trat einen Schritt zurück und bedeutete ihr, ihm in die Küche mit dem angeschlossenen Besprechungszimmer zu folgen. „Der nächste Termin ist am Donnerstagnachmittag.“

„Nein, davon wusste ich nichts. Ist aber kein Problem.“ Was war das für ein Aftershave? Unauffällig schnupperte sie dem würzigen Duft nach, der sie an herbstliche Wälder, Sonne … und warme Männerhaut erinnerte.

Prompt stolperte sie über ihre eigenen Füße und musste sich an einem Stuhl festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Ich bin noch dabei, diese Stiefel einzulaufen“, meinte sie entschuldigend und hoffte, dass Flynn ihre geröteten Wangen nicht auffielen. Natürlich sollte er sie nicht für tollpatschig halten, aber noch schlimmer wäre es, wenn er merkte, dass sie seinetwegen fast auf der Nase gelandet wäre.

Doch als sie ihm einen Blick zuwarf, entspannte sie sich. Er sah nur auf ihre neuen schwarzen Langschaftstiefel. Schicke Teile, die sie fast einen Wochenlohn gekostet hatten. Seine Augen weiteten sich, sein Blick glitt höher, ganz langsam, über ihre Schenkel, ihre Hüften, höher und höher, bis ihre Blicke sich schließlich trafen.